Wut an Therapeutin auslassen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Elena
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Wut an Therapeutin auslassen

Beitrag Di., 17.05.2011, 16:44

Hallo Ihr lieben User,

Ich hatte heute so eine Therapiestunde, in der ich meinen ganzen Frust an meiner Therapeutin ausließ, über das, was sie in meinen Augen fehlinterpretiert hat. Sie meinte, dass ich sie richtiggehend verteufel, und sie die Zielscheibe meiner Wut wäre. Dies wäre meinerseits eine Abwehrreaktion, weil sie einen wunden Punkt getroffen hat.
Die Stimmung war so spannungsgeladen, dass sie meinte, sie könne so mit mir grad nicht weiter arbeiten. Wir schwiegen uns an, bis ich sie fragte, wie es jetzt weiter laufen soll, worauf sie meinte, dass sie dies grad auch nicht wüsste.
Wir haben dann doch noch die Kurve gekriegt, dass wir diese, in meinen Augen Fehlinterpretation, klären konnten. Aber unser Umgangston war schon ziemlich reserviert und der Abschied auch. Sie meinte nur, dass wir da noch weiter dran arbeiten werden.
Hat dies schon mal jemand von Euch gehabt, dass ihr richtig abgegangen seid in der Sitzung? Ich bin zum Glück jetzt nicht unter die Gürtellinie gegangen, aber habe ihr direkt gesagt, dass ich finde, dass sie sich ganz schön Dinge zusammenreimt, die so nicht stimmen.
Ich fühle mich ja jetzt garnicht so richtig gut, weil ich gemerkt habe, wie sauer sie war, obwohl sie meinte, dass sie damit professionell umgehen könne.
Wir hatten immer so ein harmonisches Verhältnis und jetzt hat es echt geknallt. Wer kennt sowas?

LG Elena

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hungryheart
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Beitrag Di., 17.05.2011, 17:02

hey du liebe...
hab ich auch erlebt und durchlitten und letztlich klären können.
ich glaube, das "gehört dazu".

in der therapeutischen beziehung spiegeln sich so sehr die konflikte, die man auch in anderen beziehungen hat, es wäre ja komisch, wenn es da nicht auch mal knallen würde.
nach dem knall war die beziehung zu meiner thera aber eher noch besser und tiefer.

und es ist doch gut, dass ihr sogar in der stunde schon wieder halbwegs die kurve gekriegt habt.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 17.05.2011, 17:47

Hallo Elena,

schön, von dir zu lesen. Du bist also noch in Therapie.

Ich kenne die von dir beschriebene Situation auch, obwohl ich meine, dass mein Therapeut sich diese Zwischenfälle mehr zu Herzen nimmt als ich, die es von ihrer Herkunftsfamilie kennt, dass man so miteinander umgeht.

Eine gute Therapeutin wird sich vermutlich fragen, was da abgegangen ist und was sie selbst dazu beigetragen hat (z.B. Gegenübertragung), dass es zu diesem Eklat kommen konnte.

Bist du denn noch sauer auf sie?

lg Sandy

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Stöpsel
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Beitrag Di., 17.05.2011, 17:57

