Wenn man fürs Reden bezahlen muss

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Joyce
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Wenn man fürs Reden bezahlen muss

Beitrag Do., 29.07.2010, 20:38

Hallo!

Habe ein kleines Problem. Aber zuerst mal etwas zur Erklärung, damit man sich auskennt:

Ich stamme aus einer sehr gefühlsarmen Familie. Über Gefühle wurde bei uns nie geredet. Es zählte nur Fleiß, Ehrgeiz, heile Familie nach außen und Materielles.
Wenn es einem schlecht geht/ging, hört man von allen Seiten „Reiß dich zusammen“, „Stell dich nicht so an.“, „Geh spazieren.“, „Mach Sport.“ Etc. etc. – jeder kennt wohl die gutgemeinten Pseudoratschläge von dauerlächelnden, oberflächlichen Überlebenskünstler und Hobbypsychologen, welche von tiefgründigen Gedanken weitgehend verschont bleiben.
Ich hatte in meinem ganzen Leben nie richtige Freunde. Wohl hatte ich immer wieder Bekannte an meiner Seite, mit denen man über belangloses spricht (Wetter, Job, etc.), hie und da mal was trinken geht und das wars dann auch wieder. Richtige Freunde hatte ich noch nie im Leben. Es gab Zeiten da saß ich daheim und wollte am liebsten sterben vor innerer Einsamkeit, da ich mir so sehnlichst einen Menschen wünschte, mit dem ich mal nicht nur über belangloses reden konnte, sondern über mich selbst, meine Probleme, über Gott, den Sinn des Lebens und über mein Innerstes.
Da ich leider seit vielen Jahren an Depressionen leide, gehe ich 1 x wöchentlich in Psychotherapie. Es ist mittlerweile schon die 3. Therapeutin die ich habe.
Meine Mutter ist eher eine Gegnerin von Psychotherapie. Sie vertritt die Meinung, dass man so etwas nicht braucht, denn man kann nur selbst was ändern an sich, Therapeuten seien nur Abzocker, etc.
Die Menschen die ich im Leben so suchte und nie fand, fand ich dann schließlich in meinen Therapeuten.
Ich hörte eigentlich nie auf meine Mutter, da ich in dem Punkt meine eigene Meinung hatte und mir die Therapien ja halfen.
Bis zu einem Schlüsselerlebnis nun.
Die schöne Sommerzeit ist da, alle sind im Urlaub, meine Therapeutin ist weg, mein Psychiater ebenso, und auch meine Hausärztin ist nicht erreichbar.
Genau jetzt bahnte sich eine Krise an, und vor ein paar Tagen ging es mir so schlecht, dass ich nah dran war alles zu beenden. In meiner Not und Verzweiflung rief ich meinen Ex-Therapeuten an. Ich wusste nicht an wen ich mich sonst hätte wenden sollen, ich habe sonst niemanden – zumindest nicht wenn alle weg sind, in dem grausigen Sommerloch. Ich muss dazu sagen, dass ich ein Mensch bin, der nur sehr schwer Vertrauen aufbaut in andere (Therapeuten). Aber mein Ex-Therapeut hatte es geschafft, dass ich in den 4 Jahren Therapie richtiges Vertrauen in ihn hatte und ich hatte wirklich das Gefühl verstanden zu werden in all der Zeit. Ich bin auch ein Mensch, der sich nie, bzw. nur im äußersten Notfall an andere wendet wenn ich Hilfe benötige, da es mir sehr schwer fällt Hilfe zu holen, besonders außerhalb der Therapiesitzungen. Es kommen dann immer Gedanken wie „Ich möchte nicht nerven, lieber nicht.“

Da es mir aber so dermaßen schlecht ging und ich schon Angst vor mir selbst hatte, rief ich an.
Was soll ich sagen, das Gespräch dauerte ca. 3 Minuten. Er bot mir keine Sitzung an, sondern meinte nur knapp, ich solle doch in eine Klinik gehen, wenn es mir nicht gut geht. Gleich danach fügte er hinzu, dass er nun auflegen muss, da er auch im Urlaub ist und keine Zeit mehr hat. Und weg war er.

Ich bin so dermaßen enttäuscht dass ich es in Worten gar nicht beschreiben kann. Zum Beispiel über den Umstand, dass er meine 50 Euro immer gerne nahm, einmal wöchentlich, und das 4 Jahre hindurch, mir das Gefühl gab mich zu verstehen und für mich da zu sein, und jetzt wo ich nicht mehr mit Geldscheinen wedle, ich einfach nicht mehr existiere.

