Therapeutenwechsel wegen mangelnder Warmherzigkeit??

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
weidenkatz
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 217

Therapeutenwechsel wegen mangelnder Warmherzigkeit??

Beitrag So., 26.05.2013, 22:38

Ihr Lieben,

der Thread "Kuschelbedürfnis" hat ein Thema angestoßen, das mich sehr beschäftigt, vor allem folgende Zeilen:
titus2 hat geschrieben:
Er sagt aber, dass ein Therapeut niemals den Vater o. die Mutter ersetzen kann, den/die man nie hatte. Wie sollte aber sonst mein Bedürfnis befriedigt werden?
Ich denke, es ist zu einfach, wenn man sagt, dass der Patient das selbst tun muss. Ich glaube nicht - aus eigener Erfahrung -, dass man das umsetzen kann, ohne wirklich gespürt zu haben, wie es ist, wenn man gehalten und beruhigt wird. Wie soll man sich selbst trösten und halten können, wenn man es nie erfahren hat?

Trotzdem IST der Therapeut nicht die Mutter. Aber er kann sich so verhalten - nur eben ein bisschen anders... In dieser Beziehung kann es gelingen, dass der Patient spürt, dass er sicher und geborgen ist, und dann kann er dieses Gefühl mit hinaustragen in die Welt und er ist für Krisenzeiten gut gerüstet, weil er nicht mehr das Gefühl hat, verloren zu sein.

Ich selbst hab auch ein extremes Kuschelbedürfnis in der Therapie. Aber ich hatte glücklicherweise schon immer das Gefühl, dass wir dort genau das tun: kuscheln mit Worten. Nein, nicht mit Worten, sondern mit seiner Stimme. Es ist egal, WAS er sagt: Ich fühle mich gestreichelt. Der Wunsch nach Zärtlichkeit ist noch immer da, aber ich merke langsam, wie ich selbst mich ganz wohlig fühle, auch wenn er nicht da ist. Das hätte ich alleine niemals hinbekommen - auch nicht mit der Ansage: "Mach mal selbst".
....
Ich denke, es ist die Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz, zwischen Intimität und Getrenntsein, die einerseits so schwer auszuhalten ist, dass man meint, man würde platzen, wenn man nicht endlich den Kopf an die Brust des Anderen legen kann - und andererseits ermöglicht genau diese Distanz das persönliche Wachstum.
Mein Therapeut (Analytiker) ist so distanziert, dass ich keine Geborgenheit, keine Nähe, keine Wärme spüre, die von ihm ausgeht. Das hat mich bisher nicht so sehr gestört, weil ich anderes von ihm bekommen habe: Sicherheit, Zuverlässigkeit, Verständnis, Akzeptanz, Geduld. Ich kann auf einer theoretischen Ebene ganz gut mit seiner Begleitung an mir arbeiten. Und die Geborgenheit habe ich in meinen Erinnerungen an meinen Ex-Therapeuten bewahrt und in der Phantasie aufleben lassen. Das war auch ehrlichgesagt für mich der weniger gefährliche Weg, weil ich Angst habe, mich auf eine tiefe Beziehung einzulassen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass es für mich mit meinem jetzigen Therapeuten gar nicht möglich ist - auch weil ich das von IHM nicht will, vielleicht weil er nichts väterliches für mich hat.

Für meine persönliche Entwicklung wäre aber (glaube ich) genau das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Beziehung kann man doch nur in Beziehung lernen. Was ich mit ihm habe, ist aber trotz allem eine sehr geschäftsmäßige Zusammenarbeit. Aber das ist doch etwas, und ich habe wirklich auch viel mit ihm erarbeitet.

Ein anderer Punkt ist, dass ich einfach gerne mal methodisch andere Zugänge finden würde, er aber klassisch analytisch arbeitet. Womit ich ja auch ganz gut gefahren bin, bisher.

Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich den Therapeuten und die Therapiemethode wechseln soll. Ich habe eine Therapeutin im Hinterkopf, die Ärztin für Psychosomatik ist, TFP und Hypnotherapie anbietet. Die psychosomatische Komponente würde auch sehr gut passen aufgrund jahrelanger Schmerzproblematik. Es gibt noch andere Therapeuten, die ich mir vorstellen könnte. Alles Tiefenpsychologen aber methodisch ein bisschen offener. Ausschlaggebendes Kriterium wäre aber Warmherzigkeit. Ein Gefühl, wirklich gemocht zu werden.

