Gefühl, man hat die Therapie gar nicht verdient

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Millerchen
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Gefühl, man hat die Therapie gar nicht verdient

Beitrag Di., 11.09.2012, 20:55

Guten Abend ihr Lieben,

ich hatte heute nachmittag wieder einmal eine Thera-Stunde gehabt, weswegen ich gerade immer noch sehr durcheinander bin...

Kennt das jemand von euch, wenn mitten während der Stunde einen das Gefühl überkommt, man sitzt vor dem Thera mit "Luxusproblemem" im Vergleich zu dem was andere vielleicht durchgemacht haben könnten?
Mir ging es heute zumindest so.
Mein Thera und ich hatten gerade festgestellt, dass ich mich eigentlich ganz gut entwickle, da war plötzlich dieser Gedanke in mir "vielleicht sollte ich den Platz an jemanden anderen freimachen, vielleicht braucht derjenige Therapie ja viel nötiger als ich".
Ich habe so unfassbar viel Glück mit meinem Thera, und weiß gar nicht womit ich das verdient habe. Irgendwie denke ich jetzt, ich muss mich vor ihm rechtfertigen, dass ich durchaus noch den Platz und die Zeit bei ihm brauche - ich habe mich innerlich dabei ertappt, wie ich mir eine schlimme Geschichte ausdenke und sie ihm erzähle. Nur damit er nicht auf die gleichen Gedanken kommt wie ich und die Therapie wegen meinen Fortschritten beendet.

Ich fühle mich schrecklich deswegen, ich bin bisher immer ehrlich gewesen in der Thera, deswegen versteh ich nicht, warum jetzt solche Gedanken plötzlich kommen.

Hat jemand eine Rat oder erging es jemandem ähnlich?

Ich freue mich über jeden Ratschlag

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Echolotin
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Beitrag Di., 11.09.2012, 21:23

Hallo Millerchen,

einen Ratschlag kann ich dir nicht wirklich geben aber mir geht es genauso. Von Anfang an, als ich das erste Mal dort saß. Andererseits habe ich wahnsinnige Probleme mich überhaupt zu öffnen und manchmal das Gefühl, dass sie mich ernster nimmt als ich mich selber.

Es ist ja in etwa wie die Aussage "Stell dich mal nicht so an" und andererseits doch dem Wunsch "Hört mir bitte auch mal jemand zu?" Ich lese aus deinen Zeilen, dass du froh bist, deinen Therapeuten zu haben. Jemandem der dir auch mal zuhört und wenn du das Gefühl hast noch Zeit zu brauchen, dann ist da scheinbar auch noch einiges was du mit ihm bearbeiten möchtest.
Jetzt kommt wieder dieses "Ja aber..." aus dem Inneren....wie schön wäre es, diese Stimme ruhig stellen zu können.

Nach dem was meine Therapeutin so erwähnte haben wir bei mir schon kleine Fortschritte gemacht aber ich rede mir immer wieder ein und glaube es auch immer wieder herauszuhören, dass es bestimmt bald vorbei ist. Jetzt nimmt sie Medikamente, da gehts ihr besser, dann bearbeiten wir das im Schnelltempo ab und Tschüß....

Konntest du so richtig Vertrauen fassen? Mir kommt gerade in den Sinn, dass genau diese Gedanken der Grund sind, warum ich so blockiert bin.

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sinnliche
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Beitrag Di., 11.09.2012, 21:36

Hallo Millerchen!

Als ich vor Jahren meine Therapie begann, wurde ich von Schuldgefühlen übermannt (1. weil die Therapie kostenlos war und ich mich als Schmarotzer fühlte, 2) weil der Therapeut nett zu mir war, und ich mir immer dachte "ich verdiene das gar nicht, 3) weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich nur "jammere" bzw. er gezwungen war, sich MEINE geschichte anzuhören.. ich fand ich verdiene überhaupt nicht so viel Platz und Raum im Leben, dass mir ein Mensch eine Stunde zuhört und noch dazu eine Stunde lang meine PROBLEME).

