Angststörung, aber langer Fahrtweg zur Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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thomas41
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Angststörung, aber langer Fahrtweg zur Therapie

Beitrag So., 25.02.2018, 13:29

Liebe Foristen,

ich leide seit längerer Zeit an einer starken Angststörung mit Panikattacken.

Nun habe ich einen ambulanten Psychotherapieplatz gefunden.

Mein Problem u.a.: Ich komme da nicht ohne weiteres hin, da der Therapeut am anderen Ende der Stadt prktiziert und meine Angst - jedenfalls in der aktuellen Intensität - die Hinfahrt für mich sehr schwer wenn nicht unmöglich macht.

Weiß jemand Rat wie ich damit umgehen kann ?

Grüße Thomas

(Hinweis Admin: Betreffzeile etwas präzisiert)

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mio
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Beitrag So., 25.02.2018, 13:40

thomas41 hat geschrieben: So., 25.02.2018, 13:29 Weiß jemand Rat wie ich damit umgehen kann ?
Hast Du das Problem schon mal mit Deinem Therapeuten besprochen? Das würde ich unbedingt direkt zu Anfang machen, auch um zu verhindern, dass dieser Dein eventuelles Fernbleiben als Widerstand deutet.

Ansonsten würde ich versuchen mir klar zu machen, dass Dich die Angst nicht "umbringen" kann. Mir hat es zB. geholfen die einzelnen "Symptome" auseinander zu dividieren in Situationen die nur sehr schwer für mich erträglich waren.

Also zB. Dich fragen, was passieren wird, wenn Du zusammenbrichst. Stirbst Du? Nein, wahrscheinlich werden Menschen kommen und sich um Dich kümmern. Oder Dich zu fragen was schlimmstenfalls passiert, wenn Du Dich übergeben musst. Etc. pp., je nachdem wie Deine "Symptome" halt so sind... Es kann auch helfen wenn Du Deinen "Aufmerksamkeitsfocus" von der ängstigenden Situation "weglenkst". Also zB. indem Du anfängst im Kopf von 2678 runterzuzählen oder so was.

Ich kann Dir aus Erfahrung sagen dass einen Angst nicht umbringt. Das "denkt" man nur in diesen Situationen. Je mehr Du vermeidest desto mehr Macht bekommt die Angst. Ich würde mich aber auch nicht "unnötig" quälen. Es ist also eine Gratwanderung zwischen "drübergehen" soweit möglich und akzeptieren, wenn es wirklich zu viel wird. Beides braucht es meiner Meinung nach, wenn sich da was verändern soll.

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Philosophia
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Beitrag So., 25.02.2018, 13:46

Ich weiß nicht, ob das bei dir geht...aber ich habe die Strecke geübt...jeden Tag. Ich wollte unbedingt diese Therapie. Ich bin also mehrfach täglich die Strecke gefahren. Und anfangs kamen immer wieder Panikattacken. Hab mir frei gestellt jederzeit eine Übepause zu machen. Aber es ist mir so tatsächlich geglückt und seitdem kann ich sogar noch viel weitere Strecken zurücklegen. Achso und belohnt hab ich mich zwischendrin immer wieder.
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Kirchenmaus
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Beitrag So., 25.02.2018, 19:37

Hallo!

Ich habe versucht, mir die Strecke erträglicher zu machen. So gibt es Verkehrsmittel, mit denen ich besser zurechtkomme als mit anderen – auch wenn die Fahrt dann viel länger dauert. Aber so klappt es dann meistens.

Alles Gute!
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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thomas41
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Beitrag Mo., 26.02.2018, 22:16

Vielen Dank für die Antworten.

Ich überlege für die ersten 5, 6 Sitzungen zur Hilfe ein Benzodiazepin einzunehmen.

Einmal pro Woche für 6 Wochen ist ok. EIne Anreicherung oder Gewöhnung tritt da noch nicht ein.

Grüße Thomas

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Philosophia
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Beitrag Di., 27.02.2018, 06:11

Aber dann bist du gar nicht du selbst, wenn du hingehst, oder? Gibts da nicht was Schwächeres? Was du vielleicht einen Tag früher nehmen kannst, so dass du präsent sein kannst?
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Jenny Doe
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Beitrag Di., 27.02.2018, 07:16

Hallo thomas41,

ich hatte auch mal eine Panikstörung mit Agoraphobie entwickelt und stand vor demselben Problem wie du: Wie soll ich in die Bahn einsteigen um zum Therapeuten zu kommen? Wenn ich es schaffe in die Bahn einzusteigen um zum Therapeuten zu kommen, dann brauche ich den Therapeuten nicht mehr, dann ist mein Problem gelöst.
Ich bin eingestiegen mit dem Gedanken "Dann komme ich da halt mit einer Panikattacke an, hat den Vorteil, dass der Therapeut dann direkt sehen kann wie es mir geht".
Interessanterweise passierte genau das Gegenteil. Dadurch dass ich in die Bahn eingestiegen bin, habe ich mich bereits selbst therapiert, indem ich mir selbst die Erfahrung ermöglicht habe, dass doch gar nichts Schlimmes passiert, wenn ich mich mit meiner Angst konfrontiere und trotz Angst in die Bahn einsteigen.

Ich würde versuchen ohne Medikamenteneinfluss zum Therapeuten zu fahren. Wenn du dich betäubst wirst du nicht herausfinden, was genau Dein Problem ist. Nutz die Fahrt um nachzuspüren, was genau bei dir passiert, was genau Angst auslöst. So kannst Du besser an Deinem Problem arbeiten als wenn Du Dein Problem wegbetäubst.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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