Mir bringt die Therapie ganz durcheinander

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Miesel
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Mir bringt die Therapie ganz durcheinander

Beitrag Mo., 21.10.2013, 07:18

Nun habe ich schon 23 meiner 50 Stunden Tiefenpsychologisch fundierte Therapie hinter mir, aber ich habe irgendwie das Gefühl, es tut sich nichts.

Wenn ich lese, was manche Leute hier berichten, wie liebe voll ihre Therapeuten sind, könnte ich weinen. Meine hat mir nichtmal zum Geburtstag gratuliert. Klar, sie ist nett, aber irgendwie.....einesteils mag ich sie sehr (viel zu sehr) andererseits bin ich auch regelmäßig total ernüchtert und denke mir....die macht ja eh nur ihren Job.

Ich glaub, ich bin grad ziemlich wir, oder? Ich bin grad sehr traurig, weil ich mir so sehr wünsche, dass sie mich mag, ich aber den Eindruck habe, dass das nicht so ist und fragen trau ich mich nicht.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 08:34

Hallo Miesel,

was erwartest du denn von deiner Therapeutin?
Wie ist denn das Arbeiten in den Stunden an deiner Problematik? (Was ist überhaupt die Problematik?).

Ich will jetzt nicht gemein sein, aber letztendlich ist das was ihr habt nun mal eine geschäftliche Beziehung. Das heißt nicht, dass sie dich nicht mögen kann, aber deine Probleme und du ihr seid nun mal ihr Job, ihr täglich Brot, davon lebt sie.

Aber, und das ist meine feste Überzeugung, Therapeuten machen glaube ich keine Therapie mit Leuten die ihnen gänzlich unsympathisch sind.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Nektarine
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 09:02

Hallo!
Ich mache seit fast 2 Jahren eine Therapie und die Schritte nach vorne sind sehr klein, aber sie sind da.
Anfangs habe ich gar keine Veränderungen gesehen, ich habe nur immer wieder gehört, dass ich selbstbewusster geworden bin.
Natürlich gibt es auch immer wieder Rückschläge, bzw. gibt es Stunden die mir nach hängen, aber ich merke, dass es in die richtige Richtung geht, denke aber, dass ich noch mittendrin bin.

Ich kenne auch dieses Gefühlschaos, aber ich denke, dass ist ganz normal, man vertraut sich einem anfangs fremden Menschen an. Erzählt ihm seine intimsten Gefühle und Sorgen. Man lernt sich besser kennen, aber es bleibt eben "nur" ein Therapeut, den man einmal in der Woche dafür bezahlt, dass er einem zuhört und einem in schwierigen Situationen hilft.
Ich denke, man kann dabei seine Gefühle nicht ganz raushalten.
Manchmal wünscht man sich, diesen besonderen Menschen öfter in seinem Leben zu haben und manchmal ist man froh, aus der Praxis zu kommen und eine Woche Pause zu haben.

Wenn es dich zu sehr belastet, sprich mit deinem Therapeuten darüber!
Meiner hat mir übrigens auch nicht zum Geburtstag gartuliert, aber das habe ich auch nicht von ihm erwartet.

Liebe Grüße

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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 13:13

Marzipanschnute hat geschrieben:
was erwartest du denn von deiner Therapeutin?
Wie ist denn das Arbeiten in den Stunden an deiner Problematik? (Was ist überhaupt die Problematik?).
Ja, wenn ich das wüsste....ich würde mir wünschen, dass sie ein wenig netter, aufbauender ist zu mir.
Meine Problematik? Tja...also überwiesen wurde ich wegen Depressionen, aber ich kann gar kein Problem eingrenzen.
Ich fühle mich überall ausgeschlossen, nirgendwo richtig angenommen und weiß eigentlich selbst nicht wer ich bin und was ich will. Ich bin oft depressiv, kraftlos, dann wieder voller Schwung bei einer Sache und dann falle ich wieder ins Loch. Das kann sich am Tag mehrmals ändern.

