Transgenerationale Weitergabe von (Kriegs-) Traumata

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Elle
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Transgenerationale Weitergabe von (Kriegs-) Traumata

Beitrag So., 16.05.2010, 08:13

Mich würde interessieren, ob es hier Patienten gibt, in deren Therapie die transgenerationale Weitergabe von (insbesondere Kriegs-)traumata eine Rolle gespielt hat.

Ich hatte schon immer den Eindruck, dass meine Familiengeschichte eine entscheidende Belastung für mich darstellt und das bestätigt sich nun teilweise in der Therapie.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

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feder
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Beitrag So., 16.05.2010, 08:29

Persönlich kann ich dir da gar nicht weiter helfen, weiß aber dass in den Vorlesungen von Frau Prof. Sigrid Weigel genau das das Schlagwort war. Vielleicht hilft dir eine Suche in der Richtung irgendwie weiter.... Ich kann mich an den sonstigen Inhalt der durchaus genialen Vorlesung leider kaum noch erinnern. Ist zu lange her.

in aller eile,
feder
psychologisch ist nicht logisch. (schulz von thun)

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estelle
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Beitrag So., 16.05.2010, 08:39

Hallo Elle:

Hier mal ein Link:

http://www.fr-online.de/_em_cms/_global ... =fr_wissen

Ich habe da gerade den ersten Satz gelesen,das trifft auf meinen Vater auch zu,dieses:Nichts wegwerfen,
alles horten,aufbewahren,verbunden mit Geiz.

Inwieweit das jetzt in meiner Therapie eine Rolle gespielt hat und für mich,das weiß ich jetzt nicht mehr.
Mein Vater ist am Ende des zweiten Weltkrieges mit seinen Eltern aus dem Osten geflüchtet,
als die Polen kamen,damals war das noch Deutschland,heute ist das Polen.
Zuletzt geändert von estelle am So., 16.05.2010, 11:11, insgesamt 2-mal geändert.

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nichtmehrda
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Beitrag So., 16.05.2010, 09:03

Hallo,
dass traumata über generationen weitergegeben werden, erlebe ich selbst hautnah. inwiefern da auch kriegstraumata (der eltern und großeltern) mit eine rolle spielen, kann ich nicht sagen. war und ist nicht wirklich thema für mich im moment.

aber: ein buch, das die geschichte und therapie eines mehrfach traumatisierten mannes, dessen eltern holocaust-überlebende waren, meiner meinung nach ausgezeichnet schildert: Ilany Kogan "Flucht vor dem Selbstsein". Klett-Cotta-Verlag, 2009, ISBN 978-3-608-94515-7

lg momo
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wenn es nicht mehr weh tut
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Eremit
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Beitrag So., 16.05.2010, 09:49

Hm. Diese Weitergabe kenne ich auch, von meinen Großeltern. Großväter mit dubioser brauner Vergangenheit, die Angehörigen der Großmütter vergast. Das volle Programm von beiden Seiten. Nicht das geringste Verständnis. Physische und psychische Gewalt als Erziehungsmittel, ganz wie in den "alten Zeiten".

Krieg ist die Hölle, definitiv. Aus dem Krieg kommt keine Seele lebendig heraus. Nur Mensch-Maschinen auf dem Überlebenstrip, ohne Herz.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 16.05.2010, 09:56

Ich glaube auch, daß das weitergegeben wird. Mein Grossvater war nach dem Krieg ziemlich verändert und hat getrunken und geprügelt und wurde zum Dorfsonderling (solche Stories hört man in ähnlicher Form auch von amerikanischen Vietnamheimkehrern) und mein Vater hat das voll abbekommen. Auch wenn mein Vater nie geprügelt hat, hat ihn das irgendwie zu einem emotionalen Krüppel gemacht, der mit Emotionen sehr lange nicht wirklich viel anfangen konnte und mir auch nie die Unterstützung geben konnte die ich gebraucht hätte.

Was in der Familie meiner Mutter vorgefallen ist, die psychisch erheblich gestörter ist als mein Vater will ich ehrlich gesagt garnicht wissen, dieser Grossvater war laut Erzählungen jedenfalls nicht im Krieg, aber irgendwas ist in dieser Familie vorgefallen, sonst wäre meine Mutter nicht so schräg drauf.

