Fragen zur Übertragungsliebe

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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AnnaBlume
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Fragen zur Übertragungsliebe

Beitrag Mi., 25.08.2010, 21:43

Guten Morgen zusammen,

meine Fragen zielen nicht darauf ab, über Sinn und Unsinn von Übertragungsliebe zu diskutieren.
Vielmehr gilt mein Interesse denjenigen, die sich in diesem Dilemma befinden oder befanden und es bereits ihrem Therapeuten/ ihrer Therapeutin gegenüber thematisiert haben.
Mich würde interessieren, in welchem Stadium der Therapie Ihr diese Problematik angesprochen habt und vor allem, in welcher Form Ihr es getan habt, eher direkt, oder "durch die Blume"? Wart Ihr Euch im Vorfeld bewusst, dass es sich um Übertragungsgefühle (und nicht um "echte" Liebe) handelt und habt es dem Therapeuten/ der Therapeutin gegenüber auch entsprechend formuliert, oder wurde Euch das erst im Nachhinein klar? Ist es wirklich unerlässlich, mit dem Therapeuten darüber zu reden, oder existiert die Möglichkeit, dass sich (positive) Übertragung von selbst wieder auflöst, wenn man sich dessen bewusst ist und sich ausreichend damit auseinandersetzt?
Einen schönen Abend wünscht
A.
Zuletzt geändert von AnnaBlume am Do., 26.08.2010, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.

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TimpeTe
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Beitrag Mi., 25.08.2010, 22:16

Guten abend AnnaBlume

Wenn du mehr zu diesem Thema wissen möchtest - so blättere doch auf Seite 2.....hier auf Psychotherapie....
dort findest du ganz viel Imput....auf dem Thread : Ist Übertragungsliebe zwangsläufig...und wie überleb ich sie...
(Kann den Link nicht hier hineinstellen... )

einen schönen abend zu dir...medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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AnnaBlume
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Beitrag Mi., 25.08.2010, 22:47

@medusa52

Hallo Medusa,

mir ist bewusst, dass es bereits viele Threads zu diesem Thema gibt, allerdings habe ich ja konkrete Fragen gestellt, auf die ich beim Durchblättern der Threads keine wirkliche Antwort gefunden habe.
Gruß,
A.

Hinweis Admin: Fullquote (unnötiges Komplettzitat) entfernt - bitte lesen Sie die Netiquette (Benutzungsregeln) des Forums! Siehe Link rechts auf dieser Seite. Danke.
Zuletzt geändert von AnnaBlume am Do., 26.08.2010, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Justus
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Beitrag Mi., 25.08.2010, 23:26

Übertragungs-Liebe ist ein wunderschönes Geschenk...

Warum muss dein Verstand aus jeder Kleinigkeit ein Problem konstruieren?

Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass der einzige Inhalt einer Therapie die Transformation des spaltenden, ewig bewertenden, zwischen Vergangenheit und Zukunft switchenden Verstandes sein sollte!

Das scheint mir das Hauptproblem der gesamten Menschheit zu sein:

Wie gehe ich konstruktiv mit meinem Verstand um, ohne ständig mit meinen kleinlichen Gedanken Schaden bei mir und anderen anzurichten...

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TimpeTe
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Beitrag Do., 26.08.2010, 01:14

Hallo AnnaBlume

-Mich würde interessieren, in welchem Stadium der Therapie Ihr diese Problematik angesprochen habt und vor allem, in welcher Form Ihr es getan habt, eher direkt, oder "durch die Blume"?

Die Übertragungsliebe habe ich angesprochen, als sie für mich zur Qual wurde. Und da mir diese sooooo peinlich war, hab ich es in einem Brief zur Sprache gebracht.

- Wart Ihr Euch im Vorfeld bewusst, dass es sich um Übertragungsgefühle (und nicht um "echte" Liebe) handelt und habt es dem Therapeuten/ der Therapeutin gegenüber auch entsprechend formuliert, oder wurde Euch das erst im Nachhinein klar?

Übertragungsliebe ist mMn. echt. Aber das habe ich erst lange Zeit bestreiten müssen

- Ist es wirklich unerlässlich, mit dem Therapeuten darüber zu reden, oder existiert die Möglichkeit, dass sich (positive) Übertragung von selbst wieder auflöst, wenn man sich dessen bewusst ist und sich ausreichend damit auseinandersetzt?

