Mein Therapeut und ich wissen nicht mehr weiter...

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iontop
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Mein Therapeut und ich wissen nicht mehr weiter...

Beitrag Mo., 28.03.2011, 20:32

hi liebe leute im forum,

ich hab lange nichts mehr geschrieben, auch eine zeitlang nichts mehr gelesen hier...
aber jetzt brauch ich dringend hilfe... oder meinungen... oder irgendwas. ich weiß es nicht.

ich bin seit fast 2,5 jahren in therapie, psychoanalytisch, mehrmals die woche.
im moment sind wir an dem punkt, dass ich langsam immer mehr von früher fühle... von den massiven psych. verletzungen, traumata in der kindheit, einer sehr schwierigen jugendzeit und sexuellen gewalterfahrungen. mein problem ist, dass ich lange zeit gar nichts gefühlt hab, nichts.

nun ist das problem damit, dass ich die massiven gefühle nicht aushalte. vor allem körperlich vor dem zusammenbruch stehe, kaum mehr funktionsfähig bin nach schlimmen stunden. ich kann die gefühle aber immer noch nicht zulassen in den stunden. mich zerreißt es innerlich. es baut sich ein enormer druck auf, der sich körperlich zeigt. mir wird massivst schlecht, fange an zu hyperventilieren und krieg kreislaufprobleme.

ich schaff es nicht, meinen gefühlen freien lauf zu lassen... vor allem den tränen und dem schmerz. vorher fall ich in ohnmacht.

was das ganze so schlimm macht ist, dass ich sehr sensibel bin... fast schon hochsensibel. test daraufhin war positiv. ich hab massivste traumata in meiner kindheit erlebt, nichts gefühlt, war aber damals schon sensibel, wusste es natürlich nicht... und jetzt soll ich alles nachfühlen und endlich alles verarbeiten. und das bei dieser sensibilität.

heute in der stunde hab ich erstmals zweifel geäußerst, ob ich eine analytische therapie aushalte oder daran zugrunde gehe, psychisch und physisch. ich bezweifle manchmal, dass diese methode geeignet ist, dass sie zu intensiv ist. es ist eine sehr intensive therapie, war sie von anfang an. das verhältnis zum thera ist sehr nah und intensiv.

ich steh jetzt vor fragen.... theraabbruch? pause? andere methode? versuchen, die verdrängten gefühle da zu lassen wo sie sind und ohne aufarbeitung zu leben?

mein thera kann mir irgendwie nicht mehr helfen... er ist toll. verständnisvoll, geduldig, selber sehr sensibel usw. er hat mich damals gerettet. in jeder hinsicht. aber jetzt steh ich kurz vor einem zusammenbruch. er kann mir nicht mehr richtig helfen.

aber ich will das alles verarbeiten. ich glaub nicht, dass es ohne geht. nur das WIE ist die frage. da denk ich dann an hypnose oder andere methoden... irgendwas. ich weiss es nicht. vielleicht sind manche gefühle einfach zu stark und schlimm und deshalb mit absicht so tief in einem vergraben... hmmm

vielleicht mag irgendwer was dazu sagen....

liebe grüße,
iontop
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chandelle
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 20:46

Hallo iontop!

Schlimm, was Du gerade aushalten mußt, aber ich denke aus meiner Laiensicht, dass eine Analyse da nicht angebracht ist und auch nicht die Herausforderung der Gefühle.

Was sagt denn der Therapeut selber dazu? Wie sieht seine Lösung aus? Wie wäre es zwischendrin mit einem Klinikaufenthalt zur Stabilisierung? Irgendeine Lösung muß er Dir doch angeboten haben?

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RehAug´
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 21:00

hey iontop,
du bist gerad mal 23! willst du dein leben lang gefühlstaub bleiben? was wenn du mal kinder hast und dich nicht einfühlen kannst, du würdest das alles intergenerationell weitergeben. und auch dir würde es helfen, denn irgendwann in krisenzeiten holt dich alles ein. ich sage dir, fang so früh wie möglich an.
zur tiefenpsychologie: ich möchte diese schule nicht schlecht machen, aber für einen instabilen, traumatisierten menschen ist das nichts!
und dieser typ, so nett und lieb er auch sein sollte, hat meiner ansicht nach keine ahnung von traumatherapie. denn, in einer seriösen trauma-therapie wird, bevor man in den traumata rumstochert, zunächst über mehrere jahre stabilisiert. das heisst, du erlernst erst techniken, die zu deiner stabilisierung selbstständig nutzen kannst und dann geht man an die traumata. vor allem bei früher,langjähriger traumatisierung, also komplexen traumastörung.bevor der patient dieses werkzeug nicht besitzt,ist es so ziemlich unverantwortlichund und unprofessionell traumaerinnerungen hervorzurufen.hättest du jetzt dieses werkzeug, wüsstest du was zu tun ist und könntest dich vor überflutung schützen! (tresor, sicherer ort usw- nur ein paar stichworte)
leider gehen die tiefenpsychologen viel zu sehr mit, statt die kontrolle zu behalten und klare struktur vorzugeben. schon allein, dass du jetzt ahnungslos bist und hier deine fragen stellen musst...
wo wohnst du? in deutschland? dann geh auf die seite degpt.de deutschsprachige gesellschaft für psychotraumatologie, dort findet man professionelle therapeuten, die wissen was sie tun!
such dir dort einen verhaltenstherapeuten raus! der klar und strukturiert ist.
haste noch fragen?
liebe grüße
rehaug´

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carö
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 21:04

liebe iontop,

was sagt denn dein therapeut zu alledem?
hat er einen vorschlag, wie ihr mit dieser schwierigen situation umgehen könnt?
kannst du das etwas genauer beschreiben, was es heisst, wenn du schreibst, dein thera kann dir nicht mehr helfen ?

