Über Themen in der Therapie nicht reden können

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grasgrün
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Über Themen in der Therapie nicht reden können

Beitrag Sa., 11.12.2010, 19:30

inspiriert von einem anderen thread möchte ich mir jetzt mal etwas von der seele schreiben; ich bin noch nicht lange in thera (circa 3 monate); ich mag meinen therapeuten, halte ihn für kompetent und vertraue ihm.

dennoch gibt es ein paar themen, die ich bis dato noch nicht angesprochen habe; ich weiß, dass es wichtige dinge sind, die mich auch belasten, bzw. von denen ich weiß, dass sie teilweise sicher mit zu meiner panik-/angststörung/depression beigetragen haben- doch ich verliere darüber kein wort.
es geht u.a. um drogenmissbrauch in der vergangenheit;
ich kann das nicht thematisieren. ich weiß nicht warum - ich schäme mich und habe angst "abgestempelt" zu werden, zu enttäuschen (ich weiß dass ist in der thera einfach )

ich finde keinen aufhänger für das thema - und ich hab angst vor der reaktion meines thera; ich möchte darüber sprechen, hab mir schon zigmal überlegt, wie - aber ich kann nicht. ich will dass es raus kommt, aber ich kann es nicht thematisieren.

das problem hab ich noch mit anderen dingen, die mir wichtig erscheinen, die schlimm für mich sind, aber ich kann sie nicht ansprechen.

kennt ihr das? vielleicht ist das vertrauen auch noch nicht "groß genug" obwohl ich eigentlich ein sehr gutes gefühl hab bei ihm.

hat nicht jeder themen, die er nicht anspricht? ist es vielleicht normal, dass es dinge gibt, die nicht thematisiert werden? vielleicht auch gut? ich glaube nämlich nicht.

und was tun?
und in den tiefen des winters erfuhr ich schließlich,
dass in mir ein unbesiegbarer sommer liegt.

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Dampfnudel
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:08

Hallo grasgrün,

ich habe bei einigen Themen auch länger gebraucht, um sie anzusprechen, und obwohl ich anfangs glaubte, meiner Therapeutin schon voll zu vertrauen, habe ich erst später gemerkt, dass da an Vertrauen noch wesentlich mehr möglich war, und mit der Zeit konnte ich immer mehr erzählen. Und ich glaube, dass es anderen auch so geht, Du bist damit auf jeden Fall nicht allein.

Ein paar Ideen, die mir einfallen, wie Du Dich vielleicht mit Deinen Tabu-Themen vortasten könntest, wären,
  • schonmal anzusprechen, dass es da noch etwas gibt, was Dir auf der Seele liegt, was Du aber (noch) nicht aussprechen kannst,
  • Dich mit Andeutungen heranzutasten und dabei langsam den "Schwierigkeitsgrad" jeweils so weit zu steigern, wie Du Dich noch einigermaßen sicher fühlst,
  • dem Therapeuten einen Brief zu schreiben,
  • wenn Du denkst, dass die bisher verschwiegenen Themen einen Bezug zu Deinen aktuellen Problemen haben, vielleicht mal ansprechen oder aufschreiben, welche Aspekte Du zur Zeit siehst, die Dein Problem in irgeneiner Weise beeinflussen und dabei eins oder mehrere der Tabu-Themen mit zu erwähnen. So stehen sie erstmal mit im Raum, aber nicht gleich als Hauptsache, und Ihr könnt vielleicht später nochmal darauf zurückkommen.
Vielleicht hilft Dir ja irgendwas davon weiter.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Mamamaus
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:26

Ich schließe mich da Dampfnudel an, bei mir sind erst nach 2 Jahren Therapie viele Dinge zur Sprache gekommen, das kommt so nach und nach. Ich habe das Schweigen durch Schrei ben eines Briefes gebrochen und ich bin froh darüber dass es jetzt raus ist.

LG Mamamaus

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grasgrün
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:30

danke erstmal für eure antworten!
mamamaus:
nach 2 jahren thera? so lang wird mir die doch gar nicht genehmigt oder?
das mit dem brief hab ich auch schon überlegt, hab es aber für mich ausgeschlossen. das kann ich denke ich nicht. danach hätte ich total hemmungen wieder hinzugehen - ich kenn mich.
es ist so schwer einfach, manche sachen anzusprechen. hast du deinem thera den brief dann gegeben oder in den briefkasten geworfen?
wie hat er reagiert, falls du erzählen magst?

speziell zu deinen vorschlägen, dampfnudel
ich hab schon versucht, manches so "anzuschneiden" aber mein thera geht da nicht so drauf ein, ich glaube, er will dass ich klartext rede. ich spreche auch immer mal wieder über meine ES, er merkt, dass mich das jedes mal viel kraft und überwindung kostet, und er will mich nicht unter druck setzen, denk ich, daher lässt er mich das erzählen, was ich preisgebe und drängt nicht....daher übergeht er meist auch anspielungen :(

warum ist es nur so schwer aber es tut schon mal gut, zu hören dass man nicht allein ist.
und in den tiefen des winters erfuhr ich schließlich,
dass in mir ein unbesiegbarer sommer liegt.