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candle
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Beitrag So., 16.05.2010, 10:04

Guten Morgen!

Ich habe mir zu diesem Thema ja auch mal Gedanken gemacht, weil ich gesehen und gefühlt habe- Kriegszustände und dachte an sowas wie Vererbung von Gefühlen oder Erinnerungen. Das scheint es aber nicht zu geben.

Nun bin ich zum Schluß gekommen, dass es für meine traumatischen Erlebnisse keine Rolle spielt.

Selbst die Generationen, die keine Kriege erlebt hat, geht nicht immer gut mit ihrem Nachwuchs um.

Ich weiß jetzt nicht, warum es bei Dir wichtig ist. Natürlich wird es ein Teil in Deiner Therapie einnehmen, aber ich denke, dass da keine spezielle Therapie notwendig ist. Trauma bleibt Trauma- egal wie es entstanden ist, oder?

Gruß!
candle
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SamuelZ.
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Beitrag So., 16.05.2010, 10:15

Hallo zusammen, ich würde hier gerne mitlesen und -schreiben, habe aber ganz große Probleme die Texte auf meinem Bildschirm zu erfassen (sind in die Länge gezogen). Könnte es sein, dass die Verlinkung in Violettas Beitrag damit etwas zu tun hat? Wäre es möglich, die Verlinkung zu kürzen. Danke!

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estelle
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Beitrag So., 16.05.2010, 10:40

Hallo Sandy,
also ich sehe hier alles normal,ich glaube nicht,dass die Verlinkung etwas damit zu tun hat.

Stelle deinen PC doch noch mal aus und dann wieder an,manchmal hilft das.

Ich weiß jetzt auch nicht ob man eine Verlinkung kürzen kann,dann ist doch meistens gleich der
ganze Text weg.

Grüße,
Violetta.

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Eve...
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Beitrag So., 16.05.2010, 12:58

Ja, das wird ganz sicher weitergegeben, auch ohne entsprechende Therapie (von der hatte ich noch nie gehört). Ich kenne es aus der eigenen Familie - suizidale Neigungen, Tablettenmissbrauch, Schwermut ... eindeutig darauf zurückzuführen.
Und es pflanzte sich fort von Generation zu Generation, ein dunkles Geheimnis hing über allem, obwohl viel über die Kriegszeit geredet wurde ... Es konnte erst durchbrochen werden, als jemand den Anstoß gab und endlich der Rest der Familie den Mut, nun alles aufzudecken.

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Elle
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Beitrag So., 16.05.2010, 13:39

Danke für Eure Antworten.
Mich würde besonders ein Mechanismus interessieren, den ich z.T. auch bei mir festzustellen meine:
dass Eltern traumatische Erfahrungen quasi in ihren Kindern "auslagern" und so eine Vermischung beider Generationen stattfindet - dass also die Kindergeneration oder ein Teil der Kindergeneration die Erfahrungen der Eltern weiterlebt, ohne sie selbst gemacht zu haben.
Falls das irgendwie verständlich ist.

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candle
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Beitrag So., 16.05.2010, 13:44

Ausgelagert wurde vielleicht damals mehr, weil es die therapeutische Hilfe noch nicht so gab. Früher hat man sich da wohl nicht so sehr Gedanken drüber gemacht, denke ich.

candle
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basilikum
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Beitrag So., 16.05.2010, 15:17

Hier ist auch die Rede von Zusammenhängen zwischen Kriegserfahrungen und heutige psychische Problematik:

viewtopic.php?f=17&t=13199

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Elle
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Beitrag So., 16.05.2010, 15:27

Danke, basilikum, den thread werde ich mal in Ruhe lesen. Mir gehts zwar speziell um die Weitergabe traumatischer Erfahrungen, das wurde da aber offenbar auch angeschnitten.

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candle
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Beitrag So., 16.05.2010, 15:30

Wie meinst Du denn Elle, gibt man es weiter? Doch sicher in seiner Verhaltensweise? Und das tun ja andere Generationen auch so, Du und ich womöglich auch.

Einen Unterschied habe ich aber in meinen Vorgenerationen bemerkt: Frauen scheinen doch viel besser wegzustecken als Männer- ja, das fand ich spürbar.

candle
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