Thera sagt: 'Ich mag Sie', warum?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Wandelröschen
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Thera sagt: "Ich mag Sie", warum?

Beitrag Sa., 07.07.2012, 00:59

Hallo,

hin und wieder lese ich in diversen Threads, dass der/die Thera sagt: „ich mag Sie“, oder auch dass er/sie Komplimente macht.
Wer kennt das? Was sind das für Situationen, in der der/die Thera das sagt/anbringt?
Fragt ihr direkt danach, so nach dem Motto: „Mögen Sie mich eigentlich?“
Oder äußert ihr etwas in der Richtung: „Mich mag sowieso keiner, so `verrückt`, wie ich bin, Sie bestimmt auch nicht.“ Und der/die Thera reagiert darauf mit: „Doch, doch, ich mag Sie“.

Was hat so eine konkrete Aussage eines Theras denn für einen therapeutischen Nährwert? Ist sie überhaupt angebracht?

Solche Äußerungen seitens meines Theras kenne ich überhaupt nicht und ich bin mir auch sicher, dass er so etwas nie sagen würde.
Zum Thema Vertrauen sagte er mal in der Anfangszeit so in etwa, „Alles, was ich dazu sagen würde, alle Worte, würden sie hinterfragen, zerfleddern, nicht glauben … Das ist etwas, das kann man nicht herbeireden, das muss man spüren. Und wenn Sie es jetzt noch nicht spüren, dann ist es halt momentan so. Damit müssen wir dann beide leben, aber es muss ja nicht so bleiben“ (nur so nebenbei, inzwischen spüre ich dieses Vertrauen ungemein, und er hat es nicht "herbeigeredet").

Auch wenn ein/eine Thera mit Worten sagt: „Ich mag Sie“, würde ich diese Worte nicht als Tatsache annehmen können, sondern sofort hinterfragen (was ich ja irgendwie mit diesem Thread auch tue). Für mich klingt das irgendwie hohl, wie leere Worte. Auch das „Mögen“ muss man doch spüren, kann man nicht herbeireden, und dann braucht es doch auch keine Worte, oder sehe ich das falsch?
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Hamna
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 01:17

Nein, du siehst das nicht falsch, finde ich. Wenn man es spüren kann, und es sollte ja zu spüren sein, wenn es stimmt, dann bedarf es dieser Worte nicht! Und ja, es ist unangebracht, jedenfalls meistens. Ganz ausschließen will ich nicht, dass es für manche (Patienten) hilfreich sein kann.

Mein Therapeut sagte das schon mehrmals. Ich kann mich nicht an jeden einzelnen Kontext erinnern, aber einmal war es ganz zu Anfang, als die Frage im Raum stand, ob ich nun bei ihm die Therapie anfange. Und dann zweimal, als ich jeweils die Therapie abbrechen wollte. Und ja, in solchen Situationen empfinde ich diese Worte meistens auch als unecht, geheuchelt.

Manchmal kann ich aber auch spüren, dass er mich tatsächlich mag. Und in solchen Situationen sagt er es dann, zum Glück, nicht.
Fragt ihr direkt danach, so nach dem Motto: „Mögen Sie mich eigentlich?“
Oder äußert ihr etwas in der Richtung: „Mich mag sowieso keiner, so `verrückt`, wie ich bin, Sie bestimmt auch nicht.“
Das habe ich noch nie gemacht, und würde es auch nie tun.

Nächtliche Grüße

Rilke

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 05:18

Hallo.

Spannendes Thema, finde ich.

Ich weiss nicht, ob mein Therapeut mir schon einmal "Ich mag Sie." gesagt hat, aber er hat einmal gesagt, wie wichtig ich ihm bin. Das war damals schon eine Sondersituation - aber nicht im Zusammenhang mit einem Therapiebeginn oder -abbruch. Wobei mich interessieren würde, Rilke, weshalb du die Worte deines Therapeuten in diesem Zusammenhang als unecht und geheuchelt erlebt hast. Dachtest du, er wolle dich an sich binden? Das fällt mir jetzt spontan als Grund ein, vielleicht liege ich aber auch völlig falsch. Wobei ich mich frage, ob sie nicht trotzdem ehrlich gemeint sein können.

Mir selbst bedeuten solche Worte von ihm sehr viel. Er braucht sie auch nicht sehr häufig. Und hält sich auch sonst (was natürlich sein gutes Recht ist) normalerweise eher bedeckt, wenn es darum geht, was er mir gegenüber empfindet. Zumindest, wenn es um Worte geht.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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leserin
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Beiträge: 280

Beitrag Sa., 07.07.2012, 07:01

Hi Wandelröschen,

ich finde deine(n) Thera professionell, gut und gesund.

Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass eine gegenseitige Sympathie in einer Therapie wichtig ist. Die berühmte Chemie muß einfach stimmen, die Wellenlänge. Ansonsten erbringen Therapeuten Dienstleistungen - für Geld, zum Broterwerb, weil das ihr Job ist. Gefühlsbekundungen jeglicher Art von seiten eines Therapeuten sind daher meiner Meinung nach fehl am Platz. Sie stiften nur Verwirrung - wie man in diesem Forum in den verschiedensten Varianten und Ausführungen erfahren kann.

Sei froh dass es bei dir ist, wie es ist, denn offenbar ist es doch gut so.

Lg
Leserin

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leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 07:35

Ach, Wandelröschen - mein Thema !

Ich weiß ja nicht, welche Baustellen andere Patienten haben, aber im Grunde dreht sich bei mir dort innerlich alles um die Frage, ob er mich mag. Das hört sich, finde ich, furchtbar unreif und teenagermäßig an, aber offensichtlich ist das mein Hauptproblem, Angst vor Alehnung und Zurückweisung zu haben. Es geht mir selbst bei dieser Sehnsucht, von ihm gemocht zu werden, also gar nicht primär darum, mir eine reale Beziehung vorzustellen oder so. Sondern darum, dass ich da offensichtlich ein Defizit hab, anerkannt zu werden.

Tja, und nun hab ich mich am Anfang immer gefragt, warum er mir nicht einfach mal - so wie ich das hier immer wieder gelesen hab - sagt: "Ich mag Sie", weil ich ja dachte, damit wäre dann für mich alles in Ordnung. Aber, ich fand das damals sehr verwirrend, er meinte nur, dass er mir so was nie sagen würde, weil ich das spüren sollte (und spüren WÜRDE).

Mir leuchtet das ein, denn was sind schon Worte? Worte können gelogen sein (und ich nehme an, dass Psychotherapie-Patienten allzu oft diese Erfahrungen gemacht haben), aber das Verhalten, das jemand zeigt, über Monate hinweg, das ist nicht gelogen. Insofern könnte ich eigentlich zufrieden sein, denn ich merke ja, dass er sich sehr wohlwollend verhält. Das sagt natürlich nichts über seine Gefühle mir gegenüber, aber das, was ich selbst ja 'nur' wissen will, ist, ob ich akzeptiert bin. Ehrlich gesagt, hab ich leider noch viel zu oft diese Angst, ihm lästig zu sein. Dann sagt er so was wie: "Ja, ich weiß, Sie können sich das nicht vorstellen, hier willkommen zu sein. Und Sie meinen, ich würde Sie hier behandeln, obwohl ich Sie nicht mag" oder: "Sie merken einfach nicht, wenn Sie jemand mag" - so, das ist dann seine Art, über zig Ecken letztendlich doch zu sagen, dass er mich schon irgendwie mag. Auch das hört sich schon wieder total kindisch an, aber - traurig, aber wahr - das spiegelt nun mal meinen derzeitigen Zustand wider.

Ich kann derartige Worte und Sätze mittlerweile, glaube ich, gut übersetzen. Manchmal frag ich mich dann, warum er mir nicht gleich positiv sagt, dass er mich mag, anstatt den Umweg zu wählen - und in diesen Umwegen ist er echt gut

Der Witz ist also, dass man der eigenen Wahrnehmung irgendwann trauen kann und auch feststellen kann: "Ich glaube, da mag mich jemand"; ich halte das in der Tat für wertvoller, als wenn man sich das von außen 'nur' anhört. Zumal ich hier, behaupte ich mal, eigentlich immer nur von verzweifelten Patienten lese, denen ihre Therapeuten gesagt haben, dass sie gemocht werden. Ich kann mich nicht erinnern, mal von jemandem gelesen zu haben, bei dem diese Worte sicherheitsspendend gewirkt hätten...

Zumal der Satz "ich mag Sie" m.E. auch relativ hohl ist. Gegen liebe Worte hab ich ja nichts, aber sie sollten dann schon irgendwie individueller und 'tiefer' sein. Und dann denke ich auch: Je sparsamer sie verwendet werden, umso echter sind sie. Also, mit einem mantra-mäßigen "ich mag Sie" könnte ich sowieso nichts anfangen. Ich hab jetzt schon einige Sätze von ihm gehört, die mir echt viel bedeutet haben - so, wie ich auch einige Gesten erlebt hab, die ich so schnell nicht vergessen werde. Also, so ganz ohne bestimmte 'Zeichen' stelle ich mir eine gute therapeutische Beziehung, in der ja die alten negativen Erfahrungen 'überschrieben' werden sollen, auch nicht vor.

