Verliebtheit und Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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minds
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Verliebtheit und Therapie

Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:11

wie ist das so mit der anziehung und verliebtheit in therapien?

an sich mag ich ja dieses hochgefühl in einer therapie. ich mag es, diese anziehung zu fühlen und vielleicht sogar die verliebtheit. allerdings glaube ich, dass wenn ich verliebt bin, ich dem therapeuten gefallen will und ich dann nicht mehr offen bin, dinge verschönere bzw. verheimliche. das ist dann wohl für die therapie nicht sonderlich fördernd....?

andererseits denke ich auch, dass mit verliebtheit eine ganz andere intensitaet besteht. dass vielleicht viel mehr bewirkt wird durch die therapie, dass man besser mitmacht usw.

eine andere frage die mich noch interessiert ist: kommt es häufiger in der vt oder in der tiefen...vor, dass die klienten sich verlieben? und wie häufig ist das überhaupt so? in 5o prozent der fälle? öfter? weniger oft? und können die therapeuten damit umgehen? gibt es bestimmte methoden, bei denen die therapeuten besser damit umgehen können?

sollte man sich dann also am ende eher jemanden suchen, bei dem es unwahrscheinlicher ist, sich zu verlieben? oder eher gerade jemanden, wo die möglichkeit der gefühle gegeben ist?

was denkt ihr so dazu?

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:24

Ich lese das Du Gedanken daran hast, ob das normal / oft / häufig ist sich in der Therapie zu verlieben.
Ich glaube das ist ganz normal - aber ich würde dir wünschen - diese Gefühle einfach anzunehmen und ja zu Ihnen zu sagen - genieße doch diese schönen positiven Gefühle.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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minds
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:38

Aber es ist doch nicht in jeder Therapie beabsichtigt, oder? Und wie kann man sich dann öffnen? Ich meine, es bringt doch nichts, wenn ich bestimmte Sachverhalte verzerrend darstelle, weil ich dem therapeuten gefallen will....?


leberblümchen
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:44

minds, ich bin nicht in meinen Therapeuten verliebt, aber ich hab ihn lieb. Und auch ich frage mich manchmal: "Wenn ich dies und jenes jetzt erzähle - was soll er denn dann von mir denken?" Ich glaube, es ist zu einfach, diese Zweifel zu leugnen und wegzuwischen. Im Grunde erzähle ich trotzdem alles, aber es fällt mir manchmal nicht so leicht; ein Teil von mir will geliebt werden und der andere Teil will möglichst schonungslos sein. Ich stelle aber oft fest, dass beides ganz gut zusammenpasst, auch wenn ich vorher immer Angst hab, dass er enttäuscht sein könnte.

Ich glaube, der Punkt ist die Frage, was das Verliebtsein für dich bedeutet: Willst du ihn verführen? Wird - hoffentlich - sowieso nicht klappen... Oder kannst du das Verliebtsein als schönes Gefühl annehmen und trotzdem gut mitarbeiten? Ich glaube, wenn du das kannst, dann ist diese Versuchung, sich möglichst toll darzustellen, nicht so groß.

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:47

Ich lese, dass du Dir Gedanken dazu machst wie es üblicherweise ist.

Hey, ich bin erstaunt wie wichtig es Dir ist - was üblicherweise so los ist!

Ich dachte in Deiner Therapie ist es wichtig was Du fühlst, was für Dich wichtig ist und dass
es weniger darum geht was üblich ist. Eine Auskunft wie es um den Rest der Therapierten geht mit den verlieben in den Thera, kann ich Dir leider nicht geben. So informiert bin ich nicht - das interessiert mich auch gar nicht.

Du bist ein einzigartiger Mensch und ich würde mir wünschen - das du Deine individuellen, schönen Seiten die du hast auch entdeckst und das alle Gefühle da sein dürfen (inkl. kleiner Verliebtheiten) die in Dir sind!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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hopelife
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:55

Ich glaube, der Punkt ist die Frage, was das Verliebtsein für dich bedeutet: Willst du ihn verführen? Wird - hoffentlich - sowieso nicht klappen... Oder kannst du das Verliebtsein als schönes Gefühl annehmen und trotzdem gut mitarbeiten? Ich glaube, wenn du das kannst, dann ist diese Versuchung, sich möglichst toll darzustellen, nicht so groß.
Auch hast du vielleicht die Möglichkeit zu lernen, das DU angenommen wirst mit allen Schwächen, Stärken und du als minds. Das kann wirklich einfach sehr bereichernd sein-
Das bedeutet aber langsames rantasten, viel Vertrauen.
Vielleicht andeuten aussprechen, ich glaube, dass kann einem einen Weg eröffnen zu sich selbst zu stehen, sich zu akzeptieren. Du meinst gar nicht, wieviel Schwächen auch Therapeuten haben
Und Liebe und Anerkennung ensteht nicht, weil wir Menschen perfekt finden, sondern weil sie alle individuell sind und auch du bist es.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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minds
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 21:12

Hey, ich bin erstaunt wie wichtig es Dir ist - was üblicherweise so los ist!
[/quote]
Ich dachte in Deiner Therapie ist es wichtig was Du fühlst, was für Dich wichtig ist und dass
es weniger darum geht was üblich ist.

