Therapieende - Therapeut löst Abhängigkeit nicht auf

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Talula
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Therapieende - Therapeut löst Abhängigkeit nicht auf

Beitrag Mi., 25.11.2009, 14:54

Hallo liebe Forumsnutzer,

ich lese hier schon eine Weile mit Spannung mit (besonders über die Themen Übertragung und privater Kontakt nach der Therapie), und nun möchte ich doch mal - mit Hoffnung auf eure guten Ratschläge und Ideen - mein Problem, das ich seit eineinhalb Jahren durch meine Therapie habe, zur Diskussion stellen:

Ich bin seit mehr als drei Jahren in Therapie, tiefenpsychologisch, im Sitzen, seit etwa einem Jahr habe ich einen Termin in der Woche, davor waren es zwei. Der Grund war eine starke depressive Episode vor gut drei Jahren. Nun steht nach 240 Stunden das reguläre Ende an.

Aktuell gibt es das Problem, dass ich noch sehr wenige Stunden habe, aber bei meinem Therapeuten bis heute keine Bereitschaft erkenne, das Thema unserer Beziehung und meiner Abhängigkeit - womöglich in noch mal neu beantragten Stunden - ordentlich zu bearbeiten und aufzulösen. Es wäre, wie er sagt, möglich, dass die Therapie noch mal für bis zu 60 Stunden verlängert wird, aber das scheint ihm irgendwie zu lang zu sein ("Das wäre ja dann noch mal ein Jahr, und ist es ja auch gar nicht sicher, ob Sie dann im Sommer ins Ausland gehen.").

Ich habe ihm gesagt, dass eine Klärung unserer Beziehung für mich zur Therapie dazu gehört und dass uns die wenigen noch übrigen Stunden dazu wohl nicht reichen werden (er: "Aber 60 Stunden brauchen wir dafür auch nicht") und dass ich von 40 oder 60 weiteren Stunden ja auch nicht alle nehmen müsste (er: "Ja, da haben Sie Recht"). Aber irgendwie will er sich, wie ich finde, rauswinden aus dieser Situation und eine Verlängerung lieber vermeiden.

Was er mir stattdessen angeboten hat, ist, dass ich demnächst einmal im Monat zu einem Termin ohne Verlängerungsantrag komme. Ich frage mich, warum er das vorschlägt? Dass gegen Ende die Abstände der Stunden größer werden, macht ja durchaus Sinn, aber warum in Form von regelmäßigen inoffiziellen und für ihn unbezahlten Stunden? Kennt jemand diesen Weg eine Therapie zu beenden?

Ich würde gerne, wenn es denn sein muss, unsere Beziehung gut beenden und mich aus dieser Abhängigkeit befreien. Ich kann keine Bereitschaft meines Therapeuten erkennen, einen Platz für dieses so wichtige Thema zu schaffen. Sollte ich auf eine Verlängerung und eine ordentliche Bearbeitung/Auflösung unserer Beziehung bestehen? Sollte ich die Therapie beenden (das wesentliche Therapieziel ist erreicht) und versuchen, das Thema ohne ihn (und das würde bedeuten mehr oder weniger alleine) zu verkraften? Sollte ich seinen Vorschlag der Stunden ohne richtige Verlängerung annehmen? Woanders deswegen in Therapie zu gehen will ich eigentlich nicht, und es wäre wohl auch von seiten der Krankenkasse nicht so einfach möglich. Zur Zeit geht es mir recht schlecht deshalb. Hat jemand einen Rat?

Fortsetzung (Vorgeschichte) folgt...
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Talula
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 14:55

Hallo noch mal,

hier zur Vorgeschichte:
Vor eineinhalb Jahren begann bei mir eine wohl recht klassische (und für die Arbeit in der Therapie zum Teil förderliche) Phase starker Verliebtheit in meinen Therapeuten. Grundlage dafür, dass ich diese Gefühle (und leider auch Abhängigkeit) entwickeln konnte, war eine tiefgründige Sympathie zwischen uns, dass heißt, wie er mir bestätigt hat, in gewisser Weise auch von ihm ausgehend. Wir haben viele gemeinsame Interessen, leider neigte er dazu sich an sensiblen Punkten einzubringen mit solchen "ich auch-Sätzen", so dass er mich, wie ich finde, sehr erfolgreich und unnötig an sich gebunden hat.

