Berührungen durch den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Xanny
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Berührungen durch den Therapeuten

Beitrag So., 20.06.2010, 15:01

Liebes Forum,

seit meiner letzten Sitzung gehen mir so einige Dinge im Kopf herum. Mein Therapeut möchte an mir einen neuen Dissoziationsstop probieren, den er grad auf einer Fortbildung kennengelernt hat. DAzu müsste er mir sehr nahe kommen und mich berühren.

Er hat mir das in Ruhe erklärt und mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, dass er mich an der Schulter berührt und meinen Arm hält. Ich habe total mit Angst reagiert, denn ich kann mir das gar nicht vorstellen.

Ich vertraue meinem Therapeuten schon, aber ich bin auch immer dankbar für die Distanz, die zwischen uns herrscht. Ich weiß nun nicht, ob ich mich darauf einlassen soll, wenn ich zugleich totale Angst davor habe?
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Elle
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Beitrag So., 20.06.2010, 15:09

Vielleicht kann er seine neue Technik an einem anderen Patienten ausprobieren und nicht gerade an Dir. Wenn Dir nicht wohl damit ist, dann solltest Du dem auch nicht zustimmen, denke ich.

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Xanny
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Beitrag So., 20.06.2010, 15:13

Das sehe ich ja auch so. Allerdings sagte er mir, er habe bei der Fortbildung gleich an mich denken müssen. Ich fühle mich allerdings ein wenig wie ein Versuchskanninchen.
Dazu muss ich sagen, es wird mir auch schon zuviel, wenn er mit seinem Stuhl zu nahe an mich heranrückt. Er wollte sich einmal neben mich setzten und das ging gehörig in die Hose, deshalb kann ich es mir auch gar nicht vorstellen, dass er mich anfasst, also im therapeutischen Sinne.

Hat vielleicht hier jemand Erfahrungen damit gemacht?

Ich will ja auch nichts ablehnen, was vielleicht wirklich gut hilft? *grübel
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carö
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Beitrag So., 20.06.2010, 15:47

hallo xanny,
Allerdings sagte er mir, er habe bei der Fortbildung gleich an mich denken müssen.
ich nehme an, weil du unter dissoziationen leidest und er dir damit helfen will.

gleichzeitig können dissoziationen ja auch wieder ausgelöst werde durch hohen stress etc... (auch jetzt nur eine annahme, bin nur ein laie). d.h. wenn es dir so unangenehm ist, dich berühren zu lassen, sollte man das unbedingt mitbedenken, nicht das du noch mit panik etc. auf die berührung reagierst. das wäre ja kontraproduktiv.

auch den gedanken, sein versuchskaninchen zu sein, solltest du bzw. ihr gemeinsam ernstnehmen.

ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas gut wirkt, wenn es auf soviel inneren widerstand stößt.... aber es kann sich ja noch dahin entwickeln, dass du derartige berührungen auch zulassen kannst und sie dann auch hilfreich sind. das sollte nur nicht übers knie gebrochen werden, denk ich. am besten ihr redet da ganz ausführlich drüber, wie es dir damit geht.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Xanny
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Beitrag So., 20.06.2010, 15:50

DAnke für Deine Antwort.
Also, wenn es nach mir geht, dann würde ich das gerne erstmal beiseite schieben. Habe aber auch das Gefühl, ihm einen Gefallen tun zu müssen, also in dem Sinne, das ich das annehme, was er mir gutes tun möchte. Falls das verständlich ist.

Berührungen im Allgemeinen können bei mir schon viel auslösen, deshalb möchte mein Therapeut das auch mit mir üben und nicht einfach so anwenden, weil ich eben schnell dissoziiere.

Ich bin da hin- und hergerissen. Vielleicht hilft es ja wirklich, aber bei mir ist leider die Angst noch übermächtig da. Und ich denke, wenn ich da nicht wirklich hinterstehe, kann es auch böse nach hinten losgehen.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 20.06.2010, 15:54

Hm, ich kann mir nicht vorstellen, wieso dich der Therapeut dazu berühren muss. Schliesslich musst du das ganze später ja auch alleine machen, wenn du eine Disso stoppen willst. Und wenn es irgendeine körperliche Übung beinhaltet kann er sie ja auch vorführen bis du sie korrekt nachmachen kannst.

Er hat dich gefragt, fragen darf man immer, du willst nicht, als sagst du ihm das und die Sache ist gegessen.