Es hat fast ein Jahr gedauert, dass ich es überhaupt innerlich ANNEHMEN konnte, das zu verdienen. Und dann konnte ich es langsam für mich nutzen.
Ich glaube, das war dann im 2. Jahr aufwärts... So lange hat es gedauert, bis ich mich anvertrauen konnte, und meinen Kopfstress so weit im Griff hatte, dass ich sagen konnte: Die Stunde tut mir gut, ich verdiene es, dass ich das annehmen kann, und ich bin froh, dass ich dort weiterkomme..

Also - ich kann das sehr gut nachvollziehen wie es dir geht *g*

Ich würde es aber frei in der Therapie sagen, solche Dinge sind oft sehr wichtig, da sie meist einen Hintergrund haben im (früheren) Leben.
Und so wäre es eine Chance, den zu finden, damit du in Zukunft bei schönen Dingen, die du dir nehmen darst, keine solchen Gefühle mehr aufkommen....

ALLES GUTE!
Sinnliche

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Millerchen
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Beitrag Di., 11.09.2012, 21:40

Hallo liebe Echolotin,

du spricht mir aus der Seele irgendwie

Weißt du ich mag meinen Thera schon sehr, stecke wahrscheinlich auch irgendwie in einer Art Übertragung schon längst drin. Und bisher war ich auch wirklich offen und ehrlich, ich konnte ihm vertrauen.

Aber heute: warum kann ich mich nicht einfach über Fortschritte freuen???
Ich glaube, ich vergleiche mich einfach zu sehr mit anderen. Ich überlege dann, ob diese Fortschritte überhaupt so eine große Leistung sind und ob es andere nicht sowieso viel schwerer haben.

Ich will nicht, dass mein Thera mich bemitleidet, aber ich hatte heute bei dem Lob das Gefühl, dass er diese Erleichterung über den Fortschritt mit dem Motto "es geht voran, nicht mehr lange, dann ist sie geheilt und ich kann mich meinen schweren Fällen witmen" verbindet.
Wie schon gesagt, selbst ich hatte ja den Gedanken, dass ich es gar nicht mehr so verdient habe, angesichts meiner fortschritte dazubleiben.

Und jetzt überlege ich die ganze Zeit, was für eine schreckliche Geschichte ich ihm auftischen kann, damit er mich wieder zu seinen ernsten Fällen zählt. Und das ist einfach nur krank von mir! Das geht nicht - das ist manipulativ! Und ich werde es auch nicht machen, aber ich hab halt diese scheiß gedanken.....

Echolotin, konntest du bisher nicht richtig vertrauen fassen?

lieben gruß

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Millerchen
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Beitrag Di., 11.09.2012, 21:44

@sinnliche: Vielen Dank für deine lieben Worte, es tut gut zu hören, dass es nicht nur mir so geht!

Ich weiß aber nicht, ob ich das bei meinem thera ansprechen soll...wie soll er mir und meinen gefühlen denn vertrauen, wenn ich ihm jetzt beichte, dass ich in meinen gedanken mir seine reaktion auf irgendeine erfundene, schlimme geschichte vorgestellt habe...!?

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Fast Forward
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Beitrag Di., 11.09.2012, 22:01

Au mann, in der Zeit, in der ich eine Antwort geschrieben habe, hast du gleich zwei Posts verfasst, ich bin lahm

Millerchen, du brauchst dir keinen Kopf darüber zu machen, ob deine Probleme schlimm genug sind, damit dein Thera dich ernst nimmt... Es ist nicht sein Job, das zu beurteilen! Dieses Gespräch hatte ich auch schon ein paar mal und habe auch deutlich gesagt, er solle mir sagen, wenn er der Ansicht sei, ich bräuchte keine Therapie. Darauf meinte er jedesmal, das sei nicht meine Sorge und er schicke mich nicht weg, denn solange ich hingehe und Gesprächsbedarf zeige, besteht Anspruch auf seine Hilfe. Mal abgesehen davon, dass ich denke, es ist für Therapeuten bestimmt auch mal eine schöne Abwechslung, wenn jemand da sitzt, dem es tatsächlich besser geht und über dessen Fortschritte man sich freuen darf. Denn ja, dein Thera freut sich vermutlich richtig darüber, dass du dich in Richtung Selbstständigkeit entwickelst! Das hat nichts damit zu tun, dass er dich loswerden möchte, weil du ihm lästig bist oder weil du seine Zeit verschwendest. Das Ziel der Therapie ist, dass es dir besser geht, dass du die Hilfe annehmen und für dich nutzen kannst und dann den Therapeuten nicht mehr brauchst. Und auf dieses (individuelle und gemeinsam ausgearbeitetes, ausformuliertes) Ziel arbeitet ihr Zeit der Therapie hin.

