'Emotionale Erpressung' zur Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Naruna
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"Emotionale Erpressung" zur Therapie

Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:25

Hallo!

Also ich habe mich hier angemeldet, weil ich mir hier zumindest halbwegs "objektive" Ansichten zu dieser Sache erhoffe:

Mein Freund ist der Meinung, ich sollte eine Therapie machen. Ich bin eigentlich nicht der Ansicht.
Ich war vor Jahren auch schon 3 Mal in einer Klinik. Mein Freund weiß davon. Ein paar Mal im Jahr habe ich emotionale Abstürze, teilweise mit Suizidgedanken. Über Suizidgedanken rede ich aber mit meinem Freund nicht, da ich ihn damit belaste will. Er weiß nur, dass ich aus diesem Grund schon mal in der Klinik war - vor Jahren. Ich habe auch schon mal eine Therapie angefangen und abgeschlossen.

Diese emtionalen Abstürze kann ich schlecht bis gar nicht vor meinem Freund verbergen. Er macht sich dann Sorgen fühlt sich hilflos. Mir ist es aber meistens egal, wie es mir geht und ich finde es auch irgendwie normal.
Mein Freund macht das aber immer wieder zum Thema. Aber zeitweise geht es mir ja auch relativ normal.
Aber letztens kam dann der Hammer. Er meinte zu mir, wenn es mir nicht gut ginge, könne es ihm auch nicht gut geht, ob ich das denn wollen würde... Und klar hat er mich da an einer Art wunden Punkt erwischt, weil ich natürlich nicht will, dass es meinem Freund schlecht geht. Er steigert sich da aber auch wirklich dann rein und denkt ich springe im nächsten Moment von einer Brücke usw.
Nachdem er dann wirklich wegen diese Therapiesache richtig auf mich eingeredet hat, habe ich einen Termin bei einer Therapeutin gemacht.
Ich merke aber, dass ich das eigentlich gar nicht will. Noch mal eine Therapie? Ich glaube, das bringt bei mir nichts.
Mir ist es wirklich egal, wie schlecht es mir geht, wenn ich mich wirklich irgendwann umbringe, es wäre mir zeitweise wirklich egal. Und egal, wie schlecht es mir geht, es interessiert mich nicht, ich kann echt tagelang zuhause vor mich hinvegetieren, es ist mir egal.
Ich mache meine ganzes Leben kaputt, es interessiert mich nicht richtig. Bis auf ein paar Momente der "Panik", wo ich dann doch denke, dass es so nicht weiter gehen kann. Aber die sind im nächsten Augenblick schon wieder vergangen.

Ja, jetzt war ich bei der Therapeutin, weil ich keine Argumente mehr dagegen habe. Es gibt keinen vernünftigen Grund der jetzt dagegen spricht, es mit einer Therapie zu versuchen. Wie sollte ich das auch meinem Freund erklären, wenn ich jetzt die Therapie beende bevor sie überhaupt angefangen hat?
Aber ich merke, dass ich das eigentlich gar nicht will und bin jedes Mal unterschwellig wütend, wenn ich zur Therapie gehe. Ich denke zwar auch manchmal, dass ich - jetzt wo ich schon mal da bin - die Therapie nutzen sollte, aber das kommt nicht richtig bei mir an.
Ich will auch wirklich niemandem den Therapieplatz wegnehmen, der sich wirklich auf eine Therapie einlassen will!

Was meint ihr dazu?
Und ja, ich weiß, dass ich vollkommen unvernünftig, gestört und krank bin, dass braucht mit hier keiner zu schreiben, da ich es bereits weiß.
Danke.

Naruna

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montagne
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:28

Und ja, ich weiß, dass ich vollkommen unvernünftig, gestört und krank bin, dass braucht mit hier keiner zu schreiben, da ich es bereits weiß.
Dann weist du, dass du in der Therapie richtig bist. (;

Vielleicht sprichst du mal mit der/dem TherapeutIn darüber. Du scheinst ja nicht ganz dagegen zu sein, es ist eher eine Ambivalenz und die ist nicht unnormal.

