Therapie bringt mich völlig durcheinander

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mel30
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Therapie bringt mich völlig durcheinander

Beitrag Mo., 18.01.2010, 19:56

Hey ihr Lieben,

schön, daß ich dieses Forum gefunden habe. Es tut immer gut, sich mit "Gleichgesinnten" auszutauschen.

Ich bin seit einiger Zeit in Therapie, da ich mich auf Grund diverser Probleme selbst verletze bzw. verletzt habe. Zumindest in dieser Hinsicht war die ganze Aktion bisher schon ein voller Erfolg.
Meine Therapeutin und ich verstehen ganz gut, die Wellenlänge paßt und ich denke, wir kommen ganz gut voran.

Super, möchte man da meinen - allerdings hab ich das Problem, daß ich nach jeder Sitzung bei ihr praktisch "Out of Order" bin. Ich grüble tagelang nach, weil sie grad wieder irgendwas in mir angestoßen hat, male mir schlagende Argumentationen aus die ich in der nächsten Sitzung vorbringen will - und sage dann meistens erstmal gar nix.
Heute wars auch wieder so. Und jetzt sitze ich hier, kann mich auf nichts konzentrieren und mir schwirren tausend Fragen im Kopf rum, die ich mir wieder eine Woche aufsparen muss.
Das Problem ist aber, daß ich nach einer Woche meist schon wieder in einer komplett anderen Gefühlslage bin als im akuten Moment und viele Dinge, die vielleicht wichtig wären, einfach unausgesprochen bleiben.
Am liebsten würde ich mich einfach hinsetzen, und meiner Thera eine Email schreiben, mit allem was mir grade so durch den Kopf geht. Aber ich weiß nicht, ob ich das so einfach darf ... immerhin gibt es für sowas ja die Sitzungen, oder?

Wie geht ihr denn mit diesem Thema um? Wartet ihr bis zur nächsten Sitzung ab? Oder schreibt ihr auf was euch bewegt und besprecht es dann danach mit ihm/ihr?

Ich bin mittlerweile völlig verunsichert, dieses Therapeuten-Klienten-Verhältnis bringt mich irgendwie total durcheinander. Einem/r Bekannten würde man einfach schreiben, was man denkt ... aber hier ...

Würde mich sehr über Antworten freuen
Liebe Grüße
Mel

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~silence~
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Beitrag Mo., 18.01.2010, 20:12

Hallo Mel

Ich finde mich in jedem Deiner Worte wieder!

Das Gedankenkarussel, das durch eine Sitzung bei mir ausgelöst wurde, brauchte Tage, bis es wieder zum Stehen kam. Ich brauchte Zeit, alle Gedanken wieder in Ruhe zu ordnen. Auch ging bei mir das Gespräch mit meinem Thera gedanklich weiter, obwohl die Sitzung längst zu Ende war.

In der nächsten Sitzung waren diese Gedanken dann wieder zur Ruhe gekommen und das, was ich hätte noch dazu sagen mögen, schien mir längst verjährt/unwichtig.

Leider weiß ich dafür auch keine Lösung; bei mir wurde es automatisch besser, nachdem ich mehr Wochenstunden hatte.

Frag doch Deine Thera mal, wie sie das mit den eMails sieht; es gibt wohl Therapeuten, die da nichts dagegen haben.

Ansonsten hilft Dir vielleicht der Gedanken, dass Du damit nicht alleine bist.

LG
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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bluna
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Beitrag Mo., 18.01.2010, 20:12

Liebe Mel!

Mir geht es genauso. Ich habe eine gute Methode gefunden wenn ich extrem Depriphasen habe (besonders nach der Therapie, weil vieles aufgewühlt wird)ich schreibe mir meine gedanken auf und versuche die problematik in der nächsten sitzung anzusprechen. so bekomme ich die lange zeit rum, es gibt mir dann etwas kraft. ich habe auch keine emailadresse von meiner thera, somit muss ich auch warten bis zur nächsten sitzung. ich glaube dir das es sehr anstrengend ist, wenn man sich gerad extrem schitt fühlt.seitdem ich mich hier angemeldet habe, fällt es mir etwas leichter bis zur nächsten sitzung. weil ich mich hier austauschen kann.
lg

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Mel30
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Beitrag Mo., 18.01.2010, 20:50

Hey ihr zwei,

lieben Dank für die schnellen Antworten

Na ja, bisher war es immer so, daß ich meiner Therapeutin schreiben durfte (sie hatte mich anfangs sogar darum gebeten). Allerdings gab es Ende des Jahres dann eine etwas schwierige Situation in einer Sitzung (ich drück es mal so aus) und danach habe ich es sein lassen. Das ging allerdings von mir aus nicht von ihr.

