Bin meinem Therapeuten zu nahe getreten...

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Polarsternin
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Bin meinem Therapeuten zu nahe getreten...

Beitrag Mo., 28.01.2008, 13:24

Guten Tag, liebe Foris,
ist es euch eigentlich schon mal passiert, dass ihr eure/n TherapeutIn persönliche Fragen gestellt habt?
Mir ist das heute passiert, weil es mir raus gerutsch ist. Und mir ist das so peinlich. Ich meine, ich bemühe mich total, meine Fragen für mich zu behalten. Das gelingt mir oft, aber nicht immer. Und bisher hat mein Therap. auch immer gut darauf reagiert, wenn es mir mal nicht gelungen ist. Aber heute war ich heftig mit meiner Frage. Ich hatte ihm eine politische Frage gestellt. Sie kam einfach so aus mir heraus. Ich schäme mich und am liebsten möchte ich mich vergraben, mich einbuddeln, mich weg von der Oberfläche begeben, wie die Maulwürfe das tun.

Mir geht es ziemlich mies damit und empfinde jetzt Hassgefühle gegen mich selbst, Hass weil ich nicht fähig war, mich zu beherrschen. Mir ist so schrecklich zum Heulen zumute.

Innerhalb der Stunde arbeitete es in mir, obwohl ein anderes Thema gerade dran war. Trotzdem beschäftigte ich mich im Stillen mit der Frage, warum ich mich überhaupt mit ihm beschäftige und weshalb schaffte ich es nicht, meine Frage für mich zu behalten? Ich fand eine Antwort, die mir auch sehr plausible erschien. Bitte lacht mich jetzt nicht aus: Er ist für mich irgendwie Vorbild und es hat mich einfach interessiert, wie er mit gesellschaftlichen Problemen und mit sozialer Ungerechtigkeit umgeht. Generell stelle ich mir oft Fragen, wie er mit gewissen Schwierigkeiten fertig werden würde, weil es mir dazu immer an Vorbildern gefehlt hat.
Ich kriege oftmals in der zwischenmenschlichen Kommunikation die einfachsten Dinge nicht hin, weil ich sie nie gelernt habe aber ich möchte anders handeln können, als z.B. meine Eltern und kann es oftmals nicht, weil ich nicht weiß, wie das geht.. Auch wenn man erwachsen ist, heißt das aber nicht, dass man frei ist zu handeln. Ich habe mir von meinen Eltern leider nie viel abgucken können. Um mir selbst ein Vorbild zu sein, muss ich ja erst einmal wissen, wie eine Handlung umzusetzen geht. Und so stelle ich mir oft meinen Therapeuten vor wie er das denn machen würde.

Mittendrin in der Stunde teilte ich ihm kurz meine Beweggründe mit, weshalb ich diese Frage so laut gestellt habe aber erleichtert war ich trotzdem nicht.
Aber das mit dem Vorbild, das habe ich ihm nicht gesagt. ich möchte jetzt einfach nur akzeptieren, dass diese Blamage passiert ist, und ich das nicht mehr rückgängig machen kann. Vielleicht hegt er jetzt eine Abneigung gegen mich.

LG, Polarsternin

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 13:50

Also ich finde die Frage "wie gehen sie mit der Tatsache daß es gesellschaftliche Probleme und Ungerechtigkeit gibt um" weder privat noch peinlich.

Weil man muss ja irgendwie damit umgehen. Die einen fangen an Ausländer zusammenzuschlagen und NPD zu wählen um ihre emotionalen Probleme damit zu bewältigen, andere treten eine Hilfsorganisation bei, andere Menschen beschliessen das Thema komplett zu ignorieren und so zu tun als gäbe es das alles nicht.

Von daher wenn Du ein Problem mit dem Thema hast und einen persönlichen Weg suchst damit umzugehen und Du einfach hören möchtest was andere Menschen so an Strategien und Wegen gefunden haben, was soll da ein Problem sein?

