Therapeutin anonym schreiben

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Lilien
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 00:50

Bleibt eben nur die Frage, was das auf menschlicher Ebene mit einer Person bzw. einem "Ex-Patienten" macht, wenn man ihm ein letztes klärendes Gespräch verwehrt. Ich denke, da hätte man durchaus auch noch einmal mitfühlender reagieren können.

Meine Vermutung ist nach wie vor, dass das genau dazu geführt haben könnte, dass Sternilein immer wieder den Drang verspürte, auch lange nach Beendigung der Therapie, wieder mit dieser Frau in Kontakt zu treten zu müssen/wollen. Weil es eben für sie nicht ausgereicht haben könnte, einfach zu gehen. Und ihr Verhalten auch von therapeutischer Seite aus ein klein wenig provoziert worden sein könnte.

Vermutlich würde auch ein Gespräch mit dem neuen Therapeuten ein solches Abschlussgespräch nicht ersetzen können, weil es sich hierbei um eine komplett neue und andere Beziehung handelt. Was natürlich nicht heißt, dass andere Sichtweisen des neuen Therapeuten dazu nicht hilfreich oder interessant sein können, aber sie ersetzen vermutlich nicht das eigentliche Gefühl, mit der vorherigen Therapiebeziehung komplett und auf eine friedliche Art und Weise für beide Partien, abgeschlossen zu haben.

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stern
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 01:28

Vielleicht stellt die Therapeutin sich auch die Frage: Was macht es mit einem Patienten, der gehen musste, weil er es nicht mehr ausgehalten hat, wenn er nun doch nochmals kommt. Wie soll ich dann reagieren? Wird es dann noch schlimmer? Kann bzw. will ich AUßERHALB (m)eines Therapieauftrags dafür Verantwortung übernehmen? Oder wenn bekannt sein sollte, dass bereits ein Therapie besteht (ich meine, das war der Fall): Will ich in eine laufende Therapie funken... und welche Konsequenzen hat das? Das handhaben Therapeuten mW wirklich unterschiedlich. Ihre Haltung war mW, dass mit dem neuen Therapeuten zu besprechen sei. Ist zumindest ein übliches Vorgehen. Andere wünschen, dass der aktuelle Therapeut zustimmt und so weiter und so fort.

Und was die Distanz angeht:
Die alte Therapeutin ist einfach so lieb und Empathisch und Verständnisvoll und hilfsbereit Dass ich mich in sie verliebt habe, und jetzt ihre Art ausnutze um mir Kurzfristig Linderung zu verschaffen :(
ich dachte eigentlich immer unsere Beziehung wäre gut weil ich sie so gerne hab und ihr vertraut hat und sie Empathisch ist, aber ich habe gelernt dass da Wohl noch mehr zu gehört
weil sie immer und überall für mich ansprechbar war und wir damals auch schon oft emails geschrieben haben.
Qualifiziert das eine übermäßige Distanz?

Was die Therapeutin NICHT erwiderte, war die Verliebtheit. Was macht die die zu distanzierte Therapeutin ferner aus?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen«
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Lilien
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 05:19

Stimmt, die Überlegungen der Therapeutin dazu wären tatsächlich auch interessant in Erfahrung zu bringen. Wobei der Zug da derzeit erst einmal ja abgefahren zu sein scheint, da sie ja keinen weiteren Kontakt mehr wünscht und das ist, denke ich, auch definitiv zu akzeptieren.

Das, was ich aber meinte ist folgendes: stelle Dir mal vor, Du streitest Dich mit Deinem/r Lebenspartner/in und nun kannst Du natürlich zu Deiner besten Freundin gehen, Dich dort die ganze Nacht ausheulen, Voodoo-Püppchen basteln und sie/ihn verfluchen :-D . Das mag für den Moment auch Erleichterung bringen, wirkliche Versöhnung oder Klärung tritt aber wohl erst dann ein, wenn Du das Gespräch tatsächlich mit ebendieser Person führen kannst und beide Seiten zu Wort kommen dürfen. Da sollte grundsätzlich doch erst einmal gar keine dritte Person (mit ihren eigenen, auf den anderen Menschen übertragenen Vorstellungen) dazwischenfunken. So wurde das jetzt eben einfach an den neuen Therapeuten navigiert, der aber ihren Platz dahingehend gar nicht einnehmen kann und ja auch nicht soll.

