Mammutprojekt Psychoanalyse - lohnt das?
Mammutprojekt Psychoanalyse - lohnt das?
Hallo liebe Therapieerfahrenen,
welche positiven Erfahrungen habt Ihr mit der Psychoanalyse (> 2 h / Woche über einige Jahre) gemacht?
Könnt Ihr das Verfahren aus eigener Erfahrung weiterempfehlen?
Kurz zum Hintergrund meiner Frage:
Mein Neurosengarten
Ich leide seit vielen Jahren unter chronischen Depressionen, Ängsten und Beziehungsproblemen.
"Ein gut gepflegter Neurosengarten" wie Georgette Dee sagen würde.
Therapieerfahrungen / Therapieempfehlungen
Eine kognitive Verhaltenstherapie (35h) vor einigen Jahren hat mir kurzfristig geholfen , aber nach einigen Monaten war es wieder wie vorher . Ich habe sicherlich eine Menge dazugelernt und die Therapie war auch eine gute und wichtige Erfahrung für mich, aber die Symptome waren halt wieder da. In den letzten Wochen ging es mir sehr dreckig . Als ich anfing, mich selbst zu verletzen, wurde mir klar, dass es Zeit ist, etwas zu tun. Ich hab mir für verschiedene Probleme Hilfe geholt und auch wieder einen Termin beim alten Therapeuten gemacht. Der empfahl mir eine tiefenpsychologisch orientierte Therapie oder eine Psychoanalyse, da er mit seinem Latein am Ende sei. Ich war dann bei einer Therapeutin zum Erstgespräch, die beides anbietet. Die neue Therapeutin meinte, bei mir sei eine Psychoanalyse angezeigt
mit 3 Stunden pro Woche über insgesamt 240-300 Stunden. Ahhhh!!! Ein Mammutprojekt!
Mein Problem
Ich finde, es ist ein RIESEN SCHRITT, sich in eine so aufwändige und langwierige Therapie zu begeben und ich wüsste gerne vorher, ob sich das für mich lohnt, bzw. was ich von diesem Verfahren erwarten kann. Mein Ziel ist hauptsächlich eine höhere Lebensqualität (weniger Symptome, im Alltag klar kommen). Irgendwo im Hinterkopf denke ich auch:
"Es wäre so schön, wieder heil zu werden (war ich es jemals?), aber das werde ich in diesem Leben nicht mehr erreichen."
Ich habe einiges über Psychotherapie gelesen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse zur Wirksamkeit der Langzeitanalyse sind ja nicht gerade toll. Ich glaube, die Wissenschaft hilft mir im Augenblick nicht weiter. Deshalb hab ich mich hier im Forum umgesehen. Entweder gucke ich selektiv oder es wird hauptsächlich über Probleme mit der Analyse oder dem Analytiker berichtet (oder dass man sich in ihn verliebt oder mit ihm Sex haben will). Das stimmt mich nicht gerade hoffnungsvoll. Um es mal etwas weniger sachlich auszudrücken:
Bei mir läuten die Alarmglocken und mir hängt der A. auf Grundeis!!!
Eure guten Erfahrungen?
Gibt es denn auch jemanden, der/die positive Erfahrungen mit der Psychoanalyse gemacht hat? Ich meine, außer dass Ihr Euch bei Eurer/Eurem Thera gut aufgehoben fühlt und mehr über Euch wisst (was natürlich auch gut und wichtig ist). Was hat die Analyse bei Euch verbessert? Welchen Einfluss hatte die Analyse auf Euren Alltag, auf Eure Symptome? Wie lange hat es gedauert? Wie viele Sitzungen hattet Ihr pro Woche?
Ich hab noch ein paar Probesitzungen, dann muss ich eine Entscheidung treffen, ob ich mich auf dieses Mammutprojekt einlassen will. Momentan habe ich keine Hoffnung, dass irgendetwas meine Situation verbessern könnte.
Vielleicht kann ich aus Euren Erfahrungen ein wenig Hoffnung schöpfen.
Herzliche Grüße
Der hoffnungslose Analyse-Kandidat
P.S.:
Sorry für die vielen "smileys". Hab halt eine Menge Gefühle und nicht gerade angenehme.
welche positiven Erfahrungen habt Ihr mit der Psychoanalyse (> 2 h / Woche über einige Jahre) gemacht?
Könnt Ihr das Verfahren aus eigener Erfahrung weiterempfehlen?
Kurz zum Hintergrund meiner Frage:
Mein Neurosengarten
Ich leide seit vielen Jahren unter chronischen Depressionen, Ängsten und Beziehungsproblemen.
"Ein gut gepflegter Neurosengarten" wie Georgette Dee sagen würde.
Therapieerfahrungen / Therapieempfehlungen
Eine kognitive Verhaltenstherapie (35h) vor einigen Jahren hat mir kurzfristig geholfen , aber nach einigen Monaten war es wieder wie vorher . Ich habe sicherlich eine Menge dazugelernt und die Therapie war auch eine gute und wichtige Erfahrung für mich, aber die Symptome waren halt wieder da. In den letzten Wochen ging es mir sehr dreckig . Als ich anfing, mich selbst zu verletzen, wurde mir klar, dass es Zeit ist, etwas zu tun. Ich hab mir für verschiedene Probleme Hilfe geholt und auch wieder einen Termin beim alten Therapeuten gemacht. Der empfahl mir eine tiefenpsychologisch orientierte Therapie oder eine Psychoanalyse, da er mit seinem Latein am Ende sei. Ich war dann bei einer Therapeutin zum Erstgespräch, die beides anbietet. Die neue Therapeutin meinte, bei mir sei eine Psychoanalyse angezeigt
mit 3 Stunden pro Woche über insgesamt 240-300 Stunden. Ahhhh!!! Ein Mammutprojekt!