Wenns dem Therapeuten zu privat wird dann wird er Dir das schon sagen können.
Du hast ihn immerhin nicht gefragt wie oft und in welcher Stellung er Sex mit seiner Frau hat und ob er nebenher fremdgeht.

Liebe Grüsse,

Petra

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Polarsternin
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 14:11

hallo petra,
danke für deine antwort. so
Also ich finde die Frage "wie gehen sie mit der Tatsache daß es gesellschaftliche Probleme und Ungerechtigkeit gibt um"
so elegant habe ich die Frage ja gar nicht gestellt. Ich habe gefragt, welche Partei er wählen würde, wenn wir Wahlen hätten. In Niedersachsen und in Hessen ist gestern gewählt worden.
Von daher wenn Du ein Problem mit dem Thema hast und einen persönlichen Weg suchst damit umzugehen und Du einfach hören möchtest was andere Menschen so an Strategien und Wegen gefunden haben, was soll da ein Problem sein?
Ja, das sind meine Beweggründe. Ich suche Wege und neue Strategien mit bestimmten Schwierigkeiten umzugehen. da ich so viel von ihm halte, ist er irgendwie so etwas wie Vorbild.
Du hast ihn immerhin nicht gefragt wie oft und in welcher Stellung er Sex mit seiner Frau hat und ob er nebenher fremdgeht.
Nein, das nicht , aber ich habe mich schon oft gefragt, wie er als Partner sich macht... . Wie er als Vater mit einem Kind umgehen würde, das eben Probleme macht und nicht so wird, wie er es gerne hätte? Wie geduldig reagiert er auf Situationen, die nicht seinen Vorstellungen entsprechen würden? Aber das alles habe ich noch nicht gefragt. Aber ich stelle mir schon oft die Frage, ob er ein eifersüchtiger Ehemann wäre. Das darf mir um Himmelswillen niemals raus rutschen. Aber es beschäftigt mich ganz stark. Wieviele Freiheiten er der Partnerschaft lässt? Ich stelle mir innerlich alle diese Fragen, mit denen meine Eltern so große Probleme hatten. Meine Eltern lebten bis zum Tode meines Vaters in einer Dauerehekrise und das hatte die Konsequenz, dass ich nicht weiß, wie man eine konstruktive Partnerschaft führt, konstruktiv Partnerschaftskonflikte löst, und ich unbewußt den Weg der Partnerlosigkeit gewählt habe. Ich weiß nicht, wie man Machtkämpfen konstruktiv entgegenwirken kann, und ich fliehe oft, um mich nicht so wie meine Eltern zu verhalten, die immer gewinnen mussten und nie nachgeben konnten. oder ich stelle mich total ungeschickt an, wenn ich mit Machtkämpfen konftrontiert werde. Ich möchte wissen, wie er damit umgeht?
Was hat er für eine politische Sicht? Meine Eltern waren total konservativ. Ich unterdrücke innerlich ganz oft diese vielen Fragen und ich schaffe es nicht, diese Fragerei abzustellen und irgendwann kommen die dann raus, indem ich sie wie ein Kind ausplappere.
Aber ich habe mich schon wirklich im Stillen gefragt , wie er im Bett ist??? Mein Vater legte auf Sex großen Wert und möchte wissen, wie andere Väter sind.

LG, Polarsternin
Zuletzt geändert von Polarsternin am Mo., 28.01.2008, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Tamara31
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 14:18

Ich seh keinerlei Sinn darin, dass Du Dir diese Fragen verkneifst.

