Ist er der Richtige (Analytiker)?

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Alba
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Ist er der Richtige (Analytiker)?

Beitrag Mi., 07.11.2012, 19:48

Hallo liebe Leute,

ich habe vor 2 Monaten eine Analyse begonnen. Hatte vorher auch einige Erstgespräche bei anderen Analytikern. Den, den ich selbst ausgewählt hätte, wollte erst mit mir zusammen arbeiten, dann beimzweiten Gespräch ist er abgesprungen,weil er meinte, dass ich ihn zu sehr an seine Ex-Frau erinnern würde.
Jedenfalls habe ich dann den Zweit-Besten gewählt, wobei ich bei ihm von Anfang an kein klares Gefühl von Ja oder Nein hatte und er für mich vomTyp her sowieso schwer einzuordnen war.
Mittlerweile kann ich ihn schon etwas besser einordnen: er ist sehr aufmerksam, geht auf meine Wünsche ein (mir Feedback zu geben, nachdem ich etwas erzähle, d.h. er beteiligt sich etwas und sagt seine Gedanken dazu), auch anderweitig geht er auf meine Wünsche ein (wie Uhrzeit und Busverbindung), er ist einfühlsam und wenn ich mal ein Problem/Mißverständnis mit ihm habe, wird er nicht pampig oder schroff, sondern bemüht sich redlich. Wenn er merkt, dass ich schlecht drauf bin, versucht er die Stimmung etwas aufzulockern, indem er seinen Humor mit ein fliessen läßt (leider haben wir einen etwas unterschiedlichen Humor, aber ist nicht tragisch, soll ja kein Lach-Yoga-Kurs sein). Allein in den letzten 2 Monaten hat er mir schon gewisse Einsichten zu einem Problembereich gegeben, das ich thematisiert habe.

Und dennoch hatte ich von Anfang an bis jetzt nie dieses Gefühl "Ja, das ist genau der Analytiker, den ich gesucht habe!" Das Gefühl von "Er ist ganz okay!" ist von Beginn an bis jetzt geblieben. Aber dadurch ist meine Motivation nicht so gross. Was ich suchte?
Er ist nicht einer dieser gerissenen und über 10 Ecken denkenden Analytiker. Er ist auch nicht belesen, er mag keine Bücher und hat kein grosses Allgemeinwissen (jedenfalls hatte ich bisher diesen Eindruck, wenn ich ihn fragte, ob er von Diesem oder Jenemschon gehört habe) und scheint sich auch dafür nicht wirklich zu interessieren.
Und wenn ich auf der Coach liege, empfinde ich eine Unruhe von ihm ausgehend, so als könne er nicht lange warten bis ich wieder anfange zu reden. Er sitzt seitlich an meinem Kopfende und ständig schlägt er das eine Bein über das andere. Na gut, jedenfalls war es das letzte Mal so und da habe ich das erste Mal auf der Coach gelegen.

Ich habe in jedem Fall schon mehr Sitzungen bei ihm gehabt als die ersten 8 probatorischen Sitzungen.
Seit 2 Monaten bin ich ständig am Hin-und Herüberlegen, am Zweifeln. Heute im Bus zu ihm habe ich ständig meine Meinung gewechselt "Heute sag' ich es ihm, dass er nicht der Richtige ist!", dann nach einer kurzen Weile wieder "Aber den Analytiker, den ich suche, gibt es vermutlich gar nicht! Da ist meiner ja gar nicht so schlecht...(siehe positive Punkte)! Und würde ich überhaupt so schnell einen neuen Platz woanders bekommen und ich hatte zuvor ja auch schon mit 6 anderen ein Erstgespräch..." usw.

Wie war es denn bei Euch? Wußtet ihr gleich zu Beginn, dass es der passende Therapeut ist? Hattet ihr auch verschiedene Therapeuten-Erstgespräche? Wußtet ihr gleich, dass er/sie der/die Richtige ist?

Bin ich vielleicht zu perfektionistisch? Ich bin so unschlüssig.
Wobei ich sagen muss, dass sich meine Unschlüssigkeit sofort selbst ertränken würde, wenn ich wüßte, dass bei einem Abbruch die Krankenkasse mir keine neue Analyse bei einem anderen mehr gewähren würde, dann würde ich diese durchziehen und aufhören zu zweifeln, weil es ja nichts bringen würde.