In Sternilein's Fall hätte ja auch die Möglichkeit bestanden, dass sie sich dadurch gar nicht so richtig auf die neue Therapie hätte einlassen können, weil da eben aus der vorherigen noch etwas für sich nicht geklärt werden konnte. Das waren so meine Gedanken dazu. Ob die Therapeutin nicht auch vielleicht irgendwann einmal in diese Richtung gedacht hat und was letztendlich ihre Beweggründe waren, auch darüber lässt sich ja nur erst einmal spekulieren, weil sie sich, soweit ich das richtig verstanden habe, auch dazu nicht mehr geäußert hat. Und auch das lässt eben einfach viel Spielraum für Grübeleien.


mio
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 05:36

Meiner - privaten - Erfahrung nach kann aber auch ein fürchterlicher Eiertanz entstehen wenn man sich auf so ein "Hin und Her" einlässt der dann auch niemandem weiterhilft. Ziehen Drücken und so...

Abgesehen davon: Wenn ich etwas beende dann muss ich auch mit der Konsequenz leben können dass es dann vorbei ist. Das muss man sich halt echt vorher überlegen und es bringt für den "Lerneffekt" null da dann mit der "Wankelmütigkeit" mitzugehen. Um eine "Klärung" kann es da ja auch gar nicht gehen, denn das überraschende Ende kam ja von Sternilein, nicht von der Therapeutin. Dh. die offenen Fragen könnte wenn überhaupt die Therapeutin haben, die wurde ja sozusagen "aus dem Nichts heraus" verlassen und nicht umgekehrt.

So gesehen ist einfach auch gar nix offen sondern die Sachlage absolut klar.

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Beitrag Mo., 10.08.2020, 06:08

Lilien hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 00:50 Bleibt eben nur die Frage, was das auf menschlicher Ebene mit einer Person bzw. einem "Ex-Patienten" macht, wenn man ihm ein letztes klärendes Gespräch verwehrt. Ich denke, da hätte man durchaus auch noch einmal mitfühlender reagieren können.

Meine Vermutung ist nach wie vor, dass das genau dazu geführt haben könnte, dass Sternilein immer wieder den Drang verspürte, auch lange nach Beendigung der Therapie, wieder mit dieser Frau in Kontakt zu treten zu müssen/wollen. Weil es eben für sie nicht ausgereicht haben könnte, einfach zu gehen.
dem kann ich nur zustimmen.
Es ist doch ganz ganz oft so, wenn man sich von "jemandem getrennt hat" und etwas Abstand gewonnen hat, nochmal das Bedürfnis hat, ein klärendes Gespräch zu führen.


mio
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 06:14

captcha hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 06:08 Es ist doch ganz ganz oft so, wenn man sich von "jemandem getrennt hat" und etwas Abstand gewonnen hat, nochmal das Bedürfnis hat, ein klärendes Gespräch zu führen.
Und was willst Du in solchen Fällen dann noch klären, also wenn Du diejenige bist die verlässt?

Wenn ich jemanden verlasse habe ich keinerlei Bedürfnis da noch was zu klären, das würde ich vorher versuchen. Die Trennung ist ja sozusagen das "Eingeständnis" dass es da nix mehr zu klären gibt/sich nix mehr klären lässt. Dh. ich würde mich dann allenfalls den offenen Fragen meines ehemaligen Partners stellen so dieser welche hat (aber auch das nicht endlos), aber ich selbst hätte keine mehr sonst hätte ich mich ja gar nicht erst getrennt.

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Beitrag Mo., 10.08.2020, 06:14

stern hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 01:28 Und was die Distanz angeht:
Die alte Therapeutin ist einfach so lieb und Empathisch und Verständnisvoll und hilfsbereit Dass ich mich in sie verliebt habe, und jetzt ihre Art ausnutze um mir Kurzfristig Linderung zu verschaffen :(
weil sie immer und überall für mich ansprechbar war und wir damals auch schon oft emails geschrieben haben.
Qualifiziert das eine übermäßige Distanz?
Das stimmt, das klingt nicht nach Distanz, das habe ich irgendwie überlesen.
Das klingt sogar eher nach dem Gegenteil - also dass sie damals schon viel Emails mit sternilein geschrieben hat, klingt eher danach, dass sie sich nicht gut abgrenzen konnte. Also professionell auf Distanz zu bleiben.

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Beitrag Mo., 10.08.2020, 06:22

mio hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 06:14 Die Trennung ist ja sozusagen das "Eingeständnis" dass es da nix mehr zu klären gibt/sich nix mehr klären lässt. Dh. ich würde mich dann allenfalls den offenen Fragen meines ehemaligen Partners stellen so dieser welche hat
sternilein ist ja gegangen, weil sie ihr Problem mit der Verlliebtheit mit der Therapeutin nicht klären konnte, sie hat es immer wieder angesprochen, aber keine für sie hilfreiche Antwort erhalten.
Ich denke, das kennt jeder, dass man sich von jemandem trennt, weil man sagt: ich weiss jetzt nicht weiter, ich sehe keine andere Handlungsoption mehr als zu gehen.