Ich mein, Therapie bedeutet doch, das auszusprechen, was einen bewegt, auch und gerade im Zwischenmenschlichen. Es ist seine Aufgabe, dann daraus für Dich Sinnbringendes und Hilfreiches zu machen.

lg
Tamara
Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
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Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

(I.Bachmann)

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Träumerin3
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 14:26

Liebe Polarsternin,

machst Du auch eine Psychoanalyse? Ich habe einiges darüber gelesen, dass Privates über den Therapeuten/die Therapeutin in der Analyse aus Gründen, die das Verfahren der PA betreffen, mehr oder weniger strikt nichts zu suchen hat. Ich glaube, einige AnalytikerInnen gehen lockerer damit um als andere, nach dem was ich hier im Forum schon gelesen habe, je nachdem, welcher "Schule" sie angehören denke ich. Ich schlage mich auch oft damit herum, ob ich nun eine bestimmte Frage stellen kann/soll oder lieber nicht? Und fühle mich dann oft schuldig und aufdringlich, wenn ich es in ganz seltenen Fällen doch mal wage. Meine Analytikerin hat mal gesagt, fragen dürfen Sie alles Nur ob sie die Fragen dann beantwortet... Meistens antwortet sie recht knapp, sie hat aber auch schon mal von sich aus was erwähnt, das freut mich dann immer sehr. Manchmal analysieren wir eher, warum ich bestimmte Dinge wissen möchte. Also diese sehr privaten Fragen, die Du insgeheim für Dich Deinem Therapeuten stellst, habe ich in ähnlicher Form auch schon im Kopf gehabt was meine Therapeutin angeht. Aber irgendwo ist für mich auch eine Grenze, bestimmte Fragen würde ich wirklich nie stellen. Andere evtl. schon irgendwann. Aber ich finde es gut, dass Du darüber reflektierst, warum Dich bestimmte Dinge interessieren. Evtl. wäre es ja eine Möglichkeit, darüber mit Deinem Therapeuten zu sprechen (also vielleicht nicht gerade die Frage, wie er als Liebhaber ist...

Liebe Grüße
Träumerin3

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Träumerin3
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 14:29

P.S.
Wie hat er denn eigentlich auf Deine Frage reagiert - würde mich mal interessieren.

Viele Grüße
Träumerin3

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thorn
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 14:30

Boah Polarsternin,

du machst dich selbst dermaßen fertig, weil du eine Frage gestellt hast?? Au weia ...

Du erkennst doch selbst deine Beweggründe ganz gut, die mit deinem Thera im Grunde gar nicht so viel zu tun haben, sondern mit dir und deiner Geschichte. Denkst du nicht, dass es dir nur nützen kann, diese Fragen zu stellen und gemeinsam mit deinem Thera zu gucken, was du für dich daraus/damit machen kannst? Wofür soll denn diese massive Selbstbeherrschung gut sein? Sagt es irgendwas wahnsinnig Negatives über dich aus, wenn du dich "verplapperst"? Warum "darfst" du diese Fragen nicht stellen?

Diese Sache mit dem Vorbild kenn ich übrigens gut - ich hab meiner Thera oft bestimmte Fragen gestellt, und mir war lange Zeit gar nicht klar, warum ich fragte. Sie hat aber die Bälle immer wieder so zurückgespielt, dass ich's irgendwann begriffen habe. Das war mir dann übrigens schon auch ein bisschen peinlich - zu merken, dass sie meine Motive (und damit meine Unsicherheit) früher erkannt hatte als ich selbst ... Aber gleichzeitig hat mir das auch geholfen, ihr noch mehr zu vertrauen und mir selbst gegenüber gelassener zu werden. So schrecklich ist Unsicherheit nun auch wieder nicht

Wie hat dein Thera auf deine Frage heute eigentlich reagiert?

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stern
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 14:31

Aber heute war ich heftig mit meiner Frage. Ich hatte ihm eine politische Frage gestellt. Sie kam einfach so aus mir heraus. Ich schäme mich und am liebsten möchte ich mich vergraben, mich einbuddeln, mich weg von der Oberfläche begeben, wie die Maulwürfe das tun.