Es war viel Übertragung (auf ihn als Vater, er ist entsprechend älter) in diesen Liebesgefühlen dabei. Dieser Teil meiner Liebesgefühle hat sich gelegt, und heute empfinde ich Gefühle für ihn als einen väterlichen Freund. Für mich sind die Grenzen klar, es gibt einen anderen Mann, den ich als Partner möchte, aber ich befinde mich immer noch in starker emotionaler Abhängigkeit zu meinem Therapeuten.

Diese ganze verdammte Phase meiner Liebesgefühle, einer anderen Art der Beziehung zwischen uns, die mir emotional über ein therapeutisches Arbeitsverhältnis hinausgeht, begann dadurch, dass er sich mit den Worten "Er war ja so etwas wie ein väterlicher Freund, da zähle ich mich auch dazu" neben einen langjährigen Partner von mir (der auch wesentlich älter war) gestellt hat. Ich hatte in dieser Zeit den Eindruck, dass mein Therapeut sich zuerst etwas in mich verliebt hatte, und ich habe mich nach diesem Satz voll auf diese Gefühle eingelassen.

Heute sehe ich ihn als genau das, einen väterlichen Freund, mit dem ich nach Ende der Therapie eine ebensolche Beziehung/Freundschaft auf Augenhöhe und auf Basis unserer gemeinsamen Interessen aufbauen möchte. Meinen Wunsch nach einer privaten Beziehung nach der Therapie hatte ich über eineinhalb Jahre immer mal wieder geäußert (meistens kurz vor längeren Pausen seines Urlaubs, weil ich den Druck nicht mehr aushielt), und nur wenn ich zu drängend wurde, hat er sich (leider immer sehr aggressiv) deutlich abgegrenzt, ansonsten hörte ich einige Male Sätze wie "Das entscheide ich nicht jetzt, sondern dann wann es passt" und "Gucken wir was kommt" und "Mal sehen, mit offenem Ausgang". Später kann er sich an solche Sätze nie erinnern und unterstellt mir, ich würde mir das einbilden.

Er wusste von Beginn an (seit eineinhalb Jahren) von meinen Gefühlen und dem Wunsch, das zu ermöglichen, was er mir (in meinen Augen) versprochen hat und vermutlich auch gerne haben möchte (er hat selbst keine Kinder): eine freundschaftliche Beziehung zwischen uns mit ihm als ein väterlicher Freund, in der Therapie und - versuchsweise, denn so etwas müsste man langsam aufbauen - im Anschluss an die Therapie auf richtige Weise. Er weiß von meiner Abhängigkeit, die immer noch, wenn auch weniger stark, besteht.

Ich habe mehrere Versuche gemacht, unsere Beziehung zum Thema zu machen, hatte vor einem halben Jahr auf Rat einer anderen Therapeutin auch schon ganz offensiv das Thema Abschied in den Raum gestellt. Das hat er zu diesem Zeitpunkt nicht angenommen. Seitdem und bis vor kurzem hatte ich das Thema eher für mich behalten. Wir haben bis heute nicht geschafft, meine/unsere Situation, unter der ich immer noch sehr leide, zu bearbeiten, weil er irgendwie ausweicht oder bloß aggressiv wird.

Liebe Grüße
Talula
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candle
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 17:14

Hallo Talua!

Ich finde Deinen Beitrag ganz interessant, aber habe da noch Fragen. Einiges verstehe ich da nicht.
Talula hat geschrieben: Aktuell gibt es das Problem, dass ich noch sehr wenige Stunden habe, aber bei meinem Therapeuten bis heute keine Bereitschaft erkenne, das Thema unserer Beziehung und meiner Abhängigkeit - womöglich in noch mal neu beantragten Stunden - ordentlich zu bearbeiten und aufzulösen.
Wie stellt sich denn die Abhängigkeit dar?
aber warum in Form von regelmäßigen inoffiziellen und für ihn unbezahlten Stunden?
Woher weißt Du, dass die Stunden inoffiziell sind?
Woanders deswegen in Therapie zu gehen will ich eigentlich nicht, und es wäre wohl auch von seiten der Krankenkasse nicht so einfach möglich.
Ich denke, das dürfte kein Problem sein. Du könntest ja auch die Therapieform wechseln.

Warum meinst Du, dass der Therapeut das Thema umgeht. Woran machst Du das fest?

candle
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Talula
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 17:53

Hallo Candle,

danke für Dein Interesse und die Fragen.

