Freud'sche Versprecher und Co.

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metropolis
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Freud'sche Versprecher und Co.

Beitrag Sa., 23.01.2010, 13:22

Da bin ich mal wieder mit einem Thema, das mir gerade im Kopf rumspukt.

Nämlich die sog. Fehlleistungen, die für Freud in der Psychoanalyse eine große Bedeutung hatten.
Der Begriff der Fehlleistung wurde durch Sigmund Freud geprägt, in dessen Psychoanalyse er für unbeabsichtigte Handlungen und sprachliche Äußerungen steht, die gemeinhin als „Versprecher“, „Verhören“, oder „Versehen“ bezeichnet werden, die aber, so Freud, auf einer unbewussten Ebene durchaus Sinn ergeben. Die Theorie der Fehlleistungen entwickelte Freud in seiner Abhandlung Zur Psychopathologie des Alltagslebens aus dem Jahr 1901.
(Wikipedia)

Mich würde interessieren, welche Fehlleistungen vom Thera oder von euch während der Therapie aufgetaucht sind.
Finden solche Sachen überhaupt Beachtung in eurer Therapie? Wie gehen eure Theras damit um?
Wenn es tatsächlich thematisiert wird, könnt ihr davon profitieren und eine brauchbare Erkenntnis daraus ziehen?

Und wie seht ihr persönlich die Versprecher und Co. Sind sie für euch relevant. Glaubt ihr, dass sich durch diesen "Kanal" das Unbewusste ausdrückt?

Oje, so viele Fragen.

Ich hätte noch zwei Beispiele:

1.) Thera: "Als Therapeut dürfen Sie alles sagen."
Ich: "Als Patient..."
Thera: "???. Was habe ich gesagt?"
Ich:"Als Therapeut dürfen Sie alles sagen."
Thera:"Ehrlich?"
Wir lachen darüber..

2.) Ich sprach grad darüber, was infolge der Therapie alles gut lief, so gut, dass ich darüber nachdachte, keine zweite Verlängerung zu beantragen. Mein Thera wird misstrauisch, und hinterfragt meine Behauptung, dass ich schon bereit für das Therapieende bin.

Ich: "Nein, es geht um meine Erfolge, oder um das, was ich als meine Erfolge verkaufen will" ( oh scheiße das hätte ich nicht sagen dürfen)
Thera: "Wieso als Erfolge verkaufen? Es sind Erfolge. Warum müssen Sie mir diese verkaufen"
Ich: "Kann ich das wieder zurücknehmen?"
Thera (lacht):"Nein."

Vielleicht habt ihr ja auch ein paar schöne Beispiele.

LG

metropolis
Zuletzt geändert von metropolis am Sa., 23.01.2010, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Elle
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Beitrag Sa., 23.01.2010, 13:26

Mein T. hat mal in einem Rechthabe-Streit auf seine "analytische Kompetenz" gepocht und hat sich beim Wort "Kompetenz" verhaspelt.
Wir haben auch drüber gelacht, allerdings erst in der nächsten Stunde, weil ich in der Situation selbst einfach zu wütend war und es nicht angesprochen habe.


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Beitrag Sa., 23.01.2010, 13:45

Ich hatte mich mit Geldanlagen beschäftigt und hier in einem Thread "Analystin" statt "Analytikerin" gepostet.

Ich sprach auf der Couch von einer Bekannten: "wenn sie nur nicht so furchtbar musisch wäre". Meine Thera mußte lachen. Ist sicher keine klassische Fehlleistung, hätte ich bei klarem Kopf aber eben doch nicht so gesagt.

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schmetterling.1983
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Beitrag Sa., 23.01.2010, 14:44

Mich würde interessieren, welche Fehlleistungen vom Thera oder von euch während der Therapie aufgetaucht sind.
Beispiele:
Während der Thera, wir reden über meine Familie..

Dann einmal, wir Siezen uns normalerweise,
meinte Sie (Thera): "...deine,... also Ihre Mutter..."
Ich (innerlich diebisch gefreut bei dem Gedanken an den sog. freudschen Versprecher), hab aber nix zu gesagt, kann ja passieren.

ein paar Stunden danach..wer weiß ob es Zufall war....
das gleiche Thema...

Ich:..."Ihre Mutter...ähm, ne ich meine natürlich meine Mutter, Ihre kenne ich ja gar nicht" (musste lachen)
Thera: *lächelt*.

