Von Rollenspielen und Kuscheltieren

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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HeAndMe
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Von Rollenspielen und Kuscheltieren

Beitrag Mo., 05.12.2011, 00:32

Hallo,

durch einige andere Treads kam ich auf das Thema "Stofftier bzw Rollenspiele" in der Therapie.

- habt Ihr das schon mal gemacht?
- findet Ihr das unsinnig?
- wie erging es Euch dabei? War es Brücke, Unterstützung, Sicherheit....?

Ich hatte vor einiger Zeit in drei, vier Sitzungen mit Hilfe allerlei unterschiedlicher "Therapietiere" meine inneren "Anteile" auseinandergedröselt.
Es war die Idee meines Therapeuten. Ich war sofort offen dafür, mochte das kindlich-spielerische daran. Und die Idee, ein Sprachrohr benutzen zu können für eben unaussprechbare Dinge.
Dabei sind dann Eigenschaften und Konstellationen zwischen diesen "Stellvertretern" entstanden, die mich richtig geschockt haben....und mir dann so einiges klar gemacht haben.

Außerdem hatte ich auch mal ein ganz altes Kuscheltier von mir
mitgebracht, der einfach nur rumsaß und sich alles "anguckte".
Ich glaube, ich habe ihn sozusagen zum Mitwisser gemacht und die Thera und meine Kindheit miteinander in Kontakt bringen wollen.
Hat irgendwie auch geklappt



Freue mich auf Eure Berichte!

Heandme
man müßte mit allem rechnen- auch mit dem Guten

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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 08:13

Welche Art PT machst Du?
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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HeAndMe
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 11:58

Liebe Geheimgeheim,

schön Dich zu lesen!

Auf deine Frage: Ich mache eine TP.
Gibt es denn spezielle Therapieformen, bei denen man soetwas eher einsetzt?
(wär ja dann was für mich )
Hast Du denn schon mal mit "Stellvertretern" und Rollenspielen gearbeitet?

Gruß
Heandme
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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 12:13

Hallo!
So wie Du es beschreibst nicht, aber ich fand, es ist schön zu lesen und wollte mal wissen, in welcher Art von Therapie es Anwendung findet. Inmoment fühle ich so sehr die Einsamkeit meiner Kindheit und Jugend, es hat mich so angesprochen. Entschuldige, wenn ich nicht wirklich etwas beitragen kann.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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sofa-held
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 12:59

Also ich hab das nicht in der Therapie gemacht, aber bei mir war das so: meine Mutter wäre nie auf die Idee gekommen mir kindgerechtes Spielzeug zu kaufen. Also mein typisches Weihnachtsgeschenk waren schlecht verpackte Socken.

Meinen ersten Teddy hab ich dann mal, als ich 26 war oder so, geschenkt bekommen. Und wie von selbst habe ich noch einen Teddy, eine Maus dazu bekommen. Irgendwann hab mir selber einen Hasen gekauft.

In einer Beziehung haben wir Konflikte mit diesen Stofftieren ausgetragen und das geilste war: ich hab die irgenwann zur Reinigung gebracht (Perfektionist) und die haben die Tierchen superschön gereinigt und dann auf den Barocksessel, der eigentlich für Kunden gedacht war, hingesetzt, so nach dem Motto, hallo, winke, wir warten auf dich. Mein inneres Kind war vollkommen glücklich....

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HeAndMe
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 13:01

Liebe Geheimgeheim,

ja, genau das ist auch mein Thema.
Einsamkeit in der Kindheit.
Bei mir war es emotionale Einsamkeit, physische Einsamkeit, geistige Einsamkeit.
Das Gefühl, das da nie ein Platz war für mich.

Weil die Einsamkeit mir die Sprache verschlagen hat damals, vielleicht genau deshalb sind diese Stellvertreter (Stofftiere) ein Sprachrohr für mich. Irgendwie hat das funktioniert (in klitzekleinem Rahmen, aber immerhin, es gab sowas wie eine Initialzündung für mich).
Besonders berührt hat mich auch, daß mein Thera dabei überhaupt "mitgespielt" hat ohne mit der Wimper zu zucken.

Wäre das vorstellbar für dich?
Hast Du noch einen "Vertrauten aus alter Zeit", bevor alles kompliziert wurde?

Gruß
Heandme
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candle.
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 13:04

Hallo HeAndMe!

Ich habe es einmalmit Psychodrama versucht und versagt. Das war nichts für mich.

candle
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HeAndMe
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 13:14

sofa-held hat geschrieben:Also ich hab das nicht in der Therapie gemacht, aber bei mir war das so: meine Mutter wäre nie auf die Idee gekommen mir kindgerechtes Spielzeug zu kaufen. Also mein typisches Weihnachtsgeschenk waren schlecht verpackte Socken.
uff, echt blöd!
Meinen ersten Teddy hab ich dann mal, als ich 26 war oder so, geschenkt bekommen. Und wie von selbst habe ich noch einen Teddy, eine Maus dazu bekommen. Irgendwann hab mir selber einen Hasen gekauft.
jaja, manchmal kommen die einfach von selber

In einer Beziehung haben wir Konflikte mit diesen Stofftieren ausgetragen

hey, das hab ich auch mal gemacht mit nem Exfreund, lange ist`s her!
und dann auf den Barocksessel, der eigentlich für Kunden gedacht war, hingesetzt, so nach dem Motto, hallo, winke, wir warten auf dich. Mein inneres Kind war vollkommen glücklich...

Wie schööööön!


Ich bin neulich gerade mit meinem ältesten Stofftier (mehr Flicken als Stoff) im Gepäck zu meiner ältesten Freundin in Urlaub gefahren, die dann ihr ältestes Tier herausgekramt hat (die beiden sind sich gut bekannt!). Die zwei saßen dann wiedervereint im Sessel und wir beide Bekloppte waren total gerührt! räusper!

Gruß
Heandme
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HeAndMe
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 13:28

@ candle

willkommen!

Den Begriff Psychodrama kenn ich nicht.
Kannst Du erklären, was das ist und was man da macht?

Liebe Grüße
Heandme
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candle.
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 14:14

Hmmm ja ich versuche es. Ich denke, ich kann das ähnlich erklären wie eine Familienaufstellung nur das ich es alleine gemacht hätte. Die Personen wurden imaginär dargestellt mit Stühlen.

Inwieweit ein Therapeut da mitmacht, weiß ich nicht. Angeboten hatte er ja die ein oder andere Person zu übernehmen, aber für mich ist das dermaßen unrealistisch. Ich kammir eher vor wie ein Schauspieler. Und es ging mir einfach auch zu schecht das zu machen wegen der massiven Panikatacken.

candle
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sofa-held
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 14:41

HeAndMe hat geschrieben:und wir beide Bekloppte waren total gerührt!
schön, so bekloppt zu sein versteh ich voll!

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HeAndMe
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 14:54

Hallo candle
Ok, eine leichte Ahnung bekomme ich was Psychodrama ist, danke.
Könnte ich auch niemalsnicht, bin ich viel zu verschämt für.
(auch ohne Panikatacken. )


Mit den Stoffis klappts bei mir auch nur, wenn ich nicht so tuen muß, als ob sie sprechen (ich, das Rentier, fühle...neeneenee)

Funktionieren tuts, wenn ich über sie in 3. Person spreche.
Dann muß ich nicht mal nachdenken, ist so, als ob sie mir was telepatisch mitteilen und ich dann für sie rede
(generell habe ich eh schon länger den Verdacht, daß sie eigentlich stumm sind... <albern Modus aus> )


Habt ihr noch andere Erlebnisse der dritten Art mit Stofftieren und/oder Rollenspielen bei der Thera gemacht?
Lustige,
schöne,
peinliche,
ergreifende?

Freue mich auf Eure Berichte,

Heandme
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HeAndMe
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 14:59

@ sofaheld

ja, find ich auch

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Erdbeermütze
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 18:44

Hallo,

Kuscheltiere, voll mein Thema.
HeAndMe hat geschrieben:Die zwei saßen dann wiedervereint im Sessel und wir beide Bekloppte waren total gerührt! räusper!
Wenn ihr das für bekloppt haltet, dann werdet ihr mich für verrückt halten.

In diesen Bezug bin ich nie Erwachsen geworden. Ich kann/will ohne nicht einschlafen. Urlaub kommen natürlich auch immer welche mit. Abends werden die auch immer für uns lebendig, wird auch schon mal ein schwieriges Thema über sie angesprochen.

Mein Thera weis das und hat mir auch schon paar mal gesagt ich könnte ruhig einen mitbringen. Früher hatte er auch mal so Handpuppen, aber dieser wurden nicht so richtig von seinen Partienten angenommen (ha, bei mir wäre er da genau an der richtigen Addresse ).

Ich werde einen auf jedenfall mitbringen, wenn ich tiefer in mein Trauma reingehe/spreche. Da muß einer meiner Kuscheltiere für herhalten und es für mich aussprechen. Das weis er zwar noch nicht, aber da muss er durch .

Rollenspiele will er öffters machen, aber ich lasse es nur ganz selten zu, weil ich zuviel Angst habe, mich nicht traue.

GLG
Erdbeermütze

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Zwiebel
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Beitrag Mo., 05.12.2011, 19:26

Hallo HeAndMe!

Als in meiner (Verhaltens-) Therapie traumatische Erlebnisse als Kind bearbeitet wurden, habe ich mir einen Teddybär gekauft. Er guckte mich im Laden traurig an, saß auf dem Boden in einer dunklen Ecke, zugestellt von Krimskrams. Nur der Kopf guckte raus und er rief: nimm mich mit, biiitteeee. Ohne die Thematik wäre er mir vermutlich nicht aufgefallen, ich hatte nie vorher solch ein Knutschdrückknuddel-Tier. Er kam ein paar mal mit zur Therapiestunde, vor allem bei EMDR, als ich in diese Zeit reiste und das Kind ihn fest drückte. Es hat gut getan, alles andere spielt keine Rolle!

Als Therapieobjekt diente er auch selbst mal. Er saß auf einem der beiden Patientensessel im Therapieraum als "das traumatisierte Kind", ich daneben im zweiten Sessel als Erwachsene; 2 Stühle, in denen meine (imaginären) Eltern saßen kamen an die Wand und mir gegenüber Thera auf seinem Platz. Ich wechselte zwischen der Großen und Kleinen Zwiebel (Teddy im Arm) den Sitzplatz, sagte jeweils was zu den Anderen, besonders zu den Eltern. Da durfte geschimpft und alles gesagt werden, was grad durch den Kopf ging. Das Plüschtier hat mir geholfen, die Kindergedanken zu erfühlen und auszusprechen. Ohne Sitzplatzwechsel und ihn als Hilfe wäre meinem rationalen Kopf weniger eingefallen. Besonders erleuchtend war dann der Blick von außen, ich saß in Theras Stuhl und habe mir die Szene angesehen. Der Teddy, wie er im Sessel verschwand, klein, hilflos, traurig. Die Große Zwiebel, die genauso mit ihm (ihr als Kind) umgeht, wie es die Eltern damals machten. Nicht beachtend, allein lassend, kein Trost....

Ich bin mit Teddy Bus und U-Bahn gefahren: auf dem Weg zu Thera, sonst kam er nirgendwo mit hin. Unterwegs durfte er aus dem Fenster gucken, saß auf meinem Schoß. Der wollte schließlich auch was sehen. Die Reaktionen der Leute machen Spaß, ich reise jetzt ab und zu allein deswegen mit ihm. Probiert es selbst mal aus. Da war z. B. der verkniffen guckende ältere Mann, der heimlich (Kopf zum Fenster, Augen zu Teddy) lunste und dann nach einiger Zeit doch lächelte; die ca. 80-jährge im Lokal (Teddy saß - selbstverständlich - neben mir), sagte "ist der aber süß!" und fragte, ob ich den verschenke? Nö, mit dem kuschele ich selbst. Sie war erst irritiert und dann nickte sie lächelnd. Ich wette, sie hat sich inzwischen selbst eins gekauft.

Gut geholfen hat er mir auch zuhause, tut es noch. Lässt sich vollheulen, ist immer da, murrt nicht, hört sich alles an - perfekt. Inzwischen habe ich eine kuschelige Helferschaar in der Wohnung verteilt: Teddybär, 2 Löwen, Affe, Hase und eine Spinne. Die habe ich mir gerade erst gekauft. Hoffte, mit ihr meine Spinnenangst bisschen in den Griff zu kriegen. Funzt nicht, die is sooooo süüüüüß und die echten *urgs.... . Selbstverständlich haben alle einen Namen, die süßen kleinen Kuschels.

Gruß

Zwiebel

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