Erstes Gespräch - Diagnose Burnout

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Ella808
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Erstes Gespräch - Diagnose Burnout

Beitrag Sa., 18.08.2012, 13:47

Hi, habe schon ein anderes Thema eröffnet - aber ich glaube, dass ich hierzu ein neuen Thread aufmachen sollte. Bin jetzt seit längerem in einer sehr schweren Phase, war beim Hausarzt, bekam Überweisungen zur Psychotherapie, Orthopädie, Psychater und Psychotherapie....so weit so gut. Parallell dazu haben wir auch eine Reha (Psychosomatische) beantragt, die im ersten Step abgelehnt wurde und der Widerspruch derzeit läuft.
ich hatte nun schon mehrfach Erstgespräche bei Therapeuten. Der Erste - ein wirklich toller Mensch - musste mich leider ablehnen, da er bei mir die Notwendigkeit einer analyischen PT sieht. Also weitergesucht. Der Zweite war menschlich ein totaler Reinfall (professionell möchte bzw. kann ich mir nicht anmaßen zu beurteilen), der Dritte hat einen ebenfalls guten Eindruck gemacht. Aber seine "Diagnose" macht mir eine mega-Angst. Er resultiert aus dem Gespräch einen schweren Burnout mit begleitender Depression. Arbeitsunfähig. Ich soll mich umgehend krankschreiben lassen und auf den Beginn der Reha warten. Eine ambulante Therapie hat derzeit seines Erachtens keinen Sinn. Die Stationäre Reha muss davor stattfinden aufgrund der damit möglichen Intensität. Ich kann mit Burnout nichts anfagen. Der sagt doch alles und nichts aus.
Ich bin total fertig. Ich kann doch jetzt nicht krank machen. Kleines Unternehmen, Kollege im Urlaub, ich muss vertreten, funktionieren. Ich kann nicht mehr.

Wer hat damit schon Erfahrung`? kann mir weiterhelfen? Wie habt ihr es angestellt, euer Umfeld zu informieren (was ich tun muss, sagt der PT). Ich kann und will niemand sagen, dass ich ein Versager bin. das ich nicht mehr weiterkann. Eine Auszeit brauche - aber meinen Job behalten muss (rein finanziell gesehen). Ich weiss nicht wie ich das durchstehen kann. Zumal er mir auch gesagt hab, dass ich das wieder hinbekomme... so in ein - zwei Jahren....vielleicht auch drei. Ich werd alles verlieren, keiner wird mich mehr für voll nehmen. Wie auch. Ich selbst kann mich ja nicht mehr ausstehen..... Bitte schreibt mir eure Erfahrungen damit. Vielen Dank.
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Rezna
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Beitrag Sa., 18.08.2012, 14:53

Ich hatte (habe) Burnout und bin das dritte Jahr "ausser Gefecht" wobei die letzten Monate freiwillig sind (ich lebe von Ersparnissen).
Ella808 hat geschrieben:Ich bin total fertig. Ich kann doch jetzt nicht krank machen. Kleines Unternehmen, Kollege im Urlaub, ich muss vertreten, funktionieren. Ich kann nicht mehr.
Ja, diese Gedanken kenne ich sehr gut. Alles andere ist wichtiger als die eigene Gesundheit. Für das Unternehmen, die Kunden, die Kollegen, aktuelle Aufträge und Liefertermine würde man doch glatt sterben. Nicht wirklich. Aber man will ja auch keinesfalls einsehen, dass man selber Bedürfnisse oder gar Grenzen hat. Zwar weiß man so deutlich, dass man nicht mehr kann, jede Sekunde vor einem Nervenzusammenbruch steht (oder sich die Nervenzusammenbrüche dann "heimlich" gönnt, am Klo, in seinem Auto am Parkdeck, in der Abgeschiedenheit von Seitengassen oder einem stillen Fleckchen Natur, damit einen keiner sieht, es keiner merkt, dass man schwach ist - weil Schwäche:
Ella808 hat geschrieben:Ich kann und will niemand sagen, dass ich ein Versager bin. das ich nicht mehr weiterkann. Eine Auszeit brauche - aber meinen Job behalten muss (rein finanziell gesehen). Ich weiss nicht wie ich das durchstehen kann. Zumal er mir auch gesagt hab, dass ich das wieder hinbekomme... so in ein - zwei Jahren....vielleicht auch drei. Ich werd alles verlieren, keiner wird mich mehr für voll nehmen. Wie auch. Ich selbst kann mich ja nicht mehr ausstehen.....
Ich sags mal so: Natürlich wird man gewisse Dinge verlieren, aber man kommt drauf, dass man sie auch gar nicht mehr wiederhaben möchte. In diesem Zustand kann man sich so gut wie nichts vorstellen, weil man total überzogene Ansprüche an die eigene Existenz stellt, und eine unverhältnismäßige Panik vor dem Abstieg hat, die einem jede realistische Sichtweise versperrt. Ich dachte etwa ernsthaft, sobald ich kündige/Job verliere würde ich mit zwei Plasticksackerl und meiner Katz vor der Türe stehen, Obdachlos, verarmt. Ich habe den Polster nicht gesehen, den ich geschaffen habe, den Staat, der einen auffängt, die Möglichkeiten die man in unseren Breiten hat, temporär mal schwach zu werden.