Beides wurde nicht thematisiert. Im Eifer des Gefechts bin ich gern mal jmd dem ein Sprechfehler unterläuft, das sieht dann aber eher so aus, dass ich bei einer Aufzählung die Anfangsbuchstaben vertausche, es wird kurz aufgelacht, weiter gehts...
Glaubt ihr, dass sich durch diesen "Kanal" das Unbewusste ausdrückt?
Vielleicht irgendwo, kann es sein, aber nicht immer. Ich wage mir da keine feste Meinung zu bilden, denn es ist sicher von Situation zu Situation unterschiedlich.
Über den Duz"fehler" kann ich mich jedoch noch immer irgendwie freuen , ich nehme an, weil mich das, wenn es intuitiv kam ihr etwas näher kommen lässt, man duzt ja nicht gleich jeden.
LG Schmetterling
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Mel30
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Beitrag Sa., 23.01.2010, 15:56

Hi ihr,

dazu hätte ich auch ein paar ähnliche Beispiele:
Dann einmal, wir Siezen uns normalerweise,
meinte Sie (Thera): "...deine,... also Ihre Mutter..."
Ich (innerlich diebisch gefreut bei dem Gedanken an den sog. freudschen Versprecher), hab aber nix zu gesagt, kann ja passieren
.

Ich, bin einem sehr aufwühlenden Telefonat: "Woher zur Hölle soll ich denn eigentlich wissen, ob ich DIR ... ähm ... also MIR ... also ich meine natürlich IHNEN ... ach Hergott VERGISS es einfach!"

Gott, war mir das im Nachhinein peinlich ... sie hat zum Glück nichts gesagt.

Im Eifer des Gefechts bin ich gern mal jmd dem ein Sprechfehler unterläuft, das sieht dann aber eher so aus, dass ich bei einer Aufzählung die Anfangsbuchstaben vertausche, es wird kurz aufgelacht, weiter gehts...
In einer der letzten Stunden, Thema war, daß ich zur Bagatellisierung neigen würde.
Ich: "Also A habe ich ... blabla ... und C ..."

Liebe Grüße
Mel

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Zwackel
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Beitrag So., 24.01.2010, 16:22

Hallo
weiss nicht, ob es wirklich ein Freudscher Versprecher war, aber peinlich war's auf jeden Fal,l als ich mich mal bei der Verabschiedung nicht zwischen "Servus" und "Ciao" entscheiden konnte. Was dabei rauskam war "Sau". Oh, oh !
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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Mialotta
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 00:51

zwackel, ich lache mich hier gerade schief


Mir ist es mal bei dem Chefpsychologen einer Klinik passiert.
Er: Ich wünsche Ihnen, dass Sie ohne Stau durch xyz kommen.
Ich: Du, da hatte ich eigentlich noch nie Probleme...

Das war mir auch peinlich, obwohl ich glaube, dass diese versehentlichen Duz-Anreden einfach passieren, weil die Begriffe fester Bestandteil des Wortschatzes sind (versteht ihr, was ich sagen will?!? )

Meine Thera sage in der letzten Sitzung auch "Komm, wir schauen mal.."
oder ich zu einem Lehrer damals "Warte mal..."

Aber ich kann schmetterlings Aussage verstehen, bei meiner Thera habe ich mich auch irgendwie gefreut, weil sie mit mir dann ja so spricht wie mit ihr sehr vertrauten Personen oder Menschen, die sie mag. Schon verrückt...


LG Mialotta

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metropolis
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 09:18

Ihr Lieben,

Du/Sie-Versprecher würde ich jetzt nicht zu den Freud'schen Versprechern zählen. Lustig ist es aber allemal.

Anscheinend gibt es unter euch nicht so viele, die diverse Fehlleistungen erlebt haben und bei denen dies Beachtung fand. Bin ich da mit meinem Thera so eine Ausnahme, dass wir über solche Sachen sprechen?

LG

metro
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montagne
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 10:20

Ich finde Du/Sie Versprecher gehören schon zu den Freud'schen Fehlleistungen, da sie (so habe ich es erlebt) auf eine bestimmte Gefühlskonstellation/Erwartungshaltung zurückgehen die die Therapeutin an mich hat oder ich an sie.

In meiner Therapie gab es einige, wenige, aber ziemlich bedeutsame "Freud'sche Fehlleistungen". Dinge wurden gesagt, die eben da waren, die aber nicht bestimmt gewesen wären sie auszusprechen, die un- oder vorbewusst waren. Manchmal haben wir darüber gesprochen, manchmal erübrigte sich das auch, weil es (mir) offensichtlich war. Manchmal gab es eine Entschuldigung, manchmal eine simple Korrektur und manchmal nichts von beidem, weil es auch nicht nötig war.

