Entzauberung der Therapeutin

[Carry]

Hallo, ich bin grad ganz begeistert!
Ich habe vor einigen Jahren kurzzeitig ( ich steckte gerade in einer Notfallsituation ) die Hilfe einer Kliniktherapeutin in Anspruch genommen und dabei gemerkt, dass ich schon recht bald die Therapeutin idealisiert habe.
Unser therapeutisches Verhältnis wurde nie so eng, dass sich eine Übertragung eingestellt hätte, aber wir waren doch so sehr verbunden, dass ich mich gefühlsmäßig nie so recht von ihr trennen konnte ( wie schwer erst muss das sein, wenn man in einer Übertragung steckt?).
Ich treffe sie recht regelmäßig (ca. alle 6 Wochen ) in der Klinik auf dem Flur, allerdings nicht mehr als ihre Patientin, und unterhalte mich mit ihr für ein paar Minuten. Die ganze Zeit über war diese uneingeschränkte Verbundenheit da, die es halt in meinen Augen nur zwischen Therapeut/in und Patientin gibt. Die Idealisierung blieb, bis…ja bis ich nun mit ihr und fünf anderen Patienten ein Yoga/Atemtranining über 8 Wochen ( 1x pro Woche) absolviert habe und wir uns zum Abschluss alle zusammen in einem Cafe getroffen haben.
Die Gespräche waren unterhaltsam und es wurde auch privat. Und plötzlich, als ich einige, recht profane private Dinge aus dem täglichen Leben über sie erfahren habe, die sie nicht mehr als Therapeutin sondern als Mensch wie du und ich zeigt wurde mir ganz bewusst, dass sie auch ein Leben außerhalb des therapeutischen Rahmens hat. Und plötzlich wie von Zauberhand löste sich das Band der tiefen Verbundenheit und der Idealisierung.
Wow…Was für eine Erkenntnis!!!!!!!!!!!!!!
Jetzt sehe ich meine augenblickliche Situation ( ich stecke ja mitten in einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und frage mich wie ich je ohne meine jetzigeTherapeutin mein Leben meistern kann) mit anderen Augen. Ich bin ganz zuversichtlich, dass ich am Ende der Therapie meine „ mentale Abhängigkeit “ lösen kann, indem die Projektionsfläche, die mir meine Therapeutin immer wieder anbietet, nicht mehr weiß ist, sondern mit einigen wenigen privaten Dingen von ihr belegt wird und ich sie dann als private Person und nicht mehr nur als Therapeutin sehe. Ich glaube das ist für mich des Rätsels Schlüssel. Ich weiß ich wiederhole mich : Was für eine Erkenntnis!!!!!!!!!!!!!
Nicht daß ich missverstanden werde: ich möchte kein privates Verhältnis nach der Therapie zu ihr.

LG von Carry, die jetzt, ohne Angst vor dem Ende,ihre Therapaie genießen kann

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[TimpeTe]

Hallo Carry,....ja, so ist es.....mein Therapeut hat mir diese Möglichkeit auch gegeben. Er hat sich immer mehr spüren lassen, so dass aus seiner Königskrone Zacken um Zacken rausgebollert ist. Jetzt ist er für mich sowas wie ein Freund geworden. Wir sehen uns ab und an,duzen uns, und er schreibt mir Karten aus seinen Ferien. Trotzdem vermisse ich die Gespräche mit ihm,es waren immerhin 10 lange Jahre die ich dort auf dem Stuhl gesessen und gelitten habe. Aber ich bin mir bewusst, dass ich ihn nicht mehr brauche um mein Seelenleben stabil zu halten. ABER::::, nicht alle Therapeuten kriegen das hin, längst nicht alle helfen dem Patienten eine Ent-Idealisierung stattfinden zu lassen. UND...der Therapeut muss den richtigen Zeitpunkt dafür finden. Packt er's zur falschen Zeit an, dann kann sowas fatale Folgen haben. Aber wenn's gelingt ist's ein ganz ganz gutes, befreiendes Gefühl....gruss....medusa52

[Carry]

Liebe medusa52,
es tut unglaublich gut von dir zu hören, daß es bei dir schon funktioniert hat.

ABER::::, nicht alle Therapeuten kriegen das hin, längst nicht alle helfen dem Patienten eine Ent-Idealisierung stattfinden zu lassen. UND...der Therapeut muss den richtigen Zeitpunkt dafür finden. Packt er's zur falschen Zeit an, dann kann sowas fatale Folgen haben. Aber wenn's gelingt ist's ein ganz ganz gutes, befreiendes Gefühl.