Problematisch ist allerdings tatsächlich das "Stigma" Burnout. Selbst hier im Forum gibt es Menschen, die denken, das es das nicht gibt, denken, das ist eine reine Ausrede um faul sein zu dürfen, und so weiter. Solche Menschen werde dir begegenen, und es tut weh. In einer Lage, in der man eh schon nicht mehr kann, ist das ein weiterer Tritt. ABER: Es gibt auch die anderen Menschen. Jene, die unterstützen. Jene, die dir erzählen werden, dass sie auch schon mal unten waren. Ich war überrascht, welche Leute mir auf einmal erzählt haben, dass sie selber schon Therapie machten oder Tabletten nehmen. Und es sind meistens jene, mit denen man nicht rechnet, die man für unbesiegbar gehalten hat.

Wie ich gelesen habe, wurde bereits eine ganze Armee von Hilfe in Bewegung gesetzt, und das ist gut so. Die Hauptaufgabe, und das Schwerste übrhaupt, liegt bei dir, und heisst: Los lassen. Ruhe geben. Sich eingestehen, dass man Grenzen hat, und lernen, diese zu wahren. Zu erkennen, wo die eigene Verantwortung liegt (und das ist etwa NICHT, die logistischen Unfähigkeiten von Chefs zu kompensieren...) und diese wahr zu nehmen. Zur eigenen Verantwortung gehört, seine Bedürfnisse erkennen und dafür zu sorgen, dass sie umgesetzt werden. Verantwortung bedeutet, zu wissen wann man eine Pause braucht, und diese auch einzuhalten. Zu wissen, was einem gut tut, und das dann zu tun. Zu wissen, was NICHT im eigenen Verantwortungsbereich liegt, und das dorthin zurückschieben. Und im Endeffekt: NEIN sagen lernen.
Ella808 hat geschrieben:Wie habt ihr es angestellt, euer Umfeld zu informieren
Ich bin von anfang an offen damit umgegangen, da ich ohnedies keine Kraft für was anderes gehabt hätte. Ich habs jetzt nicht jedem aufs Aug gedrückt, aber diejenigen die damit (also mir) umgehen müssen, die wussten es. Also die nahen angehörigen. Darüberhinaus hab ich das nur jenen gesagt, denen ich vertraute und mit denen ich darüber sprechen wollte. (Freundin, Geschwister). Aber alles in allem bewertet diese Diagnose eh keiner so schlecht, wie man selber. Kaum einer verurteilt und hasst einen dafür so sehr, wie man das selber gut kann. Unberechtigt zwar, aber man tuts dennoch. Das sollte man dann auch ablegen. Ab dem Moment wo man dazu steht, auch gegenüber Vollidioten die blöd reden, geht es bergauf. Das ist dann schon der erste Beweis, dass man das mit der Abgrenzung hinkriegt.

Gibt dir Zeit. Das ist das wichtigste. Du hast die Erlaubnis. Oder bitte notfalls jemanden darum, dir das zu erlauben. Es kann schon viel sein, wenn das mal ausgesprochen ist. Ideal wäre, wenn du das selber mal kannst: Laut sagen: Ich nehme mir Zeit. Da gerät was in Bewegung.
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Rainer-JGS
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Beitrag Sa., 18.08.2012, 20:05

Wenn Du nicht freiwillig aussteigst, dann wir es Dein Körper für Dich tun und Du wirst überhaupt keine Wahl mehr haben, ob dies heute, oder morgen geschieht!

Halte Dich bitte nicht für unersetzbar, sondern denke daran, daß es z.B. bei einem Unfall oder Todesfall auch ohne Dich gehen müßte und auch geht!

Du belügst Dich selbst und machst Dir etwas vor -
damit schießt Du Dir ein dickes Eigentor!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.


pandas
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Beitrag Sa., 18.08.2012, 21:27

hallo ella,

nun, es ist so, dass Du die diagnose von einem Therapeuten nicht als 100 % objektiv ansehen solltest. Du hattest doch nur ein Gespräch mit ihm! Dass er Dir so präzise vorschreibt, wie Du zu verfahren hast, mit so massiven Einschnitten halte ich für ziemlich imperativ.
Und dann noch eine Prognose von zwei bis drei Jahren. Dass kann er ja gar nicht wissen.
Ist doch auch merkwürdig, dass der medzinische Dienst die Reha ablehnt (wobei Widerspruch natürlich oft Erfolg hat ), aber der thera überzeugt davon ist, Du musst Dich gleich krankschreiben.

Du solltest das weiter für Dich selbst abwägen.
Tatsächlich ist es so, dass der einstieg wieder zurück nach zwei, drei Jahren real in der Gesellschaft nicht leicht gemacht wird, oft muss man dann materiell verschlechtert wieder einsteigen, was natürlich eine Wiedererkrankung begünstig ... so wird auch Chronifizierung produziert ...