Ist das bescheuert, den Therapeuten zu wechseln, obwohl man eigentlich gut mit ihm arbeiten kann, nur weil man einander nicht sooo gerne mag??

Ich würde mich über Meinungen dazu freuen!
weidenkatz

Werbung


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag So., 26.05.2013, 23:19

Mich erstaunt es, dass Du als letztes schreibst, dass man sich nicht so gerne mag ... meintest Du jetzt Dich oder dass Du wegen seiner anscheinenden fehlenden Warmherzigkeit das Gefühl hast, dass er Dich - trotz allen anderen als positiv erlebten Faktoren - nicht mag?

Eine Analyse ist sicherlich keine Therapie, in der kuschelbedürfnisse im Sinne des Wortes erfüllt werden. Es ist wichtig zu beachten, dass, wenn andere Patientinnen das so für sich erleben, dies etwas ist, was in ihren Phantasien liegt, die mitunter begünstigt werden.
Dennoch bin ich mir sicher, dass dies bei demselben Analytiker von seinen unterschiedlichen Patientinnen ganz unterschiedlich erlebt wird - eben, weil in einer PA nie wirklich gekuschelt wird, sondern manche dies imaginieren, andere nicht.

Ich finde ja die Aspekte, die Du aufgezählt hast, als wesentlich für den Therapieerfolg.
Gerade da es eine PA ist, wäre zu empfehlen, dass Du diesen erlebten Mangel an Warmherzigkeit dem Analytiker erzählst: Genau dies ist ja DEINE Übertragung, damit kann er mit Dir arbeiten, das durcharbeiten, Bezüge herstellen etc. - darum geht´s in einer PA.

Auch ist es so, dass Du ja den Vergleich ziehst mit Deinem ehemaligen Therapeuten: Das ist ja so, wenn man den neuen Partner mit den sicherlich manchmal positiv überzeichneten Erinnerungen an den Ex-Partner vergleicht: Da kann dann keiner mehr herankommen, da man sich lieber nach dem Alten sehnt als das Neue an sich heranzulassen, wie in dem Spruch "Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem man nicht vertrieben werden kann" ...

PS: wo ist eigentlich der thread "Kuschelbedürfnisse"?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 27.05.2013, 06:11

Hallo,
oh, das tut mir Leid, dass ich mit meinen Sätzen so viel Mist angerichtet habe. Ich sehe das zwar anders als biber und ich meine nicht, dass man es sich 'einbildet', dass man sich geborgen und gehalten fühlt und natürlich kann eine Analyse auch das Bedürfnis nach Nähe und Wärme befriedigen!

Aber: Ich gehe davon aus, dass du bestimmt von deinem Analytiker gemocht wirst, dass er dir das aber nicht direkt zeigt - denn es soll ja nicht NUR darum gehen, lieb zueinander zu sein. Distanz und Neutralität sind doch wichtig, und wenn der Patient das aushält - was bei mir leider nicht der Fall ist -, dann ist der Therapieerfolg wahrscheinlich größer als bei jemandem, der bei jeder Kritik anfängt zu heulen. So bin ich mir sicher, dass mein Th. nicht deshalb so fürsorglich ist, weil er das so toll findet, sondern v.a., weil er denkt, dass anders bei mir überhaupt nichts funktionieren würde...

Meiner sagt mir ja auch nie, dass er mich mag. Was haben wir deswegen schon gekämpft! Ich fand das so albern - jeder andere Th. sagt seinen Patienten so was - nur meiner nicht...

Was mir allerdings wichtig ist: seine warmherzige Stimme. Wenn er jetzt so mit mir reden würde wie ein Nachrichtensprecher, würde ich dichtmachen. Und: Ich konnte das 'Nachbeelternde' bei ihm seltsamerweise erst spüren, als mich eine Userin hier darauf hingewiesen hat, dass 'Nachbeelterung' nicht bedeutet, dass man dem Patienten-Kind sagt: "Ich bin der bessere Vater", sondern dass es sich an kleinen Gesten zeigt, und dazu gehört auch das, was du von deinem geschrieben hast: Zuverlässigkeit.