Ich dachte dann nach, über das was meine Mutter meinte mit ihrer Einstellung, und mit erschrecken musste ich feststellen, dass sie gar nicht so unrecht hat.
Ich habe nun stark den Eindruck bekommen, dass Psychotherapeuten nur Seelenprostitution betreiben, auf Kosten psychisch Kranker, die niemanden haben im Leben, und die Therapie als Strohhalm des Überlebens benötigen.
Solange sie Geld bekommen hören sie zu, reagieren sie empathisch, geben sie einem das Gefühl einen zu verstehen, sobald der Geldhahn aber abgedreht ist, ist auch jegliches Interesse am Befinden des Gegenübers verloren.
Wo ist der wahre soziale Gedanke beim Beruf eines Psychotherapeuten? Klar zählt die Berufsgruppe Psychotherapeut zu den Sozialberufen. Doch handelt es sich hierbei nicht um Asoziales versteckt hinter dem Scheinmantel des Sozialen?
(Hierbei sei natürlich angemerkt, dass bestimmt nicht alle Psychotherapeuten nach dieser Einstellung vorgehen, das geschrieben ist lediglich meine persönliche Ansicht der Dinge und Erfahrung.)

Mein Posting ist vielleicht etwas provokant geschrieben, aber das sind meine derzeitigen Gefühle, und die wollte ich mal loswerden.
Vielleicht entsteht ja auch eine Diskussion, mich würden die Ansichten von anderen diesbezüglich auch sehr interessieren.

Lg,
Joyce

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candle
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Beitrag Do., 29.07.2010, 20:54

Hallo Joyce!

Ich würde gerne mal dein Alter erfahren.

Nun ja, Du steckst in einer anderen Therapie, deswegen halte ich es auch nicht für klug einen Ex- Therapeuten anzurufen. Und er hat Recht! Geh in die Klinik oder suche eine Krisenstelle auf.

Warum bist Du denn nicht mehr bei diesem Therapeuten in Behandlung?

Und was hat man Dir für die Urlaubszeit für Hilfen an die hand gegeben?
Ich sehe da übrigens keinen Zusammenhang mit Geld, denn man hätte Dir für das Gespräch ja auch etwas abverlangen können. Ist das so passiert?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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worst case
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:04

hallo Joyce,

wenn man frustriert ist, kann man das so sehen.
ich sehe das so, dass sich dein therapeut professionell verhalten hat. es ist sein beruf, sein gelderwerb.
eine reparatur bekommst du auch nicht umsonst. nirgendwo.
da ist das reden nicht ein zwischenmenschlicher freundlicher kontakt. er ist nicht dein freund, er war dein therapeut.
was hätte er tun sollen?
glaubst du nicht, dass er seinen urlaub auch brauchen kann und dann von seinem klientel nichts hören möchte?
also ich verstehe das und würde es für mich nicht einfordern wollen.
in dem moment kannst du dich an eine professinelle einrichtung wenden, wie er dir vorgeschlagen hat. und gerade wenn du lebensmüde bist, das wäre doch erheblich unprofessionell, dich nicht an kompetente stellen zu verweisen.

für eine erbrachte leistung wird bezahlt. egal was für eine leistung es ist.
die 50€ finde ich recht günstig für die stunde übrigens.
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Eve...
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:13

Da schließe ich mich an: Nichts auszusetzen an der Reaktion des Therapeuten, der durchaus auch sein Recht auf Urlaub hat; natürlich stößt das den, der unmittelbare Hilfe gerade von dort möchte, vor den Kopf ...

Man hört es von enttäuschten Menschen häufiger, dass professionellen Helfern - auch Pfarrern und Ärzten ist das z. B. nicht unbekannt - vorgeworfen wird, sie würden den Hilfsbedürftigen nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Bitte: Es sind auch nur Menschen; sie üben einen verantwortungsvollen Beruf aus und brauchen gerade in diesem teilweise sicher auch sehr anstrengenden Job sowohl ihren Urlaub als auch ihre Freizeit.