Momentan ärgere ich mich gerade tierisch, daß ich heute nicht auf Ihre Anspielung zum Thema "Freud und seine Theorien" eingestiegen bin ...

Liebe Grüße
Mel

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Mel30
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Beitrag Do., 21.01.2010, 18:37

Puh ... so, ich hab es tatsächlich über mich gebracht. Mich hingesetzt und sprichwörtlich "ausgekotzt". In einer ellenlangen Email ... und es ging mir so gut danach. Als die angestauten Gefühle rauszulassen ... danach hab ich noch einen Tag mit mir gerungen, bevor ich mich getraut habe, die Mail auch tatsächlich anzusenden. Und jetzt sitze ich wie auf Kohlen. Ich hab richtig Bauchschmerzen vor der nächsten Sitzung ...

LG
Mel

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bluna
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Beitrag Do., 21.01.2010, 20:38

hey Mel,
ich hab die tage auch einen brief an meine thera geschrieben, aber ich geb ihn ihr bei der nächsten sitzung, da ich keine mailadresse von ihr hab. ich glaube echt das es total gut ist wenn man es wenigstens schreiben kann, dann fällt einem eine große last von der schulter. so geht es mir zumindest. wie sieht es jetzt bei dir aus? bist du wenigstens etwas erleichtert, auch wenn du jetzt auf kohlen sitzt?

lg bluna

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Mel30
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Beitrag Do., 21.01.2010, 21:22

Hallo bluna,

ich bin ganz froh, daß meine Thera grundsätzlich Email-Kontakt hält. Wobei ich, wenn ich diese Möglichkeit nicht hätte, in diesem speziellen Fall wohl deinen Weg mit dem Brief gewählt hätte.

Ja, wie fühle ich mich ... grundsätzlich bin ich sehr erleichtert, weil es mir endlich gelungen ist, ein paar Dinge anzusprechen, die ich ansonsten absolut nicht über die Lippen bekommen hätte. Auf der anderen Seite habe ich wirklich Angst vor ihrer Reaktion und bin fast schon geneigt, die nächste Sitzung zu schwänzen ... ich hab echt Schiss, daß sie mich sprichwörtlich "zerlegt".
Wir hatten im letzten Jahr einige Male guten Email-Kontakt, bis sie mich irgendwann gefragt hat, ob ich den irgendwelche Liebesgefühle für sie hätte. Ich war geschockt, das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Na ja, und von da an hab ich mich nicht mehr getraut, ihr zu schreiben. Bis jetzt.
Ich hatte in der Mail geschrieben, daß ich keinerlei Antwort von ihr erwarte und ich hat sich auch daran gehalten. Aber jetzt ist mir echt mulmig zumute ...

Weißt du, das Schwierige ist einfach, daß ich gerade eine Art "Gedanken-Puzzle" zusammensetze - irgendwie fügt sich alles zueinander aber es ist so verworren ... manchmal denke ich "die Frau muss dich doch für völlig geisteskrank halten". Aber irgendwie hilft es mir. So schwer es ist, irgendwie drückt sie bei mir ohne große Mühe die richtigen Knöpfe ...

Liebe Grüße
Mel

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Dakota
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 06:40

Hallo Zusammen,

Mir geht es genauso wie Mel es beschreibt. Wenn ich eine Sitzung bei meinem Thera habe bin ich vorher, sowie nachher im "Ausnahmezustand".
Mir geht alles nochmal durch den Kopf, manchmal weiss ich erst Stunden später, was ich ihm noch hätte sagen wollen / sollen.
Manchmal komme ich nicht zur Ruhe und schicke ihm eine e-mail hinterher, das hilft mir mein inneres Gleichgewicht zu halten . Ich darf ihm zwischendurch schreiben und das hilft mir enorm, weil manche Dinge einfach nicht warten können, weil es mich sonst auffressen würde.
Aktuell hatte ich meine letzte Sitzung vor den Feiertagen und die nächste erst am 5. Feb. Ich bin es gar nicht gewohnt so lange ohne Einzelsitzung zu sein (nehme auch an einer Gruppe teil, aber das ist nicht dasselbe). Fühle mich gerade irgendwie so "allein" da draussen (habe auch noch einen neuen Job angefangen) und so mitteilungsbedürftig. Um die Zeit zu überbrücken schreibe ich ihm regelmässig e-mails und er antwortet auch kurz.

