Klammern zu stark an Therapeutin-was tun?

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Delphin2
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Klammern zu stark an Therapeutin-was tun?

Beitrag Fr., 25.10.2013, 21:56

Hallo ihr,

ich habe schon länger hier nichts mehr rein geschrieben, nun habe ich aber echt ein kleines Problem...ein größeres eher...

Ich habe im Moment keine ambulante Therapeutin. Meine frühere ambulante therapeutin ist mit der praxis umgezogen. Und das ist recht schwierig gerade alleine klar zu kommen, mir geht es psychisch sehr schlecht, zudem ist da gerade noch ein strafverfahren am laufen, habe einfach nur starke ängste alles nicht alleine ohne therapeutische Hilfe zu schaffen...

Bekomme aber noch Hilfe von meiner ehemaligen ambulanten Therapeutin. Wir haben die abmachung das ich mit ihr alle 2 Wochen noch in Kontakt treten darf.
Und meine ehemalige Kliniktherapeutin ist auch noch für mich da. Ich schreibe ihr im Moment sehr viele e-mails..

Nun ist das so das ich am liebsten, wenn ich meine ehemalige ambulante Therapeutin am telefon habe, gar nicht mehr am liebsten auflegen lassen würde..
Und der Kliniktherapeutin schreibe ich zu viel..

Ich merke gerade das meine Ängste da schlimmer werden alleine da zu stehen..
Aber ich habe angst das wenn ich weiter zu klammer deshalb eine von beiden zu verlieren, also das genau das dann passiert wovor ich angst habe..

Kennt ihr das das ihr euch zu sehr ranklammert an therapeuten?
Und wenn ja wie schafft ihr es sein zu lassen?
Was hilft euch dabei?

Mit lieben Grüßen,
Delphin
Ich kann nicht wählen was ich fühle,
aber ich kann wählen, was ich tue.

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 08:38

Liebe Delphin,

tut mir leid, dass es dir schlecht geht.
Ein Strafverfahren ist sicher belastend, worum auch immer es dabei geht.
Kannst du deine Ängste und Sorgen mit jemand anderem als einer Therapeutin besprechen?

Familie oder Freunde, die dir helfen können - wobei es manchmal schon hilft, wenn einem jemand nur zuhört (und manchmal hilft das sogar mehr als konkrete Ratschläge, machen auch Theras meistens so).

Ich glaube, es würde dir auch helfen, wenn du dir im Zusammenhang mit diesem Verfahren konkret Vorbereitung und Hilfe suchst: Rechtsanwalt, Beratungsstellen, Hotlines der Gemeinde oder Stadt ....

Meiner Erfahrung nach geht es mir in solchen Situationen besser, wenn ich mich dem Unangenehmen stelle und alle Informationen einhole, die ich bekommen kann. Das ist immer noch besser, als wenn etwas über mir schwebt, wo ich so gar nicht weiß, was auf mich zukommen kann - und vor allem:
Was ich tun kann.

Ich würde dir empfehlen, dir Rat und Hilfe zu suchen, wenn du das Gefühl hast, nicht nur auf deine Therapeuten angewiesen zu sein, dann wirst du dich sicherer fühlen und weniger klammern, sondern den Halt deiner Therapeuten annehmen und behalten können.

Alles Gute!
Fundevogel

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Delphin2
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Beitrag Sa., 26.10.2013, 15:38

Hallo Fundevogel,

lieben Dank für deine Antwort:-)
habe mich darüber gefreut:-)

Ja ich habe schon Rechtanwältin und sogar eine Frau von der Opferhilfe, die mir alle zur Seite stehen.
Und ich habe auch Freunde und Familie mit denen ich reden kann..
aber ich habe das gefühl das die mir da nicht so super helfen können in manchen Situationen und dann manchmal glaube ich auch überfordert sind...oder ich bilde mir das nur ein, keine Ahnung...

Ich versuche auch selbst dann das sein zu lassen, also keine e-mail zu schreiben zum beispiel, aber wenn ich das nicht mache dann kommt richtig starke ängste hoch und ich mache es dann zum schluss doch, weil ich diese ängste ganz schlecht aushalten kann..
Irgendwie schäme ich mich dafür richtig das es so ist...

Mit lieben Grüßen,
Delphin
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Bunt
Helferlein
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Beitrag Fr., 13.08.2021, 09:43

ich habe auch ein problem mit dem klammern.
ich überlege selbst seit einiger zeit eine therapiepause zu machen, weil ich mich emotional abhängig fühle von meiner therapeutin. ich bleibe pseudo autonom- zeige meine abhängigkeit nicht. mein alltag und mein eigentliches leben geraten jedoch irgendwie in den hintergrund, emotional.

mein termin wurde kurzfristig abgesagt und ich spüre, dass ich daran sehr zu knabbern habe. es überrascht mich selbst. ich bin wütend, enttäuscht, fühle mich allein und im Stich gelassen, bin traurig, dass ich sie nicht sehen kann und irgendwie erleichtert- vielleicht gehe ich einfach nicht mehr hin, vermeide den kontakt, beende es von meiner seite, wortlos, verschwinde einfach.danach ist mir- einfach aus dem kontakt verschwinden als wäre es nie gewesen. ich will meiner therapeutin und mir zeigen das ich sie nicht brauche.

