Hallo,
ich bin im Moment ziemlich verzweifelt wegen folgendem Problem:
ich bin seit mehr als 2 Jahren bei einem Therapeuten wegen Depressionen und Borderline in Behandlung. Die ersten 1,5 Jahre waren für mich fast "der Himmel", mir ging es fast nach jedem Gespräch gut, mein Therapeut hat mir soviel beigebracht, mich immer wieder in die Realität zurückgeholt, war immer verständnisvoll, einfühlsam, aber auch sehr direkt...
Früher ging es viel darum, dass ich von mir erzählte, was ich fühle, wie ich mich verhalte etc., und wir zusammen daran arbeiteten, 1. zu verstehen warum ich so fühle, sprich was die Ursachen sind, und 2. wie ich bestimmte Denkmuster ändern kann, anfange mich mehr zu mögen, realistischer zu sein etc....
Mit einem Wort: Es war die perfekte Therapie für mich. Auch in Krisenzeiten war er immer für mich da und rief auch manchmal abends nochmal an, wenn es mir besonders schlecht ging.
Dann, Anfang des Jahres, war ich 3 Monate in der psychosomatischen Klinik auf der Borderline-Station. Danach hab ich meine ambulante Therapie bei meinem Thera fortgesetzt. Und seitdem (also seit ca. Juni) läuft einfach nichts mehr so richtig...
Wir hatten früher schon ab und zu mal "Auseinandersetzungen" sag ich jetzt mal, das passierte dann wenn ich mich richtig in meinen Emotionen "suhlte", alles schlecht war, und für jede Bemerkung meines Theras eine negative gefunden habe, also wenn ich mich gegen die Therapie gewehrt habe. Da kam es früher schon mal (selten) zu Diskussionen.
Aber in letzter Zeit fühle ich mich sehr oft gleich kritisiert bzw. angegriffen. Irgendwie hat sich der Ton in der Therapie geändert. In der ersten Sitzung z. B. sagte ich dass es mir sehr schlecht gehe, und er fragte was ich denn in der Klinik gelernt hätte, welche Skills ich dann anwenden könnte, was ich tun sollte und so. Das ist jetzt oft so, dass ich gar nicht mehr richtig dazu komme, auszusprechen was ich fühle, sondern ich immer gleich sagen soll, was ich dagegen tun will. Ich spüre oft Ungeduld bei ihm wenn ich sage, wie ich die Welt sehe, seiner Meinung nach mache ich alles nur negativ und wenn ich mich so gegen das Positive wehre, könne er mir nicht helfen. Dabei möchte ich natürlich an mir arbeiten und die schönen Dinge des Lebens sehen, ich will ihm doch manchmal einfach nur sagen was ich fühle und verstehen woher das kommt. Mir ist das alles irgendwie zu "technisch" geworden in der Therapie. Ich weiß ja, dass Verhaltenstherapie so aufgebaut sein sollte, aber irgendwie hilft mir das alles im Moment nicht weiter.
Kennt das jemand? Liegt es wirklich an meiner Einstellung, dass ich mich zu sehr gegen bestimmte Dinge sperre?
LG Amiga
Therapie anfangs super - jetzt hilft sie nicht mehr
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Hallo Amiga,
das, was Du beschreibst, kenne ich nur zu gut.....
Je länger ich bei meiner Therapeutin in Behandlung bin, und je besser ich sie kenne, um so mehr fallen mir Dinge an ihr auf, die ich kritisch beurteile und ihr auch rückmelde. Ich habe einfach den Eindruck, dass es sich erstens um einen Widerstand handelt, nämlich die Dinge nicht sehen und annnehmen zu wollen, die wirklich den Kern treffen.
Ich kann Dir nur den Tipp geben, gerade jetzt dranzubleiben und Deinem Therapeuten die ehrliche Rückmeldung zu geben, wie Du das alles empfindest. Mir hat dies sehr geholfen, und ich bin mir sicher, dass ich dies tun musste, damit meine Therapeutin weiss, wie es in mir aussieht. Sie hat mir dies auch so rückgemeldet und meinte, dass sie es sehr wichtig ist, da sie nicht allwissend ist, und garnicht wissen kann, was in mir vorgeht, wenn ich es ihr nicht erzähle.
Liebe Grüsse von
Elena
das, was Du beschreibst, kenne ich nur zu gut.....
Je länger ich bei meiner Therapeutin in Behandlung bin, und je besser ich sie kenne, um so mehr fallen mir Dinge an ihr auf, die ich kritisch beurteile und ihr auch rückmelde. Ich habe einfach den Eindruck, dass es sich erstens um einen Widerstand handelt, nämlich die Dinge nicht sehen und annnehmen zu wollen, die wirklich den Kern treffen.
Ja, ich weiss, wie Du das meinst, man hat einfach nur den Eindruck, es geht in der Therapie nicht mehr um den Menschen, sondern schlichtweg um eine Methode.........Amiga hat geschrieben:Mir ist das alles irgendwie zu "technisch" geworden in der Therapie.
