Starkes Aufgewühltsein nach Therapiestunde

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Zaubertraum
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Starkes Aufgewühltsein nach Therapiestunde

Beitrag Do., 05.01.2012, 12:58

Ich befinde mich seit einem knappen Jahr in Psychotherapie (PA) aufgrund Depressionen und PTBS. Mit meinem Thera bin ich sehr zufrieden und das Vertrauensverhältnis ist sehr gut. Auch bin ich der Meinung, dass die Therapie mich sehr weit gebracht hat. Ich bin sehr motiviert weiterzumachen.

Nur..es ist so, dass ich nach der Therapiestunde völlig aufgewühlt bin. Wir sprechen in letzter Zeit viel über die Gründe meiner PTBS und das nimmt mich so mit. Wenn ich das Therapiezimmer verlasse, geht es noch. Aber abends bricht dann alles über mich ein. Ich habe Angst, bin sehr nervös und unruhig, habe körperliche Symptome (Schmerzen, Schwäche, Kreislaufbeschwerden), es schiessen Bilder und Szenen durch den Kopf und an Schlaf ist nicht zu denken und ich liege die ganze Nacht wach.

Am nächsten Tag geht es mir zwar psychisch besser (nur der Schlafmangel macht mich fertig), aber es braucht mehrere Tage, bis es wieder einigermassen geht.

Ist das normal? Ist das ein "gutes Zeichen"? Schlägt die Therapie gut an? Oder ist das Gegenteil der Fall.

Insgesamt habe ich das Gefühl, es geht bergauf (also im Vergleich zu vor einem Jahr) Aber direkt nach der Therapiestunde geht es so, so schlecht, dass ich nicht mehr will..einfach nur die Therapie abbrechen, alles verdrängen, vergraben..und hoffen, dass es nie mehr auftaucht.

Geht es jemanden auch so? Habt Ihr mit Euren Therapeuten darüber geredet? Was macht Ihr, wenn Ihr aufgewühlt seid? Wie kann man sich ablenken?

Ich habe die Möglichkeit mich bei meinem Thera zu melden, wenn es mir schlecht geht. Momentan bin ich wirklich am überlegen..es ist nun der 4. Tag nach der Stunde und ich bin immer noch so aufgewühlt und nervös. Aber andererseits ist da immer das Gefühl mich zusammenreissen zu müssen..irgendwie wird es schon gehen. Aber es geht momentan überhaupt nicht

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Geheimgeheim
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Beitrag Do., 05.01.2012, 14:06

Hallo!
Das klingt ja so, als ob Du unter Belastung stehen würdest. Das ist wohl nicht so gut. Hast Du einen Tresor, inden Du das Erlebte zwischen den Stunden wegschließen kannst oder einen sicheren Ort, an den Du Dich zurückziehst, wenn es zu schlimm wird? Natürlich treten bei mir auch mal solche Belastungen auf nach einer Stunde, zumeist ist es dann etwas, was ich nicht genau einschätzen kann, dann kann ich es auch schlecht in den Tresor packen oder es ist Scham.
Was meint denn Dein Thera dazu?
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Freiheit2012
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Beitrag Do., 05.01.2012, 16:51

Hallo Zaubertraum,
Ich habe das gleiche Problem wie du, das ich nach den Therapiestunden völlig aufgewüllt bin, und dies auch Tage danach noch anhält. Auch die Symtome gehören dazu. Denke das es ein wenig normal ist das man aufgewüllt ist, und dadurch sich auch etwas bewegt. Natürlich denke ich sollte es nicht zu heftig werden. Meine Thera hat mir auch diesen Tresor empfohlen, und wenn man sich damit beschäftigt, ist er eine gute Lösung für den Anfang. Du kannst dort alles wegschließen was dich zur Zeit zuviel Belastet, natürlich klappt es nicht auf anhieb, aber um so mehr man sich damit beschäftigt umso mehr funktioniert es. Da du auch die möglichkeit hat deine Thera zu kontaktieren, würde ich dies in Anspruch nehmen wenn es wirklich nicht mehr geht. Frage sie doch mal ob dieser Tresor eine Möglichkeit für dich wäre, könntest du dir das vorstellen damit zu arbeiten?
Da ich selber weniger die Möglichkeit habe meine Thera zu kontaktieren, ich aber merke das die Belastung zuviel wird, habe ich angefangen Sport zu machen, mit hilft das gut die Zeit zu überbrücken, und meine Gedanken und Ängste usw. für ein paar Std. am Tag zu vergessen. Wäre das auch etwas für dich?
Wünsche dir alles gute und viel Kraft zum durchhalten