ich habe schon länger das gefühl dass mich die therapie auf eine art schwächt, weil da jemand ist der mir zuhört und jemand da ist an den ich mich wenden könnt.die abhängigkeit und die tiefe sehnsucht wird befeuert. wenn da niemand ist, dann spüre ich es weniger. mit therapie bin ich schwächer, weicher, hoffnungsvoller, innerlich in aufruhr und ich freue mich auf nichts so sehr wie auf den nächsten gesprächtermin, auch wenn ich das nie zugeben würde und es ambivalent ist. ich will stark und unabhängig sein. das bin ich im allatg, ich mache mein ding. leider ist das sehr mühsam, wenig lenensfreude, aber ich bin zuverlässig.

ist es besser keine therapie zu machen, wenn schmerzhafte gefühle dadurch aktiviert werden, wenn ich mich emotional so sehr binde und nichts damit anfangen kann, es mich eigentlich nur runterzieht und von meinem eigentlichen leben abbringt, weil plötzlich das schutzsuchen bei der therapeutin und mich bei ihr in sicherheit zu bringen das wichtigste von allem ist ?? Ich vor allem damit beschäftigt bin dagegen anzukämpfen mich nicht immer kleiner und hilfloser zu fühlen?

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Bunt
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Beitrag Fr., 13.08.2021, 10:11

ich weiß so sehr nicht was ich machen soll. mich widert meine abhängigkeit an, diese bedürftigkeit und es schmerzt und macht mich wütend. ich stelle äußerlich auf kalt und innerlich bin ich am toben.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 13.08.2021, 10:19

Delphin2 hat geschrieben: Fr., 25.10.2013, 21:56
Kennt ihr das das ihr euch zu sehr ranklammert an therapeuten?
Und wenn ja wie schafft ihr es sein zu lassen?
Was hilft euch dabei?
es wäre wirklich wichtig dass du dir jemand suchst der professionell und verlässlich für dich da ist.
Eine neue Therapie - das ist schwer zu finden und dauert, ist aber nicht unmöglich.
Und bis dahin z.B. Termine bei einer Beratungsstelle.

Mir hilft es wenn ich mich in solchen Situationen von Tag zu Tag hangele:
Also mir klar sage: Heute schreibe ich keine Mail. Gar keine. Und morgen ist ein neuer Tag, da schaue ich. Aber heute nicht.

Oder auch: Ich schreib mir erst mal alles auf was mir durch den Kopf geht und mich belastet.
Und am Abend schaue ich was ich davon der Therapeutin wirklich schreiben will und schreiben muss.
Vielleicht ist das ein kleiner Trick zum regulieren

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kaputt
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Beitrag Fr., 13.08.2021, 11:28

Ich kenne das Problem nur zu gut. Immerhin erkennst du schon dass diese Abhängigkeit dir nicht gut tut. Ich stehe vor einer ähnlichen Problematik. Ich versuche im Moment den Zeitraum zwischen Mails zu verlängern. Aber nicht mit Verbot, dass klappt nicht. Ich sage mir es tut mir nicht gut und versuche mich mehr meinen Kontakten anzuvertrauen.

Ich dachte auch lange Zeit mein Thera ist der einzige der mich versteht. Aber wie sollen andere einem auch verstehen wenn man es nicht versucht

Oft hilft es mir auch, dass ich mich in manchen Situationen frage, was würde jetzt mein Therapeut dazu sagen

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 13.08.2021, 20:24

Also mir geht es ganz gleich. Und das Mail schreiben hat total überhand genommen. Ich habe mit meinem Therapeuten jetzt Auch gemacht dass ich das jetzt mal nicht weiter mache. Er sagt es stört ihn nicht, aber ich verlager alles nach außen, es wurde zum Widerstand und ich habs so gebraucht weil da nach den Stunden und zwischen den Stunden so viel Angst war. Jetzt hatte ich eine Stunde und dadurch, dass wir so viel über diese Abhängigkeit (ja besprich das mit den theras) und über die Gefühle geredet haben, hatte ich 0 Drang zu schreiben und ich denk plötzlich nicht mehr permanent an die Therapie. Das ist ein ganz neues Gefühl für mich und ich fühle mich auf einmal befreite. Ich stecke jz 1.5 Jahre in dieser Abhängigkeit fest und es ist nur grauenhaft. Aber irgendwas hat grad klick gemacht. Ich kann dir nur sagen, lass dich drauf ein, nimm deine Gefühle (Sehnsucht) an und sprich immer wieder drüber, du wirst da raus wachsen! Auch bei der nächsten ambulanten Therapie wird da vermutlich bei dir wieder passieren, mittlweile glaube ich, dass man da einfach durch muss und wenn die Therapieschule es zulässt, kann da ne schöne erfahrung draus werden. LG und alles gute

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 13.08.2021, 21:21

Wow! Marlena, dass hört sich ja prima und positiv an.
Ich freue mich für dich!

