Totale Überforderung, plötzlicher Therapieabbruch

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Ambi14
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Totale Überforderung, plötzlicher Therapieabbruch

Beitrag Fr., 07.02.2014, 04:21

Hallo,

ich bin neu hier, zum. in aktiver Form.

Ich habe lange gebraucht, den Schritt "Therapie" zu wagen.
Es gibt Momente, da ist es so klar und deutlich, dass es mir schlecht geht.
Dann im Alltag, "abgelenkt", geht es mir oft gut.

Ausgelöst durch schlimme Ereignisse, Verluste vor 2 Jahren, landete ich in der Ambulanz eines analytischen Instituts und bekam ein paar "Notfall-Sitzungen". Mir wurde ans Herz gelegt, nicht nur wegen der aktuellen Erlebnisse, auch meiner Lebensgeschichte eine Therapie zu machen.

Mehr durch einen Zufall bin ich später in einer Praxis für Psychoanalyse gelandet.
Nach 2 "unpassenden" probatorischen Sitzungen woanders fühlte ich mich dort und mit der Therapeutin direkt wohl.

Ich konnte über alles reden, sehr "nüchtern" über schlimmste Ereignisse und Atmosphären berichten.
Es wurde immer deutlicher, dass ich die dazugehörigen Gefühle nicht zulassen konnte.
Aufgewachsen mit Verdrängung, Leugnung und viel emotionaler Kälte und Distanz, "funktioniere" ich auch heute so.

Ich bin im Umgang mit Menschen offen, kümmere mich um alles und jeden, nur nicht um mich. Übernehme für mich selbst nicht die Verantwortung.
Immer wieder war das Thema in der Therapie.

In der letzten Zeit kam es zu einer absoluten Stagnation.
Ich bekam Angst, dass ich irgendwann nicht mehr kommen darf. Weil sich eben nichts ändert. Ich nichts ändere, bez. auf Partnerschaft, mein Leben...
Und so kam es zur "self-fulfilling prophecy".
Nach 14 Monaten Therapie, 2 mal die Woche, beendete meine Therapeutin diese am Dienstag.
Ich bin total schockiert, dass so etwas geht. Nach so langer Zeit, so unvorbereitet.

Wir haben in der Stunde davor über das Stagnieren und meinen Frust darüber gesprochen.
Ich fragte, was man dann macht. Und bekam zur Antwort, dass eine Therapie dann "eigentlich" zu Ende sei.
Bei der Antwort bin ich erstarrt. Und mit den Worten "na dann gehe ich am besten mal" bin ich raus. Mit dem Gefühl, aufgegeben worden zu sein.
Ich bin zu Hause zusammengebrochen.

Vielleicht sollte das provokant sein. Ein Anschub - mir ging so vieles durch den Kopf. Vor allem die Verlustangst überrollte mich. Eines meiner Themen.

Ich habe der Therapeutin geschrieben. Dass ich nun spüre, wie sehr ich sie brauche, dass ich sie nicht verlieren will.
Ich konnte am Dienstag wiederkommen.

Sie fragte mich, ob ich denke, dass mir jemand anderes evtl. besser helfen könne. Was ich verneinte. Weil es sicher bei jemand anderem auch nicht leichter bzw. besser sei, ich ihr ja vertrauen würde, dass eine Bindung da sei. Was meines Erachtens das Wichtigste ist.

Sie fragte, was ich mir von ihr wünsche, wie sie mir helfen kann.
Worauf ich keine Antwort wusste.
Sie wisse eben auch nicht weiter. Könne keine anderen Verfahren anbieten, als die, die die ganze Zeit erfolglos bleiben, es täte ihr Leid.
Und die Stunde war um.
Wieder dieser Schock und meine Worte "also haben Sie mich doch aufgegeben?".
Und dann die Antwort "ich gebe Sie nicht auf, ich beende nur die Therapie".

