Soll ich mit Psychoanalyse weitermachen?

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SamuelZ.
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Soll ich mit Psychoanalyse weitermachen?

Beitrag So., 14.02.2010, 11:11

Hallo zusammen,

seit einem Jahr bin ich in tpf PT-Behandlung. Diagnose: mittelgradig depressive Episode mit dem Ziel der Überwindung der Symptome und emotionaler Stabilisierung.

Meine 50 Stunden neigen sich langsam aber sicher dem Ende zu. In der letzten Therapiesitzung habe ich den Abschied zum ersten Mal zum Thema gemacht und mit der Frage verbunden, wie es weitergehen soll.

Mir kommt es so vor, als müsse ich auf halbem Wege meine Sachen (Emotionen, die hochgekommen sind) wieder einpacken, damit ich einigermaßen gefestigt dem Ausstieg entgegen gehen kann. Bildlich gesprochen: Ich steige aus einem Reisebus aus, 15 riesige Taschen bei mir, und stehe in der Einöde. Der Reisebus ist/war meine Heimat.

Mein Thera deutete an, dass er es als sinnvoll erachten würde, weiterzumachen, z.B. indem 30 weitere Stunden tpf PT beantragt würden, oder, und dass hat mich doch etwas überrascht, indem ich mit Psychoanalyse weitermache.

Zwei Fragen drängten sich mir auf:
1) macht es überhaupt Sinn eine PA zu machen?
2) welches Störungsbild muss ich aufweisen, damit die Kosten (wenigstens anteilig) übernommen werden? (Bin ich nicht zu "gesund" für eine PA?)

Mein Thera meinte, PA sei angebracht, da ich in letzter Zeit emotional sehr in der Vergangenheit hing (Die Erinnerungen haben mich wieder in ein depressives Loch gestoßen). Tpf PT orientiere sich mehr an konkreten Symptomen.

Gibt es hier Leute, die erst PT dann mit PA weitergemacht haben? Aus welchem Grund?
Bei welchem Störungsbild ist eine PA angesagt? Welche Störungsbilder werden von den KK als einer PA bedürftig anerkannt?

Mich interessiert v.a. ob es Sinn macht? Auf der anderen Seite ist meine Therapie z.Z. das einzige sinnhafte Moment in meinem Leben und ich hätte wirklich Lust, damit weiterzumachen bzw. dies auszubauen (ganz egoistisch formuliert).

Liebe Grüße
Sandy

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candle
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Beitrag So., 14.02.2010, 11:19

SandyP. hat geschrieben: Auf der anderen Seite ist meine Therapie z.Z. das einzige sinnhafte Moment in meinem Leben und ich hätte wirklich Lust, damit weiterzumachen bzw. dies auszubauen (ganz egoistisch formuliert).
Da hast Du doch die Antwort.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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metropolis
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Beitrag So., 14.02.2010, 11:33

Was spricht dagegen? Dass du dich nicht krank genug fühlst? Hast du die PA nicht verdient?

Überlass diese Beurteilung mal deinem Thera. Der wird das mit der KK schon hinbekommen.

Ich glaube gleichzeitig, dass es bei PA nicht auf den Krankheitsgrad/ Gestörtheitsgrad ankommt. Nicht nur Schwergestörte oder zutiefst Depressive haben Anspruch auf eine lange, intensive Therapie.

Eine größere Rolle spielt doch vielmehr der Wille, sich mit seiner eigenen Vergangenheit und mit seinem eigenen Unbewussten auseinanderzusetzen, bis zu einem gewissen grad der psychoanalytischen Theorie Glauben zu schenken und sich auf die Übertragung einzulassen. Diese Bedingungen sehe ich bei dir erfüllt.

LG

metro
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~silence~
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Beitrag So., 14.02.2010, 11:37

Hallo Sandy
SandyP. hat geschrieben:Gibt es hier Leute, die erst PT dann mit PA weitergemacht haben?
Ich habe - allerdings vor langer Zeit - 55 Sitzungen PT gemacht. Danach schlug mir mein Analytiker PA vor und ich bin "abgehauen". Heute denke ich, dass ich einfach noch nicht soweit war. Heute mache ich ja PA - bei demselben Therapeuten.
SandyP. hat geschrieben:Bei welchem Störungsbild ist eine PA angesagt?
SandyP. hat geschrieben:Welche Störungsbilder werden von den KK als einer PA bedürftig anerkannt?
Über solche Fragen würde ich mir gar nicht soviele Gedanken machen. Hab Vertrauen in Deinen Thera. Er wird den Antrag an den Gutachter schreiben - und sich die viele Arbeit ganz sicher nicht aufbürden, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass es das Richtige für Dich ist.