Also die Abhängigkeit macht sich so deutlich, dass ich im Sommer, als er für vier Wochen in Urlaub ging, dachte meine Welt bricht zusammen (allerdings gab es in der letzten Stunde vor diesem Urlaub eine heftige Diskussion über das Thema privater Kontakt nach der Therapie). Wie das so ist, ich war einige Tage völlig leer, traurig, etwas in Panik und fühlte mich völlig verlassen. In dieser Woche habe ich ähnlich reagiert, nachdem - das erste Mal seit dem Sommer - das Thema Therapieende und privater Kontakt wieder angesprochen wurde. Hatte die Nacht danach wieder nur drei Stunden schlafen können, viel geweint, fühle mich seitdem völlig verstört. Ich denke, das ist emotionale Abhängigkeit, oder?

Zu den angebotenen Stunden: Er meinte, er könnte vorschlagen, dass ich, wenn alle bewilligten Stunden um sind, für eine Zeit (wie lang auch immer, wie will man das regeln?) 1 mal im Monat ohne Verlängerungsantrag hingehe. Das würde bedeuten, diesen Stunden läge keine offizielle Bewilligung meiner Krankenkasse zu Grunde, in dem Sinne also inoffizielle Stunden.

Ja, vielleicht sollte ich mir über eine andere Therapie (Verhaltenstherapie) im Anschluss doch noch mal Gedanken machen, danke für den Hinweis!

Talula
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candle
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 17:59

Es gibt ja im Quartal ein Kontingent an "Notfallstunden". Diese habe ich auch ab und an genutzt.

Ist die Abhängigkeit denn das einzige Thema bei Dir? Ich denke, es wurde sicher oft bearbeitet, aber vielleicht hast Du diese Lösungsmöglichkeiten immer verschoben/ aufgeschoben. Du hast ja doch sehr viele Sitzungen gehabt.

Ist es im persönlichen Bereich auch so, dass Du Dich von Menschen so dermaßen abhängig machst?

Ich denke, ein Therapeutenwechsel ist in sofern sinnvoll als das Du aus welchen Gründen auch immer unbewußt einen Bogen machst. So empfand ich das beim Lesen.

Eine TherapeuTIN würde ich Dir da mal anraten.

candle
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Talula
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 18:54

Hallo Candle,
candle hat geschrieben:Es gibt ja im Quartal ein Kontingent an "Notfallstunden". Diese habe ich auch ab und an genutzt.
Gut, wenn drei oder vier solche Stunden pro Quartal möglich sind, dann meint er vielleicht solche Notfallstunden. Das Problem ist, dass er häufig nicht richtig deutlich wird, da frage ich explizit noch mal nach, vielleicht meint er es so.
candle hat geschrieben:Ist die Abhängigkeit denn das einzige Thema bei Dir? Ich denke, es wurde sicher oft bearbeitet, aber vielleicht hast Du diese Lösungsmöglichkeiten immer verschoben/ aufgeschoben. Du hast ja doch sehr viele Sitzungen gehabt.
Die Abhängigkeit zu ihm ist zur Zeit das einzig wichtig Thema, das übrig geblieben ist. In der Zeit davor gab es natürlich auch andere Themen, die wir auch bearbeitet haben.

Wieso denkst Du, dass das Thema meiner Abhängigkeit sicher oft bearbeitet wurde?
Für mich würde eine Bearbeitung bedeuten, dass man zusammen anguckt, was in der therapeutischen Beziehung passiert ist, dass der Therapeut sich etwas mitteilt, also so, wie das mit Menschen sonst im Leben möglich ist. Natürlich geht das während einer Therapie nicht, dass ein Therapeut sich vor dem Partienten öffnet, aber ich denke doch, dass es in den Abschluss einer Therapie gehören sollte, wenn es notwendig ist und dem Patienten hilft, die Probleme aus der therapeutischen Beziehung zu bearbeiten.

Erwarte ich zu viel, ist es nicht üblich und möglich in der Phase des Abschlusses sich gegenseitig noch mal ein Feedback zu geben und wenn nötig die Beziehung zu klären?
(Es ist meine erste Therapie, ich weiß nicht wie sonst Abschlüsse nach drei Jahren aussehen.)