Ja, da wird mir mal wieder vor augen gefuehrt, wie wichtig mir die meinung anderer ist...., wie sehr ich mich nach anderen richte...:(

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Tigerkind
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 21:16

Oh, ich hoffe dass ich Dir jetzt mit dieser Aussage nicht zu nahe getreten bin - jetzt bin ich sehr erschrocken darüber!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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hopelife
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 21:18

Liebe minds,
das sind doch alles Prozesse, die Therapie soll dich doch befähigen, dir helfen das zu erkennen.
Die Frage ist warum ist es dir wichtig, was andere denken?
Du wirst vielleicht damit auch dauerhaft selbst auf der Strecke bleiben, wenn du dich für andere Menschen konstruieren musst, um anderen zu gefallen.
Lass es dir gesagt sein, es gibt Menschen nicht heute und vielleicht nicht morgen, die Dich akzeptieren und lieben, sowie du bist.
Es findet sich so, das es passend ist und das Menschen auch deine Schwächen aushalten und auch lieben, für dich da sind.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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candle.
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 21:31

Hallo minds!

In DIESEM Forum hast du vermutlich viel über die Verliebtheiten von Klientinnen gelesen. Da liegen wir sicher sehr hoch in der Prozentzahl.
Wenn ich aber meine Realität anschaue- sagen wir mal, dass ich 10 Personen kenne wo das gar nicht passiert ist, dann sieht es wieder völlig anders aus. Ist ja eh klar, weil hier Problemthemen besprochen werden.

Die Frage ist, was du anziehend findest. Ich fand bisher keinen Therapeuten anziehend optisch gesehen. Nun denke ich, dass das Aussehen hier auch kaum eine Rolle spielt, weil es sich einfach um die intensive Zuwendung dreht, die diese Gefühle wohl mit auslöst.
minds hat geschrieben: andererseits denke ich auch, dass mit verliebtheit eine ganz andere intensitaet besteht. dass vielleicht viel mehr bewirkt wird durch die therapie, dass man besser mitmacht usw.
Ich denke ja, dass es eher ablenkt, aber das muß wohl jeder selber wissen.
was denkt ihr so dazu?
Fragen ist erlaubt, es ist ja auch ein Diskussionsforum!

Liebe Grüße!
candle
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Tigerkind
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 21:54

Liebe Minds,

das Dir andere Menschen und Meinungen wichtig sind - ist ja auch was schönes und wundervolles an Deiner Person und ich finde das schön!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Pinguin Pit
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 22:58

Hallo minds,

ich habe sehr schnell eine große Zuneigung zu meiner Therapeutin entwickelt.
minds hat geschrieben:andererseits denke ich auch, dass mit verliebtheit eine ganz andere intensitaet besteht. dass vielleicht viel mehr bewirkt wird durch die therapie, dass man besser mitmacht usw.
Das hat es mir überhaupt erst möglich gemacht, mich ihr zu öffnen und mit ihr über Dinge zu sprechen, die ich noch nie mit jemandem besprochen habe.
minds hat geschrieben:allerdings glaube ich, dass wenn ich verliebt bin, ich dem therapeuten gefallen will und ich dann nicht mehr offen bin, dinge verschönere bzw. verheimliche.
Beschönigt oder verheimlicht habe ich nichts, mein Schamgefühl war/ist jedoch enorm. Aber sie kann gut damit umgehen und gibt mir immer das Gefühl, dass ich genau so wie ich bin, erst einmal in Ordnung bin, es hat ja einen Grund, warum ich so bin. Und dann arbeiten wir daran, die Muster zu verändern.
Nach einigen Monaten war ich schwerst verliebt in sie, konnte an nichts anderes mehr denken. Das war dann eine kritische Situation, aber gemeinsam konnten wir das klären.
minds hat geschrieben:sollte man sich dann also am ende eher jemanden suchen, bei dem es unwahrscheinlicher ist, sich zu verlieben?
Ich bin heterosexuell, dass ich mich in eine Frau verliebe, hätte ich gar nicht erwartet.
Tigerkind hat geschrieben:Ich glaube das ist ganz normal - aber ich würde dir wünschen - diese Gefühle einfach anzunehmen und ja zu Ihnen zu sagen - genieße doch diese schönen positiven Gefühle.
Das ist ein sehr schönes Statement.

