Peinliche Intimität in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Omni
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Peinliche Intimität in der Psychotherapie

Beitrag So., 24.02.2008, 12:19

Ich gehe zu einer ca. gleichaltrigen Psychologin in Therapie, und kürzlich kam das Gespräch auf einige Punkte, die mir irgendwie peinlich waren, bzgl. meiner Sexualität, sexuellen Phantasien, Masturbation, Besuch beim Urologen etc. Ich fühlte mich einfach komisch und ungewöhnlich dabei. Liegt vielleicht auch daran, dass meine Therapeutin genausogut meine Kollegin sein könnte, vom Alter her. Hat jemand Erfahrungen mit sowas und wie geht man gut damit um, wie steht man dazu?

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krümel
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Beitrag So., 24.02.2008, 12:47

Hallo Omnie!

Kenne das was du beschreibst: Mein Thera ist nur zwei Jahre älter als ich, wir duzen uns auch, einziger Unterschied ich bin w und er ist m.
Wir hatten auch schon so eine Situation, wo es um Sexualität ging und mir ist das rausgerutscht: "Daß mein Mann auf Pornos steht kann ich nicht nachvollziehen, das ist doch nur was für Primitive!"
Mir ist es schon schwer gefallen, darüber zu sprechen. Ich habe bei meinem Mann zufällig Pornos in der Sockenschublade gefunden und habe mit ihm noch nicht darüber gesprochen. Ich war auch so schockiert, daß ich auch sonst mit keinem darüber gesprochen habe. Mein Thera war der erste. Da mir das so schwer fiel und peinlich war habe ich die ganze Zeit auf den Boden geschaut, dann kam eine Pause und als ich ihn ansah merkte ich, daß mein Thera ganz rot geworden war. Das war mir dann auch noch peinlich.
Es fällt mir aber glaube ich leichter mit meinem Thera über Sexualität zu sprechen, weil wir fast gleich alt sind. Bei jemand älterem hätte ich da schon eher meine Probleme.

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Omni
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Beitrag So., 24.02.2008, 13:17

also bei mir ist es so dass meine Thera sich überhaupt nie und überhaupt nicht schämt, sondern immer ganz 'normal' drüber redet, als wärs irgend n thema. sie geht es sogar manchmal etwas humorvoll an. nur ich schäme mich. sie fragt mich dann manchmal ob es mir schwer fällt darüber zu sprechen und wie ich mich jetzt grad fühle. wir duzen uns auch. sie kann aber auch direkt werden, zb wenn ich einer frage ausweiche, sagt sie zb "ich habe dich nicht gefragt, ob ..., sondern ob ...". es ist einfach auch ungewohnt, dass sie mit einer lebenslangen guten freundin von mir studiert hat und wir uns auch schon im ausgang oder so begegnet sind. ich bin wohl etwas hypochondrisch und war mal bei nem urologen aus angst, bei meinen 'private parts' hätte sich was lädiert, und sie fragte dann alles 'im detail' und kam nächste sitzung, nach meinem arztbesuch, gleich zu beginn nochmals auf meinem arztbesuch zurück. aber nachdem das am anfang halt alles total neu für mich war, kann ich mittlerweile schon etwas besser damit umgehen.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 24.02.2008, 13:41

krümel hat geschrieben: Mir ist es schon schwer gefallen, darüber zu sprechen. Ich habe bei meinem Mann zufällig Pornos in der Sockenschublade gefunden und habe mit ihm noch nicht darüber gesprochen. Ich war auch so schockiert, daß ich auch sonst mit keinem darüber gesprochen habe. Mein Thera war der erste. Da mir das so schwer fiel und peinlich war habe ich die ganze Zeit auf den Boden geschaut, dann kam eine Pause und als ich ihn ansah merkte ich, daß mein Thera ganz rot geworden war. Das war mir dann auch noch peinlich. .
Vieleicht hat er ja auch Pornos in der Sockenschublade

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krümel
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Beitrag So., 24.02.2008, 14:03

