Wie reagieren eure Theras auf die 'Übertragungsbeichte'

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Sufragette
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Wie reagieren eure Theras auf die "Übertragungsbeichte"

Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:11

Hallo ihr Lieben,

ich habe hier eine ganze Weile, vor allem die Threads zum Thema "Übertragung" mitgelesen.
Ich stecke selbst in so einem Dilemma und habe daher letzte Woche es bei meiner Thera angesprochen (nach langem inneren Kampf mit mir selbst).
Es war nicht mal so peinlich und unangenehm wie ich es mir vorgestellt hatte, aber was mich enttäuscht hat war, dass von ihr kaum eine Reaktion kam. Sie hat mich nur angelächelt und auf meine "Beichte" hin gemeint: "Ja, das haben ganz viele meiner Klienten und ist ganz normal". Ähm...ok, und was hab ich jetzt von so einer Aussage?

Dann sind wir irgendwie vom Thema abgekommen und ich habe die ganze Stunde darauf gewartet, dass sie es wieder aufgreift, was sie aber nicht getan hat. Ich kann nicht mal genau sagen, was ich mir gewünscht habe, dass sie darauf sagt, aber auf jeden Fall nicht einfach so eine gleichgültige Reaktion.

Müssen Theras so reagieren? Wie haben eure denn reagiert? Wäre schön, wenn jemand antworten könnte, ich bin grad völlig neben mir...

lieben Gruß

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feuerpferd
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:18

Hi liebe Suffragette,

also meiner hat gesagt : "Das war jetzt sehr mutig von Ihnen" , hat auch gelächelt und dann haben wir drüber gesprochen welche ambivalenten Gefühle ich deswegen habe.
Ich hab allerdings damals noch gar nicht gewusst, was ne Übertragung ist. .
Du bist mir da also einen Schritt voraus.

Was man wohl nicht erwarten kann (sich aber in dem Moment erhofft) ist das Feedback, wie er/sie sich bei der Sache fühlt. Kann es das sein, was Dich gerade verwirrt?

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candle.
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:19

Hallo Sufragette!

Was hast du denn genau geoutet? Hast du gesagt, dass du in einer Übertragung steckst? Ich denke schon, dass es in Therapie normal ist. Vielleicht arbeitet ihr daran so, dass du es nicht direkt spürst.

Viele Grüße!
candle
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Sufragette
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:26

Vielen Dank für eure schnellen antworten!

@ Candle,

naja, ich habe ziemlich beschämt auf den Boden geschaut und dann halt erzählt, dass ich mir manchmal wünsche, sie könnte meine Mutter oder große Schwester sein, weil ich mich bei ihr so wohl fühle. Und dass ich glaube, dass das eine Übertragung sein könnte. Ich war dabei ziemlich sachlich, weil ich es schnell hinter mich bringen wollte...

Hmmm...meinst du, dass sie absichtlich jetzt das nicht mit mir thematisiert, damit ich auch irgendwann denke bzw. empfinde, dass es nicht wichtig ist!??

Ich hab nur so Angst, dass sie sich jetzt von mir zurückzieht, kühler wird und so...

@ feuerpferd: naja, es kommt halt so rüber für mich, als ob es ihr egal wäre, so nach dem Motto "ach je, aber da kann man jetzt auch nicht dran ändern, also machen wir lieber mit was anderem weiter". Darf ich dich fragen, ob es bei dir dann besser geworden ist mit der Übertragung nach dem Gespräch mit deinem Thera?

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candle.
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:33

Hey, nee, sie wird sich ganz sicher nicht von dir zurückziehen. Es gehört quasi mit zur Therapie. So ein klein bisserl hatte ich das früher auch mal gespürt, es nie thematisiert und das Gefühl ging dann auch wieder weg. Ich hätte jetzt auch nicht gewußt, dass das eine kleine Übertragung ist.

Über was möchtest du denn sprechen mit ihr? Ich finde das ja etwas schwierig, weil du vermutlich Wünsche an sie hast? Vielleicht magst du es hier oder für dich vorformulieren? An eine schwesterliche Übertragung glaube ich jetzt nicht so, denn Schwester und Mutter sind schon sehr verschiedene Dinge, es sei denn du hast eine ältere Schwester, die für dich ein wenig Mutterposition inne hat.

Deinen Nick finde ich ganz hübsch, wollte aber darauf hinweisen, dass da meiner Meinung ein Buchstabe fehlt, wenn ich nicht irre.

VG candle
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Sufragette
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:39

Hey candle,

upsala, jetzt merk ich den fehlenden Buchstaben auch - egal! Ich soll ja eh an mir arbeiten, keine Perfektionistin zu sein

Ok, wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich mir gewünscht, dass sie entweder was liebes sagt oder im besten Fall mich einfach nur in den Arm nimmt. Zweiteres würde sie aber meiner meinung nach niiiie machen, sie achtet schon immer darauf, die Distanz zu wahren.