Ich kann Dir nur den Tipp geben, gerade jetzt dranzubleiben und Deinem Therapeuten die ehrliche Rückmeldung zu geben, wie Du das alles empfindest. Mir hat dies sehr geholfen, und ich bin mir sicher, dass ich dies tun musste, damit meine Therapeutin weiss, wie es in mir aussieht. Sie hat mir dies auch so rückgemeldet und meinte, dass sie es sehr wichtig ist, da sie nicht allwissend ist, und garnicht wissen kann, was in mir vorgeht, wenn ich es ihr nicht erzähle.
Liebe Grüsse von
Elena
Hallo Amiga,
was Elena schreibt, es unbedingt deinem Thera rückzumelden, kann ich nur unterstreichen.
Weiter habe ich den Eindruck, er will wirklich deinen Blick weg von den negativen Dingen hin zu den Lösungen lenken. Du möchtest aber gern weiter über deine (negativen) Empfindungen und deren Auslöser sprechen. Vielleicht ist er der Meinung, dass es nun an der Zeit ist, dass ihr einen Schritt weiter geht. Also nicht mehr das Analysieren negativer Gefühle (denn das habt ihr ja 1,5 Jahre lang so gemacht)
Und darum jetzt der Blick mehr auf das, was dir dagegen helfen kann, also praktisch das verfestigen und nacharbeiten, was du in der Klinik gelernt hast?
Denn irgendwann wird die Therapie ja auch zuende sein, vielleicht will er jetzt einfach schauen, dass du danach gut mit dem Gelernten zurechtkommst anstatt so weiterzumachen wie vor deinem Klinikaufenthalt, denn das bringt dich ja langfristig nicht weiter, wenn ihr euch immer auf der selben Ebene aufhaltet und keinen Schritt weitergeht.
Aber wie Elena schon sagte: ihm unbedingt auch mitteilen, wie du das im Moment siehst.
liebe Grüße, Rilke
was Elena schreibt, es unbedingt deinem Thera rückzumelden, kann ich nur unterstreichen.
Weiter habe ich den Eindruck, er will wirklich deinen Blick weg von den negativen Dingen hin zu den Lösungen lenken. Du möchtest aber gern weiter über deine (negativen) Empfindungen und deren Auslöser sprechen. Vielleicht ist er der Meinung, dass es nun an der Zeit ist, dass ihr einen Schritt weiter geht. Also nicht mehr das Analysieren negativer Gefühle (denn das habt ihr ja 1,5 Jahre lang so gemacht)
Hatte das denn nicht einen Lerneffekt zur Folge? Also so, dass da ein Muster erkennbar wurde, auch für dich, und somit eigentlich mittlerweile klar ist, woher deine negativen Gefühle kommen?1. zu verstehen warum ich so fühle, sprich was die Ursachen sind, und 2. wie ich bestimmte Denkmuster ändern kann, anfange mich mehr zu mögen, realistischer zu sein etc....
Und darum jetzt der Blick mehr auf das, was dir dagegen helfen kann, also praktisch das verfestigen und nacharbeiten, was du in der Klinik gelernt hast?
Denn irgendwann wird die Therapie ja auch zuende sein, vielleicht will er jetzt einfach schauen, dass du danach gut mit dem Gelernten zurechtkommst anstatt so weiterzumachen wie vor deinem Klinikaufenthalt, denn das bringt dich ja langfristig nicht weiter, wenn ihr euch immer auf der selben Ebene aufhaltet und keinen Schritt weitergeht.
Aber wie Elena schon sagte: ihm unbedingt auch mitteilen, wie du das im Moment siehst.
liebe Grüße, Rilke
Hallo nochmal,
erstmal lieben Dank für eure schnellen Antworten. Ich habe gerade mit meinem Therapeuten darüber gesprochen wie ich mich fühle, und es ist tatsächlich so dass uns die Stunden jetzt davonlaufen, also die Therapie bald zu Ende ist. Er meinte dass er wohl tatsächlich manchmal Ungeduld zeigt weil er mir noch möglichst viel mit auf den Weg geben will, und Sorge hat dass es mir am Ende immer noch schlecht geht. Er meinte auch vielleicht übertreibt er da manchmal ein bisschen, aber es kommt durch den Zeitdruck und hat nichts damit zu tun dass er mich nicht mehr leiden kann oder so (was ja meine Sorge war).
Eure Einschätzung und Tipps habens also ziemlich getroffen, vielen Dank dafür!
Es ist auch schön zu wissen dass ich nicht die einzige bin die mit sowas zu kämpfen hat.
LG Amiga
erstmal lieben Dank für eure schnellen Antworten. Ich habe gerade mit meinem Therapeuten darüber gesprochen wie ich mich fühle, und es ist tatsächlich so dass uns die Stunden jetzt davonlaufen, also die Therapie bald zu Ende ist. Er meinte dass er wohl tatsächlich manchmal Ungeduld zeigt weil er mir noch möglichst viel mit auf den Weg geben will, und Sorge hat dass es mir am Ende immer noch schlecht geht. Er meinte auch vielleicht übertreibt er da manchmal ein bisschen, aber es kommt durch den Zeitdruck und hat nichts damit zu tun dass er mich nicht mehr leiden kann oder so (was ja meine Sorge war).
Eure Einschätzung und Tipps habens also ziemlich getroffen, vielen Dank dafür!
Es ist auch schön zu wissen dass ich nicht die einzige bin die mit sowas zu kämpfen hat.
LG Amiga
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