Schaust Du Dir noch andere Therapeuten an?
Und machst Du einen Entspannungstrainings oder Anti-Stress-Kurs? Gibt es beides über die Krankenkasse.
Vielleicht wäre eine Verhaltenstherapie als Einstieg günstiger als TP. Dort könntest Du Dir erabeiten, wie Du Dich auf der Arbeit für Deine Rechte einsetzt, ohne gleich auszutreten.
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blumenstrauss
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Beitrag Sa., 18.08.2012, 21:54

hallo ella,

also ich mag mich da biber anschliessen, dieser mensch scheint ein wenig schnell zu schiessen....

ob es wirklich angebracht ist, SOFORT VOLL in den krankenstand zu treten - wie will er das entscheiden können nach nur einem gespräch?

mein hausarzt war bei mir völlig dagegen mich 100 % arbeitsunfähig zu schreiben, weil er fand, dass mir ein wenig arbeitsstruktur noch gut tun und mich davor bewahren, erst recht voll ins loch zu fallen. und auch meine therapeutin hat das damals unterstützt - ich war froh um 50 % krankschreibung ab einem gewissen moment, aber erst dann, als ich selbst soweit war, es meinem arbeitgeber zu erklären.

also ich würd auf jeden fall erst nochmal mit dem hausarzt rücksprache halten - und mir gegenenfalls noch nen anderen therapeuten anschauen, der nicht so schnell ist...

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Ella808
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Beitrag Sa., 18.08.2012, 22:56

Hallo, vielen Dank für eure Antworten.

Arta: woher weisst DU von meinen Zusammenbrüchen. Es ist tatsächlich so wie du es beschreibst, man läuft weg vom Arbeitsplatz, weg von den Leuten, nur damit niemand mitbekommt, was mit einem los ist... bzgl. der Kompensation der logistischen Unfähigkeit meiner Chefin - so einfach kann ich mir das nicht machen. Ein weiteres Problem von mir. Ich weiss, dass jeder ersetzbar ist. Aber wir sind ein Kleinbetrieb und vermeintlich doch auf jeden angewiesen. Meinen Chef kann ich das nicht machen lassen - nicht das er damit überlastet wäre - keineswegs, aber definitiv überfordert, was wiederum zu Lasten der Kunden - unserem Kapital gehen würde. Es hängt nicht nur mein Arbeitsplatz dran, sondern noch 20 andere. Ich fühle mich verantwortlich. Fühle mich schuldig. Will immer allen alles recht machen. Ich selbst bin nicht wichtig. (Das wiederum haben alle 3 PT erkannt)...

Habe das besch.... Gefühl dem Betrieb was schuldig zu sein. Total bescheuert. Aber auch das hätte in der von meinem ersten PT veranschlagten Therapie aufgearbeitet werden sollen.

Offen damit umgehen..... ich bin nicht jemand der anderen vertraut (ganz schlimm, ich vertrau niemand) Die Anonymität hier bringt es fertig, dass ich überhaupt drüber rede (schreib). Ich hab mega-Angst, dass es meine Familie nicht versteht. Es abtut als Hirngespinst. Meinen Freunden... mmmh... es hat doch jeder sein eigenes Päckchen zu tragen, da muss ich meins nicht noch draufpacken.

biber & blumenstrauss: ich war davon auch ziemlich überfordert. Ich kann mich nicht krankschreiben lassen. Fühle mich eh schon nutzlos, wenn ich jetzt auch noch tatenlos daheim sitzen muss, macht es das bestimmt nicht besser. Auch wenn der letzte PT gesagt hat, dass das, das beste ist was mir passieren könnte (also den Burn-Out), denn jetzt hätte ich die Chance etwas zu ändern.

Aufgrund der Vorkommnisse mit dem zweiten PT hab ich nochmal einen Termin bei meiner ersten PT gemacht.... (total kompliziert...tut mir leid). Ich weiss nicht mehr, an wen ich mich noch wenden soll. Einer sagt "analytische Therapie", der andere sagte gar nichts und wollte mich nicht noch einmal sehen, der dritte will mich sofort krankschreiben, keine ambulante Therapie machen, muss stationär. Was bitte soll ich jetzt noch glauben??? Man sucht einen Weg raus aus der Misere - aber im Grunde wird alles nur noch schlimmer, komplizierter.

Nochmal zum Hausarzt gehen? Ich kann ihm doch eh nicht mehr in die Augen sehen.... (kleine Gemeinde, habe das Gefühl man sieht es mir an, dass ich psychische HIlfe brauche...) komm mir nur noch blöd vor.

Es tut mir leid, ich schreib viel zu viel.

wie war bei euch der Weg? Diagnose und dann direkt in Klinik? oder Diagnose und dann Therapeuten-Marathon? Es ist verdammt schwierig einen Termin zu bekommen....und weitergeholfen hat es bisher noch nicht....
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Ella808
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Beitrag Sa., 18.08.2012, 23:01

@ biber: Entspannungskurs / Anti-Stress-Training hab ich letztes Jahr über die Krankenkasse gemacht. Konnte mich damals schon nicht mehr entspannen. Die Kurse haben für mich in Stress ausgeartet. Auch der Kursleiter wusste nicht mehr weiter. Ich hab so gut mitgemacht wie ich konnte, aber der Erfolg war gleich Null. Ich schlaf seit jetzt fast 10 Monaten nicht mehr durch, bin nur noch müde, abgeschlagen, depressiv. Diverse Psychosomatische Beschwerden (keine körperliche Ursache feststellbar) Gereizt, nicht mehr kommunikationsfähig. Mein Job ist massiv in Gefahr. Die Deutsche Rentenversicherung lehnt wohl 99 % aller Anträge erstmal ab. Bei Widerspruch stehen die Chancen sehr gut, dass er durchgeht. Auch ich habe aber meinen Hausarzt gefragt, ob Reha gleich notwendig ist. Er hat es auf jeden Fall bejaht. Raus aus dem Umfeld, intensive Psychotherapeutische Behandlung. (das gleiche, dass auch der letzte PT gemeint hatte...)
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Beitrag So., 19.08.2012, 08:14

Hallo Ela,

also allein aus dem was du bisher schreibst, hab ich das Gefühl, dass du wirklich ein Burnout hast!
wenn man es zusammenfasst, denkst du anscheinend:

"wenn ich jetzt nicht weitermache, dann fürchte ich diese und diese Konsequenzen"

- meinen Job verlieren
- andere Mitarbeiter gefährden
- etc.