Mir geht es ziemlich mies damit und empfinde jetzt Hassgefühle gegen mich selbst, Hass weil ich nicht fähig war, mich zu beherrschen. Mir ist so schrecklich zum Heulen zumute.
Was mir noch nicht so deutlich wird: Warum ist dir das so peinlich/unangenehm? Persönlich finde ich eine eine solche Frage legitim... vermute bestenfalls, ein Therapeut wird sich nicht zu einem Statement zu seiner ureigenen politischen Gesinnung hinreißen lassen. Sondern er den Hintergrund deiner Frage herausfiltern, warum dich das so beschäftigt... und ggf. mögliche Sichtweise mit dir erörtern.
Ich fand eine Antwort, die mir auch sehr plausible erschien. Bitte lacht mich jetzt nicht aus: Er ist für mich irgendwie Vorbild und es hat mich einfach interessiert, wie er mit gesellschaftlichen Problemen und mit sozialer Ungerechtigkeit umgeht.
Finde ich legitim. Hast du Schwierigkeiten, mit gesellschaftlichen Problemen und sozialer Ungerechtigkeit umzugehen? Magst du sagen, was er geantwortet hat?
Und so stelle ich mir oft meinen Therapeuten vor wie er das denn machen würde.
Mach ich manchmal auch... jedoch in etwas abgewandelter Form, wenn ich selbst mit meinem Latein am Ende bin, sprich: Ich frage mich dann, was ich vermute, dass er mir raten würde.

Und ich sehe es auch so: Ein Therapeut kann sich i.d.R. von privaten Fragenstellungen abgrenzen à la: Fragen kann man alles, aber ob es eine Antwort darauf gibt...

Und wenn mich etwas massiv beschäftigt, ist mir als Patient schon wichtig, dass darauf eingegangen wird... denn ein Hinweis darauf, dass es "wichtig" sein könnte, ist bereits die Tatsache, DASS es mich massiv beschäftigt. Jo, und in dem Gespräch kriegt man vielleicht auch den Hintergrund heraus, warum es mich so beschäftigt/warum es mir wichtig ist. Und dieser Hintergrund muss nicht zwingend mit der Person des Therapeuten zu tun haben. Deinen Hintergrund hast du schon schön herausgearbeitet hast. Und btw.: Ich finde es nicht peinlich, Vorbilder zu haben.

Und wenn bspw. die Frage lauten würde
ob er nebenher fremdgeht.
So könnte z.B. dahinter stecken, dass dem Patienten die Werte Treue und Ehrlichkeit wichtig sind, so dass man diese Werte diskutieren könnte. Oder der Patient ist selbst fremdgegangen und braucht Hilfe, wie er damit umgehen kann... z.B. weil der Patient Schuldgefühle hat. Will heißen: Solche (ggf. vermeintlich) privaten Fragestellungen kann man auch bearbeiten ohne den Therapeuten in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken - wie es ja auch üblicherweise in einer Therapie gehandhabt wird.

EDIT: Ich sehe, es sind gerade Beiträge hinzugekommen, die ich noch nicht gelesen habe.
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Polarsternin
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 18:22

Danke euch allen. Es hat mich schon viel Mut gekostet, das Thema hierrein zu posten. ich wollte meinen Therapeuten erst anrufen, dazu habe ich aber kein Selbstbewußtsein gerade. Außerdem wird ja erwartet, dass man bis zur nä. Stunde aushalten kann. Und das gerade schaffe ich nicht immer. Ihr habt mir schon etwas weiter geholfen, z.B. zu erkennen, dass diese Fragerei einen Grund hat. Mir ist schon klar, dass man Theras keine privaten Fragen stellen darf, oder man darf schon, aber eine Antwort darf man nicht erwarten. Deshalb kämpfe ich ja so dagegen an. Er weiß ja, dass ich Vorbilder suche, aber er weiß nicht, dass er es ist. Wie gehen andere Menschen aus meinem Umfeld z.B. mit Machtkämpfen um? Indem sie sich auf diese Kämpfe einlassen. Das sind für mich aber keine Vorbilder.

