Gefühle zulassen in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Teekesselchen
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Gefühle zulassen in der Therapie

Beitrag Di., 11.03.2014, 10:08

Hallo,
wahrscheinlich ist das Thema hier nicht vollkommen neu (so viele Beiträge habe ich noch nicht gelesen).
Es interessiert mich jedenfalls sehr, was euch in der Therapie konkret geholfen hat, vom reden und verstehen der Zusammenhänge hin zum FÜHLEN zu kommen. Ich habe soo große Probleme damit (blocke die Gefühle ganz schnell ab) und bin für eure Erfahrungen sehr offen!
LG Teekesselchen

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Lisa99
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Beitrag Di., 11.03.2014, 11:42

In der Therapiestunde habe ich selten einen richtigen Zugang zu meinen Gefühlen gehabt, aber ich habe es für mich zu Hause geübt. Ich habe mich manchmal hingesetzt, wenn ich Zeit hatte, und habe in mich hineingefühlt (ohne Leistungsdruck). Wie fühle ich mich gerade? Wo spüre ich was in meinem Körper? Mit der Zeit habe ich dann immer mehr gefühlt.
Ich glaube, man darf nicht zu viel wollen (manchmal ist das Spüren nachts leichter, da "sieht" es ja niemand). Wichtig ist auch, traurige Gefühle oder Ärgergefühle nicht gleich wegzudrücken, wenn sie da sind, sondern einfach mal anfühlen und anschauen.

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SüdlichderNordsee
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Beitrag Di., 11.03.2014, 11:46

Hallo,
zum einen hat mir das zunehmende Vertrauen zum Therapeuten geholfen.
Auch wenn ich lange mit verschränkten Armen gesessen habe und auch auf Fragen hin gesagt habe: Ich weine jetzt nicht - auch wenn mir danach war.

Dann hat mir auch mein Mut geholfen.

Mein „Stamm“-Therapeut hat mich auf einen Körperpsychotherapie-Workshop hingeweisen, dessen Leiter ihm gut bekannt ist.
Und dort habe ich dann mit viel Mut um Hilfe gebeten und gearbeitet - über Sprache und Körperarbeit - was letztlich zu einem ersten Ausbruch von Gefühlen geführt hat.
Lang ists her - und der Beginn einer guten Entwicklung, deren Früchte ich jetzt ernte.

Wichtig ist auch - das ich auch immer wieder schaue, was ich spüre, was körperlich in mir passiert - auch wenn ich dem Gefühl keinen Ausdruck geben möchte.

LG


Tränen-reich
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 11.03.2014, 11:50

Hallo Teekesselchen,

wie lange machst du denn schon Therapie?

Ich denke Gefühle zulassen ist ein hauptsächliches Kernproblem in der Therapie. Es gibt dafür keine Patentlösung, die muss jeder für sich selbst finden. Ich habe auch versucht, Erfahrungen anderer mir "anzuhören", aber es bringt einem nicht viel. Mir persönlich stehen ne Menge Ängste z. B. im Weg, die überwunden werden sollten.... Es gibt einfach zu viele kleine Verzweigungungen auf dem Weg hin zu den Gefühlen, so ist das jedenfalls bei mir.

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weisserAdler
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Beitrag Di., 11.03.2014, 19:56

Liebes Teekesselchen,

dein Name löst gerade ein nettes Geüfhl bei mir aus

Wirklich helfen kann ich dir auch nicht,
aber meine Erfahrung erzählen.
JETZT nach meiner Therapie fangen die Gefühle an zu arbeiten, positiv wie negativ, Gefühle an die ich in der Therapie nie so ran kam.
Ich glaube,
Gefühle passieren einfach, wenn sie "rundherum" passieren dürfen...
(wenn einfach alles für dein Gefühl raus kommen dürfen passt") - DAS KANN MAN NICHT ERZWINGEN, und soll keinen Stress machen, nicht dir, noch dem Therapeuten,
es ist einfach wie es ist, und so wie es ist, ist es gut und ok,
"dein Inneres weiss was es will"! und wenn das Gefühl genau da zu dem Zeiptunkt hoch kommen will, dann tut es das,
und wenn nicht,
hat das Gefühl "einen Grund dafür"
das ist einfach meine Erfahrung mit den Gefühlen...

