Arbeitsweise Therapeut und Psychiater? Parellelen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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zouza
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Arbeitsweise Therapeut und Psychiater? Parellelen?

Beitrag Mi., 23.03.2011, 00:18

Hallo, ich hab eine Frage und hoffe, es kann sie auch wer beantworten.
Ich bin vor kurzen nach längerer zeit zu meiner Therapeutin zurückgekehrt, weil ich in einer Krise war und bin und mir mir und meinem Leben einfach nicht weiter komme.
Es wurde dann jetzt aber doch so schlimm, dass sie mich darin bestärkt hat, auch einen Psychiater aufzusuchen und eventuell Unterstützung durch Antidepressiva in Anspruch zu nehmen.
Im Grunde weiss ich schon, was der Unterschied zwischen Psychtherapeuten und Psychatern ist, vorallem in der Ausbildung, dennoch frage ich mich, wie dann eine "Stunde" beim Psychater aussieht? "Muss" ich da wieder meine ganze Geschichte erzählen, an der ja aber eh in der Therapie gearbeitet wird? Wie sehr überschneidet sich das? Oder ist es eh ganz anders? Er wird sich ja schon einiges anhören wollen, um entscheiden zu können, wie er mich behandeln wird, ob er mir eben Medikamente gibt oder nicht, davon kann ich ja (leider) nicht ausgehen.
Wie ist das wen man parallel in Therapie und zum Psychiater geht?

Ich danke Euch, wenn Ihr mich da bisschen aufklären könnt,
Liebe Grüße
Z.

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Amazonee
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 06:37

Hallo zouza
zouza hat geschrieben:..."Stunde" beim Psychater aussieht? "Muss" ich da wieder meine ganze Geschichte erzählen...
du kannst dir das eher wie ein Gespräch beim Arzt vorstellen. Er fragt dich, weshalb du zu ihm kommst.

Letzte Woche hatte ich noch das absolute Negativbeispiel. Ich bin wegen Schmerzen im Arm von meinem Orthopäden zu ihm geschickt worden, da der Orthopäde keinerlei Erfolg mit seinen Behandlungen und Igel-Leistungen erwirkt. Er meint, dass sei dann eine somatoforme Verarbeitungsstörung. Naja, ich bin dann einfach mal zu dem von ihm empfohlenen Psychiater, der fragte nur, was schmerzt und sagte dann, dass er meinem Hausarzt ein Medikamentierung vorschlägt(Opripramol und Venlafaxin). Mein Hausarzt solle entscheiden, welches Mittel für mich geeigneter wäre. Er hat nicht einmal gefragt, ob ich bereits irgendetwas nehme. Also... das Gespräch hat ca. 3-5 Minuten gedauert.

Noch etwas zu den Schmerzen. Die werden jetzt nach der 5 Behandlung durch eine Psychotherapeutin deutlich besser. Sowohl Orthopäde als auch Psychiater haben einen Knall, somatoforme Verarbeitungsstörung; völliger Unsin, ich habe Wirbelgleiten. Aber mein Orthopäde hält ja eh alle anderen für geistig Minderbemittelt und sagt, dass Psychotherapeuten nichts bewirken (nur seine selbst zu bezahlende Stoßwellentherapie).

Kurz, such dir einen vernünftigen Psychiater. Schau mal im Internet nach, ob du Patientenbewertungen zu seiner Praxis findest. (Das was ich zu meinen gefunden hatte: Orthopäde = arrogant, will seine Igel-Leistungen verkaufen / Psychiater = unverschämt und nicht an Patienten interessiert - kann ich nur bestätigen).

Liebe Grüße

A-

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Uhura
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 11:53

Bei den 3 Nervenärzten bei denen ich laufe meiner Depri-Karriere war, hab ich ähnliches wie Amazonee erlebt. Beim ersten mal, ich hatte nen schweren Schub, bin ich noch hilfesuchend hingegangen, später hab ich sie dann nur noch als Rezeptabholstelle betrachtet. Rezeptabholstellen, die bereitwillig auf meine Wünsche ("Bei den 20mg Fluoxetin spüren sie keine Wirkung? Dann schreib ich ihnen mal die 40er auf - oder sollen wir gleich die 60er probieren? ... Und wegen den Schlafstörungen verschreib ich ihnen nochmal Diazepam, das darf aber nicht zur Gewohnheit werden!") eingingen und nebenbei 'hilfreiche' Tipps ("Suchen sie sich ein Hobby") gaben. Bei allen dreien stand neben Psychiatrie auch Psychotherapie auf dem Klingelschild, aber von therapeutischer Arbeit was da nix zu spüren - da wurden die Patienten durchs Sprechzimmer geschleust wie bei einem Allgemeinarzt.