Und sehr häufig hat man, weil das ja nicht wirklich klärbar war in dem Moment der Trennung, später mit etwas mehr Abstand, wenn man manche Sachen klarer sieht, GERADE DANN das Bedürfnis, nochmal ein klärendes Gespräch zu suchen. Finde ich sehr logisch und nachvollziehbar und schade, wenn ein Therapeut einem das dann verwehrt.
Zuletzt geändert von captcha am Mo., 10.08.2020, 06:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 10.08.2020, 06:39

Und mio, ich wollte dir noch etwas sagen, bevor ich mich aus diesem thread verabschiede.
Du weisst, dass ich deine Beiträge sehr schätze, deine Differenziertheit, mit der du Sachen durchdenken kannst, und da hat sich auch nichts dran geändert, aber in diesem Fall möchte ich dir noch was Ernstes sagen:

Ich habe gestern einen Podcast gehört, da ging es darum, dass Menschen von sich denken "Ich bin ein Versager", "ich bin nicht normal" und darunter leiden und wie man Menschen in Therapien helfen kann, solche negativen Etiketten und Selbstzuschreibungen wieder loszuwerden.

Und ich dachte, wow, mio hat gestern in diesem Thread genau solche Etiketten verteilt:
"Du bist ein Stalker", "Du bist krank", "du bist ein Borderliner"

Es ist etwas anderes, dass man eine einzelne oder mehrere Handlungen einer Person kritisiert, z.B. "ich finde es nicht richtig, dass du Therapeutin angelogen hast indem du behauptet hast, du wärest eine aktuelle Patientin"

aber du hast sie wirklich als ganze Person abgewertet.
Nicht du "tust"
sondern du "bist"

Und wir sind in einem Forum, wo wir einander gegenseitig helfen wollen.
Ich frage mich, ob du dir bewusst bist/warst, dass du mit solchen pauschalen Etiketten wirklich Menschen verletzen kannst? Was ist, wenn sowas an jemandem hängen bleibt? Der sich das dann sehr zu Herzen nimmt?
Wenn der Ton in diesem Forum rauher wird, können sensiblere Menschen hier nicht schreiben, weil sie sich schützen müssen.

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stern
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 07:33

Lilien hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 05:19
Das, was ich aber meinte ist folgendes: stelle Dir mal vor, Du streitest Dich mit Deinem/r Lebenspartner/in und nun kannst Du natürlich zu Deiner besten Freundin gehen, Dich dort die ganze Nacht ausheulen, Voodoo-Püppchen basteln und sie/ihn verfluchen :-D . Das mag für den Moment auch Erleichterung bringen, wirkliche Versöhnung oder Klärung tritt aber wohl erst dann ein, wenn Du das Gespräch tatsächlich mit ebendieser Person führen kannst und beide Seiten zu Wort kommen dürfen. Da sollte grundsätzlich doch erst einmal gar keine dritte Person (mit ihren eigenen, auf den anderen Menschen übertragenen Vorstellungen) dazwischenfunken. So wurde das jetzt eben einfach an den neuen Therapeuten navigiert, der aber ihren Platz dahingehend gar nicht einnehmen kann und ja auch nicht soll.
Ich würde sagen, es verhielt sich ein bisschen anders. Ich trenne mich von meinem Partner. Dann sage ich, du, Ex-Schatzi, ich möchte nochmals über unsere Beziehung und meine Gefühle reden. Und dann sagt der Ex-Partner: Du, sorry, du hast dich getrennt, bespreche das jetzt mit jemand anderem. Ich glaube, letzteres habe ich sogar schon mal so oder so ähnlich geäußert, wobei eine Therapie natürlich anderen Regeln gehorcht als Privatbeziehungen.

Ich glaube, wenn man eine Therapie beendet, dann muss man wirklich auch die Konsequenzen tragen. Hängen ja auch formale Aspekte dran, eine Beendigung (egal von wem) war nie grundlos (sondern gewichtig).

Es war ja nicht so, dass die Therapeutin, WÄHREND der Therapie sagte: Suchen SIE sich eine anderen Therapeuten. Sie sagte zunächst: Das kommt vor... Sie brauchen sich nicht schämen. Öfters.