Für mich war es auch hart, als mein Thera mir auf meine Frage "Wollen Sie mich loswerden?" prompt mit "JA!" antwortete, aber seine Argumentation leuchtete mir ein. Wenn du in dir aber das Gefühl hast, du brauchst ihn noch, dann wird das einen Grund haben. Welche Gedanken, Gefühle verbindest du mit der Idee, er wolle dich loswerden? Welche Ängste löst das aus? Erinnert es dich an etwas? Welcher Film läuft in deinem Kopf ab, wenn du meinst, du verdienst die Therapie nicht? Das sind Fragen, die du mit ihm zusammen durchgehen solltest. Ich denke, der Weg zur Antwort ist einer, den ihr zusammen gehen könnt und der dir große Erleichterung geben kann!

Und hey, Übertragung, positive Übertragung, ist was Tolles, genieße es Wenn dein Thera gut ist, wird er sie so zu nutzen wissen, dass sie dir möglichst viel für deine Entwicklung bringt!

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Millerchen
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Beitrag Di., 11.09.2012, 22:09

Hey fast forward,

danke für deine Antwort.

Ist aber nicht letztendlich die Übertragung schuld, weswegen ich Angst habe ihn zu verlieren!?

Könntest du mir bitte erklären, was positiv an dieser Übertragung ist!?
Ich dachte so etwas soll unbedingt vermeiden werden in der Thera!?

Danke für deine Antwort.

Lieben Gruß

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neele
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Beitrag Di., 11.09.2012, 22:17

Millerchen hat geschrieben:
Ich weiß aber nicht, ob ich das bei meinem thera ansprechen soll...wie soll er mir und meinen gefühlen denn vertrauen, wenn ich ihm jetzt beichte, dass ich in meinen gedanken mir seine reaktion auf irgendeine erfundene, schlimme geschichte vorgestellt habe...!?
hallo Millerchen!

Ich kann dich beruhigen!
Mir geht es phasenweise genauso wie dir. Da habe ich das Gefühl, alles läuft zu gut und ich muss wieder irgendeinen Hammer bringen, damit meine Thera sieht, dass ich eben doch noch nicht so weit bin, bzw. ich ihr beweisen kann, dass sie doch keinen Grund hat stolz auf mich zu sein.

ich mache das eher mit Taten, anstellen mit Worten...

Naja, ich habe das vor einer ganzen Weile schon thematisiert - das ist nicht einfach, aber sehr sehr gut!!

Meine Thera war damals sehr erfreut über meine "Beichte" (so doof, das jetzt klingt), weil es ihr gezeigt hat, wie sehr ich ihr vertraue und auch wie ernst es mir mit der Therapie ist.
Auch kann sie mir seitdem viel besser helfen, weil sie eben weiß was los ist, woher das kommt usw.

Beispielsweise hilft sie mir sehr oft, wenn ich heute wieder das Gefühl habe ihr etwas beweisen zu müssen indem sie mir versichert, dass ich es ihr eben nicht beweisen muss - und damit ist mir meist schon der Wind aus den Segeln genommen.

Thematisiere es - mir hat es sehr viel geholfen!!!
Viel Mut für diesen Schritt!