Und noch ein Grund für Therapie: Dein Freund.
amor fati

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Naruna
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:40

montagne hat geschrieben: Vielleicht sprichst du mal mit der/dem TherapeutIn darüber. Du scheinst ja nicht ganz dagegen zu sein, es ist eher eine Ambivalenz und die ist nicht unnormal.
Ja, aber ich weiß nicht, ob das so ein passendes Thema für eine Therapie ist, dass ich keine machen will Was ist wenn sie dann sagt: "Nein, so macht das wirklich keinen Sinn" und mich rausschmeißt. Dann müsste ich das ja auch meinem Freund erklären und der ist ja gerade froh, dass ich relativ schnell einen Therapieplatz gefunden habe.
Es ist ja eher so dass, wenn ich nur an mich denke, ich eigentlich zu 100% keine Therapie machen will. In manchen Momenten verringert sich das vielleicht auf 90%. Und wenn ich allein bin und es mir richtig schlecht geht dann auf 10%. Aber das sind nur Momente und am nächsten Morgen wache ich auf und es ist wieder bei 100 oder 90%.

Ich gehe überwiegend zur Therapie wegen meinem Freund, nicht wegen mir.
Aber so kann das doch nicht funktionieren.
Und ich nehme irgendjemand einen Therapieplatz weg, der das vielleicht wirklich will.

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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:46

Hallo Naruna!

Herzlich willkommen im Forum! Was Du schreibst, spricht für mich auch sehr für eine Therapie - alles, bis auf den Punkt, dass Du es selbst eigentlich gar nicht willst. Ich bezweifle, dass eine Therapie etwas bringt, wenn die Klientin das gar nicht will bzw. wenn sie die Therapie für jemand anderen macht.

Mit der Therapeutin darüber zu reden halte ich auch für eine gute Idee. Ich glaube auch, dass Du ziemlich ambivalent bist, vielleicht mehr als Du selbst merkst. Wenn die Therapeutin Dich "rausschmeißen" würde (was ich nicht glaube), dann hättest Du doch ihm gegenüber ein prima Argument, um nicht mehr hinzugehen. Dann "ist sie ja schuld dran", nicht du. Aber für mich klingt das, was Du schreibst, schon so, dass Du irgendwo tief drinnen weißt, dass Du Hilfe brauchst und Dir eine Beendigung der Therapie von Seiten der Therapeutin auch deswegen nicht so recht wäre. Könnte das sein?

Viele Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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montagne
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:49

Irgendwo willst du nicht, aber irgendwo schon.
Bis auf ein paar Momente der "Panik", wo ich dann doch denke, dass es so nicht weiter gehen kann.
BEIDES ist da. Eine Ambivalenz und darüber kann man sprechen. Auch darüber, das es dir oft egal ist, wie es dir geht, dass es dir schlecht geht.

Es ist auch Aufgabe von Therapeuten Therapiemotivaton aufzubauen. Nutze die Chance doch einfach.
amor fati

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candle.
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:50

Hallo Naruna!

Willkommen im Forum!

Eine Frage: Wo siehst du denn die emotionale Erpressung wie du es im Titel schreibst?

Viele Grüße!
candle
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Fundevogel
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:52

Hallo Naruna,

ja wenn wir alle vernünftig wären, dann wüßten wir ohnehin alle,
was wir vernünftigerweise tun sollten.
Leider - oder Gott sei Dank - aber haben wir nun mal starke Gefühle
und psychische Probleme, weshalb wir eben manchmal oder sehr oft unvernünftig sind.

Dein Freund macht sich Sorgen um dich,
freu dich darüber, denn das ist ein Zeichen seiner Liebe zu dir.
Wenn er sich keine Sorgen machen würde,
würdest du dich wohl auch nicht besser fühlen oder?

Eine "objektive" Sicht kann ich dir natürlich nicht geben,
aber von allem, was ich von dir gelesen habe,
bin ich schon der Meinung, daß eine Therapie sehr sinnvoll für dich wäre.

In der Therapie geht es um dich und nur um dich,
du mußt dich nicht zu einem anderen Menschen machen lassen,
sondern hast die Chance, zur "eigentlichen" Naruna zu werden,
und dich auch als Naruna zu fühlen.
Es ist das Naruna-Lebensgefühl, das du fühlen lernen kannst.


Ich wünsche es dir sehr, Naruna!