Wir können eigentlich auch über alles reden und ihm ist auch wirklich so gar nichts peinlich. Nur das Thema Sexualität ist schwierig, für mich sowieso und ich glaube auch weil wir uns so gut verstehen. Das "Knistert" schon so zwischen uns und dann noch über solches sprechen empfinde ich als schwierig. Ich glaube deshalb umgehen wir das auch so gut es geht. Denn er fragt eigentlich vieles immer wieder nach, wenn er merkt daß ich ausweiche nur bei diesem Thema ist er selbst zurückhaltend.
Ich findes es übrigens als sehr hilfreich, daß einem Thera erst einmal anscheinend nichts zu peinlich oder persönlich ist. Diese direkten Fragen und das auch noch immer wieder helfen mir mich mit Themen zu beschäftigen, denen ich sonst ausweiche.

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krümel
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Beitrag So., 24.02.2008, 14:05

@münchnerkindl
Das hab ich mir auch gedacht, deshalb war es mir auf ja auch dreifach peinlich: Einmal das auszusprechen, dann das mein Mann so was hat und dann dachte ich, mein Thera ist auch so

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Flugente
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Beitrag So., 24.02.2008, 14:28

Hallo Omni!

Was ich mich frage ist, inwieweit diese intimen Details für deine Therapie relevant sind. Ich mein, wenn du wegen eines sexuellen Problems zu ihr gehst, ist es klar, dass hier gebohrt wird aber sonst?! Ebenso dein Besuch beim Urologen. Warum wird das detailliert thematisiert? Wenn das alles mit dem Problem zu tun hat, weswegen du in Therapie bist, dann würd ich vorschlagen, dass du mit dir selbst mehr Geduld hast. Über alles unbefangen reden hat keiner so richtig von uns gelernt

Meine Thera bohrt auch oft unangenehm nach aber wenn sie ein Thema anschneidet über das ich nicht reden will oder kann, dann akzeptiert sie es zu 100%. Oft komm ich dann irgendwann später sowieso von alleine wieder darauf zurück, weil ich mir bis dahin in Ruhe Gedanken machen konnte, ob und inwieweit dieses Thema relevant ist und bis jetzt hatte sie da immer einen guten Riecher. Das empfinde ich als sehr angenehme Arbeitsatmosphäre.

Allerdings würde sie mich fragen, ob und wie ich masturbiere oder ähnliches würde ich

Das ist in meinen Augen eines der Dinge, die sehr sehr sehr intim sind und niemandem was angeht (es sei denn, ich würde bei einer Sexualtherapeutin à la Gerti Senger sitzen).
Eisberg voraus!

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spätzündi
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Beitrag So., 24.02.2008, 14:46

Hat jemand Erfahrungen mit sowas und wie geht man gut damit um, wie steht man dazu?
Schließe mich weitgehend Flugente an. Da ist schnell mal die Grenze zur Distanzlosigkeit oder gar zum verbalen Voyeurismus überschritten.
Und frage dich doch mal nicht, wie "man" damit umgeht oder es finden "soll", sondern was DEIN Gefühl dir sagt. Und thematisiere dieses dann.
Ich habe auch eine Psychologin, die ist jünger als ich und zudem attraktiv. Wenn das Thema auf Sexualität kam, ist sie nie derart drauf eingestiegen und hat sie es immer in den größeren Kontext des Näheerlebens gestellt. Solche Fragen wie bei deiner Thera gehören wirklich m.E. nur in eine explizite Sexualtherapie.

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Omni
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Beitrag So., 24.02.2008, 14:57

also ich bin nicht wegen sexuellen problemen in therapie, sondern wegen allgemeinen, die persönlichkeit betreffenden. ich bin hochsensibel, schüchtern, und schizotypisch bzw. schizoid. trotzdem werden dinge detailliert besprochen, wie zb der urorogenbesuch, wie oft ich masturbiere, was ich dabei denke etc. ich habe schon das gefühl dass es dabei knistert, auf jeden fall für mich, aber meine therapeutin geht total professionell mit der sache um. nun ja sie ist halt auch sehr attraktiv aber dafür kann sie ja nichts, und sie ist seriös und menschlich wirklich ausgezeichnet. sie ist auch immer für mich da wenn ich sie brauche, und ich kann sie immer anrufen, oder ihr mailen, was mir sehr hilft.