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Elena
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:28

Hallo Joyce,
Joyce hat geschrieben:Was soll ich sagen, das Gespräch dauerte ca. 3 Minuten. Er bot mir keine Sitzung an, sondern meinte nur knapp, ich solle doch in eine Klinik gehen, wenn es mir nicht gut geht. Gleich danach fügte er hinzu, dass er nun auflegen muss, da er auch im Urlaub ist und keine Zeit mehr hat. Und weg war er.
Ja, was soll er denn sonst machen, wenn er in Urlaub ist. Ich finde es professionell, was er gemacht hat, er hat Dich an eine geeignete Stelle verwiesen.
Joyce hat geschrieben:Zum Beispiel über den Umstand, dass er meine 50 Euro immer gerne nahm, einmal wöchentlich, und das 4 Jahre hindurch, mir das Gefühl gab mich zu verstehen und für mich da zu sein, und jetzt wo ich nicht mehr mit Geldscheinen wedle, ich einfach nicht mehr existiere.
Es kommt halt darauf an, wie man selber die Therapie sieht. Ich für mich empfinde es nicht so, dass ich dorthin gehe, weil mich jemand versteht und für mich da ist, sondern ich gehe dorthin, weil ich etwas in meinem Leben ändern möchte und meine Therapeutin hilft mir dabei. Es ist doch nicht mehr als selbstverständlich, dass diese Hilfe entlohnt wird. Es ist ein helfender Beruf, bei dem scheinbar immer wieder von Patienten davon ausgegangen wird, dass er von Personen ausgeübt werden, die dies nur tun, weil sie Menschen unterstützen. Aber von irgendwas müssen sie schliesslich auch leben. Sicher würdest Du auch auf Deiner Arbeit sauer werden, wenn Du feststellst, dass Du von 40 Wochenstunden nur 20 bezahlt wirst.
Joyce hat geschrieben:Ich habe nun stark den Eindruck bekommen, dass Psychotherapeuten nur Seelenprostitution betreiben, auf Kosten psychisch Kranker, die niemanden haben im Leben, und die Therapie als Strohhalm des Überlebens benötigen.
Naja, ich finde, es steckt bei Therapeuten auf jeden Fall ein höherer Anspruch dahinter, als das, was Du beschreibst. Versuche doch mal hinter die Kulissen eines Therapeuten zu blicken, dann wirst Du sehen, dass sie sich durchaus Gedanken um ihre Patienten machen, alleine schon deshalb, da sie jede Sitzung protokollieren, Gutachten schreiben, Fallsupervisionen in Anspruch nehmen etc.
Joyce hat geschrieben:Wo ist der wahre soziale Gedanke beim Beruf eines Psychotherapeuten? Klar zählt die Berufsgruppe Psychotherapeut zu den Sozialberufen. Doch handelt es sich hierbei nicht um Asoziales versteckt hinter dem Scheinmantel des Sozialen?
Empfindest Du es als asozial, sich abzugrenzen, um sich selber zu schützen, damit man weiterhin diesen Beruf ausüben kannst. Hast Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet für jeden immer zur Stelle zu sein???

LG Elena

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Juline
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:33

Hallo Joyce!

Es fühlt sich sehr einsam an, wenn man deine Zeilen liest.
Ich find es gut, dass du den Mut aufgebracht hast (trotz Bedenken) und dich an jemanden / an deinen Ex-Therapeuten gewandt hast. Deine Annahme, dass man nur Reden darf, wenn man zahlt, ist aus dieser letzten Erfahrung sehr gut nachvollziehbar. Ich hätte das sicher auch als sehr niederschmetternd erlebt. Es ist, denk ich, als Therapeut auch schwer den Mittelweg zu finden. Einerseits Empathie zu zeigen, immer ein offenes Ohr zu haben und seine (Ex)Klienten aufzufangen, wenn es ihnen nicht gut geht; und andererseits aber den Beruf "Therapeut" eben 'nur' als Beruf auszuüben, klare Grenzen zu setzen - also auch sich selbst abzugrenzen. Das hat wohl in deiner letzten Situation dein Extherapeut auch gemacht - sich abgegrenzt. Weil auch er sein Privatleben führt, Urlaub benötigt und nicht Rund um die Uhr für seine (Ex)Klienten da sein kann. Versuch das, auch wenns sicher schwer fällt, aus dieser Perspektive zu sehen und empfinde sein Verhalten nicht gegen deine Person gerichtet...
Was ich jedoch für wirklich bedenklich halte ist, dass dir dein jetziger Therapeut keine Ersatztherapeuten-Adressen/Nummern gegeben hat. Meinst du, du kannst deinem Therapeuten eine Mail schreiben?
Es gibt auch Nummern (für Österreich und Deutschland), die man anrufen kann, wenn man keinen Ausweg mehr sieht... z.B. Telefonseelsorge - such mal im Internet über Google; die machen das anonym und auch !ohne Geld! zu verlangen.

