Sandspiel und leerer Stuhl - macht das wer?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Medea
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Sandspiel und leerer Stuhl - macht das wer?

Beitrag Mi., 03.02.2010, 12:16

Hallo,
wollte noch mal in die Runde fragen, ob hier jemand in seiner Therapie schon mal mit dem therapeutischen Sandspiel in Berührung gekommen ist.

Mir hat das einfach so gut getan und wollte mal fragen, wie es anderen damit geht. Gerne auch Austausch per pm.

Und arbeiten eure Therapeuten mit dem leeren Stuhl, bzw. Zweistuhltechnik? Das betrifft wahrscheinlich nur diejenigen, die eine Gestalttherapie machen.
Ich hab darüber bislang nur gelesen, und bin froh, damit in der Therapie noch nicht konfrontiert worden zu sein.
Ich glaub ich könnte das gar nicht.
Wie geht es euch damit?

lg Medea

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Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 2175

Beitrag Mi., 03.02.2010, 13:23

Liebe Medea !

Therapeutisches Sandspiel kenne ich gar nicht, was ist das ? Klingt interessant, kannst Du dass evtl. näher erläutern ?

Leerer Stuhl bzw. Zweistuhltechnik kenne ich, habe ich schon sehr oft gemacht.Mache zwar keine reine Gestalttherapie, aber fließt viel mit hinein. Es ist etwas was mir im Alltag schon sehr oft geholfen hat.
Medea hat geschrieben:Ich hab darüber bislang nur gelesen, und bin froh, damit in der Therapie noch nicht konfrontiert worden zu sein.
Warum ? Hast Du Angst davor ? Es ist überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil, es macht riesig Spaß ( mir zumindest ); Wenn Du noch näheres bzw. etwas bestimmtes dazu wissen möchtest, frag ruhig, ich antworte Dir gerne.

Gruß Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Schneeflöckchen:-)
sporadischer Gast
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Beiträge: 5

Beitrag Mi., 03.02.2010, 17:56

Hallo ihr beiden!

Könnt ihr mir vielleicht erklären was bei diesen "Therapieanwendungen" gemacht wird und wie das so abläuft?
Habe vor nem Jahr mal ne Verhaltenstherapie angefangen und abgebrochen. Im Sommer bin ich mit der Ausbildung fertig und dann fang ich wieder ne Therapie an.

Wünsche euch noch einen schönen Tag!
LG

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münchnerkindl
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Beiträge: 9791

Beitrag Mi., 03.02.2010, 18:16

Wir hatten in der Klinik was ähnliches, KBT, wo man mit allerlei Figürchen, Naturmaterialien etc Dinge darstellen konnte. Mir hat das absolut nix gegeben, ich hätte von einem "handfesten" körperorientierten Verfahren mehr gehabt, das wurde aber nicht angeboten, " da ja so viele traumatisierte Personen in den Gruppen sind die ihrem Körper nicht klarkommen"
Toll, und ich durfte deshalb diesen komischen Kindergarten der mich nirgendwohin gebracht hat mitmachen, von den 12 Stunden fand ich 2-3 wirklich gut. Ich meine, es war nicht schlimm oder irgendwas und der Leiter wahr wirklich nett. Nur mit gibt der Schauspielkurs von der Volkshochschule mehr, da kann man mal wirklich mit Emotionen und Ausdruck experimentieren, und auch hemmungslos total alberne Sachen machen, ohne daß das so krampfig retardiertes Getue ist.

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Anne1997
Forums-Gruftie
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Beiträge: 625

Beitrag Mi., 03.02.2010, 18:28

[quote="Medea"]Und arbeiten eure Therapeuten mit dem leeren Stuhl, bzw. Zweistuhltechnik? Das betrifft wahrscheinlich nur diejenigen, die eine Gestalttherapie machen.[/quote]
Hallo Medea,

ja, diese Arbeit kenne ich und mir ist sie extrem schwer gefallen, teilweise war sie nicht möglich.
Habe diese Arbeit nicht oft gemacht (primär gab es Gespräche), hatte Angst davor, spürte immensen Druck, war einfach nicht in der Lage mein Gegenüber "klar" anzuschauen, Sätze zu sagen (auch wenn der Therapeut beim Formulieren half bzw. unterstützte oder eine Auswahl an Sätzen anbot).