Mein Problem
Ich finde, es ist ein RIESEN SCHRITT, sich in eine so aufwändige und langwierige Therapie zu begeben und ich wüsste gerne vorher, ob sich das für mich lohnt, bzw. was ich von diesem Verfahren erwarten kann. Mein Ziel ist hauptsächlich eine höhere Lebensqualität (weniger Symptome, im Alltag klar kommen). Irgendwo im Hinterkopf denke ich auch:
"Es wäre so schön, wieder heil zu werden (war ich es jemals?), aber das werde ich in diesem Leben nicht mehr erreichen."
Ich habe einiges über Psychotherapie gelesen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse zur Wirksamkeit der Langzeitanalyse sind ja nicht gerade toll. Ich glaube, die Wissenschaft hilft mir im Augenblick nicht weiter. Deshalb hab ich mich hier im Forum umgesehen. Entweder gucke ich selektiv oder es wird hauptsächlich über Probleme mit der Analyse oder dem Analytiker berichtet (oder dass man sich in ihn verliebt oder mit ihm Sex haben will). Das stimmt mich nicht gerade hoffnungsvoll. Um es mal etwas weniger sachlich auszudrücken:
Bei mir läuten die Alarmglocken und mir hängt der A. auf Grundeis!!!
Eure guten Erfahrungen?
Gibt es denn auch jemanden, der/die positive Erfahrungen mit der Psychoanalyse gemacht hat? Ich meine, außer dass Ihr Euch bei Eurer/Eurem Thera gut aufgehoben fühlt und mehr über Euch wisst (was natürlich auch gut und wichtig ist). Was hat die Analyse bei Euch verbessert? Welchen Einfluss hatte die Analyse auf Euren Alltag, auf Eure Symptome? Wie lange hat es gedauert? Wie viele Sitzungen hattet Ihr pro Woche?
Ich hab noch ein paar Probesitzungen, dann muss ich eine Entscheidung treffen, ob ich mich auf dieses Mammutprojekt einlassen will. Momentan habe ich keine Hoffnung, dass irgendetwas meine Situation verbessern könnte.
Vielleicht kann ich aus Euren Erfahrungen ein wenig Hoffnung schöpfen.
Herzliche Grüße
Der hoffnungslose Analyse-Kandidat
P.S.:
Sorry für die vielen "smileys". Hab halt eine Menge Gefühle und nicht gerade angenehme.
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"Angezeigt" heißt ja nicht, dass es für Dich die optimale Therapieform ist. Versuche doch bei ihr eine Tiefenpsychologische Psychotherapie.
Den Erfolg kann leider niemand vorraussehen, aber da Deine andere Therapie für Dich recht erfolgreich war, kann die nächste das auch sein.
Wieso hattest Du da nur 35 Stunden?
candle
Den Erfolg kann leider niemand vorraussehen, aber da Deine andere Therapie für Dich recht erfolgreich war, kann die nächste das auch sein.
Wieso hattest Du da nur 35 Stunden?
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Hallo Kandidat
Deine Zweifel, Befürchtungen und Ängste kann ich sehr gut nachempfinden,
denn ich befand/befinde mich in einer sehr ähnlichen Situation.
Vor vielen Jahren habe ich eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
gemacht und mir wurde damals schon eine Analyse nahegelegt. Doch damals wusste ich nicht einmal, was das ist und habe abgelehnt.
Im Mai dieses Jahres habe ich mich schließlich wieder dazu durchgerungen meinen Therapeuten aufzusuchen, weil es einfach nicht mehr so weiterging. Er schlug mir direkt wieder eine Psychoanalyse vor und sprach auch direkt von 300 Sitzungen mit bis zu vier Wochenstunden. Als ich mir das vorstellte, ist mir fast schlecht geworden. Ich sagte ihm ganz klar, dass ich auf keinen Fall wolle, dass er mir zu wichtig würde etc. - und, dass ich auf keinen Fall soviele Wochenstunden haben möchte. Auf jeden Fall haben wir den ganzen Sommer sehr ausführlich über diese ganzen Dinge gesprochen.
Schlussendlich habe ich mich dafür entschieden. Weil ich es für mich persönlich als einzigen Ausweg sehe den "ganzen alten Mist" aufzuarbeiten. Ich lasse mich darauf ein, obwohl ich die Risiken kenne. Das Vertrauen zu meinem Therapeuten ist da und ich denke, da kann was Gutes draus entstehen.
Der Beginn meiner Analyse ist nun erst drei Wochen her - ich hatte bis jetzt drei Wochenstunden. Nun soll ab nächster Woche eine Vierte hinzukommen und ich gerate wieder ins Grübeln, ob ich das wirklich tun soll. Aber sehr wahrscheinlich werde ich mich wieder dafür entscheiden.
Leider kann ich Dir nichts über die Wirksamkeit einer Analyse berichten, eben weil ich erst damit begonnen habe. Aber ich denke, Du solltest auf jeden Fall ein gutes Gefühl dabei haben, wenn Du Dich dafür entscheidest und Deine Zweifel und Ängste auf jeden Fall mit Deiner Therapeutin besprechen. Das hilft ungemein!
Alles Gute!
~silence~
Deine Zweifel, Befürchtungen und Ängste kann ich sehr gut nachempfinden,
denn ich befand/befinde mich in einer sehr ähnlichen Situation.
Vor vielen Jahren habe ich eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
gemacht und mir wurde damals schon eine Analyse nahegelegt. Doch damals wusste ich nicht einmal, was das ist und habe abgelehnt.
