Methoden eines Analytikers?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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BlackDahlia
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Methoden eines Analytikers?

Beitrag Do., 09.02.2012, 17:47

Hallo!
Also, ich habe eine wichtige Frage und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Meine kleine Schwester ist ebenfalls in psychologischer Behandlung. Sie geht seit November 2011 zu einen phil. Kinder- und Jugendanalytiker. Gestern kam sie ganz verstört an und erzählte, dass sie ihm erzählt hat, was sie werden will (meine Schwester möchte Verkäuferin werden (kann sich ja immer noch einmal ändern))- da meinte der Analytiker doch wirklich, dass sie dafür nicht dünn genug wäre und die anderen Verkäuferinnen doch schließlich alle schlank wären, und dass meine Schwester auch nur Jeans tragen würde, und das würde nicht gehen. Sie solle lieber Malerin werden.

Ich bin wirklich schockiert. Arbeiten Analytiker so? Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich bin selbst in psychotherapeutischer Behandlung seit 2009. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt.
Meine Schwester war heute morgen total verunsichert. So kenne ich sie gar nicht- ihr ist es sonst immer egal, was andere über sie denken- sie trotzt nur so vor Selbstbewusstsein- und heute hat sie mich einige Male gefragt, ob ich sie denn fett finden würde.

Gerade meine Schwester ist da sehr sensibel, da sie damals meine Magersucht mitbekommen hat. Es ist schrecklich. Ich konnte sie auch nicht beruhigen, obwohl ich ihr gesagt habe, wie gut sie aussehen würde, und das sie natürlich Verkäuferin werden könnte- schließlich ist sie sehr gepflegt, zuverlässig ect.

Ich kann das einfach nicht verstehen und bin wirklich sprachlos. Es kann doch nicht normal sein, dass Analytiker so "arbeiten"?!

viele lieben Grüße
BlackDahlia

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sandrin
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Beitrag Do., 09.02.2012, 17:55

Hallao BlackDahlia,

also ich muss sagen, ich finde das auch höchst daneben. Es tut mir leid für deine Schwester und auch für dich, die du durch deine ehemalige Magersucht ja auch irgendwie mitleiden wirst, kann ich mir vorstellen.
Ich finde, sie sollte ihre Verunsicherung nächste Stunde dringend ansprechen. Wie alt ist denn deine Schwester? Was du für sie tun kannst, ist sie zu bestätigen und ihr sagen, dass das Gewicht nicht diese Wertigkeit haben sollte, wie du ja aus eigener Erfahrung weißt. Unterstütze sie, sie braucht dich jetzt.

LG Sandrin

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BlackDahlia
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Beitrag Do., 09.02.2012, 18:11

Vielen lieben Dank für deine Antwort sandrin!

Meine Schwester ist 17 Jahre alt. Du hast Recht, sie braucht mich jetzt wirklich und ich muss ihr da wirklich Bestätigung geben. Die nächste Stunde hat sie dann nächste Woche Mittwoch. Es hat mich sogar so sehr schockiert, dass ich da am liebsten angerufen hätte. Wenn sie ihn darauf anspricht, dann muss er ja reagieren und ihr eine Antwort geben- ich bin gespannt wie diese dann ausfallen wird. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen.
Sie hatte mir auch erzählt, dass ihr Analytiker schon nach 30 bis 40 Minuten Schluss macht mit der Sitzung- das kann doch auch nicht richtig sein, oder?
Ich frage mich wirklich, was er für Referenzen aufweisen kann?!
Alles Liebe
BlackDahlia

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sandrin
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Beitrag Do., 09.02.2012, 18:16

Echt merkwürdig. Dass dich das wütend macht, kann ich absolut nachvollziehen. Leider lese ich das in dem Forum auch nicht das erste Mal, dass manche Therapeuten sich gelinde gesagt recht seltsam verhalten. Da hatte ich mit meiner Analytikerin echt viel Glück.
Ich würde deiner Schwester raten, das unbedingt anzusprechen. Die Frage ist, wie sie sich denn sonst so in der Therapie fühlt. Ob sie sich aufgehoben fühlt oder nicht. Ob Vertrauen da ist, solche Dinge anzusprechen.