...........................
captcha hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 06:22 sternilein ist ja gegangen, weil sie ihr Problem mit der Verlliebtheit mit der Therapeutin nicht klären konnte, sie hat es immer wieder angesprochen, aber keine für sie hilfreiche Antwort erhalten.
Ich denke, das kennt jeder, dass man sich von jemandem trennt, weil man sagt: ich weiss jetzt nicht weiter, ich sehe keine andere Handlungsoption mehr als zu gehen.
Wäre das jetzt, in einem weiteren Gespräch, anders gewesen? Wäre die Therapeutin dann hilfreich gewesen bzw. lassen sich nach einer Beendigung Dinge klären, die vorher nicht klärbar waren? Das widerspricht nicht nur meiner Erfahrung, sondern auch Therapieerfahrung. Der Drops war aus meiner Sicht gelutscht. Was soll da jetzt noch kommen, wenn es schon das Eingeständnis gibt: Es geht nicht mehr weiter, bringt nichts mehr. Und wenn ein Therapeut nicht helfen kann, ist es stimmig zu beenden. Sei es vom Patienten oder Therapeuten (aber die Sicht der Therapeutin bleibt offen... also vielleicht empfand sie das gar nicht so. Hätte zwar geprüft... ein Therapeut muss eh die Entwicklung im Blick behalten, immer, aber vielleicht hätte sie das nicht als nötig angesehen, was ihren Teil angeht).

Und: Hält man nach einer Beendigung besser aus, was vorher unaushaltbar war? Das wollte ich mit obigen sagen, dass das vielleicht auch eine Rolle spielt. Erst sage ich jemandem: Ich halte das nicht mehr aus. Dann beendige das. Und anschließend gehe ich wieder auf denjenigen zu. Dann will der andere vielleicht auch nicht vertreten, sich nochmals darauf einzulassen und mglw. eine weiterer Verschlechterung herbeizuführen.

Wobei ich darauf hinweisen möchte: Wir kennen eh nur kleine Ausschnitte. Also es gab ja noch die mal ursprünglich vereinbarten Themen. Da sollte man von außen vorsichtig sein, eine fremde Therapie in die Tonne zu werfen, weil die Verliebtheit ein Problem war... anderes lief vielleicht gut. Bleibt auch offen.
Liebe Grüße
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hey_jude
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 09:50

captcha hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 06:39

Ich habe gestern einen Podcast gehört, da ging es darum, dass Menschen von sich denken "Ich bin ein Versager", "ich bin nicht normal" und darunter leiden und wie man Menschen in Therapien helfen kann, solche negativen Etiketten und Selbstzuschreibungen wieder loszuwerden.
Was für ein Podcast war das ? Den würde ich mir gerne anhören.

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Sadako
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 14:06

Was den Wunsch nach einem klärenden Gespräch angeht:
Seht ihr da keinen Unterschied zwischen einer „normalen“ Beziehung und der Beziehung zwischen Therapeut und Patient.
Letztlich hat die Therapeutin ja keine persönlichen Bedürfnisse bzw Wünsche an diese Beziehung. Der einzige Zweck der Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist es, die psychische Situation des Patienten günstig zu beeinflussen.
Sofern das therapeutisch Sinn macht und solange die gemeinsame Arbeitsbeziehung nicht völlig zerrüttet ist, sehe ich keinen Grund, warum ein solches Gespräch nicht stattfinden sollte. Abgerechnet werden kann so was auch als Sprechstundensitzung.
Es ist natürlich die Frage, ob Sternilein sich klar mit dem Anliegen: „ich möchte da noch etwas klären oder mich von etwas lösen“ , an die Therapeutin gewendet hat, oder ob ein diffuses : „ich möchte Sie noch mal wiedersehen“ im Vordergrund stand.
So etwas ist von außen nicht wirklich erkennbar.

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Sternilein
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 14:20

Ich hatte gesagt ich muss noch was lösen für mich. Da hat sie gesagt ohne Therapie Auftrag werde sie nicht an Gefühlsbewäligungs Strategien mit mir arbeiten.

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Lilien
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 14:22

mio hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 06:14
captcha hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 06:08 Es ist doch ganz ganz oft so, wenn man sich von "jemandem getrennt hat" und etwas Abstand gewonnen hat, nochmal das Bedürfnis hat, ein klärendes Gespräch zu führen.
Und was willst Du in solchen Fällen dann noch klären, also wenn Du diejenige bist die verlässt?