Was ich mir von diesem Thread wünschen würde, ist mehr Klarheit in die ein oder andere Richtung. Der Entscheidungsunfähigkeit ein Ende zu setzten.

Ich bin dankbar für alle Beiträge.

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Britt_Stadler
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 20:27

Ich hatte bei 5 verschiedenen Therapeuten Vorgespräche und es war zweimal tfp und dreimal Analyse.

Der erste Analytiker wollte mich nicht, weil er zu wenig Leidensdruck bei mir gespürt hat und hat mich weitergeleitet. Ich hätte bei ihm Therapie machen wollen. Jetzt bin ich bei einer seiner Azubis und echt zufrieden.

Der eine Tfp Therapeut war mir zu praktisch orientiert und viel zu nah. Musste Schuhe ausziehen und er hat mir das du angeboten.

Die zweite tfp therapeutin war mir zu flippig, wäre fachlich aber genau die richtige für mich gewesen.

Ich finde es super, dass der erste dir so konkret gesagt hat warum er dir abgesagt hat.
Und dass du trotzdem nicht aufgegeben hast.

Naja, es liegt jetzt an dir, ihm zu sagen was dich stört und was deine Bedürfnisse sind.
Ich sehe meine Thera gar nicht und mich würde das auch tierisch stören, wenn sie ihre Beine ständig bewegen würde und ich es mitkriegen würde.

Vielleicht hängst du ja innerlich noch an dem ersten und dadurch, dass dir dein jetziger keine angenehme Atmosphäre bereitet, kannst du dich auch nicht zu hundert Prozent auf ihn einlassen.
"Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft."

Maria von Ebner- Eschenbach


leberblümchen
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 20:41

Hallo, Alba,

das ist schwierig, finde ich. Ich hab noch nie über dieses Thema nachgedacht, obwohl das doch bestimmt total häufig vorkommt, dass man sich nicht so sicher ist. Im Gegensatz zu einer Partnerschaft, z.B., gibt es ja bei einer Therapie auch eher nicht die Option 'der oder keiner', sondern man möchte ja unbedingt eine Therapie machen.

Das, was du beschreibst, klingt für mich ein bisschen so, als würdest du einen Bilderbuch-Analytiker suchen, kann das sein? Wenn du über das schreibst, was er für dich tut und was er dir vermittelt, dann klingt das positiv. Aber es stört dich, dass er nicht belesen ist und dass er nicht besonders intellektuell herausragend ist?

Du hast sozusagen sein Allgemeinwissen getestet und er hat den Test nicht bestanden. Da könntest du dich fragen, wieso dir dieses Attribut 'Bildung' so wichtig ist. Er soll dich ja nicht durchs Studium coachen, oder? Er braucht als Analytiker bestimmte analytische Fähigkeiten, er sollte einfühlsam, empfindsam, warmherzig und flexibel sein, schätze ich. Aber Bildung? Es geht ja nicht um intellektuelles Kräftemessen, oder?

Gut, du hast ihn 'einiges' gefragt - mich würde es auch verstören, wenn er mich bei einer entsprechenden Anspielung meinerseits fragen würde: "Homer? Wer ist Homer?" Aber ob er nun in Quantenphysik promoviert haben muss? Kommt also darauf an, worüber du dich mit ihm austauschen möchtest. Geisteswissenschaftl. Themen könnten in einer Analyse wichtiger sein als betriebswirtschaftliche, juristische oder naturwissenschaftliche Fragen...

Womöglich ist dein 'Entscheidungsproblem' sogar eines deiner wichtigen Themen? Wenn du dich traust - ich hätte es NICHT gekonnt! -, dann wäre es mutig, wenn du mit ihm über diese Zweifel redest. Das könnte euch richtig viel bringen! Und dann, in seiner Reaktion darauf, würdest du sicher merken, ob er der Richtige ist...

Ich selbst hatte nur ein einziges Vorgespräch und dann war der Drops gelutscht. Ich spürte es eigentlich schon am Telefon. Und ja, ich gebe zu, seine Bildung und seine Bücher haben mich auch beeindruckt

Aber: Ich glaube, er fand es wichtig, mir immer auch mal wieder zu signalisieren, dass er etwas NICHT weiß. Anfangs hat es mich tatsächlich gestört, weil es am Ideal gekratzt hat. Aber deshalb war es ja gerade so wichtig...

