Wie in der Therapie offen sein?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Jasminblüte
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Wie in der Therapie offen sein?

Beitrag Di., 19.02.2013, 11:57

Hallo,

ich wüsste gerne, wie man offen ist, also in der Therapie, aber dann auch so zu anderen Menschen? Wie macht man(Ihr) das? Und was ist das eigentlich genau?

Bisher dachte ich zumindest, dass ich zu meinem Thera offen bin (soweit ich halt kann), ihm viel mehr erzähle bzw. schreibe, als meiner Familie oder Freunden... Aber letztens hat er dann in einem Nebensatz so angeregt, ob ich mir nach der Erfahrung mehr Vorwürfe mache oder in Beziehungen offener sein will. Aber noch mehr von mir zeigen kann ich nicht, das funktioniert einfach nicht

Lg Jasminblüte
[center]„Jede Seele im Universum sucht sich einen Körper. Und jede Seele sucht sich nur die Herausforderungen, die sie auch bewältigen kann.“[/center]

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Dampfnudel
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Beitrag Di., 19.02.2013, 12:21

Hallo Jasminblüte,

willkommen hier im Forum! Ich glaub, ich hab noch nicht richtig verstanden, warum Dein Thera meinen sollte, dass Du mehr von Dir zeigen sollst. Welche Erfahrung meint er denn, für die Du Dir Vorwürfe machen solltest?

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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candle.
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Beitrag Di., 19.02.2013, 12:29

Hallo Jasminblüte!

Hier dreht es sich meiner Meinung nach nicht um das Thema "mehr Offenheit", sondern um das Entweder oder- also eine reine Entscheidungsfrage. Das impliziert nicht, ob du noch offener werden sollst, sondern einfach nur, ob du weiter klagen willst oder aktiv was ändern. Aus einem Esel wird bekanntlich kein Rennpferd, also mußt du da keine Angst haben.

Ich hoffe, dass ich dir das jetzt erklären konnte worum es tatsächlich geht bei dieser Aussage.

Lieben Gruß!
candle
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Jasminblüte
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Beitrag Di., 19.02.2013, 12:44

Hallo Dampfnudel!

Naja, erstens bin ich generell nicht offen anderen Menschen gegenüber und erzähle vieles nicht oder falsch. Und bei meinem letzten und ersten Freund konnte ich das auch nicht und nachdem er mir einmal zu verstehen gegeben hat, dass das mit uns nicht funktioniert habe ich immer nur gehofft er schreibt, was er auch getan hat, aber nie ihm geschrieben und ihm auch keine Gefühle mehr gegenüber gezeigt, also nicht um ihn gekämpft, obwohl ich wirklich etwas für ihn empfinde. Und deswegen mache ich mir Vorwürfe, dass ich weiß, was ich falsch gemacht habe und es wusste und es trotzdem nicht konnte.

Und er meinte nicht, dass ich mir welch machen sollte, sondern, ob ich nach dieser Erfahrung nicht auch in Betracht ziehen würde, dass es manchmal besser ist sich mehr zu zeigen...

Und irgendwie möchte ich das ja auch, aber auch nicht, und dann weiß ich gar nicht wie...
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Dampfnudel
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Beitrag Di., 19.02.2013, 12:49

Hm, dass es besser wäre, ist Dir ja vermutlich selbst klar, nach allem, was Du schreibst.
Und wie es geht, mehr von sich zu zeigen, ist Dir ja eigentlich auch klar, oder? Also "einfach" aussprechen, was Du denkst oder fühlst. Nur dass das mit dem "einfach" manchmal nicht so einfach ist...
Was ist denn für Dich so heikel daran, mehr von Dir preiszugeben?
Alles hat seine Zeit.

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Jasminblüte
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Beitrag Di., 19.02.2013, 12:55

Hallo candle!

Das kann schon sein, weil ich auch nicht weiß, was dann passiert.
Aber ich würde das schon gern können mich jemanden anzuvertrauen und wissen mir wird nichts passieren, aber wenn ich das mal probiere oder mir nur vorstelle, macht mein Körper schon von alleine zu und selbst wenn ich wollte, kommt kein Wort raus.

Was meinst du damit?? Dass ich mich eh nie ändern werde?
candle. hat geschrieben:Aus einem Esel wird bekanntlich kein Rennpferd, also mußt du da keine Angst haben.
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candle.
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Beitrag Di., 19.02.2013, 13:01

Hallo Jasminblüte!

Ich meine, dass es ja auch noch schlicht Chrakterzüge gibt, die sich so wie du verhalten. Es gibt wahre Quasselstrippen, die du wohl nicht werden wirst, deshalb immer ein Schritt nach dem anderen. Wie gesagt, es schien mir um eine Entscheidung zu gehen quasi sich für ein Therapieziel zu entscheiden und nicht darum, ob du nun jedermann vertrauen mußt.