Und so stehe ich nun da. Vorletze Nacht hatte ich Panikattacken, bin immer wieder zusammengebrochen.
Ich hatte ihr geschrieben, dass es so abrupt sei, elendig weh täte. Wieder ein Verlust sei, der sich anreiht an die vergangenen.
Sie hatte es abends noch mal per Mail erklärt. Dass sie wegen meines Frusts und meiner Zweifel zu dem Entschluss gekommen sei, dass sie mir nicht helfen könne. Dass sie auch mit sich hadere, es bedaure, viel über das Ende nachdenke.
Aber dass es ihr wichtig sei, dass ich die Schuld nicht mir zuschiebe, eher Zeitpunkt der Therapie, sie, ich, die Therapieform nicht zueinander passen.

Seitdem habe ich einige Mails geschrieben, von Gefühlen, Alpträumen, die im morgendlichen Dämmerzustand aufkamen, es kamen keine Antworten.
Es passiert so viel in mir seitdem. Es kommen so viel Gefühle hoch, Gedanken, an denen ich sie teilhaben lassen wollte.
Ich denke immer, es gebe noch eine Chance. Es fühlt sich irgendwie auch wie ein Beginn an, weil so vieles plötzlich aus mir herauskommt.

Ich habe ihr auch von der Verletzung geschrieben. Sie, die genau weiß, was Verluste mit mir anrichten. Dass sie so plötzlich, am Ende der Stunde, wo ich nicht mehr reagieren konnte, die Thera beendete. Und dann nicht mehr antwortet.

Wie soll ich je wieder vertrauen, wenn es an einem wie ich immer dachte "absolut sicheren" Ort schon nicht geht?

Ich habe sie gebeten, dass sie mir wenigstens noch dabei hilft, wie es nun weitergehen kann.
Sie schrieb, dass sie es in der Mail gestern doch schon angeboten habe. Dass ich am Dienstag nochmal kommen kann, um gemeinsam zu schauen.

Aber diese Mail habe ich nicht bekommen, nur die von vorgestern. Im Spam ist keine Mail.
Auch das habe ich noch gefragt. Ob es sein könne, dass ich eine Mail gar nicht bekommen habe.
Aber auch darauf kam keine Antwort.

Nun weiß ich überhaupt nicht weiter, weiß damit nicht umzugehen.
Wunderbar, dieses wacher und wacher werden. (Lallaji)

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kaja
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 05:06

Ich hatte eine fast identische Situation vor ein paar Monaten. Der Therapeut zu dem ich gehe wollte keine weitere Verlängerung beantragen weil alles stagnierte. Auch er sagte das er sich darüber Gedanken gemacht hat ob mir ein anderer Therapeut oder eine andere Therapieform evtl. besser helfen würden.
Das ihm nichts mehr einfallen würde. Wir steckten einfach fest.

Für mich war das ganz schrecklich. Ich fühlte mich als Therapiversager, dachte es sei alles meine Schuld und kam mir ganz verloren vor. Wahlweise habe ich den Therapeuten dafür gehasst oder war traurig und verletzt.

Ich habe dann erstmal eine Therapiepause von zwei Monaten eingelegt und mich sehr intensiv damit beschäftigt. Weil ich das Gefühl hatte damit alleine nich weiter zu kommen habe ich mich für eine Klienten-Supervision entschieden, d.h ich habe für 3 Stunden einen anderen Therapeuten aufgesucht um mit ihm ausschließlich über das Therapieproblem zu sprechen und eine Lösung für diese festgefahrene Situation zu finden.
Er hat dann alles nochmal mit mir beleuchtet, z.B. die Beziehung zu meinem Therapeuten, meine Vorstellung von Therapie usw.. Ich habe mich dann auch ehrlich der Frage gestellt ob mir ein anderer Therapeut/eine andere Therspieform oder ein anderer Zeitpunkt besser helfen würden und ich habe verstanden das mein Therapeut mich nicht einfach loswerden will sondern sehr verantwortungsbewusst mir gegenüber handelt.
Mit den Ergebnissen aus der Supervision habe ich dann mit meinem Therapeuten nochmal Kontakt aufgenommen um das zu besprechen und u.U. einen guten Abschluss der Therapie für mich zu finden.
Es hat weitere, unglaublich anstrengende, drei Stunden gedauert bis wir damit durch waren und sich herausstellte das wir statt eines Therapieendes einen Neuanfang wagen.

