Therapeutin weint in der Sitzung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Bluebird
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Therapeutin weint in der Sitzung

Beitrag Fr., 24.02.2012, 11:26

Ich wollte euch mal fragen, wie ihr zu diesem Thema steht: Meine Therapeutin hat schon zweimal in der Sitzung geweint. Nicht arg, es kullerten halt einige Tränen und war gleich wieder vorbei. Sie hats versucht zu verheimlichen. (Ich schau oft im Zimmer umher und seh sie eher selten direkt an.) Ich hab dann so getan, als hätt' ichs nicht bemerkt.

Wie seht ihr das? Kann das schon mal passieren oder findet ihr, dass weinen nicht ok ist? Hat euer Thera auch schon geweint?

Würd' mich einfach mal interessieren.

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**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 11:46

Einmal in den sieben Jahren hatte meine Therapeutin Pipi in den Augen.
Du wirst dazu diese und diese Ansichten hören.
Wichtig ist aber nur wie du es empfindest.
Richtig und falsch
professionell und unprofessionel
sind Begriffe, dich hierfür nicht gebrauchen möchte.
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avrina
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 11:50

Kann keine Erfahrung dazu beisteuern, aber wichtig finde ich auch wie es DIR dabei geht. Wenn Du das "gut" findest weil es Gefühle zeigt und Du Dich da verstanden fühlst, ist es doch ok. Wenn es Dich irritiert und Du das Gefühl hast sie ist "zu schwach" für Deine Geschichten und Dir zu helfen, ist sie wohl nicht die Richtige. Ich wüsste nicht wie ich reagieren würde, es könnte sowohl das eine als auch das andere zutreffen. Wenn Du ansonsten mit der Therapie zufrieden bist und Dich gut dabei fühlst, würde ich es nicht überbewerten.

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Mary-Lou
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 12:09

Ob das nun professionell ist oder nicht, darüber lässt sich sicherlich streiten. Ich weiß auch nicht, wie ich empfinden würde, wenn ich in deiner Situation wäre.

Ist deine Therapeutin denn noch jung? Vielleicht muss sie erst lernen, ihre eigenen Emotionen oder aber auch nur körpereigenen Reflexe zu unterdrücken?
Ich gehe jetzt einfach mal von mir aus. Manchmal kommen mir auch plötzlich ein paar Tränen, wenn ich jemanden weinen sehe. Da muss ich noch nicht einmal Mitleid, eigene Gefühle o.ä. haben. Manchmal ist das nur ein Reflex, den ich nicht unterbinden kann, obwohl mir überhaupt nicht nach heulen zu Mute ist. Vielleicht geht es ihr ähnlich und sie kann es "noch" nicht ganz selbst steuern?

Nur so ein paar Gedanken ...
Zuletzt geändert von Mary-Lou am Fr., 24.02.2012, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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hawi
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 12:31

So ganz generell darf - wie ich finde - jeder mal weinen, dürfen das auch Therapeuten (m/w).
Bevor ich anfange zu urteilen, zu werten, bräuchte ich aber mehr Infos!
Weinen in zwei Sitzungen! Zwei Sitzungen von wie vielen insgesamt?
Vor allem aber: Aus welchem Anlass flossen die Tränen? Gab die Sitzung den Grund?

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Bluebird
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 13:08

hawi: Etwa während 30 Sitzungen. Die Gründe... Keine Ahnung, ob sie wegen der Sitzung geweint hat. Ich glaube ja, weil ich beide Male zuerst geweint habe. Das erste Mal ging es, glaube ich, um bestimmte Erlebnisse in meiner Kindheit, weiss es aber nicht mehr genau. Das zweite Mal war ich sehr verzweifelt aufgrund äusserer Umstände und sie konnte mir dabei auch nicht helfen, weil sie darauf keinen Einfluss mehr nehmen konnte. Sie musste mich, vereinfacht gesagt, aus der Therapie nehmen, obwohl ich noch nicht soweit war. (Mittlerweile bin ich aber wieder bei ihr.)

Mary-Lou: Nein, jung ist sie nicht, im mittleren Alter.

Ich war halt sehr verwirrt. Ich mag sie sehr gerne und will auf keinen Fall wechseln. Es war aber insofern schwierig, weil sie es "vertuscht" hat. Als wäre sie der Meinung, dass sie etwas falsch macht, weil sie weint. Hätte sie etwas dazu gesagt, es erklärt, würde ich wahrscheinlich nicht weiter darüber nachdenken.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 13:24

Es war aber insofern schwierig, weil sie es "vertuscht" hat.
Ja, das hätte ich auch als schwierig empfunden.
Hätte sie etwas dazu gesagt, es erklärt, würde ich wahrscheinlich nicht weiter darüber nachdenken.
Meine Therapeutin hat auch nichts dazu gesagt
aber es war klar warum es so war wie es eben war.