Was ich sagen will: Ich denke wie biber, dass man das nicht richtig vergleichen kann. Es sind immer zwei Menschen, die sich aufeinander einstellen, und ich glaube, meinem Th. geht es schon mächtig auf den Zeiger, dass ich ständig anfange zu heulen - irgendwann meinte er mal mehr oder weniger deutlich, dass ich mit meinen Tränen erreichen möchte und wohl auch tatsächlich erreiche, dass er sich 'kümmern' muss. Also, das ist jetzt etwas krass negativ geschildert, aber wie gesagt: Es ist alles höchst individuell.

Am besten ist wirklich, dass du mit ihm darüber sprichst. Viel Glück!!!!


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 27.05.2013, 06:35

Noch mal als Ergänzung: Ich will dir nicht sagen, dass dein Gefühl nicht wichtig ist oder so. Anders als biber bin ich der Meinung, dass das Wesentliche für den Therapieerfolg nicht unbedingt das 'Erarbeiten' von Erkenntnissen oder eine möglichst große Anzahl an Deutungen ist, sondern tatsächlich das Gefühl, das sich zwischen beiden einstellt. Ansonsten könnte man sich vielleicht auch einen Ratgeber kaufen?

Wenn der Patient sich so gut aufgehoben fühlt, OHNE das Gefühl zu haben, geborgen zu sein und gehalten zu werden, dann ist ja auch alles in Ordnung. Das Problem ist doch: Was macht der Patient, der dieses Gefühl nicht hat und es vermisst?

Werbung

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Mo., 27.05.2013, 08:01

@titus

Ich bewundere in manchen deiner Aussagen,wie offen du dazu stehst,das du gern zu deinem Thera gehst,wieviel er dir bedeutet,welche Gefühle du ihm gegenüber hast,was du dir heimlich von ihm wünscht und diverses andere.
Ehrlich,ich bewundere das,denn nicht jeder steht dazu welche Gefühle in Bezug auf den Thera entstehen und sich weiter entwickeln.
In vielen deiner Gedankengänge in bezug auf deinen Thera,was du fühlst,welche geheimen Wünsche du ihm gegenüber hast,finde ich mich wieder,denn mir ergeht es oft nicht anders.
Du hast vieleicht einen Vorteil mir gegenüber.Ob du es als Vorteil empfindes,das sei dahingestellt,du bist in der Lage vor deinem Thera zu weinen,ich kann das nicht,solange ich ihn schon kenne,solange ich es mir auch schon wünsche,solange es auch für ihn ok ist ob mit oder ohne Weinen,ich kann es nicht.Dabei weiß ich,nur wenn ich mal wirklich alles von mir "rauslassen"kann was die Traurigkeit angeht,dann ginge es mir deutlich noch besser.
Ich habe auch für mich den Anspruch auch weinen zu können/dürfen,denn sonnst kann ja jeder sagen,die gelli kann man soviel antuen,die weint eh nie,also ist es auch nicht so schlimm.Für mich ist nicht weinen können gleich zu setzen,mit:ich versage.
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mo., 27.05.2013, 08:59

titus2 hat geschrieben:Trotzdem IST der Therapeut nicht die Mutter. Aber er kann sich so verhalten - nur eben ein bisschen anders... In dieser Beziehung kann es gelingen, dass der Patient spürt, dass er sicher und geborgen ist, und dann kann er dieses Gefühl mit hinaustragen in die Welt und er ist für Krisenzeiten gut gerüstet, weil er nicht mehr das Gefühl hat, verloren zu sein.
Den Ausschnitt habe ich meinem Thera gezeigt (ist hoffentlich ok...). Beim 1. Satz habe ich gemerkt dass er ein bisschen erstaunt war, als er dann den Rest gelesen hat, hat er gesagt dass das richtig ist. Und obwohl die Distanz zwischen uns bis dahin ganz ok war, habe ich doch irgendwie eine Veränderung in seinem Verhalten beobachtet. Er hat gesagt dass er sehr wohl teilweise während der Sitzungen die "Mutter" sein kann. Als wir uns verabschiedet haben (das war ganz am Ende der Sitzung), war er wirklich irgendwie warmherziger als sonst. Mal schauen wie sich das weiterentwickelt. Wie Titus habe ich sehr starke Gefühle für meinen Thera, auch wenn ich versuche meine Gedanken und Vorstellung nicht weiterzuspinnen. Das macht mir dann wieder Angst dass ich ein Gefühl entwickele was die Zusammenarbeit erschweren würde.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
weidenkatz
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 217