Das Ausweichen, nachdem Du vorhin gefragt hattest:
Sein Ausweichen mache ich daran fest, dass er aggressiv wird, wenn ich das Thema anspreche, und so ein Gespräch kaum stattfinden kann.
candle hat geschrieben:Ist es im persönlichen Bereich auch so, dass Du Dich von Menschen so dermaßen abhängig machst?
Ja, ich neige denke ich schon etwas dazu, also wundern tut mich mein Zustand jetzt nicht so sehr.
candle hat geschrieben:Ich denke, ein Therapeutenwechsel ist in sofern sinnvoll als das Du aus welchen Gründen auch immer unbewußt einen Bogen machst. So empfand ich das beim Lesen.
Ja, es war so, dass ich irgendwann beschlossen hatte, meine Gefühle und den Wunsch nach privatem Kontakt ihm gegenüber nicht weiter zu thematisieren, da es außer Aggression nichts gebracht hat. Diese Zeit über, ein Jahr lang, habe einen Bogen gemacht insofern, dass ich still für mich weiter gehofft hatte, dadurch löst sich natürlich nichts auf. Stellt sich eben die Frage wie das jetzt noch schaffen?
candle hat geschrieben:Eine TherapeuTIN würde ich Dir da mal anraten..
Ja, anders könnte ich es mir auch überhaupt nicht vorstellen!

Viele grüße
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candle
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 19:18

Wieso soll sich der Therapeut mitteilen? Die therapeutische Beziehung ist doch ganz klar. Nach Abschluß der Therapie ist diese beendet. Siehst Du das jetzt anders?

Bei ihm, denke ich, wirst Du es nicht mehr schaffen. ich weiß ja nicht, was Du Dir erhoffst und die Wut hättest Du mal rauslassen sollen. Das ist ein wichtiger Aspekt- klingt kindlich, hat aber mit einer mann/ Frau- Beziehung wohl gar nichts zu tun.

Vielleicht spürt Dein Therapeut auch, dass er mit Dir nicht weiterkommt, wenn Du bei dem Thema stillschweigen bewarst, kann er schlecht hilfreich unterstützen.

candle
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Sonja_AC
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Beitrag Mi., 25.11.2009, 20:44

Hallo ich habe diesen Thread gelesen und er hat mich an mein Ende in meiner letzten Therapie erinnert. Nicht das es genauso oder auch nur so ähnlich gewesen wäre - aber die Gefühle die scheinen mir ähnlich. Ich fühlte mich "hängen gelassen" und "nicht gesehen", dass es für mich ein Abschied ist und das die Beziehung für mich sehr wichtig war und das ich vieles von mir gezeigt habe und ich fühlte mich beim Abschied darin einfach nciht gesehen. Es kam mir so vor ... so jetzt ist zuende ... das wars. Ohne Würdigung dessen was alles in der Therapie gelaufen ist, wo ich stand als ich kam, wie ich mich entwickelt habe und ohne Worte darüber was es vielleicht noch zu tun gibt. Auch wünschte ich mir ein ehrliches Feedback über meine Entwicklung aus Sicht des Therapeuten. Und da war auch ein "altes" Gefühl, das ich Abschiede kannte und Zuhause niemand über Gefühle reden durfte.
Als ich mir das alles genau überlegt hatte um was es für mich ging, habe ich mir das aufgeschrieben und klar gemacht, dass ich ein Anrecht darauf habe und dann habe ich meinem Therapeuten genau gesagt was ich mir wünsche. Eben genau so wie ich es hier schrieb. Das war gut und er hat sich darauf eingelassen. Danach fühlte ich mich nciht mehr im Stich gelassen und konnte mit dem Abschiedschmerz auch umgehen, weil ich wusste, dass dieser Schmerz dazu gehört und auch richtig ist - aber es war mir möglich zu unterscheiden, zwischen meiner echten Trauer diesen Menschen als Bezugspunkt nich tmehr zu haben und der kindlichen Trauer, dass da eine Bezugsperson weg ist.
Das ist meine Erfahrung ... vielleicht hilfts

Sonja

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Talula
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Beitrag Do., 26.11.2009, 10:23

Hallo,
ich finde so einfach ist das nicht, die therapeutische Beziehung ist klar, nur einer teilt sich mit (der Patient), der andere teilt sich nicht mit und muss sich nicht mitteilen (Therapeut). Wenn auch weniger direkt (non-verbal, mit Worten nur ansatzweise) teilt sich auch der Therapeut immer mit, bin ich der Meinung, dass ist ja gar nicht zu vermeiden. Wenn man dann, so wie ich über eineinhalb Jahre, schon den Eindruck hat, dass der Therapeut an einem hängt und einen sehr mag, so wie man selbst ihn auch, man dass als Patient aber nie besprechen kann, weil er abblockt, dann finde ich das hart und eben hinderlich die Beziehung aufzulösen.

