Therapeutin untersagt den Austausch mit bester Freundin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Christa
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Therapeutin untersagt den Austausch mit bester Freundin

Beitrag Do., 03.12.2009, 23:08

Hallo,

ich mache seit Sep 2009 eine Heilanalyse. Eigentlich finde ich meine Therapeutin sehr nett und ich habe auch das Gefühl das sie sehr professionell arbeiten...

Aber...

Neben der Analyse tausche ich mich mit meiner besten Freundin sehr viel über meine Geanken und Gefühle aus. Ich unterhalte mich auch fast immer nach der Therapie mit ihr über die vergangene Stunde, was für mich immer eine sehr große Entlastung ist. Heute hat mich meine Therapeutin nach meiner Freundin gefragt und mich gebeten über sie zu erzählen. Dies tat ich auch und danach teilte meine Psychoanalytikerin mir mit, dass sie empfindet, dass meine Freundin zwischen ihr und mit steht. Sie sagte, dass ich jetzt zwar noch den Austausch mit meiner Freundin brauche, aber sie später möchte, dass ich meine Gedanken und Gefühle mit ihr "teile" und nicht mit meiner Freundin. Meine Therapeutin ist der Meinung, das ich warscheinlich Angst habe mich richtig auf sie einzulassen und deshalb meine Freundin als Schutz mit "in die Therapie" bringe. Ich bringe meine Freundin ja nicht wirklich mit in die Therapie, aber da ich fast alles mir ihr nachbespreche ist sie laut meiner Analytikerin mit dabei...
Für mich war das heute eine ziemlich unangenehme Therapiestunde, denn ich hatte/ habe das Gefühl, dass meine Theapeutin mir meine Freundin weg nehmen möchte und mir den guten Kontakt zu ihr untersagt. Außerdem hatte/ habe ich das Gefühl, das die Therapie somit zu einem Geheimnis wird, was mich beängstigt und unter Druck setzt.

Habt ihr evtl. auch die Erfahrung gemacht, dass eure Therapeutin euch "untersagt" hat nicht mit Freunden und Bekannten über die Inhalte, Gefühle und Gedanken über eure Therpie zu sprechen?
Wenn ja, würde ich mich sehr über eure Erfahrungen und Gefühle/ Gedanken bezogen auf dieses Thema freuen, denn ich bin ziemlich verzweifelt und frage mich, ob ich meiner Freundin jetzt nichts mehr von mir und meiner Therapie mitteilen sollte!?
Ich bin eigentlich ganz anders,
aber ich komme nur so selten dazu.

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candle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:19

Hallo!

Ich verstehe Deine Therapeutin und finde ihre Begründung sehr plausibel.

Wie kommt es, dass Du dieser Freundin alles haarklein nachberichtest? Wie findet es Deine Freundin?

Es hat ja auch was von Wachsen in der Therapie, Unabhängigkeit etc. und Du bindest Dich offenbar ganz intensiv an EINE Freundin.

Klar steht sie irgendwo zwischen Euch...

candle
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Christa
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:37

Hallo candle!
Danke für deine Antwort.
So rein vom Verstand kann ich meine Therapeutin ja auch verstehen ...
Aber mein Gefühl kommt da nicht hinter her. Es ist so, dass ich große Probleme habe mich zu öffnen und Menschen zu vertrauen. Meiner Freundin kann ich mitlerweile gut vertrauen, weshalb ich auch Angst habe sie wieder zu verlieren. Meine Freundin und ich denken sehr änlich und verstehen uns somit richtig gut. Sie erzählt mir auch ganz vieles aus ihrem Leben, so dass es sehr komisch wäre, wenn ich fast nichts mehr erzähle. ...und dann kommt halt noch dieses Angst dazu...
Ich bin eigentlich ganz anders,
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candle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:40

Christa hat geschrieben: Meiner Freundin kann ich mitlerweile gut vertrauen, weshalb ich auch Angst habe sie wieder zu verlieren.
Warum solltest Du sie verlieren?

Du gehst aber mächtig in "Vorleistung" um jemanden zu halten.

Genau DAS solltest Du bei der THERAPEUTIN ansprechen- diese Angst. Und vorerst Deiner Freundin vorenthalten. Ich denke das ist ganz wichtig.

candle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:45

Hallo Christa,
Christa hat geschrieben:. . . finde ich meine Therapeutin sehr nett und ich habe auch das Gefühl das sie sehr professionell arbeiten...
Das hört sich doch sehr gut an.

Aber - die doch sehr schulmäßige Intention (na ja *grübel-leicht-kopfschüttel* )der Therapeutin verstehe ich schon. Da bleibt wohl nur, sich daran zu halten oder sich darüber auseinander zu setzen.

Tertium datur, es gibt noch eine andere Variante. Wie auch Eltern nicht immer alles wissen müssen, was die Kinder tun, muss der Kleint auch nicht immer alles ausplaudern, was er tut. (Ich kenne einen guten Psychoanalytiker, dem es an einem sehr konservativen Institut gelungen ist, bei seiner Lehranalyse sogar seine Homosexualität zu verschweigen. Das ist aber dann schon die hohe Kunst. )

Gruß
Anastasius

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Christa
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:52

candle,
ich habe nie wirklich echte Freunde gehabt und habe aus diesem Grund Angst sie zu verlieren. ...und ich habe heute gleich meine Gedanken und Ängste gegenüber meiner Therapeutin angesprochen. Sie sagte, wenn ich es derzeit als Sicherheit noch brauche ist es ok. Sie mußte bei meinen Erzählungen an das Buch Willi Wiberg und sein unsichtbarer Freund denken.
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candle
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Beitrag Do., 03.12.2009, 23:57

Woran liegt es denn, dass Du keine Freunde hast/ hattest?