Beispiele außer Du/Sie, bzw. Vorname/Nachname-Versprecher, die in beide Richtungen gingen mag ich hier aber nicht berichten, deshalb hatte ich erstmal nichts dazu gesagt. Für mich waren es aber immer wichtige Momente. Es sind Momente, die vllt. ein cleverer Kompromiss der Seele sind das richtige zu tun. Denn ich als Klientin traue mich nicht immer/oft nicht gewisse Dinge zu sagen, die Therapeutin darf gewisse Dinge nicht sagen. Sei es aus reinen Abstinenzgründen, sei es, weil sie der Meinung ist, dieses und jenes würde mich (aufgrund meiner Probleme) im Moment noch überfordern. Trotzdem sind es Dinge, die halt da sind und die vllt. auch wichtig zum Veränderns sind, die mich weiter bringen würden. Also was tun? da kommt so ein Versprecher, eine Fehlleistung gerade recht. Es ist raus, was raus sollte, ohne das etwas beschädigt wurde.
Beispiel eben, Sie/Du Versprecher. Meine Therapeutin hatte das eine Zeit lang mal häufiger. Aber weder davor, noch danach je wieder. Erst durch ihre Versprecher wurde mir klar, wie sie mich wahrnimmt und damit wie ich wirke. Ich hatte zu der Zeit eine Phase in der ich oft bockig wie ein kleines Kind war. Nicht zornig oder wütend, sondern eben so bockig. Trotz, Verweigerung, Hilflosigkeit und Machtstreben (durch eben Trotz und Schweigen). Mir wurde das aber erst durch die Versprecher klar. und ich konnte es gut annehmen und dadurch veränderte es sich. Hätte sie gesagt: "Sie benehmen sich wie ein Kleinkind." Oder "Ich fühle mich wie die Mutter eines bockiges Kindes, das es dem Kind nicht recht machen kann.", dann hätte ich mich vllt. noch mehr in das Verhalten hineingeschossen, das mir eh schon nicht so gut tat und mich in der Therapie blockierte.

Oder die Tatsache, da sich mich bei ihr am Telefon mal nur mit dem Vornamen gemeldet habe und nicht mir "Frau V." hat mir erst bewusst gemacht in welcher Rolle ich mich ihr gegenüber sehe.
Von daher finde ich solche Versprecher hochinteressant, jedoch nicht immer ratsam offen zu besprechen.
amor fati

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metropolis
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 10:33

Danke, vallée, für dein ausführlichen Bericht.

Du hast mich überzeugt, dass Du/Sie-Versprecher eine Freudsche Fehlleistung sein können, wenn so ein "Rattenschwanz" wie bei dir dranhängt.

Aber es kann wahrscheinlich auch aus Versehen vorkommen, ohne dass das Unterbewusstsein zu sprechen versucht. Dann sind diese Versprecher wohl eher der intimen vertrauten Situation geschuldet, um die sowohl Thera als auch Patient bereits wissen. Oder?
Von daher finde ich solche Versprecher hochinteressant, jedoch nicht immer ratsam offen zu besprechen
Warum?
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Tröte
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 10:39

ich verfolge diesen thread sehr interessiert, habe auch lange überlegt, was mir schon in der therapie zu diesem thema passiert ist und muss sagen, dass
weder meine thera noch ich irgendwelche versprecher vorzuweisen haben.... ich hab mich zwar mal an einem wort verhaspelt, aber so richtig versprochen haben wir
uns beide nicht...auch das thema "du-sie" ist (glaub ich) noch nicht vorgekommen.
wobei.....ich glaube sie hat mal "komm" gesagt, statt kommen sie...kann es aber nicht beschwören.

meine thera gibt also keine geräusche von sich und verspricht sich nicht........
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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metropolis
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 10:44

Mein Thera verhört sich regelmäßig bei wichtigen Stellen. Das zeigt mir immer wie sehr er in meine Welt abtaucht und sich seinen Gedanken hingibt. Da hört er oft das, was er hören will, der Schlingel.

Versprechen, Verhören, Versehen usw. Ob VERgessen auch zu unbewussten Regungen zählt? Hatten wir ja auch eine Zeit lang, dieses Problem.
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montagne
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 11:14

Aber es kann wahrscheinlich auch aus Versehen vorkommen, ohne dass das Unterbewusstsein zu sprechen versucht. Dann sind diese Versprecher wohl eher der intimen vertrauten Situation geschuldet, um die sowohl Thera als auch Patient bereits wissen. Oder?
Ist vielleicht einfach ne Definitionfrage von Versehen. Ausversehen kann ich mir im therapeutischen Kontext kaum vorstellen. Bzw. nenn' es Ausversehen, eine bedetung hat es für mich dennoch.

