Hinter ist man schlauer: Gedankensplitter

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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hippogriff
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Hinter ist man schlauer: Gedankensplitter

Beitrag Do., 13.05.2010, 13:33

Ich habe eine schlechte Therapieerfahrung gemacht, die schon länger zurückliegt. In diesem und v.a. im alten Forum ist einiges dazu zu finden.

Ziel dieses Threads ist es, all das zu sammeln, was man sich hinterher erarbeitet hat nach dem Motto "Hätte ich nur ..." und "Hätte ich das gewusst, was ich jetzt weiß ..." u.ä.

Als BeiträgerInnen wünsche ich mir diejenigen, deren Behandlung bereits abgeschlossen / abgebrochen ist und die hinterher zu dem Schluss gekommen sind, das hat jetzt nichts gebracht bzw. das hat mir geschadet.

Pro Beitrag bitte einen Gedankensplitter.

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hippogriff
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:36

Qualität der Ausbildung

Ich habe mich damals an eine psychoanalytische Ambulanz gewandt (Empfehlung meines Hausarztes, als ich ihn um Rat gefragt habe). Nach einem Vorgespräch bekam ich die Adresse einer niedergelassenen Therapeutin. Ich war bei ihr, sie wohnte mir zu weit weg (war damals noch Schülerin) und hat mich ihrerseits an jemand in meiner Stadtrandnähe verwiesen.

Die Therapeutin, bei der ich dann geblieben bin, erwähnte selbst einmal, wo sie ihre Ausbildung gemacht hat. Das war jedoch nicht das Institut, an das ich mich ursprünglich gewandt habe. Ich habe mir damals nichts dabei gedacht.

Heute weiß ich, dass ihr Ausbildungsinstitut zu einem äußerst zweifelhaften Verein gehört, die zwar Kassenzulassung haben, aber innerhalb der Psychoanalytiker nicht anerkannt sind und sehr kritisch gesehen werden (dazu gibt es Veröffentlichungen, in denen das, was mir wiederfahren ist, beschrieben wird).

Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, wenn ich wieder zur Ambulanz gegangen wäre; die hätten sich noch andere Adressen für mich gehabt.

Allgemein gesagt: Manchmal macht es Sinn, die Qualifikation des Therapeuten zu (hint-)erfragen. Besonders, wenn einem in der Therapie manches ungewöhnlich vorkommt.

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candle
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Beitrag Do., 13.05.2010, 13:54

Hallo hippogriff!

Das, was ich für mich aus einer negativen Therapieerfahrung gezogen habe, ist, dass ich jetzt weiß, was für mich gut ist. Ich lege nun auf die Erstgespräche sehr viel wert und auf die entsprechende Chemie zwischen Therapeut und Klient. Ich lasse also mein Bauchgefühl wirken. So kam es jetzt auch dazu, dass ich mehrere Therapeuten für mich nicht als gut betrachten konnte. Das gilt auch für Therapieformen. So ist also duch etwas Gutes aus einer negativen Erfahrung gewachsen.

Ich denke übrigens etwas anders. Nicht die Fachkompetenz ist ausschlaggebend, sondern die emotionale Kompetenz auf mich eingehen zu können. Das kann leider niemand in einem Studium erwerben. Das hat man oder eben nicht.

candle
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hippogriff
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:05

@candle,

das mit den Gedankensplittern meinte ich auch nicht so, dass jeder für sich alleine ausreichend ist. (Ich wollte aber dieses Thema mir einem "hardfact" beginnen.)

Bauchgefühl

ist ein gutes Stichwort. Ich würde heute nicht mehr in einer therapeutischen Beziehung bleiben, in der man auf Dauer ein ungutes Gefühl hat.

Konkret heIßt das: Nur weil man als Kind schlechte Erfahrungen mit seinen Eltern gemacht hat, heißt das nicht, dass alle Erfahrungen in einer Therapie nur eine Art Reinszenierung sind. Auch mit schlechten Kindheitserfahrungen sollte man seinem Bauchgefühl trauen dürfen.