Du fürchtest dich aus meiner Sicht total vor allen möglichen Konsequenzen.
Aber der Punkt ist: das wird alles nicht so schlimm eintreffen, wie du glaubst.
Du könntest uns hier eine Liste schreiben mit allen Konsequenzen, die du fürchtest und dir überlegen wie das auch gar nicht so schlimm ausgehen könnte.
z.B.:
- Job verlieren
- Mitarbeiter gefährden
Du könntest mit deinem Chef sprechen, dass du eine Krankheit hast und länger in Krankenstand gehen musst
ich glaube, du bist nicht verpflichtet, ihm zu sagen, was du hast.
Dann könntet ihr einen Mitarbeiter per Ausschreibung suchen, der dich vertritt und auf diese Weise macht das Unternehmen ganz normal weiter und du kannst später wieder an deinen Arbeitsplatz zurückkehren.

Kennst du Gunther Schmidt?
Der hat eine Klinik für Burnout gegründet:
http://www.systelios.de/klinik-zielgruppen.html

Hier hast du zwei Interviews mit ihm zu Burnout:

http://mediathek.daserste.de/sendungen_ ... r-schmidt-

http://www.swr.de/swr2/programm/sendung ... index.html

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Rezna
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Beitrag So., 19.08.2012, 14:52

Ella808 hat geschrieben:bzgl. der Kompensation der logistischen Unfähigkeit meiner Chefin - so einfach kann ich mir das nicht machen. Ein weiteres Problem von mir. Ich weiss, dass jeder ersetzbar ist. Aber wir sind ein Kleinbetrieb und vermeintlich doch auf jeden angewiesen. Meinen Chef kann ich das nicht machen lassen - nicht das er damit überlastet wäre - keineswegs, aber definitiv überfordert, was wiederum zu Lasten der Kunden - unserem Kapital gehen würde. Es hängt nicht nur mein Arbeitsplatz dran, sondern noch 20 andere. Ich fühle mich verantwortlich. Fühle mich schuldig. Will immer allen alles recht machen. Ich selbst bin nicht wichtig. (Das wiederum haben alle 3 PT erkannt)...

Habe das besch.... Gefühl dem Betrieb was schuldig zu sein. Total bescheuert. Aber auch das hätte in der von meinem ersten PT veranschlagten Therapie aufgearbeitet werden sollen.
Ach ja. Surprise, surprise.
Leider finde ich auf die Schnelle meine alten Beiträge nicht, die ich formulierte als ich mich wegen meines Burnouts hier her wandte. Meine Argumente waren fast aufs Wort die selben.
Ich war auch in einem Kleinbetrieb wo man vermeintlich auf jeden angewiesen ist. Mein Chef war chronisch überfordert, bzw. war nicht in der Lage, logistisch den Betrieb so zu managen, dass es strukturiert ablief. Im Endeffekt wurde das auf die Leute abgewälzt. Mitten im Burnout fand ich mich in der Situation wieder, für 4, in Worten VIER Leute zu arbeite. Ein Kollege der für mehrere Monate ausgefallen war, eine Kollegin die drei Wochen auf Kur war, einen Kollegen der für eine Woche wegen Grippe erkrankt war, und natürlich meine eigenen Aufgaben, und das dann obendrein mitten in einer heissen Phase, viele Aufträge, Kunden die ihre Aufträge bearbeitet wollten (und zwar auch die der drei Kollegen), Liefertermine, und dann auch noch die Arbeitsgeräte, die den Dienst versagten und wo der Chef auch nicht wusste, was er machen soll. Wie du dachte ich, wenn ich nicht mehr funktioniere, sei ICH schuld, wenn alle den Job verlieren (wie abstrus!!!!)... Mir haben die Leute hier im Forum zugeredet wie einer kranken Kuh, und ich habe seitenweise meine Position verteidigt, weil ich den Betrieb doch nicht im Stich lassen kann. Wenn die Leute meinten, das wäre die Sache des Chefs, konnte ich das nie so stehen lassen. Ja warum? Der Chef hat sich auf mich verlassen, er hat nie den Eindruck gemacht, dass diese Dinge eigentlich SEINE Aufgabe sind. "Machts euch das aus" oder "Sie schaffen das schon" und so weiter. Ich war auf meine Selbständigkeit und auch meine "freie Hand" die er uns im Prinzip ließ auch stolz. Mit einem Unterschied: Diese Form der Verantwortung nenne ich heute "Sündenbockpolitik". Denn die "freie Hand" und die Verantwortung sind nur eine Illusion. Man kann ja nicht WIRKLICH entscheiden, denn sonst hätte ich Leute einstellen können, Gehälter anpassen, Preislisten korrigieren, bei Wartungsverträge mit Maschinen - bzw. Maschinenanschaffungen bei Vertragsabschlüssen mitwirken... Im Prinzip läuft es auf: "Die Suppe auslöffeln." hinaus. Vor allem wenn man seinen Chef, seine Kollegen, die Arbeit mag, will man nichts "schlechtes" über sie kommen lassen, oder Inkompetenz,... vorwerfen. Noch dazu wenn das eigene Selbstvertrauen angeschlagen ist, und man meint: "Wer bin ich schon?" und vor allem, wenn man sich darauf trainiert hat, dieses mangelnde Selbstwertgefühl dahingehend zu kompensieren, der "Checker" zu sein, alles immer und unter allen Umständen erledigen zu können. Das Gefühl zu haben, ein besserer Mensch zu sein, wenn man in der Firma viel leistet. Ich habe oft gehört: "Wenn man der Arta was gibt, dann funktioniert das auch." Und das traf selbst auf Dinge zu, die nicht in meinem Aufgabengebiet lagen. Wenn ein Kunde mit was blödem kam, und sich die Kollegen, oder auch der Chef, nicht damit belasten wollten, auch weil sie nicht wussten, wie, haben sie das einfach mir gegeben. Ich hab gar nicht hinterfragt, ob das überhaupt "meine Aufgabe" ist, sondern jedes Problem gelöst. Und ich war dabei durchaus kreativ. Aus heutiger Sicht der blanke Wahnsinn. Würde ich hoffentlich NIE WIEDER machen. Aber ja, ich war sogar soweit, dass ich zu meinem Chef sagte: "Wenn es der Firma dient, dann kündigen sie mich - das ist ja auch ein Kostenfaktor..." *aufdenkopfgreif*.
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Rezna
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Beitrag So., 19.08.2012, 14:55

