Keine Ziele definieren können

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Frau Dr. Chaos
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Keine Ziele definieren können

Beitrag Mi., 23.10.2013, 23:52

Hi Forum!

Es wäre vermutlich vorteilhaft in einer Therapie Ziele zu formulieren. Naja, zumindest soll ich das. Aber was sollen das sein? Ziele? Ich weiß eigentlich gar nicht richtig, was sie von mir will. Also, mein Ziel ist es natürlich, dass es mir besser geht. Aber irgendwie scheint ihr das nicht zu reichen, weil sie mich ständig wieder fragt. Ist das also kein Ziel, was irgendwie gut genug ist für eine Therapie? Oder warum fragt sie ständig und will scheinbar, was anderes hören. Und muss ich überhaupt ein Ziel haben?
Aber ein anderes Ziel habe ich nun mal gerade nicht im Angebot. Also wahrscheinlich soll ich das jetzt konkretisieren, aber in meinem Kopf ist da nur Nebel, wo wahrscheinlich das Ziel sitzen sollte.
Also mein Ziel: Es geht mir schlecht und das kann man an X,Y,Z sehen im Alltag bzw. drückt sich dadurch aus. Und wenn X,Y,Z nicht mehr wäre, würde es bedeuten es geht mir gut. Braucht man noch mehr Ziele für eine Therapie?
Ist das jetzt irgendwie schlecht, dass ich nie irgendwas richtig auf den Punkt bringen kann? Kann ich nämlich nicht. Bedeutet das irgendwas?

Seid gegrüßt von
Frau Dr. Ch.

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Miesel
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Beitrag Do., 24.10.2013, 05:48

Ja...darüber denke ich auch nach. Ich musste bisher gottlob nie so konkrete Ziele definieren, obwohl das bei TFP scheinbar eigentlich so üblich ist. Mir fiele da nämlich auch nichts ein und ich bilde mir sogar ein, dass - hätte ich ein wirklich konkretes Ziel, das man klar formulieren kann - dann wäre ich nicht in Therapie. DIESE Ziele habe ich nämlich bisher IMMER alleine erreichen können. Dass dann dadurch anderswo eine Baustelle aufgerissen wurde, ist ein anderes Thema. Aber das Problem an sich, weshalb ich in Therapie bin, ist ja nichts was ich klar umreißen kann.

Kann Dir eine Therapeutin nicht dabei helfen? Die also erstmal Beispiele nennen, wie so ein Ziel aussehen könnte? Vielleicht findest Du auch noch eines, das auf Dich passt?
Oder Dir geht's am Ende wie mir...

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Seelenspiegel
Helferlein
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Beiträge: 71

Beitrag Do., 24.10.2013, 10:05

Hi, Fr. Dr. Chaos,
Also, mein Ziel ist es natürlich, dass es mir besser geht. Aber irgendwie scheint ihr das nicht zu reichen
ist das nicht DAS Ziel?

So würde ich das zumindest sehen. Aber bis Du dort bist, wirst Du wohl noch einen mehr oder weniger langen Weg zurücklegen müssen. Und dieser beginnt mit dem ersten Schritt ... und dann kommt der nächste, usw.

Könnte Deine Therapeutin nicht diese Schritte als kleine Zwischenziele auf dem Weg zum großen Ziel meinen?

Du möchtest, daß es Dir besser geht ... das ist klar und verständlich. Und besser geht es Dir, wenn X, Y, Z nicht mehr wären. Nur ist es oft (oder vielleicht immer?) so im Leben, dass es wichtig ist, die eigenen Lebens-, Handlungsweisen so umzustellen, dass die Ziele und am Ende das große Ziel erreicht werden kann.

Und oft sind es (nach meiner Erfahrung) nur "gefühlt kleine" Gedanken, die in der Therapie leider manchmal unausgesprochen bleiben, welche schon solch ein Ziel darstellen würden. Als Beispiel: Wie könnte ich mit einer bestimmten Situation besser umgehen ... ?

Oh je, ich glaube, mein Erklärungsversuch ist sehr dürftig, aber vielleicht kommt doch ein wenig was davon rüber, was ich meine ...

Ich wünsch Dir alles Gute!

Lieben Gruß vom Seelenspiegel

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stilleswasser
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Beiträge: 427

Beitrag Do., 24.10.2013, 10:13

Hallo Frau Dr. Chaos (lustiger Name )

Ziele sind zb. eine 1 in der Matheklausur zu schreiben, die Ausbildung/Schule/das Studim erfolgreich zu absolvieren, 5 Kilo in einem Monat abzunehmen, Gitarre spielen lernen, eine Sprache zu lernen, 2 Mal die Woche Sport zu machen, usw.
Ziele sind Dinge, die du aktiv tust mit dem Ziel in einem bestimmten Zeitraum etwas zu erreichen. Man kann auch Zwischenschritte definieren. Wichtig ist, dass man die Ziele nicht zu hoch ansetzt, damit man sie auch erreichen kann und Erfolgserlebnisse hat.