Ich habe mich leider hier selbst immer wieder beschwichtigt, weil ich vertrauen wollte und Angst hatte, es sähe so aus, als könne ich es nur nicht.

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candle
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:11

Sagen wir mal so: Zu Beginn habe ich ja auch nicht drauf gehört, da habe ich aber Glück gehabt. Nun merke ich es fast sofort, wenn es nicht stimmig ist. Das ist gut, weil man dann ja auch nicht ständig neue Therapien anfangen muß.

So, ich habe leider Deinen Thread nicht verstanden.

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hippogriff
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:45

Der Thread: Bei mir - und ich nehme an, dass das auch bei anderen so ist - war es schon so, dass ich recht bald dachte und spürte, dass da irgendwas nicht stimmt mit dieser Therapie. Und trotzdem bin ich geblieben.

So im nachhinein erkenne ich viele Momente, an denen ich hätte einhaken müssen, die mich wirklich nachhaltig nachdenklich hätten stimmen sollen.

Damals, als ich drin steckte, war das nur ein schwer durchschaubares Durcheinander.

Gedankensplitter ist der Versuch, das aufzudröseln, so dass evtl. andere davon profitieren können.

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candle
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Beitrag Do., 13.05.2010, 14:50

hippogriff hat geschrieben: Gedankensplitter ist der Versuch, das aufzudröseln, so dass evtl. andere davon profitieren können.
Ich denke, das trifft nicht so auf allgemeines Interesse. Gute Wege sind doch hier gar nicht gewollt, oder siehst Du das anders?

Aber schön, dass Du es aufschreibst.

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Stöpsel
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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:17

Hallo hippogriff,

Die Thread-Idee finde ich gut!

Aussage meines früheren Therapeuten: "Wenn Sie so damit zu kämpfen hatten, dann wäre ich schon lange gegangen". Er sagte das, nachdem ich nach der Therapie nochmal mit ihm sprach, um alles einzusortieren. Mir zeigte das, daß er das, wie man i.a. denkt, daß Therapie abläuft, nämlich wenn es einen Konflikt gibt, versuchen ihn mit dem Therapeuten zu klären, anders sieht bzw. daß er früher das Handtuch wirft. V.a. daß er offenbar voraussetzt, daß man als Patient das auch so sieht. Hätte ich das gewußt, wäre ich natürlich früher gegangen. Macht ja keinen Sinn, etwas klären zu wollen, was nur von einer Seite so angestrebt wird. Na ja, ich hatte damals noch mehr Erkenntnisse da rausgezogen, aber es ist schon so lange her.
Meine jetzige Therapeutin hinterfragt immer mehr, ob die Therapie denn unterm Strich mir gut tut und spricht v.a. darüber mit mir.

Die Idee mit dem ein Beitrag pro Splitter finde ich auch gut, um es etwas zu entdröseln!

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Stöpsel
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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:23

Bei einer Therapeutin war ich skeptisch, anzufangen, weil sie so wenig Erfahrung hatte. Ich schätzte Erfahrung als wichtig ein, weil ich dachte, ich brauche das, um die frühere Therapieerfahrung zu verarbeiten und weil ich (zumindest angesichts der früheren Erfahrung) kein einfacher Mensch bin. Ich fing dann doch bei ihr an, weil ich es ja selbst nicht genau wußte, ob es wirklich so wichtig ist (und eine andere Therapeutin -meine jetzige, bei der es damals aber nicht ging- meinte, man kann auch bei Therapeuten mit weniger Erfahrung was lernen) und wollte auch nicht noch weitersuchen. Im Grunde ist zumindest der Verlauf von 3 wesentlichen Konflikten deswegen ziemlich blöd gewesen. Fast das Kontingent einer Verlängerung ist bei dem Versuch drauf gegangen, die Dinge zu klären, die sich aber nicht mehr klären ließen (ärgert mich heute noch, schade um die Stunden). Meine jetzige Therapeutin (sie begleitete mich zwischendurch mit dieser Therapeutin) meinte dann irgendwann auch, sie würde mit ihren Aussagen recht unsicher wirken.
Heute denke ich, ich hätte meine damalige Meinung/mein Gefühl wichtiger nehmen sollen, und wenn es bedeutet, daß ich 20 oder 30 Therapeuten aufsuchen muß, ist es eben so.