Es geht also vor allem darum, den Therapeuten am Ende ein bißchen zum Reden zu bringen, vielleicht hat das ja hier schon mal jemand erfolgreich geschafft?
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hungryheart
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Beitrag Do., 26.11.2009, 10:33

Talula hat geschrieben:
Es geht also vor allem darum, den Therapeuten am Ende ein bißchen zum Reden zu bringen, vielleicht hat das ja hier schon mal jemand erfolgreich geschafft?

Inwiefern würde dir eine Sympathiebekundung oder sogar ein Liebesgeständnis bei der Auflösung der Abhängigkeit helfen?
Nimm was du willst und zahl dafür.

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metropolis
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Beitrag Do., 26.11.2009, 10:48

Hallo Talula,

Vielleicht hat(te) er Gefühle dir gegenüber entwickelt, das ist möglich, aber ausdrücklich zugegeben hat er es nicht. Stattdessen gibt er dir Antworten, die etwas nichtssagend sind und alles mögliche bedeuten könnten.

Vielleicht liegst du ja mit deiner Vermutung richtig, aber dein Thera möchte diese Gefühle weder in DEINE Therapie bringen noch dich durch eine gegenteilige Aussage "belügen" oder verletzen. Mit diesen vagen Aussagen ist er auf der sicheren Seite. Er tut nichts unmoralisches, in Form von privaten Kontakt zu einer Patientin suggerieren, vorschlagen oder zulassen, und er lügt dich gleichzeitig nicht an.

Oder er hat die vermuteten Geühle nicht und möchte dich aber nicht enttäuschen. Wer weiß wie du eine solche Ablehnung aufnehmen würdest.

Mal eine Frage: wie genau hat er sich denn distanziert als du ihn festnageln wolltest?

Im Übrigen, amouröse des Gefühle des Therapeuten hin oder her, er hat über die Jahre natürlich eine Bindung zu dir aufgebaut. Deshalb sind auch Therapeuten nicht davor gefeit, dass es ihnen schwerfällt, einen liebgewonnenen Patienten gehenzulassen.

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Talula
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Beitrag Do., 26.11.2009, 10:57

hungryheart hat geschrieben:[Inwiefern würde dir eine Sympathiebekundung oder sogar ein Liebesgeständnis bei der Auflösung der Abhängigkeit helfen?
Hallo hungyheart,
ich denke es würde mir Bestätigung geben, dass ich mich nicht getäuscht habe in meiner Wahrnehmung von ihm. Und es würde uns etwas auf Augenhöhe bringen, ihn etwas runter von diesem Podest (muss nichts fühlen, nichts über sich sagen), weil es dann eine gemeinsame Situation wäre. (Und drittens ist es natürlich immer schön Sympathiebekundungen zu erfahren.)

Um ein Liebesgeständnis von ihm als Mann an mich als Frau geht es dabei nicht, so etwas sehe ich zwischen uns auch nicht (mehr). Aber es gibt ja auch Liebesgefühle eines väterlichen/platonischen/intellektuellen Freundes, so etwas spüre ich schon bei ihm. Ich habe den Eindruck, wir quälen uns beide durch den Abschied, und dass es leichter sein könnte die Situation als gemeinsame Situation (siehe oben) zu bearbeiten.
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Talula
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Beitrag Do., 26.11.2009, 11:26