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Shukria
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 07:21

Marlena hat geschrieben:
Auch bei der nächsten ambulanten Therapie wird da vermutlich bei dir wieder passieren, mittlweile glaube ich, dass man da einfach durch muss und wenn die Therapieschule es zulässt, kann da ne schöne erfahrung draus werden. LG und alles gute
Mir ist es wichtig das hier noch mal gerade zu rücken
Das stimmt so nicht ganz, ich habe mich bei meiner ersten Therapeutin sehr abhängig gefühlt. Bei der jetzigen nicht.
Das passiert nicht automatisch in jeder Folgetherapie wieder, sondern ist sehr abhängig von der individuellen therapeutischen ArbeitsBeziehung, dem stabilen Rahmen, den Methoden die angewendet werden und der eigenen inneren Einstellung/Haltung sowie der vom Gegenüber.

Und passive Erfahrung mag das eine sein, die konkrete aktive Arbeit dran und an Veränderungen das andere. Man muss nicht durch alles "durch" damit es besser wird sondern kann es selber verändern.

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 08:40

Ja shukria selber verändern muss man es und bis man das kann und der Weg dahin ist bei jedem anders und auch bei jedem Therapeuten anders.

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Bunt
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Beitrag Di., 17.08.2021, 10:48

meine Therapeutin ist gut abgegrenzt, manchmal wirkt sie fast gleichgültig, aber sie scheint sich zu freuen, wenn sie das Gefühl hat ich mache Fortschritte oder öffne mich, vertraue ihr. Sie ist keine Therapeutin die mit ihrem Verhalten Abhängigkeit unterstützt und trotzdem habe ich es irgendwie "geschafft" mich emotional an sie zu klammern. Ich schreibe keine Mails, möchte ich auch gar nicht. Ich bemühe mich um Distanz, will autonom sein, emotional funktioniert es trotzdem nicht so wirklich. Deswegen frage ich mich, ob für mich eine Therapie eher kontrinduziert ist, eben weil diese Abhängigkeit befeuert wird durch einen Menschen der erreichbar ist. Vermutlich ist darüber sprechen das beste. Ich habe es schonmal angeschnitten, beiläufig und wir sind nicht näher darauf eingegangen.
Derzeit ist sie krank, ich weiß nicht wie lange und ich fühle mich absurder weise alleingelassen und abgelehnt. Frage mich, ob es gut wäre diese Zwangspause zu nutzen und nicht zurück in die Therapie zu gehen, abzuschließen. Ich fühle mich ab und zu nämlich auch etwas befreit- dann wieder alleingelassen, hoffe es geht ihr soweit gut und es ist keine schlimmer Krankheit.Sehr ambivalent.

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kaputt
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Beitrag Di., 17.08.2021, 11:31

Ein totaler Cut bewirkt eher das Gegenteil denke ich. An deiner Stelle würde ich das Thema ansprechen. Es ist gut wenn du auch ohne sie klar kommst, dass muss jedoch nicht gleich endgültig und für immer sein.
Ich sage mir heute auch hätte ich gar nicht erst angefangen mit den Mails. Aber man ist dann auch froh, wenn jemand Interesse an einem zeigt. Bei mir ging es nach einem stationären Aufenthalt los indem mein Thera meinte er würde sich freuen wenn er hört wie es bei mir weitergeht und ich könnte ihm immer gerne schreiben. Was ich dann natürlich gern angenommen habe.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 17.08.2021, 11:46

Bunt hat geschrieben: Di., 17.08.2021, 10:48 Derzeit ist sie krank, ich weiß nicht wie lange und ich fühle mich absurder weise alleingelassen und abgelehnt. Frage mich, ob es gut wäre diese Zwangspause zu nutzen und nicht zurück in die Therapie zu gehen, abzuschließen.
das finde ich überhaupt nicht absurd, sondern absolut nachvollziehbar.
Es ist schwer auszuhalten wenn die Therapeutin auf unbestimmte Zeit krank ist!

Dennoch und auch gerade WEIL du dich so fühlst würde ich auf alle Fälle wieder hingehen.
Selbst wenn du aufhören willst ist es gut da ein oder mehrere Abschlussgespräche zu führen.
Und noch viel besser wäre es weiter zu machen wenn sie wieder da ist und u.a. auch genau diese Gefühle die du jetzt hast zu bearbeiten

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Bunt
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Beitrag Di., 17.08.2021, 18:39

Ja, da gebe ich euch recht. Ich überlege seit einiger Zeit die Therapie langsam auszuschleichen, nur noch einmal im Monat zu ihr zu gehen, ansatt, wie zur Zeit, jede Woche (sofern das ginge- ich weiß nicht wieviele Stunden ich noch habe) einfach aufzuhören kommt mir selbst als trotzige, verletzte Reaktion vor. Genau das wäre es wohl auch. Interessant ist, dass mich diese abhängigen Gefühle zu meiner Therapeutin im Moment am meisten beschäftigen und auch am ehesten ein Stressfaktor sind. Nicht mein privates oder berufliches Leben, sondern diese Gefühle in dieser therapeutischen Beziehung.

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