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Stöpsel
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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:29

Das "Hätte ich gewußt" gilt bei mir auch andersrum: Hätte ich damals gewußt, wie wertvoll die Therapie mit meiner jetzigen Therapeutin ist, hätte ich schon vor ein paar Jahren, trotz aller Widrigkeiten (ich war auf Arbeitssuche und wußte nicht, wie es terminlich passen würde), nach dem Erstgespräch bei meiner jetzigen Therapeutin angefangen. Sie war die einzige, bei der ich im Erstgespräch (und ich hatte viele) sooo ein positives Gefühl hatte. Und statt an meinem neuen Wohnort monatelang jemand neuen zu suchen (TFP, obwohl ich VT brauchte, aber was anderes zahlte die KK nicht), was mich ziemlich runtergezogen hat, dann schließlich bei jemanden anzufangen und nach einem halben Jahr doch festzustellen, daß es nicht paßt, hätte ich stattdessen lieber gleich mit meiner jetzigen Therapeutin Kontakt aufnehmen sollen. Wir telefonieren zwar überwiegend, und ich hab es über ein halbes Jahr selbst gezahlt, was angesichts meiner finanziellen Situation sehr belastend war, aber seitdem hat sich soviel bewegt. Davor war es verlorene Lebenszeit... Na ja, jetzt ja nicht mehr, ein Glück.
Auch falls der überwiegend telefonische Kontakt irgendwann an seine Grenzen kommen sollte, war es bis jetzt wichtig, soweit zu kommen.
Also auch hier: Mehr aufs eigene Gefühl hören, auch wenn es kompliziert oder "unnormal" ist (oder ihm zumindest deutlich mehr Stellenwert geben)

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hippogriff
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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:40

Umarmungen haben in einer Therapie nix verloren

<- Eine Schlussfolgerung aus meinen Erfahrungen. Andere machen natürlich andere.

Ja, es ist toll ("schrecklich schön", sozusagen), aber es ist keine Therapie, macht nur abhängig.

Ein anderes mal vielleicht dazu mehr.

(In meiner jetzigen Therapie habe ich nur sehr selten solche Phantasien meine Therapeutin betreffend. Ich frage mich, ob ich mir unbewusst eine Therapeutin gesucht habe, die solche Phantasien gar nicht erst auslösen kann, oder ob ich zu viel Angst habe, so dass diese Phantasien gar nicht erst entstehen.)
Zuletzt geändert von hippogriff am Do., 13.05.2010, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:45

hippogriff hat geschrieben:Umarmungen haben in einer Therapie nix verloren
Ja, es ist toll ("schrecklich schön", sozusagen), aber es ist keine Therapie, macht nur abhängig.
Das stimmt so nicht!

Weitere Worte:

Mut!
Reflektionsfähigkeit!

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hippogriff
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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:51

Hallo candle,

ich hab meinen Beitrag ergänzt. (Für mich stimmt das so.)

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candle
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Beitrag Do., 13.05.2010, 15:52

Dann hast Du aber im Kopf ein Problem mit "sich abhängig fühlen". Das kannst Du auch in Therapie bearbeiten.

candle
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hippogriff
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Beitrag Do., 13.05.2010, 20:03

Ja, ich glaube, jetzt verstehe ich was. Interessant, dass das hier so auf dem Punkt kommt. Eigtl. steht bei mir die Frage an, wie weitermachen.

Und dann ginge es wohl ans Eingemachte.

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