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Teekesselchen
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Beitrag Di., 11.03.2014, 21:09

Ich bedanke mich sehr für eure Antworten und dass ihr mir Anteil an euren Erfahrungen gegeben habt!
Es tut gut, nicht allein mit der Problematik zu sein - und andererseits ist es wohl tatsächlich so, dass jede/r seinen eigenen Weg suchen und gehen "muss".
LG

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Meli91
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Beitrag Do., 22.06.2023, 16:03

Hallo.

Ich bin neu hier und hab direkt mal eine Frage.

Könnt ihr bei der Therapie alle eure Gefühle raus lassen? Wie ist das zb mit dem weinen?

Meine Therapeutin merkt manchmal, das ich schon ganz kurz davor bin.

Und meint auch immer, ich seh gerade wie du mit dir kämpfst. Lass es doch einfach mal raus. Das ist gar nicht schlimm.

Aber irgendwie kann ich das nicht vor ihr. Versuche das aktiv in dem Moment zu unterdrücken.

Allgemein vor anderen Menschen zu weinen ist irgendwie nicht so meins. Mag ich irgendwie nicht und ist schwer für mich. Wie ist das bei euch? Könnt ihr das?
Wenn ich bei mir zu Hause, für mich ganz alleine bin, kann ich schon weinen und auch mal alles raus lassen. Das geht dann.

Würde mich auf Antworten von euch freuen.

Liebe Grüße.
Meli.

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sunny87
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Beitrag Do., 22.06.2023, 18:33

Hallo und willkommen,

ich kenne das auch mit dem nicht weinen können. Meine Thera meinte, es wäre Ok, da ich die Kontrolle nicht abgeben will oder kann aufgrund des Traumas. Das wurde aber mit der Zeit besser.

Es ist vollkommen okay, wenn Du das da nicht kannst.

Sunny

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Meli91
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Beitrag Do., 22.06.2023, 23:06

Hallo Sunny.

Ich danke dir für deine Worte.

Habe irgendwie manchmal das Gefühl, das meine Therapeutin das von mir erwartet... . Aber ich bin manchmal ziemlich schlecht in sowas, wenn es ums Gefühle zeigen geht. Gerade in der Therapie.

Daran muss ich wohl noch arbeiten.

Lg, Meli.

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Shukria
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Beitrag Fr., 23.06.2023, 05:52

Warum musst du Gefühle in der Therapie zeigen?

Letztlich geht es darum einen guten Zugang zu den eigenen inneren Empfindungen zu bekommen.

Man kann also auch in der Therapie sitzen, in sich reinhorche und feststellen/sagen - ich merke, ich bin gerade traurig. Das reicht.

Unbedingt zb weinen zu müssen… wofür? Es reicht wenn du gut Zugang zu deinen Gefühlen hast. Ob , wann, bei wem und wie intensiv du deren Ausdruck zulässt, zulassen kannst ist dich etwas sehr kontextbezogenes. Katharsis ist schon lange erkannt, ist hierfür nicht notwendig

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alatan
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Beitrag Fr., 23.06.2023, 08:54

Shukria hat geschrieben: Fr., 23.06.2023, 05:52 Unbedingt zb weinen zu müssen… wofür?
Gefühle wirklich zu erleben, funktioniert nicht allein kognitiv. Wirkliche Gefühle sind immer auch ein Körpererleben, bei z. B. Weinen bei Traurigkeit. Gefühle nicht erleben zu können, ist ein Zeichen von schwerwiegender psychischer Beeinträchtigung und auch nicht gut für die psychische und körperliche Gesundheit. Vor anderen Gefühle nicht erleben zu können, bedeutet, mit emotionaler Nähe Schwierigkeiten zu haben. Therapie ist genau dafür da, das zu erlernen im geschützten Raum.