Ich hatte im vergangenen Sommer meinem Therapeuten jede Menge Fragen gestellt, als ich Risperdal geschluckt hatte. Meine Ängste waren vorübergehend weg, und ich habe einfach darauf los gefragt. Ich fand es so toll von ihm, dass er mich nicht an die Wand geklatscht hat, sondern er gelassen damit umgegangen ist. Ich konnte Vertrauen entwickeln und hatte mir gesagt, wenn mal die eine oder andere Frage wieder rausspringen sollte, muss ich mir keine Sorgen machen, dass er mich ablehnen wird. Das gab mir echt Vertrauen. Es waren zwar keine intimen Fragen aber trotzdem. Selbst bei weniger diskreten Fragen bin ich sonst gehemmt, diese zu stellen. Ich habe mich sonst voll im Griff, diese zu verschweigen. Nur manchmal nicht, so wie heute. Seine Antwort: Das ist eine Sache, die Sie nichts angeht, oder so ähnlich war seine verbale Reaktion. Das ist normal nicht seine Art so zu reagieren und denke, dass ich einfach zu weit gegangen bin. ich schäme mich, und fühle mich so beschissen dabei, jetzt nochmal wo ich darüber schreibe. warum hat er so reagiert, fragte ich mich auch in der Stunde? Natürlich gab ich mir dann die Antwort, dass er etwas gegen mich hat, die Nase voll von mir hat, etc. . Ich weiß, dass das kindisch ist, aber ich habe das so gefühlt, und fühle es noch. Habe mich diesmal an die Wand geklatscht gefühlt und werde nie wieder jemals eine Frage formulieren. Fragen zu stellen bedeutet für mich, wie gesagt, auch Vertrauen zu haben. ich hatte Vertrauen, dass er damit richtig umgehen wird. SO wie sonst, wenn er der Frage mit einem Lächeln und mit einem Schweigen ausgewichen ist. Und manchmal hat er mir auch geantwortet. Und in beiden Fällen war ich dankbar über seine Reaktion, weil es sehr schwer für mich ist, mich überhaupt zu öffnen und trotzdem Mut fand, es zu tun..

Dass mich meine Eltern beschäftigen und ich ihn mit meinen Eltern vergleiche, habe ich nie zum Thema gemacht. Das habe ich im Stillen so für mich behalten. Es ist mir peinlich über ihn zu sprechen. Aber es ist mir auch peinlich, über meine Eltern zu sprechen. ich spreche dann über Stellvertreter.

LG, Polarsternin

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 18:34

Ich glaube ich würde die Therapie beenden wenn sich mein Thera als Fan von Stoiber und Konsorten outet

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today
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 19:22

Das ist eine Sache, die Sie nichts angeht
denke, dass ich einfach zu weit gegangen bin
Was fühlst du denn gegenüber einer Person, der DU sagst, das ist eine Sache, die sie nichts angeht (weil sie dich was fragt, was du nicht gefragt werden willst)?

Fühlst du, dass du diese impertinente Person nie nie nie nie wieder sehen willst, weil sie von Grund auf boshaft, gemein, hinterhältig, unsensibel, strohdoof, zum sich Übergeben ist?

"Das geht Sie nichts an" hab ich auch schon zu meinem Therapeuten gesagt.
Er hats hervorragend überlebt.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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blumenstrauss
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 19:46

Hallo polarsternin!

Was du erlebst, ist völlig normal. Du hast es für dich ja schon super analysiert: du suchst nach Vorbildern, nach einer Vaterfigur, weil du keine (positive) hattest. Und da bietet sich dein Therapeut natürlich an. Und ihm ist das auch bewusst.
Nur will er halt nicht, dass du ihn kopierst, sondern dass du langsam zu deiner eigenen Meinung kommst, dass du deine eigene politische Weltanschauung findest, dem Sex deinen eigenen Stellenwert gibst etc. Deshalb gibt er dir keine Antwort.

Es wäre für die Therapie sicher sehr hilfreich, wenn du den Mut hättest, ihm zu sagen, was du da erkannt hast, dass du in ihm ein Vorbild siehst und deshalb solche Fragen stellst - und dass du weisst, dass deine Eltern dir halt kein Vorbild waren. Versuch es doch - du kannst nur gewinnen.