Bei mir war das "darüber reden" unerlässlich, es hat zuviel beeinflusst um in Schweigen zu versinken. Ich hab's versucht, aber weder meine (stille) intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema -noch das lesen von zig- Fachbüchern hatten eine Chance. .... . Rückblickend sag ich - gut so! Die Therapie begann für mich erst mit der Übertragungsliebe wirklich fruchtbar zu werden. Ich möchte betonen, dass ich von mir spreche....das muss nicht für jedermann so sein.

l.g. medusa
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TimpeTe
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Beitrag Do., 26.08.2010, 01:19

medusa @ Justus
Übertragungs-Liebe ist ein wunderschönes Geschenk...
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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Hamna
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Beitrag Do., 26.08.2010, 02:31

Nur zum besseren Verständnis:

Ihr sprecht hier jetzt alle über Psychoanalyse?

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 26.08.2010, 08:00

Justus hat geschrieben:Übertragungs-Liebe ist ein wunderschönes Geschenk...

Warum muss dein Verstand aus jeder Kleinigkeit ein Problem konstruieren?
Ich kann zur Zeit derartige Gefühle nicht als Geschenk empfinden, da sie mich blockieren, lähmen und schlicht und ergreifend unglücklich machen. Weiterhin habe ich das Gefühl, dass es meiner Therapie nicht unbedingt zuträglich ist, weil ich permanent damit beschäftigt bin, mich zu fragen, was er über mich denkt und meine Authentizität und Offenheit stark darunter leiden.
Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass der einzige Inhalt einer Therapie die Transformation des spaltenden, ewig bewertenden, zwischen Vergangenheit und Zukunft switchenden Verstandes sein sollte!
Da mag was dran sein, bringt mich aber in meiner Situation nicht weiter, da ich weit davon entfernt bin, meinem ewig bewertenden Verstand weniger Bedeutung zukommen lassen zu können.
Das scheint mir das Hauptproblem der gesamten Menschheit zu sein:

Wie gehe ich konstruktiv mit meinem Verstand um, ohne ständig mit meinen kleinlichen Gedanken Schaden bei mir und anderen anzurichten...
Zur Zeit richten eher meine Gefühle als meine kleinlichen Gedanken Schaden bei mir an. Aber vielleicht bin ich irgendwann in der Lage, das anders zu sehen.

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 26.08.2010, 08:03

Rilke hat geschrieben:Nur zum besseren Verständnis:

Ihr sprecht hier jetzt alle über Psychoanalyse?
Nein, ich mache keine Psychoanalyse, sondern eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie.

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metropolis
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Beitrag Do., 26.08.2010, 08:19

Liebe AnnaBlume
AnnaBlume hat geschrieben:
Ich kann zur Zeit derartige Gefühle nicht als Geschenk empfinden, da sie mich blockieren, lähmen und schlicht und ergreifend unglücklich machen.
Beschreib doch mal, warum genau es dich blockiert und lähmt. Warum macht es dich unglücklich?

Auf jeden Fall halte ich es für äußerst wichtig deine Gefühle zu besprechen, gerade weil es dich blockiert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du diese belastenden Gefühle allein bearbeiten kannst.
Bei mir hätte das Verschweigen auf jeden Fall direkt in eine depressive Phase geführt, deshalb war es mir besonders wichtig, dass ich es offen ansprechen konnte. Mein Thera hat sehr gut darauf reagiert.

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Justus
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Beitrag Do., 26.08.2010, 10:27

AnnaBlume hat geschrieben: Zur Zeit richten eher meine Gefühle als meine kleinlichen Gedanken Schaden bei mir an. Aber vielleicht bin ich irgendwann in der Lage, das anders zu sehen.
Das ist kein Widerspruch, denn Gedanken lösen auch Emotionen und Gefühle aus...

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 26.08.2010, 21:39

Ich kann zur Zeit derartige Gefühle nicht als Geschenk empfinden, da sie mich blockieren, lähmen und schlicht und ergreifend unglücklich machen.
Beschreib doch mal, warum genau es dich blockiert und lähmt. Warum macht es dich unglücklich?

Ich finde, dass seine Person zuviel Raum in meinem Denken, Handeln, in meinem Leben einnimmt. Ständig habe ich das Gefühl, er befinde sich in meiner Nähe, überall "sehe" ich ihn, obwohl ich ihn außerhalb unserer Sitzung natürlich noch nie gesehen habe. Ich frage mich permanent, wie er das, was ich denke, sage, tue, finden würde. Mich interessiert die Welt um mich herum kaum noch, ich fühle mich wie ein Teenie, der unglücklich verliebt ist, weil der Angebetete schon eine Freundin hat. Mittlerweile träume ich fast jede Nacht irgendwelches wirres Zeug von ihm. Ich will das alles nicht
Auf jeden Fall halte ich es für äußerst wichtig deine Gefühle zu besprechen, gerade weil es dich blockiert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du diese belastenden Gefühle allein bearbeiten kannst.
Bei mir hätte das Verschweigen auf jeden Fall direkt in eine depressive Phase geführt, deshalb war es mir besonders wichtig, dass ich es offen ansprechen konnte. Mein Thera hat sehr gut darauf reagiert.
Ich glaube, ich kann das nicht. Ich kann es einfach nicht über die Lippen bringen, ich wüsste gar nicht, wie und wo ich anfangen sollte. Außerdem würde es mir den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn er auch nur annähernd unsensibel oder genervt darauf reagiert. Des Weiteren würde ich seine Praxis danach wahrscheinlich nie wieder betreten, weil ich ihm vor lauter Scham nicht mehr unter die Augen treten könnte. Ich muss da wohl irgendwie alleine durch.