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Irrgarten
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Beitrag So., 24.02.2008, 15:04

Meine Thera bohrt auch oft unangenehm nach aber wenn sie ein Thema anschneidet über das ich nicht reden will oder kann, dann akzeptiert sie es zu 100%. Oft komm ich dann irgendwann später sowieso von alleine wieder darauf zurück, weil ich mir bis dahin in Ruhe Gedanken machen konnte, ob und inwieweit dieses Thema relevant ist und bis jetzt hatte sie da immer einen guten Riecher. Das empfinde ich als sehr angenehme Arbeitsatmosphäre.
was Flugente schrieb, genau so läuft das in meiner Therapie auch.

Ich sage dann an bestimmten Stellen *halt*, bis hierhin und nicht weiter, dann ist auch *halt* und wird so akzeptiert vom Thera.

Liebe Grüße

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krümel
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Beitrag So., 24.02.2008, 15:14

Mein Thera akzeptiert mein "halt" auch, aber ich bin doch froh, daß er solche Themen immer wieder aufgreift und einfach später nochmal nachfragt. Von selbst schafffe ich es selten Problemthemen anzusprechen, bin von daher für eine solche STarthilfe immer dankbar. Da mein "halt" akzeptiert wird, darf er eigentlich jedes Thema ansprechen. Ich entscheide immer wie weit es gehen wird.

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*kleines*
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Beitrag So., 24.02.2008, 17:29

äähm..und wie ist das andersherum? D.h. ICH würde das thema gerne etwas intensiver bearbeiten aber ich hab das gefühl für meine thera ist das nur ein nebensächliches problem, was dann auch schnell wieder abgehakt wird, wenn es mal aufkommt im gespräch.

für mich ist das thema in der tat ein problem was z.b. sexuelle beziehungen angeht etc., auch habe ich ein ziemliches problem darüber zu reden.

ich finde, wenn ich dann schon mal den mut finde, dann sollte sie das unterstützen, oder?

oder ist das wirklich zu speziell und man sollte damit zu einem sexual-therapeuten?

in form von "angst vor nähe" haben wir das nämlich schon ab und zu mal aufgegriffen, aber hauptsächlich gehts in den stunden um ganz andere sachen. trotzdem hab ich das gefühl, sie kann mir in dem punkt irgendwie nicht weiterhelfen (so von wegen: das musst du schon selbst raus finden...)

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Irrgarten
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Beitrag So., 24.02.2008, 17:52

äähm..und wie ist das andersherum? D.h. ICH würde das thema gerne etwas intensiver bearbeiten aber ich hab das gefühl für meine thera ist das nur ein nebensächliches problem, was dann auch schnell wieder abgehakt wird, wenn es mal aufkommt im gespräch.
... ja also so herum hatte ich das auch schon erlebt. da hat mein Thera ein *halt* gesetzt, und mir erklärt warum er das macht, und ich das nicht als Zeichen seines Desinteresse deuten soll.

Frag einfach nach warum Deine Thera so reagiert und Du das so empfindest, nämlich so.......
aber ich hab das gefühl für meine thera ist das nur ein nebensächliches problem,

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*kleines*
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Beitrag So., 24.02.2008, 18:00

und warum setzen thera´s da ein *halt*? weil das nicht ihrem "aufgabenbereich" entspricht? oder weil es deren meinung nach momentan wichtigeres zu besprechen gibt?

das ist doch aber total unangenehm, wenn ich meine thera frag, warum sie das thema so schnell übergangen hat! fühlt sie sich da nicht angegriffen? aah...

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expat
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Beitrag So., 24.02.2008, 18:03

Wie soll denn eine Therapie je Erfolg haben, wenn ihr nicht mal das sagt, was ihr wisst? Wie wollt ihr jemals an das heran kommen, was ihr nicht wisst?
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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