Ich hab so ein Urvertrauen in meine Therapeutin (sie ist immer da wenn ich sie brauche), daß ich davon überzeugt bin, daß sie den richtigen Zeitpunkt finden wird um die Entidealisierung einzuleiten.
Seit dieser Erkenntnis kann ich ganz befreit die restliche Zeit der Therapie genießen ohne Angst vor dem Ende haben zu müssen.Wow..was für tolles ein Gefühl

LG Carry

[candle]

Ich wäre jetzt nicht so euphorisch, denn Erkenntnis macht nicht gleich das passende Gefühl. Das muß sich erst setzen.

candle

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[Stöpsel]

Hi Carry,

das ist ja echt schön, daß Du das erfahren konntest. Aber ich würde denken, daß Du diese Sichtweise auch jetzt schon ein Stück weit auf die THerapeutin übertragen kannst?! Also gar nicht willentlich, aber ich würde in der Situation mich immer fragen, bei allem was sie sagt, ob es bei ihr denn nicht auch so ist.

daß sie den richtigen Zeitpunkt finden wird um die Entidealisierung einzuleiten.

ist sie mit dem Wissen (und dem Spüren) darum, daß es beides gibt, nicht schon ein Stück weit entidealisiert?

Viele Grüße

[TimpeTe]

Warum nicht die Zeiten der Zuversicht geniessen.....um Kraft zu tanken.. und die nächste Hürde zu nehmen. Diese "Aufschnaufer"brauchts zwischendurch. Medusa52

[Elena]

Hallo Carry ,

da hast Du was sehr Prägnantes beschrieben. Es ist wirklich so, sobald man die Therapeutin als einen Menschen erlebt, die mal genauso verunsichert sein kann wie man selber, die grad nicht mehr weiter weiss, die ihre richtige Persönlichkeit rauslässt ohne die Therapeutenmaske (so wie es bei mir die letzte Stunde war, Du weisst wovon ich schreibe) stellt sich ein ganz anderes Gefühl ein. Ich würde es ganz schlicht und einfach so beschreiben, dass sie genauso an Dingen rumkaut, wie man selber.....Und ich finde dies ganz wunderbar, dass ein Stück der Projektionsfläche bröckelt, auch wenn es erst mal ein kleiner "Schock" ist, hinter die Fassade zu blicken und man merkt, wie man sich selber seine "Traumwelt" aufbauen kann.
Ich denke auch, ein privater Kontakt (wo wir beim alten Thema wären) zu einem Therapeuten wäre nur möglich, wenn man weiss, was hinter der Maske steckt, und da glaube ich, sind mir manche Freundschaften teurer und wertvoller, weil ich genau weiss, wie sie sind, und auf wen ich bauen kann.
Wäre meine Therapeutin auch ein solcher Mensch, der solche Qualitäten wie meine Freundschaften aufweist, wäre sie natürlich auch willkommen, aber nur dann . Das kann ich nur wissen, wenn sie ihre Hüllen fallen lässt.

Liebe Grüsse von einer
Elena
(die zwei Kilo leichter ist nach meinem Zahnarztbesuch, weil ich nur noch Suppe, Wasser etc. zu mir nehme)l

[Carry]

Hi Stöpsel,

ist sie mit dem Wissen (und dem Spüren) darum, daß es beides gibt, nicht schon ein Stück weit entidealisiert?

Nö, gar nicht! Ich weiß zwar, daß es beides gibt aber ihre Projektionsfläche ist für mich noch absolut weiß.

@medusa53

Warum nicht die Zeiten der Zuversicht geniessen.....um Kraft zu tanken.. und die nächste Hürde zu nehmen. Diese "Aufschnaufer"brauchts zwischendurch.

eben, genau so sehe ich das auch

@Elena
Du Arme Bald ist alles wieder gut und dein Lächeln strahlend.
...und damit du nicht verhungerst guckst du hier:
http://www.suppenrezept.com/

Ganz liebe Grüße
von Carry

[elfe_na]

Das passiert leider, wenn man seinen Gegenüber nicht allzu gut kennt. Jeder Mensch hat Macken und Fehler.

[Lockenkopf]

Deine Antwort kommt ein bisschen spät. Vor 7 Jahren hätten sich die TE vermutlich darüber gefreut.

[elfe_na]

Deine Antwort kommt ein bisschen spät. Vor 7 Jahren hätten sich die TE vermutlich darüber gefreut.

Sorry, bin neu hier. Mir wurde das ganz oben angezeigt und dachte daher, dass der Thread aktuell ist. Habe aber jetzt was dazu gelernt, danke

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