LG neele

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Fast Forward
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Beitrag Di., 11.09.2012, 22:35

Millerchen: Das dachte ich anfangs auch, aber das stimmt nicht. Ich weiß nicht, welche Therapieform du machst, meine ist eine systemische. Auf jeden Fall baut man ja von Anfang an eine Beziehung zum Thera auf und umgekehrt, damit man als Klient Vertrauen fassen und sich auch fallen lassen kann. Dabei ist es ja nur gut, wenn man den Thera auch mag (und man darf ruhig davon ausgehen, dass der Thera einen auch mag). Dass man sich im Laufe dessen, wenn alles gut verläuft und es einem wirklich besser geht, weil das Gesagte so toll funktioniert, verknallt (oder auch weniger intensive Zuneigung entwickelt, muss ja nicht gleich die knallrosa Brille sein), das ist nicht wieder ungewöhnlich und auch nicht schlimm, wenn man es denn zu nutzen weiß Schwer ist vor allem, darüber zu sprechen. Leider brauche ich zum Beispiel immer mehrere Anläufe, bis ich es aussprechen kann (und brauche dabei viel Hilfe), aber gleich danach geht es viel viel besser!
Verhindert werden soll, dass du darunter leidest oder dass du anfängst, ihm plötzlich nachzustellen oder ihn verführen zu wollen (was er natürlich abzuwehren hat).
Therapeuten müssen aber mit verliebten Patienten umgehen können, das gehört zum Job dazu. Zwar passiert es nicht jedem Patienten, aber dass man damit zum Kuriosum wird, stimmt auch nicht und verboten ist es ebenso wenig.

Was ich aber daran so positiv finde (und das sage ich, obwohl es mir auch schon so einigen Kummer beschert hat); ich kann das, was in der Therapie geschieht, viel intensiver empfinden, bin bestrebt, mein Bestes zu tun, damit es wirkt. Ich denke sehr viel darüber nach. Außerdem hilft es mir, ihn nicht wie einen Fremden zu sehen, sondern einen mir nahe stehenden Menschen, weil er mir so wichtig ist. Dadurch gehe ich mehr aus mir heraus, werde immer offener, traue mich besser, zu reagieren und auch abzuwehren, etwa, wenn ich eine Strategie wirklich nicht ausprobieren möchte. Ich fordere mehr - da ich sonst eher zu zurückhaltend bin, ist das sehr wichtig, denn es geht in der Therapie um mich, meine Bedürfnisse, meine Themen und wenn das, was er vorschlägt, mir nicht passt, soll er das wissen. Also kurzum; es hilft mir aus meinem Schneckenhaus =)

Trotzdem zwingt es mich, mich immer wieder zur Ruhe zu rufen, damit es nicht mit mir durchgeht und ich plötzlich zu sehr schwärme und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe. Letztens erst hat es mich stundenlang so aufgewühlt, dass ich nicht mehr in der Lage war, wirklich über meine Macken zu reden. Der Tumult wurde letztlich so groß, dass ich mich doch getraut habe darüber zu reden Für mich ist sie also gleichzeitig Fluch und Segen. Eine ständige Krise, die bisher aber letzten Endes dazu beigetragen hat, dass ich mich weiterentwickeln konnte Also eine gute Sache!

Aber es ist wichtig, dass man darüber offen reden kann, mir tut es nur weh, wenn ich denke, es für mich selbst behalten zu müssen. Nur, weil man es nicht ausleben kann, heißt das aber nicht, dass es ein Tabu ist!

Ich hoffe, meine Erläuterung war hilfreich

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sinnliche
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Beitrag Di., 11.09.2012, 23:22

Millerchen hat geschrieben:@sinnliche: Vielen Dank für deine lieben Worte, es tut gut zu hören, dass es nicht nur mir so geht!

Ich weiß aber nicht, ob ich das bei meinem thera ansprechen soll...wie soll er mir und meinen gefühlen denn vertrauen, wenn ich ihm jetzt beichte, dass ich in meinen gedanken mir seine reaktion auf irgendeine erfundene, schlimme geschichte vorgestellt habe...!?
servus liebe millerchen!

das gefühl, dass kommt, hat nicht mit dem thera zu tun, sondern in erster linie mit DIR und DEINEN gefühlen.
du kannst es ruhig ansprechen, denn die ängste, die du hast, sind "alte" ängste, die aktiviert wurden - und wodurch, das könnt ihr dann rausfinden. es hat ja nichts damit zu tun, dass du glaubst, seine reaktion schlimm gewesen wäre, sondern - meiner erfahrung nach - dass dir irgendwann eine schlimme reaktion zugestoßen ist, und DAS fällt dir in der konstellation in der therapie wieder ein.

viell. hilft dir das...