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hawi
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 08:16

Liegt natürlich auch daran, dass ich mangels eigener Erfahrungen so was anders, aus einem recht distanzierten Blick sehe, ich meine, Grundlage auch für therapeutische Interaktion ist das, was verbal, nonverbal auch ganz allgemein passiert.

Eine Ebene ist - wie ich finde - immer auch die Interaktion, die immer passiert, wenn zwei Menschen Kontakt haben, auch etwas länger Kontakt haben.
Natürlich gibt es dann noch speziell das, was Therapie ausmacht, was einen Therapeuten dazu bringt, bewusster zu kommunizieren, nach modifizierten Regeln zu agieren, aber zunächst denke ich mir jeden Kontakt, egal welcher Art, unabhängig vom Zweck, vom Grund, einfach als soziale Interaktion.
Und da sind Menschen jeweils schon mal sehr verschieden, hat jeder so seinen Stil, seine Prägung, sein eigenes Temperament. Bei einem Kontakt mischt sich das dann ganz automatisch. Schon dadurch, wenn zwei sich verständigen, vieles was dann gesagt wird oder nicht, Grund, Grundlage ist oft die Interaktion selbst. Senden und Empfangen von Signalen.
Wenn nun ein Therapeut sagt „ich mag sie“?
Wie ich finde, kein so gutes Beispiel, ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass so was üblich ist, wenn es üblich ist, dann wohl eher auf therapeutischer Ebene.
Aber alles mögliche andere, so was wie Sympathiesignale?
Um da zum Warum näheres sagen zu können? Eigentlich müsste dazu vor allem erst mal ein wenig klar sein, was einerseits für den Therapeuten und andererseits für den Klienten üblich ist. Beide Üblichkeiten zusammen? Auch dann wird die Antwort auf das „warum“ schwer, lässt sich die Frage oft nicht wirklich beantworten. Aber es ließe sich eher feststellen, ob passend kommuniziert wird. Sowohl zwischenmenschlich passend, dann natürlich situativ passend und - weils hier um Therapie geht - auch noch therapeutisch passend.

Wie verschieden allein zwischenmenschlich so was ist, bewertet wird, ist u.a. ja auch hier im Forum zu lesen oder zu spüren. Ein geschriebener Satz, je nach Adressat, je nach Empfänger kommt der sehr verschieden an. Ein geschriebener Satz, je nach Schreiber, Absender, hat er durchaus verschiedene Bedeutungen, transportiert er Botschaften, oft aber auch so, dass sie erst dann halbwegs verständlich werden, wenn die schreibende Person dabei mitgedacht, -bedacht wird. Und weil das hier im Forum nur begrenzt geht, finde ich Kommunikationsergebnisse hier noch eher als im real life immer auch mal sehr überraschend. Aber auch das dürfte in der Therapie vorkommen. Ein Therapeut ist ja keine Kommunikationsmaschine. Weder ist jedes Wort, jedes Signal berechnet, noch ließe es sich zu 100% berechnen.
So könnte ich mir den Grund für ein „ich mag sie“ z.B. auch als das Beheben einer Panne ganz gut vorstellen. Gesagt, weil vorher irgendwas offensichtlich oder vermeintlich beim Klienten genau anders herum gewirkt hat, als ein „ich mag sie nicht“ ankam, ohne dass das beabsichtigt war.

Und in Sachen Sympathie? Zwar ist die beeinflussbar, aber halt nur begrenzt. Grad da dürfte vieles dann auch Zufall sein, sich ergeben oder eben nicht. Sollte ein Therapeut also deshalb „ich mag sie sagen“, weil er meint, er erreiche dadurch mehr Bindung, mehr Sympathie, dann dürfte er in den meisten Fällen wohl was falsch machen, hielte ich ihn auch eher für einen nicht grad versierten Kommunikationstechniker.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 09:20

Wandelröschen hat geschrieben: Solche Äußerungen seitens meines Theras kenne ich überhaupt nicht und ich bin mir auch sicher, dass er so etwas nie sagen würde.
Zum Thema Vertrauen sagte er mal in der Anfangszeit so in etwa, „Alles, was ich dazu sagen würde, alle Worte, würden sie hinterfragen, zerfleddern, nicht glauben … Das ist etwas, das kann man nicht herbeireden, das muss man spüren. Und wenn Sie es jetzt noch nicht spüren, dann ist es halt momentan so. Damit müssen wir dann beide leben, aber es muss ja nicht so bleiben“ (nur so nebenbei, inzwischen spüre ich dieses Vertrauen ungemein, und er hat es nicht "herbeigeredet").