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Engel22
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Beitrag Do., 05.01.2012, 17:25

hallo zaubertraum... ich kenne es leider auch zu gut, das man sich hinterher meist schlecht fühlt......
so wie bei mir die aufregeung 1-2 tage vorher dazu gehört gehört es nach der stunde immer dazu das ich mich schlecht fühle und völlig überrummpelt bin. ich bin dann echt froh wenn ich frei habe, weil ich sonst eh nicht mit den gedanken bei der sache wäre, allerdings lenkt arbeit auch ab. eigtl. vergeht es bei mir immer spätestens nach 4-5 tagen....
dann geht es mir aber meist auch wieder gut, bis die nächste std. ansteht. heute hatte ich auch eine therastd. und es ist heute auch schlimmer das tief ich bin echt traurig und hab ein schlechtes gefühl, aber auch weil die stunde nicht optimal lief...... hmm vll. falsche zeit, falsches thema es war schon während der std. nicht das warme sichere gefühl wie sonst.... und ich glaube dann auch noch das falsche thema.... das ist um so mehr unbefriedigenter wenn die stunde nicht so gut lief... hmm nun muss ich mal schaun wie es witer geht, hoffe das tief hält nicht zu lange an, hatte auch den selben gedanken wie du komplett aufzuhören.

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Aisha40
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Beitrag Do., 05.01.2012, 17:28

Hallo Zaubertraum,

auch mir geht es nach den Therapiestunden oft so, auch mit Schmerzen, schlecht bis gar kein Schlaf, Angst und Panikatacken. Ich kann meinen Therapeuten auch anrufen, aber ich habe ein Problem mit ihm zu telefonieren. Deshalb schreibe ich E-Mails an ihn mit seinem Einverständnis und er entscheidet dann ob er mir per E-Mail anwortet oder anruft oder bis zum nächsten Termin wartet. Mit diesen Emails bringe ich meine Gedanken zu den Stunden und den Themen zum Ausdruck und mir hilft es sehr, dass ich nicht bis zum nächsten Termin warten muss. In Zeiten wo wir uns intensiv mit den Traumata beschäftigen (EMDR) habe ich oft auch zwei Termine pro Woche. Ansonsten versuche ich mich durch Sport oder kreatives Gestalten abzulenken.

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Zaubertraum
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Beitrag Do., 05.01.2012, 18:57

Geheimgeheim, mein Thera..hmm..bisher muss ich zugeben, dass ich es ihm gegenüber nicht richtig angesprochen habe. Irgendwie steht mir da meine unbewusste "ich-muss-mich zusammenreissen-Taktik" im Weg. Aber jetzt..gerade nach der letzten Stunde war es so schlimm, dass ich es beim nächsten Mal einfach ansprechen muss. Am Besten noch mit einer e-mail vorher. Obwohl ich Mails gegenüber immer eine abwartende Haltung habe und immer versuche bis zum nächsten Termin zu warten. Das habe ich mal angesprochen und mein Thera meinte, ich soll mich immer dann melden, wenn ich es für richtig halte. Wenn es dringend ist und nicht zur nächsten Stunde warten kann, dann ist es so und eine Mail ist auf jeden Fall richtig. Einfach keine Gedanken machen..aber es ist trotzdem schwer für mich.

Mit dem Tresor hört sich insgesamt sehr gut an. Wie macht Ihr das genau? Noch ist es so, dass mich die Gefühle und die ganze Situation total überfährt. Es bekommt eine Eigendynamik, die ich nicht mehr Herr werde.

Ich bin berufstätig und die Arbeit hat mich immer gut ablenken können. Nur schlafe ich noch Nächte nach der Stunde so schlecht, dass ich mich dann tagsüber nicht konzentrieren kann.

Auch ansonsten kann ich mich im Alltagsleben gut ablenken. Tagsüber gehe ich dann raus, treibe Sport, setzte mich in ein Cafe usw. Aber abends bricht alles über mich ein. Manchmal auch schon tagsüber..da bekomme ich durch meine Depressionen nichts gebacken und ziehe mich zurück. Aber dagegen kann ich noch einigermassen ankämpfen und die Situation erkennen. Aber gegen das Aufgewühltsein nach der Therapie...es ist momentan einfach nur schlimm.

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candle.
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Beitrag Do., 05.01.2012, 19:39

Hallo Zaubertraum!

Ich denke, es darf nicht sein das man so fertig aus der Therapiesitzung geht. Hast du das denn schon angesprochen?

Was ist es denn für eine Therapie, die du da machst?

PS: Oh sorry, ich lese es ist eine Analyse. Da sage ich jetzt auch nichts weiter zu.

Das kann ich mir bei einer PTBS so gar nicht vorstellen.

Viele Grüße!
candle
Zuletzt geändert von candle. am Do., 05.01.2012, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 05.01.2012, 19:42

Zaubertraum hat geschrieben:Geheimgeheim, mein Thera..hmm..bisher muss ich zugeben, dass ich es ihm gegenüber nicht richtig angesprochen habe. Irgendwie steht mir da meine unbewusste "ich-muss-mich zusammenreissen-Taktik" im Weg. Aber jetzt..gerade nach der letzten Stunde war es so schlimm, dass ich es beim nächsten Mal einfach ansprechen muss. Am Besten noch mit einer e-mail vorher. .

Sehe ich auch so. Hier kann dir damit niemand helfen so lange du nicht versucht hast, das "vor Ort" zu klären.

Wenn der Therapeut was taugt wird er sein Vorgehen so modifizieren daß sowas vermieden wird und mit dir Strategien erarbeiten wie du stabiler werden kannst. Aber das kann selbstverständlich nur passieren wenn du eine Rückmeldung gibst, was die Therapie bei dir auslöst.

Zaubertraum hat geschrieben: Auch ansonsten kann ich mich im Alltagsleben gut ablenken. Tagsüber gehe ich dann raus, treibe Sport, setzte mich in ein Cafe usw. Aber abends bricht alles über mich ein. Manchmal auch schon tagsüber..da bekomme ich durch meine Depressionen nichts gebacken und ziehe mich zurück. Aber dagegen kann ich noch einigermassen ankämpfen und die Situation erkennen. Aber gegen das Aufgewühltsein nach der Therapie...es ist momentan einfach nur schlimm.

Du schreibst ja was von einer Traumatisierung die du hast. Das "einfach so" in zu grosser Menge hochzuholen ohne entsprechende Bewältigungsstrategien zu haben kann eine Retraumatisierung auslösen. Also daß das Trauma von damals in deinem Geist einfach wieder aktiviert wird durch Erinnerung.

Was dich null weiterbringt.

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Manou
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 19:21

Ich komme nicht mehr klar seit der Stunde vorhin...
Ich halte das Wochenende nicht aus.
Nur noch Tränen, so viel Sehnsucht.... und Schmerz.
Was soll ich nur tun???
Mit Dir kann man Tränen lachen, aber auch mal traurig sein - Du bist einfach da!
(Jutta Metz)

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sandrin
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 19:31

Hey, was ist los mit dir?

LG Sandrin

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 19:33

Gibt es eine Möglichkeit als Notfall den Therapeuten zu kontaktieren?

Wenn nein, ist es so schlimm daß du ohne professionelle Hilfe übers Wochenende nicht mehr klarkommst? Dann würde ich raten, dich an die Ambulanz deiner lokalen psychiatrischen Einrichtung zu wenden.

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Manou
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 19:46

Ich weiß es nicht.
Nur noch Tränen.... und das Gefühl, es einfach nicht mehr auszuhalten.............
Es war quasi "nichts" in der Stunde.
Seit letzter Woche viele Dissoziationen in den Stunden. Traurig, dass ich dadurch leider nicht sagen konnte, was ich sagen wollte.
Ich weiß es einfach nicht.
Sooo eine plötzliche Sehnsucht nach der Th.?
Hätte mir so gewünscht, dass meine Th. mir AUSNAHMSWEISE eine Stunde am WE anbietet. Habe nicht direkt gefragt, aber indirekt - und indirekt auch erfahren, dass sie am WE "frei" hat.
(Ich verstehe das ja auch gut)
Aber ich halte es heute verdammt nochmal nicht aus.....

Danke für die nette Nachfrage!
Mit Dir kann man Tränen lachen, aber auch mal traurig sein - Du bist einfach da!
(Jutta Metz)

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Manou
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 19:51

@münchnerkindl: DANKE!
Ich weiß nicht, ob sie mir eine Stunde geben wird, nachdem sie mich ja auch "so" weggeschickt hat, mit diesem traurigen, hilflosen Befinden.
Für mich kommt eine andere Stelle nicht in Frage.
Irgendwie schaffe ich das schon, irgendwie eben...
Scheiße, verdammt... Sorry!!!
Mit Dir kann man Tränen lachen, aber auch mal traurig sein - Du bist einfach da!
(Jutta Metz)

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 19:57

Manou hat geschrieben: Ich weiß nicht, ob sie mir eine Stunde geben wird, nachdem sie mich ja auch "so" weggeschickt hat, mit diesem traurigen, hilflosen Befinden.
War sie denn im Bilde WIE schlecht es dir geht? Und wie schlecht es dir schon in letzter Zeit ging?

Wenn es einfach nicht geht ist die Anlaufstelle die Psychiatrie zur Krisenintervention. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Und ich vermute mal daß ein Gespräch mit ihr so eine akute Krise auch nicht einfach "wegmachen" wird.

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sandrin
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 20:19

Ich muss Müki Recht geben. Wenn es dir wirklich so schlecht geht, dann musst du dich dringend an eine Kriseninterventionsstelle/psychiatrische Ambulanz wenden.
Im Folgenden muss dann - finde ich zumindest - auch mal näher angeschaut werden, ob nicht ohnehin eine intensivere Betreuung notwendig ist (z. B. in Form eines stationären Aufenthalts).Denn ambulante Psychotherapie hat da ihre Grenzen, wo der Patient zwischen den Stunden nicht alleine klar kommt bzw. auch mit dem in der Therapie Bearbeiteten nicht umgehen kann. Das ist keine Schande, wirklich nicht. Aber es geht um dich, bitte hol dir Hilfe, wenn es nicht anders geht!

LG Sandrin

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