Die Frage, ob Therapeuten immer nur dann zum Zuhören bereit sind und ihre Hilfe anbieten, wenn Sie auch Geld dafür bekommen, habe ich mir auch manchmal gestellt. Es ist oft schwer den Therapeuten lediglich als Dienstleister zu sehen. Therapie ist eben mehr (intimer, vertrauter) als ein Arztbesuch o.ä. - mir selbst fällt es oft schwer zu differenzieren: Immer wieder passiert es mir meine Therapeutin als engste Vertraute, Freundin, Familienangehörige, etc. zu sehen... Weil man es sich so sehr wünscht.. weil man dort endlich das bekommt, was man in seiner Kindheit/Familie schmerzlich vermisste.
Aber ich denke nicht, dass man es krass formulieren darf, wie du es hier nun gemacht hast. Ich denke, dass kein Therapeut auf lange Zeit seinen Beruf ausüben könnte, wenn er/sie es nur aufgrund der Kohle machen würde. Ich denke, dass vorallem ein großes Herz und die ehrliche Bereitschaft und Freude an der Arbeit mit Menschen diesen Beruf erst ausübbar macht.
Aber der bittere Beigeschmack bleibt sicher... Wenn ich kein Geld mehr habe, wird sich die Offenheit seitens des Therapeuten auch langsam schließen.
Ich sehe aber auch Vorteile am Bezahlen meiner Sitzungen. Meine Therapeutin ist eine große Vertrauensperson aber dennoch immer eine Außenstehende, d.h. dass ich von niemanden eine so ehrliche Meinung NUR MEINER SELBSTWILLEN erhalten werde, wie von ihr. Ich kann sie ohne großem Bedenken (da ich sie ja bezahlen) eine volle Stunde anjammern und alles los werden, ohne großartig Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nehmen zu müssen, da ich weiß, dass sie eine professionelle Ausbildung genossen hat um damit umzugehen. Ich muss mich nicht um ihr Privatleben kümmern. Freundschaften leben von Wechselseitigkeit, in der Therapie liegt der Fokus immer auf meiner Person und meinen Sorgen. Ich muss mich nicht vorher um ihre Bedürfnisse kümmern und ihre Gefühlslage vorher abchecken, bevor ich an der Reihe bin. Das klingt nun sehr abgebrüht... Ich lebe weder so meine Freundschaften noch gehe ich mit derartig konkreten Gedanken in eine Sitzung, aber wenn man sich diese Dinge genau überlegt, gibt es auch so einige Vorteile, die durch das Bezahlen entstehen können. Außerdem glaube ich auch, dass ich durch das Geld mit viel mehr Konzentration und Ehrgeiz an meine Persönlichkeitsarbeit ran gehe, als ohne.

Ich weiß nicht, ob ich dir damit helfen konnte... ich wünsche dir auf alle Fälle, dass du einen Weg findest, deine Sorgen los zu werden. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten im I-net; aber viel mehr würde ich dir wünschen, dass du bald wieder zu deinem Therapeuten Kontakt aufnehmen kannst - und vielleicht nimmst du dir aus dieser Zeit mit, dass du bei der nächsten längeren Therapiepause dir von deinem Therapeut vorher eine Alternativadresse geben lässt.

Gute Nacht
Juline

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Stöpsel
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:43

Hallo Joyce,

hm, kann es sein, dass Du Dich vor Enttäuschung und Frust da grade etwas reinsteigerst?
Wenn er, als Beispiel, schon Urlaub hat und vielleicht grad am packen und seine ganze Familie wartet drauf, dass er fertig wird und sie losfahren können, ist das doch verständlich, dass er Dich abwürgt? Kann tausend Erklärungen geben, Du weißt halt einfach nicht, was Sache ist. Klar wäre es schöner gwesen, wenn er Dir ein paar mehr Möglichkeiten hätte aufzeigen können, die Deine spezielle Situation berücksichtigen. Kann ja sein, daß er es unter anderen Umständen gemacht hätte. Aber das ist alles Spekulation.
Aber eh Du Deine Energie da hineininvestierst, hast Du denn für Dich nun ein paar Alternativen für Hilfe bekommen? Wann sind die Ärzte/Therapeuten denn alle zurück?
Alternativ könntest Du auch bei der TElefonseelsorge anrufen. Das ist da anonym und du siehst die Leute nicht, sie sehen Dich nicht, vielleicht nimmt Dir das die Angst.