Im Mai dieses Jahres habe ich mich schließlich wieder dazu durchgerungen meinen Therapeuten aufzusuchen, weil es einfach nicht mehr so weiterging. Er schlug mir direkt wieder eine Psychoanalyse vor und sprach auch direkt von 300 Sitzungen mit bis zu vier Wochenstunden. Als ich mir das vorstellte, ist mir fast schlecht geworden. Ich sagte ihm ganz klar, dass ich auf keinen Fall wolle, dass er mir zu wichtig würde etc. - und, dass ich auf keinen Fall soviele Wochenstunden haben möchte. Auf jeden Fall haben wir den ganzen Sommer sehr ausführlich über diese ganzen Dinge gesprochen.
Schlussendlich habe ich mich dafür entschieden. Weil ich es für mich persönlich als einzigen Ausweg sehe den "ganzen alten Mist" aufzuarbeiten. Ich lasse mich darauf ein, obwohl ich die Risiken kenne. Das Vertrauen zu meinem Therapeuten ist da und ich denke, da kann was Gutes draus entstehen.
Der Beginn meiner Analyse ist nun erst drei Wochen her - ich hatte bis jetzt drei Wochenstunden. Nun soll ab nächster Woche eine Vierte hinzukommen und ich gerate wieder ins Grübeln, ob ich das wirklich tun soll. Aber sehr wahrscheinlich werde ich mich wieder dafür entscheiden.
Leider kann ich Dir nichts über die Wirksamkeit einer Analyse berichten, eben weil ich erst damit begonnen habe. Aber ich denke, Du solltest auf jeden Fall ein gutes Gefühl dabei haben, wenn Du Dich dafür entscheidest und Deine Zweifel und Ängste auf jeden Fall mit Deiner Therapeutin besprechen. Das hilft ungemein!
Alles Gute!
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".
Hey candle,
Danke für Deine Antwort!
Danke für Deine Antwort!
Der Therapeut und ich waren damals beide der Meinung, es ginge mir wieder gut und die Aussichten wären prächtig, dass ich es alleine weiter schaffen könnte. Irgendwie sind mir auch die Themen ausgegangen und wir haben nur noch über "klein klein" geredet. DemTherapeuten fiel auch nix mehr ein (technisch gesehen). Wobei ich trotz aller Dankbarkeit sagen muss, dass er sich auch nicht gerade verausgabt hat.candle hat geschrieben: Wieso hattest Du da nur 35 Stunden?
candle
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@ silence
Hey silence,
vielen Dank für Deine Antwort und Deinen Erfahrungsbericht!
Respekt für Deinen Mut, die Sache noch mal so gründlich anzugehen!
Wie lange hat Deine tiefenpsychologisch fundierte Therapie damals gedauert?
Hab ich das richtig verstanden, dass die beim selben Therapeuten war wie jetzt die Analyse?
Bemerkst Du eigentlich einen Unterschied in seinem Verhalten damals/jetzt? Oder ist das setting anders?
Was denkst Du hat damals noch gefehlt oder was ist/wird jetzt anders?
Sorry, dass ich Dich so löchere, aber ich dürste nach Infos.
Hey silence,
vielen Dank für Deine Antwort und Deinen Erfahrungsbericht!
Respekt für Deinen Mut, die Sache noch mal so gründlich anzugehen!
Wie lange hat Deine tiefenpsychologisch fundierte Therapie damals gedauert?
Hab ich das richtig verstanden, dass die beim selben Therapeuten war wie jetzt die Analyse?
Bemerkst Du eigentlich einen Unterschied in seinem Verhalten damals/jetzt? Oder ist das setting anders?
Was denkst Du hat damals noch gefehlt oder was ist/wird jetzt anders?
Sorry, dass ich Dich so löchere, aber ich dürste nach Infos.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 35
- Beiträge: 1968
hi kandidat....
ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, dich hier umzuhören....
die leute, die eine analyse machen werden dir mehrheitlich zuraten.
(entweder, weil es für sie wirklich hilfreich ist, oder weil sie sich einreden müssen, dass das, was sie da tun, sinnvoll ist.- wer gesteht sich schon gerne ein, dass er seine Zeit in etwas sinnloses steckt )
die leute, die eine andere therapieform haben, werden dir eher zu ihrer form raten,
(entweder, weil es für sie wirklich hilfreich ist, oder weil sie sich einreden müssen, dass das, was sie da tun, sinnvoll ist.- wer gesteht sich schon gerne ein, dass er seine Zeit in etwas sinnloses steckt )
ich habe jetzt schon häufig von therapieerfahrenen menschen und auch von therapeuten gehört, dass die methode zweitrangig ist.
am wichtigsten scheint zu sein, dass die chemie zwischen therapeut und klient stimmt.
lass doch einfach dein bauchgefühl entscheiden und lass dich nicht von einem haifen leute verwirren, die natürlich alle IHRE therapieform für die goldrichtige halten.
(oder sie vuelleicht auch, wenn sie enttäuscht wurden undifferenziert verdammen)
ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, dich hier umzuhören....
die leute, die eine analyse machen werden dir mehrheitlich zuraten.
(entweder, weil es für sie wirklich hilfreich ist, oder weil sie sich einreden müssen, dass das, was sie da tun, sinnvoll ist.- wer gesteht sich schon gerne ein, dass er seine Zeit in etwas sinnloses steckt )
die leute, die eine andere therapieform haben, werden dir eher zu ihrer form raten,
(entweder, weil es für sie wirklich hilfreich ist, oder weil sie sich einreden müssen, dass das, was sie da tun, sinnvoll ist.- wer gesteht sich schon gerne ein, dass er seine Zeit in etwas sinnloses steckt )
ich habe jetzt schon häufig von therapieerfahrenen menschen und auch von therapeuten gehört, dass die methode zweitrangig ist.
am wichtigsten scheint zu sein, dass die chemie zwischen therapeut und klient stimmt.
lass doch einfach dein bauchgefühl entscheiden und lass dich nicht von einem haifen leute verwirren, die natürlich alle IHRE therapieform für die goldrichtige halten.