Hallo Elena,

mir ist es letztes Jahr so passiert. Im Grunde war es diesselbe Ursache wie bei Dir. Ich war mit ihren Interpretationen gar nicht einverstanden und oft genug zuvor konnte ich es nicht auf den Punkt bringen und meinte dann bei dem einen Mal (wo in der Stunde davor was vorgefallen war), es jetzt mal grundsätzlich aussprechen zu müssen. Weil ich schon vorher Angst hatte vor dem Gespräch, war ich recht nervös zu Beginn. Ich begann zu sagen, was ich sagen wollte und die Therapeutin fragte dann, was ich ohnehin sagen wollte. Ich fand es grad total nervend, weil ich es eh so schwer fand, meine Sachen zu sagen und fand ihre fragenden Einwürfe ablenkend. Ich sagte dann was dazu ("in die Ecke drängend", eine unglückliche Formulierung), meinte, ich wolle nochmal anders anfangen. In der späteren Klärung kam raus, daß sie meine Aussage vorwurfsvoll fand, ich das aber gar nicht vorwurfsvoll meinte und sie sah hier sehr stark das Manko, mich nicht persönlich zu sehen, sonst hätte sie es an meinen Gesten/Mimik wohl erkennen können, daß ich es nicht so meinte. Ich persönlich bezweifle, daß sie sowas auch im persönlichen Kontakt gemerkt hätte, aber nun gut (und jetzt wo ich das schreibe, merke ich, daß sie sich ja auch mal an ihre eigenen Ratschläge hätte halten können und auch direkt hier hätte ansprechen können, daß sie es als Vorwurf empfand). Im weiteren Verlauf des Gesprächs, wo ich das mit dem "falsch interpretieren" weiter erklären wollte, hat sie mich an einer Stelle falsch verstanden und meinte dann sowas wie "hohe Anforderungen an Therapeuten" und prinzipiell wäre ich ja immer von Therapeuten enttäuscht. Sie sagte das so, daß ich gar nicht dazwischen sagen konnte, daß sie mich falsch verstanden hat und als sie das mit prinzipieller Enttäuschung durch Therapeuten sagte, war so, wie sie es sagte, bei mir voll der wunde Punkt erwischt und wie sehr, das schien sie gar nicht zu merken. Die ganze restliche Stunde waren nur noch gegenseitige Vorwürfe (eine falsche Interpretation zieht ja viele andere falsche Interpretationen hinter sich her), es wurde auch laut... Ach, es war furchtbar. Sie hatte sich in einigen Punkten auch widersprochen und ich wollte ihr das begreiflich machen, aber es ging nicht mehr. Wir fanden keinen Draht mehr zueinander. Irgendwann sagte sie, sie möchte aus den gegenseitigen Vorwürfen in dem Gespräch raus, es ging dann so ein bißchen, aber ich stand schon noch unter dem Eindruck der vielen Vorwürfe, die ich so ungerecht empfand. Die folgenden Termine sprachen wir mehrfach darüber, für sie war es dann schon bald wieder gut, für mich aber nicht. Irgendwie hatte ich dann Angst, daß sie, auch wenn sie sagte, daß es für sie ok ist, sie mich nicht mehr so mag. Alle Versuche von mir, sie dahinzubringen, es explizit zu sagen, schlugen fehl. Dann formulierte sie etwas, wo ich wußte, entweder "fress ich das" und glaube es, oder die Therapie ist gelaufen. Also an der Stelle hätte ich mir die Therapeutin ganz anders gewünscht. Na ja, es hatte dann einige Zeit gebraucht, bis es für mich wieder so war wie vorher (und ich fand die Therapeutin dafür keine so gute Ansprechpartnerin - ich glaube, das ist wieder so eine Stelle, wo sich VT von den tiefenpsychologischen Verfahren unterscheidet). Egal, jetzt ist es wieder wirklich gut, so wie vorher.
Und so schwierig es war, hab ich an der sache ja auch was gelernt. Eine Sache z.B., da sagte ich, daß ich in so Konflikten merke, daß ich sie mag, aber andererseits das kommunikative mich manchmal sehr belastet. Und da sagte sie u.a., daß sie natürlich auch mal was falsches sagt, aber daß ich doch ihre Grundhaltung mitbekommen würde und die wäre doch viel wichtiger. Damit hat sie wohl recht.

Viele Grüße

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Gast
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Beitrag Di., 17.05.2011, 18:04

Hallo Elena,
Elena hat geschrieben:Wir haben dann doch noch die Kurve gekriegt, dass wir diese, in meinen Augen Fehlinterpretation, klären konnten.
Ist vielleicht nicht so wichtig, interessiert mich aber trotzdem. Klären in welcher Weise? Hatte die Th. recht, du, oder ein Drittes?

Gruß
Anastasius

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metropolis
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Beitrag Di., 17.05.2011, 18:14

Hallo Elena,

JO, ich habe momentan das gleiche Problem. Mehr kann ich leider dazu nicht sagen. Ich bin auf Therapie-Dokumentations-Diät.
Wichtig ist es mMn die Wutgefühle zu verbalisieren durch z.B. "Das bringt mich auf die Palme, wenn Sie..." oder einfach "Ich bin wütend auf Sie, weil..."

Hast du noch weitere Fragen dazu, außer ob jemand das kennt? Suchst du nach einer Lösung? Oder willst du dich nicht so allein mit deiner Wut fühlen?

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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mitsuko
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Beitrag Di., 17.05.2011, 18:20

Hallo Elena,
Elena hat geschrieben:Sie meinte, dass ich sie richtiggehend verteufel, und sie die Zielscheibe meiner Wut wäre. Dies wäre meinerseits eine Abwehrreaktion, weil sie einen wunden Punkt getroffen hat.
wie empfindest du, diese Aussage?

Ich hab es auch schon erlebt, dass ich so gegen eine Interpretation angerannt bin, die ich dann später akzeptieren konnten, auch aber, dass ich das ein oder andere bis heute für an mir vorbei interpretiert halte. Ein Satz wie der obige, wäre für mich so einer, der mich dann sofort vollends auf 180 brächte.