Wenn eine Therapie stagniert und nichts mehr weiter geht muss ein verantwortungsvoller Therapeut in Erwägung ziehen das er mit dem was er leisten kann am Ende ist. Es hilft nicht wenn diese frustrierende Stagnation einfach ignoriert wird.
Ich denke jetzt ist für dich der Zeitpunkt gekommen dich mit den oben genannten Fragen auseinander zu setzen. Vielleicht kommt dabei raus das dir etwas anderes besser hilft, vielleicht entwickelst du aber auch Vorstellungen und Lösungen mit denen deine Therapeutin weiter mit dir arbeiten kann.
Gewöhnung und Sympathie oder die Angst vor dem Neuen und Unbekannten reichen leider nicht aus um einen stagnierenden Therapieverlauf in Fahrt zu bringen.
So schlimm diese Situation für dich jetzt auch ist, sie bietet dir auch die Chance für eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dir und der Therapie. Sowas ist schmerzhaft, anstrengend und überhaupt nicht schön, aber an so einem Punkt wohl notwendig.

Vielleicht ist es sinnvoll wenn du jetzt erstmal keine weiteren hektischen Kontaktaufnahmen startest sondern tief durchatmest, dich hinsetzt und bis Dienstag sammelst und aufschreibst was zu dem Thema wichtig ist.

Ich habe in der Supervision ein Mind-Map erarbeitet das u.a. folgenden Punkte enthielt :

Beziehung Therapeut -Ich
Erwartungen an die Therapie
Positives in der Therapie/Negatives in der Therapie
Welche Ziele/Wünsche/Vorstellungen habe ich im Bezug auf die Therapie
Welche Emotionen sind vorhanden
usw.

Evtl. hilft dir das ja um dich ein wenig zu sortieren und du kannst das Mind Map dann mit ihr am Dienstag besprechen. Ich fand da ergaben sich alleine schon durch das visuelle viele neue Erkenntnisse für mich.

/edit
Obwohl ich nicht sonderlich therapiefixiert bin war das für mich auch erstmal ein großer Vertrauensverlust. Bei näherer Betrachtung wurde mir aber klar das ich meinem Therapeuten ja vertraut hatte das richtige für mich zu tun und das war in diesem Moment einfach den Gedanken zuzulassen das er mir evtl. nicht mehr helfen kann. Hätte er das geleugnet hätte das auch bedeutet mir mögliche Hilfe zu verwehren. Das wäre ein echter Vertrauensbruch gewesen .
After all this time ? Always.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 08:01

Hallo, Ambi,
zunächst mal mein Mitgefühl! Es tut mir wahnsinnig leid und ich kann das auch ein bisschen nachempfinden, weil ich vor kurzem auch fast (wenn auch aus anderen Gründen) meinen Therapeuten verloren hätte. Ich hab gelitten wie verrückt.

Du bist 14 Monate 2x die Woche zu ihr gegangen. Das sind vielleicht insgesamt nicht mal 100 Stunden, oder? Und 100 Stunden sind für eine analytische Therapie nicht so viel. Analysen können vier Jahre dauern, manchmal noch länger. Und das hat seinen Grund, dass die so lange dauern: Es geht gar nicht um rasche Symptomverbesserung wie in den anderen Therapien, die ja nach dieser Zeit schon beendet sind...

Was genau bei dir los ist, kann hier niemand sagen: Natürlich sollte sich nach 14 Monaten etwas BEWEGT haben. Das können Dinge sein, die du selbst gar nicht merkst: Vielleicht hat der Patient immer noch dieselben Symptome, kann aber anders mit ihnen umgehen? Vielleicht hat er einen Zugang zu seinen Gefühlen bekommen, die er vorher abgewehrt hat? Vielleicht kann er zum ersten Mal jemanden lieben oder Freude empfinden?