Würdest Du die PA denn bei demselben Therapeuten machen?

LG
~silence~
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"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
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Beitrag So., 14.02.2010, 11:48

Wenn Du die Zeit hast und bei Deinem jetzigen Thera weitermachen kannst, solltest Du auf jeden Fall den Antrag bei der Krankenkasse stellen. Dein Thera wird Deine Beschwerden sicher so formulieren, daß ein ferner Gutachter am Schreibtisch den Antrag gar nicht ablehnen kann, die Kasse richtet sich danach. Ob Dir während oder am Ende der Analyse geholfen sein wird, kann niemand mit Sicherheit voraussagen. Aber wenn Du grundsätzlich mit Deinem jetzigen Thera zufrieden bist und bei ihm bleiben könntest, kann eigentlich nichts schiefgehen. Daß Du viel in Deiner Kindheit kramst, kann man aus Deinem Blog entnehmen. Da sind wirklich viele Dinge mal grundlegend zu klären.

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Freistil
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Beitrag So., 14.02.2010, 11:59

Liebe Sandy,

generell kann ich mir bei dem, was ich bisher von dir gelesen habe, sehr gut eine Analyse vorstellen. Da gibt es sooooo viel "Stoff" in dir...........

Es hängt natürlich ALLES daran, dass deine Beziehung mit deinem Thera gut stimmt. Momentan ist da ja ein bisschen Krise, aber auch das sind ja Phasen, die allüberall und immer wieder auftreten. Macht er denn überhaupt auch eine Analyse? Du hattest ja geschrieben, dass du bei ihm im Behandlungszimmer eigentlich gar keine Couch siehst?!

Ich würde nicht sagen, dass man besonders schwer psychisch krank sein muss, wenn eine PA angeraten wird. Eher liest man oft gerade das Gegenteil. Jemand, der diese echte Riesenbelastung (!!) schultern will, muss sogar einigermaßen stabil sein, damit er diese intensive Belastung packt. Ich sehe an mir, dass die Analyse mich echt echt psychische und manchmal auch physische Kräfte kostet. Es LOHNT SICH, aber es ist echt anstrengend. Es geht ans Eingemachte...

Alles Liebe dir bei deiner Entscheidungsfindung. Und rede da mal ausführlich mit deinem Thera drüber!!

LG freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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SamuelZ.
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Beitrag So., 14.02.2010, 14:38

Hallo ihr Lieben,

danke erst einmal für eure Ermutigungen!! Hat bei mir einiges bewegt.

Mein Thera hatte diese Idee in seiner typischen teilnahmslosen Art beiläufig erwähnt. So wie man halt schaut, welche Optionen man hat, wenn man am einem Bahnhof angekommen ist, der evtl. noch nicht der Zielbahnhof ist. Letztendlich kann man sich auch genauso gut dafür entscheiden, den Bahnhof zum Zielbahnhof zu erklären.

@candle: ja, ich habe mir quasi schon selbst eine Antwort gegeben. Es ist die Antwort, die mir meine kindlichen Impulse eingeben. Es kam Freude hoch, als er diese Option in den Raum stellte, so als wäre ich auf eine abenteuerliche Reise eingeladen worden. Lust hätte ich schon auf diese Reise.

@Metro: mein vernünftiges Ich spricht dagegen. Kennst du den Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann? Der Protagonist wird wegen einer Lungenkrankheit ins Sanatorium in die Schweizer Alpen geschickt. Er bleibt anstelle der zunächst beschränkten Zeitdauer viele viele Jahre dort, obwohl sein Zustand eigentlich gar nicht so kritisch ist. Dort frönt er dann einem Leben abseits der "Alltagswelt" und des "Real Life". Dies wäre ein wenig meine Befürchtung: dass ich etwas lebensuntauglich werde, mich zu sehr mit mir selbst beschäftige, mich "auf die faule Haut" lege.
Ich hätte wirklich Lust auf dieses Projekt, auf der anderen Seite hat es so etwas "Hochfliegendes" und "Lebensfremdes". Mein pragmatisch-vernünftiges Ich bekommt bei dem Gedanken an PA Bauchschmerzen. Aber vllt ist dieser Teil in mir ohnehin zu stark und braucht einen ordentlichen Dämpfer.