deine schilderungen erinnern mich etwas an meine situation früher.
ich weiss ehrlich nicht, was und wieviel "man" letztlich aushalten kann.. ???
das ist schon alles sehr heikel und auch nicht ungefährlich.
es gilt sehr aufmerksam zu beobachten, wann eine grenze erreicht ist.

mir hat zB geholfen in einer ziemlichen krise, die analyse kurzzeitig "auszusetzen"... nicht die therapeutische begleitung, sondern das klass. analytische setting. das heisst: das setting wurde verändert. nicht mehr liegen, sondern sitzen und weniger wochenstunden.
das war wie ein ruck für mich. bin ziemlich schnell wieder "aufgetaucht" aus diesem panik-zustand.

liegst du denn auf der couch?
wäre das evtl. eine option, die analyse erstmal im sitzen weiterzuführen.. und evtl. auch stundenreduziert ?

wir hatten auch besprochen, das setting aufmerksam anzupassen, sobald es mir schlechter gehen sollte und haben es immer auchmal kurzzeitig verändert, wenn es nötig war... so habe ich ein gewisses vertrauen entwickelt, dass ich es auch steuern konnte...

LG
carö

P.S. zwei beiträge dazwischen noch nicht gelesen
Zuletzt geändert von carö am Mo., 28.03.2011, 21:06, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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RehAug´
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 21:05

ach gott, wenn ich nen therapeuten hätte, der nicht weiter weiss, ich würd mich auch so verloren und unsicher fühlen!
zum glück hab ich einen der ruhig bleibt, mich auf den boden zurückholt und mir sagt was sache ist was als nächstes zu tun ist und mich so sicher fühlen lässt. ein stück struktur im chaos.

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iontop
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 21:37

danke für eure antworten.

was sagt mein thera dazu...
das problem mit dem thera ist, dass er die situation ein bisschen unterschätzt, glaub ich. man sieht bei mir während den stunden fast nichts. man sieht nicht, wenn ich innerlich schreie, weine usw. ich hab es in 23 jahren perfekt gelernt, alles zurückzuhalten. immerhin sprech ich es mittlerweile an.
er kennt das alles nur aus erzählungen. und ich glaube, er verbindet das teilweise auch mit der laufenden übertragung... dass ich vieles dramatischer schildere als es ist, um mehr von ihm zu bekommen... extra-anrufe, sonderbehandlung usw... das war ein zeitlang tatsächlich so.

heute meinte er, die pause wär viell. nicht schlecht... und halt dass ich alle anderen belastungen im alltag von mir fernhalten soll, so gut wie möglich. das geht aber eben nicht momentan. muss mein studium gerade abschließen und das kann ich wegen umstellung des curriculums nicht verschieben. job aussetzen geht auch nicht wegen geld.

er meinte heute noch, auf meine fragen, was ich tun soll.... er weiß es nicht. er kann nicht mehr (also fachlich glaub ich hat er es gemeint). er kann mir das nicht abnehmen. er kann aber für mich da sein und mit mir gemeinsam, sehr langsam an alles herangehen. er kann mich aber nicht "retten" (das bezog er auf meine aussage).

man muss dazusagen, dass hinter dem ganzen eine ausgeprägte und sehr komolizierte übertragungsstory steht. also so einfach wechseln und traumatherapie o.ä. machen geht da nicht. dass es so kommt wies grad ist, war am anfang auch überhaupt nicht abzusehen.
ich glaub auch nicht, dass es an der schwere der traumata liegt, sondern eher diesem extremen mechanismus von mir, die gefühle nicht loslassen zu können. und da glaub ich, weiß er und ich mittlerweile nicht mehr weiter... ich muss einen weg finden, endlich auch nur die kleinste dosis der gefühle in mir, rauszulassen... irgendwie.
RehAug´ hat geschrieben:zur tiefenpsychologie: ich möchte diese schule nicht schlecht machen, aber für einen instabilen, traumatisierten menschen ist das nichts!
und dieser typ, so nett und lieb er auch sein sollte, hat meiner ansicht nach keine ahnung von traumatherapie.
ja, mag sein, dass er sich da nicht auskennt.... aber wechseln ist fast ausgeschlossen. wie gesagt, das alles war nicht abzusehen. und instabil war ich bisher nie. und traumatisiert sind doch auch patienten in tiefenpsychologischen behandlungen. so ganz fremd kann ihm das nicht sein, oder? das problem ist der enorme schmerz und die verletzungen. das weinen. ich weine so fundamental, dass ich nicht mehr atmen kann. alleine. in der stunde wird das ganze aufgeladen. er kriegt nichts mit, nur die erklärungen von mir... und daheim kann ich es nicht mehr aushalten.
carö hat geschrieben:mir hat zB geholfen in einer ziemlichen krise, die analyse kurzzeitig "auszusetzen"... nicht die therapeutische begleitung, sondern das klass. analytische setting. das heisst: das setting wurde verändert. nicht mehr liegen, sondern sitzen und weniger wochenstunden.
das war wie ein ruck für mich. bin ziemlich schnell wieder "aufgetaucht" aus diesem panik-zustand.
und wann und wie hast du die dinge dann verarbeitet...? hingeschaut? langsam, immer wieder mal?
carö hat geschrieben:liegst du denn auf der couch?
wäre das evtl. eine option, die analyse erstmal im sitzen weiterzuführen.. und evtl. auch stundenreduziert ?
nein, ich sitze. 2x in der woche. ich frag mich dann halt nur, wenn ich aussetze oder reduzieren, was wir dann reden sollen... die dinge drängen ja gerade enorm an die oberfläche (träume, gedanken, grübeln). ich kann das gar nicht zurückhalten. es steht quasi alles kurz vor der explosion.
RehAug´ hat geschrieben:ach gott, wenn ich nen therapeuten hätte, der nicht weiter weiss, ich würd mich auch so verloren und unsicher fühlen!
zum glück hab ich einen der ruhig bleibt, mich auf den boden zurückholt und mir sagt was sache ist was als nächstes zu tun ist und mich so sicher fühlen lässt. ein stück struktur im chaos.
naja, so direkt hat er das nicht gesagt... ist vielleicht auch meine wahrnehmung. aber heute kams mir schon so vor. ruhig bleibt er immer, zu ruhig irgendwie.
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stern
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 21:42

iontop hat geschrieben:nun ist das problem damit, dass ich die massiven gefühle nicht aushalte. vor allem körperlich vor dem zusammenbruch stehe, kaum mehr funktionsfähig bin nach schlimmen stunden. ich kann die gefühle aber immer noch nicht zulassen in den stunden. mich zerreißt es innerlich. es baut sich ein enormer druck auf, der sich körperlich zeigt. mir wird massivst schlecht, fange an zu hyperventilieren und krieg kreislaufprobleme.