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visual_quicksteps
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Beitrag So., 20.06.2010, 18:05

Hallo Xanny,

ich schliesse mich der Meinung münchnerkindl's an.

Viele Grüße
visual_quicksteps

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bluna
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Beiträge: 207

Beitrag So., 20.06.2010, 18:37

Hallo!

Darf ich fragen wie diese Methode genannt wird, die Dein Thera an dir Ausprobieren möchte?
Ich finde es aber gut, das er Dich wenigstens vorher fragt und es nicht einfach macht.
Wenns Dir unangenehm ist, sag Ihn das ruhig, viell. könnte Ihr ja auch an diesem Thema erstmal arbeiten(Körperkontakt allgemein).
Ich bin der Meinung das niemand seinem Therapeuten einen gefallen tun muss, besonders dann wenn man nicht dazu bereit ist.
Ich seh das auch so wie Carö.

Gruße, Bluna

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TimpeTe
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Beitrag So., 20.06.2010, 20:52

Hallo xani

Ich habe mir während sehr langer Zeit nicht vorstellen können, mich von meinem Th. berühren zu lassen. Und dass man mit Berührung eine Dissoziation verhindern kann, wenn soviel Abwehr vorhanden ist, kann ich mir noch weniger vorstellen.
Ich bin während Jahren in einem Abstand von gut vier Meter Entfernung zu meinem Th.gesessen um ja nicht „wegzutreten“.
M.E. ist es sogar gefährlich zu viel Nähe zu erzwingen. Ich bin dann jeweils so heftig weggetreten, dass ich für längere Zeit völlig „weg“ war. Das waren keine harmlosen Situationen.
Du schuldest ihm überhaupt nichts. Er aber schuldet dir, deine Grenzen zu respektieren.
Ich möchte dir raten, auf deine innere Stimme zu hören und dich zu nichts überreden zu lassen, was dir nicht gut tut.
Ich bin sicher, er wird deine Bedenken verstehen.

Lg. medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)


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Beitrag So., 20.06.2010, 21:21

Hallo Xanny

Hör auf dein Gefühl. Mehr kann ich dazu nicht empfehlen.
Dein Gefühl, dass dir nicht wohl ist, sollte dich leiten

Rosenrot

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Xanny
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Beitrag So., 20.06.2010, 21:41

DAnke für Eure Antworten.
Wie sich die Methode nennt ist mir leider nicht bekannt. Aber Eure Meinungen haben mich bestärkt, nur das zuzulassen, was sich für mich auch wirklich gut anfühlt.

Er hatte mich gefragt und wollte das gerne vorher mit mir üben, das sich anfassen lassen, eben damit es nicht zu ungewollten Reaktionen kommt. Mein Therapeut ist da schon sehr vorsichtig mit mir.

Ich hatte es in der Sitzung halt erstmal abgelehnt und er wollte es in der nächsten nochmal ansprechen. Ich kann es mir aber überhaupt nicht vorstellen, als er mir das erklärte, habe ich auch sofort mit Panik reagiert. Das konnten wir dann auch gleich so besprechen, er zwingt mich also zu nichts.

Aber vielen Dank für Eure Einschätzungen.
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meeresrauschen
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 11:52

Hallo Xanny, ich habe deinen Thread gerade erst gelesen. Also erst einmal musst du ihm gar keinen Gefallen tun. Ich kenne es aus meiner eigenen Therapie auch, dass er etwas vorschlägt, was ich nicht machen/zulassen will. Dann reden wir eben darüber und schauen, ob sich das auflösen lässt. Wenn nicht, ist es für ihn auch OK und er gibt mir die Zeit. Allerdings kommt es bei mir dann im nachhinein öfter vor, dass ich mich ärgere, nicht was neues ausprobiert zu haben. In der Folgestunde ist die "ideale Gelegenheit" dafür dann aber schon vorbei. Manches wird durchs drüber reden für mich bedrohlicher, als wenn wir es ausprobieren und ich dann merke, wie tragfähig die Beziehung ist und wie stark er den Rahmen hält.

Wie auch die anderen schon geschrieben haben: Bleib bei dir und achte gut auf deine Grenzen und Gefühle. Eine Intervention bringt nur dann einen wirklichen Erfolg, wenn deine innere Einstellung bejahend ist.

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Xanny
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 12:12

Hallo meeresrauschen,

danke für Deine Antwort.
Genau da liegt ja auch mein Problem, ich will mir hinterher nicht sagen, hätte ich es doch mal ausprobiert.
Fakt ist, das ich, als wir darüber sprachen dann total weg war. Ich hatte mich da angstmäßig so festgefahren, dass er erstmal gar nicht mehr zu mir durchdringen konnte. Ich habe zwar gesehen, das er mit mir gesprochen hat, aber seine Worte gar nicht vernommen.