Ich sehe Freud'sche Versprecher nicht nur als unbewusste Inhalte, sondern eben Dinge, die dem Gefühlten, Gedachten mehr entsprechen, als das was man bewusst sagen *will*. Und ich persönlich denke, solche Fehlleistungen kommen insbesondere dann zu Tage, wenn man das nicht gut sortiert hat.
Es ist die zweite Seite der Medallie, egal ob die schon oder noch im Unbewusten abgetaucht ist oder nicht.

Überzeugen mag ich dich gar nicht. Wollte nur sagen, wie ich das sehe. Für mich ist das so einfach stimmig. wenn es für dich, in deiner Therapie nicht so ist, dnan ist es das eben nicht. hauptsache ist doch,man nutzt es produktiv oder zumidnest nicht kontraproduktiv.

Von daher finde ich solche Versprecher hochinteressant, jedoch nicht immer ratsam offen zu besprechen
Warum?
Aus dem eben von mir im Beispiel erläuterten Gründen. Ich bin mir ziemlich sicher, das Freud'sche Versprecher auch daher kommen, das es eben Inhalte gibt, die nach außen Drängen, die wichtig sind, die aber wenn sie direkt, bewusst angesprochen werden eine zu große Spannung erzeugen würden. Eine zu große kognitive Dissonanz, Beschämung, Kränkung. Ich denke da sist auch im Alltag so. Aber dennoch sind es Dinge, die mitgeteilt werden müssen, auch wenn man es nicht will. Die Selle bedient sich vielleicht diesen Tricks und macht daraus einen Versprecher/Fehlleistung. Man hat etwas gesagt/getan, was man eigentlich nicht gesagt/getan hat.
In der Therapie ist es für mich eine Möglichkeit voran zu kommen, ohne mir ständig die Breitseite der Konfrontation zu geben. Breitseite und Konfrontation habe ich in meiner Therapie trotzdem genug.
Hätte ich hören wollen "Sie benehmen sich wie ein Kleinkind?" Sicher nicht. Will ich hören: "Ich fühle mich ihnen sehr nahe?" nein. Will ich direkt sagen: "Frau Therapeutin, ich fühle mich ihnen sehr Nahe, ich mag Sie." Nö, eher würd ich im Boden versinken (noch). Aber mit einem Versprecher kann all das transportiert werden. Der aktuelle Kontext verweißt schon, woher der Versprecher kam. Jeder kann sich seine Gedanken machen ohne das Gesicht zu verlieren, ohne sich schämen zu müssen, ohne sich den Vorwurf bewusster Kränkung machen lassen zu müssen. Und DANN kann man ja immer noch entscheiden, okay, es wäre erforderlich dazu nochmal direkt was zu sagen. Oder man lässt es halt so stehen, je nach Kontext.

Ich denke das ganze ist wie ein Spiel, das von zwei Menschen gespielt wird, wenn es Not wendend ist und wnen beide dazu in der Lage sind. Wenn es nicht Not wendend ist oder nicht gespielt werden kann auch okay. Gibt ja viele Wege, die nach Rom führen. das ist für mich eienr davon, auch nicht der einzige.

PS: Verhören und Vergessen würde ich auch erstmal dazu zählen. Aber mit Einschränkungen. In meiner Therapie ist es so, das sowohl meine Therapeutin, als auch ich einen real existenten, organischen Hörschaden haben, wir sprechen beide aber auch manchmal ziemlich leise. Von daher sind Verhörer an der Tagesordnung. Okay, kleines Beispiel aus der vergangenen Stunde: ich: "...und dann bin ich manchmal nur halb da." Therapeutin: "Was haben sie gesagt? Sie sind nur halb gar?" Okay jetzt kann ich lachen, konnte ich in der Situation nicht.
amor fati

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metropolis
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 11:30

vallée hat geschrieben: Okay, kleines Beispiel aus der vergangenen Stunde: ich: "...und dann bin ich manchmal nur halb da." Therapeutin: "Was haben sie gesagt? Sie sind nur halb gar?" Okay jetzt kann ich lachen, konnte ich in der Situation nicht.
Oh vallée, mein Tag ist eindeutig gerettet. Ich hätte mich vor Lachen nicht mehr eingekriegt. Aber ich verstehe was du meinst. Solche Verhörer kommen an den unpassendsten Stellen. Bei mir oft im Zusammenhang mit Missbrauch und Suizid, also dann wenn einem gerade nicht zum Lachen ist.

Ja, so ein Kommunikationsproblem haben wir auch oft. Wir müssen auch häufig nachfragen, was der andere gesagt hat. Das liegt aber an unseren unterschiedlichen Dialekten. Dies zählt dann natürlich nicht zum klassischen Verhören.

LG

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Theodor Storm


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Beitrag Di., 26.01.2010, 17:37

Meine Therapeutin heute: "Ihr Bordellversuch ... äh -besuch, na war ja auch ein Versuch."

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