ich schaff es nicht, meinen gefühlen freien lauf zu lassen... vor allem den tränen und dem schmerz. vorher fall ich in ohnmacht.
Ich weiß, was du meinst... kenne ich von der Symptomatik her ja sogar sehr ähnlich . Ohne Vorarbeit, z.B. überhaupt erstmal lernen, Gefühle aushalten zu können und Distanzierungsmaßnahmen wäre es mir unmöglich, mich manchen annähern zu können (teils geschah das auch stationär bei mir). Wenn es effektiv zur Hyperventilation (Angstzustände?) und Ohnmachten und nachträglichen Überforderungen kommt, halte ich das gar für kontraproduktiv, denn das speichert das Gehirn als weitere negative Erfahrung ab... ebenso wie ungefilterte Aktivierungen von Traumata + Risiko einer Retraumatisierung, wenn man ungefiltert traumatische "Gefühls"zustände aktiviert. Ob dabei irgendetwas sinnvolles integriert wird, wenn die Erregung viel zu hoch (oder auch zu niedrig ist) ist zudem fraglich. Heißt: Selbst wenn es nicht zu Negativeffekten kommt, nutzt es vielleicht nicht mal viel, wenn der Psyche keine Chance gegeben wird, zu integrieren, weil das Erregungslevel nicht passt. Meine Thera ist daher relativ vorsichtig (sie arbeitet tiefenpsychologisch+traumaorientiert).

Während es dann auch mal in einer Sitzung heftiger passierte, dass ich kurz vor Übelkeit+Umkippen stand, hat meine Thera in der letzten Sitzung dem insofern Beachtung geschenkt, dass ich sofort beim ersten Anzeichen bescheid sagen soll, dass wir uns dem dann widmen können... ich glaubte es schier nicht, die körperlichen Reaktionen kamen wieder schier auf Knopfdruck (als Vorbote insbes. Übelkeit)... und das obwohl viel ressourcenmäßiges eingeflochten war, aber dem Innenleben reicht u.U. ein Gedanke (denn ich auch fassen konte). ABER dadurch dass wir das ernst nahmen, schafften wir das so, dass sich die Sypmtomatik wieder auflöste, dieses Mal ohne dass ich mich hinlegen musste . So kann das nun stückchenweise in halbwegs erträglichen Dosen ausgebaut werden... denn Gefühle wieder zulassen können finde ich auch wichtig. Das klappte auch für meine Verhältnisse in kl. Schritten... danach war ich auch stabil, bin es auch immer noch, obwohl es natürlich sehr anstrengend ist. Nur Dosierung halte ich aus besagten Gründen für ganz wichtig... denn im übelsten Fall ist das Risiko ansonsten eine Retraumatisierung und/oder Überschwemmung. Deswegen ist Stabilisierung + Ressoucenorientierung in einer Traumatherapie so gut wie immer der Traumaaufarbeitung vorgelagert... anders ist es ja kaum zu verkraften oder nachträglich wegzupacken. Oder wie soll man sich sonst währenddessen stabil halten, wenn man mit derartigen Sypmtomatiken kämpft? Sag' ihm also, was es in dir auslöst... ich halte die Intensität für too much auf Basis dessen, was du schilderst.
ich steh jetzt vor fragen.... theraabbruch? pause? andere methode? versuchen, die verdrängten gefühle da zu lassen wo sie sind und ohne aufarbeitung zu leben?
Pause löst das Problem IMO nicht, zumindest nicht im Kern, dass du lernst Gefühle aushalten und dich distanzieren zu können (sprich: nicht erneut Kontrollverluste zu erleiden)... sondern ich würde abklären, inwieweit dein Thera dir Distanzierungs- bzw. Stabilsierungsmöglichkeiten an die Hand gegeben kann, auch Ressourcen und dass du allmählich lernst Gefühle zu tragen (anfangs ging es bei mir no way um Aufarbeitung, weil DAS allein schon heavy genug für mich war). Wenn nicht => Wegen des Risikos würde ich wechseln + Traumatherapie
Zuletzt geändert von stern am Mo., 28.03.2011, 23:10, insgesamt 5-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 21:57