Grüßle, Pingu
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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1sylvia
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sporadischer Gast
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Beitrag Di., 13.08.2013, 18:01

@Pinguin Pit: darf ich fragen wie ihr "gemeinsam" die kritische Situation geklärt habt?
Befinde mich immer wieder mal in diesem "Modus" der "Verliebtheit" oder "Anhänglichkeit" an dem ich oft sehr zu "knabbern" habe, besonders jetzt zur "Th.-Urlaubszeit".
Wie kann man sowas ansprechen, das sich geborgen fühlen, hingezogen fühlen, ohne sich lächerlich zu machen.
Merkt Th. das ev. sogar, wenn man so Sätze wie "mir geht's nachdem ich dies u jenes erzählt habe besser" oder "ich komme gerne hierher, ich fühle mich hier sicher" von sich gibt?
LG Sylvia

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Luxbordie
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Beiträge: 871

Beitrag Di., 13.08.2013, 20:05

Thera und ich haben in der letzten Sitzung über Liebe zum Therapeuten geredet. Er hat mir gesagt dass es nicht üblich ist dass der Klient sich in den Thera verliebt. Und war erstaunt als ich ihm sagte dass es wohl doch so einige gibt. Ich nehme an die wenigstens sagen es dem Thera. Er hat mich auch gefragt ob ich in ihn verliebt sei. Wenn es so wäre könnte ich es ihm sagen. Und er hat mir gesagt dass er nie mit einem Klienten was anfangen und nie mit einem Klienten schlafen würde.

Ich für mich kann sagen dass ich meinen Thera sehr gerne hab. Ob ich in ihn verliebt bin weiss ich nicht, nehme es aber nicht an. Was jedoch klar ist, ist dass Klient und Thera sich irgendwie sympathisch sein müssen. Ansonsten funktioniert die Therapie nicht. Das hat er mir so gesagt und ich kann das auch voll und ganz nachvollziehen.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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Pinguin Pit
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Beiträge: 633

Beitrag Di., 13.08.2013, 22:52

1sylvia hat geschrieben:@Pinguin Pit: darf ich fragen wie ihr "gemeinsam" die kritische Situation geklärt habt?
Hallo Sylvia, Du darfst.
Ich hatte vorher schon immer wieder mal „unsere Beziehung“ angesprochen, wie ich mich bei ihr fühle, warum ich mir ihr über gewisse Dinge sprechen konnte, mich ihr ganz anvertrauen konnte, Sie hat mich manchmal gefragt, wie es kommt, dass ich so ehrlich und oft über meine Grenzen hinaus ihr etwas mitgeteilt habe. In meinen Träumen kam meine Zuneigung zu ihr ebenfalls deutlich zum Vorschein.
Vertieft hat sie das aber nicht, sie hat es als positiv und hilfreich für die Therapie akzeptiert, war ja auch im guten Rahmen.
Als ich dann so schwer verliebt war, hat das den guten Rahmen allerdings gesprengt, habe ich selber gemerkt, dass da was nicht mehr rund läuft. Ich habe ihr „meine Liebe gestanden“, als es unerträglich für mich geworden ist. Wir haben dann sehr ausführlich darüber gesprochen, Sie hat mir sehr sachlich mitgeteilt und erklärt, dass es sich dabei um eine Übertragung handelt, meine Gefühle nicht ihr als Person gelten, was eine therapeutische Beziehung ist und dass wir ein Arbeitsbündnis haben.
War das krass, was danach in mir abging, kann ich gar nicht in Worte fassen. Ich dachte, ich könnte ihr nie wieder unter die Augen treten, müsste vor Scham im Erdboden versinken, in mir hat es getobt, ich habe geweint, gewütet. Abends habe ich dann einen Zusatztermin bestätigt, den sie mir für den nächsten Tag angeboten hatte. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, dieses Angebot von ihr anzunehmen, sonst hätte ich die Therapie nämlich abgebrochen. Sie hat wirklich ein Gespür dafür, solche Krisensituationen abzufangen.
1sylvia hat geschrieben:Befinde mich immer wieder mal in diesem "Modus" der "Verliebtheit" oder "Anhänglichkeit" an dem ich oft sehr zu "knabbern" habe, besonders jetzt zur "Th.-Urlaubszeit".
So ging bzw. geht es mir auch bei Unterbrechungen, habe das ihr gegenüber auch kommuniziert. Sie hat mir dann erklärt, dass es ein gutes Zeichen dafür ist, dass ich mich voll und ganz auf die Therapie eingelassen habe.

Grüßle, Pingu
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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