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Anna Lüse
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 20:51

Hallo Alba,
hm, ich hab mir auch vier oder fünf angeguckt und wußte, er ist der Beste. Wenn es bei ihm terminlich nicht geklappt hätte, hätte ich aber auch die Nummer 2 genommen. Ich denke, es besteht auch immer die Möglichkeit, dass sich die Nr. 1 auch schnell im Nachhinein als doch nicht in allen Punkten spitze erweist. Umgekehrt, dass eine Nr. 2 ne prima Nr. 1 werden kann, wenn Vertauen etc. wächst und man sich eben erst mal besser kennenlernen kann. Allerdings hab ich auch einige Vorgespräche gehabt (ist nicht die erste Therapie), die wirklich total daneben waren. Da hatte ich dann ein glasklares Gefühl von "Nä! Die auf gar keinen Fall"
Ich finde, es ist nicht falsch anfangs zu denken "Naja, er ist halt okay". 8 Stunden sind nun noch nicht viel. Es würde mich wundern, wenn von Anfang an alles passt und das dann auch noch so bleibt. Du weißt selbst, dass kein Therapeut perfekt sein kann.

Ich kann jetzt nur von mir reden, aber vielleicht hilft dir das trotzdem ein bißchen.
Ich hatte von Anfang das Gefühl
-er hört sehr genau zu
-stellt schlaue Fragen, kann folgen
-nimmt mich ernst
-in den Räumlichkeiten kann ich mich wohlfühlen
-hat klare Regeln, ist seriös
Viel mehr wußte /fühlte ich nicht.
Ob und welche Bücher er liest, weiß ich bis heute nicht, interessiert mich auch nicht. Seine Allgemeinbildung ist mir auch relativ egal. Gut, man möchte vielleicht nicht jmd. mit IQ eines Teebeutels sein Leben erzählen aber letztlich muß er fachlich schlau sein und menschlich nett und aufrichtig. Da kann er auch die Bild lesen und Barbara Salesch gucken.

Das mit der von ihm ausgehenden Unruhe, die du verspürst ist doch schon mal ein gutes Thema um weiter an der therap. Bez. zu arbeiten. Ich würde sagen, warte mal ab.

Sehe gerade, dass schon weitere Antworten da sind, Titus, sach mal, woher weißt du denn nun auch, was er für Bücher liest? Ihr macht mich neugierig.

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 20:59

Anna Lüse: Nee, so ist es nun auch nicht Ich weiß nicht, was er privat so alles liest. Aber er hat ein Regal mit gefühlten 3000m² Büchern in seinem Zimmer. Und das sind nicht alles nur Fachbücher. Da bekommt man schon einen Eindruck. Und dann hat er während meines letzten Studiums, als ich so Probleme mit Platon, Kant usw. hatte, zu jedem irgendwas sagen können: "Naja, Platon meint ja, dass..." und: "Kant sagt an dieser und jener Stelle folgendes..." - und so ging das die ganze Zeit: griechische Sagen, deutsche Literatur, Weltliteratur, Kunst, Musik - naja, eigentlich zählt das für mich zur Allgemeinbildung, aber er weiß definitiv mehr als ich - und das reicht, um ihn zu idealisieren Und dann sagt er halt immer mal, dass er in diesem und jenem Buch irgendwas gelesen hat - wir haben mal eine Weile über Bücher geredet, weil ich ihm gesagt hab, dass ich Schwierigkeiten hab, mich beim Lesen zu konzentrieren.

Dafür ist er in praktischen und juristischen Fragen nicht gerade ein Überflieger

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Alba
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 21:23

Nochmals hallo und danke für Eure Antworten und Eure Mühe!

Liebe Britt, Deine Ausführungen bezüglich deiner Erstgespräche sind auch ziemlich interessant.
Britt_Stadler hat geschrieben:Die zweite tfp therapeutin war mir zu flippig, wäre fachlich aber genau die richtige für mich gewesen.
Meiner ist auch sehr flippig. Er trägt gern lila Socken, eine Schlaghose und ein Hemd mit Blümchen drauf.
Daraus habe ich abgeleitet, dass er aus der Norm fällt, was mir gefallen hat. Ein Querdenker.
So habe ich gemeint.
Aber irgendwie fehlt mir bei ihm dieses Grissene, wißt ihr, was ich meine? Diese mega-klugen Einwürfe, dessen Wirkung sich erst nach und nach entfaltet und an dem ich zu kauen habe.
Was er sagt, könnte mir an für sich auch ein Freund sagen. Gut, dafür sagt mein Analytiker es mir komprimiert und präzise. Eine schnelle Auffassungsgabe scheint er zu besitzten.
Er hat vor seinem Studium zum Psychologen und Analytiker Mathematik studiert.

