Gefühle aus der Kindheit in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Syra
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Gefühle aus der Kindheit in der Therapie

Beitrag So., 21.03.2010, 20:14

Hallo Ihr Lieben!

Ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen....

In meiner letzten Therapiestunde ging es um meine mehrmonatige Trennung von meiner Mutter als 2jährige.
Ich sollte mich hineinfühlen, wie es ist verlassen zu sein. Das fiel mir so unheimlich schwer bzw. gelang mir kaum. Ich wusste zwar, dass ich traurig bin, aber ich konnte diese Traurigkeit nicht fühlen.

Kennt das jemand von Euch? Bzw. wie kann ich Zugang zu diesen Gefühlen bekommen?

Freue mich schon auf Eure Antworten!
Liebe Grüße,
Syra

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Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 21.03.2010, 23:38

Hallo Syra !

Ja, ich kenne das. Es hat bei mir Jahre gedauert bis ich meine Gefühle spüren konnte. Irgendwann kommen sie, bei dem einen früher, bei dem anderen später.
Mach Dich deshalb nicht so verrückt, Therapie braucht eben seine Zeit.

Seit wann bist Du denn in Therapie und wie lange ?

Gute Träume

Gruß Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Syra
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Beitrag So., 21.03.2010, 23:43

Hallo Tigerkind!

Danke für Deine Antwort, die mich etwas beruhigt.
Habe im Oktober mit der Therapie angefangen (z.Zt. einmal wöchentlich). Aber letzte Stunde habe ich das Gefühl, war das erste Mal, dass es vom Thema her so tief gegangen ist.

Liebe Grüße,
Syra

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Zwackel
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Beitrag So., 21.03.2010, 23:46

Lieb Syra,
du musstest deine Gefühle damals abspalten, so dass du sie nicht mehr spürtest. Sonst hättest du nicht weiterleben können. Das war damals eine sehr sinnvolle Schutzreaktion deiner Psyche. Eine so lange Trennung von der Bezugsperson ist für ein so kleines Kind eine Katastrophe.
Dass du diesen Schutzmechanismus nicht plötzlich abstellen kannst, ist klar. Aus eigener Erfahrung weiss ich: Das dauert. Vertrau deinem Therapeuten, er wird schon wissen, wie er dir am besten dabei helfen kann, an deine Gefühle wieder heranzukommen.
Viel Erfolg und hab etwas Geduld,
LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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Syra
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Beitrag So., 21.03.2010, 23:52

Danke, Zwackel, für Deinen Zuspruch. Das tut gut!
Und gleichzeitig merke ich, dass ich an meiner Geduld arbeiten sollte...
Wie lange hat das denn bei Dir ungefähr gedauert?

Liebe Grüße,
Syra

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Zwackel
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Beitrag Mo., 22.03.2010, 00:06

Bei mir gab es leider noch mehr traumatische Erlebnisse, deswegen hat es bei mir fast ein Jahr gedauert, bis ich an meine Traurigkeit und zum Teil auch an Wut und Hassgefühle herankam. Letztere lasse ich auch jetzt noch nicht so recht zu, obwohl es vielleicht befreiend für mich wäre.
Aber wie lange es bei Dir dauert, kann dir wohl kein Mensch sagen. Das ist individuell verschieden und hängt natürlich auch davon ab, wie dein Therapeut damit umgeht und wie du dich auf die Therapie einlassen kannst.
LG, Zwackel
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Syra
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Beitrag Mo., 22.03.2010, 00:13

Zwackel, danke für Deine Offenheit. Ja, ich weiß, dass es bei mir individuell ist...hm, mal schaun...es fällt mir halt schon schwer in der Therapie ganz offen zu sein (zuviele Scham- und Schuldgefühle hindern mich). Wie ist das Gefühl, auf einmal die "ganze" Traurigkeit zu spüren? Darf ich fragen, wusstest Du von allen traumatischen Erlebnissen als Du mit der Therapie begonnen hast oder sind die im Laufe der Therapie aufgetaucht?
Liebe Grüße,
Syra

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mitsuko
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Beitrag Mo., 22.03.2010, 08:51