da denk ich dann an hypnose oder andere methoden... irgendwas. ich weiss es nicht.
Hypnose halte ich für ungeeignet. Ein Thera hat teils hypnotherapeutisch gearbeitet, allerdings nicht zur Aufarbeitung, sondern eher ressourcenorientiert. Echt genial, aber nicht zur Aufarbeitung. Und selbst bei einer reinen Ressourcenübung hatte ich einmal das Gefühl, mein Sessel dreht sich rasend schnell, weil sich wieder ein abschweifender Gedanke einschob. Grund: Man ist dann in einem Trancezustand, in dem man zwar zugänglicher für Ressourcen ist (falls solche verankert werden sollen). So nahm ich das auch wahr. Aber es kann auch in die andere Richtung leichter entgleisen, wenn die Barrieren wegen des Trancezustanden fallen. Würde ich daher momentan für dich nicht in Erwägung ziehen. Für geeigneter als reine hypnotherapeutische Verfahren halte ich EMDR bzw. imaginatives Arbeiten... wobei gerade für EMDR die Basics stimmen müssen (aber wenn es sich nicht um Monotraumen handelt, ist das auch komplexer... müsste ein Thera abwägen, ob es zumindest facettenweise Sinn macht, neben anderem). Also einfach drauf los, dürfte auch nach hinten losgehen. Aber versuche es erst mit dem Thera zu klären, ob er so flexibel ist, den Kurs an deine Belange anzupassen.
immerhin sprech ich es mittlerweile an.
gut, das ist echt wichtig.
und ich glaube, er verbindet das teilweise auch mit der laufenden übertragung... dass ich vieles dramatischer schildere als es ist, um mehr von ihm zu bekommen... extra-anrufe, sonderbehandlung usw
wenn's emotional aufwühlender war oder ich in einer Krise war, habe ich von meiner Thera sogar jedes Mal gehört, ich könne anrufen (wobei ich das nur selektiv in Anspruch nehme). Zum Glück wurde bei mir von ihr nie die Dramatisierungskeule geschwungen... das kann nämlich genau das Gegenteil bewirken: Dass man sich umso mehr zusammenreißt und etwas versteckt, also kontrapruduktives verstärkt, was man eh schon lange so praktiziert hat. Aber klar ist es wichtig, das irgendwann auf einer erwachsenen Ebene kommunzieren zu können, was los ist... nur braucht das evtl. Zeit + Vorarbeit + Verständnis, dass das wohl Zeichen ist, seine Not auszudrücken.
heute meinte er, die pause wär viell. nicht schlecht
jepp, um wieder Abstand zu gewinnen (allerdings sollte das IMO auch eine Therapie leisten können, wieder stabilisieren zu können - meine Meinung). An der Grundproblematik ändert eine Pause IMO jedoch nur wenig... bestenfalls temporärer Abstand. Bei mir stand in Krisensituationen bisher i.d.R. Aufpäppeln auf dem Programm bzw. Lernen und Verfestigen von Möglichkeiten, um wieder Halt zu finden. Aufwühlendes weiter zu besprechen ging dann nicht... hätten auch bisherige Theras (amb. und stat.) nicht mitgezogen.. sie waren da relativ rigide. War nicht immer in meinem Sinn, aber kopfmäßig gesehen durchaus angebracht.... denn ich konnte ja schlichtweg kaum loslassen. Daher brauchte ich auch Unterstützung, das zu lernen.
er kann aber für mich da sein und mit mir gemeinsam, sehr langsam an alles herangehen.
Das klingt gut... wichtig ist IMO auch, dass DU in die Lage versetzt wirst, in deiner Geschwindigkeit dosieren zu können. Die Geschwindigkeit in der man sich manchen nähert, hat darauf nur bedingt Einfluss... bei mir kann wie gesagt ein einziger abschweifender Gedanke ausreichen, um etwas entgleisen zu lassen, der noch nichmal etwas mit dem besprochenen Thema zu tun hat. Weißt du aber besser als ich, wie es bei dir ist.
ich muss einen weg finden, endlich auch nur die kleinste dosis der gefühle in mir, rauszulassen... irgendwie.
Wieso du... nehme ruhig deinen Thera in die Pflicht. Also ich kenne es so, dass Theras mir durchaus zur Seite standen, teils sogar recht direktiv, wenn es ums Gefühle regulieren ging... und notfalls griff der Thera ein, wenn es too much wurde, und ich den Prozess noch nicht stoppen konnte. Mittlerweile läuft das halbwegs... nicht immer so, dass ich in jedem Fall gut dosieren kann, aber zumindest kann ich rechtzeitig kurz unterbrechen und mich wieder halbwegs fangen , was tiefere Arbeit überhaupt erst ermöglicht, zumindest bei mir.
und instabil war ich bisher nie.
O.k... vorher nicht, aber mittlerweile signalisieren dir Körper und Psyche, dass es too much ist... Ohnmacht ist eine Notabschaltung, wenn man so will... und dass es too much wird, wird durch Übelkeit, Kreislaufprobleme, etc. angekündigt.
so ganz fremd kann ihm das nicht sein, oder?
Sollte nicht so sein, aber Psychotraumatologie ist nicht standardmäßig in den Ausbildungsplänen vorgesehen. Frag' ihn halt mal nach seinen Erfahrungen. Spezialisierter arbeiten Traumatherapeuten (die auch eine eigene Fortbildung dafür haben). Aber einen Wechsel schließt du ja auch aus. Will ich dir auch nichts einpflanzen/überstülpen, war nur eine Idee + meine Erfahrungen, dass das eine Alternative wäre, nach denen du ja fragstest.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 28.03.2011, 22:57, insgesamt 5-mal geändert.
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RehAug´
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 22:26

iontop hat geschrieben:
heute meinte er, die pause wär viell. nicht schlecht... und halt dass ich alle anderen belastungen im alltag von mir fernhalten soll, so gut wie möglich. das geht aber eben nicht momentan. muss mein studium gerade abschließen und das kann ich wegen umstellung des curriculums nicht verschieben. job aussetzen geht auch nicht wegen geld.

pause? inwiefern? wäre eine dumme idee, dich gerade jetzt allein zu lassen. nur in dem sinne, dass ihr entsapnnung, imaginationstechinken ect. übt.
er meinte heute noch, auf meine fragen, was ich tun soll.... er weiß es nicht. er kann nicht mehr (also fachlich glaub ich hat er es gemeint). er kann mir das nicht abnehmen. er kann aber für mich da sein und mit mir gemeinsam, sehr langsam an alles herangehen. er kann mich aber nicht "retten" (das bezog er auf meine aussage).

sind das seine wortwörtlichen aussagen?

man muss dazusagen, dass hinter dem ganzen eine ausgeprägte und sehr komolizierte übertragungsstory steht. also so einfach wechseln und traumatherapie o.ä. machen geht da nicht. dass es so kommt wies grad ist, war am anfang auch überhaupt nicht abzusehen.