Ist Deine Freundin denn nie überfordert mit Dir? Nicht bös gemeint, aber das kenne ich als gute Verscheuchungstaktik.

candle
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:03

Hallo Christa,
Christa hat geschrieben:Sie sagte, wenn ich es derzeit als Sicherheit noch brauche ist es ok.
Das spricht nun (m. E.) für die Thera. Mehr aber noch das:
Christa hat geschrieben:Sie mußte bei meinen Erzählungen an das Buch Willi Wiberg und sein unsichtbarer Freund denken.
Weil, Willi Wiberg ist toll!

Gruß
Anastasius

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Christa
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:07

Früher in der Schulzeit wurde ich viel gehänselt (bin halt nich wirklich schlank und habe auch eine Familie, die sehr unbeliebt ist). Später bzw. auch heute habe ich viele Bekannte aber fast keine Freunde. Dort wo ich aufgewachsen bin war ich, aufgrund meiner Eltern als dumm u.ä. abgestempelt. Dies hat mich sehr gepregt, so dass ich alles Menschen sehr mißtraue.
Da meine Freundin mir auch sehr viel von sich erzählt und sie auch nicht gerade wenig Probleme hat gleicht sich das (glaube ich) ganz gut aus. ich habe nicht das Gefühl, dass ich sie damit vergraule, denn dieses intensive Beziehung hat sich über Jahre schleichend entwickelt. Wir kennen uns bereits seit über 10 Jahren.

Hallo Anastius,
schön das du mir auch schreibst.
Was heißt die Abkürzung m.E.?
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:14

Meine Frage nochmal: Warum meinst Du ihr alles erzählen zu müssen? Kannst Du das irgendwie begründen? Kannst Du auch Deine Geheimnisse vor ihr hertragen oder muß sie wirklich alles wissen?

Ziehen Dich ihre Probleme nicht runter?

candle
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:22

Hallo Christa,
Christa hat geschrieben:Was heißt die Abkürzung m.E.?
Wollte damit den Umstand meiner Sicht unterstreichen (m.E. /meines Erachtens).

Gruß
Anastasius

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Christa
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:27

Ne, ihre Probleme ziehen mich nicht runter.

Es ist vielleicht schwer zu verstehen, aber in jeder Therapie war es bei mir bisher so, dass ich während der Therapiestunde meine Gefühle nicht rauslassen konnte und nach der Stunde alles rasus kam. Direkt nach der Therapiestunde ist mein Bedürfnis mit meiner Freundin zu sprechen am größten, denn durch das Gespräch komme ich aus meinem Gefühlcaos wieder raus. Da ich manchmal das Bedürfnis habe mich selbst zu verletzen ist das Gespräch für mich diesbezüglich dann auch immer eine große Entlastung.
Außerdem leide ich manchmal an disuziativen Zuständen, so dass ich häufig ein Tag nach der Therapiestunde den Inhalt der Therapie nicht mehr weiß. Durch ein Gespräch wird mir der Inhalt bewußter und ich vergesse nicht so viel.
Ach so, und ALLES erzähl ich auch nicht. Ich versuche schon auf sie zu achten. Ich sage ihr z.B. nicht, wenn ich mich selber verletzt habe oder wenn ich Suizidgedanken habe, denn ich möchte sie nicht überfordern.
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:29

Hallo Christa,

ich schließe mich weitgehend der Meinung der anderen an. Eine "Paralleltherapie" kann die eigentliche Therapie stören. Solange du derart intensiv auf deine Ersatztherapeutin (Freundin) zurückgreifst, brauchst du dich nicht auf deine Therapeutin einlassen. Beide konkurrieren miteinander, und deine Thera hat zurecht das Gefühl keine wirkliche Chance zu bekommen.


Vor allem der Zeitpunkt eurer Gespräche ist ungünstig gewählt. Du hast ja gar keine Zeit die Sitzungen für dich zu verarbeiten und sacken zu lassen. Eine Alternative wäre doch, dich ein paar Tage später mit deiner Freundin zu treffen, dann bekommt sie die Therapie nicht mehr ungefiltert vorgesetzt. Langfristig solltest du aber schon eine Trennung zwischen Therapie und Freundschaft anstreben. Das muss ja nicht 100%ig geschehen, aber deiner Therapie würde es zugute kommen.

LG

metropolis
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metropolis
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:40

na gut, wenn ich schon mit Belehrungen daherkomme, muss ich auf der anderen Seite auch eingestehen, dass ich ebenfalls eine zeitlang eine Parallelanalyse laufen hatte, um mich von belastenden Gefühlen aus der Therapie befreien zu können. Das habe ich regelrecht gebraucht. Aber schnell wurde für meine Freundin (sie ebenfalls in Therapie) und mich klar, dass es unsere Therapien behindert, wenn wir wichtige Reflektionen an eine andere Person weiterleiten. Soll heißen, das was du mit deiner Freundin besprichst, ist eigentlich wichtiges Arbeitsmaterial der Therapeutin. Diese Effekte und deren Verarbeitung machen eine Therapie erst aus.
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candle
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Beitrag Fr., 04.12.2009, 00:49

Vielleicht probierst Du mal eine Selbsthilfegruppe. Da kann man auch Suizidgedanken äußern. Du lernst andere Betroffene kennen wie auch Sozialstruktur.

Wäre schön, wenn Du Dir mehrere Standbeine aufbauen würdest.

Ich bespreche nicht mit jedem Freund das gleiche, und es ist gut so.

candle
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