Hallo Metropolis,
metropolis hat geschrieben:Vielleicht hat(te) er Gefühle dir gegenüber entwickelt, das ist möglich, aber ausdrücklich zugegeben hat er es nicht. Stattdessen gibt er dir Antworten, die etwas nichtssagend sind und alles mögliche bedeuten könnten.
Ja, dieses Wechselspiel zwischen undeutlichem "Mal sehen, mal gucken was kommt, das entscheide ich dann wenn es passt" und deutlich agressivem "Nein, das werde ich auch mit Ihnen nicht machen", wenn ich nach der Möglichkeit eines privaten Kontaks im Anschluss an die Therapie gefragt hatte geht schon sehr lange so. Irgendwie finde ich ihn immer unglaubwürdig, wenn er dann manchmal plötzlich agressiv wird, ich kann dieses Nein, obwohl ja deutlich, dann so nicht annehmen.
metropolis hat geschrieben:Mal eine Frage: wie genau hat er sich denn distanziert als du ihn festnageln wolltest?
Hier gab es eine schlimme, unmögliche Begebenheit im Sommer des letzten Jahres. Ich hatte ihm meine Liebesgefühle mitgeteilt und ihn gebeten sich etwas über sich zu äußern. Ich war mir ziemlich sicher, dass er meine starke Sympathie bis Liebe (in welcher Form nun auch immer, als Mann oder Vaterfigur) erwiderte, sonst hätte ich ihn nicht so offensiv angesprochen. Er hat dann vier Sitzungen so rumgedruckst ("Ich denke, wir müssen beide an einer Orientierung arbeiten, ob das überhaupt Sinn macht, Sie hatten ja erst gerade eine längere Beziehung"), und dann in der letzten Stunde vor seinem Urlaub (vier Wochen) hat er mich aus heiterem Himmel total aggressiv (so war er vorher nie) abserviert: "Meine Liebesgefühle sind woanders, es gibt hier kein Liebesthema!". Dann Themawechsel und den Rest der Stunde nichts mehr dazu. Ich war völlig konsterniert und vor den Kopf geschlagen. Das Verrückteste war, dass ich wenige Tage später über einen Zeitraum von zwei Wochen jeden Tag einen Anruf ohne Nummer auf meinem Handy hatte, immer etwa zur selben Zeit, und als ich einmal ranging wurde wieder aufgelegt. An dem Tag als ich ihm meine Gefühle mitgeteilt hatte, hatte er auch (wie er mir dann selbst sagte) direkt nach der Stunde zwei Mal ohne Nummer auf das Handy angerufen. Noch heute denke ich, dass er das über die zwei Wochen war, es wahr wirklich verrückt.
metropolis hat geschrieben:Im Übrigen, amouröse des Gefühle des Therapeuten hin oder her, er hat über die Jahre natürlich eine Bindung zu dir aufgebaut. Deshalb sind auch Therapeuten nicht davor gefeit, dass es ihnen schwerfällt, einen liebgewonnenen Patienten gehenzulassen.
Ja, natürlich geht es Therapeuten so, ich würde mich auch nicht wundern wenn es bei ihm und mir so ist. Aber können sie das nicht auch äußern? Das fehlt mir halt. Ich denke, er ist will sehr korrekt und perfekt sein und ist deshalb auch hart gegen sich selbst, denn sonst könnte er mehr auf mich eingehen und vielleicht seinem (und meinem) Wunsch nach Fortbestand der Beziehung nach der Therapie nachkommen.

Er hat selbst zugegeben, dass sich in die Therapie etwas ähnliches eingeschlichen hat wie das Festhalten meines Vaters an mir und dass er nicht verantwortlich sein möchte, wenn ich zu wenig Unterstützung bekomme, einen Partner zu finden.

Schreckliche Situation von Klammern, Abhängigkeit, therapeutischen Regeln (kein privater Kontakt) und Unfähigkeit das zu thematisieren!

LG
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candle
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Beitrag Do., 26.11.2009, 12:40

Talula hat geschrieben:. Ich habe den Eindruck, wir quälen uns beide durch den Abschied, und dass es leichter sein könnte die Situation als gemeinsame Situation (siehe oben) zu bearbeiten.
Ich denke, das siehst Du völlig falsch. Bleib mal bei Dir- alles andere scheint bei Dir sehr massive Projektion zu sein.

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hungryheart
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Beitrag Do., 26.11.2009, 13:10

Hi Talula,

irgendwie verschwimmen da die Aspekte.
Talula hat geschrieben: ich denke es würde mir Bestätigung geben, dass ich mich nicht getäuscht habe in meiner Wahrnehmung von ihm. Und es würde uns etwas auf Augenhöhe bringen,

Bestätigung und Augenhöhe.....
das klingt sehr stark so, als sei das Zeil nicht Auflösung der Abhängigkeit, sondern weiterführung der Beziehung auf einer anderen Ebene.
Willst du ein Ende der Abhängigkeit? Eine Weiterführung der Beziehung?
Wie kommt es, dass du nicht mehr verliebt bist, sondern ihn nur noch als väterlichen Freund siehst?

Talula hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, wir quälen uns beide durch den Abschied, und dass es leichter sein könnte die Situation als gemeinsame Situation (siehe oben) zu bearbeiten.
Wenn er sich nicht verabschieden wollte, könnte er dir ja ein -den Abstinenzregeln entsprechendes Angebot einer privaten Beziehung machen, oder aber einen Verlängerungsantrag schreiben.

Macht er aber nicht.

Was mir noch auffällt: dein Titel.
Du schreibst: Therapeut löst Abhängigkeit nicht auf. Siehst du es als alleinige Aufgabe des Therapeuten, diese Abhängigkeit aufzulösen?
Nimm was du willst und zahl dafür.

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