ja, aber was hast du ihm denn mitgeteilt,dass du ihn aufgesucht hast?
ich glaub auch nicht, dass es an der schwere der traumata liegt, sondern eher diesem extremen mechanismus von mir, die gefühle nicht loslassen zu können.

doch! je schwerer das trauma, desto extremer der mechanismus. trauma bedeutet ja gerade, dass man nicht loslassen kann, dass man in gewisser weise hängengeblieben ist.
und da glaub ich, weiß er und ich mittlerweile nicht mehr weiter... ich muss einen weg finden, endlich auch nur die kleinste dosis der gefühle in mir, rauszulassen... irgendwie.

genau das wissen traumaspezialisten
RehAug´ hat geschrieben:zur tiefenpsychologie: ich möchte diese schule nicht schlecht machen, aber für einen instabilen, traumatisierten menschen ist das nichts!
und dieser typ, so nett und lieb er auch sein sollte, hat meiner ansicht nach keine ahnung von traumatherapie.
ja, mag sein, dass er sich da nicht auskennt.... aber wechseln ist fast ausgeschlossen. wie gesagt, das alles war nicht abzusehen. und instabil war ich bisher nie. und traumatisiert sind doch auch patienten in tiefenpsychologischen behandlungen. so ganz fremd kann ihm das nicht sein, oder?

auch tiefenpsycholgen können traumatherapie machen, aber das bedarf zusatzausbildungen, denn im psychologiestudium und der therapeutenausbildung nach dem studium, geht es nur am rande um traumata. im übrigen: es gibt auch andere psychische probleme
das problem ist der enorme schmerz und die verletzungen. das weinen. ich weine so fundamental, dass ich nicht mehr atmen kann. alleine. in der stunde wird das ganze aufgeladen. er kriegt nichts mit, nur die erklärungen von mir... und daheim kann ich es nicht mehr aushalten.

vieleicht solltest du doch eine stationäre krisenintervention in anspruch nehmen, oder zumindest ein traumazentrum aufsuchen zur unterstützenden beratung neben deiner therapie.
RehAug´ hat geschrieben:ach gott, wenn ich nen therapeuten hätte, der nicht weiter weiss, ich würd mich auch so verloren und unsicher fühlen!
zum glück hab ich einen der ruhig bleibt, mich auf den boden zurückholt und mir sagt was sache ist was als nächstes zu tun ist und mich so sicher fühlen lässt. ein stück struktur im chaos.
naja, so direkt hat er das nicht gesagt... ist vielleicht auch meine wahrnehmung. aber heute kams mir schon so vor. ruhig bleibt er immer, zu ruhig irgendwie.
mit ruhig bleiben meint ich nicht ruhig bleiben im wörtlichen sinne, sondern einfach cool bleiben, ich weiss einfach, dass er weiss was er tut. bei dir ist es doch so, dass du denkst, er kann es (fachlich) nicht. und dann noch solche sprüche in der art " nur sie können sich selbst helfen". wenn es einem nicht gut geht, sollte der thera einen plan haben, statt die verzweiflung zu verstärken.
mein therapeut schweigt nicht, als ob er nicht weiss was er sagen soll, unbeholfen, überfordert. sondern erinnert mich klar und deutlich, an das hier und jetzt. behält den überblick und hat auch nachdruck in der stimme ect. weiss nicht, wie ich das noch erklären soll...

liebe grüße

irgendwie krieg ich das nicht gebacken mit dem zitieren...

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Beitrag Mo., 28.03.2011, 23:10

danke stern für deine antwort! kann dem sehr viel abgewinnen...!
was genau meinst du mit ressourcenorientiert, ressourcenübungen?
stern hat geschrieben:sondern ich würde abklären, inwieweit dein Thera die Distanzierungs- bzw.Stabilsierungsstrategien an die Hand gegeben kann, auch dass Ressourcen eingebaut werden und du allmählich lernst Gefühle zu tragen (anfangs ging es bei mir no way um Aufarbeitung, weil DAS allein schon heavy genug für mich war).
ja, ich sollte das klären und ihn vielleicht mal direkt darauf ansprechen... im moment ist das halt alles so vermischt mit der übertragung. aber so richtige techniken, übungen usw. kamen bisher nicht wirklich in der therapie vor. ich glaub, da ist er nicht ausgebildet.

ach got... ich merk gerade... und das beängstigt mich grad irgendwie..., dass ich meinen thera als irgendwie nicht stark genug empfinde, nicht kompetent genug. das ist nicht gut. ist halt die frage, ob das nur meine wahrnehmung ist oder ob was dran ist. das macht mir angst jetzt grad.
stern hat geschrieben:Wieso du... nehme ruhig deinen Thera etwas in die Pflicht. Also ich kenne es so, dass Theras mir durchaus zur Seite standen, teils sogar recht direktiv, wenn es ums Gefühle regulieren ging... und notfalls griff der Thera ein, wenn es too much wurde, und ich den Prozess noch nicht stoppen konnte.
kannst du das näher beschreiben? ein beispiel?
wenn es bei mir zu heftig wird, wechseln wir auch das thema... bzw. schaun, wie wir mich stabilisieren. er schaut dann, was er tun kann, dass es mir besser geht. übelkeit wegkriegen usw.
problem ist eben nur, dass ich das steuere. ich muss sagen, themawechsel usw. weil er das alles, was in mir abgeht nicht sieht oder eben sehr spät. er kann da gar nicht richtig eingreifen.
RehAug´ hat geschrieben:er meinte heute noch, auf meine fragen, was ich tun soll.... er weiß es nicht. er kann nicht mehr (also fachlich glaub ich hat er es gemeint). er kann mir das nicht abnehmen. er kann aber für mich da sein und mit mir gemeinsam, sehr langsam an alles herangehen. er kann mich aber nicht "retten" (das bezog er auf meine aussage).