LG Sandrin

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BlackDahlia
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Beitrag Do., 09.02.2012, 18:39

Schade, das du das nicht zum ersten Mal hörst- kein gutes Zeichen
Meine Schwester fühlte sich heute Morgen schon unwohl bei den Gedanken wieder dahin zu müssen. Den Analytikern muss doch bewusst sein, was sie alles anrichten können.
Zumal er sie als Klientin doch auch ablehnen könnte, wenn er mit ihr nicht wirklich zurecht kommt.
Ich werde meiner Schwester mal sagen, dass sie der Sache in der nächsten Sitzung auf den Grund gehen soll und dann muss man weitersehen. Das Vertrauen fehlt vorerst.
Es ist wirklich schön zu hören, dass du wenigstens Glück mit deiner Analytikerin hattest!! Es sollte mehr professionelle Menschen geben.
Alles Liebe
BlackDahlia

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Ubu
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Beitrag Do., 09.02.2012, 18:48

das ist es was analytiker nicht machen, also entweder war es eine provokation oder deine schwester hat etwas falsch verstanden, wenn sie das geklärt hat (sie sollte ihn unbedingt darauf ansprechen bevor sie einfach die therapie abbricht !) zeigt sich vielleicht doch, dass der analytiker einen schaden hat, dann sollte sie die therapie natürlich abbrechen.

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sofa-held
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 00:51

ich finde das bedenklich, dass die nackte Dummheit eines Psychologen gerne als Methode oder paradoxe Intervention ausgelegt wird. 30- Min. Stunde geht gar nicht, das ist Betrug...

lg s

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Justus
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 09:17

sandrin hat geschrieben:Leider lese ich das in dem Forum auch nicht das erste Mal, dass manche Therapeuten sich gelinde gesagt recht seltsam verhalten.
Das kommt davon, wenn psychisch Geschädigte andere psychisch Geschädigte behandeln...

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Beitrag Fr., 10.02.2012, 16:15

schnell weg weg weg da!
das kann ja wohl nicht wahr sein??

also ich kann mir keine Konstellation ausdenken, in der das, was der "Therapeut" zu deiner Schwester gesagt hat, sinnvoll sein soll. In diesem Fall kann ich mir auch schwer vorstellen, dass deine Schwester das irgendwie missverstanden hat und das als Witz oder die berühmte Provokation gemeint gewesen sein soll. Du kennst deine Schwester besser und kannst dir ja überlegen, wie du das einschätzt.

Übrigens, zu mir hat einmal eine Therapeutin gemeint, was ich machen würde, wäre blöd.
Also man muss zur Kenntnis nehmen, dass es einfach auch Sadisten, Idioten und Narzissten unter Therapeuten (wie unter allen Berufsgruppen) gibt, die andere quälen und unsachgemäß behandeln.
Ein Therapieraum ist dazu natürlich ganz besonders gut geeignet, weil niemand zuhört und kontrolliert, was der Therapeut macht.


A propos allein: Eine Möglichkeit wäre auch, dass du deine Schwester begleitest und draußen auf sie wartest, falls das für dich möglich ist. Oder sogar gemeinsam mit ihr und dem Therapeuten redest. Sie kann ihm ja sagen, dass sie ihre Schwester zur nächsten Stunde mitbringt.
Man kann die Stunde auch nutzen, um sich klar abzugrenzen, zu sagen, dass man das als verletzend und nicht sachgerechte Arbeit des Therapeuten betrachtet und die Therapie beendet.

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BlackDahlia
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Beitrag So., 12.02.2012, 20:59

Hallo und lieben Dank für eure Antworten!

@captcha: Genau so fassungslos wie du war ich auch. Es hat wirklich keinen Grund gegeben, weshalb der Analytiker das zu meiner Schwester hätte sagen sollen. Richtig, danke für dein Verständnis- es war keine Provokation. Er hatte meine Schwester lediglich gefragt, was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat- sie hat es ihm dann anvertraut und dann reagierte er so- es gab also wirklich keinen Grund um so zu reagieren, wie er es als "Analytiker" getan hat.
Vor allem, er weiß doch (oder wohl auch nicht), was er als Analytiker alles anrichten kann.

Ach was- das verschlägt einen ja die Sprache. Das darf ein Therapeut doch gar nicht- das ist ja wirklich völlig daneben! Wie hast du darauf reagiert (wenn ich fragen darf)?

Jah, Idioten und Sadisten - das trifft es wohl- ohne Rücksicht auf Verluste und Konsequenzen. Es scheint, als wären sie selbst mit sich unzufrieden und lassen es an anderen Menschen, die eigentliche deren Hilfe bräuchten, aus.

