1. Probatorische Sitzung: Filme schauen verboten

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Fify
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1. Probatorische Sitzung: Filme schauen verboten

Beitrag Mi., 23.01.2013, 11:53

Hallo zusammen!

Ich hatte heute meine erste probatorische Sitzung. Ich habe der Therapeutin jede Menge über mich erzählt und eben auch, dass ich eben vor unangenehmen Gefühlen flüchte und mir dann Filme anschaue. Jetzt hat sie gemeint, dass es sozusagen Voraussetzung für die Therapie ist, dass ich mir das Filmschauen verbiete und ich mich meinen Gefühlen stellen müsste, sonst wäre das nichts. Sie meinte, dass wäre wie bei einer Sucht.
Desweiteren hat sie mich mehrmals gefragt, ob ich wirklich eine Therapie machen möchte. Ich hab mich danach gefragt, kann es sein, dass sie mich nicht will?
Irgendwie hatte ich mir das Ganze ganz anders vorgestellt.

Grüße fify

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stern
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:20

Kann ich mir vorstellen, dass das verunsichert bis abschreckend wirkt, wenn man derartiges in einer ersten Sitzung hört.

Hintergrund kann schon durchaus der sein, den sie genannt hat. Dass man Gefühle, die auch in der Therapie hochkommen können, nicht schnellstmöglich wieder drosselt - bei dir durch Filmeschauen (andere Leute haben andere Strategien, die aber den gleichen Zweck erfüllen können).

Ich sehe es ambivalent... also irgendwo hat es ja auch eine Grund, wenn man vor unangenehmen Gefühlen flüchtet... und das radikal unterbinden zu wollen, hmmm. Aber wenn du Bedenken hast, würde ich mit ihr darüber nochmals reden... von der Logik ist es schon nachvollziehbar, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das verunsichernd wirkt.

Vielleicht erklärt das auch ihre Frage, ob du wirklich Therapie machen willst, weil dich das verunsicherte? Aber keine Ahnung. Den Rückschluss, dass sie dich nicht will, würde ich nicht unbedingt ziehen.

Hast du dich ansonsten gut aufgehoben gefühlt? Das finde ich nämlich schon wichtig. Bzw. wenn es die erste Therapeutin war, bei der du Probesitzungen nahmst, so würde ich vielleicht noch ein paar andere Theras anschauen, dass du vergleichen kannst.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 23.01.2013, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Gelli
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:22

Schon ungewöhnlich finde ich,bei der ersten "kennenlernsitzung"das dir gesagt wird du sollst das mit den "Filme anschauen"einstellen,weil du vor den gefühlen weglaufen würdes.
Die Empfehlung an sich ist garnicht so verkehrt,aber das schon beim ersten Male wo die Thera nicht sicher sein wird ob du ein zweites mal noch kommst das ist schon ungewöhnlich.
Und dich mehrmals fragen ob du eine Therapie wirklich machen möchtes das ist nicht aussergewöhnlich,denn die Thera wollte deine Ernsthaftigkeit eine Therapie beginnen zu wollen überprüfen.
Nicht gleich denken oder das gefühl haben die Thera möchte dich garnicht,das ist Unsinn,sie muß Fragen manches mal zweimal stellen um zu schauen wie ernst dir das ganze ist.Also nicht den Mut verlieren,mach weiter und denke dran,solange deine Thera Fragen stellt zeigt sie Interesse an dich und deinen Problemen.
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pandas
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:35

Ich finde diese schnelle Vorgabe zu bevormundend. das wäre höchstens angebracht, wenn es um tatsächlich gefährdendes Verhalten geht, das ist hier ja nicht der Fall.

Ist es eine Verhaltenstherapie?

In TP oder PA ist es allgemein gar nicht üblich, dass der Therapeut so klare Forderungen aufstellt. Es sind hier Vorschläge, an die man sich halten kann oder auch nicht.

Ich würde mir genau überlegen, ob diese Therapeutin zu Dir passt. Mir scheint sie zwanghafte Züge zu haben.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Kekse
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:38

Ich glaube die erste Sitzung ist unter anderem auch ein Abtesten, wie wichtig einem die Lösung seiner Probleme ist und ob man auch bereit ist unangenehme Veränderungen dafür durchzusetzten. Natürlich hört sich das jetzt hart an, wenn man von einer Sekunde auf die andere an den Kopf geknallt bekommt, dass man sich seinen Gefühlen stellen soll. Ich glaube nicht, dass du das auch sofort umsetzen sollst, nur dir überlegen, ob du grundsätzlich dazu bereit wärest. Denn darauf wird die Therapie wohl hinauslaufen. Auf lange Sicht gesehen wohlgemerkt.