Lg
mitsuko


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Beitrag Di., 17.05.2011, 19:24

Ich erzählte heute meiner T., daß ich evtl. am der Erprobung eines neuen Antidepressivums teilnehmen möchte, wollte nur ihre Meinung hören, da sie weiß, daß ich mit der Wirkung von Cipralex, das ich seit ca. 1,5 Jahren nehme, unzufrieden bin. Sie faßte es aber als Aggression ihr gegenüber auf, da ich ihre Bemühungen damit herabsetzte. Ich hab' mir angewöhnt, dann cool zu reagieren: "Das ist Ihr Problem; ich wollte lediglich Ihre Meinung hören." Da aber mein Problem ein veramtes Gefühlsleben ist, ist sowas eigentlich kontraproduktiv. Ich habe ihre Deutungen auch schon härter kritisiert. Dann hieß es, das sei meine Wertung. Ja, was denn sonst? Ich finde, es gehört zum Job eines T., Gefühlsausbrüche seiner Patienten jeglicher Art als hochwillkommenen Anlaß zu nehmen, darüber zu reden.


montagne
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Beitrag Di., 17.05.2011, 19:46

Ich fühle mich ja jetzt garnicht so richtig gut, weil ich gemerkt habe, wie sauer sie war, obwohl sie meinte, dass sie damit professionell umgehen könne.
Wir hatten immer so ein harmonisches Verhältnis und jetzt hat es echt geknallt. Wer kennt sowas?
Ist mir mehr als einmal passiert. So richtig unreflektiert und blind und ja auch.. unfair unter die die Gürtellinie.

Ich weiß jetzt gar nicht, was du mit deinem Post bezweckst. Ratschläge, dich entlasten, erfahren, das du nicht die einzige bist? Nein bist du sicher nicht.

Ich kann dir nur sagen.. tröstlich vllt: Eine meiner Erkenntnisse aus solchen Situationen war, dass sie eben wirklich und in echt wütend war (was mich beim ersten mal wirklich nachhaltig geschockt hat) und auch selbst die Beherrschung verlor, Dinge sagte, für die sie sich in der folgenden Stunde entschuldigte. Das sie TROTZDEM immer loyal zu mir war, mich in der nächsten Stunde wieder freundlich empfing, mich im Grunde schon freundlich verschiedet hat. Das meine Aggressionen die das in ihr hervorgerufen hatten die Beziehung nicht zerstört haben.
Dadurch habe ich nun wirklich weniger Angst vor meinen Aggressionen und vor allem vor Aggressionen anderer. Weil ich sehe, dass man aus Zorn auch wieder zueinander findet.
amor fati

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*AufdemWeg*
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Beitrag Di., 17.05.2011, 19:54

aus Zorn auch wieder zueinander findet.
DAS gefällt mir richtig gut
AUS Zorn wieder zusammenfinden....

LG ADW, auch oft auch Zornigel in Person in der Therapie und trotz Zorn immer noch dabei...
manchmal schwer zu glaubem aber Zorn muss echt nicht das AUS einer Beziehung bedeuten, zumindest nicht immer...und nicht automatisch
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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Beitrag Di., 17.05.2011, 22:22

OT

@ *Auf dem Weg*

bin immer wieder drüber gestolpert. Muss dir einfach sagen, deine Signatur gefällt mir ausnehmend gut.

Gruß
Anastasius

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Elena
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Beitrag Di., 17.05.2011, 23:25

Hallo Ihr Lieben,

da hat sich ja einiges an Antworten getan und ich war wirklich froh, sie zu lesen und zu sehen, dass es wirklich einigen von Euch auch schon so ging. Meinungsverschiedenheiten hatte ich ja schon immer mal, aber so wie heute war es noch nie. Mit mir ging es echt durch, es wäre garnicht möglich gewesen, diese Emotionen aufzuhalten. Ich war halt etwas geschockt, dass sie zurückballert und die Therapeutenfassade weg war.

@vallee
genau das was Du beschreibst arbeitet so in mir bzw. hat mich geschockt, dass ich heute gemerkt habe, dass sie echt richtig sauer wurde, bisher habe ich sowas an ihr noch nicht erlebt. Sie wurde zwar nicht beleidigend, aber ich habe sie zum ersten Mal überhaupt nicht mehr therapeutisch erlebt. Ja, es war ein richtiger Streit, den wir hatten.
Weil ich sehe, dass man aus Zorn auch wieder zueinander findet.

Das gibt mir Mut, dass es wieder soweit kommen kann.

@ mitsuko
Elena schrieb:
Sie meinte, dass ich sie richtiggehend verteufel, und sie die Zielscheibe meiner Wut wäre. Dies wäre meinerseits eine Abwehrreaktion, weil sie einen wunden Punkt getroffen hat.

wie empfindest du, diese Aussage?
Dadurch bin ich noch wütender geworden !!!!!!!!!

@metropolis
es ging mir auch ganz viel darum, zu sehen, dass es auch schon vielen so geht, ohne dass das Verhältnis danach futsch ist.

@Anastasius
es ging eigentlich weniger um Recht haben, sondern eher darum, dass ich ihr nach der Eskalation erklären konnte, was mich an ihrer Interpretation genau wütend gemacht hat. Sie hat es dann auch verstehen können. Mir hat sie dann auch noch genau erklären können, wie sie die Interpretation tatsächlich gemeint hat. In dem ruhigen Erklären war für mich die Schärfe draussen und ich war in der Lage zu verstehen, was sie mir eigentlich sagen wollte.

@stöpsel
danke für Deinen ausführlichen Bericht, wie es bei Dir gelaufen ist. Ich merke einfach, dass sie mir (zu?)wichtig ist, und ich genau wie Du die Angst habe, dass sie mich jetzt nicht mehr mag. Ich habe jetzt halt auch ein etwas gespaltenes Gefühl zu ihr und hoffe, dass es wieder so wird wie früher. Ich würde es schrecklich finden, wenn es so bleibt wie es gerade ist. Aber bei Dir ging es ja auch wieder!

@ Sandy
na Du
Stimmt, in Deinen Beiträgen hab ich auch gelesen, dass es zwischen Euch immer mal Stress gibt, auch so richtig Streit?

Bist du denn noch sauer auf sie?

Nee, meine ganze Wut ist ja draussen! Ausserdem fand ich es gut, dass sie mir irgendwann, als wir uns ausgetobt haben, in einem ruhigen Ton erklären konnte, wie sie das alles gemeint hat, auch wenn ich dabei trotzdem mit ihr nicht so richtig konform gehen konnte. Ich war halt echt baff, dass sie auch mal so richtig abgehen konnte, so hab ich sie noch nie erlebt. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und sie hätte mich rausgeworfen.

@ hungryheart
ich finde auch, dass es in jeder Beziehung mal krachen muss, aber trotzdem war es für mich echt befremdlich, mich mit ihr so zu streiten. Im Grunde genommen ist es einfach die Angst, dass danach ein Bruch ist. Aber beim antworten merke ich immer mehr, dass mir diese Beziehung soooo (zu)wichtig ist und ich wirklich auch ganz viel sehr stark auf die Goldwaage lege.

@Sir
In Konfliktsituationen mit Deiner Thera liest sich das noch recht human. Sie war ja kurz davor mich rauszuschmeissen....
Ich finde, es gehört zum Job eines T., Gefühlsausbrüche seiner Patienten jeglicher Art als hochwillkommenen Anlaß zu nehmen, darüber zu reden.
Auf jeden Fall, sie meinte auch, dies wird uns die nächsten Stunden beschäftigen.


LG Elena

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hungryheart
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:13

mir fällt auf, dass ich mich auch ein wenig am titel "stoße".
so, wie du es beschreibst, hast du ja nicht irgendeine wut an der thera ausgelassen, sondern du warst aufgrund dessen, wie sie sich verhält wütend auf sie und hast ihr das gezeigt.
das ist ja schon ein unterschied.


dass ihr noch in der selben stunde die kurve bekommen habt.....lag das daran, dass du aus erschrecken und angst, die der streit verständlicherweise in dir ausgelöst haben, zurückgerudert bist?
oder habt ihr euch beide aufeinander zubewegt?


deses thema "deutungen der theras" finde ich ungemein schwierig und facettenreich.
wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, kann man ja nie ausschließen, dass der/die thera mit ihrer deutung recht hat.
(ganz oft bringen sie einen ja durch deutungen, die einen vielleicht erstmal vor den kopf stoßen und wütend machen, letztlich auch ganz wichtige neue fährten.
und tatsächlich ist es ja auch oft so, dass man manche schmerzliche wahrheit nicht sehen will und wütend wird, wenn jemand die unangenehme wahrheit ausspricht.
gerade hier im forum beobachte ich oft, wie genau dieser mechanismus zum tragen kommt und der "überbringer einer schlechten nachricht" wütend angegangen wird, obwohl er einfach nur eine unangenehme wahrheit ausgesprochen hat.)

andererseits ist es ja auch wichtig, seinem eigenen gefühl und der eigenen wahrnehmung zu vertrauen..... und therapeuten können natürlich auch grausam falsch liegen mit ihrer deutung.

