Wieviel Ehrlichkeit?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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dolore
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Wieviel Ehrlichkeit?

Beitrag Mo., 26.11.2012, 02:14

Hallo!

Im Moment frage ich mich, wie ehrlich man in einer Therapie sein sollte bzw. am Anfang der Therapie.

Grund: Ich bin mir wirklich überhaupt nicht sicher, ob ich eine Therapie machen will.
Ehrlicherweise ist es so: Manchmal wenn es mir schlecht geht, will ich unbedingt dass mir irgendjemand da raus hilft, will auch eine Therapie und alles damit es mir besser geht.
Aber oft ist es auch so, dass ich das überhaupt nicht will.
Fazit: Einerseits will ich wirklich eine Therapie machen, andererseits doch nicht. Aber ich klammere mich halt irgendwie an den Gedanken eine Therapie zu machen, weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll.

Der Antrag zur Krankenkasse ist noch nicht gestellt. Und ich sollte mir darüber Gedanken machen, ob ich die Therapie wirklich will.
Aber ich kann keine klare Entscheidung für die Therapie treffen. Ich könnte halt nur die Therapie mit diesem Zwiespalt machen.

Aber ich denke, ich kann das irgendwie nicht so rüberbringen. Vielleicht versteht man es auch nicht, sie geht dann davon aus, dass ich gar nicht will... Oder es ist zu wenig, nur "halb" zu wollen...
Ich will ja im Grunde die Therapie, also es wäre auch eigentlich schlimm für mich, wenn sie dann sagen würde, die Therapie hat so keinen Sinn...



Soll ich einfach so tun als ob ich die Therapie zu 100% will?

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ziegenkind
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 08:27

ich würde dir empfehlen, soalnge keine therapie zu machen, wie du nicht wirklich und sicher willst. nicht wegen deiner theapeutin, nicht wegen deiner krankenkasse, sondern wegen dir selber. wenn du dir nicht sicher bin, ist die wahrscheinichkeit um einiges höher, dass die therapie scheitert. und mit gescheierten therapien im hinterkopf ist dann später, wenn du vielleicht wirklich willst, ein neustart schwerer.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Tarengrim
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 08:35

Vielleicht solltest du wirklich ehrlich sein und genau darüber sprechen. Dass du eben eine Therapie willst und dann doch nicht willst. Das ist in den meisten Fällen schon mal ein sehr guter Ansatzpunkt für ein Gespräch und kann dem Therapeuten helfen. Im Endeffekt kann dir niemand diese Entscheidung abnehmen, so gerne du das auch möchtest.

Darf man Fragen warum du darüber nachdenkst und wenn wir schon dabei sind, mit wie vielen Menschen du dich sonst sozial austauschst. Jetzt nicht nur belangloser Smalltalk sondern wirklich sich Probleme von der Seele reden. Wäre auf jeden Fall interessant.

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Mamamaus
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 09:47

Ich denke dass Du Angst hast, Angst Dich dem zu stellen was Dich belastet, Angst dass es dich noch mehr aus der Bahn haut wenn Du über Deine Probleme sprichst, hab ich da recht?

Also mir ging es zumindest so und ich hab es auch super schlimm gefunden am Anfang diese Distanz zur Therapeutin zu überwinden und Vertrauen zu fassen. Und heute bin ich sooo froh darüber dass ich über meinen Schatten gesprungen bin, mit viel Schmerz und Leid und Tränen aber es tut gut wenn man sich dann endlich jemandem öffnen kann und nicht darüber nachdenken muss wie der andere das wertet was Du sagst.

Du musst Dir für Dich klar werden was Du möchtest, kannst Du dich den schmerzlichen Problemen stellen oder kannst Du es noch nicht. Und genau das würde ich so mit dem Therapeuten besprechen, das habe ich auch gemacht, erzähl dem Thera von Deiner Unsicherheit er wird es verstehen.

LG und viel Mut Mamamaus

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hope_81
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 10:10

Hi Dolore,
sag das deinem Therapeuten ruhig. Ich denke mit diesen Amivalenzen sind sie sehr gut vertraut und du bist mit Sicherheit nicht die einzige, die so denkt und fühlt. Gib dir die Chance es für dich auszuprobieren, wenn du immer noch der Meinung bist, dass es ohne besser wäre na dann lässt du es halt. Was hast du denn zu verlieren?
Ich kann dir nur von mir berichten und mein Therapeut hört sich breits seit 3 Jahren in fast jeder Stunde an. " Hallo, eigentlich wollte ich gar nicht kommen, zu erzählen hab ich auch nichts, na ja nun bin ich halt trotzdem hier"...Er hört sich das an, mittlerweile grinst er verschmitzt und sagt "na dann schießen sie mal los..." Du siehst, auch wenn ein Teil deiner Selbst keinen Bock hat, ein anderer hat ihn und der geht dann halt hin... Du gehst ja auch zur Arbeit/Uni/Schule und ich bin sicher ein Teil würde wesentlich gerne liegen bleiben...So sind wir Menschen eben
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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saffiatou
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 10:20

Liebe Dolore,

mir ging es anfangs ganz genau so, ich wußte es gibt keinen anderen Weg als eine Therapie, hatte aber
riesige angst davor und wollte gleichzeitig nicht.

In der ersten Stunde habe ich dann auch dem Therapeuten gesagt, daß ich eigentlich nicht weiß, warum
ich überhaupt da bin, brauche doch keine Therapie. Er hat dann geantwortet, wenn ich schon mal da bin
können wir ja trotzdem ein wenig reden, mal sehen, ob ich vielleicht doch etwas Hilfe brauchte.

Ein paar Monate später hat er mir dann erzählt, daß er gleich gesehen hat, wie dringend ich diese Therapie
brauchte und ich habe ihm dann noch etwas später erzählt, daß es das Beste war, daß ich bisher für mich
getan habe.

Versuche es einfach mal, Dich darauf einzulassen.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


leberblümchen
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 10:49

Dolore, zu diesem Zweck gibt es doch die Kurzzeittherapien. Das sind 25 Stunden. Gut, vielleicht hört sich auch das schon nach viel an, aber ich denke, dass du es anders nicht herausfinden wirst. Und wenn die vorbei sind und ihr nicht verlängert, dann ist es auch kein Abbruch und damit für dich persönlich auch kein blödes Gefühl.

Ob und was sich in diesen Stunden ändern wird, das weiß man nicht. Vielleicht gelangst du an den Richtigen. An jemanden, der dich genau so anspricht, wie du das brauchst. Ehrlicherweise würde ich nicht davon ausgehen, dass du an den absoluten 'Kracher' gerätst; du könntest es also einfach mal darauf ankommen lassen.

Was definitiv nicht passieren wird, ist, dass du nach fünf Stunden das Gefühl hast, deine Probleme würden sich langsam aber sicher auflösen. Ich denke, so eine offene Haltung ist nicht das Verkehrteste: Hab nicht so hohe Ansprüche an dich und an den Therapeuten und dann probiere es aus.

Ehrlichkeit ist eigentlich total wichtig in der Therapie, aber du könntest es ja so verpacken, dass er nicht sofort denkt, dass du ihm damit eigentlich sagen willst, dass du nicht willst. Aber ich denke, das wird sich dann im Gespräch zeigen. Also, so tun, als sei genau diese Therapie etwas, auf das du schon seit 20 Jahren wartest, ist bestimmt der falsche Weg.

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dolore
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 13:00

kenneth hat geschrieben:ich würde dir empfehlen, soalnge keine therapie zu machen, wie du nicht wirklich und sicher willst.
Aber ich kann ja auch nicht noch länger warten. Weil ich das Gefühl habe, dass ich mir mein Leben irgendwie kaputt mache. Und ich will es die ganze Zeit stoppen, aber es geht nicht. Deshalb will ich etwas dagegen machen, zumindest in manchen Momenten, manchmal ist mir auch alles egal.
Nur letztendlich will ich es dann immer allein schaffen, obwohl ich das im Moment nicht hinkriege. Und wenn ich das merke, werde ich wütend auf mich selbst, was dazu führt, dass meine ganze Situation nicht unbedingt besser wird.
Tarengrim hat geschrieben: wenn wir schon dabei sind, mit wie vielen Menschen du dich sonst sozial austauschst. Jetzt nicht nur belangloser Smalltalk sondern wirklich sich Probleme von der Seele reden.
Also das Problem ist, dass ich über diese "Probleme" nicht mit anderen Menschen reden kann. Ich habe halt schon erlebt, wenn ich auch nur halbwegs ehrlich über alles spreche, sind die Leute etwas überfordert oder können damit nicht wirklich etwas anfangen, können es nicht verstehen, was dann noch mehr dazu führt, dass ich mich allein gelassen fühle. Sie raten mir teilweise sogar zu einer Therapie. Weshalb ich mich dann abgeschoben fühle.
Ich rede auch sehr, sehr selten darüber im Grunde nur wenn mich jemand direkt und mehrmals fragt, was los ist und ich echt extrem verzweifelt bin in dem Moment. Also naja, eigentlich fast nie.
Ich denke, manchmal habe ich einfach zu viele Gedanken und Emotionen und dann würde ich halt schon gern darüber reden, aber dann finde ich es wieder viel zu krank, übertrieben und dass ich selbst schuld daran bin. Aber es überfordert mich einfach manchmal, ehrlich gesagt. Und in dem gleichen Moment, wo ich diese Überforderung empfinde, hasse ich mich für dieses Gefühl, werde wütend auf mich.
Und ich finde es einfach schlimm, dass ich überhaupt dieses bescheuerte Bedürfnis habe, mit anderen Menschen zu reden! Im Grunde hasse ich mich dann auch dafür. Natürlich, wahrscheinlich ist es irgendwie normal, aber ich sehe das trotzdem nicht so. Ich will am liebsten immer zu 100% allein klar kommen. Das ist halt irgendwie so mein Ideal. Niemals auch nur einen einzigen Menschen wirklich zu brauchen oder irgendwie abhängig davon zu sein. Ich komm damit absolut nicht klar, dass ich mittlerweile das Gefühl habe, nicht allein klar zu kommen.
Und das ist so seit ich in einer Klinik war. Und ich es da als sehr gut empfunden habe, dass da Menschen waren, die mir das Gefühl gegegen haben, dass sie für mich da sind usw. Aber ich hasse mich dafür, ich will diese Emotionen nicht und ich finde es schlimm, wenn sie irgendwie ausgelöst werden. Ich will das nicht so empfinden, als ob ich andere Menschen wirklich brauchen würde. Vor allem, dass ich das so in dieser künstlichen Kliniksituation empfunden habe, finde ich schrecklich.
Und jetzt so in der Therapie empfinde ich das auch so, als ob ich die Therapeutin wirklich brauchen würde. Aber ich will das so nicht. Ich glaube, ich könnte das nur, wenn dieses Gefühl nicht da wäre. Wenn ich einfach ganz rational über alles reden könnte und dabei aber das Gefühl hätte, dass die ich die Therapie und andere Menschen in Wirklichkeit gar nicht brauche. Aber das Gefühl habe ich nicht. Und ich kann es ja auch nicht irgendwie künstlich herbei führen.
Ich will auch nicht ständig über mich nachdenken, ich will mich selbst einfach vergessen können. Aber ich denke jeden Tag so viel über mich nach. Stundenlang. Dabei will ich einfach nur funktionieren.

titus2 hat geschrieben:Dolore, zu diesem Zweck gibt es doch die Kurzzeittherapien. Das sind 25 Stunden. Gut, vielleicht hört sich auch das schon nach viel an, aber ich denke, dass du es anders nicht herausfinden wirst. Und wenn die vorbei sind und ihr nicht verlängert, dann ist es auch kein Abbruch und damit für dich persönlich auch kein blödes Gefühl.
Ja, das wäre dann vielleicht wirklich eine Möglichkeit, weil ich dann wüsste das es zeitlich auf diese 25 Stunden begrenzt ist.

Ich will wirklich nicht noch mehr kaputt machen.


Ich weiß auch nicht warum ich so bin. Ich habe gerade echt das Gefühl, dass ich heulen müsste, nur weil mich das alles irgendwie so extrem unter Druck setzt. Aber selbst weinen kann ich ja nicht mehr.
Ich will auch sonst nie, dass ich irgendeine Schwäche habe, die dann dazu führt, dass irgendein Mensch, sich irgendwie dazu veranlasst fühlt mich in irgendeiner Form zu helfen, zu unterstützen.

Ich glaube, dass ich das hier nur alles schreiben kann, weil ich hier einfach so die Seite schließen könnte und nie wieder hier sein müsste und keiner hier kennt mich, keiner könnte nachfragen, niemanden hier würde ich jemals in irgendeiner Form wieder treffen ... .... Ich könnte einfach die Seite schließen und ganz einfach weiter so tun als ob ich immer allein klar komme und hätte dieses Bild nicht wirklich zerstört.

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dolore
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 13:19

Das Gefühl wurde wirklich erst so richtig in der Klinik ausgelöst.
Ich fühle mich einfach manipuliert. Im Nachhinein denke ich, dass es besser gewesen wäre niemals in eine Klinik zu gehen. Aber ich hatte damals ja sowieso keine Wahl.
Vermutlich haben sie auch absichtlich diese Emotionen ausgelöst, um quasi Patienten dahin gehend zu manipulieren, dass sie sich Hilfe suchen?
Aber wahrscheinlich war das in meinem Fall einfach falsch.

Ich habe wirklich das Gefühl, dass man absichtlich abhängig gemacht wird.
Auch wenn das jetzt vieleicht ein komischer Gedanke ist.
Aber wenn ich nie die Erfahrung gemacht hätte, dass sich Menschen wirklich für mich als Person interessieren, dann hätte ich mich vermutlich sehr viel leichter damit abfinden können, allein klarzukommen. Und dann wäre dieses Gefühl vielleicht nicht so da, eben icht allein klarzukommen.

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Tarengrim
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 13:43

Wie stehst du denn Vertrauen und "Beziehungen", jetzt nicht nur im romantischen Sinne gegenüber? Es klingt von dem beschriebenen ein wenig so, als ob du eine sehr stark ausgeprägte Bindungsangst hast. Vielleicht auf deine Erlebnisse in der Vergangenheit zurückzuführen, in denen dein Vertrauen gebrochen wurde oder du nicht gelernt hast selbiges aufzubauen.

Aus diesem Grund versuchst du andere an dich zu binden, aber immer in einer "schwächeren" Position. Also so zu sagen nie die Kontrolle zu verlieren und eben immer der Bestimmende Faktor zu sein. So kannst du schlimmstenfalls die Beziehung selber abbrechen und musst nicht damit leben, von einem anderen Menschen verlassen worden zu sein (wie hier im Forum).

Es ist bestimmt nicht einfach, aber versuch dich einigen Menschen ein wenig zu öffnen. Natürlich werden viele keine Ahnung haben wie sie mit deiner Situation und deinen Problemen umgehen sollen. Der Vorschlag der Therapie ist meist nur deshalb ausgesprochen, weil sie eben selbst nicht wissen wie sie dir helfen können und nicht noch mehr kaputt machen wollen.

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dolore
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 14:37

Tarengrim hat geschrieben:Wie stehst du denn Vertrauen und "Beziehungen", jetzt nicht nur im romantischen Sinne gegenüber?
Also da ist es eigentlich immer so, dass ich das Gefühl habe, dass wenn ich irgendetwas über mich erzähle wird es als Waffe gegen mich verwendet oder es wird sonst irgendetwas schlimmes passieren. Also ich bin mir dann immer sicher, dass irgendetwas Schlimmes passiert, wenn ich persönliche Dinge erzähle. Wahrscheinlich ist das per Definition "misstrauisch sein".

Ich hatte halt noch nie in meinem Leben irgendeine Art von "Bezugsperson", der ich wirklich vertraut hätte.
Im Grunde habe ich da ja quasi gar keine Erfahrungen an die ich in irgendeiner Form anknüpfen könnte.

Ich denke immer, dass es schlecht für mich wäre zu irgenjemandem Vertrauen aufzubauen, dass es einfach nicht gut enden würde.
Tarengrim hat geschrieben:So kannst du schlimmstenfalls die Beziehung selber abbrechen
Ja, das stimmt. Bzw. das mache ich meistens. Deshalb bleiben dann halt nur Menschen für die eine bestimmte Oberflächlichkeit der Freundschaft so im Alltag ok ist. Weil wenn ich mich irgendwie bedrängt fühle, lasse ich die Kontakte quasi nach und nach "einschlafen", weil ich den Kontakt dann als sehr unangenehm empfinde.


montagne
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 16:33

Mir ging es zu Beginn ähnlich. Habe nur gemerkt, wenn ich nichts machen, fahre ich mein Leben vor die Wand. Aber eigentlich wollte ich keine Theraie, wollte nicht eden und konnte auch nicht. Trotzdem bin ich erstmal hin und ich weiß noch genu, obwohl es lange her ist, dass die Therapeutin sagte, ich könne trotzdem erstmal zu ihr kommen, auch wenn ich nicht rede, weil das trotzdem helfen kann. Und so war es auch.

Schon dort zu sein, zu sehen, jemand ist für einen da, das motiviert, macht Mut, gibt Kraft zu reden, sich mit den Problemen zu befasen und sie anzugehen.

Von daher würde ich an deiner Stelle dem Therapeuten gegenüber offen sein, mit dieser Ambivalenz. Ungewöhnlich ist es nicht. Auch daran kann gearbeitet werden.
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Joka1984
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 17:22

So wie es dir gerade geht, geht es mir auch. In schrecklichen Momenten denke ich mir du gehts morgen sofort zum Arzt, alleine schaffst du es nicht mehr herraus. Jedesmal wenn es mir schlecht geht weiß ich einfach nicht weiter. Und wenn ich dann Ablenkung habe und der Schreckliche Moment abgelungen ist, denke ich mir ob es wirklich einen Sinn macht und ob es nicht vllt einfach nur "anstelleri" ist ( obwohl mir viele jetzt gesagt haben wenn das hören was ich denen erzähle das sie mir aufjedenfall zu einer raten.)

Ich glaube es ist einfach die Überwindung und vielleicht auch irgendeine Angst mit untergemischt.
Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe das du für dich den richtigen Weg wählst.

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Tarengrim
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Beitrag Di., 27.11.2012, 19:20

Nun, das mit dem Vertrauen ist natürlich immer ein Risiko, natürlich. Vielleicht verwendet der Mensch das gesagt gegen dich, aber die wenigsten tun das dann wirklich, wenigstens meiner Erfahrung nach. Und hier und da, muss man einfach den metaphorischen Sprung ins Wasser wagen. Immer nur auf sich allein gestellt zu sein, dafür ist die menschliche Psyche nicht wirklich gemacht.

Wie schon gesagt, ich denke du hast sehr große Angst davor verletzt zu werden, wenn du einem anderen Menschen vertraust, schreibst sogar davon, dass du glaubst, es würde etwas schlimmes passieren. Aus diesem Grund lässt du es auch gar nicht zu, dass du zu jemanden eine festere Bindung eingehst. Misstrauisch zu sein ist jetzt natürlich keine schlechte Eigenschaft und hält uns von vielen Dummheiten ab. Doch hier und dar ist sie auch einfach nur im Weg.

Versuch jemanden zu vertrauen. Du musst der Person nicht gleich dein Herz ausschütten. Ein wenig plaudern, ein wenig Tiefgang. Und auch wenn du den Impuls verspürst alles abzubrechen, versuch trotzdem weiter zu reden, dich auszutauschen. Vielleicht wirst du ja positiv überrascht.

Was du aber nicht tun solltest ist es deinen Therapeuten als "Freund" zu sehen. Wir sind behandelnde Ärzte und kein Freundersatz. Das wird in der heutigen Zeit sehr oft missverstanden.

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BukLao
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Beitrag Do., 29.11.2012, 19:30

Ich finde es ist nicht unbedingt einfach zu vertrauen bzw. jemanden sein Vertrauen zu geben. Manchmal ist es schon bewunderswert, wenn ich mit jemanden rede und diese Person mir sehr Persönliches anvertraut, worüber ich wohl nur mit wenigen Menschen oder sogar mit niemanden sprechen würde.

Mir ist letztens deutlich aufgefallen, dass es für einige Menschen eine Selbstverständlichkeit ist über sich und persönliches zu sprechen und es "komisch" ist, wenn man nur wenig über sich selbst spricht.

Man geht mit Vertrauen viel wertvoller um, wenn man sich bewusst macht, wie wertvoll es eigentlich ist, wenn man von jemanden Vertrauen bekommt.
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