(oder sie vuelleicht auch, wenn sie enttäuscht wurden undifferenziert verdammen)
Nimm was du willst und zahl dafür.
OK, klingt als hättest Du Dich schon entschlossen für die Analyse. Das habe ich nicht so rausgelesen.
Viele Erfolg dabei!
candle
Viele Erfolg dabei!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Hallo Kandidat
Du hast das ganz richtig erkannt - ich bin wieder zu demselben Therapeuten gegangen, bei dem ich auch schon vor 10 Jahren war. Ich vertraue ihm und kann ihm schon jetzt sehr viele Dinge anvertrauen - vielleicht auch, weil ich ihn schon solange kenne.
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie dauerte damals (inklusive probatorische Sitzungen) 55 Stunden. Es hätte (evtl. mit einer Analyse) weitergehen sollen, aber ich bin geflüchtet; meine Lebenssituation damals hatte sich verändert und ich dachte, damit seien alle Probleme gelöst. Ein Trugschluss. 2004 nahm ich einen erneuten Anlauf, habe aber auch da schon nach der 1. Sitzung wieder die Hosen vollgehabt.
Dieses Jahr im Mai lief es ähnlich und ich wollte wieder nach der 1. Sitzung kneifen (ich sagte per Mail ab), doch mein Analytiker ermutigte mich einen Schritt nach vorn zu machen. Du siehst also - ich bin auch ein ziemlicher Schisshase. *g*
Letztendlich konnte ich mich nur über die ganzen positiven Erfahrungen, die ich über die Jahre hinweg gesammelt habe zu diesem MammutProjekt entschließen. Mein Analytiker nannte es mal "Vorgeplänkel für das, was jetzt kommen wird". Auch schon wieder etwas beängstigend und doch hoffnungsvoll zugleich.
Die Veränderung des Settings war für mich eine sehr heikle Angelegenheit. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, mich auf die Couch zu legen. Es hat mehrere Sitzungen gebraucht, in denen wir ausschließlich darüber sprachen, bis ich es schaffte. Es ist schon sehr ungewohnt und ich weiß nicht, wielange ich noch brauche, bis ich mich dran gewöhnt habe.
Ich für meinen Teil habe in der kurzen Zeit jetzt schon Dinge auf der Couch erzählt, die ich so nie hätte sagen können. Sein Verhalten hat sich zu früher tatsächlich etwas verändert. Mein Analytiker interveniert weniger bzw. gezielter als vorher, aber das war mir von Anfang an klar. Das Schweigen auf der Couch fühlt sich auch ganz anders an.
Heute denke ich, dass ich damals einfach noch nicht bereit dafür war.
Viele Grüße
~silence~
Du hast das ganz richtig erkannt - ich bin wieder zu demselben Therapeuten gegangen, bei dem ich auch schon vor 10 Jahren war. Ich vertraue ihm und kann ihm schon jetzt sehr viele Dinge anvertrauen - vielleicht auch, weil ich ihn schon solange kenne.
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie dauerte damals (inklusive probatorische Sitzungen) 55 Stunden. Es hätte (evtl. mit einer Analyse) weitergehen sollen, aber ich bin geflüchtet; meine Lebenssituation damals hatte sich verändert und ich dachte, damit seien alle Probleme gelöst. Ein Trugschluss. 2004 nahm ich einen erneuten Anlauf, habe aber auch da schon nach der 1. Sitzung wieder die Hosen vollgehabt.
Dieses Jahr im Mai lief es ähnlich und ich wollte wieder nach der 1. Sitzung kneifen (ich sagte per Mail ab), doch mein Analytiker ermutigte mich einen Schritt nach vorn zu machen. Du siehst also - ich bin auch ein ziemlicher Schisshase. *g*
Letztendlich konnte ich mich nur über die ganzen positiven Erfahrungen, die ich über die Jahre hinweg gesammelt habe zu diesem MammutProjekt entschließen. Mein Analytiker nannte es mal "Vorgeplänkel für das, was jetzt kommen wird". Auch schon wieder etwas beängstigend und doch hoffnungsvoll zugleich.
Die Veränderung des Settings war für mich eine sehr heikle Angelegenheit. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, mich auf die Couch zu legen. Es hat mehrere Sitzungen gebraucht, in denen wir ausschließlich darüber sprachen, bis ich es schaffte. Es ist schon sehr ungewohnt und ich weiß nicht, wielange ich noch brauche, bis ich mich dran gewöhnt habe.
Ich für meinen Teil habe in der kurzen Zeit jetzt schon Dinge auf der Couch erzählt, die ich so nie hätte sagen können. Sein Verhalten hat sich zu früher tatsächlich etwas verändert. Mein Analytiker interveniert weniger bzw. gezielter als vorher, aber das war mir von Anfang an klar. Das Schweigen auf der Couch fühlt sich auch ganz anders an.
Heute denke ich, dass ich damals einfach noch nicht bereit dafür war.
Viele Grüße
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".
Hi Kandidat,
ich denke hungyheart hat das Problem deiner Frage messerscharf erkannt. Ich halt mich daher auch zurück zu sagen: Mach die und die Methode (zufällig, die die ich mache ), die ist deshalb und deshalb so toll.
Will nur auf eins hinweisen. Das dir die 35h nicht nachhaltig geholfen haben kann ich verstehen. Nicht wegen der Methode, sondern wegen der geringen Stundenzahl.
Es ist ja auch ein bisschen verpönt lange Therapie zu machen. Schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der man funktionieren muss und zwar pronto. Lange Therapien, Rehas, Kuren sind da ein Zeichen von Schwäche und wer will schon gerne schwach erscheinen? Und dann sind da noch die karikierten Helden in den Hollywood-Komödien, die immer wenn sie ein kleines Problem haben, ihren Therapeuten anrufen. Sooo will man ja auch nicht sein.