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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 13:17

Nektarine hat geschrieben:Hallo!
Ich mache seit fast 2 Jahren eine Therapie und die Schritte nach vorne sind sehr klein, aber sie sind da.
Anfangs habe ich gar keine Veränderungen gesehen, ich habe nur immer wieder gehört, dass ich selbstbewusster geworden bin.
Natürlich gibt es auch immer wieder Rückschläge, bzw. gibt es Stunden die mir nach hängen, aber ich merke, dass es in die richtige Richtung geht, denke aber, dass ich noch mittendrin bin.

Ich kenne auch dieses Gefühlschaos, aber ich denke, dass ist ganz normal, man vertraut sich einem anfangs fremden Menschen an. Erzählt ihm seine intimsten Gefühle und Sorgen. Man lernt sich besser kennen, aber es bleibt eben "nur" ein Therapeut, den man einmal in der Woche dafür bezahlt, dass er einem zuhört und einem in schwierigen Situationen hilft.
Ich denke, man kann dabei seine Gefühle nicht ganz raushalten.
Manchmal wünscht man sich, diesen besonderen Menschen öfter in seinem Leben zu haben und manchmal ist man froh, aus der Praxis zu kommen und eine Woche Pause zu haben.
2 Jahre....mir graut schon davor, dass ich nur noch quasi ein halbes Jahr habe....an ein Ende mag ich gar nicht denken und ich beneide alle, die die Zeit haben, sich in Ruhe entwickeln zu können, die nicht auf eine Stundenbegrenzung der Kasse angewiesen sind.

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ENA
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 15:08

Naja, nicht auf die Stundenzahl der KK angewiesen, sind in Deutschland eigentlich nur die Therapiemacher/innen, die ihre Sitzungen selber zahlen. Von daher, geht es wohl den meisten so, die mehr Therapie machen wollen und/oder benötigen, als die KK erstmal bezahlen. Allerdings gibt es ja noch andere Möglichkeiten, wie z.B. Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Therapie bei einem anderen Therapeuten bzw. andere Therapierichtung. Es ist ja nicht so, dass man nur eine Therapie im Leben bezahlt bekommt, auch wenn zugegebener Maßen eine Unterbrechung manchmal störend wirken kann. Manchmal ist sie aber auch gut. Mal so allgemein gesagt.

P.S.: Vielleicht spiegelt sich in dem Gedanken, die Therapeutin mag einen nicht so richtig, auch das allgemeine Gefühl, sich nie richtig angenommen zu fühlen? Vielleicht führt die Sorge darüber, dass es so sein könnte, allein schon zu diesen Eindruck?

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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 15:29

ENA hat geschrieben:
P.S.: Vielleicht spiegelt sich in dem Gedanken, die Therapeutin mag einen nicht so richtig, auch das allgemeine Gefühl, sich nie richtig angenommen zu fühlen? Vielleicht führt die Sorge darüber, dass es so sein könnte, allein schon zu diesen Eindruck?
Ja, da ist durchaus was dran. Ich habe mich noch nie irgendwo richtig angenommen gefühlt und bin deshalb auch bei der Therapeutin irgendwie skeptisch und vermisse da die Bestätigung.

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Raschel
sporadischer Gast
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 15:35

Und was könnte sie sagen/machen, um dir diese Bestätigung zu geben?

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ENA
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 15:44

Vielleicht geht es der Therapeutin auch darum, dass Du Dir die Bestätigung selber geben kannst. Wenn Du sie in Dir drin hast, die Bestätigung, dass Du okay und gut so bist, dann ist es vielleicht auch nicht mehr so schlimm, wenn Du die Antworten nicht mehr so schnell von Außen bekommst, denn...Du weißt ja, dass Du okay bist und...dabei-sein dürfen, wäre für mich z.B. auch schon mal EIN Zeichen davon, angenommen zu werden (dass da noch mehr dazu kommt und es auch nicht einfach ist, sich selbst dieses Okay zu geben, weiß ich. ...und ich denke, grade das ist auch Therapiethema bzw. es könnte sich lohnen, genau das mit ihr mal anzusprechen).