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Amazonee
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Beiträge: 181

Beitrag Mi., 23.03.2011, 13:55

Hallo,
Uhura hat geschrieben:...später hab ich sie dann nur noch als Rezeptabholstelle betrachtet.
ich hole meine Rezepte schon seit vielen Jahren beim Hausarzt. Der nimmt sich deutlich mehr Zeit als so ein Psychiater, fragt nach wie die Medis wirken, orientiert sich aber auch absolut an meinen Vorgaben. Wenn ich sage, dass ich ein Medikament in einer schärferen Gangart haben möchte, dann diskutiert er das gar nicht, sondern verschreibt es. Fragt aber beim nächsten Mal, ob das auch passend war. Also, nur für ein Antidepressivum würde ich schon eher zum Hausarzt gehen. Wenn er sich damit überfordert fühlt, dann kann man ja immer noch zu einem "Facharzt".

Grüße

A-

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Daffodil
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 14:05

Ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Meine Thera hatte mich bereits am Anfang der Therapie für den Konsiliarbereicht an eine Psychiaterin verwiesen, mit der sie wohl zusammenarbeitet. Mit der habe ich mich dann ca 1 Stunde unterhalten und meine Probleme geschildert. Das war so ähnlich wie das Vorgespräch bei der Thera. Später im Laufe der Therapie bin ich dann wieder hin, wegen einer Krankschreibung. Auch da hat sie sich viel Zeit für mich genommen, weil es mir recht schlecht ging zu der Zeit. Eigentlich hatte ich gedacht, dass sie mir die Krankschreibung einfach so ausstellt und ich da schnell wieder raus bin, aber sie hat das sehr ernst genommen. Ich bin dann ein paar mal im Abstand von ca 4 bis 6 Wochen dahin, um den Verlauf meiner Depri anzuschauen, jedesmal mit viel Zeit. Es war irgendwie nochmal mehr ein Blick von außen auf meine Situation, in der Therapie selber ist man ja sehr "drin". Durch die größeren Abstände hatte das was von "Bilanz ziehen", was sich zwischendurch verändert hat. Die Psychiaterin schlug mir dann auch ADs vor, aber ich habe mich dann dagegen entschieden, was auch in Ordnung so war. Ich habe mich dort immer gut aufgehoben gefühlt und hatte auch das Gefühl da hin gehen zu können, wenn meine Thera mal im Urlaub ist und es mir schlecht geht.
Frag doch mal deine Thera, ob sie dir vielleicht jemanden empfehlen kann.

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zouza
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 21:11

hallo Alle,
danke Euch für die Rückmeldungen.
das meiste klingt da ja echt eher abschreckend....puh...
aber meine Therapeutin, hat mir wen empfohlen, auf ihre Empfehlung verlasse ich mich gerne und denke mal, der wird einen nicht so "abschaseln", wie das anscheinend doch viele erlebt haben. hoffe ich zumindest.
Ich frag mich ja nur, ob man da nicht irgendwie in einen Konflikt auch kommen kann, wenn man zu zwei verschiedenen Leuten geht, die eben doch sehr überschneidend arbeiten (müssen). oder ob es beim Psychiater doch nur um "körperliche" Symptome sozusagen geht. Wie sehr ist das voneinander trennbar, bzw. muss ich, damit der Psychiater weiss, wie es mir geht, wirklich meine gaaaaanze Geschichte, meine Problempunkte, meine Themen, meine Wunden und Verletzungen wieder mal auf den Tisch legen?

aber - im grunde - ich werde es eh sehen....

Alles liebe
z.

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chandelle
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 21:16

Ich habe noch nie Überschneidungen erlebt. Beim Psychiater geht es grob nur um Medikation. Intensivere Gespräche gibt es nicht. Ich habe beim Psychiater max. 15 min Zeit um zu sagen wie es mir geht, die Medikation zu besprechen und dann etwas Bürokratie. Mehr geht da nicht.

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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 22:35

Ist bei mir auch ähnlich wie schon beschrieben. Beim ersten Mal hat sie (die Psychiaterin) genauer nachgefragt, was los ist, aber seitdem sind die Kontakte selten länger als 5 Minuten. Anfangs hatte ich das nicht kapiert, da wollte ich noch einige Sachen genauer nachfragen, auch etwas, was sie über mich beim vorigen Mal gesagt hatte, genauer erklärt haben, aber da hat sie mich mit Hinweis auf die noch anderen Patienten, die noch im Wartezimmer saßen und auf ihre bevorstehende Mittagspause kurzerhand vor die Tür gesetzt.
Alles hat seine Zeit.

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