Denn oft geht es darin um die Auseinandersetzung mit inneren Anteilen ("inneres Team", verschiedene Altersbereiche, verschiedene Ich-Zustände) oder mit der Familie (insbesondere Eltern), die dann die "Stühle einnehmen".

Und das ist unter bestimmten Umständen einfach schwer, ich kann Dir da sehr nachfühlen. Hier ist ein Therapeut erforderlich, der dies merkt und behutsam damit umgehen kann, wenn diese Konfrontation zu viel ist. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass ich es nicht geschafft habe, mich notwendigen Konfrontationen zu stellen.
Das Gegenteil ist aber der Fall: ich kann mich meinem Leben, meiner Familie viel mehr stellen, mich damit auseinandersetzen, konfrontieren (viel besser als früher) und dies auf behutsame, achtende Weise.
Bin mir sicher, dass dieses Vorgehen eine längere (Therapie-) Zeit in Anspruch genommen hat, als wenn diese Konfrontation von meinem Therapeuten eingefordert worden wäre. Aber es war für mich passend und ich konnte es verkraften.
Du musst nichts tun, was Du nicht willst - egal wie: die Auseinandersetzung damit (und mit den daraus resultierenden Gefühlen) bringt einen schon viel weiter.
Falls Du noch Fragen hast: nur zu...

Herzliche Grüße
Anne

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stehaufmädchen
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Beiträge: 229

Beitrag Mi., 03.02.2010, 19:41

HAllo Anne,

toll, daß Du hier von deinen Erfahrungen berichtet hast. Danke!
Aber sag mal, kannst Du uns auch sagen wie Du dich überwinden konntest ANZUFANGEN damit. also das scheint mir das Allerschwerste! Und wenn man garnicht erst probiert
bin etwas ratlos damit.
Ich will! und kann nicht...

lg
Stehaufmädchen

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Josepheros
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Beiträge: 55

Beitrag Mi., 03.02.2010, 20:19

Hi,

ich habe in meiner letzten Therapie Sandpiel gemacht. Ich fand das oft ziemlich aufschlußreich.

In den beiden Therapien davor habe ich auch Rollenspiele mit Stühlen gemacht. Ich bin nicht sicher, ob es das ist, was du meinst, weil bei mir nicht nur zwei Stühle vorkamen, sondern so viele, wie nötig waren, um eine Szene darzustellen. Solche Rollenspiele waren immer sehr aufschlußreich und meist sehr bewegend. Sie gehörten zu den intensivsten Erfahrungen in den Therapien. Ich habe dabei sowohl äußere als auch innere Konflikte dargestellt. Anfangs war ich etwas skeptisch, und hatte gedacht: soll ich jetzt so ein blödes Spiel machen? Aber nach wenigen Minuten war ich vollkommen mit der dargestellten Situation identifiziert, und habe Dinge gesagt, die mich selber überrascht hatten. Ich fand das sehr fruchtbar.

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Anne1997
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Beiträge: 625

Beitrag Mi., 03.02.2010, 21:00

[quote="stehaufmädchen"]Aber sag mal, kannst Du uns auch sagen wie Du dich überwinden konntest ANZUFANGEN damit. also das scheint mir das Allerschwerste! [/quote]
Hallo "Stehaufmädchen",