Den Satz deiner Therapeutin: "Ich gebe Sie nicht auf, ich beende nur die Therapie" empfinde ich als bodenlose Geschmacklosigkeit und Unverschämtheit. Stell dir vor, jemand bringt einen anderen Menschen um. Darf der dann auch vor Gericht sagen: "Ich hab ihn nicht umgebracht; ich hab nur sein Leben beendet"? Damit redet sie sich raus, und das ist ethisch unverantwortlich. Völlig unabhängig von der Frage, ob sie dir helfen kann. Denn WENN sie das merkt, dann muss sie mit dir über Alternativen sprechen, und zwar von sich aus.

Was ich schließlich noch absurder finde, ist, dass sie sozusagen auf Zuruf meint, dir nicht mehr helfen zu können. Du wolltest sie vermutlich ein bisschen 'rütteln', von wegen: "Wie sehen Sie das denn?" - und sie schmeißt dich einfach raus.

Inhaltlich, wie gesagt, kann das hier niemand beurteilen, ob sie Recht hat mit der Annahme, sie könne dir nicht mehr helfen. Ich hätte mir für dich gewünscht, dass sie explizit sagt, an welcher Stelle sie nicht weiterkommt.

Dass du so leidest, das ist schlimm. Vermutlich hilft das nicht, aber es gibt so viele Therapeuten. Vielleicht kannst du es so machen wie kaja und ein paar Termine bei jemandem ausmachen, um erst mal das Drama zu klären und zu gucken, wie es weitergehen kann.


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Ambi14
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 11:02

Danke für eure lieben Antworten ihr beiden.

Es ging nicht um eine Therapieverlängerung, mein Stundenkontingent war ca. zur Hälfte erst verbraucht.
Für Analysen bekommt man in der Tat von vornherein viel mehr Stunden bewilligt.

Dass sie mir nicht helfen kann, bislang konnte, das mag ja sein. Ich habe sie auch immer abgewehrt, bzw. nichts im Leben bei mir verändert, ihre Vorschläge nicht umgesetzt.

Die Art, wie und wann sie es gesagt hat, haut mich so um. So plötzlich, in der laufenden Thera-Zeit.
Noch direkt vor Weihnachten sagte sie "ich werfe sie hier nicht raus", als ich mal die Angst äußerte, mich nicht ändern zu können.

Dann, dass dieser Bruch so hart ist. Sie meine Mails ignoriert. Vor allem die panischen der ersten Nacht. In denen ich flehte, mich mit dem Schmerz nicht alleine zu lassen.

Diese merkwürdige Antwort, dass sie mir doch angeboten habe, noch mal zu kommen, und ein weiteres Vorgehen zu klären. Nachdem ich per Mail von meiner Seite aus darum bat.
Da kam tatsächlich keine Mail mit dem Angebot. Was ich ihr gestern schrieb, dass ihre Mail evtl. nicht versendet wurde, keine im SPAM sei.
Auch darauf - keine Antwort.

In der 2. Nacht, von Mittwoch auf gestern, und auch am Tag noch, habe ich ihr noch ein paar Sachen geschrieben.

Auch in der Richtung, was kaja schreibt.
Dass durch diesen Bruch ein Prozess ausgelöst wurde.
Ich bekam Ideen, wie sie mir helfen könne. Sah mich in den Formulieren meiner Gedanken plötzlich auf ihrem Sofa liegen, ihr vieles erzählend.
Es fühlte sich tatsächlich auch wie ein Neubeginn an. Ich bekam durch den Schock auch Zugriff zu meinen Gefühlen, Urängsten.
Träumte plötzlich, bzw. erinnerte mich dran. Fing an, Bilder zu sehen (keine sehr schlimmen, aber hilflosen). Was vorher nie passierte.