Der andere Analytiker, den ich gewählt hätte, war erstens auf der einen Seite ein totaler Gefühlsmensch, d.h. ich sah an seinem Gesichtsausdruck sofort, was er fühlt, er war ungeheur empathisch und zweitens war das, was er dann sagte, sehr scharfsinnig, clever und über 10.000 Ecken denkend. Auf der anderen Seite hat dieser mich aber auch zu schnell in Schubladen gesteckt, wobei ich nicht weiss, wie Recht oder Unrecht er damit hat. Ausserdem wäre es nur 2 mal die Woche gewesen.
Bei meinem Jetztigen ist es 3 Mal die Woche.
Britt_Stadler hat geschrieben:Ich finde es super, dass der erste dir so konkret gesagt hat warum er dir abgesagt hat.
Und dass du trotzdem nicht aufgegeben hast.
Ja, das fand' ich auch super! Aber ich war danach schon auch geknickt.
Da noch 2 andere Analytiker mich nicht nehmen wollten, weil sie keine Langzeittherapie machen würden, mir aber eine empfehlen würden bezüglich der Themenvielfalt, blieben dann noch 2 über, davon einer, der zu weit weg wohnt und ich eine halbe Weltreise auf mich nehmen müßte und eben mein Jetztiger. Ich dachte mir dann so, dass ich ja auch keine andere Wahl hätte, da ich nicht wußte, dass man sich mehr als 5 Analytiker "anschauen" darf. Und der jetztige war auch der Einzige, der klar Stellung bezog bezüglich meines Berichtes über einen Analytiker, wo das Erstgespräch völlig in die Hose gegangen war (nicht den erwähnten), er gab mir damit Klarheit, während die anderen sich das nur anhörten.
Britt_Stadler hat geschrieben:Vielleicht hängst du ja innerlich noch an dem ersten und dadurch, dass dir dein jetziger keine angenehme Atmosphäre bereitet, kannst du dich auch nicht zu hundert Prozent auf ihn einlassen.
An dem ersten hänge ich eigentlich nicht mehr. Ich hänge eher (bescheuerterweise an einem ganz anderen, bei dem ich noch nicht einmal ein Erstgespräch hatte, nur ein Mailaustausch und seine Homepage. Und seine Hompage hat mir sehr gefallen, inhaltlich und was ihm wichtig ist. Zudem wäre die Analyse bei ihm mindestens 4 Mal die Woche.) Von meinem Jetztigen hatte ich auch die Homepage gelesen und die ist karg und wenig aussagekräftig, was ja jetzt eh egal ist.

Auf die anderen Beiträge gehe ich jetzt auch noch ein.
Zuletzt geändert von Alba am Mi., 07.11.2012, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Alba
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 21:54

Ich hatte ja geschrieben, dass ich bei 7 war. Die anderen 2 waren vor 2 /3 Jahren, d.h. die zähle ich jetzt doch nicht dazu, da ich mich nicht mehr so gut daran erinnern kann.

Ach, und der mit der tollen Homepage, der hat zur Zeit keinen freien Platz, meinte aber, ich solle mich Anfang des nächsten Jahres melden,wenn ich noch immer keinen hätte.