eine gute Frage. Ich denke, ich habe es einfach probiert, weil ich wusste, dass dies enorme Anstrengung kostet und mir allein das (Nicht-)Überwinden-Können vieles zeigen kann. [Saß öfter länger da, bevor ich überhaupt ein Wort oder einen Satz ausgesprochen habe.]
Und es ermöglicht berührende Erfahrungen. Ich hätte es wohl nie ohne das Wissen gemacht, dass da jemand neben dran sitzt, der die Lage im Griff hat. Letzteres war wohl mit ausschlaggebend und enorm wichtig.
Das, was Jospheros (ein schöner Name!) schreibt, finde ich auch wichtig: [quote="Josepheros"]Aber nach wenigen Minuten war ich vollkommen mit der dargestellten Situation identifiziert, und habe Dinge gesagt, die mich selber überrascht hatten. Ich fand das sehr fruchtbar.[/quote] Es kann überwältigende Erfahrungen ermöglichen, die ich eher weniger (in Bezug auf die Intensität) erlebt habe, weil ich so früh abgebremst habe, es nicht "wollte".
Aber in Ansätzen spürte ich schon die "Mächtigkeit" dieser Verfahren, egal ob mit ein, zwei Stühlen oder quasi als systemische Aufstellungsarbeit (mit inneren und äußeren Konflikten - mit Personen, Situationen, Gedanken etc.).
Heute kann ich diese Arbeit "besser", aber mich kostet sie immer noch Überwindung, Spaß und Freude überwiegt nicht so sehr, höchstens die Freude darüber, dass ich etwas weitergekommen bin und mich "zumute".

Liebe Grüße
Anne

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Josepheros
Helferlein
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Beitrag Mi., 03.02.2010, 22:02

Es muss nicht immer Spaß machen. Bei diesem Spiel werden schon starke Gefühle frei, die den jeweiligen Konflikten entsprechen. Die konnte ich manchmal mit Humor nehmen, aber nicht immer. Obwohl einiges schon (im Nachhinein) ziemlich lustig war. So bin ich einmal in einer bestimmten Rolle so (grundlos) arrogant und eingebildet geworden, dass ich kaum noch bereit war, mit meinem Therapeuten zu sprechen - im Nachhinein musste ich selber über die Lächerlichkeit dieser Szene grinsen. Aber es geht eben bei diesem Spiel um Konflikte, und manche Szenen sind sehr unangenehm.

Und zum Anfangen: einfach machen. Man muss am Anfang nicht dran glauben, daß das jetzt Sinn macht. Man wächst innerhalb von Minuten trotzdem in die Rolle rein, die man spielt. Und wie bei allem in der Therapie gilt: wenn man merkt, daß es jetzt zu arg wird, dann kann man auch wieder aufhören. Man ist nicht gezwungen, eine Szene zu Ende zu spielen, wenn man nicht dazu bereit ist.

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stehaufmädchen
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Beiträge: 229

Beitrag Do., 04.02.2010, 11:28

Vielen Dank für Eure Erklärungen, ich möchte das Stuhlspiel so gerne mitspielen und bin mir eben sicher, daß es bei mir mit sehr starken Gefühlen verbunden sein wird.
Vielleicht brauche ich noch mehr Vertrauen...

lg Euer Stehaufmädchen

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Tröte
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Beitrag Do., 04.02.2010, 11:29

hallo zusammen,
kann mir jemand kurz erläutern, was da konkret gemacht wird ? kann mir irgendwie so gar nichts darunter vorstellen...

danke und grüße
tröte
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Josepheros
Helferlein
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Beitrag Do., 04.02.2010, 17:19

Hi Tröte,

das geht so: ihr redet in der Therapie über eine (inneren oder äußeren) Konflikt. Dann werden zwei oder mehr Stühle aufgestellt, jeder Stuhl steht für eine Person im Konflikt, oder ein Aspekt von dir bei einem inneren Konflikt. Dann setzt du dich auf einen Stuhl, und nimmst die Rolle ein, die zu dem Stuhl gehört. Dabeistellst du dir vor, daß auf dem anderen Stuhl eine andere Person oder ein anderer Aspekt sitzt, und sprichst zu diesem. Nachdem du deinen Teil gesagt hast, antwortet die andere Seite: dazu setzt du dich auf den anderen Stuhl, und nimmst nun dessen Rolle ein.

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