Wir hatten relativ am Anfang in die sich gg.übersitzende Gesprächsform gewechselt, weil es mir auf der Couch so schwer fiel zu reden.
Das klappte dann im Sitzen mit möglichem Blickkontakt besser. Den ich mal suchte, zuließ, dann eben auch wieder nicht.

Warum sie nun nicht antwortet, auf die Frage, ob es sein kann, dass ich nur ihre Mail nicht bekommen habe. Gar nicht inhaltlich, da erwarte ich nichts. Das verstehe ich nicht. Das würde mich schon beruhigen.

Danke nochmals euch beiden. Ich muss mal versuchen, den Tag zu beginnen. Mein Sohn kommt gleich aus der Schule.

Ambi
Wunderbar, dieses wacher und wacher werden. (Lallaji)

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chaosfee
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 11:12

Hallo Ambi,

auch von mir erst einmal tiefes Mitgefühl. Ich finde, was sich deine Therapeutin da geleistet hat, eine bodenlose Verantwortungslosigkeit. Sie wendet sich ja quasi von dir ab. Ein Therapieabschluss gehört IMMER vorbereitet, und wenn deine Therapeutin meint, dir nicht weiterhelfen zu können, kann das nicht von einer Stunde auf die nächste passiert sein. Ich denke, da ist bei ihr ganz gewaltig etwas schief gelaufen. Weißt du, ob sie in Supervision ist?

Sind denn deine Stunden aus dem aktuell beantragten Therapiekontingent abgelaufen? Falls nein, hast du eigentlich 2 Möglichkeiten: Dir einen neuen Therapeuten zu suchen (so du die Kraft dazu hast) und mit ihm das ganze aufzuarbeiten (wobei meine Erfahrung leider ist, dass viele Therapeuten nicht die Sch... ihrer Vorgänger ausbaden wollen) oder - und das würde ich wohl machen - um einen Termin bei deiner Therapeutin zu bitten. Wenn eine Therapie stagniert, kann es doch nicht sein, dass der Therapeut seinen Patienten mal eben abserviert. Es gibt da auch eine Verantwortung dem Patienten gegenüber, die der Therapeut innehat.
Wenn sie sich nicht darauf einlässt, könntest du dich noch an die Ombudsstelle der Therapeutenkammer wenden, die sind Ansprechpartner und Vermittler, wenn ich Therapien etwas schief läuft.

Das erst mal in aller Schnelle, muss leider weg...

alles Gute!
chaosfee

edit: Dein letzte Post nicht gelesen
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


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Ambi14
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 12:15

Hallo chaosfee (so könnte ich auch heißen),

es müssten noch ca. 80-90 Std. übrig sein.

Am Dienstag habe ich nochmals einen Termin bei ihr.
Das, was mich gerade so kirre macht. Den sie mir angeblich angeboten haben will, was aber nicht der Fall war.
Die Sache mit der Mail. Ich hatte ihre Hilfe für das weitere Vorgehen erbeten. Von ihrer Seite aus kam das nicht.
Ich frage mich schon, ob sie mich nun als Lügnerin ansieht. Dass ich es nur behaupte, keine 2. Mail bekommen zu haben.

Ob da wirklich was nicht zugestellt wurde?
So "scheint" es zu sein. Alles andere würde keinen Sinn ergeben, dann müsste einer von uns lügen.
Und ich tue es nicht.

Ich weiß nicht, ob sie in Supervision ist. Gehe aber stark davon aus, weil sie auch über ihr Praxisangebot hinaus aktiv ist. Auf mich immer alles andere als unprofessionell wirkte.

Tja, mir geht so viel im Kopf rum.
Sollte das "Therapiezweck" sein? Mich mal ganz auf den Boden knallen zu lassen?
Ich denke nicht. Das wäre unverantwortlich.

Eine neue Thera finden zu müssen, stelle ich mir sehr schwierig vor. Es war bei ihr schon eine Odyssee. Die sind alle voll. Oder behandeln privat.
Als es vor 2 Jahren akut nötig war, hat es sich noch ein 3/4-Jahr hingezogen.
Und auch mehr durch Zufall dann geklappt.