Finde ich sehr sinnvoll. Weil in deinem privaten Leben werden dir die Leute auch nicht verbal mitteilen ob sie dich mögen oder nicht. Das musst du aus deren Verhalten einigermassen korrekt interpretieren können.

Von daher hilft es dir absolut nichts wenn du einem Therapeuten vertraust und von seiner Zuneigung ausgehst nur weil er dir das wiederholt verbal mitteilt.

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Hamna
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 11:24

EoG hat geschrieben:Rilke, weshalb du die Worte deines Therapeuten in diesem Zusammenhang als unecht und geheuchelt erlebt hast. Dachtest du, er wolle dich an sich binden?
Ja, irgendwie hatte ich da so den Gedanken "Ja klar, das muss er jetzt wohl sagen."

Ich brauche solche Aussagen nicht, denn Sympathie setze ich voraus, wenn ein Therapeut sagt, dass er mit mir arbeiten will. Auch nach den Konflikten hätte er das nicht sagen müssen, ich fühlte mich nicht weniger gemocht oder hatte da irgendwie Angst, seine Sympathie zu verlieren. Seine Entschuldigung, nachdem er mich mal ziemlich hart angegangen ist, hat mir da schon mehr bedeutet und kam auch ehrlich rüber.

So ganz egal ist es mir dennoch nicht, ob mein Thera mich mag oder nicht, ist mir heute mal wieder bewusst geworden. Denn ein Therapeut, der einen nicht mag, kann (auch) ganz schön Schaden anrichten, und irgendwie ist man als Patient ja schon auf wohlwollende Behandlung angewiesen, sonst kann's ganz schön fies werden.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 11:41

meine Meinung dazu:

wieso wird JEDES Wort, das ein Therapeut sagt derart auf die Goldwaage gelegt?

Ein einfacher Satz: ich mag Sie

und?

verwerflich?

Im Übrigen sage ich Menschen, die ich mag und die das auch sehr wohl spüren dennoch von Zeit zu Zeit, dass ich sie mag oder liebe - ganz einfach weils so ist.
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Mary-Lou
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 12:12

Ganz zu Beginn meiner Therapielaufbahn las ich hier im Forum auch ein paar Beiträge, in denen es darum ging. Damals war ich fast schon ein wenig neidisch und hätte diese Worte am liebsten auch von meiner Therapeutin gehört. Mir ging es da ähnlich wie titus um die Sehnsucht nach Akzeptanz und gemocht werden.
Das Thema existiert nach wie vor, aber ich habe überhaupt kein Bedürfnis mehr, dass sie es mir gegenüber direkt verbal äussert. Es sind manchmal einfach Kleinigkeiten, die mir zeigen, dass sie mich so akzeptiert, wie ich bin. Dass sie mich - auf irgendeine Art und Weise - "mag", spüre ich inzwischen auch (indem sie sich sehr viel Mühe gibt, zu unkonventionellen Methoden greift, etc.). Und ich glaube, das ist viel wichtiger als ein paar Worte.

Allerdings will ich damit nicht sagen, dass es falsch ist, dies auch auszusprechen. Hier kommt es einfach wirklich auf die Situation, die Intention, die Ehrlichkeit und Authentizität (und in gewisser Weise auch den Empfänger) an.

Übrigens bin ich ein Mensch, dem es nur ganz, ganz selten über die Lippen kommt, dass er einen mag. Dann, wenn es in diesem Moment ganz tief aus dem Herzen kommt und es mir wichtig ist, dies in diesem Moment auch verbal mitzuteilen. Wenn ich jemanden wirklich gern habe, zeige ich dies aber und lasse es ihn spüren.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 12:19

Ich denke halt
wenn ein einziger Satz derart in den Blick gerät
dann wird doch so hohl er nicht sein und doch irgendwo dahinter stehen,
dass es eben doch auch einfach mal nur schön ist
etwas Liebes zu hören,
denn ansonsten könnte man ja einfach drüber weg gehen.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 12:38

Auf dem Weg: Das liegt eben an den spezifischen Störungen der Patienten. Du hast vielleicht andere Themen, die dich belasten, aber für mich zum Beispiel ist diese Frage wirklich von existenzieller Bedeutung, was ich mir zuerst gar nicht eingestehen wollte (und was man hier irgendwo auch nachlesen kann). Nun würde ich mich nicht von der Brücke stürzen, wenn er mich nicht mehr mag. Aber diese Frage "bin ich angenommen?", das ist die existenzielle Frage meiner Kindheit, und die kommt im Moment wieder hoch. Das ist der Witz an so einer Therapie, dass man das alles noch mal durchlebt. Mein Verstand sagt mir natürlich auch, dass es viel einfacher wäre, dem nicht so viel Bedeutung zu verleihen, was ein Therapeut sagt. Aber ich KANN das nicht anders im Moment.