Beitrag Mo., 27.05.2013, 09:22

Vielen Dank Euch beiden biber und titus2,
biber hat geschrieben:Mich erstaunt es, dass Du als letztes schreibst, dass man sich nicht so gerne mag ... meintest Du jetzt Dich oder dass Du wegen seiner anscheinenden fehlenden Warmherzigkeit das Gefühl hast, dass er Dich - trotz allen anderen als positiv erlebten Faktoren - nicht mag?
Ich meine uns beide. Ich glaube nicht wirklich, dass ich ihm jetzt total unsympathisch bin, sondern dass er mir gegenüber ziemlich gleichgültig ist.
biber hat geschrieben:Eine Analyse ist sicherlich keine Therapie, in der kuschelbedürfnisse im Sinne des Wortes erfüllt werden.
natürlich nicht! Das steht ja gar nicht zur Debatte.
biber hat geschrieben:Es ist wichtig zu beachten, dass, wenn andere Patientinnen das so für sich erleben, dies etwas ist, was in ihren Phantasien liegt, die mitunter begünstigt werden.
Dennoch bin ich mir sicher, dass dies bei demselben Analytiker von seinen unterschiedlichen Patientinnen ganz unterschiedlich erlebt wird - eben, weil in einer PA nie wirklich gekuschelt wird, sondern manche dies imaginieren, andere nicht.
Auch mit meinem Ex-Therapeuten habe ich natürlich nie wirklich gekuschelt. Aber ich denke, dass mein Bedürfnis danach entstanden ist, weil wir uns mochten. Das hat er auch nie gesagt, aber es war spürbar, an seinem Händedruck, an seinem Blick, an seinem Mitgefühl.
biber hat geschrieben:Ich finde ja die Aspekte, die Du aufgezählt hast, als wesentlich für den Therapieerfolg.
Gerade da es eine PA ist, wäre zu empfehlen, dass Du diesen erlebten Mangel an Warmherzigkeit dem Analytiker erzählst: Genau dies ist ja DEINE Übertragung, damit kann er mit Dir arbeiten, das durcharbeiten, Bezüge herstellen etc. - darum geht´s in einer PA.
Darum bin ich ja auch schon über 2 Jahre bei ihm, eben weil es viele positive Aspekte gibt. Danke, dass mir nach dieser langen Zeit endlich mal einer sagt, worum es in der PA geht Ich spreche natürlich auch über meine Übertragungen, allerdings ist es in MEINER PA nicht wirklich so, dass er mit mir arbeitet. Ich arbeite mit mir, er begleitet mich dabei. Was ja auch positive Seiten hat.
biber hat geschrieben:Auch ist es so, dass Du ja den Vergleich ziehst mit Deinem ehemaligen Therapeuten: Das ist ja so, wenn man den neuen Partner mit den sicherlich manchmal positiv überzeichneten Erinnerungen an den Ex-Partner vergleicht: Da kann dann keiner mehr herankommen, da man sich lieber nach dem Alten sehnt als das Neue an sich heranzulassen, wie in dem Spruch "Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem man nicht vertrieben werden kann" ...
und wenn das Jahre anhält, muss man sich doch wohl fragen, ob einem bei dem neuen nicht etwas fehlt (meinte er selbst auch letzte Stunde)...
biber hat geschrieben:PS: wo ist eigentlich der thread "Kuschelbedürfnisse"?
Wenn ich mich nicht irre, heißt er "Kuschelbedürfnis".