Ich bin gerade sehr entmutigt. Auch was das Vertrauen angeht. In Therapie, in mich.

Obwohl so viel in mir passiert. Das sehe ich schon als Enwicklungsschritt. Und ich habe angefangen zu handeln.

LG Ambi
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Tristezza
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 12:31

Ambi14 hat geschrieben:So "scheint" es zu sein. Alles andere würde keinen Sinn ergeben, dann müsste einer von uns lügen. Und ich tue es nicht.
Warum sollte sie nicht gelogen haben? Ich denke, wer eine Patientin von einem Moment zum anderen aus der Therapie rauswirft, dürfte auch kein Problem damit haben zu lügen ...

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sandrin
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 12:36

Genauso seh ich das auch. Das ist absolut retraumatisierend und verantwortungslos. Sicherlich gibt es Gründe, eine Therapie zu beenden, aber nicht so! Es gut mir leid für dich, dass du diese Erfahrung machen musst. Und ich wünsche dir von Herzen, dass du das nächste Mal auf einen Menschen triffst, der dich halten kann und nicht selber so instabil oder was auch immer ist, dass er dich so rauskatapultiert.

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Marzipanschnute
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 12:36

Liebe Ambi,

Ich weiß gerade gar nichts hilfreiches zu sagen, möchte dir aber gerne mitteilen dass ich es ganz, ganz schlimm finde was du da durch machen musst.

Ich wünsche ich dir alles Gute und ganz viel Kraft und Mut und Hoffnung!
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh


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Ambi14
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 13:25

Danke für eure ganze Anteilnahme.

Ja, das ist wirklich nicht professionell, wie sie handelt, gehandelt hat.

Gestern noch dachte ich, dass es da wirklich ein Mail-Missverständnis gegeben haben könnte. Das denke ich immer noch, nur hat sie es leider nicht bestätigt. Darauf gar nicht reagiert.

Ihre Mail am Dienstag Abend, in der sie mir es noch mal erklären wollte, warum es so weit kommen konnte, klang unsicher.
Sie sprach von ihrem eigenen Hadern. Dass sie selbst viel darüber nachdenke. Es bedaure.
Und dass es ihr leid täte, dass dieser Verlust so schmerzhaft für mich sei.

Das allein zeugt nicht von "absoluter" Proffessionalität. Die hat sich von mir scheinbar in was mit reinsaugen lassen.
Aber ich dachte noch: "Gut, das ist nicht professionell. Aber menschlich. Wenn auch in einer Therapie sicherlich nicht angebracht. Aber ich habe lieber einen "menschlichen" Begleiter, der auch mal was falsch macht, mit etwas, mit "mir" überfordert ist (was ich ehrlich gesagt nachvollziehen kann), dafür ist aber Vertrauen und Bindung da."
Ich weiß, dass ich da mehr von ihr erwarten darf. Dass sie sich in so einem Fall Beistand durch Supervision holen müsste. Vielleicht hat sie es, ich weiß es nicht. Vielleicht macht sie es erst jetzt.

Ich empfinde die ganze Vorgehensweise verletztend, und falsch. Habe aber eben auch den menschlichen Apekt in ihrer Unsicherheit gesehen.
Sicherlich, weil ich sie einfach mag. Ich ihre Art immer mochte. Klare Ansagen und Äußerungen, die einen wachrütteln, auf der einen Seite, aber auch viel Verständnis und Wärme auf der anderen. Weshalb ich sie nicht gänzlich "fehlerfrei" haben muss. Sie war in meinen Augen immer kompetent. Dass ich das so gesehen habe, bezweifelt sie nun scheinbar. Durch meinen Frust über die Stagnation, den ich ihr ganz sicher mehr übermittelt habe als das Glauben an ihre Kompetenzen.
Nur sollte sie das als Profi doch gesehen haben müssen.
Und dass es so weit gekommen ist, kann ich verstehen. Ich kann nachvollziehen, warum sie "mit ihrem Latein am Ende ist".