Ich kenne das auch so wie Zwackel es beschrieben hat.
Die Gefühle zulassen, ist zudem die eine Sache, sie in Worten ausdrücken noch eine andere. Ich war immer der Überzeugung, mich verbal sehr gut verständlich machen zu können, wenn ich denn will, und auch in der Lage zu sein, eigene Gefühle und Gedanken schön anschaulich beschreiben zu können. Aber Pustekuchen. Erst in der Therapie habe ich gemerkt wie es ist, nur mit so einem Gefühl dazustehen, ganz ohne Worte. Und ohne Worte bedeutet ja auch ohne Verständnis, ohne zu wissen, was man eigentlich da fühlt, eben so wie wenn man zum ersten Mal etwas Unbekanntes fühlt, das einem zuvor noch nie jemand erklärt hat. Eine Frage a la "Wie fühlen Sie sich jetzt?" kann dann zu einer unbeantwortbaren Schwierigkeit werden.
Es dauert sehr lange bis ich diese alten Gefühle in der Therapie überhaupt erspüren und dann auch noch aushalten kann, ohne gleich abzublocken, umzulenken oder zu negieren. Wenn es mal geht, dann ist es auch nicht ungewöhnlich, dass ich mich danach erstmal wieder stärker verschließe und eben einfach mal abwarten muss. Ich neige dann auch zu Selbstvorwürfen, dass es nicht scheller geht. Nur ist das bei mir so, je mehr Druck ich mir mache, desto weniger gehts. Daher übe ich mich momentan auch immer noch sehr in Geduld.
Stimmt natürlich, dass das alles bei jedem ein bisschen anders ist, aber ich glaube, dass man normalerweise schon aus Selbstschutz eher nicht mehr Gefühl auf einmal zulässt als man aushalten kann, zum Beispiel ohne Vorlauf auf einmal alle Traurigkeit zu spüren. Bei mir zumindest funktoniert das nicht so. Ich nähere mich eher Stück für Stück an.

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Amalfi
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Beitrag Mo., 22.03.2010, 09:33

Geht mir auch so. Ich bin jetzt gut zwei Jahre dabei und sollte aus allerlei Gründen wissen, worauf es ankommt. Und stelle letztens fest, dass ich mir stets still und leise sage: das Thema und das Thema- darüber werde ich aber nicht reden!
Ich blockiere also konsequent zwei Thematiken- wider besseren Wissens.
Ich weiss noch nicht, was ich daraus mache, werde es aber sicher in der nächsten sStunde ansprechen und "verraten". Ob ich dann reden kann....?
100% zutreffend,was mitsuko schreibt:
mitsuko hat geschrieben:Erst in der Therapie habe ich gemerkt wie es ist, nur mit so einem Gefühl dazustehen, ganz ohne Worte.
Also, Zeit lassen...das kommt alles, wenn und wann es kommen soll/ wird.
Lieber stehend sterben als auf Knien leben

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Syra
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Beitrag Mo., 22.03.2010, 19:26

Hallihallo!

Mitsuko und Amalfi, danke für Eure Antworten. Es tut mir echt gut, Euch alle zu lesen!
Sehe schon, dass ich da noch Einiges vor mir habe. Aber gut, dafür mache ich ja die Therapie.
Ja, das kenne ich auch gut mit den fehlenden Worten...aber mir fehlen sie auch für die fehlenden Gefühle. Merke aber, dass es mir gut tut, und ein kleines bisschen hat es sich seit Therapiebeginn ja schon gebessert, zumindest was die aktuellen Gefühle angeht, wenn ich mich spüre. Das kannte ich ja schon gar nicht mehr.

@Amalfi (warst Du schon mal da? ): Drück Dir fest die Daumen für Deine nächste Stunde! Du schaffst das!
mitsuko hat geschrieben:Erst in der Therapie habe ich gemerkt wie es ist, nur mit so einem Gefühl dazustehen, ganz ohne Worte. Und ohne Worte bedeutet ja auch ohne Verständnis, ohne zu wissen, was man eigentlich da fühlt, eben so wie wenn man zum ersten Mal etwas Unbekanntes fühlt, das einem zuvor noch nie jemand erklärt hat.
Das hast Du für mich total schön in Worte gefasst. Das muss sich ja ganz schön überwältigend anfühlen. Da merke ich doch eine leichte Angst in mir hochsteigen...