VG candle
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Jasminblüte
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Beitrag Di., 19.02.2013, 13:26

Einerseits fällt mir das schwer, weil ich nicht weiß was dann passiert, ob ich dann das noch stärker fühle oder daran irgendwie verrückt werde (ich weiß das ist ziemlich unwahrscheinlich), aber auf jeden Fall, dass ich oder der andere mit meinen Gesagten und meinen Gefühlen nicht zurechtkommt.
Andererseits habe ich auch Angst davor, dass er sagt: "Wegen einer solchen Kleinigkeit das ganze Theater?" Einfach das der Grund dafür nicht wichtig genug ist und ich übersensibel oder so was bin.

Aber ich weiß, dass das alles Gründe sind, die nur in meiner Fantasie sind und in Wirklichkeit wird nichts davon der Fall sein. Also müsste ich das alles ja einfach so machen können, spricht nichts dagegen... Bin wahrscheinlich nur zu blöd dafür.

Lg und danke für eure Antworten
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Dampfnudel
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Beitrag Di., 19.02.2013, 13:57

Nee, zu blöd bist Du sicher nicht. Ich kenne das, hab mich das auch sehr lange nicht getraut, und in manchen Situationen traue ich mich oft immer noch nicht, gerade auch in der Therapie bei schwierigen Themen. Meine Thera meinte mal, dass Dinge mit dem Aussprechen oft realer werden und dass das Angst macht. Dennoch bin ich inzwischen im Vergleich zu früher fast ein "offenes Buch". Viele Dinge, die ich mich früher nicht zu sagen getraut habe, traue ich mich jetzt auch auszudrücken, und ich finde es unheimlich erleichternd und befreiend, und ich hab bisher auch nur positive Reaktionen darauf bekommen (natürlich achte ich schon ein bisschen darauf, wem ich was erzähle, aber das ist ja auch normal). Die meisten Leute sind ja auch froh, wenn sie wissen, woran sie sind und was mit den Leuten los ist, mit denen sie zu tun haben.
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Petri75
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Beitrag Di., 19.02.2013, 18:03

Wovor hast du denn Angst, wenn Du was aussprichst? Oder Gefühle zeigst?
Was regt sich denn für ein Gefühl in Dir? Was für Körperreaktionen hast Du denn?
Irgendwas scheint Dich ja zu behindern. Oder fühlst Du einfach nichts? Hast Du Angst, Dich zu blamieren?
Was ist denn früher mal passiert, wenn Du was gesagt hast? Bist Du bestraft oder ausgelacht worden?

Nicht jeder ist der große Kommunikator. Muss auch gar nicht sein.
In der Therapie wäre es sicher besser, wirklich was zu sagen, weil schweigen oder Rumdrucksen bringt Dich jetzt nicht so viel weiter.
Ein Therapeut sagt sicher nicht, dass etwas zu unwichtig ist ("zu klein"), außer Du erzählst ihm solche Sachen wie was Du zum Frühstück gegessen hast oder dass die Sonne so schön scheint. Dann fragt er Dich aber vielleicht, ob Du ausweichen willst, und was Dein eigentliches Problem ist. Selbst dann hätte er einen Aufhänger, aber wenn Du dann schweigst, wird es schwierig.

Im alltäglichen Umgang muss man sich schon eher überlegen, was man wann und wie zu jemandem sagt. Gar nichts sagen, ist echt schwierig für den anderen. Man geht ja von der leichten Unterhaltung immer mehr in die persönlichere Dinge hinein, je nach Grad des Kennens.

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Jasminblüte
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Beitrag Di., 19.02.2013, 23:56

Hallo Petri75!

Ganz schön detailliert, was du da fragst.

Wovor ich Angst habe, wenn ich etwas über mich erzähle... ich könnte etwas falsches sagen, etwas womit ich denjenigen enttäusche, etwas das man nicht versteht, etwas das verletzend ist. Ich könnte noch stärker meine Gefühle spüren, entdecken dass ich etwas anders machen hätte können, mir selber Vorwürfe machen das ich es nicht erzählt habe, vielleicht halte ich mich selber nicht mehr aus, nehme mir eine schöne Illusion. Die Person könnte mich (durch ihre Reaktion unabsichtlich) verletzen, mir danach erklären das mir nicht zu helfen sei bzw. das Gegenteil ich nix habe. Ich weiß es nicht, sind lauter Sachen, die ich vom Verstand her für Unsinn erklären kann, sie mir aber trotzdem immer wieder einrede, sie vielleicht sogar als Ausrede benutze nicht reden zu müssen. Aber letztlich mir genau deswegen noch mehr Vorwürfe mache.

Was für Gefühle ich dann habe, kann und will ich gar nicht beschreiben, es ist alles und nichts und mein Körper macht alles zu, es ist wie eingesperrt sein, kein Wort herauszubringen und mich nicht bewegen können, es gar nicht zu wollen. Und da hilft fast nichts. Also so ist es, wenn es schlimm ist, aber mein Therapeut weiß inzwischen schon vorher, was meine Grenzen sind und wann ich wieder in diesen Zustand komme.