Viele Grüße

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Joyce
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:56

Danke für eure Antworten!

Ich denke ihr versteht mich da ein wenig falsch.
Zum einen wusste ich gar nicht dass er Urlaub hat, hatte ja seit 1 Jahr keinen Kontakt mehr zu ihm.
Und natürlich steht jedem Urlaub zu, da bin ich die letzte die das nicht verstehen würde.
Des weiteren verstehe ich natürlich auch, dass er eine Klinik empfiehlt oder ähnliches. Diesen Rat habe ich mir im Übrigen auch zu Herzen genommen und bin danach in die Klinik gefahren. Ich wollte mir einfach diese Last von mir reden, und ich dachte, dass es da einen Menschen gibt der mich vielleicht versteht.
Aber um das geht es ja nicht.
Es geht um das Grundgefühl welches ich spüre.
Ich habe deutlich gespürt irgendwie, dass eben doch nicht der Mensch mit Charakter, Psyche, Seele, Gefühle an sich im Vordergrund steht, sondern es strikt nur ums Materielle geht.
Mir ist absolut klar, dass niemand auf dieser Welt etwas gratis macht, heutzutage muss man auf öffentlichen WC´s für einmal Notdurft 50 Cent zahlen, jeder will schließlich irgendwie überleben und schön leben, und Geld wächst nicht auf den Bäumen, das lernt man von der Wiege heraus. Ich verstehe vollkommen, dass jeder sich irgendwie seine Brötchen verdienen muss um sich das finanzielle Überleben zu sichern – und ich erwarte mir keine Gratisstunde oder sonstiges.

Ich verstehe auch vollkommen, dass ein Therapeut sich abgrenzen muss. Es ist schwer dass alles in Worte zu fassen, so dass man verstanden wird. Im normalen Leben überhaupt, aber auch hier in einem Forum bemerke ich dass gerade.
Ich vermisse irgendwie ein Mittelding zwischen Materiellem und Nicht-Materiellem. Versteht ihr?
Mir war bis dato auch absolut klar, dass das Therapeuten-Klienten Verhältnis ein rein geschäftliches ist. Ich hab nur in diesem Fall jetzt wirklich erkannt, dass die Empathie, und das Vertrauen, welches in einer Therapie eine Rolle spielt, wirklich nur Mittel zum Zweck in einer Therapie ist, nicht mehr und nicht weniger.

Vielleicht kommt jeder mal an dem Punkt an, wo man da draufkommt. Bei mir wars eben vorgestern so weit.

Und nein, für die 3 Minuten Telefonat hat er kein Geld verlangt - vielleicht sollte ich dankbar sein dafür.

lg

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Rote Zora
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:59

mal hypothetisch:
welche Reaktion hätte er unter Berücksichtigung all dieser Fakten zeigen müssen, damit du dich besser gefühlt hättest?

lg rZ

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candle
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Beitrag Do., 29.07.2010, 22:09

Wie war es denn in der Klinik?

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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schmetterling.1983
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Beitrag Do., 29.07.2010, 22:12

Sry für den kurzen einwurf...habe grad keine Energie für lange DInge mehr...
Joyce hat geschrieben:Es geht um das Grundgefühl welches ich spüre.
Kann ich nachvollziehen, wenn ich bei meiner alten Thera anrufen würde und Sie mir direkt sagen würde rufen Sie bei einer Klinik an ohne noch mal ein wenig Zeit zu investieren wäre ich auch überrascht, geschockt, verletzt, weil ich mich auch gut aufgehoben fühlte.
Wobei ich sagen muss, dass ich letztens 3 min. mit meiner Thera telefoniert habe und ich die Zeit als angemessen empfand,mich beruhigt fühlte, es kommt also sicher eher auf die Worte an.
Joyce hat geschrieben:Ich hab nur in diesem Fall jetzt wirklich erkannt, dass die Empathie, und das Vertrauen, welches in einer Therapie eine Rolle spielt, wirklich nur Mittel zum Zweck in einer Therapie ist,
Was war ist, aber, nicht bedeutet, dass er dich nicht mag.
Sicher war er auch total überrascht, dass du angerufen hast, denn es ist ja schon eine Weile her, dass ihr euch gehört/-sehen habt. Ich kann mir gut vorstellen, dass er in einer anderen Situation hätte angemessener reagieren können.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Stöpsel
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Beitrag Do., 29.07.2010, 22:18