Hallo Titus,
titus2 hat geschrieben:das ist schwierig, finde ich. Ich hab noch nie über dieses Thema nachgedacht, obwohl das doch bestimmt total häufig vorkommt, dass man sich nicht so sicher ist.
Ja, das ist eben die Frage, ob es tatsächlich so häufig ist, das sich viele Klienten nicht so sicher sind oder doch ziemlich bald wissen "Das ist es!".
Das, was Ihr schreibt, klingt ja eher so als hättet ihr keine Probleme des Zweifelns gehabt...und als hättet ihr Euch gleich auf diesesn Therapeuten konzentriert.
titus2 hat geschrieben:Das, was du beschreibst, klingt für mich ein bisschen so, als würdest du einen Bilderbuch-Analytiker suchen, kann das sein?
Ertappt. Ja, und weißt Du, dasselbe Problem habe ich in Bezug auf eine Partnerschaft...aha... Fuck!!!
titus2 hat geschrieben:Wenn du über das schreibst, was er für dich tut und was er dir vermittelt, dann klingt das positiv. Aber es stört dich, dass er nicht belesen ist und dass er nicht besonders intellektuell herausragend ist?
Ja, und das obwohl ich selbst keine Intelligenz-Bestie bin. Aber mein Vater war und ist sehr belesen und allseitig interessiert, hat einen Sinn für Lyrik usw. Als Kind habe ich ihn dafür angehimmelt, für sien grosses Wissen, seine Bibliothek, usw. Bestimmt kommt diese Macke daher...
titus2 hat geschrieben: Er braucht als Analytiker bestimmte analytische Fähigkeiten, er sollte einfühlsam, empfindsam, warmherzig und flexibel sein, schätze ich. Aber Bildung? Es geht ja nicht um intellektuelles Kräftemessen, oder?
Ja, da hast Du ganz und gar Recht. Das hilft mir schon etwas, was du schreibst, damit mein Blickfeld anders auf ihn ausrichte. Zudem bin ich ja selbst nicht so gebildet. Dennoch hat er von den Dingen, die ich hin und wieder mal eingeworfen habe, sich entweder nicht damit auseiander gesetzt oder er kannte es nicht. Und ich meine jetzt nicht betriebswirtschaftliche oder juristische Themen.
titus2 hat geschrieben:Womöglich ist dein 'Entscheidungsproblem' sogar eines deiner wichtigen Themen? Wenn du dich traust - ich hätte es NICHT gekonnt! -, dann wäre es mutig, wenn du mit ihm über diese Zweifel redest. Das könnte euch richtig viel bringen! Und dann, in seiner Reaktion darauf, würdest du sicher merken, ob er der Richtige ist...
Ja, was sollte ich ihm denn sagen?
Er hat mal gesagt, dass es wichtig ist, auch innerhakb der Therapie meine Beziehung zu ihm anzusprechen, wenn mir etwas auffällt. Daraufhin sprach ich es auch gleich an.Ich sagte ihm, dass ich ihn weder sympathisch noch unsympathisch fände. Dass er mir fremd ist und ich ihn nicht einordnen kann.
ich sagte, dass ich zu ihmein neutrales Gefühl habe. Vermutlich habe ich gehofft, dass er mich heraus schmeißt und mich aus diesem Entscheidungsdilemma befreit ohne, dass ich noch entscheiden und handeln muss. Nö. Er sagte nur, dass das reiche, er sei ja schon verheiratet (sagte er humorig und grinste). Ich habe ihn auch schon versucht mit anderen Dingen abzuschrecken, bzw. damit er Wind davon bekommt, dass ich unschlüssig bin und er es von sich aus thematiesiert. Ohne Erfolg, er bleibt verbissen am Ball.

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Tristezza
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:03

Für mich klingt dein Eingangsposting so, als hättest du gehofft, einen Beziehungspartner gefunden zu haben, und dieser stellt sich als nicht ganz so attraktiv heraus, wie du gedacht hattest. Was mir ein wenig fehlt, ist die Beurteilung der therapeutischen Fähigkeiten des Analytikers - und diese sind nicht daran zu erkennen, wie viele Bücher er am Tag liest oder ob er sich besonders raffiniert ausdrückt. Vielleicht kannst du seine therapeutischen Qualitäten jetzt noch nicht wirklich beurteilen - aber du solltest dir noch etwas Zeit dafür lassen. Falls natürlich die "nicht therapeutischen" Eigenschaften deines Therapeuten für dich zu sehr in den Vordergrund rücken, wäre es vielleicht gut, mit ihm darüber zu sprechen, bevor du die Analyse bei ihm beendest. Evt.. würde das einiges gerade rücken, vielleicht könntest du aus der Auseinandersetzung mit diesem Thema auch das ein oder andere für dich mitnehmen.

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:04

Alba: Das finde ich z.B. wichtig, dass er dir das gleich angeboten hat, über die Beziehung zu reden. War bei mir auch so, und ich hab das anfangs gar nicht einordnen können, weil ich dachte: "Beziehung? Was für eine Beziehung?" - aber dieses Ermuntern von ihm, das hilft mir heute, ein Jahr nach Beginn, wenn ich meine Gefühle ihm gegenüber ansprechen möchte.