Was früher passierte, wenn ich etwas gesagt habe, weiß ich nicht, weil soweit ich mich erinnere habe ich nie wirklich jemandem erzählt wies mir geht und was mich gerade beschäftigt. Wie hat meine Mutter mal so treffend gesagt: "Mit dir kann ich wirklich über alles gut reden, aber sobald es um bestimmte Themen geht, kann ich genauso gut mit der Wand reden!"

Im Alltag finde ich auch nicht, dass alle alles wissen sollten und mal abgesehen von meiner Mutter und meinem Thera reagiere ich auch nicht mit schweigen sondern da erzähl ich einfach, wie gut es mir doch geht und aus, die meisten interessiert eh nicht mehr. Und vielleicht muss man nicht unbedingt die ganze Zeit reden, aber es macht einsam und die anderen anzulügen ist anstregend und wenn man andere nicht anlügen und beunruhigen will, aber nicht redet, ist es auch nicht angenehm. Manchmal wäre ich da gerne eine andere Person. Geht das überhaupt?

Lg Jasminblüte
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Petri75
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Beitrag Mi., 20.02.2013, 08:41

Hallo Jasminblüte,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Schriftlich bist Du auf jeden Fall mitteilsam .

Ich finde es traurig, dass Du doch eigentlich denkst, dass Du Dich nicht so zeigen kannst, wie Du wirklich bist, weil dann eine ablehnende Reaktion kommen könnte. Es ist in der Tat auf Dauer sehr anstrengend, eine Maske zu tragen. Ich kenne das selbst auch. Bei mir führte es zu einer handfesten Depression. Es ist sehr befreiend, wenn man anfängt, zu sich selbst zu stehen. Es ist am Anfang wegen der Unsicherheit schwer auszuhalten, aber wirklich befreiend. Es gab bei mir dann auch schwierige Situationen, weil einige Leute auf einmal irritiert waren. Anstatt angepasst und ruhig zu sein und nicht aufzufallen, habe ich den Mund aufgemacht. Manche Leute kommen damit nicht zurecht.

Ich kann jetzt natürlich nicht sagen, bei Dir ist es wie bei mir, aber irgendetwas kam mir schon bekannt vor. Zuhören konnte ich übrigens auch immer sehr gut, nur nichts über mich selbst sagen. Irgendwann war ich es Leid, der geduldige Zuhörer für die anderen zu sein. Ich wollte auch gesehen werden, aber das ging nur durch sehr große Unsicherheiten.

Eine andere Person sollst und kannst Du nicht sein. Du bist liebenswert wie Du bist. Es gibt einen Grund dafür, dass Du auf der Welt bist. Wenn Du gläubig bist, kann man auch sagen: Gott hat gewollt, dass Du die Welt bereicherst. Ich lese bei Dir eine sehr große Selbstablehnung und der sollte man mal auf den Grund gehen.

Ich habe mich auch gegen bestimmte Themen gesperrt. In der Therapie sind wir die über innere Bilder angegangen und das hat mir sehr große Angst gemacht, weil auch schreckliche Gefühle hoch kamen. Es war schon klar, warum ich so lange dicht gemacht hatte. Und es ist auch so, dass das wie ein Bumerang zurück kommen kann, weil es, auf einmal ausgesprochen, real wird. Und meistens sagt dann auch der innere Kritiker: wie konntest Du das jetzt sagen? Wie peinlich bist Du eigentlich? Eine unglaubliche Scham kam hoch.

Wie versucht Dein Therapeut dann an Dich heran zu kommen, wenn Du "in diesen Zustand" fällst?

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Jasminblüte
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Beitrag Mi., 20.02.2013, 17:23

Ja, schriftlich ist einfacher, da sieht niemand, was ich mache, ist anonymer. Und ich kann mir vorstellen das ist jetzt nur für mich, sonst wird das niemand lesen oder mit mir in Verbindung bringen.

Freut mich, dass du jetzt den anderen sagen kannst, worum oder wie es dir geht.
Darf ich dich fragen, wie du das die ersten Male gemacht hast, ob du das irgendwie vorher "geübt" hast, oder hat das vielleicht ganz plötzlich funktioniert? Was haben die Leute gesagt, als du ihnen dann die Wahrheit gesagt hast? Und wie ist das mit den "inneren Bildern", hast du dir da (reale?) Situationen vorgestellt?

Wenn ich so erstarrt bin, versucht er erstens mich vom Thema und meinen Gedanken... abzulenken, durch irgendein unerwartetes Thema oder etwas, wo er weiß, da kann ich gut drüber sprechen und stimmt mich positiver. Meist wartet er kurz vorher. Und wenn wir draußen sind (mir fällt es im Gehen draußen leichter) fordert er mich dann auf verkehrt zu gehen und das hilft dann irgendwie.
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