Edit: die letzten vier posts noch nicht gelesen
Fundevogel

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ennariam
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 17:56

Wieso redest nicht mit deiner Therapeutin darüber die kennt sich bestimmt am besten aus und wenn sich dich raus wirft bist sie los und wenn nicht (was sie nicht tut wenn sie gut ist) dann wird sie dir helfen

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Naruna
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:14

candle. hat geschrieben: Eine Frage: Wo siehst du denn die emotionale Erpressung wie du es im Titel schreibst?
Das bezieht sich darauf, dass mein Freund gesagt hat, wenn es mir schlecht geht, geht es ihm auch schlecht und ob ich das will.
Klar, ist es auch irgendwie verständlich, dass er das so sieht/sagt. Aber trotzdem hat er es ja auch irgendwie als Druckmittel eingesetzt. Er hat mich ja richtig zu einer Therapie überredet.
Fundevogel hat geschrieben:Wenn er sich keine Sorgen machen würde,
würdest du dich wohl auch nicht besser fühlen oder?
Ja, ich weiß. Nein, wenn er sich überhaupt keine Gedanken um mich machen würde, würde ich mich auch nicht unbedingt besser fühlen.
Aber ich habe ja gerade deshalb ein ziemlich schlechtes Gewissen, weshalb ich dann ja auch den Therapieplatz gesucht habe.
ennariam hat geschrieben:Wieso redest nicht mit deiner Therapeutin darüber die kennt sich bestimmt am besten aus und wenn sich dich raus wirft bist sie los und wenn nicht (was sie nicht tut wenn sie gut ist) dann wird sie dir helfen
Ja, vielleicht sollte ich das machen.
Aber irgendwie komme ich mir dabei total kindisch vor und unvernünftig. Weil der Grund, warum ich keine Therapie machen will ist, dass mir alles vollkommen egal ist. Ich tue dann halt lieber "erwachsen" und "vernünftig", weil ich das natürlich nicht mag, wenn es jemand mitbekommt. Ich sollte ja eigentlich nicht so sein.
Wenn ich allein wäre, würde ich einfach solange versuchen zu funktionieren bis es nicht mehr geht. Die Konsequenzen daraus sind mir vollkommen egal. Selbst wenn ich denke, dass ich manchmal nicht mehr kann, ist das für mich noch lange kein Grund dieser Schwäche nachzugeben.
Vernüftig ist vermutlich mein Freund mit seiner Einstellung, aber ich nicht. Das ist mir auch alles klar. Und das ist mir natürlich peinlich, dass ich in meinem Alter so bin.


Eremit
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:18

Naruna hat geschrieben:Wenn ich allein wäre, würde ich einfach solange versuchen zu funktionieren bis es nicht mehr geht.
Da Du aber nicht allein bist, versuchst Du's erst gar nicht, oder wie?

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candle.
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:22

Naruna du könntest deinen Freund auch verlieren- das ist die Alternative. Willst du das?

candle
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Eremit
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:25

Na ja, wenn ihr eh alles egal ist, dann wird ihr ein Beziehungsbruch auch nichts ausmachen...

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passwort
Helferlein
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:35

Sie könnte auch eine Therapie beginnen und darauf kommen, dass sie jemanden, der sie drängt, gar nicht an ihrer Seite haben will. :o)

Naruna, vielleicht kannst Du doch diese Stunde wahrnehmen und es so beschreiben, wie hier. Ich wünsche Dir, dass Du gesehen und gut begleitet wirst. Und die Therapie dann vielleicht doch machen möchtest. Wegen Dir, für Dich alleine, nicht weil jemand drängt.

Wegen der Wegnahme eines Therapieplatzes: Löblich, aber Du darfst auch mal an Dich denken. Du hast diesen Platz bekommen, er ist Deiner, solang Du ihn einnehmen willst.


Eremit
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:43

passwort hat geschrieben:Sie könnte auch eine Therapie beginnen und darauf kommen, dass sie jemanden, der sie drängt, gar nicht an ihrer Seite haben will. :o)
Absolut. Ich finde es ja auch seltsam, daß ein Mann es mit einer dermaßen unreifen und ambivalenten Frau so lange aushält. Eine Therapie hat er garantiert ebenso notwendig...

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Thread-EröffnerIn
Naruna
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Beitrag Mi., 28.11.2012, 18:57

candle. hat geschrieben:Naruna du könntest deinen Freund auch verlieren- das ist die Alternative. Willst du das?
Nein, das will ich natürlich nicht. Aus dem Grund habe ich ja auch den Termin bei der Psychologin gemacht und gehe da ja auch hin.
Ich weiß nur nicht, was es für einen Sinn machen soll, wenn ich das eigentlich gar nicht will. Ich mache das aber nicht für mich, sondern nur für ihn.





Eremit hat geschrieben:daß ein Mann es mit einer dermaßen unreifen und ambivalenten Frau so lange aushält.
Naruna hat geschrieben:Und ja, ich weiß, dass ich vollkommen unvernünftig, gestört und krank bin, dass braucht mit hier keiner zu schreiben, da ich es bereits weiß.
Danke.

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