Du hast richtig erkannt: jeder Mensch ist ersetzbar. Und die Chefs zögern im Falle des Falles nicht. Und ich war überrascht, wie Entscheidungsfreundlich die auf einmal sein konnten. War überrascht, warum es nicht möglich war, noch weitere Leute einzustellen, während ich mich abgestrampelt hab, danach aber dauert es keine drei Tage, und da stitzt wieder jemand, oder sogar zwei. Es gab keine extra Prämie, weil ich krank durchgearbeitet habe, oder mir die Haxen ausgerissen habe. Ich habe keinerlei Dank bekommen, mich ruiniert zu haben. Es war auf einmal egal, ob die Dinge in der Qualität und Geschwindigkeit erledigt wurden, dass der Standard den ich erschaffen habe dann eben einfach weg war. Klar, ein paar Kunden sind abgesprungen, aber andere dazugekommen.

Was ich sagen will: Du bist dem Betrieb NICHTS schuldig. Sobald die eine wirtschaftliche Flaute haben, oder meinetwegen selber in Konkurs gehen, interessiert sich kein Schwein dafür, wie sehr du dich verausgabt hast. Niemand in deiner Firma würde denselben Aufwand für dich tun. Am allerwenigsten der Chef. Dir wird dieser Einsatz NICHT gedankt. Du bist NUR eine Angstellte die für Geld ihre Zeit, Energie und KnowHow vermietet. Und wenn man dies nicht mehr benötigt, endet der Mietvertrag ohne wenn und aber. Wenn eine Firma MEHR für das selbe Geld bekommt, wird sie immer dankbar zugreifen. Das tut jeder. Jede 2 für 1 Politik selbst bei den Socken, zeigt das Prinzip.

Ach ja: Als ich nicht mehr konnte, hab ich mich auch erst dann, und dann immer nur für ein oder zwei Tage in den Krankenstand zurückgezogen, weil zu allem eine so derbe Halsentzündung dazukam, dass ich nicht mehr sprechen/telefonieren konnte. Mein Körper hat im Endeffekt immer lauter schreien müssen. Rückenschmerzen, dass ich mich nach zwei Stunden auf den Boden legen musste, Tinnitus, sogar ein Hörsturz, schlaflose Nächte sowieso, auf mehr als zwei Stunden unruhigen Schlaf kam ich monatelang nicht... aber Krankenstand? Geschweigeden Arzt? Ich habe beispielsweise lange keinen Arzt aufgesucht, weil: Was ist wenn ich an dem Tag wo der Termin ist Überstunden machen muss? Ich habe lange keine Therapie gemacht, aus den selben Gründen: Was ist, wenn ich Überstunden machen muss, dann muss ich spontan absagen und dann zahle ich ohne die Stunde gehabt zu haben. Auf die Idee, dass Arzttermine wichtiger sein könnten, als Überstunden, kam ich nicht im Traum.