gerade solche sachen sind sehr wichtig in der therapie (meiner erfahrung nach), man glaubt gar nicht, was dann so rauskommen kann.

dein thera weiß, dass du ihm vertraust, GERADE wenn du solche sachen ansprichst UND auch dadurch, dass - hättest du kein vertrauen zu ihm - solche alten ängste gar nicht aufkommen würden (weil du sie im vorhinein zensurieren müsstest - unbewusst.. weil das vertrauen nicht da ist zu ihm. dadurch, dass diese gefühle kommen, weißt DU und er, dass ihr eine gute basis habt!

ps: deine gefühle sind WICHTIG.

alles liebe!
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 12.09.2012, 07:29

Millerchen: Ich kann dich beruhigen: Ich hab nicht den Eindruck, dass du seelisch so gesund bist, dass du keine Therapie mehr benötigst. Danach zu urteilen, was du schreibst, wird es wohl noch eine Weile dauern... Ich weiß nicht, ob du dich darüber freust oder ob du das als Vorwurf empfindest, aber ich lese jedenfalls heraus, dass du ziemlichen Nachholbedarf hast, was Zuneigung und Wahrgenommenwerden betrifft. Und dass du dir selbst dieses Gefühl "ich bin es wert, dass ICH mich um mich kümmere" nicht geben kannst, sondern dass du diesen Input von draußen, von deinem Therapeuten bekommen willst.

Und ja, sich Geschichten auszudenken, damit er sich besonders um dich kümmert, IST krank. Aber auch das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Und wenn du nicht krank wärest, dann wärest du nicht in Therapie. Auch dass du von 'Luxusproblemen' schreibst, im gleichen Atemzug aber erwähnst, dass du ihn so brauchst, zeigt, dass DU selbst es ja nicht als Luxusproblem empfindest. Es gibt Patienten, die ihre Probleme TATSÄCHLICH nicht als Problem sehen. Du aber weißt doch um deine Probleme, signalisierst aber irgendwie, dass du es als Luxusproblem siehst, vermutlich um dann irgendwie beruhigt zu werden, obwohl du selbst ja genau weißt, dass es dir nicht gut geht - denn wenn das nicht so wäre, würdest du nicht von diesen Phantasien schreiben. Du DARFST durchaus den DIREKTEN Weg wählen, und nicht über sieben Ecken zeigen, dass du ihn noch brauchst. Du darfst und sollst sagen: Es geht mir nicht gut! Du musst nicht 'vorgeben', kein Problem zu haben, um dann mit einem Hammer dort anzukommen, um ein 'richtiger' Patient zu sein.

Ich hab das anfangs auch nicht verstanden, weil ich dachte, eine Therapie stehe eigentlich nur denen zu, die 'wirklich' schlimme Dinge erlebt haben. Aber Psychotherapeuten ticken da anders - die sind ja nicht die Blöd-Zeitung Da geht es nicht nur um große 'Hämmer', die Stoff für einen Horrorfilm liefern würden - viele Dramen spielen sich fast im Verborgenen ab, und darin besteht dann die Gefahr für die eigene seelische Gesundheit - dass du selbst es gar nicht akzeptieren kannst, dass es dir nicht gut geht.

Ich habe auch Schwierigkeiten mit den Fortschritten, wobei die andere Alternative, nämlich KEINE Fortschritte, ja wohl eindeutig schlimmer wäre, denn dann könnte er dich ja auch nicht weiter behandeln. Es wäre vielleicht in dem Zusammenhang wichtig zu wissen, welche Therapie du machst und wie viele Stunden du verbraucht hast und wie viele dir noch - im günstigsten Fall - bleiben.