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Beitrag So., 14.02.2010, 14:47

Auf den Zauberberg mußt Du nicht gleich steigen, Sandy. Soo anders als Deine jetzige Therapie ist eine PA nicht. Die einzige wichtige Frage besteht darin, ob Du Dich (auch zeitlich) nochmal länger binden willst. Lebensuntauglich werden durch eine PA? Das wäre ein Paradoxon. Eine schöne Frage an Deinen Thera.

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Dunkle
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Beitrag So., 14.02.2010, 14:51

Liebe Sandy,
SandyP. hat geschrieben:auf der anderen Seite hat es so etwas "Hochfliegendes" und "Lebensfremdes".
nanüchen, woher kommt denn das Image der PA, was sich da in Deinem Kopf festgesetzt hat?
Ich denke, dass sind so innerliche Ressentiments, die Du da zu überwinden hast. Weil sie nämlich für Deine Entscheidung unnütz sind. Es sind etwas sonderliche Zensurbehörden, die Dir so etwas einflüstern...

Also, ich denke, das können Dir alle Analysanden hier bestätigen, "lebensuntauglich" wird man nicht, eher im Gegenteil...
Die PA wird Teil Deines Lebens!
Du musst halt wirklich sehen, wie Du es mit Deinem Arbeitsalltag geregelt kriegst, dies Problem haben wohl die meisten beruftstätigen Analysanden.

Aber, dies Gefühl der Abenteuer-Exkursion, auf der es ganz allein um MICH gehen soll, das hatte ich am Anfang auch. Ich sagte in der letzten meiner Probestunden "Das ist ja sehr luxuriös und es ist verführerisch, dass ich mir soooo viel Zeit nur für mich nehme..."

Du musst einfach wissen, ob Du diesen großen Wurf für Dich selbst in Deinem eigenen Interesse wagen willst: Viel Zeit, viel Energie, viele Gedanken und Gefühle - dafür die maximale Chance auf "Gewinn" für Dich selbst!

Viel Glück
wünscht
D.
Zuletzt geändert von Dunkle am So., 14.02.2010, 14:57, insgesamt 1-mal geändert.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 14.02.2010, 14:54

@Silence: Weshalb meinst du, warst du damals noch nicht reif für eine PA?
Ich weiß nicht, ob mein jetziger Thera auch PA anbietet. Ich glaube fast nein, denn in seinem Praxisraum steht keine Couch. Ich vermute, er würde mich dann weitervermitteln.
Welche Nach- bzw. Vorteile hat denn ein Wechsel zu einem anderen Therapeuten?

@Sir: ja, das Zeitproblem. Gut, dass du mal die praktischen Erwägungen mit einbringst. Das wäre allerdings ein großes Problem, wenn der Thera nicht jeden Tag auch bis später Abends Termine anbieten würde. Und der Blog: stimmt, wenn ich den so lese, merke ich auch, dass da viel mehr ist, als in einer Stunde Therapie/Woche raus kann.

@Freistil: ich habe den Eindruck, mein Thera bekommt tatsächlich nur etwa 1/30 von dem mit, was bei mir inzwischen hochgeschwemmt wird. Ob er eine Analyse macht, weiß ich nicht, ich bezweifle es aber. Unsere derzeitige Krise sehe ich als typische Übertragungssituation, die leider nicht so richtig analysiert werden kann, da einfach die Zeit und vermutlich auch der Rahmen dazu fehlt. Er will als tpfPT ja eher die akuten, konkreten Symptome behandeln (obwohl: meine Depression ist ja eine solche).
Ich vermute, dass ich diese Riesenanforderung im Grunde jetzt schon suche. Ich sehe es als eine Herausforderungen an. Da kommt so ein bisschen mein Bergsteiger-Ich durch.