Heute weiß ich: Hätte ich bereits reagiert, als es anfing - und das war, ehrlich betrachtet, nicht nur ein sondern schon zwei Jahre vor meinem endgültigen Zusammenbruch, hätte ich mir viel erspart - und es hätte wohl nicht Jahre gebraucht, einigermaßen wieder zu funktionieren.
Ella808 hat geschrieben:Offen damit umgehen..... ich bin nicht jemand der anderen vertraut
Wenn du es keinem sagen willst, dann tu es halt nicht. Lüge, wenn es sein muss, wenn du dich damit besser fühlst. Aber nimm das nicht als Ausrede oder Begründung her, nicht für dich zu Sorgen und alles dafür zu tun, dass du dein Burnout überwinden kannst. Nimm deine Angst, schwach zu wirken nicht als Ausrede dafür, weiterzumachen. Meist sind jene, die meinen schwach zu sein, in Wahrheit die Starken. Und ich habe die Erfahrung, dass es GERADE Stärke ist, die es ermögklich, seine Schwäche zuzugeben. Schwach ist, sich zu verstecken und niemandem zu zeigen wer man ist und was man braucht. Stark ist, auch dann zu sich zu stehen, wenn man nicht funktioniert. Aber das musste ich mir auch erst erkämpfen.
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Beitrag So., 19.08.2012, 15:01

Ella808 hat geschrieben:Entspannungskurs / Anti-Stress-Training hab ich letztes Jahr über die Krankenkasse gemacht. Konnte mich damals schon nicht mehr entspannen. Die Kurse haben für mich in Stress ausgeartet. Auch der Kursleiter wusste nicht mehr weiter. Ich hab so gut mitgemacht wie ich konnte, aber der Erfolg war gleich Null.
Kenne ich. Ich lag da wie ein Brett unter Strom. Ich schaffte es, selbst in der Entspannung in Stress zu geraten. Oder gerade WEIL ich entspannen sollte. Sich am "funktionieren" festkrallen und unter keinen Umständen los lassen, aus Angst was dann kommt. Was, wenn man den Faden nicht mehr aufnehmen kann? Was, wenn man die Kraft nicht mehr aufbringen kann, die unerträgliche Anspannung des Alltags herzustellen? Man ist ja davon überzeugt, man MUSS unter Strom stehen sonst geht die Welt unter. Man kann sich nicht erlauben, das los zu lassen, sonst ist man schuld, dass die Kunden ihre Aufträge nicht bekommen, die Kollegen hängen gelassen werden, der Betrieb Probleme bekommt, man als Schwach oder Unzuverlässig gilt.

Ella808 hat geschrieben:Mein Job ist massiv in Gefahr.
Und deswegen loht es sich, dafür draufzugehen? Dafür lohnt es sich, sich in eine vielleicht permanente Arbeitsunfähigkeit zu begeben? Dafür lohnt es sich, sich selber die Kraft, die Energie, die Hoffnung zu nehmen, in einem anderen Beruf fuß fassen zu können?

Nimm das Angebot der REHA auf jedenfall an, such dir einen Psychiater (für eventuelle Medikation) und einen Therapeuten. Bleib dran. Notfalls suche einen Psychosozialen Dienst auf, die dir bei der Koordination der Behandlung, Behördenwege, etc. helfen können.
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Ella808
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Beitrag So., 19.08.2012, 18:44

@ Arta,

vielen Dank für deine Nachrichten. Psychiater, ja, hab da schon bei mehreren angerufen und steh wiedermal auf der Warteliste. wie auch bei den Therapeuten. In zwei Wochen darf ich nochmal einen Termin bei meinem ersten ausmachen. Derzeit sind halt auch viele im Urlaub.
Ich muss jetzt einfach erst mal so weitermachen, das beste draus machen. Mir ist auch klar, dass meine Cheffin - sollte Sie einen richtigen Grund finden - keine Sekunde zögern wird, mich zu kündigen. Derzeit fehlt ihr ein Grund. Das weiss sie. Aber es macht die Angelegenheit nicht einfacher. Vielleicht seh ich auch einfach zu schwarz. Ich hasse meinen Job regelrecht und im Grunde könnte mir nichts besseres passieren als da rauszukommen. Aber was ist danach? Ich hab noch nicht abbezahltes Eigentum. Ich würd es mir nie verzeihen, wenn ich es deswegen verlieren würde.
du bist seit fast drei Jahren raus aus dem Job? wie gehts dir dabei? wie kommt man damit klar? Hast du deinen Arbeitsplatz noch? oder ist das AV aufgelöst? Wenn dir die Fragen zu persönlich sind, ist das okay. Wie gehts weiter?

Ich bin mit der ganzen Situation irgendwie total überfordert. Habe Angst vor der Zukunft. Ich wünschte, ich hätte es nie soweit kommen lassen.
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lilela
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Beitrag Mo., 27.08.2012, 22:10

hi!
ich mußte über deinen beitrag ein wenig schmunzeln (tut mir leid)...
mir ging es nämlich vor etwa 9 monaten haar genauso wie dir!

ich hatte damals das gefühl der sinnlosigkeit in meinem leben und wollte deshalb mal von einem therapeuten hören, was ich ändern kann.
jedenfalls hab ich dann noch einen termin zwischen weihnachten und silvester bei einer therapeutin ergattert. ich sitz dort und erzähl, wie es mir grad so geht und warum ich hier bin.
und sie sagt mir nach 10-15 min folgendes: sie haben anzeichen eines burn outs mit depression.
und ich: mir fiel buchstäblich die kinnlade runter. ich konnte damit nichts anfangen und fand ihre diagnose viel zu vorschnell und überhaupt kennt sie mich ja gar nicht usw.
ich war fix und fertig. trotzdem dachte ich dann langsam, kann schon sein, dass es in die richtung geht, aber ich steck sicher nicht tief drin - wenn dann bin ich vielleicht kurz davor.
man muß dazu sagen, dass ich bis zu dem zeitpunkt (rückblickend betrachtet) bereits mehrere zusammenbrüche hatte in form von unerklärlichen schwächezuständen/durchfällen/starkes bauchweh/übelkeit hatte.