2. Teil folgt

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
weidenkatz
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 217

Beitrag Mo., 27.05.2013, 09:24

titus2 hat geschrieben: oh, das tut mir Leid, dass ich mit meinen Sätzen so viel Mist angerichtet habe. Ich sehe das zwar anders als biber und ich meine nicht, dass man es sich 'einbildet', dass man sich geborgen und gehalten fühlt und natürlich kann eine Analyse auch das Bedürfnis nach Nähe und Wärme befriedigen!
Du hast den Mist nicht angerichtet, der war schon vorher da. Ich bin da Deiner Meinung, und da es ja wie gesagt viele positive Aspekte in meiner Therapie gab, habe ich mir eingeredet, ich muss damit zufrieden sein, dass ich zumindest für kurze Zeit eben das mit einem Therapeuten (in der Klinik) hatte.
titus2 hat geschrieben:Aber: Ich gehe davon aus, dass du bestimmt von deinem Analytiker gemocht wirst, dass er dir das aber nicht direkt zeigt - denn es soll ja nicht NUR darum gehen, lieb zueinander zu sein. Distanz und Neutralität sind doch wichtig, und wenn der Patient das aushält - was bei mir leider nicht der Fall ist -, dann ist der Therapieerfolg wahrscheinlich größer als bei jemandem, der bei jeder Kritik anfängt zu heulen. So bin ich mir sicher, dass mein Th. nicht deshalb so fürsorglich ist, weil er das so toll findet, sondern v.a., weil er denkt, dass anders bei mir überhaupt nichts funktionieren würde...
Ich glaube schon, dass er mich ok findet. Aber er MAG mich nicht wirklich. Ich kann nicht sagen "he cares (for me)". Verstehst Du, was ich meine? Ich halte es aus, dass er mich nicht mag, weil ich das nicht von ihm erwartet habe. Weil ich es sowieso für normal halte, dass man mich nicht mag. Ich fange natürlich auch an zu heulen, wenn er mich kritisiert, oder mache ganz zu. Weil eben nicht das Vertrauen da ist, dass man mich kritisieren und trotzdem wirklich mögen kann.
titus2 hat geschrieben:Was mir allerdings wichtig ist: seine warmherzige Stimme. Wenn er jetzt so mit mir reden würde wie ein Nachrichtensprecher, würde ich dichtmachen. Und: Ich konnte das 'Nachbeelternde' bei ihm seltsamerweise erst spüren, als mich eine Userin hier darauf hingewiesen hat, dass 'Nachbeelterung' nicht bedeutet, dass man dem Patienten-Kind sagt: "Ich bin der bessere Vater", sondern dass es sich an kleinen Gesten zeigt, und dazu gehört auch das, was du von deinem geschrieben hast: Zuverlässigkeit.
Ja, Zuverlässigkeit gehört dazu, aber geht Nachbeelterung ohne Fürsorglichkeit, Wärme, Mitgefühl? Ich glaube nicht, dass mein Therapeut Nachbeelterung für nötig hält. Hm, ich habe ja auch immer wieder das Gefühl, er nimmt mir meine Beziehungsunfähigkeit auch nicht wirklich ab.
titus2 hat geschrieben:... dass ich ständig anfange zu heulen - irgendwann meinte er mal mehr oder weniger deutlich, dass ich mit meinen Tränen erreichen möchte und wohl auch tatsächlich erreiche, dass er sich 'kümmern' muss.
hm, ich habe in dem Jahr nach der Klinik auch viel geweint, und auch zur Zeit wieder ... aber er kümmert sich nicht darum.

Nach einem Gespräch mit dem Klinik-Therapeuten habe ich mir mal aufgeschrieben, dass er mich behandelt wie einen Menschen mit der Seele eines Kindes und dem Verstand eines Erwachsenen, mein Analytiker dagegen, als wäre ich ganz erwachsen. Ich denke daraus entstand eine Erwartung an mich selbst, erwachsen zu sein und mich um mich selbst zu kümmern, vernünftig zu sein und keine "unrealistischen Wünsche" (gemocht zu werden) an meinen Analytiker zu stellen. Was wiederum sicher auch meine Darstellung meiner selbst beeinflusst hat.

Zum Nachtrag von titus2: Das ist genau das Problem. Sicher braucht nicht jeder das Gefühl von Geborgenheit und Gehaltensein von seinem Therapeuten, vielleicht weil er es auch woanders hat. Ich habe es nicht, ich vermisse es. Ich habe dieses Gefühl auch bei keinem anderen - und es gibt auch niemand anders, dem ich mich mit diesem Bedürfnis zumuten kann. Ob ich es BRAUCHE? Woher soll ich das wissen, ich weiß ja nicht, wie meine Therapie gelaufen wäre, wenn ich dieses Gefühl hätte. Aber ich denke, bei meiner Störung ist Nachbeelterung nötig.

Puh, das Thema fällt mir schwer, aber heute nachmittag habe ich endlich meinen Termin bei ihm, ich bin gespannt, was ich schaffe, ihm zu sagen ...

Noch mal vielen Dank für Eure Antworten

weidenkatz

(Gellis und Luxbordies Beiträge noch nicht gelesen)

Benutzeravatar

lonely69
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 43
Beiträge: 239

Beitrag Mo., 27.05.2013, 09:51

Schön, dass Du es ansprechen wirst, Weidenkatz. Vielleicht bekommst Du ja auch eine gute Antwort - ich drücke Dir die Daumen.
Du kannst für Dich mal gucken, ob die von Dir beschriebenen Gefühle solchen ähneln, die Du von früher kennst. Wenn ja, stehen die Chancen gut, dass die mangelnde Warmherzigkeit zumindest zum Teil auch auf Übertragung beruht. Und dann könntest Du ja auch sagen: "Aufgrund meiner Entwicklung brauche ich von Ihnen ein deutliches Signal der Warmherzigkeit. Können Sie mir im Rahmen Ihres Setting eines geben?"
Wenn ja: gut.
Wenn nein: Ist zumindest das geklärt. Und ihr könnt schauen, ob und wie es gemeinsam weitergeht.

Lonely

PS: DU liest ja vermutlich auch bei Titus mit - ich könnte mir vorstellen, dass es bei Deinem Analytiker auch so ähnlich ist, dass er Dir schon hilfreiche Signale sendet, die du aber anders empfängst.

Benutzeravatar

antiliving
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 13

Beitrag Mo., 27.05.2013, 10:29

Ich habe den Thread Kuschelbedürfnis gestartet.
(ich darf hier leider erst ab 3 Posts Links posten)

Luxbordie hat geschrieben:
titus2 hat geschrieben:Trotzdem IST der Therapeut nicht die Mutter. Aber er kann sich so verhalten - nur eben ein bisschen anders... In dieser Beziehung kann es gelingen, dass der Patient spürt, dass er sicher und geborgen ist, und dann kann er dieses Gefühl mit hinaustragen in die Welt und er ist für Krisenzeiten gut gerüstet, weil er nicht mehr das Gefühl hat, verloren zu sein.
Den Ausschnitt habe ich meinem Thera gezeigt (ist hoffentlich ok...). Beim 1. Satz habe ich gemerkt dass er ein bisschen erstaunt war, als er dann den Rest gelesen hat, hat er gesagt dass das richtig ist. Und obwohl die Distanz zwischen uns bis dahin ganz ok war, habe ich doch irgendwie eine Veränderung in seinem Verhalten beobachtet. Er hat gesagt dass er sehr wohl teilweise während der Sitzungen die "Mutter" sein kann. Als wir uns verabschiedet haben (das war ganz am Ende der Sitzung), war er wirklich irgendwie warmherziger als sonst. Mal schauen wie sich das weiterentwickelt.
Freut mich für dich.
Mittlerweile denke ich auch über einen Therapeutenwechsel nach. Die ganze Therapie kommt mir mittlerweile sinnlos vor. Ich habe das Gefühl, dass ich mich zum Erreichen meiner Ziele ohne Unterstützung um alles selbst kümmern muss.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 27.05.2013, 11:26

Den Ausschnitt habe ich meinem Thera gezeigt (ist hoffentlich ok...). Beim 1. Satz habe ich gemerkt dass er ein bisschen erstaunt war, als er dann den Rest gelesen hat, hat er gesagt dass das richtig ist.
Oh, Schock!
Nein, ist schon O.K., aber dass ich jetzt in anderen Therapien zu Besuch bin, finde ich zumindest überraschend...

Weidenkatz, ich weiß nicht, ob du, wie lonely fragt, bei mir mitliest. Eigentlich will ich keine Reklame machen, aber ich schreibe gleich was darüber bei mir - über dieses furchtbar nervige Thema 'Mögen oder Nichtmögen'.