Das ist eine wunderbare Idee!! Ich habe mir das auch schon so überlegt, doch gestaltet es sich ein wenig schwierig. Ich hole gerade mein Abitur nach (auf einem ganz normalen Gymnasium- jetzt erst, weil ich unter starken Depressionen gelitten habe- anderes Thema ) - aber ich kann es versuchen- es wäre ja schon sehr wichtig, zumal ich die richtigen Worte finden würde.
Danke für deine Hilfe!!

@Justus: Sehr hartes Urteil- doch ich kann dem nichts entgegenbringen

@sofa-held: Nun, es ist seine "Methode", doch ist diese, ganz offensichtlich, falsch - darum ja das Fragezeichen

@ubu: Nein, meine Schwester hat das ganz richtig verstanden und eine Provokation war es auch nicht- das war unangebracht und hat meine Schwester verunsichert. Meine Schwester kriegt Beklemmungen bei dem Gedanken wieder zum Analytiker zu müssen- sie wird es sicherlich noch klären- mit meiner Hilfe- doch ich habe Angst, dass er noch mehr falsch macht- davor möchte ich sie gerne bewahren- und das kann ich auch! Ich werde mich zudem um einen anderen Analytiker für sie bemühen.

Vielen dank und alles Liebe,
Black Dahlia

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Beitrag So., 12.02.2012, 21:25

Hallo BlackDahlia!
BlackDahlia hat geschrieben: @captcha: Wie hast du darauf reagiert (wenn ich fragen darf)?
Tja. Das ist es eben. Mir ist darauf gar nichts eingefallen. Heute noch ärgere ich mich darüber. Dass ich nicht aufgesprungen bin und ihr was entsprechendes entgegengeknallt hab.
Aber zumindest bei ihrem Arbeitgeber würde ich mich heute sofort beschweren

BlackDahlia hat geschrieben: Das ist eine wunderbare Idee!! Ich habe mir das auch schon so überlegt, doch gestaltet es sich ein wenig schwierig. Ich hole gerade mein Abitur nach (auf einem ganz normalen Gymnasium- jetzt erst, weil ich unter starken Depressionen gelitten habe- anderes Thema
Alles Gute für dein Abitur! Ich habe großen Respekt vor Menschen, die das auf sich nehmen.
BlackDahlia hat geschrieben: aber ich kann es versuchen- es wäre ja schon sehr wichtig, zumal ich die richtigen Worte finden würde.
Ja, schau einfach, was sich machen lässt. Hauptsache deine Schwester bekommt mit, dass dem Analytiker ganz deutlich widersprochen wird - und das hast du ja schon gemacht.
Und dann ab zum neuen Therapeuten

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Justus
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Beitrag Mo., 13.02.2012, 10:12

@sofa-held

Dann kann ich immer den Analytiker in Schutz nehmen...

...es ist ja alles eine Methode oder die Übertragungsgefühle/-gedanken des Patienten lösen das im Therapeuten aus...

Der Therapeut wird so zum Übernmenschen und der Patient zum Unmensch!


pandas
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Beitrag Mo., 13.02.2012, 10:20

Justus hat geschrieben: Dann kann ich immer den Analytiker in Schutz nehmen...

...es ist ja alles eine Methode oder die Übertragungsgefühle/-gedanken des Patienten lösen das im Therapeuten aus...

Der Therapeut wird so zum Übernmenschen und der Patient zum Unmensch!
Exact, diese Haltung ist krude, und da lässt sich dann doch fragen, ob Therapie nicht zuoft ein heimliches Mittel ist, den Eigenwillen mancher zugunsten der Machtbefriedigung anderer zu gängeln, unter dem Mantel von "fürsorglicher Aufmerksamkeit".

Schon in der Berufsberatung läuft oft vieles schief, weil das so komplex ist, dass das niemand anderes richtig beurteilen kann.
Es ist die Frage, wie viel dieser Analytiker überhaupt weiß, vom Arbeitsleben einer Verkäuferin und einer Malerin.
Der denkt wohl: "Verkäuferinnen sind dazu da, um männlichen Phantasien über ideale Weiblichkeit zu bedienen" ...
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Justus
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Beitrag Mo., 13.02.2012, 11:16

Also ich würde auch niemals eine Psychoanalyse machen wollen...

...weil da geht es immer nur um Sex...

Was für Charaktere zieht so ein Beruf an?

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Justus
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Beitrag Mo., 13.02.2012, 11:33

Außerdem war Freud auch vorbelastet...

...er wurde von seinem Kindermädchen sexuell missbraucht...

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