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Polarsternin
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 21:02

@blumenstrauss
du suchst nach Vorbildern, nach einer Vaterfigur, weil du keine (positive) hattest.
Das hast du sehr gut ausgedrückt. Warum fällt mir das so schwer, das so zu sagen? Es ist mir total peinlich, dass ich nach einer Vaterfigur suche. ich kann mit ihm darüber nicht sprechen, weil es mich beschämt.
Und da bietet sich dein Therapeut natürlich an. Und ihm ist das auch bewusst.
Das weiß ich nicht, ob ihm das bewusst ist. ich denke nicht. So sehr gehen wir nicht in diese Details.
Nur will er halt nicht, dass du ihn kopierst, sondern dass du langsam zu deiner eigenen Meinung kommst, dass du deine eigene politische Weltanschauung findest
Es geht bei mir oftmals gar nicht um Denkweisen, da sind wir uns oft recht ähnlich, es geht vielmehr um Handlungen, wo ich mich in Konfliktsituationen nicht richtig zu verhalten weiß und suche ihn, wie auch du schon gesagt hast, als Vorbild. Gesellschaftliche Probleme machen mir schon zu schaffen. Machtkämpfe machen mir zu schaffen, u.a.m. Habe das Bedürfnis zu erfahren, wie mein Therapeut mit bestimmten Problemen umgeht. Eine gesunde Form zu finden, mit Konflikten umzugehen. Das schaffe ich nicht mit meinem Kopf alleine. Dass mir meine Eltern Vorbild gewesen wären, hätte ich mir gewünscht, das kommt mir gerade jetzt wo ich das schreibe.
Deshalb gibt er dir keine Antwort.
Ich bin sicher, dass ich ihm zu nahe getreten bin. Das hätte er mir sonst erklärt, wäre es dieser Grund, den du genannt hast. Er hat bisher noch nie so abweisend auf meine Fragen reagiert.
Ich danke dir sehr für dein Posting! Jetzt ist endlich mal das zur Sprache gekommen, was ich sonst versucht habe zu umschreiben, um nicht erkannt zu werden, dass ich unbewußt eine positivbesetzte / konstruktive Vaterfigur suche.

@Petra
Also, ich denke nicht, dass er Stoiber & Co Anhänger ist. Meine Frage ist etwas naiv gestellt gewesen, so ein bisschen wie die Gretchenfrage aus Goethes Faust: "Wie stehst du zu Gott? Glaubst du an Gott?" Kaum einer spricht wirklich gerne über seinen Gottglauben und kaum einer spricht gerne über die Partei, die er wählt. Das sind irgend wie zwei so intime Fragen, auf die man, so glaube ich, kaum eine ehrliche Antwort erwarten darf. Aber mir kam die Frage einfach so heraus. Ich hatte gar keine Zeit, sie etwas geschickter zu formulieren. Ich denke sonst immer sehr genau darüber nach, wie ich etwas formuliere, wenn ich mit ihm spreche. Dass es heute gescheitert ist, denke ich, lag daran, weil ich mir innerlich so viele Gedanken über ihn und über meine Familie mache und diese alleine mit mir schleppe, um diese Intimität nicht zu berühren. Versuche krampfhaft diese Gedanken zu verdrängen.

LG, Polarsternin

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stern
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 21:50

Habe das Bedürfnis zu erfahren, wie mein Therapeut mit bestimmten Problemen umgeht. Eine gesunde Form zu finden, mit Konflikten umzugehen. Das schaffe ich nicht mit meinem Kopf alleine.
Könntest du dir vorstellen, dass du ihm die Frage in modifizierter Form nochmals stellst *) ? Mein Bauchgefühl sagt mir nämlich, dass es ihm vielleicht nicht so deutlich geworden ist, worum es dir eigentlich ging.

*) Sprich: Anstelle zu fragen "Wie gehen Sie mit xy um" zu fragen: "Wie kann ich mit xy umgehen". Und ich vermute mal, um letzteres ging/geht es dir vielleicht auch, d.h. dass du aus der Handlung deines "Vorbildes Therapeut" eigene Handlungsalternativen ableiten kannst.