Aber dass nun gar nichts mehr kommt. Das ist nicht in Ordnung.
Nur eine knappe Rückmeldung hätte mir genügt.
Auf meine Inhalte kann sie ja am Dienstag eingehen.
Nur eine kurze Stellungnahme, was es mit diesem Missverständnis auf sich haben könnte.

Ich habe wirklich Angst vor diesem Termin. Was gestern noch nicht so sehr der Fall war. Auch. Aber da war auch noch Mut. Und die Erkenntnis, dass ich so angefangen habe, aktiv zu werden. Mich um mich zu kümmern. Etwas bei ihr einzufordern, bei mir zu erkennen. Durch den ganzen Sch... ausgelöst.

Jetzt kommt aber wieder mehr der Schmerz durch.
Und Unsicherheit. Doch kein Missverständnis?
Sie lässt mich wirklich allein damit. Lässt mich hängen.

Eine totale Wiederholung dessen, was mir erst vor einem halben Jahr mit einem sehr vertrauten Freund passiert ist.
Sie weiß genau, wie das für mich war. Hat immer betont, dass das sehr schmerzhaft für mich sein müsse.
Mittlerweile weiß ich, warum das passiert ist. Sehe, dass ich da keine Schuld dran hatte. Dass es sein Problem war oder ist.
Ich bin ihm nicht böse, er konnte oder kann nicht anders handeln. Aber ich kann ihm da nicht helfen. Habe gelernt, mich zu meinem Schutze von ihm abzugrenzen.

Aber SIE ist meine Therapeutin. Kein Freund mit "Macken". Der auf seine erlernte Weise reagiert. Unreflektiert. Sehr verletzend. Sie darf nicht so agieren, reagieren. Oder eben nicht reagieren.

Das Ganze gleicht dem Ende einer Beziehung. Wo man als Verlassener / Verlassene so hilflos, machtlos da steht. Erst mal keine Antworten bekommt. Mit seiner Trauer, den Ängsten, Gedanken und vor allem Fragen alleine, eben "verlassen" zurückbleibt.
Aber das war keine Partnerschaft.
Sondern eine Beziehung zw. Therapeutin und Patientin.
Da darf das doch so nicht sein.
Zuletzt geändert von Ambi14 am Fr., 07.02.2014, 13:52, insgesamt 1-mal geändert.
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sandrin
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 13:28

Den letzten Satz kann man nur unterstreichen.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 13:32

Ambi, bei allem Frust und Schmerz: Du schreibst so unglaublich reflektiert, dass ich mich frage, wieso deine Therapeutin meint, dich loswerden zu wollen...


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Ambi14
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 15:55

Danke leberblümchen.

Loswerden? Keine Ahnung ob man es so nennen darf. Ich denke, sie ist gescheitert.

Und selbst das kann ich kapieren.

Ich kann schreiben, jedoch nicht gut reden.
Ja, meine "Geschichte" offen erzählen, das konnte ich. Aber die ist irgendwann erzählt.

Nur wie oder worüber jetzt reden?
Und das bei einer Analyse...
Vielleicht, ja sogar sicher gibt es einfachere Wege für mich, mich zu öffnen.
Ich bin sehr kreativ. Kann über Tanz, Musik, Malen... einen Zugang zu mir finden.
Oder Gefühle zeigen.
Ich kann auch Gefühle in zw.menschlichen Beziehungen zeigen.
Schwierig wird es da, wo es "eng" wird.
Partnerschaft, in der es Probleme oder Verletzungen gibt, Familie, auch da Verletzungen.