Eine gute Gelegenheit mal wieder meine Ziele zu definieren.

Alles Gute,
stilleswasser
*
Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
*

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ballpoint
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Beitrag Do., 24.10.2013, 10:42

Was Stilleswasser dir da glasklar reicht ist wohl genau was die Thera verlangt. Mir scheint du solltest mal versuchen nicht nur den Druck dieser Zielsetzung zu spüren, sondern auch ihr ernsthaftes Anliegen mit dir voran zu kommen und deutliche, belegte Resultate zu buchen. Würde dir eine soso-naja-schongut-so-isses-numma Thera besser helfen? Frag dich was du wesentlich von der Thera willst. Dass es dir besser geht, jawohl. Diese aber antwortet dass es dazu Einsatz bedarf. Nicht nur von ihr, sondern auch von dir. Komfortabler geht es bei ihr nicht.
caute

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CrazyChild
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Beiträge: 942

Beitrag Do., 24.10.2013, 11:03

Therapieziele sind wichtig zu formulieren damit man einfach weiß wo man hin will. Und wo man momentan steht. Damit man sieht WAS man machen wollen würde, wäre die Störung nicht vorhanden.

Therapie ist ein aktiver Prozess, d.h. der Therapeut ist nur sozusagen als Helfer an der Seite des Patienten. Alle Aktivität muß vom Patienten kommen.

Zu warten daß der Thera irgendwas "macht" daß es einem besser geht wird nicht funktionoieren.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Atara
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Beiträge: 394

Beitrag Do., 24.10.2013, 11:12

Das Ziel sollte aber erstmal sein, dass es ihr besser geht.
Wenn sie unter Druck gesetzt wird bringt das doch nichts,
wenn sie nicht weiß was ihr Ziel ist.
Wenn da nur Nebel im Kopf ist und man sich schlecht fühlt,
dann hat man oft keine Ziele außer den Wunsch, dass es einem besser gehen möchte,
irgendwann.
mich würde das ziemlich nerven, wenn mich meine Therapeutin andauernd
fragen würde was ich für Ziele habe.
die Ziele entstehen auch mit der Zeit, wenn man im Therapieprozess ist
und langsam sich alles etwas klarer definiert, ausklabustert.
Dann kann man Ziele erkennen, erarbeiten.
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"


ballpoint
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Beiträge: 593

Beitrag Do., 24.10.2013, 11:36

Atara hat geschrieben:Wenn sie unter Druck gesetzt wird bringt das doch nichts.

Da hättest du vollkommen Recht, wenn sowohl Patient als Thera das so sehen würden. Diese Thera aber schätzt unsere TE anscheinend höher ein. Sie meint ruhig Ziele von ihr verlangen zu können und nicht vorerst hätscheln, hegen und pflegen zu müssen.
caute

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Do., 24.10.2013, 12:05

stilleswasser hat geschrieben:Hallo Frau Dr. Chaos (lustiger Name )

Ziele sind zb. eine 1 in der Matheklausur zu schreiben, die Ausbildung/Schule/das Studim erfolgreich zu absolvieren, 5 Kilo in einem Monat abzunehmen, Gitarre spielen lernen, eine Sprache zu lernen, 2 Mal die Woche Sport zu machen, usw.
Ziele sind Dinge, die du aktiv tust mit dem Ziel in einem bestimmten Zeitraum etwas zu erreichen. Man kann auch Zwischenschritte definieren. Wichtig ist, dass man die Ziele nicht zu hoch ansetzt, damit man sie auch erreichen kann und Erfolgserlebnisse hat.

Eine gute Gelegenheit mal wieder meine Ziele zu definieren.

Alles Gute,
stilleswasser

Siehste...und solcherart Ziele habe ich gar keine. Ich mag mein Leben wie es ist, aber mir geht's nicht gut dabei, weil ich innerlich weine. Es gibt aber nichts was ich aktiv an Äußerlichkeiten erreichen könnte oder will.

Es ist da immer eine unbestimmte Sehnsucht nach Liebe (die Liebe meines Mannes und meiner Kinder reicht da nicht hin), nach Anerkennung (MICH anerkennen und nicht Leistungen), nach gehalten werden (viel tiefer als mein Mann es leisten könnte), nach geborgen fühlen, nach sich sicher fühlen.