Ich will dich bestimmt nicht überreden, bei ihm zu bleiben - zumal das Blumen-Hemd mich jetzt nicht wirklich überzeugt -, aber es KLINGT wirklich gut, was du beschreibst. Und wenn er Mathematik studiert hat - und nicht schon im 1. Semester abgebrochen hat... -, dann kann er kein Dummer sein

Ich hab da vermutlich dieselbe Macke wie du: Ich bin auch nicht so gebildet, wie ich es gerne hätte, und ich vermute, dass ich mich da sozusagen im 'Glanz' meines Analytikers sonnen will, so als würde es mich aufwerten, einen klugen, gebildeten und von mir als perfekt phantasierten Therapeuten zu haben
Ja, was sollte ich ihm denn sagen?
Naja, du musst ja nicht gleich die Hardcore-Version wählen: "Wissen Sie, ich halte eigentlich nicht allzu viel von Ihnen, aber einen besseren hab ich nicht gefunden". Du könntest ja so was sagen wie: "Ich hab manchmal Angst davor, dass es mit uns nicht klappen könnte" oder eben auch: "Ich hab in meinem Kopf so ein Idealbild von einem Analytiker, und nun bin ich ständig damit beschäftigt, mir darüber Gedanken zu machen, wie ich damit umgehe, dass Sie etwas anders sind". Ich glaube, mit solchen 'Ansagen' kann ein Analytiker sehr gut umgehen; da würde ich mir keine Sorgen machen.

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Alba
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:18

Das ist ürigens auch eine (halb unbewußte) Masche von mir, Partnerschaften, in die ich "geraten" bin und nicht wirklich verliebt bin, sie durch die Blume wissen zu lassen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, in der Hoffnung, dass sie selbst darauf kommen und ich es nicht mehr direkt ansprechen muss. Ich erhoffe mir sozusagen, dass der Mann es selbst checkt und Konseqquenzen zieht, was er eigentlich nie tat.
Hier bei meinem Therapeuten läuft jetzt eine ähnliche Schose ab.
Dieses Gefühl festzuhängenist mir also durchaus bekannt. Ja, thematisieren.
Ich fühlem ich ihm gegenüber auch so ungerecht und habe ein schlechtes Gewissen, denn imRahmen seiner Möglichkeiten tut er ja sein Bestes und ahnt meine Zweifel wohl nicht einmal oder dass ich gar ein Thread deshalb eröffnet habe oder gestern sogar eine Mail an den anderen Analytiker geschrieben habe, ob er denn vielleicht demnächst mehr wisse, ob er einen Platz frei hätte. Puh.
titus2 hat geschrieben:Aber: Ich glaube, er fand es wichtig, mir immer auch mal wieder zu signalisieren, dass er etwas NICHT weiß. Anfangs hat es mich tatsächlich gestört, weil es am Ideal gekratzt hat. Aber deshalb war es ja gerade so wichtig...
Okay, verstehe. Habe ich mir bei meinem auch gedacht gehabt.

Hallo Anna,
Anna Lüse hat geschrieben:Allerdings hab ich auch einige Vorgespräche gehabt (ist nicht die erste Therapie), die wirklich total daneben waren. Da hatte ich dann ein glasklares Gefühl von "Nä! Die auf gar keinen Fall"
Ja, das Gefühl von "Nein, danke!" das hatte ich auch bei etwa 3en.
Anna Lüse hat geschrieben: 8 Stunden sind nun noch nicht viel.
Nun, es waren jetzt bestimmt schon ca. 10. Vermutlich könnte ich mir eh keinen neuen Analytiker suchen, oder? Bei der KKV traue ich mich auch nicht nachzufragen, da die Analyse ja noch nicht einmal genehmigt wurde...Auf den Rest Deines Beitrages gehe ich auch noch ein...


pandas
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:21

hi alba,

das, was Du zuletzt über den Website-Favoriten schriebst, klingt schon sehr nach Idealisierung ... anstatt in die Auseinandersetzung mit Deinem tatsächlichen Analytiker zu gehen, idealisierst Du andere Analytiker, die Du gar nicht richtig erlebt hast. Auch, ob der vom Vorgespräch die extrem hohe Qualität gehalten hätte, kannst Du ja nicht wissen. Vielleicht waren seine scharfsinnigen Bemerkungen ja Zufallstreffer oder eben Highlights, die er aber nicht dreimal die Woche halten könnte. Ich finde das mit der Exfrau als Absage nach Vorgesprächen auch nicht so supi-proffessionell, eher etwas daher geholt.

