Echt unerwartete Erfahrungen in der Psychotherapie

[Tellmewhy]

Hallo! Ich wollte einfach mal loswerden, was ich in der Therapie erlebt habe, was für mich total unerwartet war.
Also - wofür ich meiner Therapeutin sehr dankbar bin - dass Sie überhaupt nicht abwertend reagiert hat, als ich ihr ungefähr so in der dritten Analyse-Stunde ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel eröffnet habe, dass ich mich in eine Frau verliebt hatte. Kein Urteil, kein Blick, keine abweisende Haltung, nichts, was mein "Radar" als Kränkung hätte wahrnehmen können-. Da war ich und bin eigentlich immer noch baff, dass Sie so etwas intimes ganz locker handeln konnte ohne mir abgewandt zu sein. Und das, obwohl sie mich noch überhaupt nicht kennen lernen konnte..
Und was mich gewundert hat, ist auf der anderen Seite, wie empfindlich und fast schon aufgeregt sie reagiert hat, als ich ihr von einem Clip mit dem Komiker M.Richling erzählt habe, der darin Merkel und Freud in einer Person parodiert ( übrigens sehr empfehlenswert, auf youtube). Oder ich mit psychoanalytischen Begriffen quasi schon aus Protest wild um mich geworfen habe, da war sie dann echt nicht angetan angesichts dessen, dass diese Begriffe eine ganz feste Bedeutung haben müssen und man nicht "damit spielen darf"!!Naja, Analytiker eben

Lg
tellmewhy

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[sofa-held]

Du hast Freud parodiert und Vokabular wie Inversion und Penisneid unangemessen verwendet? Schäm dich :D

[Corumbra Myosotis]

Hihi, wirklich verwerflich!
Mein Therapeut weiß inzwischen, daß ich ich Freud nicht sonderlich freu(n)dschaftlich begegne - spätestens nachdem ich ihn mal einen Text zerlegt habe, den er mir von ihm gab - und wir machen beide ständig sarkastische Anspielungen auf freudsche Kosten. :D

Freut mich für Dich, daß Du so eine gute Therapeutin gefunden hast!

Besonders erster Punkt sollte selbstverständlich sein. Wenn da jemand konstratör reagiert, würde das ja schon eine ganze Menge über die "Kompetenz" aussagen...

[münchnerkindl]

dass diese Begriffe eine ganz feste Bedeutung haben müssen und man nicht "damit spielen darf"!

Müssen sie nicht. Die menschliche Psyche ist nicht Teilchenphysik. Wenn diese Begriffe für sie und im spezifischen Analytiker-Sprech eine bestimmte Bedeutung haben heisst das nicht daß sie im allgemeinen Sprachgebrauch nicht eine andere Bedeutung haben können und du sie dann auch in als solche verwenden kannst.

Und klarerweise kann man mit allem spielen Die Welt wäre ein humorloser Platz wenn man nicht alles auch mit Humor betrachten könnte. Weil sich (oder etwas) zu (bier)ernst nehmen der Beginn des krankhaften ist.

Wenn jemand über sich und seine Glaubenssätze nicht auch mal herzhaft lachen kann läuft was verkehrt.

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[Tristezza]

Also - wofür ich meiner Therapeutin sehr dankbar bin - dass Sie überhaupt nicht abwertend reagiert hat, als ich ihr ungefähr so in der dritten Analyse-Stunde ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel eröffnet habe, dass ich mich in eine Frau verliebt hatte. Kein Urteil, kein Blick, keine abweisende Haltung, nichts, was mein "Radar" als Kränkung hätte wahrnehmen können-. Da war ich und bin eigentlich immer noch baff, dass Sie so etwas intimes ganz locker handeln konnte ohne mir abgewandt zu sein. Und das, obwohl sie mich noch überhaupt nicht kennen lernen konnte..

Hallo Tellmewhy,

ich will das Verhalten der Thera jetzt nicht kleinreden, aber ich erwarte von einer Thera, dass sie nicht abwertend auf solche Offenbarungen reagiert. Wenn doch, käme für mich eine Therapie bei ihr nicht in Frage. Aber vermutlich hast du mit dem Umfeld, in dem du aufgewachsen bist, entsprechende Erfahrungen gemacht - da ist es wichtig, dass du das "normale" Verhalten endlich mal kennenlernst. Und: Gerade Analytiker lieben es doch, wenn man ohne Zensur alles von sich erzählt - du würdest sogar gegen die analytische Grundregel verstoßen, wenn du so wichtige Dinge zurückhalten würdest. Schön, dass du im Rahmen der Analyse die Erfahrung des freien Redens machen kannst.

Lg, Tristezza

[Tellmewhy]

@TRISTEZZA: Das stimmt natürlich, eigentlich kann ich ja auch sehr froh sein, dass Sie so und nicht anders auf mein Verliebtsein reagiert hat. Nur hatte ich echt ne schlimme Vorahnung (wahrscheinlich bestimmt aus meiner Erfahrung), dass ich eine riesen Bombe platzen lasse, wenn ich das sage und da ging es einfach nur um das sich anvertrauen, worin ich eben überhaupt kein Vertrauen hatte. Ich glaube, dass ich meine Thera gerade deshalb auch testen wollte und mich ein bisschen selbst bestrafen wollte mit der schlechten Erfahrung, mit der ich fest gerechnet habe. Aber man fängt eben ganz schön zu rudern an, wenn Sie auf die Gewalt in mir nicht mit Gewalt antwortet - da hat man dann erst einmal nichts mehr an Sicherheit und reagiert irgendwie hilflos auf diese neuartige Veränderung..und der Gewöhnungsprozess daran und an ganz vieles andere dauert glaube ich die gesamte Therapie an, vielleicht sogar noch darüber hinaus, kann ich mir vorstellen.

[Stöpsel]

Hallo Tellmewhy,

wenn Sie auf die Gewalt in mir nicht mit Gewalt antwortet

Wieso Gewalt von Dir? Wo soll da Gewalt sein??? Es ist doch völlig legitim, sich in jemand gleichgeschlechtlichen zu verlieben und, wie Tristezza schrieb, ist das Verhalten der Analytikerin doch völlig normal und wahrscheinlich mußt Du erstmal Deine Wahrnehmung ändern, daß da nix verwerfliches dabei ist. Also nix mit "Gewalt"
Aber was soll's, Du schreibst ja auch, der Gewöhnungsprozeß daran wird wohl noch länger dauern...

Viele Grüße und viel Erfolg weiter in Deiner Therapie!

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