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sinnliche
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Beitrag Mi., 12.09.2012, 11:48

titus2 hat geschrieben: Ich hab das anfangs auch nicht verstanden, weil ich dachte, eine Therapie stehe eigentlich nur denen zu, die 'wirklich' schlimme Dinge erlebt haben. Aber Psychotherapeuten ticken da anders - die sind ja nicht die Blöd-Zeitung Da geht es nicht nur um große 'Hämmer', die Stoff für einen Horrorfilm liefern würden - viele Dramen spielen sich fast im Verborgenen ab, und darin besteht dann die Gefahr für die eigene seelische Gesundheit - dass du selbst es gar nicht akzeptieren kannst, dass es dir nicht gut geht.
danke für deinen schönen beitrag.
die "wirklichen" dramen sind oft die, die besonders subtil laufen und viel schwerer zu erkennen sind, und über jahre des "aushaltens" so verfestigt sind, dass sie zur normalität werden. das ist das eigentliche drama...
(ps: was in keiner weise wertend gemeint ist, dass ein schweres trauma oder erlebnis "nicht so schlimm" sei, keinesfalls!)

alles gute für deine vorwärts- und natürlich auch für die rückschritte - beides ist der fluss des lebens!
von herzen
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nur nicht so stark wie man gerade wollte."
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Beitrag Mi., 12.09.2012, 11:53

Ja, sinnliche, ich glaub, das muss man sich erst mal klarmachen. Ich hab damals auch gesagt: "Aber mir ist doch gar nichts Schlimmes passiert" - und als mein Therapeut dann meinte: "Oh, doch, Ihnen ist sehr viel Schlimmes angetan worden", da dachte ich: "Der spinnt doch - was erzählt der denn da für einen Mist? Niemand hat mich geschlagen, vergwaltigt oder in einen Keller gesperrt - also hab ich keinen Grund zu meckern" - das war auch übrigens immer der Satz meiner Mutter, wenn ich traurig oder wütend war: "Du hast keinen Grund!"

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Beitrag Mi., 12.09.2012, 12:17

ich fühle mit dir...

und mit dem furchtbaren satz deiner mama: "du hast keinen grund"

ob wir grund dazu haben, entscheiden wir JETZT selbst !

verbundene grüße
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Echolotin
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Beitrag Mi., 12.09.2012, 19:47

Millerchen hat geschrieben:"es geht voran, nicht mehr lange, dann ist sie geheilt und ich kann mich meinen schweren Fällen witmen"
Ja diese Gedanken könnten auch von mir sein
Und jetzt überlege ich die ganze Zeit, was für eine schreckliche Geschichte ich ihm auftischen kann, damit er mich wieder zu seinen ernsten Fällen zählt. Und das ist einfach nur krank von mir! Das geht nicht - das ist manipulativ! Und ich werde es auch nicht machen, aber ich hab halt diese sch*** gedanken.....
Fast Forward hat geschrieben: Welche Gedanken, Gefühle verbindest du mit der Idee, er wolle dich loswerden? Welche Ängste löst das aus? Erinnert es dich an etwas? Welcher Film läuft in deinem Kopf ab, wenn du meinst, du verdienst die Therapie nicht? Das sind Fragen, die du mit ihm zusammen durchgehen solltest. Ich denke, der Weg zur Antwort ist einer, den ihr zusammen gehen könnt und der dir große Erleichterung geben kann!
Find ich eine gute Idee, da musst du auch nicht gleich mit deinen Gedanken an eine erfundene Geschichte rausrücken und kannst trotzdem das Thema berühren. Wenn ihr so ein offenes und ehrliches Verhältnis habt, dann kannst du bestimmt auch darüber reden.
Echolotin, konntest du bisher nicht richtig vertrauen fassen?
Ich weiß auch nicht, ich mag sie und find sie auch sehr nett und gerade ganz am Anfang hatte ich dieses umwerfende Gefühl, dass da wirklich jemand sitzt der mir meinen Raum zum reden gibt. Es ist eigentlich auch nichts vorgefallen, nur etwas was mir eigentlich bewiesen hat, dass sie mich ernst nimmt aber trotzdem fehlt mir in der stunde auch jeder Zugang zu mir. Vielleicht auch weil ich eben diese Gedanken habe, dass sie mich nur loswerden will und meine Probleme nichts sind. Wir haben auch schon darüber gesprochen, warum es mir so schwer fällt und für den Moment hat es etwas geändert und ich hatte ein gutes Gefühl - aber es ist nicht bei mir geblieben. Naja es gibt ja zur Zeit auf jeden Fall immer noch eine neue Stunde und eine neue Chance.
Habt ihr schon mal über das Ende gesprochen?

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