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Sa., 08.06.2019, 20:28
Später als geplant.. Aber hier nun doch ein Fazit von dem Termin:
Das Gespräch lief ganz anders als gedacht. Wir haben total offen gesprochen, auch über ganz tiefgreifende Dinge. Hauptsächlich ging es um mein Trauma und alles, was so drum rum passiert ist. Und tatsächlich hab ich mich sehr geöffnet und ihr viel erzählt. Die Liste brauchte ich gar nicht. Letztlich erleichtert es mich aber auch, dass sie nicht gleich alles weiß.
Das hatte irgendjemand angemerkt.. Ich glaube, diese Person hatte sehr recht und ich bin froh, dass es so kam, wie es gekommen ist.
Irgendwie fühl ich mich bei ihr gut aufgehoben. Sie hat teilweise so menschlich reagiert. Damit hab ich so gar nicht gerechnet. Zwischendurch sagte sie einfach aus dem Bauch heraus, was das alles für eine "elende Scheiße" wäre, die mir da passiert ist. Aber die ganze Zeit so einfühlsam und empathisch, dass ich mich irgendwie verstanden fühlte. Das tat mir richtig gut.
Sie sprach auch wirklich ruhig mit mir und gar nicht fordernd. Als ich mich schwer tat, gab sie immer Hilfestellung.
Da war gar kein Druck. Kein erwartender Blick. Nichts. Sie schien einfach nur sehr bewegt, aber dennoch professionell.
In 2 Wochen will sie mich wieder sehen. Also wirklich sie - meinen Einwand, dass sie sowieso schon so viel zu tun hat, tat sie mit "es liegt mir aber am Herzen, dass sie, sie sind noch so jung, jetzt nicht schlimmstenfalls ein halbes Jahr leidend warten, bis ich endlich Zeit für sie habe" ab. Sie macht dafür sogar extra einen Termin möglich.
Sie sagte, sie kann mir diesen Sommer nichts mehr anbieten. Aber sie möchte mich stabilisieren, damit ich die Wartezeit nicht nur "aushalte", sondern recht gut überstehe. Das fand ich sehr herzlich.
Was die Wartezeit betrifft, sagte sie, dass sie eigentlich bis oben hin voll ist. Vor allem, weil ich nur nachmittags kann.
Aber sie möchte gern mit mir arbeiten. Deswegen versucht sie es zum Herbst hin schon möglich zu machen, möglich, dass es aber auch erst zum Winter was wird. Andere warten wohl noch länger. Vielleicht hat sie meine Geschichte berührt?
Ich habe echt sehr distanziert gesprochen. Als würde es mir gar nicht nahe gehen. Das passiert mir oft. Aber ich denke, sie hat gesehen, dass es wirklich auf mir drückt.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie einfach alles verstanden hat.. Auch wortlos. Sie gab so viel richtig wieder, was ich gar nicht ausgesprochen habe. Mir fehlten zu oft die richtigen Worte und sie fand sie dann, als sie wiederholte was ich sagte.
Zum Schluss sagte sie noch, dass sie viel Mitarbeit erwartet. Quasi 90 Prozent ich, 10 Prozent sie. Das hat mich ein wenig unter Druck gesetzt. Ich weiß noch nicht, ob ich das so schaffe. Aber ich tue es ja für mich. Ich hoffe sehr, dass sie mich da langsam hin führt und nicht gleich ab der ersten Stunde einen gewaltigen Redefluss erwartet. Sie weiß, dass ich dazu neige, zu mauern. Das hab ich ihr gesagt. Auch, dass meine letzte Therapie fast ausschließlich aus Schweigen bestand.
Vielleicht lasse ich mich auch wieder zu stark von meiner Angst leiten. Das Gespräch gestern war so gut.. Ich denke, wir schaffen das zusammen.
Den Tip mit "sei dir am besten 90 Prozent sicher" hab ich mir zu Herzen genommen.
Bei ihr sind es sogar, trotz aller Skepsis, mehr als 90 Prozent.
Sie wäre ok, wenn ich andere Therapeuten versuche. Aber das möchte ich nicht. Ich fühle mich so gut angenommen von ihr, dass ich gern mit ihr an mir arbeiten würde.
Ich bin sehr froh, dass es so lief. Auch, wenn mir das Gespräch wirklich nachhängt und ich merke, dass mich Dinge sehr leicht triggern. Vor allem vernarbte Arme von anderen Menschen. Davon habe ich mehr als genug gesehen, besonders heute auf dem CSD. Mir ist sowas vorher nie aufgefallen.. Jetzt schon. Und ich musste oft tief durchatmen.
Lange, intensive Gespräche mit der Freundin, bei der ich gestern direkt nach dem Gespräch war, halfen mir da etwas raus. Ich bin froh, dass sie da war.
Hoffentlich tut es bald etwas weniger weh.
Glaub nicht alles, was du denkst.