Nur geht das alles einfach an der Realität vorbei. Ein Lahmender wird nicht in ein paar Wochen zu einem soliden Ausdauerläufer. und ein hochneurotischer Mensch wird einfach nicht in 35h Stunden zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit, egal wie sehr man sich anstrengen mag und gewillt sein mag.
Klar hängt viel mit Motivation zusammen. Nicht nur Motivation in der Therapie sich zu öffnen und ehrlich zu sich zu sein, sondern vor allem Motivation das erkannte, gelernte im Alltag umzusetzen und damit meine ich nur bedingt "Übungen" gegen Ängste und Zwänge.
Die Psyche braucht einfach ihre Entwicklungszeit. Man hat jahrelang verdrängt, sich selbst beschissen, niemandem vertraut, auch sich selbst nicht. Da kann man sich nicht *schnipp* vor einen Therapeuten setzen und ehrlich zu ihm und zu sich sein, kompetent Beziehungsfähig über die Probleme reden. Könnte man das, hätte man die Therapie nicht nötig.
Also egal für welche Methode du dich entscheidest. Wenn du nachhaltige Besserung willst, wird es ein langer Weg, mit Stagnation, Rückschlägen, aber natürlich auch Fortschritten. Und der Weg wird auch nicht nach 120h, 300h oder 600h beendet sein. Er wird bis zu deinem Totenbett führen.. wenn du es willst.
ich denke hungyheart hat das Problem deiner Frage messerscharf erkannt. Ich halt mich daher auch zurück zu sagen: Mach die und die Methode (zufällig, die die ich mache ), die ist deshalb und deshalb so toll.
Will nur auf eins hinweisen. Das dir die 35h nicht nachhaltig geholfen haben kann ich verstehen. Nicht wegen der Methode, sondern wegen der geringen Stundenzahl.
Es ist ja auch ein bisschen verpönt lange Therapie zu machen. Schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft, in der man funktionieren muss und zwar pronto. Lange Therapien, Rehas, Kuren sind da ein Zeichen von Schwäche und wer will schon gerne schwach erscheinen? Und dann sind da noch die karikierten Helden in den Hollywood-Komödien, die immer wenn sie ein kleines Problem haben, ihren Therapeuten anrufen. Sooo will man ja auch nicht sein.
Nur geht das alles einfach an der Realität vorbei. Ein Lahmender wird nicht in ein paar Wochen zu einem soliden Ausdauerläufer. und ein hochneurotischer Mensch wird einfach nicht in 35h Stunden zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit, egal wie sehr man sich anstrengen mag und gewillt sein mag.
Klar hängt viel mit Motivation zusammen. Nicht nur Motivation in der Therapie sich zu öffnen und ehrlich zu sich zu sein, sondern vor allem Motivation das erkannte, gelernte im Alltag umzusetzen und damit meine ich nur bedingt "Übungen" gegen Ängste und Zwänge.
Die Psyche braucht einfach ihre Entwicklungszeit. Man hat jahrelang verdrängt, sich selbst beschissen, niemandem vertraut, auch sich selbst nicht. Da kann man sich nicht *schnipp* vor einen Therapeuten setzen und ehrlich zu ihm und zu sich sein, kompetent Beziehungsfähig über die Probleme reden. Könnte man das, hätte man die Therapie nicht nötig.
Also egal für welche Methode du dich entscheidest. Wenn du nachhaltige Besserung willst, wird es ein langer Weg, mit Stagnation, Rückschlägen, aber natürlich auch Fortschritten. Und der Weg wird auch nicht nach 120h, 300h oder 600h beendet sein. Er wird bis zu deinem Totenbett führen.. wenn du es willst.
amor fati
-
- Helferlein
- , 31
- Beiträge: 54
Das hört sich an wie ein Entweder-Oder. Dass es die 240-300 Stunden nur im Gesamtpaket gibt. Probier es, versuche es, spür nach, rede über Deine Ängste und Zweifel mit dem Therapeuten. Wenn es nichts für Dich ist, dann geh.
Du wirst nicht an die Analyse festgebunden für 300 Stunden. Du kannst immer noch frei entscheiden. Bei jedem neuen Antrag: Ja, den Weg will ich mit meinem Therapeuten weiter gehen. Nein, der Weg fühlt sich nicht gut an. Und nicht nur, wenn ein neuer Antrag fällig ist, sondern immer wieder auf die eigenen Gedanken und Zweifel hören, ihnen GEHÖR geben, sie ansprechen.
Nur würde ich empfehlen, diese Zweifel in der Therapie anzusprechen, um die Gedanken auch zu sortieren und zu klären. Es könnte ja auch Angst (vor einem selbst, vor dem Weg, vor der Veränderung) dahinter stecken.
Aber manchmal passt es wirklich nicht und in dem Fall sollte man gehen. Vielleicht ist man auch noch nicht so weit. Es kann da viele Gründe geben.
Die eine Sache ist die Therapieform, die andere der THERAPEUT. Es muss stimmen, Du musst Dich wohl fühlen. Es wird auch nicht unbedingt der erste sein, den Du aufsuchst, der für Dich richtig ist.
Keine Therapie bringt Dir was, wenn Du von Anfang an ein schlechtes Gefühl beim Therapeuten hast. Hör auf das, was von innen kommt.
Und da helfen Dir keine wissenschaftliche Literatur oder Statistiken. Was für den einen passt, passt nicht unbedingt für den anderen.