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SinnIch
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Beitrag Fr., 23.06.2023, 10:04

Hmm, also ich war anfangs so, dass ich es total abgeblockt habe, wenn ich merkte, es kommen Tränen, was ich aber sehr anstrengend und unangenehm fand. Irgendwann hab ich es zugelassen (aber auch nur, weil mir immer wieder gesagt wurde, es sei okay) und seitdem passiert es mir dauernd in Therapie, dass mir Tränen runterlaufen und ich lass das einfach. Etwas peinlich ist es mir schon, weil es nicht immer zum Kontext passt, also das auch passiert, obwohl wir über was vermeintlich harmloses reden und es mir total unpassend erscheint. Das sprech ich dann aber auch ggf. an.

Wenn ich merke, es geht so richtig ins heulen, da blockiere ich auch noch. Vielleicht aus Angst, man könnte komplett die Kontrolle verlieren?

Aber grundsätzlich finde ich, es geht ja eher darum, womit geht es einem gut geht. Wenn man merkt, es stellt ein Problem für einen dar, dass man ständig Tränen abwehrt, dann wäre es vielleicht (für einen selbst) sinnvoll, darüber zu sprechen und daran zu arbeiten. Ich seh es mittlerweile als regelrechte körperliche Erleichterung, wenn was abfließen darf.

Aber man sollte sich umgekehrt natürlich auch nicht unter Druck setzen, dass da irgendwas passieren muss. Manchmal sprech ich auch über total emotionale Themen und es passiert rein gar nichts.
Sein lassen, was gerade da ist und wenn es gerade nichts ist, ist das auch eben so. Manchmal überrascht man sich dann vielleicht selber irgendwann.

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alatan
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Beitrag Fr., 23.06.2023, 10:59

WahnSinnIch hat geschrieben: Fr., 23.06.2023, 10:04 Wenn ich merke, es geht so richtig ins heulen, da blockiere ich auch noch. Vielleicht aus Angst, man könnte komplett die Kontrolle verlieren?
Es kann gut sein, im geschützten Therapierahmen komplett die Kontrolle aufzugeben. Voraussetzung: ausreichende Strukturiertheit der Persönlichkeit und ausreichende Fähigkeit des Therapeuten, damit umzugehen (insbesondere keine Angst des Therapeuten, das wäre kontraproduktiv).

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Shukria
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Beitrag Fr., 23.06.2023, 14:03

@ alatan, ja grundsätzlich sehe ich das auch so aber ich finde es nicht notwendig das dies im Therapiersum geschehen muss.

Man kann ja über die Therapie auch einen besseren Zugang zu seinen Gefühlen bekommen und das dann zu Hause beim Partner zb umsetzten und such dort fallen lassen. Das wäre dann genauso gut, vielleicht sogar besser als es im Therapieraum zu können aber sich im privaten nicht zu trauen.

Mir ging es nur darum das beide Wege okay wo man Gefühle zulässt

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Louna
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Beitrag Fr., 23.06.2023, 14:26

Ich sehe das auch so wie Shukria, ich habe in den vielen Therapien erst einmal geweint, also da liefen Tränen kurz, mehr auch nicht. Ich muss das nicht heraus fordern oder "können".
Warum ist das so wichtig?
Ich finde das gar nicht wichtig. Manch einer kann viel weinen, der Andere gar nicht.

@Melli
Ich kann auch fast nie für mich alleine weinen. Manchmal würde ich es gern, aber es kommt nichts, ich wünsche mir dann meistens Erleichterung durch Tränen....aber wenn ich dann wirklich einmal weine, dann vor Verzweiflung, das sind ganz andere Tränen, als die ich mir wünschen würde.

Setz Dich nicht unter Druck, MAN muss gar nichts.
Meine Therapeutin hat mich noch nie angesprochen warum ich nicht weine, warum auch? Das ist für mich nicht so enorm wichtig, ich kann es halt nicht, aber es belastet mich auch wenig.

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