Ich würde Dir also den Tipp geben, die hier geschilderten Kritikpunkte nach und nach dem Analytiker mitzuteilen.

Ich habe so etwas auch so seit dem fünften Monat immer mehr mitgeteilt und damit beste Erfahrungen gemacht. Da bestehen viel mehr Möglichkeiten der Annäherung, als man annehmen würde, das sind ja i.d.R. Profis, wobei meiner relativ jung ist und deshalb auch hochmotiviert und nicht festgefahren, aber Deiner scheint ja auch eher jung zu sein.

Wobei ich jetzt nicht so die Zweifel am Anfang hatte, es hätte ein anderer Analytiker sein sollen, von meinen Vorgesprächen war er der Beste, er hat mir in einiger Hinsicht sogar sehr imponiert, was mich aber auch eingeschüchtert hat. Während der Anfangsphase fand ich dann einige Deutungen fast zu freudianisch, aber durch Einbringen dessen meinerseits sind wir gut ins Gespräch gekommen. Er hat auch ohnehin viele innovative Komponenten in seinen Strategien. Letztlich denke ich die Auseinandersetzung ist für mich förderlicher als wenn alles perfekt vor sich hinlaufen würde.

Was mich erstaunt ist, dass es bei Dir soviele Analytiker mit freien Plätzen gibt? Oder habe ich da was falsch verstanden?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Britt_Stadler
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:27

Aber mein Vater war und ist sehr belesen und allseitig interessiert, hat einen Sinn für Lyrik usw. Als Kind habe ich ihn dafür angehimmelt, für sien grosses Wissen, seine Bibliothek, usw. Bestimmt kommt diese Macke daher...
Kann es sein, dass du in deinem Analytiker den Vater suchst?



Für mich kam die flippige gar nicht in Frage, weil sie mir dadurch eher zu jung erschien. Ich habe mir auch mehr oder minder bewusst ne positiv Übertragung gesucht. Meine Thera ist das genaue Gegenteil meiner Mutter. Also vom Auftreten her und wie sie spricht. Ähnlich ist es bei meinem Psychiater. Und das ist mir auch ganz wichtig. Gibt mir ne gewisse Distanz.


Ich brauche auch jmd. der mich mit so 300x um die ecke denken weiter bringt. Denke selber so und brauche jmd. mit dem ich da auf Augenhöhe bin bzw mich so fühle
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Maria von Ebner- Eschenbach

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candle.
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:27

Hallo Alba!

Wie bist du denn zur Therapie gekommen, ich meine den vorigen Werdegang. Interessant, dass du von bunten Socken auf Querdenker schließt. Da würde ich eher auf ein bißchen "verschüttet" (lieb gemeint) tippen. Und wer um wieviele Ecken denkt, kann man ja schlecht sehen. lol

Du solltest erstmal abwarten, noch ist es neu und seicht, das kann noch anders kommen.

Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass du ein Ideal suchst, sondern jemanden der dich vor allem intellektuell fordert. Nun ja, schwierig in der Analyse, weil es da hauptsächlich aus dir kommen muß und Feedback wohl eher wenig stattfindet.

Viele Grüße!
candle
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:36

@ candle

Vorstellungen über einen Therapeuten, den man nur von Website und E-Mails "kennt", sind eine Idealisierung.

In gewisser Weise sind die Deutungen etc. in der PA Feedback. PA ist immer intellektuell fordernd, gerade da es die Therapieform ist, die am meisten darauf setzt, was vom Patienten selbst kommt, und es darum geht, viele Sichtweisen zu zulassen, und das vom Analytiker Gesagte stets selbst weiter zu reflektieren, so dass sich der analytische Dialog entfalten kann.
Deswegen kommen auch nicht alle als Patienten für eine PA in Frage.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


leberblümchen
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Beitrag Mi., 07.11.2012, 22:46

Es ist auch die Therapieform, die am wenigsten vorgibt und vorschreibt - und der entstehende Freiraum macht es nicht gerade leicht, sich an irgendetwas zu orientieren - außer an sich selbst und seiner Übertragung. Und das muss man dann auch noch so ausdrücken können, dass beide, Therapeut und Patient, etwas davon haben. Und Spaß machen soll es auch noch... Das ist durchaus eine intellektuelle Herausforderung - aber eben nicht nur das.

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