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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:32

wie wäre es wenn du ihm schriebst oder sagst:
grasgrün hat geschrieben:ich möchte darüber sprechen
dass ist etwas, worüber
grasgrün hat geschrieben: ich weiß, dass es wichtige dinge sind, die mich auch belasten, bzw. von denen ich weiß, dass sie teilweise sicher mit zu meiner panik-/angststörung/depression beigetragen haben-
aber
grasgrün hat geschrieben:ich kann das nicht thematisieren. ich weiß nicht warum - ich schäme mich und habe angst "abgestempelt" zu werden, zu enttäuschen [...]und ich hab angst vor
ihrer Reaktion
grasgrün hat geschrieben:; ich möchte darüber sprechen, hab mir schon zigmal überlegt, wie - aber ich kann nicht. ich will dass es raus kommt, aber ich kann es nicht thematisieren.
grasgrün hat geschrieben:kennt ihr das?
oh ja
grasgrün hat geschrieben: vielleicht ist das vertrauen auch noch nicht "groß genug" obwohl ich eigentlich ein sehr gutes gefühl hab bei ihm.
ja, so kann es auch sein, zumindest erkenne ich mch da wieder.
grasgrün hat geschrieben:und was tun?
siehe oben , und ihn bitten dir dabei zu helfen, hat es bisher bei mir immer gebracht.
LG
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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grasgrün
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:40

schmetterling

ich hab ein wenig gebraucht, bis ich deinen post verstanden hab

jaaaaaaaaaaaaa ich weiß, das wäre eine möglichkeit, aber wenn ich versuche das anzusprechen, dann schnürt es mir die kehle zu, ich hab das gefühl, ich stehe auf dem sprungbrett vom 10 meter turm vorne und muss jetzt springen - und dann dreh ich doch wieder um und renn die leiter runter.

ich weiß nicht warum das so ein problem ist. es ist nicht nur so dass ich es vom gefühl her nicht kann, sondern das mein körper auch "reagiert" (beklemmung, kloß im hals, mund trocken, kehle zugeschnürt) wenn ich es ansprechen will... ach...

jetzt interessiert mich doch noch das mit dem brief; ich vermute, das hat der ein oder andere schon gemacht...vielleicht mag wer was drüber erzählen?
und in den tiefen des winters erfuhr ich schließlich,
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Mamamaus
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:48

grasgrün hat geschrieben:mamamaus:
nach 2 jahren thera? so lang wird mir die doch gar nicht genehmigt oder? das mit dem brief hab ich auch schon überlegt, hab es aber für mich ausgeschlossen. das kann ich denke ich nicht. danach hätte ich total hemmungen wieder hinzugehen - ich kenn mich.
es ist so schwer einfach, manche sachen anzusprechen. hast du deinem thera den brief dann gegeben oder in den briefkasten geworfen?
wie hat er reagiert, falls du erzählen magst?
Doch ich habe 60 Stunden genehmigt bekommen und wir haben jetzt nur noch alle 4 bis 6 Wochen einen Termin, deshalb zieht sich die Therapie über einen längeren Zeitraum.
Das mit dem Brief hab ich so gemacht, ich hab ihn bei ihr direkt in den Briefkasten bei der Praxis geworfen, dann gab es kein zurück mehr auch wenn ich mich dann am liebsten beim nächsten Termin gar nicht blicken lassen hätte, aber ich habe mich der Situation estellt und es tat mir gut da hin zu gehen und es endlich mal zu besprechen.
Sie hat mich am gleichen Tag noch angerufen und gesagt, dass wir den nächsten Termin früher als geplant machen sollten um das Thema zu besprechen und dass sie es toll findet wie offen ich in meinem Brief war. Musst mal schauen, ich habe damals auch einen Thread dazu geschrieben, der dürfte jetzt erst ein paar Wochen alt sein. Kannst mal schauen (es ging darin um sexuelle Probleme in meiner Ehe, peinlich peinlich).

LG Mamamaus

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grasgrün
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:50

mamamaus
wow, da hat dein thera auch gut reagiert...kann mir vorstellen, dass dir das unangenehm war; ich könnte mir vorstellen den brief zu schreiben, aber einwerfen könnt ich ihn nicht. es fällt mir so schwer, ich könnt da heulen manchmal. wenn ich es nicht ihm erzählen soll, wem dann?
und in den tiefen des winters erfuhr ich schließlich,
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Mamamaus
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 20:54

So ging es mir auch wem sollte ich das den sonst erzählen, es hat mich aber viel überwindung gekostet, aber ich hab auch eine klasse Thera sie hat super reagiert, so dass es mir nicht mehr ganz so abartig peinlich war.