Bärenmarke
Du wirst nicht an die Analyse festgebunden für 300 Stunden. Du kannst immer noch frei entscheiden. Bei jedem neuen Antrag: Ja, den Weg will ich mit meinem Therapeuten weiter gehen. Nein, der Weg fühlt sich nicht gut an. Und nicht nur, wenn ein neuer Antrag fällig ist, sondern immer wieder auf die eigenen Gedanken und Zweifel hören, ihnen GEHÖR geben, sie ansprechen.
Nur würde ich empfehlen, diese Zweifel in der Therapie anzusprechen, um die Gedanken auch zu sortieren und zu klären. Es könnte ja auch Angst (vor einem selbst, vor dem Weg, vor der Veränderung) dahinter stecken.
Aber manchmal passt es wirklich nicht und in dem Fall sollte man gehen. Vielleicht ist man auch noch nicht so weit. Es kann da viele Gründe geben.
Die eine Sache ist die Therapieform, die andere der THERAPEUT. Es muss stimmen, Du musst Dich wohl fühlen. Es wird auch nicht unbedingt der erste sein, den Du aufsuchst, der für Dich richtig ist.
Keine Therapie bringt Dir was, wenn Du von Anfang an ein schlechtes Gefühl beim Therapeuten hast. Hör auf das, was von innen kommt.
Und da helfen Dir keine wissenschaftliche Literatur oder Statistiken. Was für den einen passt, passt nicht unbedingt für den anderen.
Bärenmarke
Hallo Kandidat,
dass die "richtige Chemie" zwischen dir und deinem Therapeuten / deiner Therapeutin sehr ausschlaggebend für den Erfolg der Therapie ist, sehe ich genau wie in den vorigen Posts. Das ist nicht zu unterschätzen, wie das den ganzen Verlauf auf vielen Ebenen beeinflusst.
Da du gefragt hast, was andere mit einer Psychoanalyse für Erfahrungen gemacht haben, gerne einige Worte von mir dazu:
Ich mache seit ziemlich genau einem Jahr eine klassische Psychoanalyse. Anfangs war ich 3 Stunden die Woche dort, nach ca. einem halben Jahr sind wir auf 4 Stunden die Woche gegangen.
Dass ich ausgerechnet in einer Analyse landete, war mehr oder minder Zufall. Ich war einfach fix und fertig, mit meinen psychischen Kräften am Ende, sah, dass mir mehr und mehr die Kontrolle entglitt und ich mehr und mehr Symptome bekam (v.a. unspezifische Angst, tiefe depressive Löcher, Beziehungschaos, das sich immer weiter hochschaukelte, und dass ich zunehmend Hilfe suchte in Alkohol - schon am Vormittag - und Selbstmordphantasien...). Als ich von einem Arzt Benzos bekam, damit ich überhaupt durch den Tag kommen konnte, suchte ich mir endlich therapeutische Hilfe, was für mich mit viel Scham besetzt war.
Jedenfalls landete ich - mehr oder minder zufällig - bei einem Analytiker, und das war - soweit ich nach einem Jahr sehen kann - ein Glückstreffer!
Was genau würde dich denn interessieren?
Ich spreche jetzt einfach mal ein zwei Gedanken ins Blaue hinein...
- Meine Symptome sind durch die Analyse vielleicht nicht zu 100% weggegangen (das werden sie wahrscheinlich auch nie, da sie zu tief mit meiner Persönlichkeit verwurzelt sind), aber sie sind handhabbar geworden. Ich verstehe mehr und mehr, was mir die einzelnen Symptome wirklich sagen und signalisieren wollen, anstatt sie vor allem nur zu bekämpfen und zu betäuben.
- Ich bekomme nach und nach eine eigene Landkarte meiner inneren Gestricktheit und meiner Verstricktheit. Das wiederum hilft mir zu verstehen, warum ich wann wie ticke. Früher stand ich häufig vor Rätseln, weshalb es so manche emotionale Einbahnstraßen in mir gibt. Und ich behandelte Teile von mir wie Fremdkörper, die ich wahlweise leugnete oder bekämpfte oder wegrationalisierte oder heftig zerstören wollte. Mit Hilfe der Analyse lerne ich, sie zu integrieren und nicht zu zerstören oder primär wegzubekommen, was für mich ein Unterschied von Tag und Nacht ist.
- Lange habe ich mit dem Rahmen gekämpft, also mit der so surrealen Couch-Situation, der Analytiker-Art im Allgemeinen und dem manchmal so unendlich bedrohlichen langen Schweigen. Inzwischen haben wir - d.h. mein Analytiker und ich - zu einer individuellen Art gefunden, wie wir in der Analyse so vorgehen können, dass ich nicht durch den Rahmen tief verschreckt werde.
- Hm, der Hammer ist an der Analyse, dass bei so häufigen Kontakten (4 Tage die Woche über einen so langen Zeitraum und mit einer solchen Tiefe) eine echt tiefe Beziehung entsteht. Es hat bei mir lange gebraucht, bis ich mich auf eine echte Beziehungsebene einlassen konnte überhaupt (und ich bin - was viel mit meinem "Problem" zu tun hat - nach einem Jahr immer noch nicht ganz dazu in der Lage). Aber je mehr ich mich einlassen kann, desto mehr können wir direkt "an uns" also an dem, was zwischen uns passiert, direkt arbeiten. Ich bin großartig darin, alles an mir und in der Welt intellektuell durchzubuchstabieren, gleich die besten Deutungen, Lösungsansätze usw. selbst zu liefern. Aber ich stehe, was meine Emotionen angeht, vor einem völlig undurchsichtigen "Etwas". Und in der Analyse gibt es keine intellektuelle Flucht davor.
