Angebot der Thera nicht annehmen können

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Tentatives
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Angebot der Thera nicht annehmen können

Beitrag So., 24.07.2011, 12:03

Hallo,

ich bin gerade an einem Punkt in der Therapie (TFP), an welchem für mich ziemlich belastende Dinge in Bezug auf die Beziehung insbesondere zu meiner Mutter in meiner Kindheit präsent werden.
Ich versuche es mal so zu beschreiben, dass ich sowohl in als auch ausserhalb der Therapiestunden ziemlich heftigen Gefühlszuständen ausgesetzt bin, die mich Trauer, Angst, Wut und Einsamkeit mit einer für mich vorher nicht vorstellbaren Intensität erleben lassen. Manchmal wirken die in der Therapie eingeführten Stabilisierungsübungen leider in solchen Situationen gar nicht u. ich fühle mich total hilflos.
Nun sind diese Zustände in den letzten Wochen immer wieder Thema der Sitzungen u. meine Thera betont bereits seit der allerersten Sitzung immer wieder, dass ich sie auf jeden Fall immer anrufen könnte, wenn mich diese Zustände überrollen.
Im Grunde genommen bin ich ihr darüber sehr dankbar u. sehe das eigentlich auch nicht als selbstverständlich an, habe ihr aber gesagt, dass ich sie wohl nie anrufen würde.
Das hängt evtl. damit zusammen, dass ich ein großes Problem damit habe andere Menschen um Hilfe zu bitten und immer denke, ich störe - in diesem Fall meine Thera, die gemütlich mit ihrer Familie bspw. beim Essen sitzt.
In der letzten Sitzung habe ich dann die Heftigkeit eines Einsamkeitsgefühls zwischen den Stunden bewusst heruntergespielt, da ich sie ja wieder nicht angerufen hatte u. mir diese Blöße nicht geben wollte.
Habe somit jetzt irgendwie das Gefühl auf der Stelle zu treten und mache mir selbst Vorwürfe, dieses Angebot nicht annehmen zu können.
Kennt ihr sowas aus eigener Erfahrung und löst sich sowas irgendwann wieder auf?

LG
Tentatives

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Flowerbomb
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Beitrag So., 24.07.2011, 12:21

Kenn ich auch, habe ich auch. Ich mache das auch nur, wenn sie mich quasi dazu drängt.
Könntest du dir vorstellen, dass anzusprechen, dass du Probleme damit hast, Hilfe anzunehmen?
Auch die Zustände, die du ausserhalb der Therapie beschreibst, kommen mir bekannt vor. Ich bin alleine damit klar gekommen, aber es war nicht einfach. Ich konnte dieses Angebot, sie anzurufen auch nie annehmen.

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sandraVIE
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Beitrag So., 24.07.2011, 12:24

Hey!

Du brauchst dich doch vor deiner Therapeutin nicht zu verstecken...du darfst deine Gefühle preisgeben und ihr auch berichten, dass es dir mal wieder schlecht geht, weil du dich einsam fühlst....Dafür ist doch eine Thera da....

Wenn sie dir schon anbietet dass du sie anrufen kannst, dann ist das doch eine sehr nette Geste! Das würde sie doch nicht sagen wenn sie das nicht wollen würde oder....
Wenn du denkst, dass du sie evtl. störst, dann schreib ihr halt eine SMS oder Email, wenn es ihr möglich wäre, dass sie sich bei dir meldet...Was hältst du davon? So hab ich das in meiner T. immer gemacht....

lg Sandra

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sofa-held
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Beitrag So., 24.07.2011, 12:55

Ich kenn das auf alle Fälle und ich tendiere dazu mit diesen Problemen selber fertig zu werden. Ich glaube auch, dass das mein Versuch ist, unabhängig zu werden, auch von meiner Thera und diese Zustände - die mir ja nicht unähnlich sind- selber zu bewältigen. Von daher finde ich es auch nicht schlecht. Also Notfall-Anrufe gabs mir nur ganz selten, zb. nur wenn ich aufgrund eines neuen Medikaments total ausgeklinkt war und nicht mehr wusste, was ich konkret tun soll. Da war dann für mich die Hilfe wirklich wichtig.