Ja, ich denke auch, dass die eigene Seele nur das zulässt, was man/frau momentan gerade vertragen kann.

Ich hoffe, ich hab nicht zu wirr geschrieben...
Ganz liebe Grüße Euch allen,
Syra

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Amalfi
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Beitrag Di., 23.03.2010, 11:16

Syra hat geschrieben:
@Amalfi (warst Du schon mal da? ): Drück Dir fest die Daumen für Deine nächste Stunde! Du schaffst das!
Eigentlich erst Donnerstag...aber ich erlebe nun, nach nunmehr eineinhalb Jahren, wie mit Urgewalt Dinge auf einen stürzen können...eins der Themen, die ich nicht "verraten/ ansprechen" wollte, blieb haften, nachdem ich dir dies hier schrieb....und plötzlich steht vor mir eine riesengroße Kiste...ich wage keinen Blick alleine hinein...ich habe heute das erste Mal einen Extra- Termin...so etwas kann also auch passieren...aber wenn deine Therapeutin gut ist, musst du dich nicht fürchten. Ich weiss, dass sie mich auffangen wird...wie sie es letztens sagte: sie ist der Pilot und ich kann einsteigen und muss mich nicht vor Turbulenzen fürchten...und ich weiss, dass wir nicht abstürzen, wenn sie Pilotin ist...ich hatte im Leben nicht damit gerechnet, was da aus der Kindheit noch vorhanden ist...aber ich habe auch erfahren, wie gut die Therapie mir tut. Dieses ewige Gummiband von meiner Mutter- es ist weg! Ich bin frei ohne dass es Streit oder Krieg gab...ich habe es zerschnitten...es ist überwältigend, wie anders das sich plötzlich anfühlt...also, nur Mut, Syra- ich bin sicher, dass all das bei dir früher oder später- genau dann, wann es passt- auch kommt
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Syra
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Beitrag Di., 23.03.2010, 21:14

Hallo Amalfi!

Danke für Deine aufmunternden Worte! Das tut soooo gut!
Es tut mir total leid, dass da jetzt bei Dir so unerwartet was bearbeitet will...und das gerade, als Du für mich was Gutes schreibst. Wie war Dein Extra-Termin heute? Finde es toll, dass Du so ein vertrauenvolles Verhältnis zu Deiner Thera hast. Das Bild der Pilotin gefällt mir!

Ja, frei sein, innerlich frei von meiner Familie, das möchte ich auch wieder. Hatte heute meine Stunde bei meinem Thera. Es hat mir heute total Kraft gegeben (haben aber heute auch nicht so tief gewühlt , sondern mehr die Gegenwart und Zukunft betrachtet).

Alles Liebe für Dich,
Syra

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bluna
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Beitrag Di., 23.03.2010, 22:24

Hallo Ihr lieben!
Ich finde das mit dem Piloten echt klasse.Das klingt doch heut recht gut @ Syra. Freut mich wenns Dir Kraft gegeben hat.
Konntest Du wenigstens Die Dinge von Gegenwart und Zukunft verinnerlichen, hat sich denn einiges aufgezeigt, womit Du arbeiten kannst?

Liebe Grüße
Bluna

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Syra
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Beitrag Di., 23.03.2010, 22:41

Liebe bluna!

Danke für Deine Nachfrage. Für mich war heute die Erkenntnis total wichtig als "nicht gestört" (vom Thera) gesehen zu werden und, dass meine derzeitigen Essprobleme eigentlich als körperliches Nachziehen meiner psychischen Fortschritte zu sehen sind...hm, das gehört jetzt -inhaltlich zumindest- eigentlich in einen anderen Thread, oder?
Bzgl. meiner aktuellen Gefühle kam heute hptsl. die Verzweiflung zur Sprache.

Liebe Grüße,
Syra

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bluna
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Beitrag Di., 23.03.2010, 22:51

das ist ganz wichtig, wenn die Erkenntnis kommt. Das ist ein guter Schritt nach vorn. Auch wenn es manchmal gleichzeitig wieder ein Stück zurück geht, so ist das bei mir immer. Aber ich drück Dir die Daumen.Das finde ich echt toll das Du Deine Gefühle wie z.B Verzweiflung aussprechen kannst .
Liebe Grüße,
Bluna

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