Wenn ich jemanden verlasse habe ich keinerlei Bedürfnis da noch was zu klären, das würde ich vorher versuchen. Die Trennung ist ja sozusagen das "Eingeständnis" dass es da nix mehr zu klären gibt/sich nix mehr klären lässt. Dh. ich würde mich dann allenfalls den offenen Fragen meines ehemaligen Partners stellen so dieser welche hat (aber auch das nicht endlos), aber ich selbst hätte keine mehr sonst hätte ich mich ja gar nicht erst getrennt.
Liebe mio,

Ich sehe das gar nicht so schwarz-weiß. Das Leben ist ein Wandel, unsere Gefühle sind wandelbar, man macht sich vielleicht den einen oder anderen Gedanken, man verändert sich oder reflektiert sein Verhalten. Warum sollte es dann nicht vorkommen, dass man nach einiger Zeit für sich spürt, dass da noch etwas ist, was man doch noch klären oder bereinigen möchte? Natürlich bleibt es dann dem Gegenüber überlassen, ob er einem diese Chance gibt oder nicht. Daran gibt es nichts zu rütteln – das ist immer eine Sachen zwischen zwei Menschen.

Aber grundsätzlich möglich ist das schon und ich würde fast behaupten, dass es auch ein bisschen mit zum Leben und der Beziehungsgestaltung dazu gehört, mal „Fehler“ zu machen, zu früh oder zu spät oder vielleicht auch überstürtzt aus einer Beziehung zu flüchten, ohne damit wirklich komplett abgeschlossen zu haben. Und gerade dann, wenn mein Gegenüber mir dieses Geschenk macht und mich noch einmal über alles sprechen lässt, warum sollte es dann keinen „Lernerfolg“ geben?


stern hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 07:33

Ich würde sagen, es verhielt sich ein bisschen anders. Ich trenne mich von meinem Partner. Dann sage ich, du, Ex-Schatzi, ich möchte nochmals über unsere Beziehung und meine Gefühle reden. Und dann sagt der Ex-Partner: Du, sorry, du hast dich getrennt, bespreche das jetzt mit jemand anderem. Ich glaube, letzteres habe ich sogar schon mal so oder so ähnlich geäußert, wobei eine Therapie natürlich anderen Regeln gehorcht als Privatbeziehungen.

Ich glaube, wenn man eine Therapie beendet, dann muss man wirklich auch die Konsequenzen tragen. Hängen ja auch formale Aspekte dran, eine Beendigung (egal von wem) war nie grundlos (sondern gewichtig).

Es war ja nicht so, dass die Therapeutin, WÄHREND der Therapie sagte: Suchen SIE sich eine anderen Therapeuten. Sie sagte zunächst: Das kommt vor... Sie brauchen sich nicht schämen. Öfters.

Liebe stern,

es war ja nur ein Beispiel zum besseren Verständnis, was ich damit meinte und bezog sich jetzt nicht 1:1 auf die Therapiesituation. Trotzdem finde ich, dass es auch aus Deinem Beispiel sehr gut hervorgeht. Wenn sich mein Partner und ich trennen und es besteht noch Klärungsbedarf von einer der beiden Seiten, was genau soll ich da mit meinem neuen Partner, der doch gar nichts mit der Situation zu tun haben dürfte, besprechen? Das ist und bleibt doch etwas zwischen meinem Ex-Partner und mir. Die neue Beziehung hat damit doch erst einmal primär nichts damit zu tun.

Für mich käme das einfach nicht infrage, würde sich nicht stimmig anfühlen. Aber jetzt gehe ich natürlich auch von mir aus.

Und Sternilein blieb in dem Fall ja auch nichts anderes mehr übrig als mit den Konsequenzen zu leben. Die Therapeutin wünscht keinen Kontakt mehr. Was nicht bedeutet, dass es nicht auch hätte anders laufen können. Vielleicht hat Deine These, dass sie aus „formalen/rechtlichen“ Gründen so gehandelt haben könnte, tatsächlich bis jetzt zu wenig Beachtung erhalten. Je länger ich darüber nachdenke, umso eher könnte ich mir auch das gut vorstellen. Nur denke ich mir trotzdem, dass sie das dann hätte doch Sternilein kommunizieren sollen/können/müssen. Wer weiß, vielleicht wären ihr dann die „anonymen Mails“ auch erspart geblieben?

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Lilien
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 14:26

Sternilein hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 14:20 Ich hatte gesagt ich muss noch was lösen für mich. Da hat sie gesagt ohne Therapie Auftrag werde sie nicht an Gefühlsbewäligungs Strategien mit mir arbeiten.
Ok, das finde ich tatsächlich dann schwierig für Dich, aber ehrlich von ihr. Das wirft jetzt schon einmal ein etwas anderes Licht auf die Sache. Dann dachte sie vielleicht, Du wolltest das noch über mehrere Sitzungen/Stunden hinweg besprechen?

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