Es ist wohl sowas wie eine Arbeitsgrundlage. Wenn du dazu grundsätzlich bereit wärest, könntet ihr dann zusammen schauen, wie man letztendlich da hin kommt. Das denke ich mir zumindest.

Meine Therapeutin hat mir in der ersten Stunde gesagt die Therapie würde lange dauern und schmerzhaft werden, ob ich es trotzdem machen wolle. Da musste ich dann auch erstmal schlucken. Die zweite Stunde wurde aber dann schon wesentlich behutsamer. Vielleicht ist das bei dir ja ähnlich...

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stern
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:42

biber hat geschrieben:In TP oder PA ist es allgemein gar nicht üblich, dass der Therapeut so klare Forderungen aufstellt. Es sind hier Vorschläge, an die man sich halten kann oder auch nicht.
Das kann man so auch nicht sagen... meine Freundin macht auch eine TFP, und die hat mehr Regeln als Rahmenbedingungen, als ich in meinen bisherigen Therapie je hatte (die Dame ist sogar noch Supervisorin). Und es ist nicht so, dass sie den Eindruck macht, das nötig zu haben.

Also nicht wieder alles auf Methoden schieben. Inhaltlich hat das ja auch eine gewisse Sinnhaftigkeit (gibt ja diverse Möglichkeiten Gefühle zu drosseln... und das ist in der Tat nicht unbedingt sinnig nach Sitzungen, wenn man dann wieder die Flucht ergreifen muss). Nur die Art und Weise wie es kommunziert wurde (also ohne das vorab näher zu beleuchten) und der Zeitpunkt erscheint (mir) etwas seltsam. Ist doch auch hier dem Patienten überlassen, ob er das macht oder nicht... weil das ein Thera ja nicht überwachen kann bzw. er niemanden dazu zwingen kann. Auch die Erläuterungen von Kekse finde ich stimmig.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:56

Jetzt hat sie gemeint, dass es sozusagen Voraussetzung für die Therapie ist, dass ich mir das Filmschauen verbiete und ich mich meinen Gefühlen stellen müsste, sonst wäre das nichts.
Hat sie die denn erklärt, wie du alternativ mit den Gefühlen umgehen kannst/sollst/könntst?
Konfrontation an sich ist schon okay, aber nur, wenn man vorher einen alternativen Umgang mit dem, was man vermeidet, gelernt hat.

Ich finde eine solche Forderung von einer Thera, in der ersten probatorischen Sitzung, nicht okay. Sie sollte dir erst mal Alternativen beibringen, bevor sie dir deine Schutzmechanismen zerstört.

(Meine Meinung)

PS: Hat sie gesagt, ab wann du das machen sollst?
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Mi., 23.01.2013, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 12:57

Hier TFP und auch bei mir gabs -ich formuliers mal vorsichtig als Wünsche
hab mich aber nicht dran gehalten-
sonst wärt ihr mich schon 7 Jahr los
bzw. 5
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stern
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 13:12

Es erschließt sich mir nicht, ob sie das wirklich so sieht, dass sie das von Anfang an voraussetzt (wie gesagt: zwingen kann eh niemand, eher bringt man sich evtl. selbst um etwas, wenn man aufkommenden Gefühlen nichtmal ansatzweise die Chance gibt, dass...). Oder eher darum, dass man das in der Therapie im Auge behält (und es dann darum geht, davon wegzukommen, vor Gefühlen zu flüchten).

Also wenn man als Patient Schwierigkeiten mit der Umsetzung hätte, wäre es schon sehr schräg, wenn das dann genauer angeschaut wird (sofern man es anspricht)... sondern darauf pocht: Wir haben, aber doch gesagt, dass... und natürlich setze ich das auch voraus, das sie das bereits können, obwohl sie bereits von Anfang an sagte, dass sie vor ihren Gefühle flüchten. Letzteres kann (und will) ich mir nicht vorstellen.

DASS es auch darum geht, nicht vor Gefühlen zu flüchten, das kann ein Thera, finde ich, sehr wohl ansprechen... und macht auch insofern Sinn, das man nicht mit falschen Erwartungen in eine Therapie geht. Nur erschließt sich mir nicht, wie es genau kommuniziert wurde.
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Fify
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 14:18

Meine Therapeutin macht TFP und AT. Ich vermute, dass ich TFP machen werde.
Sie hat mir nicht erklärt, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen kann, hat mich aber gefragt, ob ich es auch schon ohne Filmschauen geschafft habe. Ich schaff es ja manchmal nicht Filme zuschauen, rutsche da aber immer wieder rein. Hab ihr das auch gesagt, dass ich eben auch nicht immer flüchten möchte und ich das auch nicht will, aber dass ich immer wieder reinrutsche und dann nicht rauskomme.