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Tentatives
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Beitrag So., 24.07.2011, 13:13

Hallo Flowerbomb, hallo SandraVIE, hallo Sofa-Held,

zunächst mal Danke für Eure Antworten, die doch in ihrem Inhalt genau meine Ambivalenz auf den Punkt bringen.
Die eine Seite sagt "niemals, ich störe bloß", die andere sagt, dass die Thera dafür da ist u. dass sie es mir ja nicht anbieten würde, wenn sie es nicht selbst will.

@Flowerbomb

es beruhigt mich zu lesen, dass es Dir damals ähnlich schwer fiel, dachte schon ich wäre total bescheuert.
Dass ich ungern um Hilfe bitte u. denke, ich würde sie damit stören habe ich ihr gesagt, sie meinte dann eben, dass sie mir mit ihrem Angebot gerne die Möglichkeit für eine Bearbeitung dieses Problems geben würde.

@ SandraVie

schön, dass Du u. Deine T. diese Möglichkeit per SMS u. Mail als passend gefunden habt! Meine ist nicht so digital u. ich käme um einen Anruf dann wirklich nicht drumherum.
Aber Du hast Recht, eine Thera ist natürlich für die schlechten Momenten da.

@ sofa-held

genau das ist es, ich will mit diesen "Zuständen" selbst fertig werden, bin allerdings im Moment, da ich erst am Anfang der Therapie stehe ziemlich abhängig, das ist mir deutlich klar und widerstrebt natürlich meinem Drang nach Unabhängigkeit.

LG
Tentatives

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nonStop
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 19:37

Hi, bin eigentlich auch ein typ der sehr darauf bedacht ist unabhängig zu bleiben. Ich kenne das was du beschreibst nur zu gut. Diese ganzen tiefen gefühle, die aufgewühlt werden. Meine exthera konnte mir leider kein gefühl der sicherheit bieten. Auch nicht wenn es mir so ging wie dir. Sie kam nicht mal auf die idee mir dieses angebot zu machen, wobei ich diese unterstützung manchmal sehr gebraucht hätte und sie fehlte mir letzlich auch. Also vllt wäre es ein kompromiss für dich zu sagen in äussersten notfall gehst du auf ihr angebot ein.
Ich tat es nachdem ich sie fragte, was mache ich denn wenn es garnicht mehr geht, meine exthera meinte ich könnte jederzeit eine notfallstunde bekommen, ich fragte im ausnahmezustand nach einer, doch leider ging das bi mir nach hinten los. Was aber bei dir völlig anderes sein könnte und dich weiterbringen könnte, wenn du mal erfahren kannst, das jemand dem du vertraust auch für dich da sein wird.. versuche es einfach mal.. l.g. nonStop

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Flowerbomb
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 19:53

Ich nehme an von deiner Abhängigkeit weiß deine Thera nichts?Und das mit der Blöße geben:Das ist ne Therapie,ist ja klar,dass es dir nicht so gut geht.Das kann deine Thera ruhig wissen bzw ist ja auch verständnisvoll,oder?

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Tentatives
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 21:17

Hallo,

@ nonstop,

vielen Dank für Deine Antwort.
Es tut mir leid, dass Deine Ex-Thera Dir in diesen wichtigen Momenten keine Unterstützung und Sicherheit geben konnte, das ist wirklich wenig ermutigend wenn man so um Hilfe betteln muss. Da schäme ich mich schon fast für mein Pseudoproblem mit meiner beschützenden Thera u. sehe umso deutlicher, dass ich wirklich Glück hatte im ersten Versuch an eine gute zu geraten. Hat natürlich auch viel mit meinem Selbstbild momentan zu tun, da ich oft denke, dass diese Stimmungen für Andere die absolute Zumutung sein müssen.
Der Kompromiss, im äußersten Notfall bei ihr anzurufen ist ein guter Vorschlag, das werde ich ihr in der nächsten Stunde sagen.

@ Flowerbomb,

kritisches Thema - ich habe es meiner Thera gesagt, dass ich ziemlich abhängig bin, sie sagte daraufhin, dass sie damit kein Problem hätte. Fand ich eine komische Aussage, da ich überhaupt nicht auf die Idee kam, dass das für sie ein Problem darstellen könnte. Haben wir jedenfalls geklärt u. sie sieht das als völlig normal am Anfang an, was mich schon ein Stück weit beruhigt hat.
Und was die Blöße angeht, so habe ich eigentlich bis auf eben mein Herunterspielen der Gefühle in der letzten Stunde immer alles gesagt u. sie hat auf alles verständnisvoll reagiert.

LG Tentatives

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Mungo
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 21:38

Liebe Tentatives,

Deine Einleitung hätte auch ich geschrieben haben können , mir geht es zur Zeit genau so wie Dir.
Ich bin auch eher so eingestellt das ich meine Probleme alleine lösen muss und das man niemanden Vertrauen darf, so habe ich es in der Kindheit gelernt und diese Verhaltensweisen habe ich immer noch.
Ich finde es sehr schwer auf das Angebot der Therapeutin zurückzugreifen, grade die Gedanken -ich will niemanden auf den Keks gehen, die anderen haben selber Probleme etc. blockieren einen Hilfe anzunehmen bzw. zu holen.
Als Anregung kann ich Dir nur sagen, sage Deiner Therapeutin das Du ein großes Problem damit hast Hilfe zu holen und anzunehmen. Die Therapie ist die beste Möglichkeit soetwas zu üben. Den Tipp mit der SMS kam ja schon, wobei ich gestehen muss das es mir bis jetzt auch noch nicht gelingt auf solche Angebote einzugehen.
Wünsche Dir aber Kraft das Du es schaffst.
Lg
Mungo
Lange bevor ich erwachsen wurde, lehrte mich mein Teddy, was Liebe wirklich bedeutet...

Nämlich da zu sein, wenn man gebraucht wird.

(Jim Nelson)

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Flowerbomb
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 21:39

Das ist schön.Da hast du eine gute Thera erwischt.Meine hat das mit der Abhängigkeit irgendwann gemerkt und distanziert sich seitdem und seit dem Zeitpunkt ist es nicht mehr so gut zwischen uns.

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nonStop
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 21:46

@ Tentatives, du musst dich für nichts entschuldigen..
Was in einer therapie äusserst wichtig ist, ist nicht nur vertrauen sondern auch sicherheit. Deine therapeutin bietet dir etwas sichherheit an, die du auch annehmen kannst. Dir sollte nur klar sein, daß diese sichherheit nur in bezug der therapie und nicht übermässig stattfindet. Doch, ist es sehr wichtig eben , denke ich , dem klienten eben diese sichherheit zu geben ohne das dieser eben danach betteln muss. Das grosse glück hast du, probier es aus, schau wie du dich danach fühlst, bespreche es dann später mit deiner therapeutin.
Meine extherapeutin wollte das ich ALleS allein machte, als wenn ich so unselbstständig wäre und das nicht könnte, sie hatte mich leider völlig verkannt. Wusste nicht was ich brauchte, konnte mir nicht helfen, egal wie ich mit ihr darüber sprach, sie verstand mich meistens falsch, leider... trotzdem half mir die therapie, aber das ist eine andere geschichte.

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Flowerbomb
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Beitrag Mo., 25.07.2011, 21:57

Ja,ich finde das auch wichtig zu wissen,dass man nicht alles alleine machen muss

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Tentatives
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Beitrag Di., 26.07.2011, 16:20

Hallo,

vielen Dank für Eure lieben Antworten, die mir wirklich weitergeholfen haben!
Werde in der nächsten Stunde nochmal an dem Punkt ansetzen u. auch nochmal meine Hemmungen diesbezüglich zum Thema machen - hat sie glaub ich nicht so heftig eingestuft.

LG
Tentatives

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sandraVIE
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Beitrag Di., 26.07.2011, 16:22

mach das! Das ist wirklich das Beste zusammen mit ihr das mal zu besprechen...

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