sind das seine wortwörtlichen aussagen?
wörtlich war, dass er es mir nicht abnehmen kann, dass er nicht mehr als seine methode kann, dass er mich nicht retten kann, dass er mir aber schon helfen kann, dass er für mich da sein kann/will
RehAug´ hat geschrieben:a, aber was hast du ihm denn mitgeteilt,dass du ihn aufgesucht hast?
da wollt ich nicht mehr da sein.... da wollt ich nur endlich mal mit irgendeinem menschen auf der erde über mein leben reden. da gings hauptsächlich um familie und alltagsprobleme bzw. beziehungsprobleme. es ging monate, sicher über ein jahr nur darum, vertrauen aufzubauen... er wusste lange nichts von den schlimmen dingen. ich hab das sehr spät erst alles erzählt. und es wurde auch erst spät klar, dass das tatsächlich traumatische dinge waren, die da vorgefallen sind.
RehAug´ hat geschrieben:doch! je schwerer das trauma, desto extremer der mechanismus.
ja, das hat mein thera auch so ähnlich gesagt. verstärkt bei mir halt noch, dass ich mich prinzipiell anderen menschen nicht öffnen konnte/kann.
RehAug´ hat geschrieben:genau das wissen traumaspezialisten
mag sein, dass du recht hast und ein traumatherapeut im moment besser wäre bzw. konkrete übungen/strategien wüsste... aber ein thera-wechsel ist ausgeschlossen. das was mein thera mit mir in den 2,5 jahren erreicht hat, ist unbeschreiblich und ich bin ihm unglaublich dankbar dafür. wäre er nicht so, wie er ist, hätte ich mich nie so weit öffnen können... und jetzt müssen wir das auch gemeinsam weiter hinkriegen. ich kann und will ihn nicht aufgeben und er mich auch nicht. das steht überhaupt nicht zur debatte.
wenn überhaupt, dann etwas zusätzliches... so hab ich das gemeint... mit hypnose usw. aber das geht wahrscheinlich nicht, oder?

lg,
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RehAug´
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Beiträge: 95

Beitrag Mo., 28.03.2011, 23:56

hi iontop!
sag mal, was verstehst du unter übertragung?
wenn ihr euch schon ein jahr kennt und vertrauen habt, wieso findet dann keine gegenübertragung statt, sonst würde er ja merken, was mit dir ist.
lg,rehaug´

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 29.03.2011, 00:22

iontop hat geschrieben: ja, mag sein, dass er sich da nicht auskennt.... aber wechseln ist fast ausgeschlossen. wie gesagt, das alles war nicht abzusehen. und instabil war ich bisher nie. und traumatisiert sind doch auch patienten in tiefenpsychologischen behandlungen. so ganz fremd kann ihm das nicht sein, oder? das problem ist der enorme schmerz und die verletzungen. das weinen. ich weine so fundamental, dass ich nicht mehr atmen kann. alleine. in der stunde wird das ganze aufgeladen. er kriegt nichts mit, nur die erklärungen von mir... und daheim kann ich es nicht mehr aushalten.
Warum sollte wechseln ausgeschlossen sein? Wenn das was der Mann anbietet eben nicht für dich geeignet ist, dann ist es egal wie die Übertragung da gerade aussieht, der Mann und diese Analyse bringen dich sonst noch in die "Klappse" oder sorgen zumindest dafür daß du das Studium nicht schaffst und noch jahre brauchst um da einigermassen drüber wegzukommen, das ist ja wohl nicht was du gerade brauchst, oder?

Das was bei dir im Moment läuft nennt sich Retraumatisierung, und das ist wirklich sehr schlecht und gehört umgehend gestoppt. Warum könnt ihr in der Therapie denn wenn es dich so sehr belastet nicht mal bei den positiven Dingen weitermachen? Es ist ja wohl ganz massiv einseitig, von seinem Leben ständig in den negativen Aspekten rumzugraben.

Hier mal der Wikipedia Auszug zu Retraumatisierung:

Retraumatisierung
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Retraumatisierung wird eine Wiederholung bzw. erneutes Erleben eines psychischen, seelischen oder mentalen Trauma genannt.

Unterschieden werden Retraumatisierung innerhalb des Alltagsleben und innerhalb des professionellen Umgangs mit traumatisierten Personen. Ersteres kann durch absichtsvolle oder zufälliges Erleben eines Traumas der gleichen Art (z.B. Unfälle, Katastrophen, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch) oder durch entsprechende Medienberichte ausgelöst werden. Retraumatisierungen im professionellen Umfeld können durch polizeiliche Ermittlungen, Gerichtsverhandlungen sowie beratende oder therapeutische Maßnahmen erzeugt werden, sind aber von therapeutischen Traumaexpositionen abzugrenzen.

Für die eventuelle Retraumatisierung im professionellen beratenden oder Therapie-Kontext haben Maercker und Rosner eine Definition formuliert: „Als Retraumatisierung werden Vorgehensweisen bezeichnet, die die Patienten nur emotional belasten und keine nachhaltige Erleichterung verschaffen. In ihrer schlimmsten Form können sie, bedingt durch die mangelnden emotionalen Stabilisierungsmöglichkeiten des Traumatisierten, zu einer lang anhaltenden Verschlechterung führen. In den weniger schwer wiegenden Fällen kommt zu einer Reaktualisierung des Traumas, die der Betroffene zwar selbst zu bewältigen imstande ist, die aber kurzfristig zu einer Verschlechterung führen kann.“[1]



Das einzige Problem das ich beim Wechseln sehe ist, daß es garnicht so einfach ist einen passenden Therapeuten mit Erfahrung in Behandlung von Traumata zu finden, der noch dazu auf deiner persönlichen Wellenlänge liegt und einen der kurzfristig einen Platz für dich hat. Das dürfte schwierig sein. Aber daß das was du da im Moment gerade durchmachst irgendeine positive Wirkung auf deine Problematik haben wird halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Also ist es auch relativ nutzlos bis schädlich diese Therapie weiterzuführen.