Hab Dir gerade eine PN geschickt.

LG Mamamaus

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Dampfnudel
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Beitrag Sa., 11.12.2010, 22:37

grasgrün hat geschrieben: ich hab schon versucht, manches so "anzuschneiden" aber mein thera geht da nicht so drauf ein, ich glaube, er will dass ich klartext rede. ich spreche auch immer mal wieder über meine ES, er merkt, dass mich das jedes mal viel kraft und überwindung kostet, und er will mich nicht unter druck setzen, denk ich, daher lässt er mich das erzählen, was ich preisgebe und drängt nicht....daher übergeht er meist auch anspielungen :(
Liebe grasgrün,

ich meinte nicht, dass Dein Therapeut aus Deinen Anspielungen heraushören sollte, was Du sagen möchtest, sondern dass Du Dich auf die Weise langsam an die Themen herantasten könntest, indem Du langsam konkreter wirst.

Dass er Dir die Zeit lässt, die Du brauchst, ist doch gut! Nimm sie Dir ruhig. Und wenn Du es Dich doch drängt, aber Du den Sprung nicht allein schaffst (das mit dem Zehnmeterbrett finde ich ein tolles Bild, das Gefühl kenne ich auch gut, aber so ausdrücken hätte ich es nicht können), kannst Du ja vielleicht auch erstmal nur zum Thema machen, dass es etwas gibt, dass Du noch gern ansprechen möchtest, aber Dich nicht traust. Also, ohne die Themen überhaupt zu nennen. Vielleicht könnt Ihr gemeinsam besprechen, wie Du es doch schaffen könntest, darüber zu sprechen. Oder ist das das, was schon Schmetterling gemeint hat, und da setzt auch schon die Blockade ein?

Liebe Grüße
Victoria
Alles hat seine Zeit.

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grasgrün
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Beitrag So., 12.12.2010, 19:15

hallo dampfnudel,

danke für deine meinung!
allein der gedanke zu sagen, da gibt es noch etwas, über das ich nicht sprechen kann, macht mir schon angst...mein thera würde mich nie zwingen, weiter zu erzählen, wenn ich das nicht freiwillig tun würde, aber ich käme mir so "dumm" vor - erst wichtigtuerisch anreißen und dann geheimnisvoll nix erzählen
ich bin ein schwieriger fall, gell...
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Gast
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Beitrag So., 12.12.2010, 19:21

Hallo Grasgrün

fast ein Jahr von "da ist etwas, über das ich sprechen möchte" bis zum wirklichen aussprechen....

Ich bin letztes Jahr hier im Forum gelandet, aus einem ähnlichen Grund. Ich habe viele Tipps bekommen. Letztlich für mich das gangbare war, dem Therapeuten zu sagen, dass da etwas ist, worüber ich nicht wirklich sprechen kann.

Er hat nicht insistiert, so nach und nach kam es dann aus mir heraus. Einmal, als es gar nicht ging, ich nur Rückschritte machte, fragte er was und ich bin fast aufgesprungen

Danach hat er mich völlig in Ruhe gelassen und so hatte ich den Raum zu sprechen oder zu schweigen.

Rosenrot

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grasgrün
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Beitrag So., 12.12.2010, 20:01

Rosenrot hat geschrieben:Hallo Grasgrün

fast ein Jahr von "da ist etwas, über das ich sprechen möchte" bis zum wirklichen aussprechen....

Rosenrot
ui so lange auch. das ist gar nicht negativ gemeint, im gegenteil, das beruhigt mich...ich bin vielleicht gar nicht so ein schwerer fall, ich denke immer, ich müsste jetzt schon alles sagen können und so
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Gast
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Beiträge: 2008

Beitrag So., 12.12.2010, 20:14

Genau darum habe ich dir geschrieben Grasgrün.
Du bist nicht allein mit diesem Problem.

Eine Therapie ist DEINE und geht nach deinem Tempo

Rosenrot

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grasgrün
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Beiträge: 109

Beitrag So., 12.12.2010, 20:18

Rosenrot hat geschrieben:Genau darum habe ich dir geschrieben Grasgrün.
Du bist nicht allein mit diesem Problem.

Eine Therapie ist DEINE und geht nach deinem Tempo

Rosenrot
das hat grad unglaublich gut getan. den satz nehm ich mir mit! vielen dank
und in den tiefen des winters erfuhr ich schließlich,
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