Und dann ist eben die Frage, wie in der Therapie damit umgegangen wird. Ein "ich mag Sie" ändert gar nichts an der Problematik. Klar, wenn es für den Patienten völlig wurscht ist, ob er gemocht wird, dann stellt sich die Frage nicht und dann wird der Therapeut das ja vielleicht auch gar nicht sagen. Hier aber liest man immer von Patienten, die sich mit der Frage "mag er mich" echt quälen. Die können nichts dafür; das ist einfach nur Ausdruck ihrer persönlichen Leidensgeschichte.

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Fast Forward
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 13:03

Ich denke, dass manche Patienten das schon brauchen, dass man es ihnen sagt, weil sie es durch andere Worte und Handlungen nicht richtig mitbekommen. Nicht, weil diese nicht gut vermittelt würden, sondern weil ihre Problematik die Zweifel daran nicht ohne eine konkrete verbale Äußerung aufzulösen vermag - zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem das dann gesagt wird.

"Ich mag Sie" hat mein Thera mir noch nie gesagt - jedenfalls nicht so, sondern mehr anders vermittelt. Durch Dinge, die er sagt und tut, die mir zeigen, dass ihm an mir als Patientin gelegen ist. Ich spüre es trotz allem nicht immer und brauche dann doch eine konkretere Ansage. Gestern musste er erst ganz klar und deutlich sagen, dass er gerne mit mir arbeitet. Das war für mich ein sehr klares "Ich mag Sie".

Komplimente finde ich auch okay, gerade, wenn man von sich selbst ein schlechtes Bild hat, kann es gut tun, wenn einem der Thera auf Basis der gemeinsamen Arbeit ein Kompliment macht. Ich hab schon mehrere bekommen, jedesmal eng an die Thematik gebunden. Das hat mMn nichts Unangebrachtes an sich. Ich mag mich jedenfalls danach eine Weile lang deutlich lieber! Und irgendwann habe ich den positiven Blick auf mich auch verinnerlicht Weil Sätze wie "Ich weiß, dass eine intelligente Frau wie Du das hinkriegt" mir den Eindruck gibt; der glaubt das wirklich und dann ist es auch so. Dass man das annehmen kann setzt wohl ein Vertrauen zwischen Patient und Thera voraus, anders kann es ja schon zu groben Missverständnissen kommen, die eindeutig nicht die Absicht des Theras waren...

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 13:09

Nein, Titus
das Thema, ich glaube es ist für ganz viele existenziell
nur warum mit einem Satz alles stehen und fallen soll
das verstehe ich nicht.
Wenn der Satz fällt ist es doch einfach schön
wenn er nicht fällt ist es doch nicht minder.
Ich meine einfach sich an einem einzigen Satz sich so festbeissen
das kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Denn es hängt doch nicht an diesem einen Satz, oder doch?
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 07.07.2012, 13:35

Ich weiß nicht, ob es jetzt wirklich um diesen Satz geht. Für Menschen, die solche panische Angst vor Ablehnung haben, ist das natürlich wahnsinnig wichtig, alles auf die Goldwaage zu legen, denn sie müssen ja prüfen, was Sache ist. Mit einem "ist doch schön, wenn er so was sagt" ist es da leider nicht getan. Denn das sind dieselben Leute, die dann, wenn solche Sätze mal ausbleiben, sofort wieder am Boden zerstört sind. Da geht es dann nicht darum, ob das schön oder nett ist, sondern für diese Patienten haben solche Sätze eine völlig andere Dimension.

Nun kann man natürlich gucken, wem so was überhaupt gesagt wird - und zu welchem Zweck. Und ob der Zweck damit erreicht ist. Die Frage, ob man vom Therapeuten gemocht wird, kann schon sehr wichtig sein. Es ist nur zu bezweifeln, dass man sie mit diesem Satz befriedigend beantworten kann.

Für alle anderen Leute, die sowieso wissen oder davon ausgehen, dass sie gemocht werden, ist das halt anders. Aber dann frag ich mich wieder, wieso ein Therapeut so jemandem das sagen muss - wenn es doch so unbedeutend ist.

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