Träume erfinden ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Zwackel
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Träume erfinden ?

Beitrag Di., 19.01.2010, 00:13

Habt ihr auch schon mal in der Therapiestunde von Träumen erzählt, die ihr gar nicht wirklich hattet, sondern euch ausgedacht habt ?

Ich mache das manchmal, um Probleme anzuschneiden, die ich so direkt nicht besprechen kann, weil es mir einfach zu peinlich wäre (z.B. sexuelle Probleme, Übertragungsgefühle...)

Ich weiss, dass das nicht so ganz O.K. ist, aber es ergeben sich auf diese Weise immer wirklich ergiebige Stunden !
Aussderdem deutet meine Thera ganz gerne Träume (obwohl sie eigentl. Verhaltenstherapeutin ist).
Sie ist auch immer total begeistert von meinen aussagekräftigen und aufschlussreichen Traumbildern (Zitat: "Nach Ihren Träumen würd sich jeder Analytiker die Finger abschlecken!").
Natürlich kommt meine Therapeutin auch genau zu der Interpretation, die ich mir vorgestellt habe.

Auf diese Weise kann ich ohne mich gross schämen zu müssen über alles mit ihr reden (Für seine Träume kann schliesslich keiner was, auch wenn sie noch so absurd oder peinlich sind!).

Haltet ihr diesen "Trick" für verwerflich, oder meint ihr es ist in Ordnung, wenn's mir hilft ?
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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estelle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 06:26

Hallo Zwackel,

das ist ja genial ,auf so eine Idee wäre ich niemals gekommen.

Grüße,
Violetta.

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Zwackel
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Beitrag Di., 19.01.2010, 08:52

Muss ich also kein schlechtes Gewissen haben ?
Oder meint ihr, dass sie mich eh schon lang durchschaut hat und nur mir zuliebe mitspielt, weil's was bringt ?
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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 09:20

Ich würde mal radikalerweise sagen, dass ein solches Vorgehen nichts bringt und selbst wenn, könnte ich mir nicht vorstellen, dass die Thera da deswegen mitspielt.
Ich persönlich finde solche "Spielchen" sehr verwerflich. Ich kann ja verstehen, dass es manche Sachen gibt, die schwer zuzugeben und zu besprechen sind. Aber du solltest einen offneren ehrlicheren Weg finden, diese mitzuteilen. Schriftlich oder langsam herantasten, aber doch bitte nicht durch Verarsche/ Manipulation des Theras.
Ich will ja nicht Manipulation per se anprangern, viele Patienten machen das unbewusst, aber du machst das ja in vollem Bewusstsein, dass du ihr etwas vorflunkerst. Und Lügen haben in der Therapie nichts verloren. (Verschweigen, Geheimnisse, ja, aber Lügen sind mMn Gift für die Therapie)

Sorry für meine drastischen Worte, aber Unehrlichkeit kann doch keine gute therapeutische Basis sein. Deshalb wäre zumindest ein Bemühen um Ehrlichkeit schon mal ein Schritt nach vorn.

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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Freistil
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:03

Liebe Zwackel,
sorry, aber mir geht's da so wie Metro... Ich hätte ein schlechtes Gefühl dabei, meinen Therapeuten auf diese Art und Weise zu verarschen und manipulativ an der Nase herumzuführen. Gibt es nicht vielleicht andere Möglichkeiten, das, was du dich nicht zu sagen traust, zu verpacken, OHNE zu behaupten, du hättest dies und das geträumt?
Kannst du nicht sagen, du hättest folgende Phantasie, und weißt noch nicht genau, wie du sie einordnen sollst? Auch zu den eigenen Phantasien kann man ja ein bisschen Distanz herstellen, wenn man über sie spricht. Und du bliebest ehrlich.
Grüße, freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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candle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:06

Mir geht es nicht wie den anderen. Ich finde das an sich schon eine gute Übergangslösung. Aber Du solltest nun bald Aufschluß darüber bringen.

Jeder hat eben seinen eigenen Weg wie er eine Therapie bewältigt.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Freistil
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:18

candle hat geschrieben:Ich finde das an sich schon eine gute Übergangslösung.
Hallo candle,
mich würde interessieren, ob du Zwackels Vorgehen auch eine Lüge nennen würdest. Und wenn ja/nein, weshalb...
LG freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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~silence~
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:18

Hallo Zwackel

Schwierige Kiste; kein Wunder, dass die Meinungen da auseinander gehen.

Spontan würde ich mich auch auf die Seite von metropolis und Freistil schlagen, was aber sicherlich damit zu tun hat, dass wir alle drei eine Analyse machen und wissen, wie sensibel unsere Analytiker mit unseren Träumen umzugehen pflegen. Meine Träume werden in den Stunden behandelt wie ein unglaublich wertvolles Gut - sie zu manipulieren würde mir nie einfallen.

Andererseits kommen ja auch die ausgedachten Träume von Dir! - auch sie sind Produkte Deines Denken und Fühlens. Trau Dich doch einfach und verpack diese Gedanken als Phantasien (wie von Freistil beschrieben) - einfach der Wahrheit halber.