Das kann ich weder durch Sport noch durch Arbeit und auch nicht durch ein Hobby erreichen.

Um solche klaren Ziele zu erreichen wie Du sie beschreibst (und das soll nun wirklich nicht abwertend klingen) muss ich halt was tun, aber eine Therapie brauche ich für solchen Pipifax nicht (und wieder Achtung für MICH persönlich sind solche Ziele Pipifax, weil ich weiß, dass ICH das nur wirklich wollen müsste, dann könnte ich das auch - das soll niemanden abwerten, der das nicht ohne Hilfe schafft).

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saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 3633

Beitrag Do., 24.10.2013, 12:38

mein Therapeut (TfP) hat mich auch nie nach Therapiezielen gefragt, aber ich habe selber welche
definiert. Dabei einfach mal eine Bilanz ziehen, was im Leben bisher gut und was schlecht gelaufen
ist, was man gerne ändern möchte, an welcher Stelle man Hilfe benötigt....

Als Beispiel:
- mehr Lebensqualität und -mut gewinnen
- mit den Ängsten klarkommen
- Selbstakzeptanz und Selbstwert
- nicht mehr von der Meinung anderer abhängig sein....

einiges habe ich bereits erreicht.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Sabriel
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Beiträge: 124

Beitrag Do., 24.10.2013, 12:44

Stilleswasser hat ja nur Beispiele gegeben, was ein konkretes Ziel ist. Und genauso kann man das auch in der Therapie machen. Denn wenn du schreibst, du willst dich selbst anerkennen, koennte man ja genauso sagen, na dann mach mal, da musste halt was tun.

Und dieses tun geht ja nur, wenn man ueberhaupt erstmal definiert, was das denn bedeutet, sich selbst anzuerkennen. Wie sieht das im Alltag aus, etc.

So eine Definition kann ja auch ersteinmal Therapieziel sein. Aber es ein viel konkreteres Ziel zu sagen, ich moechte mir hier in den naechsten Stunden erarbeiten, was es fuer mich bedeutet, mich selbst anzuerkennen, als zu sagen, ich moechte dass es mir gut geht.
“I'm just the weatherman
I make the sun, wind, rain and the colourful rainbow
I am a lucky man
I can freeze my pain if I feel that way”

Sub7even

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Do., 24.10.2013, 12:58

saffiatou hat geschrieben:mein Therapeut (TfP) hat mich auch nie nach Therapiezielen gefragt, aber ich habe selber welche
definiert. Dabei einfach mal eine Bilanz ziehen, was im Leben bisher gut und was schlecht gelaufen
ist, was man gerne ändern möchte, an welcher Stelle man Hilfe benötigt....

Als Beispiel:
- mehr Lebensqualität und -mut gewinnen
- mit den Ängsten klarkommen
- Selbstakzeptanz und Selbstwert
- nicht mehr von der Meinung anderer abhängig sein....

einiges habe ich bereits erreicht.

Liebe Grüße, Saffia
Diese Beispiele finde ich richtig super. Das muss ich mir jetzt unbedingt aufschreiben und drüber nachdenken, denn da ist einiges dabei (wenn nicht sogar alles) was ich für mich auch als Ziel hernehmen könnte.

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candle.
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 24.10.2013, 13:24

stilleswasser hat recht, genauso läuft es!
Miesel hat geschrieben:Diese Beispiele finde ich richtig super.
Ja, nur wie willst du dahin kommen? Man muß schon die Ziele präzisieren um daraufhin zu arbeiten. Und wie arbeitet man daraufhin? Indem man sich die Zwischenziele erarbeitet um an das Endziel zu kommen.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Do., 24.10.2013, 13:29

candle. hat geschrieben: Ja, nur wie willst du dahin kommen? Man muß schon die Ziele präzisieren um daraufhin zu arbeiten. Und wie arbeitet man daraufhin? Indem man sich die Zwischenziele erarbeitet um an das Endziel zu kommen.

candle
Ja, aber was wären Zwischenziele, wenn man mit dem Äußeren Rahmen seines Lebens zufrieden ist?
Ich will nichts ändern. Mann super, Kinder super, Wohnung super, Arbeit super, Freunde super, Hobbys super, körperliche Gesundheit super.
Trotzdem bin ich teilweise schwer depressiv, oft explosiv, dann wieder euphorisch und dann wieder im Loch.

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candle.
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Do., 24.10.2013, 13:32

Dann setze doch da an weswegen du depressiv bist. Irgendwas muß ja nicht super sein in dir oder deinem Leben.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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