Dieser durchdringende Blick des Theras

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bellefleur
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Dieser durchdringende Blick des Theras

Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:01

Hallo,
melde mich mal wieder nach längerer "Schreibpause", da ich gerne mal euren Rat hätte: nach ca.2jähriger Therapie in "Liegeposition", haben mein Thera und ich vereinbart, wieder in die "Sitzposition" zu kommen.
Ich stelle aber fest, dass ich wohl noch nicht reif dafür bin, oder? Der Blick !! Der so durchdringende, in mich einsehende,gefühllose Blick, minuuuuutenlang ; dazu Schweigen,- und sehr, sehr ernste, finster drein schauende Augen meines Theras!!
Kennt ihr so etwas? Wie haltet ihr dem Blick stand? Weicht ihr aus?? Schaut ihr zurück??
Einfach ätzend!! Ich werde dann total unruhig und unsicher. Mir fehlt wohl die nötige Distanz, die ich auf der Couch so gut herstellen konnte, indem ich aus dem Fenster schaute. Ohje....
Schreibt mir doch bitte mal EURE Erfahrungen.
Lieben Dank.
Bellefleur

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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:08

lieg nicht auf der Couch, käme für mich nicht in Frage, kann dir leider dazu nichts schreiben. Ich würde es aber ansprechen, dass es dich verunsichert. Vielleicht ist ihm es nicht bewusst, vielleicht könnt ihr dann etwas finden, was dich mehr Sicherheit gibt.

liebe Grüße
renate

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neko
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:12

kann ich richtig gut verstehen, dein problem. ich hab aus anwandlungen von trotz, bedürfnis nach gleicher augenhöhe, wut und sitanz mich in meiner analyse mal für ca. 3 wochen in die sitzende position gebracht. erschien mir als idee damals ganz einfach. als ich dann das saß fühlte ich mich auch eftig den blicken ausgesetzt und war dann irgendwann froh, mich wieder auf die sichere couch zurückziehen zu können. manchmal könnte ich mich dafür in den hintern beißen, dass das so schwer geworden ist. in den ersten sitzend verbrachten probatorischen sitzungen war das alles so einfach. am anfang fand ich im gegenteil das liegen höllisch scher, hat mir zunächst auch richtig bauchschmerzen gemacht. und nun kann ich fast nicht mehr anders. irgendwie ist das ganz logisch aber irgendwie auch total wahnsinnig. ich hab mir auch fest vorgenommen, am ende wieder ins sitzen zurückzukehren. mir scheint m moment fast, wenn ich das wieder kann, dann ist das der letzte beweis dafür, dass ich dann wirklich "fertig" bin. ich frag mich aber grad, ob meine t. von der idee so begeistert wäre. wie war denn das bei dir - gin der vorschlag von dir oder vom t. aus?

sorry, mir fällt grad auf, ich kann dir gar nix hilfreiches sagen, außer dein problem bestätigen und stell dir statt dessen lustig fragen. würd mich trotzdem über eine antwort freuen.

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Syra
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:27

Liebe bellefleur!

Sitze seit Anfang der Thera im Sessel - gegenüber meines Theras (könnte natürlich die Position auch verändern, wenn ich mag). Mir ging und geht es so, dass ich den Blicken ausweiche, wenn es mir zuviel ist. Fühle mich dann sehr unsicher (auch, wenn die Blicke positives ausstrahlen), werde unruhig und rutsche auf dem Sessel hin und her. Hab mir auch schon überlegt es anzusprechen, hat aber noch nicht so richtig gepasst für mich. Was für mich hilfreich war, ich aber tun sollte, damit ich mehr bei mir und meinen Gedanken/Gefühlen bleiben konnte, war die Augen zu schließen. Fühlte sich zwar auch eigenartig an, v.a. am Anfang, aber es nutzte mir.

GlG,
Syra

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bellefleur
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:32

Hallo neko,

ich hatte ihn gefragt, ob ich mich in den Sitzungen mal setzen könnte. Er schien angetan und meinte, dass es auch Zeit dafür wäre. Aber ich habe es mir eben viel einfacher vorgestellt. Denn ich weiß auch noch,- so wie es wohl bei dir auch war,- dass ich mir anfänglich überhaupt nicht vorstellen konnte, zu liegen!! Eigentlich ganz interessant... Da haben wir wohl eine dutlich erkenn,-und spürbare Weiterentwicklung durchgemacht, ohne uns dessen bewußt zu sein.
Naja,-hilft mir jetzt auch nicht weiter.
@hier bin ich: ich habe ihm gesagt, dass ich mich unsicher fühle, wenn er mich soooo anschaut!!! Woraufhin er meinte, dass ich ihn nicht unter Druck setzen solle... puuuhh
LG,Bellefleur

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neko
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:38

kleiner scherz am rande: meine t. hat inen analytiker-handelsüblichen orientteppich. dafür war ich ihr richtig dankbar - man kann sich so sön in das studium der muster vertiefen, war mir weniger epinlich als offenkundiges weggucken und wirkte auch sehr beruhigend auf mich. bints es nicht igrnedwas bei dir, was du erst ma in einer übergangszeit ausgiebig betrachten kannst? so kleine krücken dürfen ja doch sein, oder? das mit dem druck-ausüben ist ja heftig. kann ich zwar schon nachvollziehen, irgendwie hat er ja ch recht. aber was ist denn mit dem alten rezept, dass dinge sich auflösen, wenn man drüber spricht?

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Xanny
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:47

Ich empfinde diesen Therapeuten-Blick auch als sehr beängstigend. Ich sitze meinem Therapeuten von Anfang an gegenüber und manchmal fühle ich mich wie nackt vor ihm sitzend, wenn er mich so durchdringend (und für mich manchmal auch bedrohlich) anstarrt. Wir sprechen dann darüber, das hat lange gedauert, bis ich ihm das sagen konnte, wie ich mich mit seinem Blick fühle. Und er sagt mir dann, wie er seinen Blick empfindet, bzw. was er mit seinen Augen ausdrücken wollte. Oft kommt es bei mir komplett falsch an.

Trotzdem glaube ich, dieser Blick hat auch etwas mit abscannen zu tun. So merkt mir mein Therapeut sofort an, wenn ich körperlich auf irgendeinen Satz von ihm reagiere. Ich muss mich manchmal richtig zusammenreißen, nicht an irgend etwas herum zu fummeln, weil ich merke, er hat das alles mit im Blick.

Ich sage dann einfach immer zu ihm:"Sie gucken schon wieder so...."
Und dann fragt er:"Wie denn?"
Dann ist die Atmosphäre schon wieder etwas aufgelockert.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Beitrag Mi., 05.05.2010, 13:57

du schreibst.....Woraufhin er meinte, dass ich ihn nicht unter Druck setzen solle... puuuhh

Hm, ne dass geht gar nicht. da solltest du nochmal mit ihm drüber sprechen. Schließlich geht es um dich, wenn er Druck empfindet, dann muss er an sich arbeiten und rausfinden, welches Druckgefühl es in ihm ist. Drück dir die Daumen

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metropolis
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 14:02

Hallo bellefleur,
ich hatte die gleichen Probleme wie du als ich mich vor einem 3/4 Jahr für das Sitzen entschied. Mein Thera schaut mich unentwegt an, zum Glück aber auf eine freundliche Art und Weise, also nicht dunkel. Das ändert nichts daran, dass ich ihn nur sekundenweise anschauen kann, dass es mich nervös macht und dass ich die meiste Zeit im Raum herumschaue um seinem Blick auszuweichen.
Anfangs hat es mich erschreckt, wie unfähig ich bin. Es müsse ihn doch unendlich nerven und frustrieren, dass ich seinen Blick nicht erwidern kann. Zudem hat mich die Eindringlichkeit seines Blicks irritiert. Warum muss er mich denn die ganze Zeit anschauen.

Seit ich aber erkannt habe, dass es von seiner Seite ANGEBOT zum Blickkontakt ist, dass ich annehmen KANN, aber NICHT MUSS, fühle ich mich freier mit meinem Blick zu machen was ich will. Wenn es mir eben unangenehm ist, brauch ich mich ja nicht zu zwingen. Viel wichtiger ist, wenn ich ihn anschauen möchte, dann ist der DA.

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Elena
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 16:15

Hallo bellefleur,

bei mir ist es so, dass ich ein Mensch bin, dem der Blickontakt sehr wichtig ist.
Ich habe den Blick meiner Therapeutin noch nie als bedrohlich bzw. beunruhigend empfunden, im Gegenteil, ich bin immer sehr neugierig, wie sie schaut, wenn ich ihr etwas erzähle.
Oft ist die Situation so, wenn ich etwas erzähle, was mein tiefstes Inneres bewegt, dass ich sie nicht direkt anschaue, sondern an ihr vorbei bzw. aus dem Fenster. Auch sie schaut mich nicht immer direkt an, sondern manchmal nachdenklich zur Seite.
Hätte sie einen bohrenden, stets auf mich gerichteten Blick würde mir dies nicht besonders gut gefallen. Dies hätte für mich etwas Aufdringliches und Forderndes. Aber da dies nicht der Fall ist, fühle ich mich recht wohl, ihr gegenüber zu sitzen.