Verwerflich finde ich Dein Vorgehen nicht, aber ich finde - gerade der Therapeut sollte (irgendwann) zu einem Menschen werden, dem man so ziemlich alles anvertrauen kann. Und im Idealfall sagst Du ihr irgendwann sogar, dass Du Dir mal Träume ausgedacht hast. Sie wird Dich ganz sicher nicht dafür verurteilen.

Liebe Grüße
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".


montagne
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:19

Verwerflich finde ich es nicht. Ich denke grundsätzlich muss man einem Therapeuten nicht alles sagen. Zwischen zwei Menschen wird es immer geheimnisse geben, in jeder Beziehung.
Nur muss man sich fragen, wie ernst genommen man sich fühlt, wenn man seine Probleme derart verschleiert. Deine Therapeutin reagiert ja auf deine angeblichen Träume, nicht auf deine wahren, echten, real life Probleme. Hast du nicht in deinem inneren das Gefühl, sie weiß gar nicht wirklich was dich wie beschäftigt? Ist es nicht für dich ein schales Gefühl? Denn wenn man selbst nicht authentisch ist, kann man das authentische Gefühl, vom gegenüber gar icht bekommen. Um das Seelenheil deiner Thera mache ich mir keine Sorgen, aber ich dneke du verarschst dich ganz mächtig. Du gibst dir das Gefühl, die Therapie läuft super, ihr könnt über vieles reden. Ist aber nur eine Illusion. Wie viel könntest du noch reden, wenn du die Wahrheit sagen müsstest/wolltest? Du umgehst dein Schamgefühl und eine authentische Beziehung zur Therapeutin. Da nimmst du Schaden, niemand sonst.

Und noch etwas frage ich mich/dich persönlich. ich habe in meiner Therapie ganz am Anfang sowas auch mal gemacht. Erzählte es so: "Eine Freundin von mir hat mich die ganze Nacht am Telefon wach gehalten, sie hat das und das Problem, die Arme..." Abgedroschen, ich weiß. *lach* Ich hatte es so erzählt, weil es bei mir auch im Scham ging. Aber dann, als ich es erzählt hatte, es war auch nicht geplant, sondern ganz spontan, habe ich mich umso mehr geschämt. Ich habs die ganze Woche kaum ausgehalten, endlich wieder hinzugehen und das richtig zu stellen.
Deshalb wundert es mich, das du sagst, du verdrehst die Tatsachen aus Scham, schämst dich aber nicht wegen dem Lügen.
amor fati

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candle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:24

Freistil hat geschrieben: mich würde interessieren, ob du Zwackels Vorgehen auch eine Lüge nennen würdest.
Nein, denn ich sehe es lediglich als anderen Kommunikationsweg, der ihr derzeit leichter fällt.

Und da gibt es ja mehrere Wege: Einer zieht sich da mit einem bürokratischem Streit die Aufmerkasamkeit zu, der doch auch was sagen will- siehe metropolis oder die, die alle schweigen...

Da finde ich Zwackels Weg eigentlich noch den besten... denn sie sagt ja was, auch wenn es nun umschrieben ist- keine LÜGE!!!

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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mitsuko
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:32

Ich finde das auch nicht verwerflich. Du musst kein schlechtes Gewissen haben, denn du bist deinem Therapeuten weder Aufrichtigkeit, noch Offenheit schuldig. In der Therapie kannst du alles erzählen was du willst, selbst wenn es nur Märchen sind.
Wenn das für dich momentan der Weg ist, über deine Gefühle zu sprechen, ist das völlig ok.
Bloß solltest du dir halt über die Märchenhaftigkeit klar sein und darüber, dass die Therapeutin letztendlich nur auf dich eingehen kann wenn du auch von dir erzählst und da gibst du eben momentan nur einen Teil preis.

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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:36

vallée hat geschrieben:Verwerflich finde ich es nicht. Ich denke grundsätzlich muss man einem Therapeuten nicht alles sagen. Zwischen zwei Menschen wird es immer geheimnisse geben, in jeder Beziehung.
Das ist ja der Punkt. Erzählen muss man dem Thera NICHT alles. Aber eine Lüge ist noch ein bisschen mehr als ein Geheimnis, das man verschweigt.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:40

mitsuko hat geschrieben:Ich finde das auch nicht verwerflich. Du musst kein schlechtes Gewissen haben, denn du bist deinem Therapeuten weder Aufrichtigkeit, noch Offenheit schuldig. In der Therapie kannst du alles erzählen was du willst, selbst wenn es nur Märchen sind.

Super Therapie-Einstellung!!! Das ist doch nicht dein Ernst, oder?
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Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:42

candle hat geschrieben: Einer zieht sich da mit einem bürokratischem Streit die Aufmerkasamkeit zu, der doch auch was sagen will- siehe metropolis
Danke für den Seitenhieb
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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candle
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Beitrag Di., 19.01.2010, 10:45

metropolis hat geschrieben: Danke für den Seitenhieb
Lügst Du denn, wenn Du Deine Strategie verfolgst?

candle
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