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stern
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 14:32

Und was hast du ansonsten für Eindrücke? Meinst du dass die Chemie stimmt? Fühlst du dich gut aufgehoben? Meinst du, dich anvertrauen zu können? Also wenn du viele Störgefühle hast, fände ich das ebenfalls beachtlich.
Sie hat mir nicht erklärt, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen kann
Es wäre schräg, das von Anfang an vorauszusetzen. Sondern damit haben ja viele Schwierigkeiten. Kannst ja mal fragen, ob bzw. wie sie dir dabei dann hilft. Folgendes
hat mich aber gefragt, ob ich es auch schon ohne Filmschauen geschafft habe.
klingt danach, den Stand abzuklappern. Vielleicht könnt' ihr übereinkommen, dass du es zumindest eine Weile versuchst ohne Film... also in Richtung Steigerung? Während sie dich parallel (in der Therapie) untersützt, nicht vor Gefühle zu flüchten. So wie du es schilderst, drängt sich schon etwas der Eindruck von einer Art von Sucht auf... vielleicht nicht Sucht im eigentlichen Sinne, aber dass du die Filme benötigst, um deine Gefühle zu drosseln.

Warum flüchtest du denn vor deinen Gefühlen? Nur wenn du antworten magst.
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montagne
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 14:40

Wäre mal interessant zu erfahren, wie viele Stunden pro Woche du mit dem Filme oder TV sehen verbringst.
Sicher macht die Dosis das Gift. Wer sieht denn bitte nicht Filme oder TV um auch mal abzuschalten? (Ich guck mir Abends gerne die 105. Seidenstraßenreportage oder Eismeerfischerreportage an, um abzuschalten.)

Da du es aber offenbar selbst problematisiert hast, wird es vielleicht sehr viel sein und dich davon abhalten, dich deinen Problemen konstruktiv zuzuwenden.
amor fati

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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 14:50

Also ich habe VT gemacht und nie Verbote bekommen. Also danke Stern, denke auch das hat mal wieder nichts mit den Methoden zu tun.

Ich fand es übrigens sehr hilfreich, alle Entscheidungen selbst treffen zu dürfen. Mit Verboten kann ich nichts anfangen, höchstens mit Anregungen und erst recht nicht in der ersten Stunde..

Insbesondere weil man durch Filme und Fernsehen mal in Welten gezogen werden kann, wo man nicht immer nur mit seinen Gedanken beschäftigt ist..insofern finde ich das sogar hilfreich.

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Fify
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 14:58

stern hat geschrieben:Und was hast du ansonsten für Eindrücke? Meinst du dass die Chemie stimmt? Fühlst du dich gut aufgehoben? Meinst du, dich anvertrauen zu können? Also wenn du viele Störgefühle hast, fände ich das ebenfalls beachtlich.
Hmm ich weiß es noch nicht. Leider erinnert sie mich vom Äußeren eher an Menschen, die ich als streng erlebt habe. Vielleicht ist das gut, vielleicht aber auch nicht. Es wird glaub ich nicht einfach.
montagne hat geschrieben:Wäre mal interessant zu erfahren, wie viele Stunden pro Woche du mit dem Filme oder TV sehen verbringst.
Ich verbringe auf jedenfall zuviel Zeit vor dem Fernseher/Computer. Es schwankt sehr stark und ist abhängig davon wieviel Zeit ich zu Hause verbringe. Deshalb zwischen 0 und 16 Stunden pro Tag.


montagne
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Beitrag Mi., 23.01.2013, 15:01

Wir wissen doch nichtmal, ob die Therapeutin explizit was verboten hat. Vllt. hat sie es wirklich nur als Anregung formuliert oder als Wunsch?
Aber sicher kann man (muss nicht) auch das hinterfragen, sowas gleich in der 1. Sitzung zu tun, wo eigentlich davon auszugehen is, das viele Klienten solche Unterschiede anfangs nicht wahrnehmen könnnen. Das wahrzunehmen und zu verstehen, für sich danach zu handeln, ist ja oft auch ein Ziel, das erst noch erreicht werden will.

Von daher finde ich es dennoch schrierig hier aufgrund recht unklarer Wiedergaben und Hintergründe zu bewerten ob das nun okay war oder nicht. Für den einen kann es so und so okay sein, für den anderen gar nicht. Letzlich liegt es an Fify das für sich zu entscheiden, ob sie ich eine Zusammenarbeit mit dieser Therapeutin vorstellen kann.
amor fati

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