LG Elena

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bellefleur
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 16:28

Hi,
ganz lieben Dank für eure Erfahrungsberichte und Tipps. Es tut so gut, mit euch darüber zu reden

Ich denke, dass ich mir erst einmal eine "Krücke" ,(vllt. ein Bild, oder seine Pflanzen),in seinem Zimmer aussuchen werde, u/o einfach meine Brille absetze, damit ich ihn nur verschwommen sehe. Die Brille stört eh bei meinen häufigen Tränenergüssen ....

@ metropolis: du schreibst: "
Seit ich aber erkannt habe, dass es von seiner Seite ANGEBOT zum Blickkontakt ist, dass ich annehmen KANN, aber NICHT MUSS, fühle ich mich freier mit meinem Blick zu machen was ich will. Wenn es mir eben unangenehm ist, brauch ich mich ja nicht zu zwingen. Viel wichtiger ist, wenn ich ihn anschauen möchte, dann ist der DA."

Ich glaube, da hast du wirklich recht. Und ich hoffe, dass ich irgendwann ähnlich wie du empfinden,bzw.fühlen kann!!

LG,Bellefleur

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Uhura
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Beitrag Do., 06.05.2010, 11:38

Hallo,

der Blick meiner Thera hat manchmal was Ermutigendes, Aufbauendes, oft aber auch was Zweifelndes, Gefühlloses, ... . Anfangs hab ich das noch viel intensiver wahrgenommen, mittlerweile schaffe ich es immer öfter mich in diesen Momenten auf mich zu konzentrieren und mich nicht in den Deutungen ihres Blickes "zu verlieren".

In Konfliktsituationen hab ich schon mehrmals versucht dem Blick stand zu halten, ich hab das "Augenduell" aber immer verloren.
neko hat geschrieben:kleiner scherz am rande: meine t. hat inen analytiker-handelsüblichen orientteppich. dafür war ich ihr richtig dankbar - man kann sich so sön in das studium der muster vertiefen, war mir weniger peinlich als offenkundiges weggucken und wirkte auch sehr beruhigend auf mich.
Geht mir auch so - ich "ergründe" das Muster des Perserteppichs. Oder, an der Wand gegenüber befindet sich ein grosses Bücherregal vom Boden bis zur Decke, ich versuche mir die Einordnung der Bücher einzuprägen (und gucke ob sich bei meinem nächsten Besuch etwas geändert hat).
bellefleur hat geschrieben:Ich denke, dass ich mir erst einmal eine "Krücke" ,(vllt. ein Bild, oder seine Pflanzen),in seinem Zimmer aussuchen werde, u/o einfach meine Brille absetze, damit ich ihn nur verschwommen sehe.
Das Brille absetzen ist wirklich sehr gut. Dann nimmt man die Intensität des Blickes oder das Mienenspiel der Thera nicht mehr so wahr und legt da irgendwelche (sicherlich meist falsche) Bedeutungen rein.


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Beitrag Do., 06.05.2010, 15:38

Hallo Bellfleur (und die anderen)

durchdringend
Das ist DEIN Gefühl.
Finster, ernst, alles DEIN Gefühl

Es sind Interpretationen, die aus dem eigenen Gefühl kommen.

Meinst du WIRKLICH, er hat finstere Gedanken, die zu einem finsteren Blick führen?



Rosenrot

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 06.05.2010, 15:46

bellefleur hat geschrieben: Ich stelle aber fest, dass ich wohl noch nicht reif dafür bin, oder? Der Blick !! Der so durchdringende, in mich einsehende,gefühllose Blick, minuuuuutenlang ; dazu Schweigen,- und sehr, sehr ernste, finster drein schauende Augen meines Theras!!
Kennt ihr so etwas? Wie haltet ihr dem Blick stand? Weicht ihr aus?? Schaut ihr zurück??
Einfach ätzend!! Ich werde dann total unruhig und unsicher. Mir fehlt wohl die nötige Distanz

Also jemanden gerade heraus über längere Zeit hin ernst und durchdringend ansehen ist unter Menschen ein aggressives soziales Signal. Kein Wunder daß du dich dabei nicht wohlfühlst, Körpersprache ist etwas, das tief in der menschlichen Psyche fixiert ist und deine Reaktion darauf völlig natürlich. Und daran wirst du auch nichts ändern können, weil es eben, wie Lächeln oder erschreckt schauen natürliches menschliches Verhaltensrepertoir ist.

Ich würde ihn bitten, das zu lassen.


Gast
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Beitrag Do., 06.05.2010, 16:17

Hallo Münchnerkindl,

die Aggression, das finstere, durchdringendein einem Blick, ist DAS nicht unsere eigene Angst (vor was auch immer) die wir interpretieren?
Das Gefühl, welches ein Blick auslöst, ist was wir fühlen.


Rosenrot

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