Vor einem Gespräch mit ihm darüber habe ich auch etwas Bammel. Irgendwie fühle ich mich dann so, als würde ich da Dinge verlangen, die mir gar nicht so richtig zustehen. Hätte mich da in eine Idee verbissen, und er muss mich jetzt wieder "ent-täuschen", meine hochstrebenden Hoffnungen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Ich glaube, ich habe vor dieser Art an Zurückweisung Angst.

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carö
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Beitrag So., 14.02.2010, 14:58

liebe sandy,

würdest du die analyse bei demselben thera machen könne? hab ich das jetzt überlesen ? weil es ja die sache nochmal ganz anders darstellt jetzt diese aktuelle thera zu beenden und bei jemamd anderem neu zu beginnen.

ansonsten haben die anderen ja bereits viel zu deinen fragen geschrieben. wie auch die anderen, habe auch ich schon öfter gedacht, dass eine PA ganz gut zu dir passen würde. z.B. wenn ich ein wenig in deinem blog lese und auch sonst... mein eindruck ist, dass du mehr raum für dich bräuchtest und den auch haben solltest und dürftest.

nicht alles ist ein kindlicher impuls.. ich halte es vielmehr für reif, seine bedürfnisse ernst zu nehmen, ihnen raum zu geben, sie zu leben und letztlich gestärkt duch diese erfahrung, sich einem neuen lebensabschnitt zuwenden zu können. und ich denke, dass wir ohne unsere impulse (sprich: wünsche, bedürfnisse, träume, sehnsüchte) einfach nur dumme automaten wären. die vernunft allein ist nichts ohne das gefühl.

ich erlebe meine analyse nicht als etwas lebensfremdes, ganz im gegenteil... vergangenheit raum geben - ja, wenn es gerade ansteht - sich selbst kennenlernen - die angst vor den noch geheimen und ungezähmten wilden gelüsten und dunkelsten ängsten in einem verlieren, sie integrieren ins hier und jetzt, damit - also mit sich selbst gut leben zu lernen... mehr bei sich zu sein... das hat sehr lebenspraktische auswirkungen *find ich* es wird nicht l´art pour l´art-mäßig in der vergangenheit gekramt, sondern die vergangenheit wird immer in bezug auf die aktuelle befindlichkeit/situation bezogen.

LG
caro

p.s. gaaanz viele nicht-gelesene beiträge dazwischen
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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SamuelZ.
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Beitrag So., 14.02.2010, 15:32

@Sir:
Soo anders als Deine jetzige Therapie ist eine PA nicht.
Nein? Ich stelle mir das komplett anders vor.
Die einzige wichtige Frage besteht darin, ob Du Dich (auch zeitlich) nochmal länger binden willst.
Durchaus eine wichtige Frage, wenn auch m.E. nicht die einzig wichtige. Ich würde die Frage mit einem deutlichen "Ja" beantworten.

@Dunkle:
Ich war auch sehr überrascht, als ich den Text schrieb, und da plötzlich diese skurilen Vorurteile aus mir hervorquollen. Hätte von meiner 90-jährigen Oma kommen können. (Muss gestehen, dass mich auch eine Äußerung von Herrn Fellner in diesem Forum betreffend PAs etwas verunsichert hat.)
Du musst einfach wissen, ob Du diesen großen Wurf für Dich selbst in Deinem eigenen Interesse wagen willst: Viel Zeit, viel Energie, viele Gedanken und Gefühle - dafür die maximale Chance auf "Gewinn" für Dich selbst!
Ja, ja, ja .... ich scheue keine Müh'. Ich will reinen Tisch machen und den ganzen Ballast abwerfen und rauswerfen, damit ich endlich erleichtert durchs Leben gehen kann (und nicht nur depressiv herumsitze).
Darf ich fragen, welches Ziel du mit deiner Analyse verfolgst?


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Beitrag So., 14.02.2010, 15:44

Eine PA ist nicht komplett anders als eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Ja, das Setting ist gewöhnungsbedürftig, weniger weil man liegt, mehr weil man keinen Blickkontakt hat. Ich kann mich dann besser auf mich konzentrieren, und wenn ich mich mal von einem unangenehmen Thema wegmogle, sehe ich nicht das Stirnrunzeln meiner Thera (hat sie mir als Vorteil extra benannt). Ihrer nachfolgenden Analyse kann ich mich dann aber nicht mehr entziehen. Und meine Analytikerin hält sich mit Ratschlägen weitgehend zurück, beleuchtet eine Situation aber von allen Seiten. Wenn ich ihr einen Vorschlag für eine wichtige Entscheidung mache und der ihre Zustimmung findet, haucht sie ein kaum verständliches "ja".