Danke für Deine Worte,
A.

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metropolis
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Beitrag Do., 26.08.2010, 21:52

Du musst ja nicht mit der Tür ins Haus fallen. Jeder von uns (un)glücklich Therapieverliebten hatte mit heftiger Scham zu kämpfen und hat es trotzdem überlebt.
Ich z.B. konnte es anfangs auch nicht so frei heraus sagen. Stattdessen erzählte ich ihm, dass ich plötzlich eine Veränderung an mir bemerkt habe: Ich käme jetzt lieber zur Therapie und mir erscheine die Sitzung jetzt wichtiger. Ich müsse auch zwischen den Stunden immer an die Therapie denken.

Naja, das war mein Geständnis, war sehr durch die Blume, aber er hat verstanden, dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte, auch wenn ich es etwas unverfänglich ausdrückte.

Du musst nicht gleich sagen: ich habe mich in Sie verliebt. Aber wenn du berichtest, dass du oft an die Therapie denken musst, öfter als dir lieb ist und dass du viel von ihm träumst, ginge das auch nicht?

Hast du schon mal jemandem deine Gefühle gestanden?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 26.08.2010, 22:49

metropolis hat geschrieben: Ich z.B. konnte es anfangs auch nicht so frei heraus sagen. Stattdessen erzählte ich ihm, dass ich plötzlich eine Veränderung an mir bemerkt habe: Ich käme jetzt lieber zur Therapie und mir erscheine die Sitzung jetzt wichtiger. Ich müsse auch zwischen den Stunden immer an die Therapie denken.
Irgendwie habe ich das Gefühl, mit ihm darüber nicht reden zu können. Er ist dafür zu distanziert und ich vermute, dass er ähnlich sachlich und fachlich auf ein derartiges "Geständnis" meinerseits reagieren würde, was mich wahrscheinlich ziemlich verletzen würde. Er ist dermaßen distanziert und undurchsichtig- ein völlige Blackbox- und ich würde hinter jeder seiner Reaktionen Unauthentizität vermuten, weil er sicher nicht sagen würde "Mich nervt es tierisch, dass sich jede Patientin in mich verknallt", auch wenn er so denkt.
Du musst nicht gleich sagen: ich habe mich in Sie verliebt. Aber wenn du berichtest, dass du oft an die Therapie denken musst, öfter als dir lieb ist und dass du viel von ihm träumst, ginge das auch nicht?
Ja, von den Träumen muss ich wohl erzählen. Aber dann wird er etwas über das Träumen sagen und keine Rückschlüsse auf eventuell existierende Gefühle meinerseits für ihn ziehen, so schätze ich ihn zumindest ein.
Hast du schon mal jemandem deine Gefühle gestanden?
Nein, darin bin ich nicht so gut. Aber irgendeinen Grund für meine Therapie muss es ja auch geben
Schönen Abend,
A.

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metropolis
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Beitrag Fr., 27.08.2010, 00:22

AnnaBlume hat geschrieben:
Ja, von den Träumen muss ich wohl erzählen. Aber dann wird er etwas über das Träumen sagen und keine Rückschlüsse auf eventuell existierende Gefühle meinerseits für ihn ziehen, so schätze ich ihn zumindest ein.
Ein Versuch wäre es wert, denke ich. Vielleicht reagiert er auch ganz anders auf deine Träume.

Ich kann deine Zurückhaltung verstehen. Ich habe meine Verliebtheit schon abgewertet, bevor sie überhaupt kam. Allen Patienten passiert das, dachte ich. Und jetzt auch noch mir. Wie klischeehaft. Der wird sich bestimmt denken "Oh nein, die auch noch. Wenn es wenigstens jemand attraktives wäre. Aber diese Langweilerin denkt an mich. Iggitt."

Ich habe dann erstmal ein "Zeichen" von ihm gebraucht, dass ihm mehr an mir liegt als das Honorar, das er bekommt. Und als ich solch ein "Zeichen" (Einbildungskraft hilft auch manchmal) wahrnahm, brachen plötzlich die Gefühle aus.

Und genervt oder angeekelt habe ich ihn bisher noch nicht erlebt.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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