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stern
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Beitrag Di., 29.03.2011, 00:33

ach got... ich merk gerade... und das beängstigt mich grad irgendwie..., dass ich meinen thera als irgendwie nicht stark genug empfinde, nicht kompetent genug. das ist nicht gut. ist halt die frage, ob das nur meine wahrnehmung ist oder ob was dran ist. das macht mir angst jetzt grad.
Also dich zu beängstigen liegt mir fern... und dass dein Thera nicht kompetent ist, will ich nicht sagen... kann ich ja gar nicht beurteilen... ebensowenig, ob sich das vorwiegend in deiner Wahrnehmung abspielt. Wichtig ist evtl. eher, deine Angst anzusprechen... ein guter Thera sollte damit konstruktiv umgehen können. Iss nicht leicht... aber vielleicht schafft ihr so zu klären, was realistisch ist. Und der Punkt ist auch, unterschiedliche Verfahren können durchaus anders arbeiten... was nicht heißen muss, dass er anderes nicht auf der Bildfläche hat. Aber meine Erfahrung ist durchaus, nicht jeder Therapeut ist zu einer flexiblen Anpassung in der Lage, und nicht jeder hat Erfahrungen mit grds. möglichen Methoden, die mir stimmig erscheinen (wobei ich insbes. auch in der Klinik für meinen Bedarf sensibilsiert wurde... und in Vorgesprächen darauf achtete). Wenn ich du wäre, würde mich eine solche Aussage wie die folgende hochgradig verunsichern, weswegen ich das aufgreifen würde, wie es gemeint ist... und ob die Pause eine Verlegenheitsgeste ist... denn auch ein Therapie sollte normal Aufbauarbeit leisten können:
er meinte heute noch, auf meine fragen, was ich tun soll.... er weiß es nicht. er kann nicht mehr (also fachlich glaub ich hat er es gemeint).
Sprich: Was ist in dieser Therapie realistisch, und was nicht. Dass keine Thera Retter ist versteht sich (für mich von selbst)... aber dass ein Thera den Heilungsprozess unterstützen können sollte, ist Sinn einer Therapie. Und ich erachte es als legitim abzuklären, wie das aussehen kann... wie gesagt, ich hab' danach auch in Vorgesprächen geschaut, ob mir der Weg stimmig erscheint.
problem ist eben nur, dass ich das steuere. ich muss sagen, themawechsel usw. weil er das alles, was in mir abgeht nicht sieht oder eben sehr spät. er kann da gar nicht richtig eingreifen.
Hm... ich hatte bisher Theras, die sehr sensibilisiert darauf waren, wenn etwas entgleist (woran sie das erkannten, keine Ahnung... vermutlich über nonverbale Signale, Blick z.B.). Erstaunlicherweise merkt meine Thera auch sehr genau, wenn gerade ein Gefühl bei mir da ist... irgendwann frage ich auch, woran sie das erkennt ... denn es gibt es fast nicht, wie fein ihr Gespür dafür zu sein scheint (oder meine Selbstwahrnehmung ist doch noch etwas grob *g*). Hat mich jedenfalls schon mehrmals überrascht, dass das ja gar nicht sein kann, dass sie das merkte bevor ich es ansprach. However: Wichtiger ist eh, dass du ein Signal setzen kannst, dass es jetzt zuviel ist. Wenn du dabei deine Grenzen wahren kannst, umso besser. Ich bin halt früher und auch noch anfangs in der Therapie oft darüber gestolpert, und dann in irgendwelche Zustände gerasselt, die ich nicht abfedern konnte. Was heißt in der Therapie... zeigte sich halt gerne auch im Nachgang, also daheim. Wie es bei dir ist, kann ich schwerer abschätzen... aber wenn du von Ohnmachten sprichst, tippe ich mal du merkst es eher relativ spät.

Na ja, emotional wurden bereits stationär einige Grundstöcke gelegt... im Prinzip von zwei Seiten aus: Einerseits Wahrnehmung, auch mit körpertherapeutischen Methoden, Selbstbeobachung, dass einzelne Situationen regelrecht aufgedröselt wurden und in der Therapie durch nochmaliges durchgehen emotional spürbarer für mich wurden (geht z.B. über die Vorstellungsebene, oder auch Rollenspiele... auch nicht so verfängliche... denn wäre zu früh heikles angegangen worden, hätte mich das überfordert. Reduzierung der Intensität war bei mir dennoch hin und wieder nötig, z.B. in der Klinik, wo mein Thera phasenweise ein höheres Tempo hatte als ich emotional folgen konnte... bringt ja nix, wenn ich dann so einbreche, dass ich auch überlegte, die Klinik abzubrechen. Mein Thera nahm das jedoch ernst). Teils gab mir sogar mein stat. Thera noch Unterlagen zu Gefühlen, die der Einfachkeit halber für mich erstmal auf die Grundgefühle reduziert wurden, Achtsamkeit, etc. pp. Und eine weitere Schiene war die Regulierung. Teils relativ pragmatisch, wenn es um so Dinge wie Dissoziationsstopps ging. Auch meine jetzige Thera achtete anfangs auch verstärkt auf Distanz, so dass manches bestenfalls über einen imaginären Bildschirm angeschaut wurde, ohne zu tief einzusteigen (screen-technik). Wah, da geht es mir wie oben bei der Wahrnehmungsschiene, dass ich gar nicht alles auflisten kann, was mir bisher zur Dosierung vermittelt wurde... ich bleibe daher als Bsp. einfach mal beim screen: =>
Zuletzt geändert von stern am Di., 29.03.2011, 07:05, insgesamt 3-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 29.03.2011, 00:33