Hallo Joyce,

nein, ich versteh Dich wirklich nicht so richtig.
Auf all diese Gedanken bist DU doch erst gekommen, weil er Dich am Telefon so abgewürgt hat, oder? Und ihm das vorwerfen könntest Du nur, wenn Du kein Verständnis dafür hättest, daß er Urlaub braucht und daß seine private Situation jetzt eben keine Zeit läßt, um ausführlicher zu reden. Ersteres hast Du explizit geschrieben, daß Du es verstehst, hängts daran, daß Du meinst, er soll alles private liegen lassen, um Dir zu helfen?
Und dann redest Du vom MAteriellen. Aber es ging doch gar nicht ums MAterielle, sondern darum, ob er sich Zeit für Dich nimmt oder nicht. Die Zeit nimmt er sich doch nicht deswegen nicht, weil Du ihn nicht bezahlst, sondern weil er in Urlaub will.

Aber dann frage ich mal anders rum, vielleicht trägt das ja zum Verständnis bei: Wie hätte er sich denn verhalten müssen, damit Du nicht so unzufrieden bist?

Viele Grüße

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lostmind
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Beiträge: 12

Beitrag Do., 29.07.2010, 22:45

Hey Joyce!

Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Habe schon einmal eine ähnliche Erfahrung gemacht und mich alleine gelassen gefühlt.
Kann es sein, dass dir der Ton, mit dem er mit dir gesprochen hat, nicht gut getan hat? Die Empathie, die er dir sonst in den Therapiesitzungen entgegengebracht hat, war nicht mehr da. Er war kurz angebunden, vielleicht grade auf dem Sprung, wer weiß.. bestimmt wollte er nicht das Gefühl in dir auslösen, das du gerade erlebst. Meine Thera meinte mal so nett, dass Therapeuten auch sehr fehlbare Menschen sind...
Aber gerade in dieser schwierigen Situation hättest du Zuspruch und ein paar nette Worte gebraucht. Und wenn er nur nett gesagt hätte, dass er leider im Moment nicht für dich zur Verfügung stehen kann, aber dass er dir die und die Stelle empfiehlt und hofft, dass es dir bald besser geht... Ich verstehe, dass man grad in solchen Situationen nette Worte und Zuspruch braucht, und nicht noch „eins drauf“.

Ich wünsche dir, dass es dir bald besser geht..

Alles Liebe, lostmind
Ein Krieger des Lichts weiß, dass in der Stille seines Herzens eine Ordnung liegt, die ihm den Weg weist.

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Carla1
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Beiträge: 475

Beitrag Do., 29.07.2010, 23:27

Hallo Joyce,

also ich kann dich gut verstehen. Ich wäre auch sehr enttäuscht gewesen, wenn mich ein Ex-Thera so behandelt hätte - vor allem wenn es einer gewesen wäre, von dem ich während der Therapie einen guten Eindruck gehabt hätte! Selbst in einem 3-Minuten-Telefonat kann man einfühlsamer sein. Und wenn er in dem Moment wirklich nicht mehr Zeit hatte und keine Möglichkeit hatte, dir in absehbarer Zeit einen normalen Termin anzubieten, hätte er dir IMHO wenigstens einen Zeitpunkt für ein 15-Minuten-Telefonat anbieten können - Urlaub hin oder her. Ich denke, das kann man von jemandem erwarten, dem man bereits um die 10.000 € (hab nachgerechnet) fürs Zuhören gezahlt hat.

Nun ja, ich komme mit diesem materialistischen Denken auch nicht klar. Das wäre definitv nichts für mich

Alles Gute!
Carla

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Innere_Freiheit
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Beiträge: 845

Beitrag Do., 29.07.2010, 23:50

Hallo,

ich glaube nicht, dass man einen Therapeuten für's Zuhören bezahlt....

Ich glaube, dass ein Therapeut dafür Geld bekommt, dass er seine Fähigkeiten und seine Fachkenntnis dafür einsetzt, dass der Klient sich weiter entwickeln kann.

Bei vielen gängigen Therapiemethoden ist es so, dass der Therapeut sich mit seiner Empathie um das innere Kind des Klienten kümmert....
Wenn aber jemanden seinen Ex-Therapeuten anruft - und dazu noch in dessen Urlaub, dass ist es nun mal kein Gespräche zwischen erwachsenem Therapeuten und kindlichen Klienten, sondern ein Gespräch zwischen zwei gleichwertigen Erwachsenen.....
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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