Ich mache mir so viele Gedanken. Leider oft in eine Richtung. Oder im Kreis.
Ich möchte mich sehr gerne sehr "tief" ergründen und verstehen. Weshalb ich die Analyse auch eigentlich gut finde.
Ich möchte das Reden, Erzählen über MICH erlernen. Mehr noch das Ergründen.
Möchte Ursprünge aufdecken, verstehen, verarbeiten. Seien sie auch noch so schmerzhaft.
Weshalb ich auch keine VT machen wollte oder möchte. Ich möchte keine Handlungsrezepte an die Hand gelegt bekommen. Keine Symptome behandeln.
Was nicht heißt, dass ich das grundsätzlich nicht gut finde. Nur eben nicht für mich, nicht für meine jetzige Problematik, mein Verständnis von Therapie.

Irgendwann mache ich aber immer "dicht". Oder werde stur. Habe immer "Abers" entgegenzusetzen, die mich in meinem Teufelskreis gefangen halten.

Und genau das ist auch in der Therapie passiert. Ganz automatisch, sicher durch das Engerwerden der Bindung.

Ich werde skeptisch, zweifle, und stehe da mit meinen Ambivalenzen.
"Hilft das, brauche ich das?..."
Nachts, in der schlaflosen Einsamkeit spüre ich, dass es mir schlecht geht, wie schlimm eigentlich auch meine jetzige Lage ist.
Manchmal auch in der Therapie.
Aber meist bin ich da eben kontrolliert. Leider.

Und immer wieder hat meine Thera versucht, mich daran zu "erinnern". Dass ich das mal zulasse.

Nebenbei hat sich mich stabilisiert. Dass es mir etwas weniger schlecht geht.
Was aber das Wahrnehmen meines Zustands eher erschwert hat.
Weshalb sie auch sagte, dass es mir vielleicht noch nicht schlecht genug ginge, um etwas ändern zu können, eher wirklich zu wollen.
Dass der Zeitpunkt evtl. der falsche sei.
Sie hat auch alle Umstände verstanden, die mich am Handeln hindern.
Irgendwann versucht, dass ich es dann evtl. mehr annehmen, mit Würde tragen könne, wie es gerade ist. Wenn es doch nicht zu ändern sei.

Aber auch das konnte ich nicht. Kann ich nicht.
Wirklich ein Hamsterrad.
Ich will es anders haben, aber habe viel zu große Angst vor den Konsequenzen. Mehr noch der Verantwortung, die ich für mein Tun, für mich übernehmen muss.
Und ich weiß, dass das der einzige Weg ist.
Ein schwieriger Weg. Für den mir eben das nötige Rüstzeug, das Urvertrauen fehlt.
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Teekesselchen
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 18:39

Hallo, Ambi,
könnte es sein, dass deine Therapeutin vielleicht meinte, dass sie dir vergangene Woche (!) angeboten hatte, diese Woche Dienstag noch mal zu kommen, um das weitere Vorgehen zu klären?? Vielleicht habt ihr (nicht nur in dieser Beziehung) aneinander vorbeigeredet?? - Ich frage mich einfach, warum deine Therapeutin lügen sollte?
Was den plötzlichen Therapieabbruch angeht, da steh ich allerdings auch nur fassungslos und sprachlos da, wenn ich versuche, mich in deine Situation hineinzudenken. - Ich habe übrigens auch sehr oft das Gefühl, in der Therapie auf der Stelle zu treten - und dass das an meiner Unfähigkeit liegt, Gefühle zuzulassen...
Das, was dir Kaja geschrieben hat, finde ich wirklich nachdenkenswert und hilfreich!
Ganz liebe Grüße!


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Ambi14
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Beitrag Fr., 07.02.2014, 21:08

" Sehr geehrte Frau ...,
offensichtlich ist meine Mail vom Mittwochabend tatsächlich nicht gesendet
worden. Wie blöd.
Ich hatte Ihnen vorgeschlagen, den Termin am kommenden Dienstag dafür zu
nutzen, noch einmal mögliche Alternativen für Sie zu besprechen.
Dennoch werde ich aber bei meiner Entscheidung bleiben, die Therapie zu
beenden.
Mit freundlichen Grüßen
..."

"Wie blöd"

Ich bin sprachlos. Noch nicht mal, dass ihr das leid tut...
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