kannst du das näher beschreiben? ein beispiel?
Bsp.: Ich schaue mir eine Situation an... über den Bildschirm wird etwas Distanz hergestellt (allerdings ist ja oft typisch, dass dieser vor dem geistigen Auge gerne auch mal zwischenzeitlich wieder verschwindet, und man doch zu sehr in eine heikle Situation rutscht *pfeif*). Sprich: Wenn ich z.B. zu hibbelig, ansgespannt wurde hat meine Thera dann einen cut gezogen. Oder wenn ich merkte, gedanklich läuft nun manches aus dem Ruder... also ich neige manchmal zu wilden Assoziationen... blöderweise auch zu solchen, die ich gerade nicht auf der Bildfläche brauche... Konzentration weg bis gar keinen klaren Gedanken fassen mehr können (geschweige denn irgendein Gefüh) ist dann evtl. die Konsequenz, wo es erstmal keinen Sinn mehr macht, das weiter zu verfolgen. Auch nicht, wenn irgendwelche stärkeren Symptome auftreten... meinetwegen Übelkeit, Schwindelgefühle. Oder auch habe ich schon öfters gehört, dass bereits meine Stimme (insbes. wie schnell ich dann spreche, Tonlage) sehr gut wiedergibt, dass sich ein Angstzustand anbahnen könnte (bei anderen Emotionen ist die Modulation wiederum eine andere). Fiel mir vorher gar nicht auf... mittlerweile merke ich es selbst, dass etwas dran ist. Also Regulation und Selbstwahrnehmung geht fast nicht losgelöst voneinander, bei mir zumindest nicht. Wah, so könnte ich auch an dieser Stelle weiter texten, was zumindest bei mir Anzeichen sein können, wann eine zumindest kurzzeitige Unterbrechung Sinn macht (was ich vorher wie gesagt nicht spürte... sondern ich latschte schlichtweg solange über Grenzen bis ich notfalls umkippte oä).

Wenn ich dabei hingegen wirklich an etwas dran bin, was ein(e) Gefühl/Emotion ist, so verändert das dann auch etwas. Dann versuche ich die Aufmerksamkeit darauf zu richten (gerade anfangs hat das die Thera auch von sich aus gemacht, dass sie z.B. die Aufmerksamkeit auch auf den Körper richtete, wo ich es innerlich spüre, usw.). Und versuchen, das Gefühl auch zu halten (manchmal hat meine Thera bereits prophylaktisch geäußert, nicht zu tief reingehen oder langt erstmal). Was geht innerlich in mir vor? Teils sagt meine Thera dann auch etwas hilfreiches, was auch neuer Erfahrungen ermöglichen kann. Wenn es gut geht, macht man dann auch die Erfahrung, dass das Gefühl wieder abklingt. Ist auch mittlerweile schon öfters so... aber die Fähigkeit, das Gefühl wirklich halten zu können, ist noch ausbaufähig. Also z.B. kann Traurigkeit dann doch in Übelkeit umkippen, dass ich dann nicht weinen kann. Aber hilfreich ist für mich auch, dass sich langsam verdichtet, was sich innerlich abspielt, wenn es sich anbahnt, dass sich etwas gedanklich bzw. emotional in destruktiver Weise hochschaukeln könnte oder welche Schutzmechanismen/Widerständen dann bevorzugt auftauchen. War neulich auch mal wieder so, dass ich zwar sehr stark ein Gefühl spürte... aber auch, dass es nicht wirklich abflaute (machte mich dann zunehmend kirre, weil sich das eher noch intensivierte)... bis meine Thera dann meinte, nicht quälen *hmpf* (war ab einem best. Punkt dann auch eher Qual, weil ich z.B. nicht weinen konnte... wobei meine Thera meinte, ich könne versuchen, es auszusprechen, was gerade ist... kann ja auch erleichtern). Will heißen: Also für mich geht's anscheinend nur durch allmähliches Herantasten und sukzessives Ausweiten des Spielraums... aber eben in der individuellen Schrittgröße und notfalls mit Stopps, sonst kann es in einer Überschwemmung/Entgleisung münden, was wie gesagt kontraproduktiv ist. Weil wie soll die Psyche so etwas hilfreiches integrieren? Rein physiologisch geht das auch nur, wenn die Erregung weder zu hoch noch zu tief ist.

Ich will auch nicht sagen, dass das ultimative Vorgehen ist... also Möglichkeiten dürfte es sicher diverse geben. Und DIE Lösung gibt es eh nicht... also ich verinnerliche hilfreiches/heilsames auch nur stückchenweise (im Sinne verschiedener Facetten), in einem Prozess sozusagen. Nur ist halt wichtig, dass man spürt es hilft und schwächt nicht zusätzlich... egal was es ist. Wobei es natürlich Phasen geben kann, die vorübergehend schlichtweg s**anstrengend sind. Aber wenn man zunehmend den Halt verliert, kann das ein Zeichen sein, dass sich etwas kritisches anbahnt. Und solche Erfahrungen und Entgleisungen kennst du von früher... so dass es jetzt IMO insbes. auch darum geht, wieder Kontrolle zu gewinnen. Ich bin jedenfalls ein relativ strikter Anhänger dessen, das nicht jeder innere Prozess gleichsam ein heilsamer sein muss, nur weil es ein innerer Prozess ist... entspricht auch meine Erfahrung, und lässt sich auch begründen.
Zuletzt geändert von stern am Di., 29.03.2011, 07:07, insgesamt 5-mal geändert.
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Beitrag Di., 29.03.2011, 00:42

iontop hat geschrieben:
ach got... ich merk gerade... und das beängstigt mich grad irgendwie..., dass ich meinen thera als irgendwie nicht stark genug empfinde, nicht kompetent genug. das ist nicht gut. ist halt die frage, ob das nur meine wahrnehmung ist oder ob was dran ist. das macht mir angst jetzt grad.

Das hat doch nix mit Empfinden zu tun. Er hat selbst zugegeben, daß er nicht mehr weiter weiss und die Tatsache wie schlecht es dir geht zeigt, daß dem tatsächlich so ist. Er hat mit dieser Therapie mit dir ziemliche Sch... gebaut. Die Frage ist jetzt, wie kann man da Schandensbegrenzung betreiben und wie kommst du an die Hilfe die du im Moment gerade ganz akut benötigst.

Er wird dir das nicht geben können, das ist seine eigenen Aussage, also muss jetzt ein Plan B her.

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