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mo., 27.05.2013, 11:53

antiliving hat geschrieben:Mittlerweile denke ich auch über einen Therapeutenwechsel nach. Die ganze Therapie kommt mir mittlerweile sinnlos vor. Ich habe das Gefühl, dass ich mich zum Erreichen meiner Ziele ohne Unterstützung um alles selbst kümmern muss.
Ich denke das ist dann auch berechtigt. Ich würde aber mit dem Thera drüber reden. Aber wenn die (therapeutische) Beziehung nicht stimmt, denke ich auch dass der Klient sich nicht öffnen kann.
titus2 hat geschrieben:Nein, ist schon O.K., aber dass ich jetzt in anderen Therapien zu Besuch bin, finde ich zumindest überraschend...
Ist halt ein Thema was mich auch massiv beschäftigt und du hattest das so schön ausgedrückt.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

Henrike76
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 49
Beiträge: 621

Beitrag Mo., 27.05.2013, 12:25

Also ich habe meine amb. Thera auch abgehakt.

Ich musste allerdings erst von der Arbeit freigestellt werden um die auf den Prüfstand stellen zu können.

Kurzum: Weitestgehend unfähig mit mir zu arbeiten (kann aber auch sein dass ich zu sehr verkopft bin).

Wer mir allerdings in einer schlimmen psych. Notlage vorwirft, dass ich als Kind ADHS gehabt hätte (um die schlimme Gewalt und erhebliche Ablehnung gegenüber mir abzumildern) bzw. dass ich nicht mit Führungskräften umgehen könnte, hat schon versagt!

Für mich sind da (u.a.) Fachprüfungen (aktuell) und Zertifikate unabdingbar!
Das ist schonmal die Basis, dass mich jemand behandeln kann.

Ich kenne es von den Blitzschutz-EMV-Spezialisten-Zertifikaten.
Nach 3 Jahren sind die wieder wertlos (ohne Auffrischungsseminar). Und da geht es nur um besch*****e Erdungsanlagen.

Nur im Psychobereich darf fast jeder mit Zulassung Therapie auch schwerster Fälle machen ohne Fachzertifikate!

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Mo., 27.05.2013, 12:41

@Henrike76

Ich versteh nicht im geringsten was dein Beitrag mit dem Thema "Therapeutenwechsel wegen mangelnder Warmherzigkeit"zu tuen hat?

Mir klingen deine Worte zu "abgefahren".
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
weidenkatz
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 217

Beitrag Mo., 27.05.2013, 16:32

erst mal zu titus' blog: nein, bisher habe ich nicht mitgelesen, gerade mal die letzten beiden Seiten überflogen und mich bei Gelegenheit mal näher damit auseinandersetzen.

Zu meiner Stunde heute: nachdem ich die erste halbe Stunde kein Wort herausgebracht habe, überzeugte ich mich, dass ich zumindest anfangen könnte, ihm zu sagen, warum es mir so schwer fällt, ihm zu sagen, was mir fehlt. Nachdem ich ihm 6 Gründe aufgezählt wurde, fragte er erst mal, ob mich vielleicht damit unabhängig machen wolle, nicht zu sagen, was ich brauche. Ich verneinte das und verhaspelte beim Versuch, meine Antwort zu begründen ohne zu sagen, worum es eigentlich geht so, dass ich nicht mehr darum herumkam, mit der Sprache herauszurücken , unter Tränen und sehr großer Anspannung. Seine Reaktion: "Verstehe".

Leider waren von der Stunde dann nur noch etwa 10 Minuten übrig. In diesen 10 Minuten wiederum Schweigen. Ich war erleichtert, es herausgebracht zu haben. Es war wahrscheinlich ein bisschen verwirrend aber irgendeine Antwort hätte ich mir trotzdem gewünscht. Vor allem, da er von sich aus das Thema nicht wieder aufgreifen wird, das tut er nie.

Naja, ich werde natürlich weiter daran arbeiten, zwischen und in den Therapiestunden, mal sehen, was daraus wird. Vielleicht ist es ja nur eine Phase, ich hatte gerade Geburtstag, der bringt mich immer aus dem Gleichgewicht.

Vielen Dank nochmal für Euren Input
weidenkatz

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag