Therapeut erinnert mich an Abhängigkeit...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Therapeut erinnert mich an Abhängigkeit...

Beitrag So., 18.11.2012, 13:51

Hallo,

meine Therapie ist längst beendet und ich bin stabil genug, um nun allein zu laufen. Trotzdem gehe ich noch immer zu meinem Thera (rufe vorher an, ob ich vorbei kommen kann,... das hatten wir abgesprochen), obwohl ich das gar nicht mehr muss und versuche den Kontakt zu halten, weil ich ihn gern habe.

Allerdings sagt er mir immer wieder, wie abhängig ich noch von ihm sei und das macht das Ganze für mich nicht einfacher. Ich habe ihm so oft schon gesagt, dass ich das Wort "Abhängigkeit" nicht mehr hören will, weil es mir ohnehin schon peinlich ist, dass ich mich nicht richtig abnabeln konnte, aber er lässt es leider nicht sein.

Das Wort "Abhängigkeit" bewirkt bei mir nur, dass ich an mein lästiges Problem immer wieder erinnert werde, was ich aber nicht will, weil ich Lösungen suche, mich daraus zu befreien. Aber wie gelingt mir das????

LG
olivenbaum

Werbung

Benutzeravatar

Sausewind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 34
Beiträge: 231

Beitrag So., 18.11.2012, 14:00

Hallo olivenbaum,
spontan würde ich sagen, was habt ihr denn genau vereinbart hinsichtlich des Kontaktes? Denn es ist ja nicht sehr fair, wenn dein Therapeut dir auf der einen Seite anbietet, du könnest bei Bedarf bei ihm vorbeikommen, und auf der anderen Seite dir dann "Vorwürfe" macht, du seist noch abhängig . .
habt ihr denn dieses Thema in der Therapie bearbeitet?

Liebe Grüße
S.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Beitrag So., 18.11.2012, 14:25

Danke, Sausewind für deine Antwort.

Er wusste immer, dass ich sehr an ihm hänge und mir das abnabeln schwer fällte, also hat er mir nach Therapieende letztendlich sporatischen Kontakt angeboten. Die Termine waren dann eher locker und freundschaftlich, aber weniger therapeutisch. Ich dachte immer, dass es mir dann irgendwann leichter fällt, ganz wegzugehen. Aber im Gegenteil, nun fühle ich mich noch mehr mit ihm verbunden und mache mir auch noch Hoffnung auf eine evtl. Freundschaft, was natürlich nicht sein kann.

olivenbaum

Benutzeravatar

Polla
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 23
Beiträge: 81

Beitrag So., 18.11.2012, 14:38

olivenbaum hat geschrieben:Aber wie gelingt mir das????
Das kann ich dir auch nicht genau sagen. Aber mir geht es ähnlich. Also eigentlich ist es das womit ich mir gerade die ganze Zeit beschäftige, so gedanklich.
Ich denke bei mir liegt es einfach daran, dass ich in meiner Familie niemals irgendso etwas wie echtes Interesse so an mir oder Geborgenheit usw. erfahren habe. Halt überhaupt nicht.

Und dann bekommt man sowas quasi künstlich in Kliniken oder in der Therapie. Und einem wird dadurch erst bewusst, was es ist was einem fehlt und dass man es genau dort bekommen kann.
Aber obwohl ich weiß, dass ich diese Lücke sich niemals schließen wird, versuche ich es doch immer wieder und es wird ja auch durch die Therapie z. B. ziemlich getriggert. Und so als ziemlich emotionaler Menschen kommt man glaube ich dann einfach nicht damit klar. Also ich zumindest gerade nicht, obwohl ich noch in einer Therapie bin.

Ich frage mich deshalb auch mittlerweile wirklich, ob das Alles so gut ist. Wenn ich dann immer und immer wieder daran erinnert werde, dass mir etwas fehlt, was ich ja doch nie erreichen kann. Das tut ja jedes Mal ziemlich weh. Und immer wieder. Aber trotzdem will ich es ja, weil es nicht mehr so weh tut, wenn es mir jemand in der Therapie zum Beispiel künstlich gibt. Aber dann tut es halt um so mehr weh, wenn ich mir bewusst mache, dass es nur künstlich und zeitlich begrenzt ist.
Im wahren Leben werde ich sowas auch nie kriegen, weil ja keine Mensch meine Eltern ersetzen kann. So eine Beziehung gibt es ja eigentlich nur 1x im Leben.

Manchmal fühle ich mich damit wie so ein Typ der zu einer Prostituierten geht. Irgendwie schmutzig.
Deshalb ist mir das Ganze irgendwie auch ziemlich peinlich.

Ich will deshalb auch immer wieder die Therapie abbrechen, weil ich denke, dass es irgendwie schlecht für mich ist. Aber dann frage ich mich, was ich sonst machen soll, wenn ich immer wieder so ziemlich krasse emotionale Abstürze habe mit Suizidgedanken usw.
Ich will ja eigentlich weiterleben.

Sorry, dass ich jetzt deinen Thread benutzt hab, um hier so rumzujammern

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Beitrag So., 18.11.2012, 15:36

Manchmal fühle ich mich damit wie so ein Typ der zu einer Prostituierten geht. Irgendwie schmutzig. Deshalb ist mir das Ganze irgendwie auch ziemlich peinlich.

Ja, es ist mir auch unangenehm. Aber warum ist es notwendig, einen immer wieder an seine Schwächen (Abhängigkeit) zu erinnern, die einem ohnehin genug zu schaffen machen?

Benutzeravatar

yamaha1234
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1849

Beitrag So., 18.11.2012, 15:45

olivenbaum hat geschrieben:
Ja, es ist mir auch unangenehm. Aber warum ist es notwendig, einen immer wieder an seine Schwächen (Abhängigkeit) zu erinnern, die einem ohnehin genug zu schaffen machen?
Vielleicht damit kein Raum für Idealisierungen bleibt und es klar ist, dass der eigentliche Grund eurer Begegnung eben deine Abhängigkeit und keine freundschaftlichen Ambitionen deines Theras sind? Eigentlich finde ich das ziemlich fair von ihm......er scheint da sehr klar zu sein, und das kann es dir leichter machen ihn loszulassen.

LG

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Beitrag So., 18.11.2012, 16:00

Vielleicht damit kein Raum für Idealisierungen bleibt und es klar ist, dass der eigentliche Grund eurer Begegnung eben deine Abhängigkeit und keine freundschaftlichen Ambitionen deines Theras sind?

Dann sollten die Treffen, m. M. n., aber auch konsequent sachlich bleiben und das ist nicht der Fall.


olivenbaum

Benutzeravatar

EinTherapeut
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 34
Beiträge: 181

Beitrag So., 18.11.2012, 16:05

Es ist doch was total Normales, Menschen die man gerne hat, ab und zu mal sehen zu wollen.

Es erscheint mir, als ob Dein Therapeut Mühe hat, sich abzugrenzen. Anstatt von seinen Bedürfnissen auszugehen und für sich etwas einzufordern, scheint er es vorzuziehen, sein Problem zu Deinem zu machen und Dir "Abhängigkeit" zu unterstellen.

Wahrscheinlich ist er da selbst mit sich in einem Konflikt, wie er mit der Situation umgehen will.

Meine Frage an Dich wäre, ob Du Dir selbst zutraust, andere Kontakte herzustellen, in denen Du mit Deinen Bedürfnissen Platz hast, oder ob Du dafür noch therapeutische Unterstützung brauchst.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Beitrag So., 18.11.2012, 16:34

Es ist doch was total Normales, Menschen die man gerne hat, ab und zu mal sehen zu wollen
Ja, sehe ich auch so - im Normalfall.
Anstatt von seinen Bedürfnissen auszugehen und für sich etwas einzufordern, scheint er es vorzuziehen, sein Problem zu Deinem zu machen und Dir "Abhängigkeit" zu unterstellen.
Er sprach sogar von hochgradiger Abhängigkeit, was mich sehr verletzt hat und was ich überhaupt nicht so sehe - nicht hochgradig!!! Mir macht das Wechselspiel von privat zu therapeutisch sehr zu schaffen. Ich komme nunmehr als Privatmensch und die Gespräche sind ebenso privat und sobald ich etwas mehr Zeit oder ähnliches einfordere, kommt sofort die Abhängigkeit zur Sprache und ich fühle mich damit wieder klein und unbeholfen, was ich nicht sein möchte.

[/quote]Meine Frage an Dich wäre, ob Du Dir selbst zutraust, andere Kontakte herzustellen, in denen Du mit Deinen Bedürfnissen Platz hast, oder ob Du dafür noch therapeutische Unterstützung brauchst.

Kontakte habe ich außerhalb schon und ich pflege sie auch, aber es ist annähernd dasselbe, wie ich es bei ihm habe.

olivenbaum

Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag So., 18.11.2012, 16:36

Hallo Olivenbaum,

unter was leidet du nun genau?
unter dieser Abhängigkeit oder darunter
dass dein Therapeut dies so vehement anspricht?

LG ADW
Offline

Benutzeravatar

Polla
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 23
Beiträge: 81

Beitrag So., 18.11.2012, 16:40

olivenbaum hat geschrieben:Ich komme nunmehr als Privatmensch und die Gespräche sind ebenso privat und sobald ich etwas mehr Zeit oder ähnliches einfordere,
Wie meinst du das eigentlich als Privatmensch? Kann mir das gerade nicht so richtig vorstellen...
Läuft das jetzt nicht mehr über die Krankenkasse bzw. bezahlst du dafür? Ich weiß nicht, wie das in der Schweiz ist, hier in D gibt es die Möglichkeit dann noch Notfalltermine nach Therapie ende zu nehmen... Ist das sowas?
Erzählt er selbst auch über sich private Dinge?

EinTherapeut hat geschrieben:Es ist doch was total Normales, Menschen die man gerne hat, ab und zu mal sehen zu wollen.
Ja, nur die Therapiesituation ist ja nicht "normal". Im normalen Leben wäre das ja auch kein Problem...

Benutzeravatar

EinTherapeut
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 34
Beiträge: 181

Beitrag So., 18.11.2012, 16:45

olivenbaum hat geschrieben:
Kontakte habe ich außerhalb schon und ich pflege sie auch, aber es ist annähernd dasselbe, wie ich es bei ihm habe.

olivenbaum
Was meinst Du mit "annähernd dasselbe"?
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Beitrag So., 18.11.2012, 16:52

Was meinst Du mit "annähernd dasselbe"?


Sorry, ich meinte natürlich annähernd n i c h t dasselbe.


olivenbaum

Benutzeravatar

EinTherapeut
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 34
Beiträge: 181

Beitrag So., 18.11.2012, 17:21

Ich habe den Eindruck, dass Du in der Beziehung mit Deinem Therapeuten viel gefunden hast, nach dem Du Dich sehnst. Was hindert Dich daran, dies in anderen Beziehungen aufzubauen?
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
olivenbaum
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 80
Beiträge: 14

Beitrag So., 18.11.2012, 17:34

Ich habe den Eindruck, dass Du in der Beziehung mit Deinem Therapeuten viel gefunden hast, nach dem Du Dich sehnst.
Ja, das ist tatsächlich so.

Was hindert Dich daran, dies in anderen Beziehungen aufzubauen?
Obwohl ich immer am Ball bleibe, mich also auch um meine bereits vorhandenen Beziehungen bemühe, bedeuten sie mir derzeit nicht annähernd so viel - leider. Ich bin überall nur halbherzig dabei und traurig, dass sich die Beziehung zu meinem Thera nicht weiter ausbauen lässt. Außer einer Zusage für einen ausgiebigen Spaziergang irgendwann, habe ich nichts Verbindliches.

olivenbaum

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag