Findet ihr das in Ordnung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sunny girl
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Findet ihr das in Ordnung?

Beitrag Fr., 30.09.2011, 10:42

Hallo,

ich bin wegen des Verhaltens meines psychologischen Beraters total durcheinander und möchte deshalb fragen wie ihr die Situation einschätzt.

Ich habe in einer Beratungsstelle ein Jahr lang eine Beratung gemacht und habe mich mit dem Berater im großen und ganzen ziemlich gut verstanden. Am Ende der Beratung hat er mir empfohlen eine Therapie zu machen und gab mir eine Therapeutenliste. In einer der letzten Sitzungen hat er beiläufig erwähnt, dass er auch wo anders als Therapeut arbeitet. Ich habe mich natürlich gefragt warum er das nicht früher gesagt hat, damit ich mich dort auf die Warteliste setzen konnte und bei ihm weitermachen konnte. Als ich ihm gesagt habe, dass ich gern bei ihm weitermachen würde (was für ihn auch vorher deutlich erkennbar war), meinte er nur er habe keinen Einfluss auf die Verteilung der Plätze und es sei sehr unwahrscheinlich, dass ich bei ihm lande. Ich finde diese Begründung mehr als komisch. Es ist doch auch in Arztpraxen üblich, dass man sagt zu welchem Arzt man gehen will. Meint ihr er wollte einfach nicht mehr mit mir arbeiten?

Danach habe ich eine Therapie bei einem anderen Therapeuten angefangen, die mir allerdings nichts gebracht hat. Als es mir vor ein paar Monaten total schlecht ging, rief ich bei der Beratungsstelle an und bat um ein Krisengespr. Mit meinem Berater. Dieses fand dann auch statt, lief aber erschreckend schlecht. Mein Berater hatte kaum noch Verständnis für meine Probleme, meinte meine Gedanken seien komisch, grinste sehr viel und hatte die ganze Zeit eine sehr ablehnende Haltung mir ggü. So etwas kannte ich von ihm bis dahin nicht! Ich dachte in einem Krisengespräch versucht der Berater mich aufzubauen, zu ermutigen, mir Hoffnung zu machen. Statt dessen sagte er einfach, er könne mir auch nicht helfen, er wisse auch nicht wie lange es mit mir noch so gehen wird und das sehr gefühllos, distanziert, desinteressiert. Ich war nach dem Gespräch am Boden zerstört. Ich verstehe, dass die Beratung eigentl. Beendet war, aber musste er deshalb so hart mit mir sprechen? Oder meint ihr ich übertreibe und so etwas ist einfach normal?

Ich würde mich über Antworten freuen.

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Ragneda
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Beitrag Fr., 30.09.2011, 11:27

Hallo Sunny girl,

kann es sein, dass Du an diesem Tag, wo ihr euch zum Krisengespräch getroffen habt, das ganze sehr subjektiv empfunden hast. Vielleicht warst Du schon vorher gekränkt, dass er Dir die Übernahme nicht angeboten hat, so schien es Dir wohlmöglich, dass alles was er sagte, auch seine Mimik und Gestik als eine Art der Ablehnung.
Ein Therapeut muss auch seine Sachlichkeit bewahren. Er darf in Dir keine Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit ihm erwecken, wenn dies nicht der Fall ist. Deshalb, kommen manche Gespräche mit Therapeuten als distanziert und gefühlskalt rüber.
Allerdings, war ja ich bei dem besagten Gespräch nicht dabei und kann nur objektiv urteilen. Manche Therapeuten verwechseln tatsächlich die professionelle Distanz mit der Gefühlskälte.
Aber Du schriebst ja, dass Du früher Dich bei ihm gut gefühlt hast.
Die Betroffene erwarten manchmal, dass der Therapeut sie umarmt, ihnen wie ein Vater Mitgefühl zeigt, sie tröstet, aufmuntert. Vielleicht machen es manche sogar. Aber was bringt dies einem Patienten. Ok, man fühlt sich vorübergehend besser, aber das eigentliche Problem ist damit nicht gelöst.
Am besten in solchen Fällen wäre, wenn zwei Parteien auf der gleichen sachlichen Ebene miteinander kommunizieren. Sind die Ebenen ungleich, ist es schwierig auch für Therapeuten eine passable Lösung, vor allem "auf die schnelle" zu finden.
Wenn Du mit deinem jetzigen Therapeuten unzufrieden bist, kannst Du ja versuchen einen anderen aufzusuchen.

Alles Gute.
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geronimos secret
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Beitrag Fr., 30.09.2011, 11:49

Kann es sein, dass du sehr (zu sehr) auf deinen "Berater" (was für eine Beratungsstelle ist das?) fixiert bist?
Eat Pray Love

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Sunny girl
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Beitrag Fr., 30.09.2011, 12:13

Hallo und vielen Dank für die schnellen Antworten.

@ Ragneda

Ich habe nicht gesagt, dass ich erwarte in den Arm genommen zu werden od. so etwas. Aber ist es in der Therapiesituation denn nicht angebracht, dem Klienten zuzusprechen, zu versuchen ihn hoffnungsvoller zu machen. Und ist menschliches Mitgefühl den Th. fremd?

Über sehr persönliche Dinge kann man nicht so sachlich reden wie über die Reparatur des Autos od. so etwas.

Ja der Berater hat in mir keine Hoffnungen auf eine Übernahme erweckt, aber er hat immer gesagt, er würde gern mit mir weiter arbeiten, wenn es möglich wäre. Dann meinte er aber es sei nicht möglich. Aber das kann einfach nicht stimmen- wenn er auch wo anders arbeitet, kann es nicht sein, dass nur ich mich dort nicht anmelden kann und alle anderen schon.

@geronimos secret

Ich habe hier nicht die ganze Geschichte erzählt, aber es gibt vieles, was er mir erzählt hat und das einfach nicht stimmen kann und das regt mich sehr auf, besonders weil eine Klärung kaum möglich erscheint.

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Offy
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Beiträge: 470

Beitrag Fr., 30.09.2011, 12:22

Hallo Sunny,

vielleicht hat dein Berater die Wahrheit gesagt.
Es gibt z.B. Institutionen, in denen mehrere TherapeutInnen arbeiten und wo die Platzvergabe zentral abläuft. D.h., der nächste Patient auf der Warteliste bekommt den ersten freien Platz, ganz unabhängig von seinen Wünschen.

Logischerweise kannst du das letzte Gespräch nicht objektiv betrachten. Das kann man nie, wenn man selbst betroffen ist. Ich bin auch durchaus der Ansicht, dass es in einem solchen Gespräch um Trost, Ermutigung usw. gehen kann. Langfristig reicht das natürlich nicht, aber in einer Krise kann es kurzfristig helfen und dafür warst du ja dort. Niemals haben ein Berater/Therapeut und ein Hilfesuchender in einer Krise die gleiche Ebene.
Das Verhalten des Beraters würde ich auch als abweisend und kalt empfinden, wenn ich bedenke, dass es dir eh gerade dreckig ging. Normal finde ich das wirklich nicht.

Was hältst du davon, wenn du es noch mal mit einer Therapie versuchst? Vielleicht diesmal mit einer Frau?
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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Ragneda
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Beiträge: 724

Beitrag Fr., 30.09.2011, 12:23

Liebe Sunny girl,

ich habe in meinem Beitrag erwähnt, dass manchen Therapeuten es nicht fremd liegt den Betroffenen sanft aufzumuntern.
Ich habe lediglich versucht aus meiner Sicht zu erklären, weshalb er so sachlich gewesen war. (wie gesagt, dabei war ich ja nicht, also kann ich nur die Schlüsse aus von Dir Erzähltem, ziehen)
Hast Du ihn schon konkret darauf angesprochen, warum ausgerechnet Du nicht bei ihm unterkommen kannst. Manchmal hilft es Klartext zu sprechen, es räumt viele
Kränkungen und unnötige Mißverständnisse aus dem Weg.

Und mit gleichen Ebenen meinte ich nur, das keiner der Partei vorangenommen und gekränkt sein darf.

Alles Gute.
Zuletzt geändert von Ragneda am Fr., 30.09.2011, 12:28, insgesamt 2-mal geändert.
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Celice
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Beiträge: 241

Beitrag Fr., 30.09.2011, 12:25

Sunny girl hat geschrieben:Aber das kann einfach nicht stimmen- wenn er auch wo anders arbeitet, kann es nicht sein, dass nur ich mich dort nicht anmelden kann und alle anderen schon.
Hi Sunny,

weißt du denn, was genau das für eine Einrichtung ist?

Bei bestimmten Instituten z.B. kann ich mir schon vorstellen, dass es so ist, dass man sich den Therapeuten nicht aussuchen kann, sondern auf eine allgemeine Warteliste muss. Aber was hat dich daran gehindert, dich trotzdem dort anzumelden?

Das Verhalten deines Beraters ist schwer einzuschätzen, weil es deine subjektive Wahrnehmung ist und von deinen eigenen Erfahrungen/Erwartungen gefärbt sein kann. Wenn ich das richtig verstehe, war die Beratung ja noch keine Therapie im eigentlichen Sinne. Und dein Berater hat vielleicht versucht, sich bestmöglich abzugrenzen, weil das was du brauchst über das hinaus geht, was er dir in dem Rahmen bieten kann. Vielleicht wollte er in dem Krisengespräch auch verhindern oder fand es nicht gut, dass du quasi zweigleisig fahren wolltest und dir bei ihm Rat holst, anstatt das mit dem eigentlichen Therapeuten zu besprechen.

Er hat dir eine Therapie empfohlen und dir eine Therapeutenliste gegeben. Vielleicht konnte er einfach nicht mehr für dich tun..?

Warum versuchst du es nicht einfach noch mal bei jemand ganz anderem?

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Sunny girl
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Beitrag Fr., 30.09.2011, 13:16

Offy hat geschrieben:Hast Du ihn schon konkret darauf angesprochen, warum ausgerechnet Du nicht bei ihm unterkommen kannst.
Ich befürchte, dass das schlecht ankommt. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass es einen zwingenden Grund dafür gibt und er wird sich vlt. ertappt fühlen. Außerdem ist mir unangenehm so oft zu fragen, ob es bei ihm nicht weiter geht. Er weiß, dass ich bei dem Institut angerufen habe. Ich will nicht, dass er denkt, dass ich ihm hinterherlaufe, das mag keiner.
Celice hat geschrieben:Und dein Berater hat vielleicht versucht, sich bestmöglich abzugrenzen, weil das was du brauchst über das hinaus geht, was er dir in dem Rahmen bieten kann.
Vlt. hast du Recht. Nur das ist sehr schwer zu ertragen, wenn man sonst niemanden hat, der einem hilft.
Celice hat geschrieben:Er hat dir eine Therapie empfohlen und dir eine Therapeutenliste gegeben. Vielleicht konnte er einfach nicht mehr für dich tun..?
Ich weiss nicht mehr was ich denken soll. Auf der Internetseite der Beratungsstelle steht, dass man sich in einer Krisensituation immer melden kann..... Außerdem habe ich im Internet eine Chatberatung gemacht und der Berater meinte ich sollte ein paar Gespräche in einer anderen Beratungsstelle machen zusätzlich zu Therapie. Der eine sagt so, der andere so, ich weiss nicht mehr was richtig ist..
Celice hat geschrieben:weißt du denn, was genau das für eine Einrichtung ist?
Ja, ich habe sogar dort angerufen und die Leute dort fanden es normal, dass ich sage bei wem ich Therapie machen möchte. Die meinten jedoch, dass er bald nicht mehr dort arbeitet und ich deshalb nicht bei ihm anfangen kann. Das ist verständlich, dass es jetzt nicht mehr geht, jedoch wäre es vor einem Jahr als die Beratung zu Ende war, möglich gewesen. Warum hat er mir das bloß nicht angeboten?
Selbst wenn in manchen Instituten die Plätze grundsätzlich zentral vergeben werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass es unmöglich ist einen Wunsch zu nennen. Warum sollte das so schwierig sein(von vorhandenen Kapizitäten abgesehen)?

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