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bluna
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 13:13

hallo,
habt ihr nach der emailadresse gefragt oder hat euch die thera den kontakt per email selbst angeboten?

lg

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Dakota
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 13:19

Ich weiss es gar nicht mehr genau. Ich habe meinem Thera schon während der stationären Aufenthalte Briefe ins Fach gelegt (ich bin jetzt weiter ambulant bei diesem Therapeuten in der Klinik). Ich kann mich schriftlich besser ausdrücken und über schwierige Themen oder wenn ich mich schäme schreibe ich oft erstmal. Mein Thera hat dann glaub ich von sich aus angeboten, dass ich ihm auch mal eine E-mail schreiben darf. Seitdem tue ich das regelmässig. Ich bin froh, dass er mir diese Möglichkeit gibt, denn so kann ich mich jederzeit mitteilen und er weiss, dass mir das Schreiben hilft.

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bluna
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 13:25

Ich habe festgestellt, das mir das Schreiben auch gut tut. Habe zwar erst mein 1. brief verfasst, aber ich merke das mir das leichter fällt. Bin mal gespannt wie sie drauf reagiert. Hast du übertragungsliebe schon hinter dir?

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Mel30
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 13:40

Hi ihr zwei,

also mir hat meine Thera gleich am Anfang ihre Emailadresse gegeben und mich auch darum gebeten, ihr Mails zu schreiben, da sie, wie sie sagte "mit den akutellen Entwicklungen nicht immer eine Woche in Verzug" sein wollte. Sie hat auch immer relativ zügig geantwortet, bisher nur 3 Mails unbeantwortet gelassen (einmal war sie krank, einmal gabs nix zu antworten und die Mail von dieser Woche, auf die ich ja keine Antwort wollte). Nach der Geschichte mit den "Liebesgefühlen" wars dann aber irgendwann mal Thema in einer Sitzung, daß ich ihr nur schreiben sollte, wenns mir wirklich schlecht geht. Seitdem mach ichs so gut wie gar nicht mehr.

Was hat es eigentlich mit dieser ominösen Übertragungsliebe auf sich?

Liebe Grüße
Mel

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Dakota
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 14:02

Hallo Bluna,
Hast du übertragungsliebe schon hinter dir?
Also verliebt war und bin ich nicht in meinen Thera. Aber nach 3 Jahren Therapie bei ihm ist er für mich zu einem wichtigen Menschen geworden. Eher so eine Art "Ersatz-Papi". Wegen ihm habe ich mich seit 11 Monaten nicht mehr selbstverletzt ( na gut...es gab auch Drohungen mit Konsequenzen, die mich abschrecken...). Ich merke wie ich ihm immer gefallen will, alles recht machen will und nach Anerkennung für meine Bemühungen suche und mir dauernd Gedanken darüber mache, was ER jetzt von mir denken könnte
Manchmal fühle ich mich bei ihm geborgen und verstanden und ein anderes Mal könnte ich ihm eine klatschen, weil er sehr streng und provozierend sein kann (was mich dann einschüchtert).

Grüsse !

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Thread-EröffnerIn
Mel30
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 14:07

Hey Dakota,
Wegen ihm habe ich mich seit 11 Monaten nicht mehr selbstverletzt ( na gut...es gab auch Drohungen mit Konsequenzen, die mich abschrecken...)
Das kommt mir erschreckend bekannt vor - bei mir sind allerdings seit der Androhung von Klinikeinweisung etc. bisher nur 3 Monate vergangen. Aber seitdem habe ich kein einziges Mal mehr zur Klinge gegriffen - es hat gewirkt!

LG
Mel

Hinweis Admin:
Liebe Mel30,
Zusatzfragen zum eigentlich gleichen Thema bitte im Originalthread oder einem anderen, schon existierenden Thread zum gleichen Thema stellen, damit im Forum möglichst hohe Übersichtlichkeit gewahrt bleibt (und andere UserInnen die Geschichte bzw. den Verlauf besser nachvollziehen können). Ihre aktuelle Frage zum Thema wurde an den anderen Thread angehängt.
mfg,
rlf (Admin)

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Keksin
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Beitrag Sa., 23.01.2010, 11:41

Hallo !

Wenn ich so ein Chaos im Kopf habe nach der Therapie (oder auch davor), schreibe ich alles auf, das hilft gut.
Auf Papier ist das nicht so ein Wust und man ist vorm Schreiben gezwungen, die Gedanken ein wenig zu ordnen.

Ich frage mich gerade, wie ein Therapeut das zeitlich regelt, ob er ein paar Patienten hat, die er als email-Kontakte dauerhaft neben der Therapie betreut... weil alle schafft er ja nicht

Bei den Kassentherapeuten sind 30 Stunden die Woche erlaubt, macht 30 Patienten ( wenns nicht Analyse ist).

Hm, nachdenkliche Grüße

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