LG ADW
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Atara
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 13:37

Therapeuten sind auch nur Menschen. Und jeder Mensch hat das Recht auch mal zu weinen, wenns hochkommt.
Überlegst du jetzt ernsthaft die Therapie abzurechen weil sie geweint hat?
solche Gedanken fifnde ich irgendwie ziemlich strange...
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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Bluebird
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 13:43

Atara hat geschrieben:Überlegst du jetzt ernsthaft die Therapie abzurechen weil sie geweint hat?
solche Gedanken fifnde ich irgendwie ziemlich strange...
Bluebird hat geschrieben:Ich mag sie sehr gerne und will auf keinen Fall wechseln.
Ähhhm... nein! Stand doch gar nie zur Debate?! Wollte nur eure Meinungen dazu hören.

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Mary-Lou
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 13:46

Hast du schon mal darüber nachgedacht, sie darauf anzusprechen? Es scheint dich ja doch sehr zu beschäftigen.

Vielleicht ging sie auch einfach davon aus, dass du es gar nicht bemerkt hast oder es war ihr unangenehm.

Letztlich kannst du nur spekulieren, was dich selbst aber kaum weiterbringt.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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hawi
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 13:47

Hallo Bluebird!

Find ich, nach dem, was du schreibst, ganz o.k., wie sich deine Therapeutin gibt, verhält.
Sogar dass sie es dann nicht selbst thematisiert! Denn ihr Weinen ist ja quasi schon thematisiert, ist ihre Reaktion auf den Inhalt, Verlauf der Sitzung. Hätte sie es darüber hinaus angemerkt, besprochen, wäre das womöglich dann zu viel des Guten gewesen, zu viel Betonung von etwas, das ohnehin schon sehr emotional war.

Und wenn das bei dir (zu) viel auslöst, dann gibt es sicher einen Punkt, ab dem es sinnvoll wäre, dass du es deiner Therapeutin sagst, es selbst thematisierst.

LG hawi
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Rabe
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 14:51

Wie seltsam, ich habe heute früh den folgenden Satz über weinende TherapeutInnen gelesen, ich fand ihn wunderschön und außerdem tröstlich. Also freue ich mich über die Gelegeheit, ihn zu zitieren:

»Eine für oder mit dem Patienten gemeinsam vergossene Träne der Anteilnahme ist kein Versagen professioneller Kompetenz, sondern Ausdruck menschlicher Anteilnahme als Voraussetzung von Professionalität.«

Micha Hilgers: Scham. Gesichter eines Affektes. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, S. 99.

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doppelseele
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Beitrag Fr., 24.02.2012, 17:48

Hallo bluebird,

ich habe das auch schon einmal mit meinner ergotherapeutin gehabt.

Normalerweise machen wir stärkende und stabilisierende Dinge, aber an dem Tag ging es mir extrem schlecht weil ich mal wieder von Erinnerungen überrollt wurde und sie hat mich einfach erzählen lassen. Als ich fertig war habe ich gemerkt das sie mit mir weint.

Mir war das total unangenehm weil ich Angst hatte das ich sie zu sehr belastet habe damit, aber sie meinte nur das es ein Zeichen ihrer Anteilnahme sei und sie auch nur ein Mensch sei. Nachdem das ausgesprochen war ging es mir etwas besser, aber ich überleg immer zweimal was ich ihr sage.

Ich stimme den anderen zu das es im Prinzip nichts schlimmes ist, aber das es dir mit diesem vertuschen nicht gut geht kann ich verstehen.

liebe grüsse das seelchen
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Atara
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Beiträge: 394

Beitrag Fr., 24.02.2012, 18:08

vlt. war es für ihre therapeutin nicht angemessen sich darüber zu äußern warum sie weinte.
Weil es ja nicht um sie geht in der therapie sondern um ihre patientin.
vlt. hat sie es deswegen versucht zu vertuschen (blödes wort).
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Pantoffeltierchen
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Beitrag Sa., 25.02.2012, 14:57

Also ich glaube ich wäre extrem irritiert und würde gar nichts mehr erzählen. Ich mag es gar nicht, wenn Theras emotional werden. Aber da ist echt jeder anders, andere finden das hilfreich. Ich erinnere mich an einen Beitrag in "Therapeutisch wertvolle Zitate eurer T's", in dem es darum ging. Ich finde ihn leider nicht mehr, aber er lautete ungefähr so:

TE redete über etwas belastendes, darauf sein Thera: "Schauen Sie mir mal in die Augen und sagen Sie mir, was Sie da sehen." Der TE tat wie ihm geheißen und sah Tränen. Ihn hat das sehr postitiv berührt, weil er sich verstanden und ernst genommen gefühlt hat.

Du siehst also, das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Allerdings würde ich dir dringend raten mit deiner Thera drüber reden, wenn es dich belastet!

gglg, Pantoffeltierchen
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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