tja, 6 tage später, genau an meinem geburtstag war es soweit: ich konnte nicht mehr aufstehen in der früh. ich hätte unsere tochter in den kindergarten bringen sollen und schaffte es wirklich nicht, meine beine aus dem bett zu bringen. ich war SOOO erschöpft und kaputt, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.
und dann gings erst richtig los: weinkrämpfe, appetitlosigkeit, schlaflosigkeit, angstzustände, selbstmordgedanken, übelkeit, morgens zu nichts im stande usw. es ging dann wieder ein paar tage gut und jedes mal dachte ich: jetzt hab ich mich genug ausgeruht, jetzt gehts wieder. dann kam der nächste zusammenbruch. noch immer dachte ich, das ist kein burn out. ich bin einfach nur etwas erschöpft.
mitte jänner war es dann soweit, dass ich auf grund meiner oben beschriebenen symptome (v.a. schlaflosigkeit, panik) ins krankenhaus gefahren bin. ich hab das dort beschrieben und die ärztin meinte ohne umschweife, dass dies alles anzeichen einer ausgeprägten depression seien im zuge eines burn outs. zack, da hatte ich es wieder.
ich wußte dann, dass ich es ohne medikamente nicht mehr schaffe.
es folgte eine zeit, die ich heute nicht mehr beschreiben kann. es war der furchtbarste zustand, den ich bis dahin kennengelernt habe.

am schlimmsten war der gedanke: ich kenne meinen körper nicht mehr. wie er reagiert - ich kann es nicht mehr abschätzen. ich hab mich komplett im stich gelassen gefühlt - von meinem eigenen körper. das war irre!

ich muß aber sagen, dass es im nachhinein das beste war, was mir hätte passieren können. es aht sich so viel geändert (wovor ich in dem zustand damals soooo viel angst hatte, weil ich nicht wußte, wo anfangen, wie schaffe ich eine veränderung??). so viel zum positiven!
ich hatte/habe aber das glück eine unglaublich tolle therapeutin zu erwischen und ein tolles umfeld (arbeit, mann usw.) zu haben.

irgendjemand hat in einem beitrag geschrieben, dein körper wird dir zeigen, wenns nicht mehr geht. genau so ist es. wenn der verstand noch immer am weiter weiter weiter ist, dann macht irgendwann der rest nicht mehr mit. einerseits schlimm dass es so kommen muß, andererseits gut, weil man dann endlich mal inne hält.
inzwischen hör ich auf meinen körper. er zeigt mir sehr schnell, wenn es zu viel wird (auch wenn ich weit von dem entfernt bin, wie es damals war). im kleinen, aber ich habe gelernt, darauf zu achten.
denn ich weiß eins: ich will NIIIIE wieder dort hin, wo ich vor 9 monaten war.

jetzt 9 monate später geht es mir gut (und das ist etwas, das ich heute auch so meine). nach etwa 2 monaten hatte ich die richtige medi-kombination gefunden und seit dem kann ich auch wieder herzhaft lachen und wieder ICH sein.
die therapie mache ich weiter- sie hilft mir einfach unglaublich viel.
und jetzt hab ich eines der beiden medikamente bereits wieder abgesetzt - worauf ich unglaublich stolz bin.
ich hab die medis immer als mittel zum zweck angesehen: sie ermöglichen mir, die probleme/baustellen meines lebens zu bearbeiten, ohne daran zu verzweifeln. vielleicht wärs ohne auch irgendwann gegangen, aber das konnte und wollte ich mir und meiner familie nicht zumuten - ich finde, das ist falsche eitelkeit.

so, jetzt hab ich sehr viel geschrieben. ich wollte dir damit nur zeigen: wenn man es bald genug erkennt und beginnt, daran zu arbeiten, kann es auch eine unglaubliche chance sein.
die erkenntnis, dass man krank ist und es selber nicht mal gemerkt hat, tut sehr weh - wie gesagt, ich weiß, wie das ist. aber sei froh, dass es jemand so schnell erkannt hat!
alles gute!

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Ella808
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Beitrag Di., 28.08.2012, 11:52

@ lilela,

danke für deinen Beitrag.
lilela hat geschrieben:sei froh, dass es jemand so schnell erkannt hat!
... mmmh... bin wohl noch nicht soweit, dass als "Diagnose" akzeptieren zu können. Hab mich gegen krankschreiben entschieden und mach derzeit weiter wie zuvor. Hört sich jetzt total blöd an, aber es geht mir wohl noch immer nicht schlecht genug, um mir einzugestehen, dass ich ein Problem hab. Das Unternehmen geht immer noch vor, obwohl ein normaler Umgang mit meinen Mitmenschen definitiv nicht mehr möglich ist - und das macht mir ziemlich zu schaffen.... oder dass mein Körper mir mit zig Signalen zu verstehen gibt "so nicht"... vermutlich versteht hier so ziemlich jeder außer mir, was ich damit meine....sich schwach zu zeige (und Burnout und/oder Depression sind für mich persönlich halt ein Zeichen für meine Schwäche....) Mein Damokleschwert. Ich kann nicht zugeben, mein Leben im Grunde genommen nicht mehr im Griff zu haben. MEin Glück ist, dass keine eigene Familie dran hängt. Es juckt Abends niemand, warum ich nichts mehr gebacken bekomm.