Ich hatte sie ja in meiner ersten Stunde gefragt, ob sie mich duzen möchte, weil ich ja auch noch nicht so alt bin, da meinte sie nur "mir wäre es lieber wir bleiben beim Sie, ich sieze alle meine Klientinnen, sonst würde ich bei Ihnen immer durcheinanderkommen". Von dem her glaube ich, dass ihr Distanz schon sehr wichtig ist...und es ist irgendwie so enttäuschend!

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candle.
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:46

Naja, du hast ja erstmal nur die Übertragunng geäußert, noch keinen Wunsch, deshlab kann sie ja erstmal gar nicht so reagieren wie du wünscht.

Das mit dem Sietzen finde ich auch angebracht. In deinem Alter war mir das selber sogar sehr wichtig Patienten gegenüber, weil da immer leicht die Gefahr bestand nicht ernst genommen zu werden oder im zweifelsfall hätte das ausgenutzt werden können.

Ich würde das einfach mal genauer ansprechen in der kommenden Stunde.

candle
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feuerpferd
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 15:48

Ja, ich glaub das wünscht sich jeder der in so was reinschlittert.
Aber so eine Reaktion wie in den Arm nehmen und dann in dem Moment wirklich die liebevolle Schwester/Mutter sein gehört wohl eher nicht so in den Therapierahmen.

Und auf Deine Frage, ob es nach der Beichte besser geworden ist: Nö. Eigentlich ist es eher noch schlimmer geworden ne Zeitlang. Und es wäre noch viiiiiiiel schlimmer geworden, wenn er mich wirklich in den Arm genommen hätte.

Ansonsten ist in der nächsten Stunde ansprechen natürlich immer richtig *zwimker zu candle*

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Honig
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:20

Ich kann mir vorstellen, dass ich nach so einer Beichte mit meiner Therapeutin darüber spreche, wie ich mir meine große Schwester gewünscht hätte, wie meine Mutter hätte sein sollen, was meine Mutter dagegen nicht war, was enttäuschend war, phantasieren, was ich gerne nachholen würde, wenn ich könnte ... weiß nich, sowas eben.

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Sufragette
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:26

Honig hat geschrieben:Ich kann mir vorstellen, dass ich nach so einer Beichte mit meiner Therapeutin darüber spreche, wie ich mir meine große Schwester gewünscht hätte, wie meine Mutter hätte sein sollen, was meine Mutter dagegen nicht war, was enttäuschend war, phantasieren, was ich gerne nachholen würde, wenn ich könnte ... weiß nich, sowas eben.
Ja, ich glaube das wäre auch bei mir in etwa der Inhalt gewesen...aber warum fragt sie mich das dann einfach nicht? Muss ich mich da selbst mit meinen Gefühlen so "anbieten"!? Deswegen bin ich ja die ganze zeit schon so verwirrt, dass sie es so übersprungen hat und frage mich, ob das normal ist....!????

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Tristezza
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:28

Machst du eigentlich eine tiefenpsychologisch fundierte oder eine Verhaltenstherapie? Bei letzterer steht die Übertragung ja eher im Hintergrund.

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Sufragette
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:32

Ich mache eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie...warum fragst du?

lieben gruß

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Mirjam
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:46

Vielleicht hat sie in dem Moment nicht weiter nachgebohrt, weil sie gemerkt hat, wie unangenehm Dir das war, das zu sagen. Aber ich wäre auch dafür, es nächste Stunde einfach noch mal aufzugreifen. Deine Stunde - Dein Thema.

lg
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(I.Bachmann)

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flowerbomb2
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:49

Das finde ich schön,Honig.Da thematisiert man es,seine Bedürfnisse und Wünsche,ohne in die unangenehme Situation zu kommen,das alles auf den Thera zu projizieren.Auch schön finde ich die Reaktion,dass der Thera das mutig fand.Bei mir war das eher ernüchternd,ich habe es aber so konkret wie du nie angesprochen.Aber wenn ich was in die Richtung gesagt habe, kam entweder keine Reaktion oder die Aussage, dass sie Abhängigkeit vermeiden will. Daraufhin hat sich diese dann mehr oder weniger "brutal" von selbst aufgelöst,weil mir der Boden für alle Wünsche und Gedanken entrissen wurde.Als sie dann drüber reden wollte letztendlich, hatte ich keine Lust mehr drauf.Also blieb alles sehr an der Oberfläche.Denke aber das hat meine Thera nicht böse gemeint,Verhaltenstherapie ist für solche Gefühle wohl einfach nicht geeignet.Aber im Umgang mit dem Thema hätte ich mir mehr Achtsamkeit gewünscht von ihr.Aber ich war auch zu feige,dann nochmal damit anzukommen.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 17.08.2012, 17:51

Sufragette hat geschrieben:Ich mache eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie...warum fragst du?
Ich habe gefragt, weil es in einer VT üblich ist, Übertragungsthemen nicht zu vertiefen, das wäre dann also eine Erklärung für die Zurückhaltung deiner Thera bei diesem Thema gewesen.

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