Ich habe ja schon einiges an Dissoziationsstopps versucht. Manches hilft auch ganz gut. Meistens wirft mir der Therapeut seinen Kuli quer durch den Raum und sagt mir, ich solle fangen und möglichst hoch zurückwerfen. Manchmal muss ich auch aufstehen, auf den Boden stampfen...beides Möglichkeiten, die mitunter ganz gut helfen. Zumindest nach einiger Zeit, zuerst lasse ich diesen blöden Kuli quer durch den Raum fallen und muss mich ständig bücken um ihn aufzuheben. Ich frage mich, warum nun diese neuerliche Technik, wo mein Therapeut ganz genau weiß, dass mich Berührungen total triggern und mich erst recht wegtreten lassen...

Vielleicht bin ich mal mutig und probiere es im "normalen" Zustand aus. Aber wenns dann nicht geht, dann lass ich es lieber.

Sein Versuch, sich mal neben mich zu setzen und mir die Hand zu halten, um mir Nähe und Trost zu signalisieren ging jedenfalls gehörig daneben, mir brach die totale Panik aus.

Ich weiß, er meint es gut und macht sich Gedanken, wie er mir in solchen Momenten helfen kann. Und ich weiß auch, dass er von mir nichts erwartet, aber vielleicht wird er enttäuscht sein, wenn ich es nicht mal versuchen will.
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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 12:36

Xanny, das läuft euch doch nicht weg, oder? Der Thera hat dir einen Vorschlag gemacht, und wenn du dich jetzt dagegen entscheidest, muss diese Entscheidung ja nicht auf immer und ewig so bleiben. Ich würde mir da jetzt gar keinen Druck machen, sondern den Vorschlag des Threapeuten einfach als Möglichkeit "für irgendwann" im Hinterkopf ruhen lassen. Sei dir gewiss, deine Seele arbeitet damit, auch wenn dein Kopf es nicht tut. Vielleicht bist du eines Tages soweit, dass es sich für dich probierenswert anfühlt, und wenn nicht, ist es auch deine Entscheidung.

Ich habe schon die Erfahrung gemacht, in der Dissoziation die Hand der Therapeutin zu spüren. Dabei war das aber gar nicht vorher vereinbart, sondern es ging in der Situation von mir aus. Es war ein ganz plötzliches Bedürfnis von mir. Obwohl ich in solchen Situationen normalerweise vollständig erstarrt bin, schaffte ich es damals mit Mühe und Not, meine Hand wenige Zentimeter in Richtung Thera zu strecken. Sie hat spontan und feinfühlig darauf reagiert und mir ihre Hand angeboten. Das Wichtige war, dass die Kontrolle in jedem Moment bei mir lag und sie meine Hand auch nicht festgehalten hat, als ich sie wieder wegziehen wollte.

Vielleicht geschieht es bei dir ja auch einmal inmitten einer Dissoziation, dass du auf einmal merkst, eine Berührung könnte jetzt helfen. Ich weiß nicht, inwieweit du in der Disso noch in der Lage bist, klar zu denken oder dich zu bewegen. Eine Idee wäre, dass du mit deinem Thera ein kleines, aber eindeutiges Signal vereinbarst, mit dem du dann zeigen kannst: "Jetzt". Es sollte aber ganz klar abgesprochen sein, was er dann tut und wie du "Stopp" signalsieren kannst, wenn es dir zu viel wird.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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meeresrauschen
sporadischer Gast
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 12:41

Hallo Xanny, er bietet dir eine Intervention an und es liegt an dir, ob du dich darauf einlassen willst oder nicht. Kann sein, dass er enttäuscht ist, wenn er eine so tolle neue Methode gelernt hat und meint, diese würde bei dir total gut helfen - und du lehnst sie ab. Schließlich weiß er aber sicher auch, dass es nichts bringen würde, wenn du dann abbiegst und nur durch das Zulassen eine längere Aufarbeitungsphase notwendig wird.

Wenn du es "im Normalzustand" mal probieren willst, schlag ihm das doch einfach mal vor. Meiner Erfahrung nach hilft eine Intervention jedoch nur dann wirklich gut, wenn sie in der Real-Situation eingesetzt wird - nicht einfach so mal zur Probe.

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