Ich hoffe insgeheim doch noch, dass meine Reha noch genehmigt wird. Dann hab ich keine Ausrede mehr,mich nicht um mich zu kümmern. Obwohl auch das ein Riesen-Berg ist, der da vor mir auftaucht. Aber die Lebensqualität ist nicht mehr vorhanden. Vor jedem Kontaktwunsch seitens meiner Freunde bekomm ich Herzklopfen. Zum einen möcht ich sie nicht verlieren, zum anderen weiss ich aber auch, was für eine Zumutung ich derzeit bin....

Warst du in Reha lilela? Hat sie dir geholfen? und danach gleich in ambulante Therapie?

ella
Be yourself - everyone else is taken! (.... ich arbeite daran....)

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lilela
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Beitrag Di., 28.08.2012, 18:49

Ella808 hat geschrieben:@ lilela,

Warst du in Reha lilela? Hat sie dir geholfen? und danach gleich in ambulante Therapie?

ella
hi ella!
ich kenn das genau, was du beschreibst. wirklich. als ich den 1. zusammenbruch hatte meinte meine beste freundin, ich soll mich sofort krankschreiben lassen. und zwar wenns geht gleich für 1 monat oder mehr noch.
ich dachte: Nein, das kann ich nicht. das wäre ein eingeständnis meiner schwäche. ich hab genauso gedacht wie du. nur immer weiter, damit keiner denkt, ich bin nicht belastbar, bin schwach.
und das obwohl ich keine sozialkontakte mehr hatte, obwohl ich kundentermine permanent verschoben hab, weil ich krank war oder nicht imstande war auto zu fahren. ich hab nur mehr gekittet, alles andere - also was produktives - war nicht mehr drin.
aber das hat mir damals nichts ausgemacht. ich dachte wie gesagt immer: das wird schon nicht so schlimm sein. ein paar tage ruhe und dann gehts wieder. das war ja dann auch 2 mal der fall - also dass ich ein paar tage gelegen bin und dann gings wieder für ein paar tage gut und dann gings wieder bergab.

das UNGLAUBLICH große problem war auch: was sag ich in der firma? wie werden die reagieren? werden die mir später jemals wieder eine beförderung anbieten, wo ich doch offensichtlich nicht belastbar bin? wie reagieren kollegen, wenn sie sehen wie schwach ich bin. mein gott, das war furchtbar!!

aber wie gesagt, irgendwann machte mein körper nicht mehr mit, selbst wenn ich gewollt hätte (was ich ja auch hab), es wär nichts mehr gegangen. kein aufstehen, kein essen, ständig nervös, schweißausbrüche, kein schlaf, durchfall usw.

ja, ich war auf reha. aber nur 1 woche. ich weiß das klingt jetzt lächerlich aber glaub mir die eine woche hat mir extrem viel gebracht. ich wurde langsam wieder ein mensch. auch wenn ich nach wie vor probleme mit meinem körper hatte, aber ich hatte das gefühl, endlich versteht mich einer. freunde und familie haben mich auch verstanden, aber sie steckten halt nicht drin. und dort gab es leute, die selber betroffen waren und fachpersonal, die all diese symptome kennen und einzuordnen wissen.
ich wollte nicht monatelang auf einen platz warten. daher hab ich mir die woche selber bezahlt. ich war übrigens in bad pirawarth - kann ich sehr empfehlen. die nehmen auch kassenpatienten.

nach der 1 woche war ich nochmal 2 wochen daheim. mit viel bauchweh und angst gings dann in die arbeit zurück. wobei ich hier erwähnen sollte, dass mein burn out nur sehr bedingt mit der arbeit zu tun hatte. es war die summe der belastungen der letzten jahre. ich war froh, endlich wieder arbeiten zu können - neben meiner angst, wie es wird. ablenkung, andere menschen usw.

die rückkehr verlief sehr gut. ich hab es dann ein paar kollegen erzählt (die, die unmittelbar betroffen waren) und ich sags dir, kein mensch denkt, dass du deshalb schwach bist. vor allem, wenn sie wissen, wieviel du leistest. die meisten haben vorher immer gesagt, dass sie nicht wissen, wie ich das alles schaffe.
das schönste an meiner geschichte war: ich habs den kollegen unter vier augen gesagt. und einige sagten dann zu mir: gott sei dank nur ein burn out, sie dachten schon, ich kündige. das war unglaublich aufbauend!

jetzt hab ich schon wieder soviel geschrieben... ich hoffe, ich kann dir die angst ein wenig nehmen. glaub mir, ich weiß genau, wie es dir geht. auch ich hatte unglaubliche angst vor allem was da kommen könnte.

ps. meine chefin war einfach nur toll. sie hat mir sofort angeboten auf 25-30h zu reduzieren, was ich jetzt auch für ein halbes jahr gemacht habe. ab oktober werde ich wieder voll arbeiten.

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