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Beitrag So., 14.02.2010, 15:46

Liebe caro,

ich weiß leider nicht, ob mein jetziger Thera auch PA anbietet. Ich befürchte fast, nein. Z.B. steht keine Couch im Praxisraum. Ich müsste bei jemand neuem dann komplett von vorne anfangen, meinen Thery zurücklassen, und hoffen, dass der neue auch was taugt bzw. wir gut zusammen passen.

Würdest du in einem Thera-Wechsel mehr Vor- oder Nachteile sehen?
mein eindruck ist, dass du mehr raum für dich bräuchtest und den auch haben solltest und dürftest.
das ist es eigentlich. Ein Drang nach einer Ausweitung der inneren Seelenräume, innere Freiräume. Vielleicht auch einfach eine Säuberung und Entleerung der ganzen Abfälle, die dort abgelagert worden sind im Laufe der Jahre, die mir das Leben erschweren und es zum Stillstand bringen.

Ich habe oft den Eindruck, dass sich mein realistisches Ich sehr oft mit dem Über-Ich die Hand gibt, wenn es um Entscheidungen geht. WEnn ich meinem kindlichen Impuls Folge leiste, es ernst nehme, mich mit ihm solidarisiere, dann verfolge ich weiter einen Weg, den ich mit meiner PT begonnen habe. Darum geht es ja eigentlich: meinem "wahren Selbst" mehr Raum zu geben, es von dem ganzen Gerümpel "falscher" Lebensentwürfe und -entscheidungen zu befreien, um dann sinnvollere und erfüllendere Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können.

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~silence~
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Beitrag So., 14.02.2010, 17:57

Liebe Sandy
SandyP. hat geschrieben:@Silence: Weshalb meinst du, warst du damals noch nicht reif für eine PA?
Welche Nach- bzw. Vorteile hat denn ein Wechsel zu einem anderen Therapeuten?
Als ich 18 Jahre alt war stolperte ich das erste Mal bei meinem Analytiker rein und hatte schlichtweg keinen Schimmer, was mich erwartet. Ich hab mich ziemlich blöd angestellt. So kam ich mit der ungewöhnlichen Art der Gesprächsführung überhaupt nicht klar und habe ihn Sitzung über Sitzung angebettelt, er möge mir doch ein Gesprächsthema geben. Das Schweigen hatte noch eine viel größere Bedeutung als heute. Als er dann nach 50 Sitzungen die "Psychoanalyse" vorschlug, hab ich nur noch mehr Schweigen gesehen. Und natürlich jagte mir die Couch eine Heidenangst ein, die ich mich nicht mal aus den Augenwinkeln anzuschauen traute.

Meine größte Angst beim Umstieg von TP zu PA war, dass mein Analytiker nicht mehr derselbe sein würde, wenn er erst einmal hinter mir sitzt. Dies hat sich zum Glück nicht bestätigt. Seine Gesprächsführung war bei der TP fast genauso streng wie jetzt. Nur, dass er jetzt noch gezielter interveniert und die Übertragung eine größere Rolle spielt. Doch da ich meine Angst vorher geäußert habe, hat er mir den Umstieg so leicht wie möglich gemacht.

Meine Gedanken beim Wechsel zu einem neuen Thera beziehen sich auf das Vertrauen. Wenn Du Deine PA nicht bei Deinem derzeitigen Thera machen kannst, wirst Du komplett von vorne anfangen (was natürlich auch eine große Chance sein kann). Das Vertrauen muss erst wieder wachsen. Da Du aber gar nicht genau weißt, ob Dein Thera auch PA macht, drück ich Dir mal die Daumen, dass Du bald den Mut findest, ihn danach zu fragen ....

Allerdings hat sich ja inzwischen z. B. die Zeit als ein viel gewichtigerer Faktor für die Entscheidung herauskristallisiert.

LG
~silence~
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