In Absprache mit hh geloescht. Goldbeere

und oft ist man ja als patient auch in so einer blöden lage.
wenn man die deutung hinnimmt: wunderbar, dann hat der thera eh recht.
wenn man abstreitet, oder in frage stellt, werten das einige therapeuten-persönlichkeiten als reaktanz, widerstand, und geradezu als beweis, dass sie recht haben mit ihrer deutung.

(scheint mir v.a. ein methodenimmanentes problem bei der analyse zu sein?)

das kann ohnmächtig machen.
und ohnmacht macht zu recht wütend.


und immer muss man sich die frage stellen:
woher kommt meine wut?
hat der thera recht und ich will es nicht wahrhaben?
oder irrt der thera und ich bin zu recht wütend, weil er mir seine meinung aufzwingen will?

pff, echt schwierig
Zuletzt geändert von hungryheart am Mi., 18.05.2011, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
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carö
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:33

hallo elena, hallo zusammen,
hungryheart hat geschrieben:wenn man abstreitet, oder in frage stellt, werten das einige therapeuten-persönlichkeiten als reaktanz, widerstand, und geradezu als beweis, dass sie recht haben mit ihrer deutung.

(scheint mir v.a. ein methodenimmanentes problem bei der analyse zu sein?)
mag sein, dass es solche analytiker gibt. ich bin gegen dieses klischee auch angerannt. habe aber immer wieder erlebt, dass mir große offenheit entgegengebracht wurde, wenn ich etwas nicht akzeptieren/annehmen konnte. auch, dass immer wieder betont wurde, dass es lediglich eine mögliche sicht sei, ein angebot, darüber nachzudenken. und habe auch erlebt, dass es zurückgenommen wurde und der therapeut/analytiker sagte, dass er da wohl an etwas spezielles dachte und es eher sein film sei als meiner. das nur am rande.
war aber wichtig, um mich irgendwann mehr auf seine sicht in form von deutungen einzulassen... sie auch als das zu nehmen, als was sie gedacht waren - als gesprächs- und nachdenkangebot. und so konte ich danna uch das, was erstmal weh getan hat oder mich sauer gemacht hat, letztlich doch nehmen, um darüber nachzudenken, ob was dran ist.

ich hab das auch als exrtem hilfreich erlebt, in der therapie zu erleben, dass wut und auch hass nicht zum beziehungsaus führen müssen. dass man das alles aufgreifen kann und sich darüber verständigen kann. das waren mitunter die wertvollsten erfahrungen für mich, auch für mein leben ausserhalb der therapie...
früher habe ich meine wut als bedrohung erlebt, konnte sie oft kaum wahrnehmen und musste sie quasi unter den deckel halten. in der therapie habe ich halt erlebt, dass es viel "gesünder" ist, seinen ärger, wut, frust auch anzusprechen und nicht zu warten bis es einen um die ohren fliegt völlig unkontrolliert.

aber auch unkontrollierte wut ist kein beziehungsaus... man kann IMMER einen schritt auf den anderen zu gehen und das nochmal aufgreifen. ja, das habe ich erlebt... war gut!

ich wurde übrigens einmal quasi aus der stunde rausgeschmissen. sehr höflich, aber direkt. weil ich total provoziert habe. ich war so extrem wütend und konnte damit auch nach stundenende nicht aufhören. habe auch gemerkt, dass das den therapeuten unter druck setzt, weil der nächste patient ja bereits vor der tür stand. der war super-sauer. dennoch. ich war sehr beeindruckt, wie er es geschafft hat mir da eine klare grenze aufzuzeigen, die ich so auch annehmen konnte.


LG
carö
Zuletzt geändert von carö am Mi., 18.05.2011, 10:44, insgesamt 2-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:37

carö hat geschrieben:
mag sein, dass es solche analytiker gibt. ich bin gegen dieses klischee auch angerannt. habe aber immer wieder erlebt, dass mir große offenheit entgegengebracht wurde, wenn ich etwas nicht akzeptieren/annehmen konnte.
huh, sollte jetzt auch keine analytiker-kritik sein.
ich glaube, das hängt wirklcih sehr von der persönlichkeit des theras ab und davon, wie der patient seine ablehnende haltung rüberbringt.

und ich habe auch bei VTlern erlebt, dass mir deutungen aufgezwungen wurden.
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