Also bei mir geht es in der Therapie schon öfters um Fragen, wie ich mich in bestimmten Situation verhalten bzw. wie ich mit machen Dingen umgehen kann. Und ich hab eigentlich noch nie erlebt, dass mir mein Thera da eine Antwort verweigert hat... bestenfalls hat er mich typisch-therapeutisch nach Lösungen strampeln lassen *g*.

So auch heute als es um eine Situation ging, in der ich mich - allgemein formuliert - nicht recht zu verhalten wusste und die mich auch reichlich runterzog. Das sprachen wir halt durch... und ich ließ mich etwas ernüchtert auch zu der Bemerkung "es liegt an mir... denn andere hätten damit bestimmt anders/besser umgehen können" hinreißen ließ. Und so bekam ich schon manche Inputs, was ich daraus gelernt habe... und wie ich das nächste Mal (wobei ich auf kein nächstes Mal hoffe ) anders damit umgehen könnte. Und auch sonst kommen manchmal Bemerkung wie "wäre mir genauso ergangen" o.ä.

Fazit: Vielleicht hatte er wirklich Schwierigkeiten zu erkennen, worauf du hinaus willst. Ansonsten sehe ich es durchaus so: Wenn jemand auf eine mehr oder weniger persönliche Frage keine Antwort gibt, bedeutet das noch lange nicht die Ablehnung der Person.
Dass mir meine Eltern Vorbild gewesen wären, hätte ich mir gewünscht, das kommt mir gerade jetzt wo ich das schreibe.
Hm... Vorbilder hatten für mich oft "nur" so lange bestand, wie ich meinen "eigenen Weg" noch nicht ganz gefunden habe... und das denke ich, ist auf lange Sicht wichtig: Dass du deinen eigenen Weg findest... und dann braucht es i.d.R. weniger Leitfiguren/Vorbilder denen man nacheifert.
Kaum einer spricht wirklich gerne über seinen Gottglauben und kaum einer spricht gerne über die Partei, die er wählt. Das sind irgend wie zwei so intime Fragen, auf die man, so glaube ich, kaum eine ehrliche Antwort erwarten darf.
... oder wo jemand darauf antwortet: Darüber möchte ich nicht reden... oder das tut nichts zur Sache... oder das ist meine Sache o.ä. "Das geht Sie nichts an" ist zwar "härter" formuliert, aber trifft es im Prinzip schon im Kern. Vielleicht wollte er dir daher auch völlig bewusst eine Grenze aufzeigen... denn es gibt eben durchaus (intime) Fragen, die in den Grenzbereich des anderen eindringen und jemanden zu nahe gehen können (müncherkindl hat 2 Beispiele genannt). Auf der anderen Seite könnte ich mir - wie gesagt - echt vortellen, dass er anders reagiert hätte, wenn du ihm die Hintergrund bereits in der Sitzung offengelegt hättest. Aber vielleicht magst du das ja noch nachholen.
Liebe Grüße
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carö
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 21:56

liebe polarsternin,

da hat er spontan reagiert und dich mit einer seiner grenzen, die er hat, konfrontiert. er hat klar gesagt, stopp... das geht sie nichts an. er hätte sicherlich auch so, wie sonst, reagieren können... warum fragen sie das, was beschäftigt sie daran, oder schweigen. nun hat er eine grenze, die da ist, auch ausgesprochen ... sie zum greifen spürbar gemacht... kann es sein, dass das so total schmerzt gerade? und die scham darüber, vermeintlich zu weit gegangen zu sein, diesen schmerz eher versucht zu überdecken.. ? entschuldige, wenn es gar nicht passt, ich gehe von meinen eigenen erlebnissen aus und da kam mir dieser gedanke...

ich frage auch, weil du ja auch das geschrieben hast...
Dass es heute gescheitert ist, denke ich, lag daran, weil ich mir innerlich so viele Gedanken über ihn und über meine Familie mache und diese alleine mit mir schleppe, um diese Intimität nicht zu berühren. Versuche krampfhaft diese Gedanken zu verdrängen.
lieben gruß
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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