- Der enorme zeitliche Umfang einer Analyse ist nicht ohne. Es ist eine Belastung, wenn man so will. Aber ich weiß, dass ich mich persönlich nicht anders in den Griff bekommen kann. Bei mir sind die Dinge sehr tief in meiner Persönlichkeit verankert. Und was 28 Jahre lang Teil der Persönlichkeit war, lässt sich leider nicht sehr schnell einfach lösen, selbst wenn ich viel über mich verstehe. Es braucht eine Beziehungserfahrung, in der die "Muster" kontinuierlich unterwandert werden. Und das geschieht für mich in der Sicherheit-gebenden Analyse.
- Es ist möglich, eine 100%-Anstellung mit einer 4-stündigen Analyse hinzubekommen. Ich selbst schaffe es. Aber gleichzeitig weiß ich, dass es besser wäre, wenn ich für die Dauer der Analyse vielleicht besser nicht so intensiv arbeiten müsste.
Soweit einige Eindrücke aus meinem Jahr Analyse... Vielleicht war es ein wenig erhellend oder interessant für dich.
Hast du sonst bestimmte Fragen?
Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deine Entscheidung und deine Suche nach Unterstützung!!
freistil
dass die "richtige Chemie" zwischen dir und deinem Therapeuten / deiner Therapeutin sehr ausschlaggebend für den Erfolg der Therapie ist, sehe ich genau wie in den vorigen Posts. Das ist nicht zu unterschätzen, wie das den ganzen Verlauf auf vielen Ebenen beeinflusst.
Da du gefragt hast, was andere mit einer Psychoanalyse für Erfahrungen gemacht haben, gerne einige Worte von mir dazu:
Ich mache seit ziemlich genau einem Jahr eine klassische Psychoanalyse. Anfangs war ich 3 Stunden die Woche dort, nach ca. einem halben Jahr sind wir auf 4 Stunden die Woche gegangen.
Dass ich ausgerechnet in einer Analyse landete, war mehr oder minder Zufall. Ich war einfach fix und fertig, mit meinen psychischen Kräften am Ende, sah, dass mir mehr und mehr die Kontrolle entglitt und ich mehr und mehr Symptome bekam (v.a. unspezifische Angst, tiefe depressive Löcher, Beziehungschaos, das sich immer weiter hochschaukelte, und dass ich zunehmend Hilfe suchte in Alkohol - schon am Vormittag - und Selbstmordphantasien...). Als ich von einem Arzt Benzos bekam, damit ich überhaupt durch den Tag kommen konnte, suchte ich mir endlich therapeutische Hilfe, was für mich mit viel Scham besetzt war.
Jedenfalls landete ich - mehr oder minder zufällig - bei einem Analytiker, und das war - soweit ich nach einem Jahr sehen kann - ein Glückstreffer!
Was genau würde dich denn interessieren?
Ich spreche jetzt einfach mal ein zwei Gedanken ins Blaue hinein...
- Meine Symptome sind durch die Analyse vielleicht nicht zu 100% weggegangen (das werden sie wahrscheinlich auch nie, da sie zu tief mit meiner Persönlichkeit verwurzelt sind), aber sie sind handhabbar geworden. Ich verstehe mehr und mehr, was mir die einzelnen Symptome wirklich sagen und signalisieren wollen, anstatt sie vor allem nur zu bekämpfen und zu betäuben.
- Ich bekomme nach und nach eine eigene Landkarte meiner inneren Gestricktheit und meiner Verstricktheit. Das wiederum hilft mir zu verstehen, warum ich wann wie ticke. Früher stand ich häufig vor Rätseln, weshalb es so manche emotionale Einbahnstraßen in mir gibt. Und ich behandelte Teile von mir wie Fremdkörper, die ich wahlweise leugnete oder bekämpfte oder wegrationalisierte oder heftig zerstören wollte. Mit Hilfe der Analyse lerne ich, sie zu integrieren und nicht zu zerstören oder primär wegzubekommen, was für mich ein Unterschied von Tag und Nacht ist.
- Lange habe ich mit dem Rahmen gekämpft, also mit der so surrealen Couch-Situation, der Analytiker-Art im Allgemeinen und dem manchmal so unendlich bedrohlichen langen Schweigen. Inzwischen haben wir - d.h. mein Analytiker und ich - zu einer individuellen Art gefunden, wie wir in der Analyse so vorgehen können, dass ich nicht durch den Rahmen tief verschreckt werde.
- Hm, der Hammer ist an der Analyse, dass bei so häufigen Kontakten (4 Tage die Woche über einen so langen Zeitraum und mit einer solchen Tiefe) eine echt tiefe Beziehung entsteht. Es hat bei mir lange gebraucht, bis ich mich auf eine echte Beziehungsebene einlassen konnte überhaupt (und ich bin - was viel mit meinem "Problem" zu tun hat - nach einem Jahr immer noch nicht ganz dazu in der Lage). Aber je mehr ich mich einlassen kann, desto mehr können wir direkt "an uns" also an dem, was zwischen uns passiert, direkt arbeiten. Ich bin großartig darin, alles an mir und in der Welt intellektuell durchzubuchstabieren, gleich die besten Deutungen, Lösungsansätze usw. selbst zu liefern. Aber ich stehe, was meine Emotionen angeht, vor einem völlig undurchsichtigen "Etwas". Und in der Analyse gibt es keine intellektuelle Flucht davor.
- Der enorme zeitliche Umfang einer Analyse ist nicht ohne. Es ist eine Belastung, wenn man so will. Aber ich weiß, dass ich mich persönlich nicht anders in den Griff bekommen kann. Bei mir sind die Dinge sehr tief in meiner Persönlichkeit verankert. Und was 28 Jahre lang Teil der Persönlichkeit war, lässt sich leider nicht sehr schnell einfach lösen, selbst wenn ich viel über mich verstehe. Es braucht eine Beziehungserfahrung, in der die "Muster" kontinuierlich unterwandert werden. Und das geschieht für mich in der Sicherheit-gebenden Analyse.