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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 15:48

Raschel hat geschrieben:Und was könnte sie sagen/machen, um dir diese Bestätigung zu geben?
Keine Ahnung, wenn ich ehrlich bin.

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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 15:51

ENA hat geschrieben:Vielleicht geht es der Therapeutin auch darum, dass Du Dir die Bestätigung selber geben kannst. Wenn Du sie in Dir drin hast, die Bestätigung, dass Du okay und gut so bist, dann ist es vielleicht auch nicht mehr so schlimm, wenn Du die Antworten nicht mehr so schnell von Außen bekommst, denn...Du weißt ja, dass Du okay bist und...dabei-sein dürfen, wäre für mich z.B. auch schon mal EIN Zeichen davon, angenommen zu werden (dass da noch mehr dazu kommt und es auch nicht einfach ist, sich selbst dieses Okay zu geben, weiß ich. ...und ich denke, grade das ist auch Therapiethema bzw. es könnte sich lohnen, genau das mit ihr mal anzusprechen).
Ich habe diese Bestätigung nicht in mir. Gar nicht. Und ich bin weit davon entfernt auch nur dran zu denken, dass ich okay bin. Mein ganzes Leben lang habe ich erfahren, dass ich eben nicht okay bin, dass ich immer anders denke, anders bin, anders handle, nicht dazugehöre.....wie soll ich da denken, ich wäre okay?

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Marzipanschnute
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 16:08

Gut, aber würde es dich denn wirklich weiter bringen, wenn diese Therapeutin dir nun die Bestätigung geben würde? Also auch langfristig? Dass es kurzfristig den Effekt hätte, dass du dich besser fühlst sehe ich wohl ein.

Ach, liebe Miesel, ich glaube es wäre wirklich ganz hilfreich, wenn du das einmal mit ihr besprechen könntest. Ich denke, sie, die dich viel besser kennt als wir hier im Forum übers Internet könnte damit einiges anfangen.

Was würde dir denn helfen diese Hemmschwelle zu überwinden?
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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 16:36

Marzipanschnute hat geschrieben:Gut, aber würde es dich denn wirklich weiter bringen, wenn diese Therapeutin dir nun die Bestätigung geben würde? Also auch langfristig? Dass es kurzfristig den Effekt hätte, dass du dich besser fühlst sehe ich wohl ein.

Ach, liebe Miesel, ich glaube es wäre wirklich ganz hilfreich, wenn du das einmal mit ihr besprechen könntest. Ich denke, sie, die dich viel besser kennt als wir hier im Forum übers Internet könnte damit einiges anfangen.

Was würde dir denn helfen diese Hemmschwelle zu überwinden?
Ja, Du hast schon recht, vermutlich würde mich das nicht viel weiterbringen....obwohl...vielleicht könnte ich gerade dann offener zu ihr sein, wenn ich mir sicher wäre, dass sie mich wenigstens ein bisschen mag?
Ich fühle mich immer so in der Luft hängend.

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Nektarine
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 19:26

Miesel hat geschrieben:
Nektarine hat geschrieben:
2 Jahre....mir graut schon davor, dass ich nur noch quasi ein halbes Jahr habe....an ein Ende mag ich gar nicht denken und ich beneide alle, die die Zeit haben, sich in Ruhe entwickeln zu können, die nicht auf eine Stundenbegrenzung der Kasse angewiesen sind.
Ich bezahle meine Therapie komplett selbst, kostet zwar einiges, aber ich kann selbst entscheiden, wann es genug ist.

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Miesel
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Beitrag Mo., 21.10.2013, 19:33

Nektarine hat geschrieben:
Ich bezahle meine Therapie komplett selbst, kostet zwar einiges, aber ich kann selbst entscheiden, wann es genug ist.
Das kann ich mir leider nicht leisten.

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