- Es ist möglich, eine 100%-Anstellung mit einer 4-stündigen Analyse hinzubekommen. Ich selbst schaffe es. Aber gleichzeitig weiß ich, dass es besser wäre, wenn ich für die Dauer der Analyse vielleicht besser nicht so intensiv arbeiten müsste.
Soweit einige Eindrücke aus meinem Jahr Analyse... Vielleicht war es ein wenig erhellend oder interessant für dich.
Hast du sonst bestimmte Fragen?
Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deine Entscheidung und deine Suche nach Unterstützung!!
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)
Hallo Freistil
Dein Post gibt auch mir sehr viel Hoffnung, da ich ja noch am Anfang stehe. Vielen lieben Dank dafür.
Ich persönlich werde ab der übernächsten Woche auch 4 Wochenstunden haben. Allerdings arbeite ich nur halbtags und könnte mir nicht vorstellen, dass mit einer Vollzeitstelle gewuppt zu bekommen. Auch, weil ich nach den Sitzungen etwas Zeit für mich zum Reflektieren brauche. Respekt wirklich, dass Du das so schaffst!
Viele Grüße
~silence~
Dein Post gibt auch mir sehr viel Hoffnung, da ich ja noch am Anfang stehe. Vielen lieben Dank dafür.
Ich persönlich werde ab der übernächsten Woche auch 4 Wochenstunden haben. Allerdings arbeite ich nur halbtags und könnte mir nicht vorstellen, dass mit einer Vollzeitstelle gewuppt zu bekommen. Auch, weil ich nach den Sitzungen etwas Zeit für mich zum Reflektieren brauche. Respekt wirklich, dass Du das so schaffst!
Viele Grüße
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 35
- Beiträge: 1968
Freistil hat geschrieben:
- Meine Symptome sind durch die Analyse vielleicht nicht zu 100% weggegangen (das werden sie wahrscheinlich auch nie, da sie zu tief mit meiner Persönlichkeit verwurzelt sind), aber sie sind handhabbar geworden. Ich verstehe mehr und mehr, was mir die einzelnen Symptome wirklich sagen und signalisieren wollen, anstatt sie vor allem nur zu bekämpfen und zu betäuben.
- Ich bekomme nach und nach eine eigene Landkarte meiner inneren Gestricktheit und meiner Verstricktheit. Das wiederum hilft mir zu verstehen, warum ich wann wie ticke. Früher stand ich häufig vor Rätseln, weshalb es so manche emotionale Einbahnstraßen in mir gibt. Und ich behandelte Teile von mir wie Fremdkörper, die ich wahlweise leugnete oder bekämpfte oder wegrationalisierte oder heftig zerstören wollte. Mit Hilfe der Analyse lerne ich, sie zu integrieren und nicht zu zerstören oder primär wegzubekommen, was für mich ein Unterschied von Tag und Nacht ist.
.......eine echt tiefe Beziehung entsteht. Es hat bei mir lange gebraucht, bis ich mich auf eine echte Beziehungsebene einlassen konnte überhaupt (und ich bin - was viel mit meinem "Problem" zu tun hat - nach einem Jahr immer noch nicht ganz dazu in der Lage). Aber je mehr ich mich einlassen kann, desto mehr können wir direkt "an uns" also an dem, was zwischen uns passiert, direkt arbeiten. l
hallo ihr.
kurzer einwurf:
all das, was du da schreibst, kann ich zu 100% auch für meine Therapie, die keine Analyse war, unterschreiben.
die symptome sind inzwischen sogar ganz weg
ich denke einfach, gespräche mit einem lebensklugen, empathischen menschen, der sich meine situation aus einer gewissen professionellen distanz anschaut helfen immer, ganz unabhängig davon, was für eine therapierichtung derjenige vertritt.
außerdem "mischen" ja viele Theras inzwischen auch.
Meine hat damals offiziell Verhaltenstherapie gemacht, hatte aber auch eine systemische Ausbildung und ursprünflich einen anayltischen Hintergrund und meinte immer, sie zieht aus allen richtungen das ihrer Meinung nach gerade Sinnvollste und "beste"
Nimm was du willst und zahl dafür.
Hallo Ihr,
herzlichen Dank für Eure Antworten!!!
Ich bin ganz gerührt, dass sich überhaupt jemand die Mühe macht zu antworten. Eure Beiträge sind zum Teil unerwartet, aber ausnahmslos hilfreich. Vielen Dank dafür!
Ich fühle mich jetzt nicht mehr ganz so allein mit dieser Entscheidung. Schon zu wissen, dass andere ähnliche Bedenken hatten/haben, gibt mir schon das Gefühl, ein Fünkchen "normaler" zu sein.
Ich denke, ich werde die Thera mal in der nächsten Sitzung auf meine Befürchtungen hinsichtlich der Analyse ansprechen. Dann seh ich ja, wie sie reagiert.
Für Eure Therapien und/oder Euren weiteren Weg alles Gute!
Ein dankbarer Kandidat
herzlichen Dank für Eure Antworten!!!
Ich bin ganz gerührt, dass sich überhaupt jemand die Mühe macht zu antworten. Eure Beiträge sind zum Teil unerwartet, aber ausnahmslos hilfreich. Vielen Dank dafür!
Ich fühle mich jetzt nicht mehr ganz so allein mit dieser Entscheidung. Schon zu wissen, dass andere ähnliche Bedenken hatten/haben, gibt mir schon das Gefühl, ein Fünkchen "normaler" zu sein.
Ich denke, ich werde die Thera mal in der nächsten Sitzung auf meine Befürchtungen hinsichtlich der Analyse ansprechen. Dann seh ich ja, wie sie reagiert.
Für Eure Therapien und/oder Euren weiteren Weg alles Gute!
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